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Nr. 244 ❖ 41. Fahrgang
4. Seilage ües vorwärts
Sonntag, 25. Mai 1924
noch heute ein schöner Mensch trotz der eingefallenen Wangen, deren Fülle das Opfer der erbarmungslosen Tuberkulose geworden, und trotz des beklagenswerten Anblicks, de.n er mit dem Stumpfe seines verlorenen rechten Armes bot. Auch die Ruine seines armen Kör- pers wies noch die Spuren von dem, was«r einst war. Das ge- schmeidig« und zierliche Kind dieses Sonnenlandes, dem auch Schmerzen und Krankheit, Todesangst und Schrecken noch nicht ein einziges chaar seines krausen, schwarzen Lockenschmuckes gebleicht hatten. Sein Bild prägt« sich mir tief ein. Darum faßte ich den Beschluß, Giacomo Campi nicht aus dem Auge zu verlieren, darum regte sich der Wunsch in meinem Herzen, noch Weiteres über ihn und sein Schicksal zu erfahren. Und der Zufall, dieser groß« Freund des Menschen und des Lebens, ist mir zu Hilf« gekommen. An einem Abend, weiß der liebe Himmel, wie ich dazu kam, betrat ich ein« kleine Osteria an der Via Covour. Ich bestellte mir ein halbes Fiasko„Barbera" und kam gar rasch mit dem an meinem Tisch sitzenden Jtalioni in das Gespräch. Den Mittelpunkt der Unterhaltung bildete die feierlich« Be- stattung jener Knochenreste aus Frankreich , über die erst ein paar Tag« dahingegangen waren. Die Meinung meiner Tischgenossen war sehr geteilt. Ein ganz besonders Wohlgenährter, der wohl der edlen Gilde der„pescec�ni" �Kriegsgewinnler) angehören mochte... er hatte eine Flasche„Falerno" vor' sich stehen... war Feuer und Flamme. „So ehrt dos Vaterland seine Helden," kam es im Tone der Begeisterung von seinen fetten Lippen. Und dann fuhr er fort: „Die Ordnung ist wieder hergestellt, Freunde! Der ehrsame Bürger kann in Ruhe schlafen!" Dabei erhob er sein Glas und brach alsdann in die wie selbst- verständlich anmutenden Worte aus:„Ewiva il fascismo!"(Es lebe der Faschismus!) Und doch! Der kleine, zierliche Mensch, der dem Wohlgenährten am Tisch« gegenübersaß, setzte sofort einen Dämpfer auf diesen Enthusiasmus. „Du magst ja mit dem Krieg recht zufrieden gewesen sein, Ales- sandro," meinte er ironisch und jedes seiner Wort« bewußt betonend. „Denn du hast mit Konserven gehandelt, ich lob« mir den Frieden, denn ich verkaufe Klaviere, und für Musik und Harmonie hat der Krieg wenig Sinn. Die Lire will sich noch immer nicht erholen, und die Preise steigen, anstatt zu fallen, mit wie hohen Strafen man auch den Wucher bedroht! Basta!" Der dritte der Tafelrunde, der sich gleich dem Klavierhändler mit einem Oumto da Pasto(Vs billigen Weines) begnügt«, zollt« den Worten, die da ioeben gefallen waren, lebhaften Beifall... und in diesem Augenblicke trat, wie gerufen, ein Bild des Jammers, Giacomo Campi über die Schwell« der Osteria. Bei diesem unerwarteten und unliebsamen Anblick blieb dem Wohlgenährten seine Entgegnung im Halse stecken. Giacomo Campi handelte des Abends, nachdem er am Tage auf dem Markte seine Orangen aus Taggia losgeworden war, mit „Cerini"(Wachszündhölzer), welche die Aufschrift„Pro Mutilati" (für die Kriegsverletzten) trugen. Er trat an den Tisch und hielt uns mit der zitternden Linken die kleinen Pappschächtelchen mit den niedlichem Bildern hin, auf denen das Strandleben am Lido in wenigen Strichen, aber charak- teriftisch, wiedergegeben ist. Der Wohlgenährte knurrte etwas Unverständliches in den Bart. ?ch begriif es nicht, aber es konnte recht gut„Verdammte Bettelei" oder so ähnlich lauten. Und doch, er schämte sich osfensichtlich und nahm daher dem Mutilato drei Schachteln seiner Cerini ab. Der Klavierhändler winkte dem Camerier«(Kellner): „Geben Sie Giocamo«in Quinta Nostrano(Vs Landwein)," ordnete er an. Erst, nachdem er einen scheuen Blick des Zweifels oder der Bitte auf einen jeden von uns geworfen hatte, als gehör« er, der für das Vaterland Schwerverwundete, doch nicht in unsere Gesellschaft, nahm er Platz. Es machte den Eindruck, als habe er lang« keinen Vino mehr getrunken, denn auch dieser ist in diesen gesegneten Ge- filden von Ernte zu Ernt« trotz allem teurer geworden. Und an jenem Abend hat mir Giacomo Campi seine Geschichte im Zusammenhang erzählt. Sie ist wenig außergewöhnlich, nein, sie ist alltäglich, diese Geschichte, und kann in zwei Zeilen zusammen. gefaßt werden. Als Italien iin Frühling 1915 in den Weltkrieg eintrat, zählte Giacomo Comp! aus Taggia 19 Lenze. Er war verlobt mit Giulia Censi, die in der Zwischenzeit einem Gesunden, der unabkömmlich geblieben war, drei niedliche Kinder geschenkt hat. Giacomo aber wurde eingezogen imid kam im Sommer 1916 in das Trento an die Front. Em österreichisches Geschütz hat ihn zu dem gemacht, was er heut« ist. Infolge des Krieges und seiner Abwesenheit litt das Geschäft seines Vaters. Der alte Campi kam mehr und mehr zurück und ist schließlich im Mangel aus Kummer, nachdem sie ihn seinen
einzigen Sohn so zurückgebracht hatten, noch vor Friedensschluß gestorben. Alles, was der Mutter blieb, war das kleine Häuschen und der Orangengarten in Taggia! Das ist alles.... Viele Male hat mir Giacomo auf dem Mercato die süßen Früchte aus dem Garten seiner Mutter auf dem Mercato in San Remo gereicht. Immer mit der gleichen and seltsamen Betonung in den Worten:„Zixnczre, le ultinie arance di Taggia!" Doch eines Morgens fehlte er an der Ecke der Via Palazzo und reichte mir feine süßen Früchte nicht. Ich wußte mir keine Erklärung: bis ich heute im„Secolo XIX" das folgende las: „Man telephoniert uns aus Taggia: Gestern abend gegen sechs Uhr benützt« der 29jährige Kriegs- invalide Giacomo Campi die Abwesenheit seiner Mutter, um sich aus dem Fenster zu stürzen. Der Unglückliche war sofort tot. Er hatte im Trento seinen rechten Arm infolge einer Verwundung verloren und litt seit sieben Jahren an unheilbarer Tuberkulose." Weiter nichts.... Ich kann versichern: Wenn ich eines nicht los werde, dann ist es die Betonung des Wortes„uldme" in dem Angebot Giacomos: „Te ultim« arance di Taggial"
karlchen nimmt Sonnenbäder. Bon Karl E t tl i n ger- München . Kinder, so wie dieses Jahr habe ich mich noch nie auf die Sommerfrische gesreuti Natürlich kann ich mir's nicht leisten, in einen der teuren Kurorte zu gehen: mir ist das Dörfchen Kleinhinkelsbach warm empfohlen worden. Dort sei es noch riesig billig, well die Kühe nie auf di« Butterbörse gingen, di« Ortschaft sei rings von Umgebung umgeben, und was den Wald anbeträfe, so habe man erst voriges Jahr einen Baum gepflanzt. Dies« Beschreibung ließ mein Herz höher schlagen, denn ich bin ein fanatischer Sonnen. bädler. Die Sonne erschrickt zwar jedesmal heftig, wenn sie meinen Akt sieht, aber das ist gut zur Abhärtung(zur Abhärtung der Sonne). Und ich beschloß:„Kärtchen, du rasselst nach Kleinhinkel»- dach und badest Sonne, bis du braun bist wie ein Kongoneger!" Und meine Kleine, die Resi, sagte:„Jawohl, fahre ein bißchen zu meiner Erholung weg!" Wie ich in Klemhinkelsbach ankam, war ich ganz paff vor Be- geisterung und schrie:„Pfui Deiwel, ist es hier schön!" Nämlich, wenn man sich«in Gebirge hinzudenkt und die Wanzen im Bett hinwegdenkt, dann ist es wirklich ein entzückendes Fleckchen Erde . Und ich nahm mir vor: morgen in aller Frühe beginnt das Sonnen- gebadet Ich wachte auch morgens sehr zeitig auf, und zwar weil es av» haltend tupp-tupp-tupp machte. Das war ein Tropfen, der mir in Abständen von je emer halben Sekunde auf die Nase fiel. Weil es draußen regnete und das Dach etwas zahnlucket war. Ich sprang aus dem Bett, wand mein Hemd aus, hängte es neben dem Bett- tuch zum Trocknen auf und sah durchs Fenster: es goß in Strömen. Na, dachte ich mir, so einen Regentag muß man schon in Kauf nehmen, morgen wird es wieder schön sein! Und ich verbrachte diesen Tag in der Gaststube, wo eine köstliche Luft wehte, indem dort erst voriges Jahr einmal das Fenster geöffnet worden war Und ich schrieb meiner Resi eine Postkarte:„Ich komme mir vop wie Noah in der Arche, es fehlt nur noch ein Affe. Hättest du nicht Lust, zu kommen?" Abends schnitt ich den Daumen von meinem linken Handschuh ab, stülpte ihn mir über die Nase als Schutzvorrichtung und schlief wie ein Gott, der an Schlaflosigkeit leidet. Und morgens hatte. ich eine buntgesprenkelte Nase, weil der Handschuh abgefärbt hatte. Und es machte tupp-tupp-tupp. Wie ich zum Fenster hinaussah, waren«in paar Wolken zerbrochen. Auf der Dorfstraße war di« schönste Badegelegenheit. Na, dachte ich mir, du hast ja noch zwölf
die Grangen von Taggia. Bon E. Stilgebauer. Sie sind wundervoll süß gewesen, diese Früchts, viel aromatischer und viel saskiger und viel süßer als die, so man in Kisten von Palermo, Wessina und Catania verschickt. Und was mir am allermeisten an ihnen gefiel, sie trugen noch die immergrünen Blätter des Baumes an ihren Stielen. Sie kamen aus den Gärten Taggias, eine Stunde östlich von San Remo , wo das Capo Verde aus dem blauen Schoß« des Meeres steigt. Der junge Giacomo Campi hat sie mir immer verkauft, an der' lebhaften Ecke, wo die alte und enge Via Palazzo auf den Mercato (Marktplatz) mündet. Um zehn Saldi das Stück! Das ist weih Gott nicht billig für den, der sich daran erinnert, daß man hier vor dem Krieg einen ganzen Zweig mit 4 bis 6 leuchtenden und dunkelgelberi reifen Früchten um 29 Centesimi erhielt. Ja, der Krieg! Die Ecke, von der ich soeben sprach und an der Giacomo immer stand, ist so etwas wie das Herz San Remos. Heer bin ich neben Giacomo, dem ich die Bekanntschaft mit den Orangen von Taggia zu verdanken bobe, auch ncch auf andere San Remeser Originale gestoßen. Sie hoben mir ihren Namen nicht genannt, wie Eiaconw Campi, der mir seine Geschichte erzählte, und so figu- rieren sie denn nur als der„Blinde, der so seelenvoll die Geige streicht", und als der„Harfner", mit dem schlohweißen Barte, der mit schmelzendem Bariton di« pattiotischsten Lieder zu den Klängen seiner Saiten zum besten gibt". Ganz anders verhält es sich mit Giacomo. Di« seltsame, ja lchwermiitig« Betonung, die er aus das Wort„le ultine" legte, wen» er ai der Sttaßenecke den Passanten zurief:„Te ultine arance di Taggia, Signon"(Die letzten Apfelsinen von Taggia) ist ja in Wahr- heit der Anlaß gewesen, daß ich seine nähere Bekanntschast macht«, damals, als ich mit ihm in Geschäftsoerbindung trat. Mein Blick fiel auf einen Krüppel, einen„mutilato della ipuerra"(Kriegsverstümmelten), wie man das hicrzulandc nennt. Denn der etwa dreißigjährig« Giacomo Campi, der mir hier di« süßen Flüchte aus den Orongsngärten von Taggia anbot, verfügte nur noch über seinen linken Arm. Den rechten, mit dem er vor Jahren gearbeitet und als Schreibet feinen Lebensunterhalt verdient, hatte ihm ein Schrapnell auf dem Mcnte Baldo weggerissen. Aber das war das Schlimmste noch nicht, das war nicht alles. Giacomo Campi hatte es auf der Brust. Er hustete, trotz des wunder- vollen Klimas seiner unvergleichlichen Heimat, in das man früher und auch heute noch die Schwindsüchtigen aus allen Richtungen der Windrose schickt. Bei jener Verwundung, die ihm den Arm gekostet, hatte auch die Lunge etwas mit auf den Weg bekommen. Mit der zitternden Linken, di« ihm allein noch geblieben war, reichte er mir die süßen Früchte aus dem Orangengartsn in Taggia gerade in dem Momente, als ein feierlicher Zug von der Stazione herkommend über den Corso Umberto nach dem Mercato einbog. Gedämpftes Spiel und umflorte Trikoloren, Bersagliert mit gesenkten Waffen, gefolgt von der Geistlichkeit, der sich die Bürgerschaft in Scharen angeschlossen hatte. In der Mitte dieses Zuges zwei mit Kränzen und Falmen bedeckte Bahren. Klein und unansehnlich, kaum die Vorstellung«rrreckend, daß hier der Leichnam eines Men- fchen gebettet fein könnt«. Von San Giuseppo auf dem Berge rief die Glocke. Giacomo Campi, der eine ausgediente Militärmütze auf dem Kopfe trug, entblößte das Haupt. Ich tat es ihm nach, wußte ich doch, um was es sich hier Handeste. Im„Secolo XXI" hatte ich ja gelesen, daß man aus Frankwichs Erde zwei dort gefallen« italienische Soldaten ausgegraben hatte, und ot den Mauern San Rznwz klebten die schwarzumränderten Plakate, die die Bürgerschaft zur Teilnahme an dieser letzten Ehrenbezeugung ausforderten. Da lagen auf diesen kleinen Bahren, unter den Blumen und der Trikolore... die Knoden, die man heute nach sechs oder mehr Jahren allein noch gefunden haben mochte! Als der Zug an uns vorübergeschritten war, leuchteten die dunklen Augen Giacomo Campis, und ich wurde den Eindruck nicht los. daß er dies« armen Knochen um ihr Schicksal beneide! Er war
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