War in Hamburg schon ein bestimmter Kreis von Lehrern seit einem Jahrzehnt als Träger neuer Schulideen beisammen, so mußten sich in Berlin die Kräfte erst zusammenfinden. Es geschah im Zeichen des Rampfes um die weltliche Schule. Daneben war in Berlin , lange bevor die russischen Schriften( Blonski) und die ruffischen Schulversuche in Deutschland bekannt waren, der Gedanke der Produktionsschule verarbeitet und propagiert worden. Die Bewegung brach zunächst etwas wild los und führte zur Gründung von Sammelschulen für vom Religions. unterricht befreite Rinder, fam dann aber bald in geregelte Bahnen, woran einen hervorragenden Anteil sozialdemokratische Elternbeiräte und Lehrer haben. Als Paulsen, ein bekannter Borkämpfer der deutscher Volksschullehrer, der Organisator der Ham. burger Gemeinschaftsschulen, als Oberstadtschulrat nach Berlin berufen wurde, bestanden bereits in den Außenbezirken über ein Dugend meltliche Schulen. Die Bewegung erhielt nun einen starken Impuls durch die Auseinandersehungen über den Aufruf Baulsens betreffend die Gemeinschaftsschule, jetzt amtlich Lebensgemeinschaftsschule" genannt. Es tommt ein Neues in die Bewegung, das aber hier im einzelnen in seiner Wirkung nicht dargestellt werden. Paulsens Wirken für die neue Schule standen von Anfang die größten Schwierig feiten entgegen, war doch zurzeit seines Amtsantritts das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Bolfsbildung aus sozialistischen Gründen in die der Deutschen Boltspartei übergegangen. Als auch noch bie Stadtverordnetenperfammlung eine bürgerliche Mehrheit erhielt, wurden die Widerstände, im befonderen bant der gehässigen Gegnerschaft eines Merten, noch größer. Baulsen hat in langen Berhandlungen versucht, dem Neuen bessere Eristenzbedingungen zu schaffen. Die Bewegung ist im Vertrauen auf die eigene Stärte weitergegangen und gewachsen, so daß Paulsen anläßlich der Nackttulturdebatte" in der Stadtver ordnetenversammlung auf Angriffe hin mit Recht sagen fonnte:„ Das find nicht meine Schulen" und: Auf jeden Fall will ich betonen, bak nicht ich es bin, der als Agitator durch Groß- Berlin geht... Wo sich Menschen finden, um diese neue Schule zu 6 auen und zu gestalten, soll man ihnen Raum geben."
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Diefe Anfrage wieberholte ich alle Viertelstunden fünf. bis sechsmal. Die Burschen waren unterbessen verschwunden. Jetzt fam ein Bettler, der abgewiesen wurde. Als die Leidtragenden und die Hausgenossen vom Friedhof zurückkehrten, berichtete die Frau über die Vorgänge. Gleich darauf stellte der Kaufmann Jakobsohn, der eine Treppe höher wohnt, fest, daß die Einbrecher während der Beerdigung bei ihm in die unbeaufsichtigte Wohnung eingedrungen waren und für 8000 Goldmar? Silberfachen gestohlen hatten. Der Bettler hat ohne Zweifel die gute Gelegenheit zum Diebstahl ausgefundschaftet. Die Anfragen durch den Fernsprecher sind wohl von einer Schankwirtschaft ausgegangen, weil die Frau Grammophon mufit hörte. Für die Wiederbeschaffung des gestohlenen Gutes ist eine hohe Belohnung ausgefeßt. Mitteilungen an Kriminalkommissar Trettin im Zimmer 103 des Polizeipräsidiums.
Frauen heraus!
Auf zur Protest- Versammlung! Gegen das Urteil im Prozeß Heiser! Gegen den§ 218 des Strafgesetzbuches!
heute, Dienstag, den 27. Mai, abends 7 lhr in den„ Germaniasälen", Chauffeestraße 110 Referenten: Frau Dr. Wegscheider- 3iegler, M. d. L. ( Sachverständige im Prozeß Seiser), Frau Dr. Käte Frankenthal( Aerztin), Frau Clara Bohm- Schuch , M. d. R. und Herr Dr. Kurt Rosenfeld, Rechtsanwalt
„ Das kleine Wohnungsamt."
Die Wohnungsschiebungen des Stadtjekretärs Leder.
Der„ Stromerzeuger U".
Ein Tridapparat.
Am Sonnabendnachmittag fand um 3 Uhr ein Lobaltermin in der Wohnung des Zeugen No a statt. Der Zeuge hatte in seiner Wohnung an Hand einer Abschrift einer Patenanmeldung des Unruhschen Apparates ein Modell aufgebaut, an dem er die Wirkungen des Unruhschen Apparates mit Hilfe eines Tricks hervorrief. D.er Trick bestand darin, daß er von der elektrischen Lichtleitung vor dem Passieren des Zählers eine geheime Leitung abgezweigt und diese dann mit dem Apparat verbunden hatte. Die Angeklagten Unruh und Kohler erklärten auf Befragen des Rechtsanwalts Dr. Ball sogleich nach Betreten des Raumes, daß sie in einem dritten Draht die geheime Zuleitung erkennen. Der Zeuge mußte zugeben, daß in diesem dritten Draht in der Tat die geheime Zuleitung enthalten sei. Der Sachverständige, Geh. Rat Schmidt, betonte jedoch auf Befragen des Vorsitzenden, daß die von Noa getroffene Borrichtung geeignet sei, Laien zu täuschen, und daß man es hier mit einem Trick zu tun habe, der Sachverständige irreführen könne. Demgegenüber wiesen die Angeklagten darauf hin, daß die Unterfuchung an ihrem Apparat ergeben habe, daß eine Zuleitung irgendwelcher Art nicht vorhanden sei, und dies schon daraus hervorgehe, daß der Apparat gerade zur Zeit des Lichtstreits im Kapp- Putsch funktioniert habe.
Um 11 Mart das Leben genommen. Die 21 Jahre alte Frau Elly Orlowski wurde in ihrer Wohnung im Hause Kuglerstr. 82, in der mit Gas, angefüllten Rüche neben dem Herd liegend, tot von ihrem Mann aufgefunden. Sie hatte sich mit Gas ver giftet. Der unglücklichen Frau waren 11 Mt. verloren gegangen, so daß sie glaubte, mit ihrer Familie hungern zu müssen.
Jm Lunapart fritt von heute ab allabendlich der Artist Ernst Leinert in feiner sensationellen Attraktion„ Der Feuerradsprung" auf.
Storms Kursbuch, Sommerfahrplan 1924, erscheint foeben. Neben der Ausgabe für's Reich bringt der praktische und beliebte Storm" Teilausgaben, so für unser Verkehrsgebiet den Storm" Mitteldeutschland , Sendschels Telegraph und das Lloyd- Kursbuch der Schnellzüge, im gleichen Verlag erscheinend, find altbekannte Kursbücher für den Reiseverkehr ins Ausland von bestem internationalen Ruf.„ Storm"," Hendschel" und„ Lloyd" find in allen Buchhandlungen, Stiosten und an den Bahnhöfen fäuslich.
Grenze feit etwa 14 Tagen. In Holland follen bereits über Eine furchtbare Viehjeuche wütet an der deutsch - holländischen 1000 Tiere an der Seuche eingegangen sein. Die Tiere find von einer Krankheit befallen, gegen die alle Mittel bisher 3u keinem Erfolge geführt haben.
Die neuen Schulen( weltliche, wie Lebensgemeinschaftsschulen) lehnen es ab, Partei- oder Weltanschuungsschulen aufein, wozu die Gegner fie gern stempeln möchten. Aber sie sind Rampfschulen, müssen sie doch jeden Schritt vorwärts er- Die pielbesprochenen Wohnungsschiebungen, die dem Stadt fämpfen. Sie find im Kampf geboren und müssen im Kampf ihr fetretär Leder bei dem Wohnungsamt IIA in Dasein verteidigen. Das Vertrauen der Elternschaft und die auch Wilmersdorf zur Last gelegt wurden und zu dessen VerNoch ein schweres Autounglüd am Sonntag. Auf der Strecke Gegner und Behörden zur Achtung zwingende gemeinsame Arbeit haftung im April v. J. führten, famen gestern vor dem großen zwischen Wangen und Starnberg in Oberbayern ereignete sich am von Eltern und Lehrern sind ihre sicherste Grundlage. So fehr Schul- Schöffengericht Charlottenburg zur gerichtlichen Aburteilung. Sonntag ein schweres Automobil unglüd. Als der von aufsichtsbehörde und Gegner immer wieder betonen, die Sammelschulen" feien absolut nichts Neues, nur Schulen ohne Religionsunter- Bankdirektor Bolpe gegen den in einflußreicher Stellung menden Automobil an einer scharfen Kurve ausweichen wollte, Großes Aufsehen erregte damals die Strafanzeige, die der Lord Cozens hardy gesteuerte Wagen einem entgegenkomricht, so muß doch der, der objektiv ihre Arbeit würdigt, anerkennen, beim Wohnungsamt tätigen Stadtsekretär Leder bei der Staatsangeriet er infolge scharfen Bremsens ins Schleudern, überschlug sich daß fie pädagogisch trok schwieriger Verhältniffe ihren Mann stehen. Sie steden den„ chriftlichen" Schulen wie ein Pfahl im Fleisch und waltschaft III erstattete. Im Mai 1921 hatte Bankdirektor Wolpe und begrub den Lord unter sich. Während dieser sofort tot war, treiben diese voran. Berichten doch übereinstimmend alle Elternauf Grund eines ordnungsmäßigen Wohnungstausches eine größere erlitten die anderen Infassen leichte Verlegungen. beiratsobleute aus den Bezirken, in denen weltliche Schulen find, in Frage kommenden Wohnungsämter hatten den Wohnungstausch Wohnung in der Westfälischen Straße in Wilmersdorf bezogen. Die von einem Bemühen der ,, chriftlichen" Schulen, es den weltlichen gleichzutun bezüglich pädagogischer Reform, Besichtigungen, Bande gebilligt und Wolpe befand sich ein Jahr lang im ungestörten Berungen, Schulveranstaltungen usw. Das ist immerhin eine erfreuliche fi feiner Wohnung, als das Wohnungsamt Wilmersdorf plöglich Wirkung der so verleumdeten Weltlichen", fann aber nur teilweise nachträglich Schwierigkeiten machte. Bolpe behauptete in seiner gelingen, weil die Voraussetzungen innerlich und äußerlich fehlen. Strafanzeige, Leber habe von ihm burch Mittelspersonen größere Man muß die hingebenbe Arbeit der Lehrer weit über ihre Dienst- Summen verlangt, unter der Androhung, daß er sonst seine Wohstunden hinaus, die opferwillige Mitarbeit der Eltern, die über die nung verlieren würde. Auch soll nach einer Besprechung Wolpes eigentliche Schularbeit hinausgehende soziale Fürsorgetätigkeit unb mit dem Bürgermeister Dr. Augustin und dem Stadtrat Dr. Simm, Kulturarbeit, die hier geleistet wird, fennen, um zu begreifen, daß der Gekretär Leder ihm beim Verlassen der Sigung nachgeeilt und hier in diesen Schulen Kulturzentren werben. In der Arbeit Andeutungen gemacht haben, daß, wenn Wolpe 20 Millionen und im Ringen um die Verwirklichung des neuen Erziehungsideals für Wohlfahrtszwede opfern würde, die Sache wohl bei gibt es auch wohl fleine risen" in den Schulen, die notwendig gelegt werden könne. Nachdem Wolpe zwangsweise aus seiner Woh und nicht zu vermeiden sind, mögen auch die Gegner versuchen, daraus mung herausgefekt worden war, erstattete er Strafanzeige gegen für sich Kapital zu schlagen. Das gilt von einem„ Rektorenkonflikt", Leder, der verhaftet wurde. Die Ermittlungen führten zu feinem ber fich nicht ereignen würde bei Einführung der follegialen greifbaren Ergebnis, so daß das Verfahren mangels Schulleitung, wie sie Baulsen vertritt. Troh mancher hinreichender Beweise eines Bestechungsversuches Schwierigkeiten wächst die Bewegung und ist zurzeit in der Ron eingestellt werden mußte. Leber wurde dann auch nach einigen folidierung. Monaten auf Antrag von Rechtsanwalt Bahn aus der Untersuchungshaft entlassen.
efumun foll Paulsen abgebaut werben! Die Reaktion glaubt bamit einen Schlag gegen die Schulbewegung führen zu fönnen. Sie wird eine Enttäuschung erleben. Die Schulbewegung in Berlin iff gewachsen trotz aller Hemmungen, fie wird weiter wachsen, weil sie in Uebereinstimmung steht mit dem gesellschaftlichen werden. Sie stüßt sich auf die Träger dieses neuen Werdens. Seit Jahr und Lag wird gegen die neue Schule und gegen Baufen eine wüste Hege geführt. Lüge, Berleumbuma, Entstellung, Infamte und Intriguen, von jeher die vornehmsten Waffen der Reaftion, werden angewandt. Doch es wird nicht den Endsieg aufhalten. Schon hat die arbeitende Bevölkerung mehr und mehr begriffen, daß dieser Schulfampf ihr Kampf ist. Je mehr diese Erkenntnis wächst, desto sicherer der Sieg!
Ein neuer Mord?
„ Ist der alte Jatob noch nicht tot?" Ein unaufgeklärter Todesfalt beschäftigt wieder bie Kriminalpolizei. In dem Hause Lange Str. 105 wohnte zu ebener Erde in einem Hinterzimmer, bas zu der Schankwirtschaft von Schwart gehört, feit langer Zeit ein jetzt 64 Jahre after Benfionär Emil Jakob, der früher Kastellan im Bolizeidienstgebäude in der Magazinstraße und seitdem als Logenschließer im Zirkus Busch beschäftigt war.
Als in der Nacht zum Montag gegen 1 Uhr mehrere Stammgäste der Wirtschaft aufbrachen, fanden sie Jakob, der im allge meinen nicht trant, aber noch gern junge Mädchen fah, anscheinend finnlos betrunken, auf dem Hausflur liegen. Er redete nur noch unzusammenhängende Worte, bei ihm standen ein junger Mann und ein junges Mädchen. Diese fragten, ob Emil Jakob im Hause wohne, einer der Gäste, ein Hausgenosse Jakobs, bejahte bas. Während sie sich nun um den Daliegenden bemühten, waren die beiden jungen Leute plötzlich verschwunden. Die Gäste fanden neben Jakob feine leere Brieftasche und sahen, daß ihm die Uhrfette ohne Uhr lose auf der Weste hing. Sie brachten den Mann in fein 3immer, legten ihn auf das Bett und gingen wieder weg, weil sie annahmen, daß er seinen Rausch wohl ausschlafen werde. Gestern morgen um 9 Uhr sah sich Frau Schwart nach ihrem Mieter um und fand thn tot auf dem Bette liegen. Ein Arzt, der alsbald zu gezogen wurde, konnte die Todesursache nicht feststellen. Da man mit der Möglichkeit eines Berbrechens rechnete, so wurde auch die Kriminalpolizei benachrichtigt. Kriminalfommissar Dr. Berndorff begab sich mit mehreren Beamten nach dem Hause, um den Befund aufzunehmen. Die Leiche wurde dann nach dem Schauhause gebracht, wo sie zur Feststellung der Todesursache ob buziert werden wird. Die bisherigen Ermittlungen laffen noch nicht erfennen, ob ein gewaltsamer oder ein natürlicher Tod vorliegt. Der junge Mann und das Mädchen sind noch nicht ermittelt. Man weiß daher auch nicht, wo Jakob in der Nacht zuleht gewefen ist. Alfe, die über feinen Umgang in der letzten Beit Mitteilungen machen Pönnen, werden ersucht, sich umgehend bei Kriminalkommissar Dr. Berndorff im Zimmer 51a des Polizeipräsidiums zu melden. Er. wähnt sei noch, daß vor einigen Tagen durch den Fernsprecher im Zirtus Busch angefragt wurde, ob der alte Jatob noch nicht tot sei. Was es damit für eine Bewandtnis hat, bedarf auch noch der Aufklärung.
Die gute Gelegenheit.
Einbrecher machten am letzten Sonntag reiche Beute in der Lothringer Straße. Hier war ein Familienmitglied eines Kaufmannes Schäfer gestorben. Als Schäfer Sonntag nachmittag zur Beerdigung, deren Zeit er in der Zeitung bekanntgemacht hatte, nach dem Friedhof ging, fielen ihm zwei junge Burschen auf, die gegenüber dem Hause auf- und abgingen und ständig nach seiner Wohnung hinaufschauten. Diese verdächtige Beobachtung veranlagte ihn, eine Nachbarin zu bitten, bis zu seiner Rückkehr in seiner Wohnung zu bleiben. Bald darauf wurde durch den Fernsprecher nach Herrn Schäfer gefragt. Die Fray gab die Auskunft, daß er bald wiederkommen werde.|
Der Breslauer Rundfuntfender der Schlesischen Funtstumbe A.-G. wurde nach den vorangegangenen gut gelungenen Versuchen am Montag seiner Bestimmung übergeben.
Ein belgisches Briefmarkenjubiläum. Aus Anlaß der 75jähri gen wiederkehr der Ausgabe der ersten bel. gischen Briefmarte wurde gestern in Brüffel eine Briefmartenausstellung eröffnet. Die Eröffnungsansprachen hielten Bostminister Neujean und der Bürgermeister Mar. Die Ausstellung birgt wertvolle Sammlungen, unter anderem auch Marten aus hawai, Britisch- Guinea, Holland , der Schweiz , Südafrifa, der Türkei usw. Einige der ausgestellten Marken stellen einen Wert von 300 Frant dar.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
konferenz Es Konferenz fämtlicher Beamtenfunktionäre sowie der Beamtengewerkschaftsfunktionäre der VSPD.
am Freitag, den 30. Mai, abends 7, Uhr, im Gewerkschaftshause ( Saal 3), Engelufer 24/25. Tagesordnung:„ Sozialistische Kulturaufgaben. Referent: Albert Horlik, Jeder Teilnahmeberechtigte muß erscheinen.
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Zentralarbeitsausschuß der sozialdemokratischen Elternbeiräte Berlins .
Mittwoch, ben 28. Mat, pünktlich 6½ Uhr, im Jugendsekretariat, Ausgabe der Wahlvorschlagsformulare und rutze Information. Jeber Kreis muß vertreten fein. Die Kandidatenliften müssen spätestens am 12. Juni beim Wahlvorstand( nicht beim Schulleiter!) eingereicht sein.
Nach dem Fall Wolpe ließ aber das Wilmersdorfer Wohnungsamt in aller Stille die Tätigtett Leders beobachten, und es wurden fünf andere Fälle zusammengetragen, die den Gegenstand der gestrigen Anklage wegen Beste chung bildeten. Leder bewohnte eine luguriös eingerichtete Wohnung, in die er häufig einen größeren Freundeskreis zu Weinabenden einlud. Es war auch aufgefallen, daß der Stadtsekretär weit der feine Berhältnisse lebte und häufiger Besucher von Bars und anderen tostfpieligen Bergnügungsstätten war. Im Bolksmund hieß es, daß Im Volksmund hieß es, daß man bei der Abteilung Leder alles erreichen könne, und diese Abteilung führte den bezeichnenden Namen„ bas tieine Wohnungsamt". Der erste der unter Anflage ftehenden Fälle betraf die Wohnungszuweisung an einen Herrn Müller, der nach ihr Leder in ein Restaurant eingeladen und ihm eine Brieftasche, angeblich ohne Inhalt, und eine Riste Zigarren als„ Gratififation" gegeben hatte. Die Inhaberin eines Möbelgeschäfts, Frau Balau, erhielt statt einer fleinen Zweizimmerwohnung durch Leder eine große zugewiesen. Nach Erledigung des Wohnungsgeschäfts taufte Klubseffel. Nach Einleitung des Verfahrens gegen Leder wurde die die Ehefrau des Angeklagten in dem Geschäft der Frau Balau einen Rechnung auf eine Frau Frenwald umgeschrieben. Aehnlich lag ein Fall Wiedemeyer. Nach Erledigung der Wohnungszuweisung hatte der Angeklagte von Frau W. einen Teppich für 40 000 m. getauft. Es soll dann aber dieser Betrag später in zwei Raten bezahlt worden sein. In einem weiteren Falle hatte Leder ein Darlehen von 2000 m. erhalten und schließlich hatte in dem fünften Falle der mit einer Wohnung Bedachte dem Sohne des Angeklagten Die Rechtsanwälte Bahn, unentgeltlich Klavierunterricht erteilt. Wolf und Kameke bestritten, daß Leder die Zuwendungen für seine Arbeitsgemeinschaft jozialdemokratischer Beamten und Lehrer. Die für heute, amtliche Tätigkeit erhalten hätte. Zur Entschuldigung für Leder machten sie geltend, daß er sehr überlastet gewesen sei und daß ihm die genügende Borbildung für seine einflußreich e Tätigkeit als Stadtfekretär beim Magistrat gefehlt habe.
Das Gericht hielt den Angeklagten in den Fällen Müller, Balau und Wiedemener der Bestechung schuldig. Wenn auch die von der Verteidigung vorgebrachten Milderungsgründe berücksichtigt werden könnten, so müsse doch gegen derartige Berfehlungen streng vorgegangen werden, damit das Beamtentum rein gehalten werde. Das Urteil lautete gegen Stadtfekretär Leder auf fechs Monate Gefängnis. Jedoch nahm das Gericht davon Abstand, dem Angeklagten auch die Fähigkeit zur Bekleidung von Aemtern, wie es der Staatsanwalt beantragt hatte, abzusprechen.
Das Rundfunkprogramm. Dienstag, den 27. Mai.
Tageseinteilung. Vormittags 10 Uhr: Nachrichten dienst. Bekanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. Nachma 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. Nachrichten dienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht. 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr:
Vortrag des Herrn Schontek:„ Der schöne Brief. 7.30 Uhr: Vor4.30-6 Uhr: Berliner Funkkapelle( Unterhaltungsmusik). 7 Uhr: trag des Herrn Sanitätsrats Dr. Frank:„ Heiserkeit". 8.30 Uhr: 1. Largo, von Haydn ( Fritz Wenneis auf dem SchiedmayerMeisterharmonium). 2, a) Du bist ein Kind, b) Schäfers Sonntagslied. c) Liebesfeier, von Weingartner( Kammersänger Eugen Transky). 3. Adagio und Allegro aus der Sonate für Cello und Klavier, A- dur, von Beethoven ( Karl Dechert , Mitglied des Orchesters der Staatsoper). 4. a) Glöckchenarie, aus„ Lakmé ", von Délibes. 2) Bimba bimbetta, von Sibella( Pia Ravenna ). 5. Krönungsmarsch aus der Oper Der Prophet", von Meyerbeer ( Fritz Wenneis auf dem Schiedmayer- Meisterharmonium). 6. Arie aus Transky). der Oper„ Die Afrikanerin ", von Meyerbeer ( Kammersänger Eugen 7. Adagio aus dem Cellokonzert, von Haydn ( KarlDechert. Mitglied des Orchesters der Staatsoper). 8. Duett aus Lucia di Lammermoor ", von Donizetti ( Pia Ravenna und Eugen Transky). Am Steinway - Flügel: Dr, Feliz Günther.
17. Kreis Lichtenberg . Beamtenwerbeausschuß: Seute, Dienstag, den 27. 6. M., abends 7 Uhr, in der Bibliothek Weichselstr. 28, wichtige Besprechung. Neuaufbau des Beamtenwerbeausschusses. Wahl von Gruppenleitern. Wahl der Funktionäre. Alle Beamtengenossen des 17. Kreisen sind hierzu eingeladen. Die bisherigen Werbeausschußmitglieder müssen diesmal alle aur Stelle fein. 19. Kreis Bankow . Bezirksstelle Reinickendorf der Rinderfreunde: Mittwoch, Den 28. Mai, 7 Uhr, im Gesangsaal des Gymnasiums Bernauer Str. 7 in Reinickendorf - Ost, Vortrag des Genossen Dr. Hodann über ,, Wie erzicht das Proletariat feine Rinder?"
Dienstag, in Aussicht genommene Sigung wird wegen der allgemeinen Funktionärkonferenz auf Dienstag, den 3. Juni, verlegt.
Heute, Dienstag, den 27. mai:
40. Abt. Der Frauenabend fällt aus. Die Genoffinnen werden ersucht, an der Proteftversammlung in den Germania - Sälen teilzunehmen. Jungfezialisten. Gruppe Süden: 8 Uhr Lindenstr. 3( Juristische Sprechstunde). Genosse Lampasiat spricht über Gozialismus und Anarchismus". Gruppe Tempelhof Mariendorf: 7½ Uhr im Jugendheim Tempelhof, Germaniastraße 4-6, Bortrag des Genossen Witthauer.
Morgen, Mittwoch, den 28. mai: Mitgliederversammlungen und Zahlabende in Groß- Berlin. 1. Abt. Nachmittags 4 Uhr erneute Flugblattverbreitung von Spiegel, Acerstraße u, aus. Beteiligung der Jugend erwünscht.
3. bt. 7 Uhr Versammlung im Gaal 5 des Gewerkschaftshauses, Engel. ufer 25. Neuwahl der Abteilungsleitung...
6. Abt. 7½ Uhr außerordentlich wichtige Mitgliederversammlung bei Büttner, Schwedter Str. 23. Tagesordnung: Geschäftsbericht und Neuwahl der Abteilungsleitung.
7. Abt. 7% Uhr in Köhlers Festsälen, Tiedstr. 24. Thema: Der neue Reichstag". Referent Genosse Rakenstein. Neuwahl der Abteilungsleitung. Die Bezirksführer erscheinen Stunde früher. 8. Abt.
7 Uhr bei Gründer, Schwerinstr. 13, Vortrag des Genoffen Otto Meier , M. d. L.: Der neue Reichstag und die Aufgaben der Partei". Neuwahl des Abteilungsvorstandes.
15. Abt. 7 Uhr bei Goldbach. Binebaplah 7, Bortrag des Genoffen Albrecht über Das Sachverständigengutachten".
17. Abt. 7 Uhr Abteilungsversammlung im Gesellschaftshaus, Triftstr. 63, Vor. trag des Genossen Bürgermeister Karl Leid, M. d. 2.
18.
t. 7 Uhr in der Schulaula Wiesen, Ede Pantstraße, Vortrag des Genoffen Stein über Fahrer und Masse". 21. Abt.
7% Uhr Mitgliederversammlung in der Schulaula Plantagene 15-17. Togesordnung: Neuwahl der Abteilungsleitung. 22. 96t. 7% Uhr in der Schulaula Lütticher Str. 47-48. Bortrag des Genossen Nietisch über Sachverständigengutachten und Volfsentscheid". Neuwahl des Abteilungsvorstandes.
24. Abt. 7 Uhr in der Schulaula Chriftburger Str. 7( Katholische Schule). Thema: Reichstagswahlen, Regierungsbildung und Sozialdemokratie". Referent Genoffe Dressel. Gäfte können eingeführt werden.
28. Ast. 7% Uhr bei Barthel, Wörther Str. 19, Gigung der Bezirksführer, politischen Vertrauensleute und der Elternbeiräte. Sigung der Abteilungsleitung Stunde früher.
30. 6. 7 Uhr Zahlabende: Bezirke 940-942 bei Pohst, Unchener Str. 103; Bezirke 943-946 bei Schmidt, Pappelallee 64; Begirte 951-954 bei Hoffmann, Enchener Str. 8; Bezirke 971 bis 979 bei Mahnkopf, Carmen- SylvaStraße 123; Bezirke 980a- d bei Schlegel, Ranzowftr. 1.
31. Abt. 7 Uhr in der Schulaula Schönflieker Str. 7, gemeinsamer Bahl abend. Vortrag des Genossen Bista: Was erwarten wir vom neuen Reichstag?" Neuwahl der Abteilungsleitung.