hinaus wird jeder Geschäftsmann, der von der Pleite, jeder Arbeiter und Angestellte, der von Arbeitslosigkeit bedroht ist, es entschieden ablehnen, das Studium der parlamentarischen Kulissenschieberei als sein vordringlichstes Interesse zu erklären Wir brauchen ein politisch interessiertes Volk! Aber was war mehr geeignet, dem Volk Ekel vor der Politik— oder was man so nennt— einzuflößen als die Vorgänge der letzten Tage? Jedermann, der seinen Finger am Puls der deutschen Wirtschaft hält, weiß, daß Deutschland die Vorschläge der Sachverständigen schleunigst annehmen und durchführen muß, wenn es nicht vor die Hunde gehen will. Auch die Deutsch - nationalen wissen es, und wenn sie es aus Gründen einer ver» lumpten Demagogie öffentlich nicht wahr haben wollen, fo gebe man ihnen im Reichstag Gelegenheit, ihren Patriotismus zu erproben. Sie drohen jetzt, in der Wut ihrer Enttäuschung, alles Porzellan kaputt zu schlagen, man lasse es auf den Ber - such ankommen! Statt vor ihnen Verbeugungen zu machen, lerne man endlich, ihnen gerade gegenüber zu stehen, sie werden es sich noch anders überlegen, wenn sie emen e n t- sch l o ss en en SB t II cm begegnen! * Der Führer der englischen Konservativen, B a l d w i n, hat jüngst in öffentlicher Rede jeden Gedanken daran, er sollte gegen die Außenpolitik der Arbeiterpartei intrigieren, weit von sich gewiesen.„Herr Macdonald hat an mir loyal gehandelt, als er in der Opposition war, jetzt will ich an ihm loyal handeln," so erklärte er unter stürmischem Beifall. Auch die deutsche Sozialdemokratie hat ihre sachliche Haltung nie davon abhängig gemacht, ob sie in der Regierung vertreten war oder nicht. Sie, der die schamlose Demagogie der Deutschnationalen im Gegensatz zu allen Tal- fachen einen Drang nach der„Futterkrippe" nachsagt, hat noch nie aus Wut über entgangene Portefeuilles die Interessen der deutschen Außenpolitik und der deutschen Wirtschaft geschädigt. wie es jetzt die Deutschnationalen zu tun drohen. Noch ein» mal: man lasse es darauf ankommen, ob sie diese Drohung wahrzumachen versuchen, und dann stecke man dem Volk ein Licht darüber auf, was sich in Deutschland „nationale" Politik nennt! * Man hat der Sozialdemokratie da und dort in der bürgerlichen Presse„Jnaktivität" vorgeworfen. Wir den- ken, die Sozialdemokratie kann sich nur dazu beglückwünschen, daß sie sich von der Sorte von„Aktivität", die in den letzten Tagen und Wochen von den bürgerlichen Parteien getrieben worden ist, gänzlich ferngehalten hat. Dadurch hat ihr An- sehen bei den Massen draußen nur gewinnen können. Und schließlich scheint man ja auch sonst allmählich zu bemerken, daß man die Sozialdemokratie nicht als nicht vorhanden bs- handeln kann, weil sie sich aus guten Gründen von dem lauten Markt, auf dem um Grundsätze und Portefeuilles gehandelt wird, zurückhält, und weil sie es auf der anderen Seite ebenso verschmäht, durch Kindertrompeten und Triller- pfeifen die Aufmerksamkeit der staunenden Mitwelt auf sich zu lenken. Man muß unterscheiden zwischen Unfug und Polt- tik. Dem Unfug, der in der letzten Zeit von den verschieden- sien Seiten getrieben wurde, konnte die Sozialdemokratie nur negierend und scharf kritisch gegenüberstehen. Jetzt muß sich zeigen, ob sich die schwankende Mitte schließlich doch wieder zu einer ernstzunehmenden Linie der Politik zurückfinden wird. Dann wird weiter zu reden sein.
Oer Soll Schwerer. Die Aussprache, die zwischen der preußischen und bayerischen Regierung aus Anlaß des bekannten Briefes des bayerischen Ministers des Innern Dr. S ch w e y e r an die Weifen statt- gefunden bat. hat zu einer befriedigenden Verständi« g u n g zwischen beiden Regierungen geführt.
der Generalöirektor. Aon E r n st Grau. Die beiden Bronzekandelaber vor dem Portal der neuerbauton Villa warfen ihr helles Licht auf die eleganten Wagen, die in rascher Folge vorfuhren. Der betreßt« Diener tonnte nicht schnell genug die kristallscheibenfunkelnden Schläge ausreihen, damit die Wazenreihe sich nicht staute, damit die Wartenden nicht ungeduldig wurden. hinter den verhängren Fenstern des Hauses schimmerte festlicher Glanz. Generaldirektor Hallbach verstand sich auf Repräsentation. Und verstand sich besonders darauf, diese Repräsentation in den Dienst feiner Unternehniungen zu stellen. So auch heut«. Geschickt hatte er die Einweihung seines neuen Hauses dazu benutzt, all iene einflußreichen Leute um sich zu versammeln, die er gebraucht hatte und weiter zu brauchen gedachte, seinem Riesenunternehmen zu weiteren Erfolgen zu verhelfen. Alles, was in Handel und Industrie, in Banken und Börsen von Einfluß war, versammelte sich heule in seinen Räumen. Und während er oll diese Großfürsten des Kapitals an seiner Schwelle empfing, mit verbindlichem Lächeln für jeden«in passendes Wort bereit hotte, mußte er unwillkürlich daran denken, wie es noch vor zehn Jahren um ihn ausgesehen hatte. Als er nichts weiter mar, als ein kleiner Geschäftemacher ohne Ansehen. Der all denen, die ihm heute freundschaftlich die Hand drückten, kaum mehr bedeutete, als der Pförtner seines Hauses. Aber ein harter Wille, unbeugsame Energie, unbeschwert von Skrupeln und Gewissens- bissen, hatten ihm den Weg zum Erfolg geebnet. Urtd hart und verschlossen, ohne Regung von Schwäch« waren die Züge seines Gesichts, das sich eben über die schlank« weiße Hand der schönen Frau Bankdirektor Hornassen beugte. Als er wieder aufsah, stand der Dimer neben ihm. Seine dis» kret geflüsterte Meldung rief einen unwilligen, bösen Ausdruck hervor. „In mein Arbeitszimmer! Ich komme gleich!" Und beherrscht, interessiert, wandt« sich der Generaldirektor neuen Gästen zu. In einem der tiefen, weichen Ledersessel des Arbeitszimmers aber faß eine stille, blasse Frau. Weiß glänzte das Haar unter dem altmodischen Kapotthütchen. Die saltigen Hände strichen nervös über die schwarze Mantille, die einer früheren Generation«igen war. Nur das Auge leuchtete zuweilen stolz auf, wenn sie, etwas bedrückt, die Herrlichkeit ringsum betrachtete. Mit jähem Ruck wurde die Tür aufgestoßen. Wie ein erschreck- tes Vögelchen und doch steudig zugleich fuhr sie auf. dem Eintreten- den entgegen. „Mein Junge—" „Aber, Mutter. Herrgott, mußte es denn gerade heute sein?" Fassungslos hielt sie inne. Als hätten ihre alten Ohren sie ge- täuscht, als hätte sie nicht recht oerstanden, irrte ihr Blick cu, der hohen Gestalt vor ihr auf und nieder,
die presse zur Negierungsbilüung. Volksparteiler stau— Deutschnationale frech. Die Presse von gestern abend stand noch unter dem Ein- druck des gespannten Wartens auf die Entscheidung der Volks- partei. Bei aller Zurückhaltung und aller Beschränkung aus die Wiedergabe der Tatsachen ließ sich doch aus allen Presse- stimmen aus allen Lagern die Auffassung herauslesen: es gibt nichts Unmögliches bei der Deutschen Volkspartei . In der Presse der Mittelparteien wurde diese Auftassung begleitet von Resignation und Entrüstung, in der Rechtspresse mit geheimen Hoffnungen auf neue Dienste der Volkspartei. Rur die Spät- abendpresse konnte den echt volksparteilichen Beschluß der Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei verzeichnen, nicht zu entscheiden, sondern abzuwarten. Unter diesen Umständen hatte man nur in zwei Zeitun- gen den Drang zu längeren politischen Auseinandersetzungen über die Frage der Regierungsbildung, in der„Zeit" und in. der„Kreuzzeitung ". Es war immerhin Zeit, daß das Organ der Volkspartei, die„Zeit", zu der durch die Schuld ihrer Partei geschaffenen Situation Stellung nahm. Es ist anzunehmen, daß die technische Tatsache, daß die„Zeit" nur ein- mal täglich erscheint, von der Redaktion der„Zeit" wohl- tuend empfunden wird. Sie erspart ihr, am Abend wieder anders zu reden als am Morgen und ermöglicht es ihr, den Phasenwechsel der Haltung der Volkspartei summarisch ab- zutun. Wer freilich von den Betrachtungen der„Zeit" über „Politische Kursänderungen " Erleuchtung über den Willen der Volkspartei erwartete, der wird trotz heißen Be- mühens und philologischer Gründlichkeit vergebens suchen. SBenn die Reichstagsfraktion der Volkspartei die Anschaffung eines politischen Willens auf Montag verschoben hat, kann auch die„Zeit" keinen zur Schau stellen. Es sind larmoyante Betrachtungen, die die„Zeit" über das Gewesene in der Frage der Regierungsbildung veröffent- licht. Sehr im Gegensatz zur„Kreuzzeitung ", wo die laute Unverschämtheit vorherrscht. Der Unterschied in der Tonart kennzeichnet den Unterschied des Wesens der beiden Parteien. Die Volkspartei hat sich den Deutschnationalen gegenüber ge» radezu prostituiert. Sie hat schon so viel für sie aetan, daß ihr zu tun fast nichts mehr übrig blieb. Sie ist die Partei des halben Mutes, des halben Willens, der halben».Oftenheit. So ist auch die Entgegnung der„Zeit" auf die schroffe Erklärung der Deutschnationalen eine Halbheit, die auf elegische Tonart gestimmt ist. Die Deutschnationalen haben diese Partei der Halbheit benutzt, um sie nun mit offenem Hohn zu behandeln. Die„Zeit" bezeichnet die Erklärung der Deutschnatio- nalen als entscheidend— aber sie zieht keine Konsequenz. Die „Kreuzzeitung " besitzt die Dreistigkeit, über den bis- irrigen Verlauf des„neuesten Romans einer deutschen Regie- rungsbildung" zu höbnen, als ob die Verschleppung der Regie- rungsÄldung nicht zuletzt die Schuld der Deutschnationalen gcwes� sein. Sie schreibt: „Wer Neigung zur Satire hat, wird von jeher m dem deutschen Parlamentarismus reichen Stoff gefunden haben. Entweder hat die deutsch « Republik ein« Regierung und keinen Reichstag, weil man ihn unter der demokratischsten aller Verfassungen auf Grund eines Ermächtigungsgesetzes kurzerhand von der Mitarbeit ausschloß, oder sie verfügt über einen wiedergewählten Reichstag, ober des- wegen noch längst nicht über ein« Regierung. Mit unserer Wochen- Übersicht vor acht Tagen hatten wir erst die ersten nicht gerade spannenden Kapitel der Kabinettsbildung hinter uns, und wir können auch heute noch nicht übersehen, wie ang« sich der neuest« Roman einer deutschen Regierungsbildung auf parlamentarischer Grundlage noch hinziehen wird." Hier wird klar, daß den Deutschnationalen gar nichts daran liegt, daß die Regierungsbildung bald erfolgt, daß d.e notwendigen außenpolitischen Entscheidungen rasch getroffen werden können. Ihr Tun ist Sabotage des Ansehens der demokratischen Verfassung, Sabotage des Ansehens der Republik .
„Gerade jetzt, wo ich das Haus voll Gäste habe! Wo Großes auf dem Spiele steht—" Die alte Frau hatte sich gefaßt. „Sollte dir die Mutter nicht der liebste Gast unter deinem Dache sein?" „Ja doch! Ja doch! Aber du verlangst doch nicht, daß ich dich so ganz einfach meinen Gästen präsentiere?" „Also soweit--- Du schämst dich deiner Mutter---* „Ach, Redensarten! Ich habe eben Rücksichten zu nehmen." „Ja, daran hob« ich nicht gedacht, als ich einen ganzen Tag hin- durch gerefft bin, dich in deinem Glück zu sehen. Dich, meinen Jungen---" Tonlos kamen dies« Worte von ihren Lippen. Mit leeren Augen, als spräche sie zu sich selbst, blickt« sie vor sich hin. Aber dieses Auge blickt« zurück, viel« Jahre zurück. Und sie sah sich selbst, umtollt von ihren vier Jungen, die sich lebensfreudig, lebenshungrig herum- balgten. Vier gesunde kräftige Jungen, ihr Stolz, ihre Zukunft. .Aber dann später, da war der Krieg in die Welt gekommen, brausend und brüllend, wie«in wilder Katarakt, wie«in gepeitschtes gigantisches Ungeheuer, unter dessen eisenschimmernden Hufen Länder und Städte zerbarsten und Menschen und Tiere wie Atome zerstoben. Und wohin sein gieriger, gistheißer Atem zuckte, da erstarb jede» warme Leben, jede sehnsüchtige Hoffnung in seinem schwelenden Pesthauch--- Jede sehnsüchtige Hoffnung--- Von den vier Jungen waren die ältesten drei nicht zurückgekehrt. Nur der Jüngste hatte es verstanden, di«„eiserne Zeit" in»ine goldene umzumünzen. Hatte alles auf sich zusammengerafft was schlauer Erwerbssinn vermocht hatte. Nie war sie ihm lästig gefallen. Nie hatte sie ihn um etwas gebeten. Unermüdlich hatten sie Pfennig um Pfennig beiseite gelegt, um die weit« Reise machen zu können. Und nun war sie gekommen. Und alles war so ganz anders. das Bild, das sic sich Jahre hindurch in schönsten Farben gemalt, war zu einem Trugbild geworden. Denn der Mann mit dem harten, bösen Gesicht, de? da ungeduldig durchs Zimmer schritt, war das überhaupt noch ihr Sohn, ihr Junge von ehedem—? „Also Mutter, für den Augenblick mußt du mich entschuldigen. Sobald ich kann, komme ich wieder." Wortlos mckte sie. Seine Stimme hatte nicht ihr Inneres, kaum ihr Ohr vernommen. Als Generaldirektor Hallbach«in« Stund « später wieder sein Arbeitszimmer betrat, fand er den Platz, wo vorhin seine alt« Muter gesessen, leer. Aber auf den eleganten Notizblock hatte ein« ungelenke, zittrige Hand geschrieben: �.Ein Kind mag seine Mutler»ergessen, doch ein« Mutter vergißt, so lange sie lebt, ihr Kind nicht. Aber in jedes Menschen» leben wird einmal die Stunde kommen, wo er nach fem« Mutter
Die„Z e i t" macht in mildesten Tönen den Deuffchnafto- nalen den Vorwurf, daß ihre Erklärung unehrlich sei: „Denn was über die Haltun"gderDeutschnationalen während der vorausgegangenen Verhandlungen gesagt worden ist, entspricht nicht den Tatsachen. Dr. Marx hat, soviel wir wissen, in seiner Unterredung mit Hergt keinen Zweifel daran gelassen, daß für ihn(Dr. Marx) das unbedingte Festhalten an dem bisherigen außenpolitischen Kurs selbstverständlich sei. Wäre Herr Hergt demgegenüber von der unbedingten Notwendigkeit einer außenpolitischen Kursänderung durchdrungen gewesen, so hätte er die Verhandlungen in diesem Augenblick abbrechen müssen. Das ist nicht geschahen, vielmehr hat 5)«rr H« r g t den Vorschlag gemacht, eine Regierungserklärung auszuarbeilen, deren Annahme er von der Haltung seiner Fraktion abhängig machte, ohne daß er dabei in bezug auf dos Sachverständigengutachten irgendwelche besonderen Vorbehalte gemacht hätte." Die..Kreuzzeitung " dagegen leugnet kaltblütig jeden Umfall der Dcutschnationalen ab— trotzdem sie einmal für die Kontinuität der Regierungspolitik eintreten, um sie dann energisch abzulehnen und radikale Kursänderung zu fordern: „Leider konnte der Wortlaut dieser deutschnationalen Erklärung nicht sofort veröffentlicht werden, weil sie zunächst vertraulich an den Führer der Volkspartei, Abgeordneten Dr. Scholtz, übergeben worden war. Das hat nun dazu geführt, daß in der vorläufigen auszugsweisen Veröffentlichung die Wort« standen,„die Fraktion habe sich nicht der Notwendigkeit verschlossen, daß ein« gewiss« K o n t> n u i t ä t mit der abtretenden Regierung gewahrt werden müsse". Das Wort„Kontinuität" ist in der d e m o k r a- tischen und Zentrumspresse, die noch immer glaubt, mit dem Schwindel von einem Umfall der Deutsch - nationalen krebsen gehen zu können, in falschem und zu engem Sinne ausgelegt worden. Der Wortlaut der deutschnationalen Erklärung hat nachträglich genau fest- gestellt, was gemeint war." Die„Z e i t" redet den Deutschnationalen zu. daß der innere Kurs nicht geändert zu werden brauche, da I a r r e s ohnehin im reaktionären Fahrwasser steuere: „Wir glauben kaum, daß ein deutschnationaler Innenminister sich in seiner grundsätzlichen Einstellung sehr von den politischen Auffassungen unterscheiden würde, die Dr. I a r r e s als Innenminister vertreten hat." Die„K r e u z z e i t u n g" aber fordert den Posten des Innenministers ftir die Deutschnationalen und obendrein Preußen!' Der reaktionäre Kurs an sich genügt ihr nicht, sie will ihn von Deutschnationalen geführt sehen. Die„Z e i t" führt gegen die Deutschnationalen die Argu- mente der Wirtschast ins Feld— Erhaltung der Währung und der Wirtschaft— um sie zur Zustimmung zu dem G u t a ch- t e n noch zu bewegen— die„Kreuzzeitung " aber erklärt gleichzeitig, es gehe nicht nur um die Gutachten, sondern um den außenpolitischen Kurs überhaupt: Besetzung der diplomatischen Posten mit Deutschnationalen. schärfere und provozierende Tonart im diplomatischen Verkehr. denn: „Um die Aufgabe zu erfüllen, wird man am zweck mähig st«n auf einen Fachmann zurück- kommen, der gleichzeitig die Garantie bietet. nicht in di« ehemaligen Bethmannschen Ten- denzen zurückzufallen." Die deutsch « Außenpolitik soll also künftig wieder das Schwert im Munde führen! Alles in allem: die Deutsche Volkspartei ist in der Rolle des geprügelten Hundes. Mit weinerlicher Zähigkeit klammert sie sich immer noch an vage. Hoffnungen, daß Montag die Situation vielleicht wieder anders sein könnte. In der Ver- antwortungslosigkeit und der Schwäche dieser Haltung kommt «in durchaus infantiler Zug zum Ausdruck. Sollte man glau- den, daß es Männer sind, die solche Politik betreiben? Man sollte eher meinen, es wären Kinder oder wieder zu Kindern gewordene Greise.
ruft. Mag das Schicksal mich diese Stund« noch erleb«» lassen. Sie soll di« schönste meines Lebens fem." Der Generaldirektor saß noch eine ganze Weil« über den kleinen Zettel gebeugt. Dann ging er wieder zu seinen Gästen hinaus.
Geschichten von Klaus Groth . Zu feinem 25. Todestag. Heute ist ein Viemljahrhundert dahingegangen seit dem Tage. an dem der Wiederentdecker und Klassiker der plattdeutschen Litc- ratur, Klaus Groth , dahinschied. Ein schöne» Bild seines Wesens hat aus intimster Kenntnis Beert Seelig in seinem präch- ttgen Erinnerungsbuch„Eine deutsch « Jugend" entworfen, das vor einiger Zeit im Hamburger Alster-Vertag erschien. Er erzählt uns von dem Vater des Dichters, dem Windmüller Hartwig Groth. der das Plattdeutsche, damals in seinem Heimatsort Heide noch durchaus die Sprach« des Alltags, mit besonderem Reichtum an Schönheit und Form sprach. Freilich gesungen wurde überall nur hochdeutsch. und so kam der Knabe schon ganz früh beim Lesen von Hebels okemannischeg Gedichten auf den Ä-danken-„So etwas mußt du auch machen! und dann auf Plattdeutsch." Groth hat dann jahraus jahrein mit diesen, Gedanken gerungen, als Schreiber beim Kirch. spielvogt. als Schüler des Tondernfchen Lehrerseminars und zuletzt als Mädchenschullehrer in seiner Vaterstadt. Er überarbeitete sich schließlich in dem Verzweiflungskamps mit der Sprach«, ließ alles stehen und liegen und zog zu feinem Freund« Leonhard Seile noch Lcmbkirchen aus der Insel Femahrn wo e? 5 Jahre blieb. Don dort ging der„Ouickborn" in die Welt, das Gedichtbuch, das ihn berühmt machte. Bei einem zweijährigen Aufenthalt in Bonn lernte er das süd- deutsche Wesen kennen, und er schilderte später �g«rn den Unter- schied zwischen süddeutsch und norddeuffch an zwei Geschichten, von denen Auerbach die eine, die andere er selbst erzählt habe. Auerbach trifft in seinem Heimatsdorf weinend einen Jungen, der auf Be- fragen klagt, der Meister habe ihn geschlagen.„Nun. was ist denn Dein Meister?"„Grobschmied! "„Aber der Meister� hat Dich doch nicht mit dem Hammer oder der Zange geschlagen?"„Nein, nur mit dem Schnupfttichel!"„Ist das denn so arg?„Ja! Der Meister schnäuzt sich mit der Hand." �„So sein sind die Leute bei uns in Holstein und Hamburg nicht." berichtet« Groth dagegen. „Ich gehe einmal bei einem greuiichen Regenwetter durch St. Pauli : an einer Treppe steht heulend ein Bengel mit einem mächtigen Butterbrot in der Hand: Di« Tränen, der Regen, die Bulter, all«» läuft ihm mit dem Dr«ck vermischt übers Gesicht. Ich frag« jhn: Iungl Wat bölkst Du hier so?"„Ick kann min Botterbrot nich up- tricgen."„Denn steek bat doch in de Tasch!"„De h«, ich ganz vull Lehm." Groth hatte«in großes Sebstbewußtsein, das in der Kleinstadt Kiel viel Anstoß erregt«. So konnte«r ruhig sagen, als einmal ein Lied gesungen wurde:„Herrgott! Ist das eigentlich von Goethe oder von mir?" Eitelkeit im Streben noch Aeußerlichkeilen konrne er nicht. Cr hatte allerlei Orden erhalten, und ol, er einmal bei einem besteundeten Hauptmann die Pateiffchast übernehmen sollt«, sagte er zu seiner alten Wirtschostevin:„Grete» ick mutt bi de,