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Reihe Ludendorff. Neben ihm Graf Reventlo w. Dieser fizt bamit unmittelbar neben dem Abg. Qua az von den Deutsche nationalen.

Den britten Sektor hat im wesentlichen die Deutsche Volts= partei belegt. An dem breiten Sektor des Präsidiums hat sie auf ber einen Seite Bläge an die Deutschsozialen, darunter an unze, auf der anderen Seite noch eine Reihe von Plätzen an die National sozialistische Freiheitspartei abgeben müffen. In der ersten Reihe figen wie bisher die Abgg. Scholz und Heinze. Der Plag des Außenministers Dr. Stresemann befindet sich in der dritten Reihe. Im genannten dritten Sektor hat außerdem noch die Bane. rische Boltspartei Platz gefunden. Den vierten( Mittelſektor),

zu gewärtigen haben. Das deutsche Bolt beginnt mündig zu werden."( Deutsche Zeitung, Nr. 234.)

Die deutschnationale Presse spricht, als wolle sie von vorn­herein manifestieren, daß eine Regierung, in der Deutschnatio­nale figen, die Berhandlungen zur Wiederherstellung des Friedens erschweren werde. Das ist ihr Auftaft zu fommen den Verhandlungen!

Ungefähr!

Die Deutsche Zeitung" verleumdet den Genoffen Löbe. Die Deutsche Zeitung" beschäftigt sich mit der Frage, wer Präsident des neuen Reichstages werden wird. Sie fürch­tet, daß bei dem großen Ansehen des Genossen Löbe auch Anlaß zu folgender gewiffenloser Verleumdung:

Der Deutsche Tag in Kassel .

Warnung der Staatsregierung.

Der Amtliche Preußische Pressedienst schreibt:

Die Baterländischen Verbände Kaffel und ihnen nahestehende Gruppen planen, am 31. Mai und 1. Juni d. I. einen Deutschen Tag " in Kassel abzuhalten. Von der Preußischen Staatsregierung fonnte aus zwingenden Gründen für diese Veranstaltungen eine Ausnahme von dem durch§ 3 der Berordnung des Reichspräsidenten vom 28. Februar 1924 ergangenen allgemeinen Verbot alier Umzüge

und Bersammlungen unter freiem Himmel nicht gewährt werden. Die Staatsregierung warnt dringend vor Verstößen gegen das Berbot, da sie entschlossen ist, die Staatsautorität unbedingt aufrecht zu erhalten und mit allen Mitteln zur Geltung zu bringen. Personen, die unter Nicht­

Reihe befinden sich die Plätze des Reichskanzlers Marg und des bürgerliche Fraktionen für ihn stimmen fönnten. Das gibt ihrachtung des Berbots fich zu Umzügen zusammenzuschließen oder Bers

her bisher in dem Befiz der Demokraten war, ist jetzt fast gang in den Belig des Zentrums übergegangen. In der vorderen Reihe des Sentrums fizen wie bisher Fehrenbach und Becker- Arnsberg, in der zweiten Reihe die beiden Senioren der Partei, Herold und Spahn, und das Borstandsmitglied von Guerard. In der dritten Reichskanzlers a. D.Birth. Die Fraktion der Demokraten hat nur noch einen Spizensiz im vierten Sektor erlangt. Dort sizzt der Abg. Koch neben dem Sozialdemokraten Rune rt. In der zweiten und dritten Reihe der Demokraten befinden sich die Abgg. Erfelenz und Dernburg ( dieser neben Scheidemann ). Die Sozialdemokraten nehmen zwei halbe Sektoren ein und teilen ihre Pläke um zweiten Sektor zum Teil mit den Kommu. nisten. In der ersten Reihe der Sozialdemokraten fizzen neben Kunert Scheidemann, Müller Franken, Dr. Hertz, els und Breitscheid . Die Kommunisten haben in der ersten Reihe ihres Geftors die unter dem Namen Ruth Fischer im Breußischen Landing bekanntgewordene Abg. Frau Gohlke und den Abg. Thaelmann , dahinter die bekannten Geschäftsordnungsredner aus dem Preußischen Landtag Scholem und Kah, neben Frau Zetkin . In den Sigen werden sich nach der Wahl des Präsidiums noraussichtlich noch einige Verschiebungen ergeben, da die Sozialdemo fraten den Abg. Löbe und die Deutschnationalen den Abg. Dietrich ebenfalls Bläge in der ersten Reihe gegeben haben. Die 13. neuen Bläße, die durch die Bermehrung be: lbgeordnetenzahl notwendig geworden sind, sind in den einzelnen Settoren in den hinten bisher vorhandenen Zwischengängen angebracht worden.

Aus der Reichstagsfraktion.

Wahl des Fraktionsvorstandes.

Die Reichstagsfrattion der Vereinigten Sozialbemo Iratischen Bartei wählte den bisherigen Vorstand einstimmig wieder. Er sezt sich zusammen aus den Genossen Hermann Müller , Dittmann, Scheidemann , els und Hente als Bor sigende. Außerdem gehören dem Fraktionsvorstand an die Ge­nossen: Breitscheid , Crispien. Dißmann, Herz, Hildenbrand, Hilfer ding, Hoch, Frau Juchacz, Löbe, Schumann und Stampfer.

Deutschnationaler Auftakt.

Wie sie Berhandlungsgrundlagen schaffen. Die Deutschnationalen drängeln sich im Reichstag zur Regierung. Ihre Bresse verkündet täglich den deutschnatio­nalen Anspruch auf die Regierung und auf das Recht, im Ramen Deutschlands zum Ausland zu sprechen. So spricht die Breffe der fünftigen Regierungspartei zu erriof:

Diese Ausführungen sind für den deutschen Michel bestimmt. Herriot weiß, daß seine internationalistischen Hilfstruppen in Deutsch land diesen Schwindel mit allen Mitteln verbreiten und die französischen Absichten unterstützen werden."( Deutsche Tageszeitung", werden."( Deutsche Tageszeitung", Nr. 234.)

19 Es vergeht kein Tag, an dem der zukünftige Ministerpräsident Frankreichs , Herr Herriot, nicht seine guten Lehren dem deutschen Bolke aufzusch wazen sich bemüht. Dabei bedient er sich mit Geschick der Phrasen unserer Kapitulations. polititer. Er versichert, daß jeder Bersuch, den Frieden herzu stellen, unmöglich gemacht sei, wenn sich das deutsche Volk wieder , dem Imperialismus zuwende". Darunter versteht er das Wachsen des Einflusses der Nationalisten" und der Kommunisten. Wir be­danken uns für den guten Rat und wissen aus der Erfahrung des fehten Jahrzehnts, was wir von der Erfüllung französischer Wünsche

Fahnen".

Der vorsichtige Autor, Alfons Paquet , ein Beherrscher tultivierter Proja, ein Meister der nuancierten Sprache, ein behut. Jamer Gestalter und Deuter behutsamer und bedeutender Dinge, nennt seier Stüd: emen dramatischen Roman". Somit hat er der Rritit ihren schärften Einwand vorweggenommen und die Berant wortung jener Bühne aufgeladen, die es unternimmt, die Fahnen" aufzuführen. Die Volksbühne hat diesen dramatischen Roman" an Theater am Bülowplatz aufgeführt. Er spielt in Chicago zur Zeit der Arbeiterunruhen 1886", wie bie Regieanweisung angibt. Er beginnt mit einer Demonstrations. berfammlung, mit fnüppelnden Polizisten und der Vorbereitung des Broletariats zu einem scheinbar aussichtsreichen Kampf gegen den Fabrikanten Cyrus, von dem der Autor in Prolog des Draht ziehers", der das Stüd als" Puppenspiel" deflariert, folgendes jagt: Seht Cyrus hier, den Mann mit starten Rnochen, als seine Mutter much lag in den Wochen, las er schon Zeitung, buchstabiert das Ein­malein und lernte teď verwechseln Mein und Dein". Ein Kapitalist also von Geburt. Wir kennen ihn und seinesgleichen und wissen, wie Kämpfe, die man gegen ihn unternimmt, vorläufig ausgehen müssen. Auch in Paquets Fahnen" bleibt die auf dem Grundfaz Der Verwechslung von Mein und Dein aufgebaute Gesellschafts­ordnung fiegreich. Das Stück schließt mit dem Begräbnis der ge­henften Rämpfer. Also mit der Niederlage.

Und dennoch nicht mit der Niederlage! Ein aiter Arbeiter. führer, für den Kampf zu friedlich und für Begräbnisse noch gerade genug Empörer, fagt über die Leichen: Ihr Erstlinge in dem geöff. neten Boden dieses Landes. Diese Erde ist unser von nun an". Dann befiehlt er: Senft die Fahnen. Gedenkt der Freiheit." Und eine Stimme tuft: Freiheit". Es ist das Echo der Welt auf die proletarische Leichenrede. Es ist eine von jenen Niederlagen, die im Grunde Siege sind. Es ist die Eroberung eines Landes durch Ein pflanzung von Leichen, Uns wird ein Boden zur Heimat, in dem mir unsere Toten begraben. Die bürgerliche Gesellschaft erobert durch Mord. Wir erobern durch Opfer. Ihr Leben ist Tod. Unser Tod ist Leben. Das ist eine alte Wahrheit. Wir wollen es dennoch dem Dichter Alfons Paquet nicht vergessen, daß er die Notwendigkeit fühlt, diese Wahrheit zu wiederholen.

Dieser bramatische Roman" hat zwei Helben": Proletariat und Kapitalismus . Er ist also die dramatische Behandlung des einzigen sozialen Problems", des Grundproblems der Gegenwart und der nächsten Zukunft. Er schildert den Kampf zwischen Macht und Ohnmacht. Oder auch: zwischen Macht und Kraft; zwischen Bestialität und Humanität; zwischen Unterbrüdern und Unterdrüdten. Rennen wir sie ruhig bei ihren aftuellen Namen: zwischen Arbeit. gebern und Arbeitnehmern.

Wir haben nicht viele deutsche Dichter, die für die wichtigste

fammlungen unter freiem Himmel abzuhalten versuchen, unnadh= ichtlich einschreiten. Auf die durch Berordnung des Reichs. präsidenten vom 25. April 1924 angedrohten Strafen gegen Teil­nehmer und Veranstalter unerlaubter Umzüge und Bersammlungen wird besonders hingewiesen.

Bayerisches Recht.

Gegenüber solchem Wohlwollen sei doch daran erinnert, baß Löbe es war, der gelegentlich der Abstimmung in Oberschlesien als Präsident des Deutschen Reichstags ungefähr die Worte sprach: Bir( die Sozialdemokratie) haben fein Intereffe daran, das zusammengeraubte Breußen in seinem Bestande zu erhalten!" Die Borte Löbes, die die Deutsche Zeitung" mit Hilfe 5 Monate für die beleidigte Jüdin eines ungefähr" in ihren Jargon überseht" hat, waren ge­tragen von dem Wunsche, daß Oberschlesien deutsch bleiben müsse. In der 90. Sigung des Reichstags am 19. März 1921, am Tage vor der Abstimmung in Oberschlesien , erflärte Ge­noffe Löbe als Präsident des Reichstags:

Pr

Meine Damen und Herren! Vor einer halben Stunde ist der Tag angebrochen, an dem die Entscheidung über die Geschice Ober­ schlesiens fällt. Laffen Sie mich, da wir in diesem Augenblicke noch beeinander sind, der Hoffnung Ausbrud geben, daß, wenn dieser Tag sich neigt, die er drückende Mehrheit seiner Be­wohner ihre Stimme für die deutsche Sache abgegeben hat und daß Oberschlesien für immer mit uns ver. bunden bleibt."

Am 20. April, als der Reichstag nach der Abstimmung in Oberschlesien zum ersten Male wieder zusammentrat, erklärte Genosse Löbe in der 91. Sigung des Reichstags:

Meine Damen und Herren! Ais wir das letztemal vor vier. Meine Damen und Herren! Als wir das letztemal vor vier. einhalb Wochen hier auseinandergingen, hatte die Abstimmung über Oberschlesien gerade begonnen. Das Schicksal diefer deutschen Pro­vinz ist aber auch heute noch nicht entschieden. Wir danken allen, die unter schwierigen Umständen und mancherlei Gefahren zum Troß für Deutschland gestimmt haben. Mit 716 000 gegen 471 000 Stim men, mit der Mehrheit seiner Gemeinden, mit der Einstimmigkeit seiner Städte, hat Oberschlesien für Deutschland gestimmt.

den In­

Wenn wir uns einen Augenblick vorstellen, daß die gleichen Zahlen für Polen gegen Deutschland gefallen wären stanzen der alliierten Mächte wäre es feinen Augenblick zweifelhaft gewesen, wohin sie das so votierende Land, das ganze, geschlagen haben würden. Dieselbe Gerechtigteit fordern wir auch für uns, benfelben Respekt für den Mehrheitswillen fordert das oberschlesische und das deutsche Bolt. Wir fönnen nur warnen,

Reibungsflächen, neue Schwächungen bes mitteleuropäischen Birt. in so unheilschwangeren Zeit neue Krisenherbe, neue schaftslevens geschaffen werden, indem man zerreißt, was zusammen. gehört. Oberschlesien hat sich mit Mehrheit für eutichland entschieben; bei ihm muß es auch

bleiben!"

Die Deutsche Zeitung" hat die ungefähren" Worte Löbes, die sie wiedergibt, glatt erfunden. Das ist die Methode, wie Deutschnationale und Völkische die Politiker der Linten bekämpfen. Das tennzeichnet ungefähr" die ganze Höhe ihrer Weltanschauung. Höhe ihrer Weltanschauung.

Die deutsche industrielle Vereinigung, die nölfische Gruppe der Unternehmer, richiet in Berlin ein Zentralbureau ein. Geld für die Wirtschaft ist nicht vorhanden, die Geschäftsaufsicht graffiert- aber für völfifche Siege ist immer Geld da.

Frage der Gegenwart, für unfern historischen Kampf, für unsere Not und unsern Sieg ein leibenschaftliches Interesse befunden. Was bedeuten uns also die dramatischen Mängel diefes dramatischen Romans"? Gewiß hätte der prinzipielle Rritifer, der Bartout Megierer, manches auszufezen: daß hier die Inpen verschwimmen in dem Konturen freffenden Grau der Atmosphäre; daß die Not der masse noch nicht start genug ist, um zu erschüttern, weil der Ein­seinen Not etwas flüchtig erscheint, mehr stizziert als gestaltet. Es fehlt die dramatische Steigerung des Elends, der Höhepunkt der Bestialität, wie der des Unheils. Aber die Hand, die aus dem letel unseres armen Lebens die Gestalten an den Vordergrund hob und fie dichterisch belichtete, ist dort, wo sie unsicher wird, aus Mitgefühl unsicher, durch herzliche Erschütterung zitternd. Fehlt hier die dichterische Objektivität"? Jawohl, es fehlt, Gott sei Dant! Unfere Dichter sind sonst so grausam objektiv! Der Berfasser der Fahnen" ist ja nicht nur ein Dichter, sondern mehr: ein Mensch! Die bürger­liche Kritik wird es ihm übel vermerken.

Dem Menschen Paquet wurde die Regie Erwin Piscators mehr gerecht, als dem Dramatiker. Diese Regie löste den drama­tischen Roman" in 19 Bilder auf. Sie folgten einander schnell und gleichsam bemüht, die Einheit des Geschehens um jeben Preis zu wahren. Ueber diesen mehr intereffanten, als völlig geglückten Regieverfuch wäre viel zu sagen. Hier sei nur der originelle Ein­fall vermerkt: Die Handlung der Bühne in Laterna- Magica- Bildern auf zwei Leinwandflächen durch Terte zu erläutern. Es waren die Berichte der Qhicagoer Zeitung über jenen historischen Streit, deffen Begebenheiten das Stüd behandelt. Denn dieses Drama" ist mehr eine dramatische Reportage, als ein dramatischer Roman". Die Verwendung der dokumentarisch belegten Tatsache bedeutet in der neuen Literatur eine Kühnheit. Die Regie begriff es. Und sie be­mühte fich( freilich mehr tastend, als erfüllend) den Mangel der eigentlichen bramatischen Spannung" durch Licht und Schalleffekte und durch die dramatisch bewegte Architektur ber Szenerie zu er sehen.

Es war ein rauschender Erfolg. Der Dichter murde hervor. gerufen. Besonders zeigte sich die Jugend begeistert. Es war brennende Attualität in dieser Aufführung. Einzelne Schauspieler ragten aus den Massenszenen hervor: Ca Hannemann, Werner Sollmann, Hendels, Steinhofer und in der Rolle eines feigen, bestochenen, fflavischen und flein - tyrannischen Polizeihäupt lings der intuitiv gestaltende Leonhard Stedel. Aber es fommt wohl in Aufführungen solcher Stüde weniger auf die Einzelleistung an, als auf den Zusammenflang aller Einzelnen". Hier war die Harmonie nur durch einige Mißtöne gestört.

Der Dichter leistete sich einen fleinen Ausfall gegen die Sozial. demokratie Deutschlands . Es heißt on einer Stelle: Die große Partei der Waschlappen." Hier ist nicht der Ort für eine politische Auseinanderlegung. Der Dichter ist nicht der Mann, mit dem man über Parteipolitit zu hadern hätte. Vielleicht fühlte sich mancher

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- 300 m. Geld. strafe für den pölkischen Beleidiger. München , 26. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Im Herbst vorigen Jahres wurde die Frau des bekannten Schriftstellers Dr. Eliasberg zu 6 Wochen Gefängnis und im Berufungsverfahren sogar zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie auf der Straße bei einer antisemitischen Aeußerung einer halbwüchsigen friegsgerichtsratstechter mit dem Schimpfwort Boche und später noch mit einem beleidigenden Brief geantwortet hatte. Frau Eliasberg wurde in der Nacht nach ihrer Berurteilung zusammen mit ihrem schwertranten Mann in Schuh­haft genommen und dann durch das Generalstaatskommiffaria: aus Bayern ausgewiesen, da das Ehepaar feit dem Kriege staaten­

los ist. Die Verurteilte verzichtete auf weitere Rechtsmiffel, um die Schuhhaft nicht unabsehbar zu verlängern. Sie verbüßte ihre Strafe im Gefängnis Stadelheim bei München . Dr. E. mußte infolge seiner schweren Krankheit sofort aus der Haft entlassen wer­den. Die Verhängung der Schuhhaft war erfolgt auf einen r titelim Böllijchen Beobachter", in dem das Ehepaar E. als staatsgefährliche Bolschewisten usw. beschrieben war. Dr. E. stellte Strafantrag. Die Verhandlung gegen den verant­wortlichen Redakteur des ehemaligen Bölfifchen Beobachters", in ber auch der Herausgeber der Süddeutschen Monatshefte", Co­mann, als Zeuge auftrat, fand jetzt statt. Sie ergab die völlige Unwahrheit der völkischen Berdächtigung. Der be­flagte Redakteur wurde deshalb zu 300 m. Geldstrafe und Tragung der Kosten verurteilt. Dabei erkannte das Gericht an, daß

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die Berhaftung und Ausweisung des Dr. Eliasberg durch das Ge­neralstaatsfommissariat auf eine Berleumdung zurückzuführen sei.

Die Verwaltungsreform in Preußen. Tagung des Hauptansschuffes des Preußischen Städte

tages.

E. R. Münster , 26. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) In dem schönen Gigungsfaale des wundervollen Münster Rot hauses trat heute der Hauptausschuß des Preußischen Städtetages zu einer zweitägigen Berhandlung zusammen. Die Tagung diente der Beratung der preußischen Berwal. tungsreform, der Schulfrage und ihrem Verhältnis zur Selbstverwaltung der Gemeinden. Bor Eintritt in die Tagesordnung

gab der Vorsitzende Oberbürgermeister Böß- Berlin feiner Genug, tuung darüber Ausdruck, daß die Volksabstimmung in Hannover zu einem Sieg des preußischen Gedankens über den partikularis. mus geführt werden. Der Hauptausschuß des Städtetages nahm ein. stimmig und unter lebhaften Beifallstundgebungen eine Entschlic Bung an, daß auch der Städtetag es freudig begrüßt, daß die preu­

Zuschauer getränkt. Das wird den Genuß getrübt, aber nicht un möglich gemacht haben. Von einem Autor, der diese Gesinnung manifestiert, tann die Partei des Sozialismus selbst dann eine Kritit vertragen, wenn sie ungerecht ist. < 185

Rangierbahnhof.

Ich wohne gegenüber dem Rangierbahnhof. Eigentlich schon hoch über dem Rangierbahnhof. In der ersten Zeit, da ich dort wohnte, hörte ich nur den Lärm, der Tag und Nacht in die Stille meiner Zimmer fiel und ich war oft ärgerlich darüber. Denn es störte mich. Es zerriß mir den Rhythmus eines Sages, oder zerriß ein Gespräch, oder ein Nachdenken, wenn plöglich so ein Lokomotiv­ungeheuer zu schrillen begann und nicht aufhören wollte. wenn eine andere so grell pfiff, daß mir die Ohren flangen. Oder wenn zischend Dampf ausgelassen wurde. Oder Wagen flirrend und hackend aneinanderstießen. Oder Lokomotiven prustend stöhnten. Dann gewöhnte ich mich daran und hörte nichts mehr. Ueberhörte einfach dieses ständige Lärmen. Bis plößlich einmal eine Lokomo tive wieder so unftillbar wehflagte, jammerte wie ein frantes Kind. Und da tam mir dieser dumme Gedante: Daß diese Pfiffe und sein könnte, sie zu hören. Und daß ich diese Botschaft nur nicht Schriller vielleicht von großer Bedeutung seien, daß es sehr wichtig verftünde, weil sie in einer fremden Sprache abgefaßt sei und daß ich sie doch nicht überhören dürfe, denn es sei zu bequem, einfach zu überhören, was uns stört und nicht paßt und wir nicht verstehen. Und ich wurde traurig, denn ich weiß, daß ich und alle anderen täglich, stündlich Botschaften, die wir verstehen können, die in unserer Sprache flingen und die sehr wichtig sind, überhören, weil sie uns unbequem sind und uns stören. Man sollte doch nicht hoch über dem Hanns Margulies, Rangierbahnhof wohnen...

Dor.

Deutscher Friedenspreis. In den Bereinigten Staaten, in Eng. land, Frankreich und Italien werden große Wettbewerbe veranstaltet, um die besten Vorschläge zur Wiederherstellung des internationalen, nationalen und wirtschaftlichen Friedens zu erhalten. Edward Filene in Boston hat die Mittel zur Verfügung gestellt, um einen gleichen Wettbewerb auch in Deutschland durchzuführen. Da­mit soll allen Deutschen Gelegenheit gegeben werden, sich mit den wirtschaftlichen und politischen Problemen, die täglich den Gegen­stand erbitterter Auseinandersetzungen bilden, fachlich und urteilslos zu beschäftigen und auf Grund gewissenhafter Prüfung praktische Borschläge zur Uebermindung der nationalen und inter­nationalen Schwierigkeiten zu machen. Die eingelaufenen Arbeiten werden nicht nach ihrem literarischen Werte beurteilt, sondern aus­schließlich nach ihrer praktischen Bedeutung. Ein Bewerber, der furs und flar einen durchführbaren Gedanken darstellt, wenn auch ungeschicht im Ausdruck und unvollkommen in der wissenschaftlichen Begründuna, hat mehr Aussicht auf den Preis als andere, die in langen Auffären theoretisch richtige, aber unprattische Gebanten­aänge in vollkommener Form entwickeln. Die Höhe des ersten Preises( 5000 Dollar) und die große Zahl der erheblichen Neben preise verbient es, daß alle Kreise der Bevölkerung fidh an diesem Wettbewerb beteiligen.