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Deutscher " Tag in Kröpelin .

Klein- Bayern in Mecklenburg .

Die deutschvölkische Turnerschaft beider Medienburg veranstaltet am 25. Mai in Kröpelin zum Gedächtnis Schlageters einen beutschen" Tag mit Fahnenweihe, Geländeübung, Wettkämpfen, Blazmusik und anderen schönen Dingen. Am Bahnhof werden die auswärtigen Gäste von Abordnungen in Hitleruniform mit atenkreuz armbinde in Empfang genommen. Vorschrifts­mäßiger Anzug ist Sturmanzug, Hitlermüße und Hakenkreuzari­binde. Unter den Programmpunkten für die Wettkämpfe findet man Handgranatenweitwurf und Gewehrschießen aus fleinen und großen Büchsen. Jeder Schütze hat fünf Schuß. af fen, Waffenschein und Munition sind mit zu

bringen.

Man sieht, Mecklenburg bajuvarisiert sich. Die Hitleruniform ist Trumpf. Wer das Hakenkreuz schwingt, der hat auch Waffen, Muni­tion und Waffenschein. Noch einige deutsche" Tage und der alle mählich wieder fällige nächste Butsch fann steigen, um das öde Einerlei des Alltags zu unterbrechen.

Arbeitslosenfrage und Außenpolitik.

Konservativer Vorstoß gegen Macdonald. London , 23. Mai. ( WTB.) Im Unterhaus begann heute bei Einbringung der Boranschläge des Arbeitsministeriums durch Ar­beitsminister Shaw die mit großer Spannung erwartete Debatte über die Arbeitslafenpolitik der Regierung. Shaw sagte u. a., die internationale Lage sei bei Amtsantritt der Arbeiter­regierung heifel und schwierig gewesen und das britische Prestige fei geringer gewesen als seit Jahrhunderten. Die Mohammedaner und die Hindus vereinigen sich im Widerstand gegen England. Wenn nicht die englische Baumwollindustrie wiederhergestellt werde, könne der englische Handel nicht gedeihen, ebenso müßten vollkommen reue Ausfuhricdustrien entwickelt werden oder die Leute, die Eng­In­lands Feinde geworden seien, zu Freunden gemacht werden. folge des Friedens von Lausanne habe man sich die Türkei nicht in dem Maße zum Freunde gemacht wie dies hätte sein können. Die Hauptaufgabe der Regierung sei, in geschicier Weise eine freund saftliche Politif einzuleiten. Der Premierminister habe das Vertrauen wiederhergestellt( ironisches Gelächter bei der Oppo­sition). Macdonald habe das britische Prestige in den Augen der Welt erhöht( Lautes Gelächter bei der Opposition) und habe den Frieden beträchtlich näher gebracht. Es fönne nicht er­wartet werden, daß die Regierung in wenigen Monaten die riesi. gen Fehler ihrer Borgänger im Ofen wieder gutmachen fönne, sie hoffe jedoch, daß sie durch ihre Politik, die zur Befriedung Europas führe, in der Bage sein werde, die Türkei zu befriedigen und die britischen Märkte in diesen Ländern wiederherzustellen. Bis tahin müßten sicher gewisse große Ausfuhrindustrien müßig bleiben. Die Regierung werde ihr bestes tun, um diese Fehler wieder gut­zumachen durch eine Politit, die geeignet sei, Freundschaft und Frieden zu bringen. Unter lautem Beifall der Regierungsanhänger erklärte Sham weiter, eines wisse die Regierung, nämlich, daß es unmöglich sei, schlechter abzuschneiden als die letzte Regierung. Der internationale Frieden sei die Grundlage des Handels. Die Re­gierung habe in ihrer Innen- und Außenpolitik Vertrauen und Eicherheit geschaffen, so daß das englische Voil in Frieden arbeiten

fönne.

Der frühere fonservative Minister Jonnson hids begrün­bete einen Antrag auf Verminderung von Shaws Gehalt um 100 Isfund und erklärte, die Arbeiterpartei habe nichts getan, um den Krebs der Arbeitslosigkeit zu beseitigen. Sie sei seit vier Monaten im Amte und habe nicht einen einzigen neuen Plan vorgebracht. Die Erörterung gehe nicht darum, was die Außenpolitik der Re­gierung sei, sondern was sie tue, un Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen. Die Regierung habe die dem Lande gemachten Berspre chungen nicht erfüllt.

Der Liberaie Masterman erklärte, er nehme mit den meisten Liberalen in diesem Streit eine neutrale Stellung ein, er spreche jedoch seine ehrliche Enttäuschung über die Erklärungen des Arbeits ministers aus. Es sei Unfinn, vorzugeben, daß die Arbeiterpartei sich eine Stellung in den Angelegenheiten der Welt geschaffen habe. Dies könne nicht das geringste mit der Berminderung der Arbeits­losigkeit vom vergangenen Dezember bis April dieses Jahres zu tun haben. Der Antrag Sonnson Hicks bedeute jedoch ein Miß 1: anenspotum, und er werde ein solches nicht unterstützen.

Ablehnung des Mißtrauensantrages. London , 23. Mai. ( WTB.) Der Antrag der Unionisten auf Verminderung des Gehalts des Arbeitsministers fam gestern infolge technischer, sich aus der Geschäftsordnung ergebender Gründe nicht zur Abstimmung. Die Debatte wurde auf unbegrenzte Zeit vertagt. Die Regierung widersetzte sich dem Antrag Baldwin auf Schluß der Debatte. Der Antrag wurde mit 244 gegen 210 Stimmen ab= gelehnt.

Der Parlamentsberichterstatter der Daily News" meldet, zahl­reiche Liberale seien von der Zusammenkunft des liberalen Ber­bandes in Brighton noch rechtzeitig zurückgekehrt, um an der gestrigen Abstimmung im Unterhaus für die Regierung teilzunehmen.

Die Liberalen unterstützen Macdonald. Condon, 23. Mai. ( WTB.) Lord Gren erklärte auf einem Breffeempfang aus Anlaß der liberalen Konferenz in Brighton , er sehe bisher feinen Grund, den Beschluß der liberalen Partei, die fonservative Regierung zu stürzen und die Arbeiterpartei zur Re­gierung zu bringen, im Interesse des Landes zu bedauern. Bisher sei die Regierung Macdonald ebenso fest wie die anderen Parteien für verfassungsmäßige Methoden und eine parlamentarische Re­gierung eingetreten.

In gegenwärtigen Angelegen heiten sei der Regierungswechsel zum guten aus geschlagen. Macdonald habe den britischen Einfluß flug und nicht ganz ohne Erfolg zur Anwendung gebracht, um das Zusammen­wirken mit den Alliierten, insbesondere mit Frankreich , wenn Europa vor dem Zusammenbruch und dem Chaos gerettet werden solle, zu

fördern.

Leichte Besserung an der Börse.

Die Haltung der heutigen Börse war im großen und ganzen miderstandsfähig, trojdem sie in bezug auf die Zufpizung der inner­politischen Lage und die Schwierigkeiten bei der Rabinettsbildung ernste Befürchtungen hegt. Belebend wirfte die erfreuliche Ge staltung des Zahlungsmittelumlaufes nach dem neuesten Ausweis der Reichsbank. Am Devisenmarkt haben die Aufträge wiederum nachgelassen, und man erwartet nunmehr in den aller nächsten Tagen volle Zuteilung der angeforderten Devisen. Der französische Frank wies im Tauschhandel cher eine kleine Besserung auf. Täglich Geld ist unverändert zu einem Sage pon ½ pro Mille und pro Tag zu haben,

Das Flügelrad am Seddinersee.

In der letzten Septemberwoche dieses Jahres wird Berlin zwei große Ausstellungen beherbergen, die die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens zeigen sollen. Der befannte Historiker der Technik, Prof. Matschoß, gab der Presse kürzlich über Einzelheiten dieser sehr wichtigen und interessanten Ausstellun­gen, die mit einer eisenbahntechnischen Tagung verbunden sein merden, Aufschluß.

Die Ingenieure sind der Meinung, daß die Entwicklung des Eisenbahnwesens bei weitem noch nicht am Ende angelangt sei, sondern vielmehr erst am Anfang stehe. Gerade für Deutschland liege nichts näher als sich auf die technischen Aufgaben und Fort­schritte zu beschränken, die geeignet sind, den Wirkungsgrad der Eisenbahnen in wirtschaftlicher Weise zu erhöhen. So wird denn der Ausstellungspart auf dem Verschiebebahnhof Seddin, am Seddiner fee, zwischen Caputh und Ferch , ein weit umfassendes Anschauungs­material für den technischen Fortschritt bieten. Etwa 40 Dampf= lokomotiven, eine Anzahl Diesellokomotiven, die be­sonders in Rußland verwendet werden, und vor allem die neue Turbinenlotomotive werden fahrbereit vorgeführt. Seddin ist als Ausstellungsort gewählt worden, weil die dort errichteten um fangreichen Verschiebebahnhofsanlagen wie geschaffen für eine solche Ausstellung sind, während im engeren Berlin selbst ein solches Ge­lände nicht zur Verfügung steht. Alle Neuerungen im Wagenbau vom Güterwagen bis zum Speisewagen und den Sonderwagen der Eisenbahn werden zu sehen sein. Die im Hinblick auf das Unglück gewordenen Probleme des in Bellinzona besonders aktuell Signalwesens und der Weichenstellung werden eine eingehende Dar­legung erfahren. Die Ausstellung wird im übrigen alle Maschinen, Werkzeuge und sonstigen Einrichtungen zeigen, die mit dem Eisen­bahnbetrieb verbunden sind. In der zweiten Ausstellung der Tech­nischen Hochschule werden durch Zeichnungen, Modelle und Filme die Probleme des Eisenbahnwesens behandelt werden. Auf der Tagung selbst, die in der Kroll- Oper stattfindet, werden an sechs Tagungen der Reihe nach die Organisationen des Gütermassenver­fehrs unter Verwendung von Großgüterwagen mit Schnellentiadung, das neuzeitliche Lokomotiowesen, die Wirtschaftlichkeit der elektrischen 3ugförderung, die elektrischen Stellwerk- und Signalanlagen, das Eisenbahnwerkstättenwefen sowie Wirtschaftlichkeitsfragen im Eisen­bahnbetrieb behandelt werden. Die Eisenbahndirektion wird für die Besichtigung der Ausstellungen umfangreiche Verkehrsmittel bereit­stellen. Am 24. September soll u. a. eine Bremsversuchsfahrt mit einem 90 achigen D- 3ug stattfinden. Es ist zu begrüßen, daß sowohl unter unseren Ingenieuren wie bei der Eisenbahnver­waltung die flare Erkenntnis zu finden ist, daß nur der wirtschaft­lich und technisch auf der Höhe ſtehende Betrieb sich auf die Dauer rentabel gestalten läßt. Auch im Hinblick auf die Summen, die nach dem Sachverständigengutachten aus der Eisenbahn für Repara­tionszwede fließen sollen, ist eine technische und wirtschaftliche Durch organfierung des Eisenbahnwesens, die es dauernd auf der Höhe

hält, durchaus vonnöten.

Paulsen muß bleiben.

Eine Protestversammlung der Schulnotgemeinschaft.

Die Hezze und perfide Kampfesweise gegen den Stadtschulrat Genossen Paulsen hatte die Schulnotgemeinschaft veranlaßt, zu gestern abend eine Protestversammlung im Lehrervereinshaus zu veranstalten. Eltern, Lehrer und sonstige Interessierte waren dem Ruf zahlreich gefolgt, und die Versammlung flang aus in einer einstimmig angenommenen Resolution, durch die fchärfster Einspruch gegen den Abbau Paulsens erhoben, auf die Ge­fährdung des Schulwesens hingewiesen und die Stadtverord­netenversammlung aufgefordert wird, dem Abbau Paulsens nicht zuzustimmen.

Das Referat des Abends hatte die Genoffin Wegscheider. Schulnot ist Boltsnot, so führte sie aus. Das Schulleben Berlins

ist ein Bild des Berliner Lebens überhaupt. Die wirtschaftliche Not, die zu der Angst vor dem Kinde bei Tausenden von Müttern geführt hat, muß den Zusammenschluß aller herbeiführen, um die Jugend instand zu sehen, dermaleinst die Arbeit mit frischen Kräften fort zusetzen, wo sie den ermüdeten Händen der Eltern entglitten ist. Statt deffen wird die Schule abgebaut, und ein Mann wie Baulsen, der fich dagegen gewehrt hat, wird angegriffen. Paulsen, der Menschen­freund, dem Kinder keine Zahlen find, der nicht Berwaltungsbeamter in rechnerisch- mechanischem Sinne ist, muß einen ganz unsach lchen Kampf über sich ergehen lassen. Die Stelle soll erhalten, aber die Person soll abgebaut werden. Aber Paulsen'den tt nicht daran, zu weichen. Er will sich nur nicht weiter in der Stadtverordnetenversammlung anpöbeln lassen. Darum hat er um Urlaub nachgesucht. Daß dieser Urlaub ihm in Form des Sommerurlaubs gegeben worden ist, lag nicht in seiner Ab­

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sicht. Jedenfalls bleibt er in Berlin , um, wenn nötig, in den Kampf einzugreifen. Was wird Paulsen nun zum Vorwurf gemacht? Er soll die Nacktübungen des Lehrers Koch propagiert haben. In Wahrheit hat er diese gymnastischen Uebungen weder eingerichtet noch geduldet. Aber er hat sich diese Sache an­gesehen, bevor er Stellung dazu genommen hat. Ferner wird be­hauptet, daß Paulsen die Initiative gegeben hat zu einem Schul­reformoersuch und man hat ihm im Anschluß daran vorge­worfen, daß er ein uferlofer Reformer sei. In Wahrheit aber ist die Schulreform mit staatlicher Genehmigung und unter staatlicher Aufsicht vorgenommen. Auch die Demokraten haben sich zu diesen ungebührlichen Angriffen gegen Baulsen hergegeben, Angriffe, die letzten Endes sich doch nur gegen den Idealismus von Paulsen richten. Jegt weiß man übrigens, weil es jemand von der Gegenseite ausgeplaubert hat, daß die Stelle Paul fens zunächst nicht besetzt werden soll. Man fann sich über diese verlogene Methode nicht wundern, da jq in der Schuldeputation alles nur nach machtpolitischen Ge­fichtspunkten geregelt wird. In Wahrheit ist aber innerer Aufbau und Höherbildung, der Schule notwendig. Dazu jedoch braucht man einen Mann wie Bauisen. Man will aber den Aufbau der Volksschule verhindern, man ist durch­aus fulturfeindlich und hofft auf Um- und Hinterwegen die geistliche Schulaufsicht einzuführen. Damit diese Praktiken nicht aufgedeckt werden, muß Bauffen verschwinden. Genoffin Weg­scheider schloß unter großem Beifall mit dem Hinweis, daß wir nicht endlich, sondern bald siegen müssen. Nachdem Genosse Schröter, der Vorsitzende der Arbeitsge­meinschaft sozialdemokratischer Lehrer, Details aus dem perfiden Rampf gegen Baulsen, wie er vom Lokalanzeiger" betrieben wird, mitgeteilt, setzte eine lebhafte Debatte ein, bei der alle Redner sich auf Seite der guten Gache Paulsens stellten. In der Debatte wurde u. a. betont, wie notwendig es sei, daß die Arbeitsgemeinschaft sich intensiver als bisher an diesem Kampf beteilige und welche Bedeu­tung die bevorstehenden Elternbeiratswahlen haben.

Die Bestechungen im Strafgefängnis Piößensee. Ein neuer Maffenprozeß begann heute früh vor dem erweiterten Schöffengericht Wedding . Die Anklage richtete sich gegen eine Reihe von Gefängnisauffehern und Sträflingen des Plößenseer Gefängniffes, von denen aber ein großer Teil jetzt bereits die Strafe verbüßt. Von den Angeklagten ist ein Teil gar nicht erschienen. Dei angeklagten sechs Beamten sind die Strafanstaltsoberwachtmeister Otto Kühl, Gottlieb Erdmann und Wil helm Schulz, sowie die früheren Hilfswachtmeister A. Roll, Richard Schmidt und Otto Zinfe. Den Beamten wird vorgeworfen, daß fie

waren.

fich haben bestechen lassen, indem sie gegen Entgelt Kaffiber aus dem Gefängnis herausgeschafft haben. Ein weiterer Punkt der Anklage geht dahin, daß sie von den Gefangenen in großen Mengen Arbeits­matrial aus den Reparaturmerfstätten der Strafanstalt und aus den Borräten derselben gefordert haben. Den Gefangenen wurde als Zahlungsmittel für die verschafften Gegenstände Zigaretten, Kau­tabat und Rognac gegeben. Es bestand ein fefter Marktpreis..So wurde 3. B. für einen Ledermantel eine Anzahl Zigaretten und 1 bis 2 Rellen Kautabat von den ungetreuen Beamten gezahlt. Seit langer Zeit waren im Strafgefängnis Plößensee Unregelmäßig­feiten vorgekommen, die bereits mehrfach zur Einleitung von Straf­verfahren geführt hatten. Bei einer Revision im Februar 1922 wurden in Verstecken Gegenstände gefunden, die fistalisches Eigentum das zu dem Ergebnis führte, daß sich Beamte mit einer Reihe von Es wurde nunmehr ein Vermittlungsverfahren eingeleitet, Gefangenen zu Durchstechereien und zur Verschiebung des Eigentums der Strafanstalt verbündet hatten. Für die Verhandlung find 6 T angesetzt. Wir werden über die weiteren Ergebnisse berichten. Warum das Zentrum nicht Heimerich wähl Trok ganz besonderer Qualitäten ,,! Die Germania ", das Organ der Zentrumspartei , macht in it, von der Berliner Stadtverorb Betrachtung über die netenversammlung gestern vollzogene Bürgermeister­wahl den Versuch, die klägliche Haltung der Mehrheit der Zentrums­fraktion zu bemäntein. Sie schildert die langen Verhandlungen des zur Borbereitung der Wahl eingefeßten Stadtverordnetenausschusses, bei denen jede Partei versucht habe, auf dem Wege über den Bürgermeister ihre Position im Rathaus zu stärken, und fährt dann fort:

,, So tam es, daß sich die verschiedenen Kandidaten der ein­zelnen Fraktionen einander gegenüberstanden, ohne daß die fach­lichen Qualitäten gegenseitig abgewogen wurden. Ausschlag­gebend war ausschließlich das Parteiinteresse, daß nicht der tüchtigste Fachmann aus der Wahl hervorgehen würde, sondern der Parteimann, der infolge der gegenwärtigen Parteikonstellation die meisten Stimmen erhielt. Unsicher war der Ausgang dieses nicht gerade erhebenden Schauspiels deshalb, weil die augenblid= lich stärkste Fraktion, die der Mehrheitssozialisten, an ihrem Kan­didaten unter allen Umständen fefthielt. Stadtrat Heimerich aus Nürnberg hatte außerdem ganz besondere Qualitäten, fonnte je­boch infolge feiner bisherigen Tätigkeit Monistenbewegung an hervorragender Stelle

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er stand in ber nicht die Garan= fie bieten, daß er unseren Grundsägen gerecht werden würde. Unter diesen Umständen blieb der Mehrheit der Zentrumsfraktion nichts anderes übrig, als ebenfalls für Scholz zu stimmen und dadurch dessen Wahl zu sichern."

Man sieht, daß die Zentrumsleute, im Gegensatz zu anderen Parteien, die fachlichen Qualitäten der verschiedenen Kandi­daten sorgfältig abgewogen haben. Sie sind dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß der Sozialdemokrat Dr. Heimerich ganz besondere Qualitäten" hat. Leider war aber auch für die Mehrheit der Zentrumsfraktion ausschließlich das Bartei­interesse ausschlaggebend. Borsichtige forschten nach, wie Heimerich

es mit der Religion hält, und da fanden sie, daß er in der Monisten bewegung an hervorragender Stelle". gestanden hat. Unter diesen Umständen blieb troz der von der ,, Germania " betonten ganz besonderen Qualitäten Dr. Heimerichs den strenggläubigen Zentrumsleuten nur übrig, den nach Meinung des Zentrumsblattes fachlich geeigneteren Heimerich durchfallen zu lassen und die Wahl des minder geeignet erscheinenden Scholz zu sichern. Daß dieses Schuspiel nicht gerade erhebend" ist, meinen auch wir. Die ,, Germania " stellt an die Spitze ihrer Wahlbetrachtung den Satz: Mit der gestrigen Bürgermeister wahl schließt nicht gerade das erfreulichste Kapitel Berliner Kom­munalpolitik." Jawohl, die Bürgermeisterwohl ist nicht ge­rade das erfreulichste Kapitel Berliner Kommu= nalpolitif" bei der 3entrumsfrattion.

Großze Mückenschwärme in Potsdam .

Gestern abend stiegen über dem Neuen Garten in Pots= dam und dem gegenüberliegenden Rönigswald große Schwärme von Mücken, die wie schwarze Rauchwolken in Längen von 10 bis 20 Meter über dem Jungfernsee freisten, empor. Banifartig, rannten die Spaziergänger aus dem Neuen Garten und die Wasserfahrzeuge fuhren sofort ans Land. Diese Mückenschwärme dauerten ungefähr eine Dreiviertelstunde. Schwärme wieder genau an der Stelle nieder, an ber fie aufge­stiegen waren. Man sagt, daß es sogenante russische Mücken­schwärme sind, die ihre Brut im Neuen Garten und im Königs­wald ausgebrütet haben.

Dann ließen sich die

,, Volk und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Postauflage bei.

Wegen eines größeren Brandes wurde die Feuerwehr nach der

Waßmannstr. 29 alarmiert, wo die Dachstühle des Quergebäudes und Seitenflügels in solcher Ausdehnung in Flammen standen, daß mehrere Löschzüge mit Motorsprigen längere Zeit fräftig löschen mußten. Die Aufgänge waren total verqualmt, weshalb auch eine mechanische Leiter zum Angriff gegen den Brandherd benutzt werden mußte, wodurch es gelang, das Borderhaus zu schützen.

Sport- Klub Curich 02"( Mitglied des A.-A.-B. D.) Am Freitag, den 23. Mai, abends 8 1hr, finden in der Inrnhalle des Vereins Brangelitr. 128 ( an der Manteuffelftr.) große Herausforderungsfämpfe im ingen statt. Es fämpfen u.a. Alfred Maywald( Zurich ) gegen den bekannten Federgewichtler des Vereins Erich Rohler, ferner Gorran ( Zurich ) mit Engelhardt( Nordwest) im Leichtgewicht. Neste( Qu­

rich) gegen Thomas( Berolina) im Leichtgewicht. Böttcher( urich) mit libor( Berolina). Im Schwermittelgewicht Stallbaum( Lurich) gegen Klein( Köpenick ). Außerdem findet ein Jiu- Jitsu- Demonstrations fampf von Mitgliedern des Vereins statt. Gäste willkommen.

Reichsbanner Schwarz- Rof- Gold, Kameradschaft Friedrichshain hat am Freitag, den 23. Mai( heute), abends 7, Uhr, in Schmidts Gesell­schaftshaus, Fruchtstraße 36 a, Mitgliederversammlung. Republikaner als Gäste willkommen.

Untergrundbahnunglück in Paris .

Ein furchtbares Berkehrsunglück hat sich auf der Pariser Untergrundbahn, der sogenannten Metro, zugetragen, und zwar auf der Strecke nach Saint Cloud , die erst fürzlich mit den neuesten technischen Errungenschaften ausgestattet worden ist. Bei der Station Aima unweit des Trocadero fuhr ein vollbesezter Zug in voller Fahrt auf einen im Bahnhof haltenden Zug auf. Es entstand unter den Fahrgästen der beiden Züge eine entsetzliche Panit. Schmerzensschreie erfüllten die Luft. Die Anzahl der Ver­legten steht noch nicht genau fest, doch spricht man von 50 Personen, darunter sollen sich mehrere Schwerverletzte befinden. Die Polizei hat sofort eine Hilfsaktion eingeleitet.

Wetter für morgen.

Berlin und Umgegend: Etwas fühler, teils wollig ohne erhebliche Niederschläge, südwestliche Winde.

Deutschland : In ganz Deutschland Nachlassen der Gewittertätigkeit, wollig mit etwas niedrigeren Temperaturen.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

14. Kreis Neulun. Abteilungsleiterinnen! bholung der Handzettel morgen, Sonnabend, nachm. von 5-7 Uhr, Bureau Necaritraže.

10. Abt. Sonnabend abend, ab 5 Uhr, Flugblattverteilung, von Trümper, Flens­burger Straße 3, ans.

74. Abt. Zehlendorf . Frauengruppe, heute, Freitag abend 18 Uhr, bei Schnorre,

Beseabend.

31. Abt. Neuton. Am Sonnabend abend, ab 6 Uhr, Flugblattverteilung, von Röfter, Karlsgartenstr. 4, aus.