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Nr. 2S2+ 41. Jahrgang

Heilage öes vorwärts sNoröeti-Osteti)

5rettag, 30. Mal 102

GeweMhatwbewegung Generalversammlung öer öuchörucker. SAe B«rlin«r Buchdrucker nahmen am Miliwoch im Gewerk- schaftthause zu den n« u e n Tarifvereinbarungen Stellung. B r er u n berichtete über die Verhandlungen, die sich außerordentlich schwierig gestalteten, weil die Unternehmer mannnigfache Verschlechterungen in den Tarif hineinzubringen versuchten. Ueber die einzelnen Be- stimmungen des neuen Buchdruckertarifs ist an dieser Stell« bereits berichtet. Den Gehilfenvertretern ist es gelungen, auch weiterhin «in« wSchentliche Arbeitszeit von 48 Stunden tariflich festzulegen. d«r Lohnfrag« konnten die berechtigten Ford?rung«n der Gehilfen infolge des Widerftrebens der Unternehmer nicht ganz v«r. wirklicht werden. Ab 31. Mai beträgt der Spitzenwochen. lohn 33.60 M. Der Redner betonte, daß man trotz aller Mängel nicht alle Ver- «inbarungen in Bausch und Bogen verdammen dürfe. Nach kurzer Debatte, ire der da» Verhalten der Unternehmer scharf kritisier! wurde, billigt« die Versammlung in ihrer Mehr- heit die getroffenen Vereinbarungen. Eine Resolution, welche die stritt« Ablehnung der gesamten Vereinbarungen forderte, fand nicht die genügende Unterstützung. In dar Frage der G c h a l t» r e g e l u n g für die Angestellten des Vereins Berliner Buchdrucker gab Z w i r n« r näheren Aufschluß. Die Gehälter werden auf Beschluß der Generalversammlung gemäß dem Dorschlage des Gauvorstande- erhöht und die Pflichtbeiträge der Angestellten zu der freigewerkichaftlichen Unterstützungseinrichtung von der Organisation geleistet. S ch l e f f l« r empfahl die Festsetzung eines E x t r a b e i- tragesoon 1 M. pro Woche bis auf weiteres für die in hartem Abwehrkampf stehenden Bergarbeiter. Daß die Erhebung dieses Extrabeitrages einstimmig beschlossen wurde, ist ein erfreuliches Zeichen gewerkschaftlicher Solidarität. Wie man Beamte macht. Beim Reichskommissariat für Reparationslieferungen find eine größere Anzahl von Ann est eilten beschäftigt. Einig« Personen waren mit ihrer Angestelltenstellung nicht mehr zufrieden i sie stellten deshalb bei ihrer Dienststelle den Antrag, als Versorgung»- anwärter in der Eigenschaft eines Beamten weiter« beschäftigt zu werden. Obwohl nun nach der Personaladbauverord- nung neue Beamten nur unier ganz besonders erschwerenden Be- dingungen eingestellt werden dürfen, da fa der Zweck der PAV. gerade«in Beamten abbau ist, hat der Reichstommissar für Reparationslieferungen neun Angestellte mit Wirkung a b 1. M a i alsBerforgungsanwärter in der Eigenschasc eines Beamten auf Widerruf" befördert. Nebenbei bemerkt: ein neuer Titel, der hier eingeführt wird. Was sagt aber der Reichsminister der Finanzen, dem die Dienststelle unter- steht, zu dieser Beamtenernennung? Auch Bayern erhöht die Beamtengchälter. Die bayerische Regierung gibt bekannt, daß sie die vom Reich ab l. Juni eingeführte Bcsoldungs-Reuregelung für die bayerischen Beamten ü b e r n i mm t. Sie hebt dabei hervor, daß zwar, auch in den unteren Griiopen. fast kein Beamter unter 80 Proz. seiner Friedensbesoldung bleibt, meint aber, daß eine E r- höhung gerade der Bezüge der unteren Gruppen angezeijj��eäre. Einer jelbsrändigen Regelung dieser Frage

durch die

stehe jedoch das Sperrgefetz entgegen.

Es geht weiter anfwärts! Im Bezirk Essen des Deutschen Metallarbeiterver- bandes farden dieser Tage die Wahlen zu den Vermalrmigs- körperschaftea des Bezirks start. Bisher hatten sowohl in der engeren als auch in der erweiterten Bezirtstommifsion, wie sie in Berlin die ttytrc und die mittlere Onsverwaltung darstellen, die Kommunisten die Mehrheit und nutzten diese natürlich in ihrem Sinn« gehörig aus. Alle Moskauer Parolen wurden getreu« Ich befolgt, so daß der Leiter des Bezirks, Genosse Wolf f. alle chände voll tun hatte, di« Gewerkschaftsarbeit im Bezirk einiger- maßen im Gang? zu halten. Bei den jetzigen Wahlen sind die Kommunisten gegenüber den Amsterdamern mir 11000 Sum­men ind er Minderheit geblieben. Alle Körperschoflen tonnten dementsprechend mit Anhängern der zreien Gewerkschaften besetzt werden. Di« Mehrheit von 11000 Stimmen bei etwa 140000 Mitgliedern

bedeutet im Bezirk Essen , der bisher zu den kommunistischen Experi- mentierzellen gehörte,«inen sehr beachtenswerten Er so lg. Nach dem Erfolg ,n Dresdei.. wo bei Wahlen zu denselben Kör- perschaslen eins" erdrückende Mehrheit für Amsterdam zustande kam, ist Essen ein weiterer Verlust an kommunistischen Positionen im Metallarbeiterverband. Der KPD. -Zentrast sclxint dieies Zurückfluten derOppositions- welle" ruf die Nerven zu fallen. Ihrer Einstellung gemäß führt sie das natürlich nicht etwa auf ihre Parolenpolitik zurück, deren Wahn- sinn die Arbeiter langsam zu begreisen beginnen, fondern auf das Versagen hrer Vertrauensleuie in beamteten Stellungen. Der Be- vollmächigte' der Verwaltungsstelle Essen, Kriskat, der als Kam- munist auf d?n Posten gewählt wurde, ist nunmehr wegen feiner reformistischen Anwandlungen", d h. weil er als ver- CTttworUicher Zahlstellenleiter mit Wasser zu kochen gezwungen war, aus der KPD. ausgeschlossen worden. Wie wir weiter erfahren, haben auch die Delegierten wählen zur Berliner Generalversammlung des DMV. den An­hängern der roten Gewerkschafrsinternattonale eine empfindliche Nie- derlage gebracht. Von 429 Delegierten werden nur etwa 120 der KPD. angehören. Die Kommunisten sind damit auch in Berlin rusgeschaltet und die Generalversammlung wird endgültig wieder dazu kommen können, positive Gewerkschaftsarbeit zu leisten. Der Traum der KPDisten, die Berliner Verwaltungsstelle durch Be- setzung der Ortsoerwaltung in ihre chänd zu bekommen, ist aus« geträumt. Sie werden sich, wenn sie es weiter für opportun halten, an den Verwatlungsarbeiten teilzunehmen, auf den Boden der ge- gebenen Tatsachen zurückfinden müssen und so die Gewerkschaits- arbeit leisten, die im Sinne der Gesamtmstgiiedschoft und der Ar- beiterbewegung notwendig ist. Waffenstillstand im norwegischen Arbeitskampf. Wie durch di« Telegrophenbureaus schon mitgeteilt, haben die norwegischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisalionen«inen Vorschlag des Reichsschlichtungstom missars, die Arbeit wieder aufzunehmen, angenommen, von diesem Dienstag an kommen die Betrieb« wieder in Bang. Dies« Tatsache ist weder ein« Entscheidung, noch ein Arbeitersieg in dem Großkonfliit, sondern ein sehr faules Wafsenstillstandskompromiß, wie schon«in Blick auf die beiden Punkte, auf Grund derer die Arbeit wieder aufgenommen wird, zeigt. Es heißt da: 1. Der im Oktober vorigen Jahre» ins Werk gesetzte Streik innerhalb der Eisenindustrie wird beendet; 2. die ins Werk gesetzten Aussperrungen, Streik und Sympathiestreiks werden aufgehoben; 3. nachdem die Arbeit wieder ausgenommen ist, beginnen sofort Verhandlungen um die inzwischen abgelaufenen Tarif«. In einem beigefügten Prorokoll stellen die Arbeitgeber ihre geldlich« Garantieforderung zurück. Man kann es oerstehen, wenn der rechtstommunistischs Vor» sitzende der norwegischen Gewerkschaftszentrale im k o m m u- n istischenArbejderblatt" sich kleinlaut über diesen Schluß äußert:Das ganze ist ein Kompromiß; bei der vor- liegenden Situation war es nicht möglich, ein besseres Resultat zu erzielen." Die Schwierigseiten beginnen nun erst, denn es gilt nicht mir im allgemeinen die Fragen, die zu Streik und Aussperrung ge- führt haben, zu regeln, sondern es sind auch die T a r i f« der Schuh- orbeiter, chemischen Industrie. Transportarbeiter, Brauerei und ver- schiedener kleinerer Organisationen abgelaufen und hier stehen der Erneuerung di« Unlernehmersorderung Lohnherabsetzung, die ArbeitnehmesförderüNg Lohnerböhung konfliktdrohend im Wege. Es ist ein Waffenstillstand allseitiger Müdigkeit, denn- am 29. Oktober 1923 begann der Eifenmdiistmstrei?, am 11. Febrsiac dieses Jahres, die erste, am 28. die..zweit« Aussperrung, gleichzeitig begannen di« Sympathiestreiks, daneben lief seit Anfang Februar der Transport- Hafenarbeiterstreik. Der V« r g l« i ch ist von den Arbeitern mit nur 10672 gegen, 82 4 7 Stimmen angenommen worden, was, da insgesamff 60 000 Man betroffen waren, von der eingetretenen großen Indisfe- renz zeug!, wenn auch berücksichtigt werden muß. daß viele Arbeiter inzwischen wieder die Beschäsiigung bei den manchen kleinen, in Rar- wegen nichtcrganisisrlen Arbeitgebern aufgenommen hotten. Die starke Gegensttömung beruht auf einem Befehl von Moskau . Vor zirka 14 Tagen schick« die Moskauer Gewerkichostszentrale 13000 Goldrubel Unterstützung mit einem Aufruf, den Generalstreik zu proklamieren! Die norwegischen Ar- beiter aber hatten noch soviel Vernunft, die völlige Unaus- führbarkeit der russischen Parole einzusehen. Für die Links- kommunisten, die f ü r die Arbeitswiederaufnahme gestimmt haben, kündigt der kommunistische Paneivorstand ein hochnotpeinliches Ketzergericht an. Den Anfang hm er in seinen eigenen Reihen gemacht, indem der zweit« Vorsitzende, Halvard Olsen, der als G«- werkschaslssekreiär die Wiederaufnahm» der Arbeit anbefahl, seiner

Aemier beraubt und aus der Kommunistenpartei ausg«. schloffen wurde. Unter diesen Umständen wird die norwegische Wahl im Herbst einen erbitterten Kampf zwischen Links-, und Rechtskommunnisten und Sozialdemokraten zeigen! Ueber di« verheerenden wirtschaftlichen Folgen des Kampfes und der sicher noch kommenden ist man sich in Norwegen klar. In der Papierindustrie sind viele Austräge nach Schweden gewandert, die Holzindustrie hat eine ganze Saison verloren, die chemische Industrie fürchtet für einen großen Teil ihres Marktes. Treffend schildert der Direktor der norwegischen Staatsbank die wirtschostliche Ver­heerung wie folg': Der Kanstikt hat uns in unserem wirtschaftlichen Wiederaufbau ungeheuer weit zurückgeworfen. Vieie Industrien, di« sich über die Nochkriegskrise schon hinübergearbeitet hatten und ihr« Bankschulden verringerten, lzaben auf Grund des Konflikte» ihre Gesundung eingestellt und wir mußten ihnen Stun- düng geben. Speziell im Hinblick aus die Valuta hat uns der Konflikt vor ein« schwierige Ausgabe gestellt. Es gab Zeiten, da es äußerst schwer war. den Kurs zu halten und es kostete groß« An- strengungen und Opfer, auch nur den schlechten Stand, auf dem sich unser« norwegische Krone ja befindet, zu halten." Man könnte den norwegischen Unternehmern den Schaden, den sie sich mit ihrer scharfmacherischen Aussperrung selbst zugezogen haben, ruhig gönnen, wenn nicht auch die Masse dar Arbeiter und Konsumen'en unter diesen wirtichafttichen Wunden des Konflikt» zu leiden hätten. Aber vielleicht nimmt sickftdie noch scharf- macherisch« deutsche G r u pe n a r be i tg« be r s cha s t piese Lehr« rechtzeitig zu Herzen.... P. V. 1° Wie di« Cca hierzu unterm 29. Mai berichtet, haben die Attions- ausschüss« der Eisenbahn« und Bauarbeiter verbände beschlosieu, den Sckiedsspruch im Arbeiterkanflik», der sowohl vom Uiiternehmcrverband. als vom Gewsrkschastsverband gutgeheißen wurde, nicht anzuerkennen, sondern ihren Kampf wüter zu führen, bis dig S reikbrecher entfernt, die sämtlichen ausgesperrten oder streikenden Arbeiter wieder eingestellt würden und schließlich bis eine annehmbare Regelung der Lohn- und Arbeiiszeitfrage zu- stände gekommen sei.__ Ttreikfteber i« Japan k Hava» meldet aus Osaka , daß ganz Japan vomStreik. f i e b e r" heimgesucht sei. Die Streit» seien namentlich in den(Bas- sabriken und Bergwerken ausgebrochen. Außerdem wären die Angestellten der Trambahngesellschaften in den Ausstand getreten. Die Bewegung wird auf das Bestreben der Arbeitermassen zurück- geführt, irgendwelchen Lohnverkürzungen zuvorzukommen. Da» sogenannt« Streikfieber erweist sich also lediglich al» eine Ab. w e h r b e w e g u n g. Die Unternehmer sind offenbar der Meinung, die Arbeiter müßten stillehalten, wenn sie ihnen das Fell über die Ohren ziehen wollen.___ Der Sircit in der Mtllerschen Brotfabrik in Berlin ist nach etwa zweiwöchiger Tauer mit einem Erfolg für die Streikenden beendet nordcn. Die Konserenz der englischen Bergarbeilerdeleglerken hat den Kompromißvorichlag der Grubenbesitzer angenommen. 437 000 Stimmen waren dafür und 311 000 Stimmen dagegen. Damit ist die Arbeitseinstellung oermieden. Der neue Kontrakt läuft neun Mpnate. Außerdem haben die Delegierten bsschlosfen. den deutschen Grubenarbeitern einen Betrag von 1000 P s u n V Z ll"ü b e r m i t t e l n, um sie in den Stand zu setzen, den Kämpf um die Arbeitszeit wirksam fortzusetzen. Die Vertreter der irischen Eisenbahner hoben gestern in Dublin leschlossen, für d:-n 5. Juni au? den gesamten irischen Eisenbohnen den Generalstreik zu verkünden, wenn die Gesellschaften bis dahin nicht: die neuen Lohnforderungen der Arbeiter bewilligt haben. ,.Z7 ausgesperrte Tabakarbeiter getötet und drei Soldaten ver- wunt-tt worden" wird aus Saloniki gemeldet. Die alte Ge- schicht:: Eine Tabatjobrlt sperrte ihre Arbeiter au». Di: Arbeiter. an der Arbeit verhindert, kommen �us di« Straße, die Polizei will sie natürlich nurim Berkehrsft.leresse" vertreiben, es wird der üblicheWiderstand" geleistet, Militär herbeigeholt unddie Ordnung" wiederhecgestellt. DieOrdnung", die es dem llnftr- nehmcrtum«rlaubt,feint" Arveiter hungern zu lassen, wtnn si« nichtzusrieden" sind, die aber nirgendwo so weit gehl, durch Speisung der Hungernden die Neutralität in den Arb-itZkämpsen herzustellen. Wer wollte sich über mangelnde Sozialfürsorge in Saloniki aufregen! Es geht da eben noch«iwas türkisch zu und Arbeiterleben sind auch dort nicht kostbarer als in anderenKultur". ländern..