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oufg«tlärt Hütt«: Wi« steht es mit dem von Grandel verratenen Renkonter zwischen Claß und Seetft, dos mit dem sozu­sagen Hinauswurf des Claß durch den General   endete? Und die Versicherung des Generals zeitigte, daß erauch gegen rechts" bis auf die letzte Patrone schießen lassen würde? Claß will nicht aussagen, weil das die innereStaats- sicherheit" gefährden würde. Weshalb? Wodurch? Wenn der Chef der Heeresleitung und damalige Inhaber der vollziehen- den Gewalt einen Claß vor die Tür  « setzt, so soll das die innere Staatssicherheit" gefährden? Oder sind es nicht viel- mehr die Pläne, die Claß dem General   entwickelt hat, die staatsgefährlich waren und sind? Was hatte Claß mit Seeckt so Staatsgefährliches zu verhandeln, wenn es nicht die de- rühmten verfassungsbrecherischen, also hochver­räterischen Dittaturpläne waren, die auch im Münchener  Putschprozeß eine Rolle spielte? In München   ist weder Claß noch General Seeckt vernommen worden. In Berlin   will Claß nicht verraten, was er verhandelt hat. Ob Seeckt vor Gericht erscheint und endlich das Gewebe von Hoch- verrat und Niedertracht zerreißt, das damals ge- spönnen wurde? Es scheint uns notwendig, endlich einmal vor aller Oeffentlichkeit die Dinge aufzuzeigen, die im vorigen Herbst das Reich an den Rand des Bürgerkrieges brachten. Aber auch über diese Frag« hinaus hat der Prozeß Ding« üe rührt, die das Interesse. aller in Anspruch nehmen dürsten. Da behauptet der Thormann, die ganze völkische Bewegung sei von Spitzeln durchsetzt! Und der Hauptzeuge Tettenborn, der ihn dem Reichskommissar auslieferte, stehe mit diesen Spitzeln zunmindest in Verbindung. Wer ist Tettenborn? Ein Mann, der wegen Teilnahme an hoch- verräterischer Geheimbündelei mehrfach in Hast genommen wurde, der an der Roßbacherei beteiligt war und auch den Parchimer Mördern Unterstützung zuteil werden ließ. Welches Interefle hat dieser völkische Parteisekretär daran, den Attentatsplan gegen Seeckt so liebevoll zu unterstützen und gleichzeitig zu verraten? Es besteht die Vermutung, daß er damit den Beweis erbringen wollte, wiezuverlässig" die Deutschvöltischen sein können, wenn es m ihrem Interefse liegt, es zu scheinen. Aber da liegt noch ein anderes: der Gegensatz zwischen Ehrhardt und Ludendorff, zwischen All- deutschen und Nationalsozialisten. Im Münchener   Prozeß ist von diesem Gegensatz wiederholt die Rede gewesen, teils in brutaler Offenheit, noch öster in verdächtigenden Andeutungen. Es ist ein Spiel des Zufalls, daß dieselben Anwälte des Rechts, die vor dem Staatsaerichtshof völkische Mordbuben verteidigten die von Tettenborn unterstützt wurden! jetzt an der Seite vor Thormann-Grandel stehen, die Tettenborn der Spitzelei bezichtigen. Und daß gerade diese Anwälte die klären- den Fronen des Staatsanwalts beanstanden, wenn Claß am Zeugentisch steht! Es ist wirklich hochinteressant, dieses posi» tische Spiel, das in Moabit   gespielt wird, dieser merkwürdig« Drang zur Selbstbezichtigung" und der noch merkwürdigere .Drang", gewisse peinliche Fragen wegenGefährdung der inneren Staatssicherheit" n i ch t zu beantworten.
Schweperei. Ein Nugsbnrger Dreh gegen Preußen. Der bayerische   Mini st er des Innern, Dr. S ch w e y e r, hat sich, um einen Ausdruck desSchwäbischen Merkur" zu gebrauchen, mit seinem Sympathieschreiben an die Dcutschhannoverfche Partei bei der weitesten Oeffentlichkeit, auch bei der bayerischen   Regierung selbstschwer in die Nesseln gesetzt'. Die, wie dasselbe Blatt sagt,h a n e- buchene amtliche Taktlosigkeit" soll nun aus der Welt geschafft werden, zumal die preußische Regierung sich diesen Einmischungsversuch eines bayerischen Ministers in preußische Angelegenheiten nicht einfach gefallen läßt, sondern nachdrücklich Verwahrung dagegen einlegt. Als allergetreuester Verteidiger des Ministers tritt die Augsburger Post-Zeitung" auf. Daß sie bei dieser Gelegen-
heit die Deuffchhannooeraner der herzlichen Sympathie der Bayerischen   Bolkspartei oersichert, ist i h r e Sache. Andere Leute geht es aber etwas an, wenn das Blatt in seinem edlen Derteidigungsbemühen anfängt, mit offenkundigen Unwahrheitenzu arbeiten. Es erzählt nämlich in seiner Nummer vom 22. Mai, das Schreiben des Ministers Schweyer an die Deutschhannoversche Partei sei nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt gewesen, sei aberbedauer- licherweise nicht in den Händen der Adressaten geblieben, fon- dern der Redaktion desVorwärts" in die Hände g e k o m m e n, die es selbstverständlich veröffentlichte mit der Absicht, daraus eine große preußisch-bayerische Staats- aktion zu machen". Diese Darstellung, die den Anschein erwecken soll, als ob derVorwärts" denPrivatbrief" auf unlautere W e i fe sich beschafft habe, ist aber vollständig aus der Luft gegriffen. Der Berichterstatter desVorwärts" t das Schreiben aus dem Zentralorgan der eutfchhannoverschen Partei, derHannoverschen Landeszeitung" entnommen, wo es in auffälliger Auf- machung zu Reklamezwecken abgedruckt worden ist. Uebrigens war es seinem ganzen Wortlaut nach auch offen- sichtlich für diese Zwecke bestimmt. Bei dieser Gelegenheit möge noch hervorgehoben werden. daß die A u s r e d e, daß es sich um ein rein privates Schreiben handelt, v ö l l i g n i ch t i g ist. In dem Abdruck derHan- nooerschen Landeszeituna" vom 18. Mai(erschienen am 17. Mai nachmittags) ist das Schreiben vollständig wieder- gegeben. Der Abdruck beginnt mit der Wiedergabe des Brief- kopfes: Bayerischer Staatsminister des Innern. München  , 1Z. Mai 1S24." Und am Schluß steht nicht eine Formel, die den Ber- fafler des Briefes als Privatmann kennzeichnet, fondern die Unterschrist lautet: Dr. Schweyer, Staatsminister des Innern." Eine amtlichere Form für eine Kundgebung kann es doch wohl gar nicht geben! Nach alledem ist es ein dreister Per- such der Irreführung, wenn die amtliche Schweyerei lediglich. als eine private dargestellt werden soll. Spotten ihrer selbst... Internationales aus derKreuzzeituug". DieKreuzzeitung  " verzeichnet mit stolz geschwellter Brust den deutschnationalen Sieg in der Präsidentenfrage und benutzt die Gelegenheit, dem Genossen Lobe noch etwas am Zeuge zu flicken: ,4)err Löbe hat sich gewiß all« Mühe gegeben, objektiv zu bleiben: er ist auch schwieriger Lagen mit Geschick schnell Herr geworden. Aber die Reden, die er zwischendurch in soziali­stischen Versammlungen hielt, zeigten ihn als vollwertigen Genossen der.Crispien und Scheidemann  : er wußte nicht minder gut zu hetzen, wie diese Internationalen. Dieser Umstand beeinträchtigte Herrn Lobes Wert als Reichstags- Präsident." Er ist ein Internationaler, also nieder mit ihm, nieder mit allem Internationalismus, hie gut deutschnational allewege! Aber in der Beilag« derKreuzzeitung kommt es anders. Da steht an der Spitze unter der UeberschriftDas Ruhrver­brechen":" Mißbrauch der Gewalt, Tat des offenkundigen Militarismus. ohne Rechtsgrund. Es ist schmählich, bei dieser Gelegenheit einen Dorwand zu einer ständigen Okkupation zu suchen!" Worte, die der Japaner S e n K a t a y a m a in Tokio  Ende März sprach. Hier der Internationale als Kronzeuge derKreuzzeitung  ", dort der Internattonale als der verhaßte Gegner. Hier wird die Bekundung internationaler Ge- sinnung begrüßt und gerühmt, dort wird sie bei Löbe be- nutzt, um ihn al-t schlechten Deuffchen zu beschimpfen. S e n K a t a y a m a ist nicht nur Japaner, er ist Kommunist, Mit-
glied der erweiterten Exekutive der dritten Internationale. Er hat Wert für dieKreuzzeitung  ". Genosse Löbe ist nur ein Deutscher und Sozialdemokrat. Es ist eine eigene Sache um den Nationalismus derKreuzzeitung  ".
Die Nilitärkontrolle. Bevorstehende Veröffentlichung der neuen Ententenote. Die Note der Konferenz der Ententevertreter in Paris  , der sogenannten Botschafterkonferenz, über die Wieder- aufnähme der interalliierten Militärkon- trolle i n D e u t s ch l a n d, ist am Mittwochabend dem deuffchen Boffchafter in Paris   v. H o e f ch übergeben worden und dürfte heute Freitag sowohl in den Ententeländern wie in Deuffchland der Presse zur Veröffentlichung zugehen.
Sturm auf Sie firbeitercegierung. Der Generalaugriff der Konservativen. Loodon. 29. Mai.  (EP.) Heute nachmittag wurde im Unter. haus der große Ansturm der Konservativen gegen da» Kabinett ein- geleitet. Die Konservativen beantragen, das Gehalt des Arbeits- mini st er» Tom Shaw um 109 Pfund zum Zeichen des Tadels zu kürzen, weil er bis jetzt gegen die Arbeitslosig» k e i t nichts getan habe. Die Regierung hat bekannt gegeben, wenn dieser Vorschlag angenommen werden sollte, werde sie demissionieren. Man glaubt sogar, daß Macdonold dem König die Auflösung des Unterhauses und Neuwahlen vorschlagen würde. Das Schicksal der Arbeiterregierung hängt von einer Versammlung ab, die die liberalen Abgeordneten während der Unterhaussitzung abhalten. Es oerilautet, daß Lloyd George   und sein« Freunde dm Sturz des Kabinetts befürworten. Alle konservativen Abgeord- neten find zur Unterhausfitzung entboten. Heut« vormittag hatten die L i b e r a l e n fich versammelt, um sich über ihre Haltung schlüssig zu werden. Es wurde beschlossen, keinen endgültigen Beschluß zu fassen, ehe Macdonald sein« Erklärungen ab- gegeben habe. Gerüchtweise verlautet, daß sich mehrere schottische Abgeordnete der Arbeiterpartei gegen die negativ« Politik der Regierung in der Frage der Arbeitslosigkeit aus- gesprochen und gedroht haben, sich nicht an der Abstimmung zu be- «eiligen, wenn die Regierung nicht Garantien dafür gebe, daß der vor dem Regierungsantritt der Arbeiterpartei ausgearbeitete Plan durchgeführt werde. vie Unterhavsöebotte. eondon. 29. Mai.  (EP.) Als erster Redner führte der Konservative Sir Robert Horn« aus, feit Anttitt der Arbeiter- regierung seien keine wesentlichen Aenderungen in der Arbeits- losig keit zu verzeichnen. Die Versprechungen, die den Wählern gemacht worden seien, seien nicht eingehalten worden. Dies könne nicht längern andauern. Keine einzige der großen S f f e n t- lichen Arbeiten, die von der Arbeiterpartei zugesagt worden seien, sei durchgeführt worden. Darauf erklärte Macdonald, wenn er die von ihm gewünschte Außenpolitik durchführen könnte, so könnte die Arbeitslosigkeit sofort bedeutend ver- mindert werden. Wenn die konservative Partei glaube, daß Sturz der Regierung und allgemeine Wahlen für da» Land ein Vorteil seien, so bleibe nun übrig, die Regierung heute abend zu Fall zu bringen. Die Wahrheit sei, daß die Konservativen die Arbettslosenfrag« zu Propagandazwecken verwende« wollten und daß sie n i ch t die Absicht hätten, irgend etwas zu tun, wodurch dieses Problem g e l ö st werden könnte. Zum Schluß er- klärte Macdonold, der Tadelsantrag gegenüber einem Minister meines Kabinetts würde ein Mißtrauen gegenüber der Regie- rung darstellen. Werde der Antrag angenommen, so könnten die Konservativen damit rechnen, Macdonald auf seinen Posten zu finden, wenn au das Land appelliert wird. Die Sitzung wurde darauf aufgehoben, um den Liberalen Gelegenheit zu geben, zu dem Antrag endgültig Stellung zu nehmen.
Iudenfahn«? Die haben wir Gott   fei Dank vergessen auszuhängen." Soo", wunderte(ich Maxe,aber sonst jehts Ihnen: Danks?" Rum rasselte dos Schalterfenster herunter, und die Jungen verließen das republikanische Postamt. Auf der Straße fragten sie den nächsten Sipo. Dos war ein junger Mann vondroben röben", den der Großstadttrutei schon reichlich nervös gemacht und der eine scheußlich« Angst vor Demon- sttationen hatte:Republikanische Fahne?... Ihr seid Kommu- nisten?" Und dann griff er noch ihnen, als wollte er sie fest- nehmen... Die Jungen rissen aus. Schließlich landeten sie auf dem Pots- damer Platz. Sie stellten sich vor den seit Iahren leeren Sockel der einst so bekannten Tonnenuhr und suchten die gegenüberliegenden Häuser nach einer Fahne ab. Endlich«ntieckten sie, daß im Rheingold irgendetwas los fem müsse. Mensch, Orje, kiek mal da drüben in die rechte Ecke, da sind'ne Masse." Und richttg, vom Dach herab und aus sämtlichen Fenstern de» großen Hotelpalastes hingen Dutzende von Fahnen aller verflossenen Bundesstaaten einschließlich Mecklenburg-Strelitz   und Reuß jüngere Linie  . Sie waren ganz verschieden lang, als hätte man sie in der Eile nicht passend bekommen. Am mächtigsten aber breitete sich Schwarzweißrot aus, dann folgte die blauweiße Bayern  , die weiß. grüne Sachsen   mit dem Rautenkranz, dann Preußen, Baden, Württemberg  , Hessen  , Oldenburg   usw. Au, dem obersten Fenster jedoch lugte klein und bescheiden das Fähnchen der Republik  : Schtvarzrvtgold... Siehste, Maxe, det sind die richtigen Farben, aber wie traurig kloen, wat?" Traurig kleen!" wiederholte Maxe,aber da fällt mir«in: uff'n Reichstag mutz ja jetz eene janze jroße hängen, weil doch da wieder Sitzung!s. Mölln   mal hin?" Iawoll", meinte Orje,aber denn dalli! Wa weeß, wo se jetz eenen nationalistischen Präsidenten ham morjen hängt se am Ende nich mehr!" Russische   Iheaterhochflut. Di« Theaterteidenschoft, die nach der Revolution in Rußland   ausgebrochen ist, hat dort sehr merkwürdige Zustände geschaffen, über die Hürtly Tarier in einem soeben er- schienen«» BuchDos neu« Theater und Kino von Sowjetrußland' näheres mitteilt.Eine Zeitlang nach der Revolution gab es in einer der Wolgoprooinzen mehr Theater als in ganz Frankreich,  " schreibt er.192» bestanden 2197 Theater, die Unterstützungen erhielten. 268 Theater, die alz   Boltseinnchttmgen von der Regie- rung geleilet wurden, und 3452 Theatergesellschasten, die in den Dörfern spielten. Es waren also sasl 6ÜV» Theater in Rußland  vorhanden gegenüber 21» Theatern, die im Jahre 1914 in Ruß.cmd bestanden." Dt« Gründe für die Errichtung der Theater sind in her Hauptsache politische. Da» Theater sollte lehren, was die Revo» lution g« eistet Hot. die neu« Gesellschafsform erläutern und für die kommunistischen   Ideen werben. So wurde die Bühne zu einem vollständiaen Werkzeug der Propaganda. Besonders wa? cs E. B. Mci erhold, der dcs Droma zum kommunistffckur.i Mannest um. «ff: altes?.Er sucht augenscheinlich Zuschauer und Schauspieler in Vch-s W- l? w fffnändcr;u vcrcinden, daß zeitweise der Zuschauer selbst zum Schcmsp'.eier wird. Er erstrebt eine mystffche Vereinh, gmm&a smt m KiöAMtis dchM Mwvsts«»
Gruß an Exzellenz. Von Eli- Ha. In dem Augenblick, in dem Seine Exzellenz, der General   Luden- dorsf, dem Auto entstieg, um ins groß« Hotel zu treten, erhob fich an der Straßenecke ein Invalide in Umform, dessen Rock mit dem Eisernen Kreuz   erster Klasse geziert, dessen beide Bein« an den Oberschenkeln abgesägt waren und der tagsüber und an Sonntagen bis in die späte Nacht an jener Eck« zu betteln pflegt, auf dem Pflaster sitzend. Der Invalide konnte fich nur langsam und mühevoll erheben. E» dauerte einige Minuten, bi, er fein« Krücken so sich« auf dem Boden aufgestützt hatte, daß er sich an der Mauer den Rücken allmählich aufrichten konnte. Indessen war der General  , der beide Beine hatte und nicht einmal«inen Fingernagel vermißte, mit der normalen Schnelligkeit eines Gesunden in der Hotelhall« verschwunden. Ich weiß nicht, ob sich der lahme Invalide aufg«richtet hatte, um seinen General zu grüßen, oder nur, um ihn zu sehen. Ich weiß nicht, ob der Invalide den General   bewunderte, oder ob er ihn beneidete, vielleicht erinnert« sich der Bettler jener Zeih in der er, noch intakt und zweibeinig, als Soldat in einer Front stand, die Ludendvrff gerade abschritt. Bielleicht enffann sich der Arme der kernigen Heldenwort« de» General  », die dieser sprach, um die Sol- baten zu Amputationen zu«rmuniern. Ich weiß nicht, ob der In- valide aus Stolz dos Eiserne Kreuz trug oder au» Gefchäftsg runden. Oder, ob er es gerade zu Ehren de« Generals angelegt hatte. Vielleicht kamen dem Invaliden gerade gar kein« Gedanken, als er den General sah, vielleicht hatte er seinen Befehlshaber gar nicht erkannt, und er fand keinen Anlaß, seine eigenen Trümmer mit der stolzen Unversehrtheit der Exzellenz zu oergleichen. Ich aber erkannte die Exzellenz und gleichzeitig drängte fich der invalide Bettler in mein Blickfeld. Es war. als ob der liebe Gott sie ver» gleichen wollte. Und plötzlich veränderte sich dos Angesicht des invaliden Bettlers und bekam einen Schnurrbart und ein Doppeltinn und hervor- yuellende Augen mit dem strafenden Blick majestätischer Befehlshaber. Auf den Schultern des Bettlers sproßte goldenes Achselklappen- gesiecht, auf der Brust wuchsen viele hohe Orden neben dem Eisernen Kreuz   und mit einem jähen Ruck ließ sich der General   fallen und blieb auf dem Pflaster sitzen. Di» Orden klirrten wehmüttg. Zu beiden Seiten des Generals lagen hölzern« Krücken. Die Beine des General  » waren an den Oberschenkeln abgesägt. Und mit einer unendlich heiseren Stimme sie wehte schaurig, als wäre d» Kehle, aus der sie kam,«in Massengrab   sang der invalide General: Was ich bin und was ich habe Dank ich dir, mein Vaterland..." Ich sah dl? gavze weit« Straße entteng, in der das Hotel stände ' M.Wj?.Mli.... m ß&aem-.m
Weltkrieges, französisch«, deutsche, englische, amerikanische, chine- fische, all« großm Feldherren saßen an den Wänden. Der«in« war blind, dem anderen fehlten die Arm«, der dritte hatte nur e i n e Krück« und der vierte zwei. Es gab zwei Generäle, denen Arme und Leine sehlten und die obendrein noch blind waren. Und all« san- gen mit schaurigen Stimmen Lieoer und hielten ihve Mützen offen, wenn sie Hände hatten, und schüttelten die müden alten Köpfe. Darüber verwundert« ich mich sehr. Wußte ich doch, daß die Generale aller Nationen im Krieg« vor Schüssen und Amputatio  - nen sicher sind und nach dem Kriege durch Pensionen vor Bettelei. Ich trat näher. Da ging die groß« Glastür des prächtigen Hotel« auf, die Klänge einer vorzüglichen Kapelle strömten warm und golden aus die Straße, denn man feierte gerade den Füns-Uhr-Tee. Mit einem Schlag waren die bettelnden Generale veffchwunden. Die Straße war leer. Automobile standen vor dem Hotel und warteten auf Exzellenzen. An der Straßenecke, die rote Mauer im Rücken, die Beinstümpfe vor sich auf den Pflastersteinen, die hölzernen Krücken neben sich so übereinandergelegt, daß sie ein Kreuz bildeten saß der in valide Bettler, der sich früher erhoben hatte. Es war kein General, er bezog.keine Pension, er war kein Abgeordneter, er hotte nur«in Eisernes Kreuz   erster Klasse, kein Doppelkinn, keinen strafenden Blick und keinen stolzen Schnurrbart. E» war ein ganz gewöhnlicher Soldat,«in Ueberrest de, Kanonenfutter», das Fragment«ine« Menschen, ein Held und ein Beiller....
die Johne öer Republik. Orje", sagte Maxe und stieß seinen Freund in die Seite:Ick habe eijentlich unsre Fahne lange nich gesehen." Orje sing an zu lachen:Meenste vielleicht die da?" und wies auf die schworzweißrote Kinderfahn«, die man dem bronzenen Wrangel vor ihnen an die Helmspltz« gesteckt hatte. Nee", meinte Maxe verächttich,ick denk« an die Fahne der Republik  ." Det is aber schon lange her, Maxe. Ick kann mir jarnich mehr druff besinnen. Wie sieht denn die Fahtuj-ijenilich aus?" Aber, Orje, det weest de nich? Schwarz-Iold-Roi." Watt is se? Schwarzroffold, mein Lieber und nich: Schwarz. Iold-Rot, vastehste." Mach leen Mist, Orje. ich Hab se dock) neulich nach ufs de Post jesehn." Wetten, det s« Schwarzrotjoid is?' .Iut, jehn wir mal hin.' Die beiden Freund« trabten zum nächsten Postamt, suchten samt. liche Wände ab nach der sogenannten Flaggentafel, tonnten sie aber unter den vielen Bekanntmachungen über unbestellbare Sendungen, Potksopser der Reichswehr  , öffentlichen Zustellungen usw. beim besten Willen nicht finden. Als c-naehende Charaktere ließen sie aber> nicht locker und fragten einen Schaltcrbean:ten. Der sah die Jungen von oben bis unten an lganz so wt« in setigen wilhelminischen tat&iu Sti&sn«Äs ZM m do: