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an den Rhein   über Berlin   gehen und dort voraussichtlich für recht lange Zeit unterbrochen werden würde.

Eine Gefahr bilden sie aber nur dann, wenn die Behör den des Reiches sie ungehindert schalten lassen. Wenn da gegen die Reichsbehörden jeden Verschwörerbund, von deffen Borhandensein sie Kenntnis erhalten, mit eiserner Fauft unter drückten, so würden sie dadurch denjenigen Mächten, die die Existenz solcher Bünde   zum Anlaß verschärfter Kontrollmaß­nahmen und weiterer Sanktionen machen wollen, die Waffen aus der Hand schlagen und die außenpolitische Lage Deutsch  londs verbessern. Dabei darf nicht übersehen werden, daß zwischen den Staaten der Entente zwar in der Reparations­frage große Gegenfäße bestehen, daß sie aber in der Frage der Abrüstung eine Einheit bilden, die durch findische Ber­tragsverlegungen nur befestigt werden kann. Die Aussichten auf eine den deutschen   Interessen Rechnung tragende Lösung der Reparationsfrage müssen sich verbessern, wenn die deut­ schen   Behörden in einem Bunfte, in dem alle ehemaligen Feinde uns gefchloffen gegenüberstehen, vertragstreu find, und ihre Vertragstreue würde sie im Hinblick auf die völlige mili­tärische Wertlosigkeit der Geheimbünde wirklich nichts fosten. Wie fann man unter diefen Umständen Mitteilungen über das Bestehen geheimer Verbände als dem Wohle des Reiches ab­träglich bezeichnen! Nur ihre Tätigkeit, nicht aber die Offen­barung ihres Daseins vermag das Reich zu schädigen.

Die juristischen Sachverständigen des Reichswehrministe­riums find allo schlechte Juristen. Aber sie find no á schlechtere Politiker. Man höre nur auf das Echo, das ihr Gutachten im Auslande wachgerufen hat! Das Reichswehrministerium schützt die geheimen Berbände, die der Versailler Vertrag verbietet! Wer ihr Bestehen offenbart, wird mit Billigung und unter Mitwirkung dieser hohen Behörde wegen Landesverats bestraft! Die deutsche Reichsregierung will die Bestimmungen des Friedensvertrages über die Ab rüftung fabotieren! Seien wir daher wachfam, verewigen und verschärfen wir die militärische Kontrolle und zwingen wir Deutschland   durch neue Sanktionen zur Vertragstreue!" So fchalit es aus Frankreich  , Belgien   und Polen   zu uns herüber. Das Gutachten des Reichsmehrministeriums dient also, um die Worte zu gebrauchen, mit denen es den Nachweis für den landesverräterischen Charakter von Mitteilungen über Geheim­bünde zu führen unternimmt, zur Begründung der Notwen digkeit des Weiterbestehens der dem Wohle des Deutschen Reiches abträglichen Kontrollfommiffion und als Unterlage für weitere Maßnahmen zur Niederhaltung Deutschlands  ". Mit anderen Worten: Nach der Logik des Reichswehrministe: riums hat es durch die Erstattung feines Gutachtens Lan= Desnerrat begangen.

Und das ist der Humor dieser ernsten Angelegenheit.

Mittelblock oder Chaos?

Nach dem Rücktritt der Reichsregierung. Die deutschnationale Parteipresse enthält sich den ent­scheidenden Ereignissen des gestrigen Tages gegenüber jeden Kommentars. Lediglich der Lotal- Anzeiger" meint, die Antwort der Deutschnationalen schlage feine Türen zu, alles spreche dafür, daß der von der Rechten eingeschlagene Weg einer Kanzlerschaft Tirpig' wieder begangen werde. Jedenfalls müßte der Reichspräsident jetzt einen Deutsch­nationalen mit der Regierungsbildung beauf­tragen. Der Lokal- Anzeiger" versucht bei dieser Gelegenheit, auch die Volkspartei ganz in das deutschnationale Fahr­wasser hinüberzuziehen, nidem er die versteckten Angriffe der voltsparteilichen Bresse auf die Deutschnationalen als Mißver ständnisse der Breffetrabanten" Stresemanns bezeichnet. Damit wird ein Thema angeschnitten, das die Bresse der Mittelparteien in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellt. Sowohl das Zentrum wie auch die Demokraten find über den eigenmächtigen und gegen die Bereinbarungen ver­stoßenden Beschluß der Volkspartei, den Rücktritt der Regierung vor dem Bekanntwerden der deutschnationalen

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Erziehung zum Haß.

Bon Bewe.

In einem der großen Cafés einer deutschen   Großstadt. Mufit er quälten sich, Boltsmeisen der Bewohner des Feuerlandes oder meinetwegen auch solche irgendeines unbekannten Negerstammes Innerafritas dem Publikum mit möglichst viel Geräusch in die Ohren zu schlagen. Trobem aber gähnte die Langeweile von jedem Tisch, faßen das Fernfein und Einander- fremdsein unter den Menschen, die fich fast mit den Ellenbogen berührten. Jenes Fremdsein, das unserer Großstadt, beinahe unferer ganzen Kultur ihren entseglichen Stempel aufgedrückt. Spiegel an den Bänden zerrissen den Raum. Büstern­heit, dunkle Geschäftigkeit, Naivität und Strupeilosigkeit flossen bunt

durcheinander.

Ich las. Wahllos Zeitungen. Zeitschriften. Da schwieg die Musil  . Ein befracter Herr bestieg das Podium. Ansager und Hu­morit zugleich. Er ödete mit alten Wizen. Die Langeweile wurde gähnender. Es lachte faum wer. Da holte er seinen letzten Trumpf: Ein ernstes Gedicht in ernster Zeit. Ich horchte auf. Es fonnte immerhin etwas fein. Manchmal blüht auch im ärmften Schmarren fo etwas wie ein Betigen Menschlichkeit.

Es war nichts. Bon Rhein und Tränen, schwarzer Schmach, Liebesweh, Selbstmord, Faust- in- der- Tasche, Haß, Krieg, Befreiung waren die schlechten Berse überladen. Nicht die Spur von Kunst oder Natur. Doch seltsam: der Funke zündete! Der Beifall flatschte hart auf, leise, im Untergrund aller Gemüter, schwelte schon das Deutschlandlied.

Der Man trat schmunzelnd ab. Die Spefulation auf einen falsch verstandenen Nationalismus hatte sich als richtig erwiesen. Ein Narr, der die Konjunktur nicht ausnügt!

Ein Mann sang Rheinlieder. Er hatte keine Ahnung vom Singen. Bielleicht kaum vom Rhein  . Am Schluß steuerte aber auch er feinen Obulus bei: die ernste Zeit im ernsten Gedicht. Selbst verfaßt, wie er bescheiden sagte. Wieder wurden alle die Gefühlchen, die billig sind und bei jedem normalen" Deutschen   mit den Namen Baterland, Ehre, nationale Würde usw. umzäunt werden, mit dem Spigmeisel bearbeitet. Blasen stiegen hoch. Die Massenpsychose, altadiert von der Musit, die unter den Borten durch nationalistische Lieder die Feuerchen einer gefahrentfernten Begeisterung schürte, band Menschen und Dinge. Die große Boltsgemeinschaft erstand in Reinfultur. Sind wir nicht ein einiges Bolf, trok unserer 26 völ. fischen Parteien? Lüfternheit, dunkle Geschäftigkeit und Strupel losigkeit fanden unter dem Mänteichen der nationalen Begeisterung ihre Befriedigung und über allem wuchsen die unausrottbaren Diftet bes Haffes.

Des feligen Wolzogen Ueberbrett!" als Geschäftelhuber in a tionalismus und Haß: wie tief ist jene lustige Göttin gesunten und

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Antwort zu fordern, fordern, äußerst verstimmt. Die Vossische Zeitung" nennt diesen Beschluß geradezu eine Torpedierung des Kabinetts Marg und sagt, er leiste ben deutschnationalen Tendenzen Borschub. Noch deutlicher wird die Germania  ". Dort heißt es, das selbständige Vorgehen der Volkspartei vertrage sich nicht mit der Art, in der die brei Mittelparteien bisher zusammengearbeitet haben. Die Bolts­partei fei von Stresemann   abgerüdt, ihr Verhalten lasse die Konsequenz permissen und mache die Partei zu einem unsicheren Fattor. Das Zentrum habe infolge der Haltung der Volkspartei seine volle Freiheit wieder gewonnen.

Das Verhalten der demokratischen und der Zentrums­presse läßt auf schmere Mistimmungen innerhalb der Mittelparteien schließen. Die Deutsche Allgemeine Bei­tung" bestätigt das, indem sie hinzufügt, daß die Verstimmung auch in den Unterredungen mit Mitgliedern dieser Fraktionen zum Ausdrud gekommen sei. Es ist den Deutschnationalen also mit der Hilfe des rechten Flügels der Volkspartei gelungen, einen Keil in die Mittelparteien zu treiben, und man muß sich die Frage vorlegen, melche Folgen daraus entstehen. In der " Germania  " heißt es:

Die Deutsche Volkspartei   hat mit ihrem Beschluß, der den Rüd tritt der Reichsregierung fordert, wohl die politische Situation flären wollen. Wahrscheinlich wird aber eine große Berwirrung daraus entstehen; denn wir wissen zwar jest, daß wir teine attionsfähige Reichsregierung mehr haben, aber was tommen wird, fönnen uns auch die Bäter jenes Entschlusses schwerlich verraten."

Eines geht aus der Presse des Zentrums und der Demo fraten flar hervor: beide Parteien lehnen die Antwort der Deutschnationalen schroff ab. Die Germania  " versichert, das Zentrum werde die deutschnationale Politik der Borbehalte und infeizüge auf feinen Fall mitmachen, für ihre Partei fomme ein Abweichen von der Linie des Kabinetts Marg nicht in Frage, sie werde deshalb ihre ganze Kraft dafür einfegen, daß die Führung bei der Mitte bleibt und daß eine Re­gierung zustande kommt, die die Weiterführung der bisherigen Außenpolitik garantiert.

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Aehnlich Berliner Tageblatt" und" Bossische Zeitung". Das Berliner Tageblatt" sagt z. B.:

Die Mittelparteien dagegen sind der Ansicht, daß man in der gegenwärtigen außenpolitischen Situation nur durch Klarheit, Offenheit und Ehrlichkeit zu dem Ziele kommen fönne, das zu einer Lösung der Reparationsfrage, zu einer politischen Berstän­digung und zu einem wirtschaftlichen Ausgleich mit den Alliierten führt."

Beide Blätter sind der Ansicht, daß es dem Führer der Deutschnationalen  , Hergt, wenn er mit der Kabinetts: bildung beauftragt werden sollte, nicht gelingen werde, feine Aufgabe zu lösen, und daß man mit einer baldigen Rüd fehr des Kabinetts Marg rechnen könne.

Das ist in der Tat die einzige Möglichkeit, das Schiff der Politik flott zu erhalten. Versagt sie, dann steht das Reich vor einer ähnlich chaotischen Situation wie in der Zeit nach dem Rücktritt des ersten Kabinetts Stresemann  . Auf die Wolfspartei fiele die schwere Verantwortung, diese Situation heraufbeschworen zu haben.

Deutschvölkisches Komödienspiel.

Völlig unpolitisch, aber- ich verpflichte mich... Eine Lokalforrespondenz meldet:

Am Montag, den 26. Mai, dem Jahrestag der Ermordung Albert Leo Schlageters, haben sich folgende völkische Jugend­verbände zu den Bereinigten völlisen Jugendver bänden zusammengeschlossen: 1. der Deutschvölkische Jugendbund Graf Dord v. Wartensburg, 2. der Jugendbund Leo Schlageter   und 3. der Ostdeutsche Jugendbund v. Hindenburg  . Die BBI. erstreben den Zusammenschluß aller völkischen Jugendbünde bei Wahrung ihrer Selbständigkeit und bezwecken die körperliche und seelische Erstattung und die Erziehung zum völkischen Gedanken unter Ausschluß der Parteipolitit. Als Mitglied kann jeder völlische Jugend­

welche Geiftesarmut dokumentieren ihre jezigen anmaßungsvollen Pricfter!

Ich ging. Arm und traurig. Leergebrannt. In den Straßen hockte die Nacht. Und an einer Ede flang von den zufällig übrig gebliebenen Fehen eines Wahlpiatates der stumine Schrei des Pro­

letarierfindes:

Mutter, dent' an mich!

Zurück zum Paradies!

Die Sehnsucht nach dem verlorenen Baradies nimmt manchmai merkwürdige Formen en, und wenn einfimais Rousseau   auf feinen Menschen zum Affen zurückringen, jo fehren diese modernen Natur­Ruf Burüd zur Natur" hin vorgeworfen wurde, er wolle den fchwärmer in ihrer Sehnsucht nach dem Leben der Ureltern zu dem Dasein der Urmenschen zurück. Bor kurzem wurde in den Wäldern am Ufer des Mississippi   in den Vereinigten Staaten   eine merkwürdige Familie entdeckt. Der Mann lebte feit mehr als einem Jahrzehnt in defer Wildnis ganz allein; cr hatte dann eine Frau gefunden, die fich in einer Bärcnfalle gefangen hatte, und sie zum Beibe ge­nemmen. Ihrem Bunde entsproß ein Baby. Diese modernen Adam wild; sie hatten sich notdürftig in Tierfelle gefcibet und waren nur und Eva lebten schon seit Jahren von Wurzeln, wilden Früchten und aus dem dichten Urwald näher an den Rand des Fluffes getrieben worden durch Uebersówemmungen, die ihnen das Gein   in dem Didicht unmöglich machten. Auch früher scheen haben, moran in einer englifchen Zeitschrift erinnert wird, verschiedere Paare der modernen Zivilisation den Rücken gekehrt und ein paradiesisches Leben auf genommen. So verbrachte ein Cehepaar lange Jahre auf einer ver laffenen Insel an der Küste von Schottland  . Sie hatten ihre Woh nung in einer Höhle aufgeffagen; aber schließlich hielten sie es doch anderes Ehepaar wurde vor einigen Jahren in den Bereinigten nicht mehr aus und fehrten reumütig nach London   zurück. Ein Staaten dadurch berühmt, daß es mit dem festen Entschluß in die Wildnis auszog, den Garten von Eden, aus dem die Menschheit ver= trieben worden, wieder aufzufinden. Sie legten in einer bichten Waldgegend ihre Kleider ab, machten fich Anzüge aus Baumrinde und Bellen und lebtan nur von den Beeren und anderen Früchten des Baldes; höchstens fingen fie fich noch etwas Wild in einfachen Fallen. Aber auch hier fehlte die Schlange nicht im Paradies, und es lam zwischen den neuen Adam und Eva zu so heftigen Auseinandersetzun enbete." Kluger handelter diejenigen, die sich allein ins Baradies zurückzogen. Es gibt verschiedene solcher Adams", die auf einsamen Insein im Stillen Ozean   leben und sich dabei ganz wohl befinden. Den Weg vom modernen Europäer zu den Wilden zurüd fond eine Engländerin, die nach Australien   auswanderte und Köchin auf ciner Farm im Busch wurde. Hier schloß fie Bekanntschaft mit einem Gin geborenen, der zu einer der primitivsten Rassen gehörte. die es noch mit ihm in sein Dorf, wo sie fich von den Bliden durch nichts als auf Erden gibt. Sie reichte ihm die Hand zum Lebensbund und zog dur ihre Hautfarbe urterscheidet. Einem Reijenben, der sie auf­fuchte, erklärte fie, fie fei vollkommen glücklich; sie hatte aljo ihr Paradies gefunden.

bund aufgenommen werden, der udendorff, v. Hinden burg oder v. Graefe anerkennt und sig verpfligtet. in Wort und Tat für den völkischen Gedanken einzutreten. Jeder an­geiloffene Jugendbund hat seine Mitglieder auf folgende Formein zu verpflichten: Ich gelobe, dem Vaterland bis zur Selbstaus­opferung zu dienen, dem Führer willige Gefolgschaft zu leisten und unbedingten Dienst zu halten, mit Wort und Tat für die Freiheit und Einheit Deutschlands   einzutreten."

Man ist von den Bölfischen mandjes gewöhnt. Die Leistung dieser V23. aber ist geradezu klassisch. Sie schwören auf die Führer der nationalsozialistischen Freiheitspartei, die als poliitide Barici anerkannt ist und die Diftatur erstrebt, sie geloben diesen Führern unbedingten Gehorfant und Gefolgschaft bis in den Tod und erklären fich zu gleicher Zeit frisch, fromm, fröhlich, frei als gänzlich unpoli­tisch. An ihrer politischen Begabung mag man zweifeln, daß sie dagegen als parteipolitisch gemein gefährlich abgestemprit find, läßt sich nicht bezweifeln.

Die Finanzpolitik Preußens.

Debatte im Landtag.

Der Preußische Landtag   erledigte in feiner heutigen Sigung zunächst eine Reihe von Interpellationen. Zu der großen Anfrage der Sozialdemokraten über die Abänderung der Abtreibungsparagraphen des RStGB. erflärie ein Regierungsvertreter. daß das Staatsministerium bereit sei, beim Reichsminister eine Milderung der geltenden Straf bestimmungen anzuregen. Schon jezt würden schwere Zucht­Fälle misse die Zuchthausstrafe bestehen bleiben. Die Abtreibung, hausstrafen nur in Ausnahmefällen verhängt. Nur für jämere insbesondere in den ersten drei Monaten nach der Empfängnis über­haupt straffrei zu lassen, das verbiete die Rücksicht auf die Gesund­heit, fomie die Gefahr der Zunahme der Abtreibungen und der Ge­schlechtskrankheiten.

Das Haus ging dann über zur Fortsetzung der großen poli­tijen Ausspreche über den Staatshaushalt. Mis erster Redner sprach Genosse Lüdemann:

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Katastrophen. Die Sachwertbefizer fonnten sich bereichern, Arbeiter, Das vergangene Jahr war ein Jahr wirtschaftlicher und sozialer Angestellte und Beamie, ein Teil des Mintelstandes und starle Teile der intellektuellen und freien Berufe verarmten. Eine ungeheure Proletarisierung des Voltes ging vor sich. Deshalb- darin stimmen wir mit dem Finanzminister überein muß das Zief aller Finanzpolitif zunächst in der Stabilisierung der Mart Raischläge von starken Zeilen der bürgerlichen Parteien in den Wind bestehen. Wir bedauern nur, daß jahrelang unjere Warnungen und geschlagen wurden,( 3uruf rechts: Und die Produktionssteigerung?) Die Produktionssteigerung? Gerade wir haben wiederholt eingehend Vorschläge zu diesem Problem gemacht. Vergessen Sie doch auch nicht das psychologische Moment in dieler Frage. Keine Produktions­beigerung ohne Steigerung des Arbeitswillens! Erinnern Sie sich doch an die gefirige Debatte über die Bergarbeiterfrage. brud aussprechen, daß für die Stabilisierung der Währung fein Opfer Für die Massen des arbeitenden Volkes müssen wir mit Nach­zu groß ist. Hier wird der Finanzminifier unsere volle Unterſtügung finden. Es bleibt natürlich dann die Frage, wie soll die Währung gesichert werden? Die Stabilisierung darf nicht zu Lasten der schon übermäßig belasteten Boltsschichten erfolgen.

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Stabilisierung gewiß aber bei gerechter Berteilung der Casten! Steuerpolitik und Finanzpolitik des preußischen Staates ruhen auf der Steuer und Finanzpolitik des Reiches. Wir betonten mit Echärfe, daß wir dieses Fundament im Reis für falsch halten. Eine Unmeffe von indirefter Steuerbelastung fällt auf die Schultern Der werftätigen Bevölkerung. Die Umjazsteuer Der= wandelt sich in der Abwälzung zu einer immer stärkeren Last. Ber­geffen Sie nicht, daß die auswärtigen Kenner der deutschen   Steuer= verhältnisse betonien, daß der Großbesih bei uns nicht genügend ju den Lasten und Steuern herangezogen wird. Erinnern sie sich an das Urteil und die Stritit bes Dames- Gutachtens!

Wir haben in Breußen noch die Mietsteuer, die vom Reich bekanntlich den Zändern vorgeschrieben wurde.( Burufe bei den Kom­muniften.) Herr Abgeordneter König- Weihenfels, Sie haben ja auch im Hauptausschuß deutlich gezeigt, daß Sie als Bürgermeister ein Interesse daran haben, aus den nun einmal vorhandenen Steuer. bleibt jedenfalls ein Verdienst der Sozialdemokratie, bie Mietsteuer quellen für die Gemeinden herauszuholen, was möglich ist. Es so sozial ausgestaltet zu haben, daß sie wenigstens einigermaßen von den schwergedrückten Waffen getragen werden konnte.

( Schluß im Morgenblatt.)

Marg als Sowjetheiliger. Die bolichewistische Regierung hat den dringenden Wunsch, daß Karl Marr Seite an Seite neben Lenin  , feinem berühmtesten Schüler", feine dauernde Ruhestätte finde. Wie Daily Expreß  " erfährt, haben sich die in London   weilenden Sowjet­delegierten an das britische   Ministerium des Innern mit dem Er­fuchen gewandt, sie zu ermächtigen, die Leiche im Highgate- Friedhof, wo Karl Marg im Jahre 1883 beigefeht wurde, auszugraben und nach Rußland   überführen zu dürfen. Die Frage wurde schon im Jahre 1918 von Litwinow   angeregt, als diefer Sowjetgesandter in London   war. Das Grab befindet sich in vernachlässigtem(?) 31­ftand, und Lenin   hatte seinerzeit Litwinow   den Auftrag erteilt, 100 000 Pfund Sterling zur Errichtung eines Dentmals und zur wohl den Auftrag erhalten, fonnte aber das Geld für seine Aus­würdigen Herstellung des Grabes zu verwenden. Litwinow   hatte führung nicht aufbringen, und so blieb alles beim alten. Es scheint übrigens zmeifelhaft, ob das britische Ministerium des Innern über­haupt das Recht hat, über das Grab zu verfügen und den Wunsch der Sowjets zu erfüllen. Das Grab gehört der Familie von Kari Mary, die auch allein Bestimmungen darüber su treffen hat. Der Enfel von Karl Marg, der franzöfifche Deputierte Jean Longuet  , ift aber ganz und gar nicht mit der Art, wie die Russen die Doktrin seines Großvaters auslegen, einverstanden. Er dürfte deshalb auch nicht geneigt fein, dem Wunsch der Sowjeis Folge zu geben.

Jm Resibenz- Theater findet Millinoch die 50. Bocklellung von Eruit Sollers intemann" statt. Siniemann: Heinrich George  , Regie: Emil 2 ind. Die Gastspieldirellion des Residenz- Theaters ist von den stammerspielen Hamburg   und dem Schauspielhaus Stanfiunt a. M. cui­gefordert, mit der Berliner   Aufführung des infemann" im Jult und August in genannten Städten zu galtieren.

die dahin zielen, diefe Dpernbühne nach Berlin   zu bringen. In Aussicht Eine italienische Oper in Berlin  . Zwischen dem Teatro Costanzi zu Rom   und der Konzertdirektion Robert Sachs schweben Unterhandlungen,

genommen find Ausführungen von Wephistophelo von Boitu, ferner Gioconda, Falstaff und einige Obern von Buccini. Ob für das verarmite Deutschland   solche Zugusveranstaltung tonnöten ist, scheint uns sehr fraglich.)

Tamara Karjavina in Berlin  . Es ist der Direffion des Berliner   Theaters gelungen, Samara Starjavina für zwei Zanzabende zu gewinnen. Tamara Sarjavina wird mit ihrem Bartner Pierre Bladimiroff in einem in Berlin  noch nicht gezeigten Brogramm auftreten.

Frühlingsfest der Preffe. Im altberühmten Stolen Garten ant Stönigsplak veranstaltet Der eichsverband der deutsche12 Breise am Donnerstag nach Pfingsten, am 12. Juni, ein Frühlingsfeft zum Beiten seiner Unterstügungslaife. Ima Theater wird die Oper Wartha" in Szene geben. Dazu hat reben befannten heimischen Kräften der zurzeit, berühmteste Tenor B. Gigli, der neue Carnio", seine Mitwirkung zu gejagt. Im Garten werden mehrere Orchester fonzertieren. Das Ballett der Staatsoper wird im Freien durch choreographliche Darbietungen ent­züden. Eine reich ausgestattete Tombola wird für leberraschungen jorgen. seuschaften haben die Tagung gemeinschaftlich vorbereitet: das Deutiche Die. Tuberkulofefagung in Coburg   murbe Montag eröffnet. Drei Ge Zentraltomitee zur Bekämpfung der Zuberkuloje und die beiden deutschen  Gesellschaften der Tuberkulofefürsorgeärzte und der Heilstättenärzte. Der Besuch ist sehr stark und das Programm sehr umfangreich.