Spitzelsumpf.
Die Völkischen im Claẞ- Prozeß.
mann- Grandel bekannt.
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der RD., einige fogar Funktionäre dieser Partei unb einer Mit| glied der Stadtverordnetenversammlung in Potsdam . Einzelheiten fönnen im Interesse der weiteren Untersuchung noch nicht mitgeteilt werden. Soviel aber darf gesagt werden, daß es sich um einen groß angelegten Anschlag handelt, deffen Fäden zu verfolgen find bis in die höchsten Parteiinstanzen.
Es scheint aber, daß durch die Aufdeckung des Planes ein unabsehbares Unglüd verhütet worden ist. Das zeigt die vorge. nommene genaue Untersuchung der beschlagnahmten Sprengstoff. bomben, deren Wirkung alles bisher auf diesem Gebiete Bekannte weit übertrifft. Die Bomben sind nach der Analyse der Chemisch . Technischen Reichsanstalt in Berlin zum Teil mit einem offenbar für den vorliegenden 3wed hergestellten Ammonsalpeter Sprengstoff gefüllt, zum Teil mit einem früher für Artillerie. geschosse verwendeten Sprengstoff. Beide Sprengstoffarbeiten stellen hocherplosible Mischungen dar, die bei ihrer Explosion besonders durch den hierbei entwidelten enormen Luftdrud wirken. Bei den angeftellten Sprengversuchen wurden durch den Luftdrud Personen noch auf 200 Meter Entfernung fast umgeworfen. als Zündung diente eine in das Innere der Bombe, die Aluminium. feldflaschen von 1 bis 1½ Liter Inhalt, laboriert war, eingeführte Schlagbolzenvorrichtung. Das untere Ende dieses Schlagbolzen trägt ein Zündhütchen, das mit einer Zündschnur von 5 Zentimeter Länge verbunden ist, woran sich eine Sprengkapsel befindet. Am oberen Ende des Schlagbolzens hält ein Splint die Feber gespannt. Bird der Splint seitlich herausgezogen, so schnellt der gespannte Schlag bolzen auf das Bündhütchen, das seinerseits die Zündschnur von etma 5 Gefunden Brenndauer( Verzögerung) und dadurch die Sprengtapfel zur Explosion bringt. Diese Borrichtung ist als Zündschnuranzünder bekannt. In den Sprengstoff eingebettete Stahl nieten im Ge
auch auf den in Paris meilenden Herrn v. Rabomit zu. Wir haben feineswegs behauptet, daß es sich um Herrn v. Radowitz handelt, der in der deutschen Botschaft in Mostau als Botschaftsrat tätig ist. Diese Unterstellung blieb der deutschnationalen Breffe. ftelle in ihrem Dementi vorbehalten.
Montag wieder Reichstag.
Die nächste Reichstagssigung ist nunmehr auf Montag, 3 Uhr nachmittags, anberaumt worden. Wenn bis dahin die Bildung der neuen Regierung noch nicht gelungen ist, so wird sich die Sigung ausschließlich mit den Anträgen des Geschäftsordnungsaus. schusses in der Frage der Haftentlaffung von inhaftier. ten Abgeordneten befaffen. Andere Anträge werden nach einer Bereinbarung der Parteien nicht auf die Tagesordnung gesezt werden. Die fozialdemokratische Frattion hält am Montag
im Anschluß an die Plenarsizung eine Fraktionsfigung ab.
Im Prozeß wegen des Seedt Attentats hat am Sonnabend der bisherige Leiter der Berliner politischen Polizei, Oberregierungsrat Weiß, über seine Eindrücke von den Hauptzeugen Tettenborn und Gilbert ausgesagt. Man sieht, nicht überrascht, in einen üblen Spigelfumpf, dessen Ausdünstungen zum Himmel stinken. Daß der„ Reichskommissar für die öffentliche Ordnung", Herr Kuenzer, der bekanntlich auch in Thüringen „ Ordnung schaffen" mußte, einen Mann von den Qualitäten des falschen Majors Gilbert beschäftigt, ist ein Standal, der in einem anderen Lande wahrscheinlich nicht bloß dem Gilbert sein Amt tosten würde. Und daß der Roßbach- Leutnant Tettenborn, der Sekretär der GraefeWulle- Ludendorff- Partei, nicht ein Engel von blütenweißer Unschuld ist, war schon vor Beginn des Prozesses gegen ThorAber bei der Beurteilung der Dinge, die augenblicklich in Moabit zur Verhandlung stehen, tommt es nicht so sehr auf die Qualität diefer Zeugen an, wie die Berteidigung aus begreiflichen Gründen glauben machen will. Viel mehr Aufmertsamkeit verdienen die Treibereien des Audeutschen Verbandes und seines Führers Claß gegen die Republik , gegen die Legalität, gegen den„ Mann mit der eisernen Maske", General von Seedt. Selbst wenn diejenigen, die den Thormann ans Messer lieferten, das Gegenteil von Gentlemen findes bleibt doch die Tatsache, daß der Fabrikant Grandel in seinem Geständnis Dinge verraten hat, die nur fehr wenigen Eingeweihten bekannt sein konnten und die einen hohen Grad von innerer Wahrscheinlichkeit haben, wicht von ungefähr 500 Gramm follten die Splitterwirtung mitglieder( Beigeordnete, Ratsmänner , Ratsherren oder Stadträte) auch wenn der Leiter der Berliner politischen Polizei anderer Meinung ist.
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Claß hat den General Seedt zum Staatsstreich verleiten wollen, aber der war nicht dumm genug" dazu. Claz erklärt in Briefen an seine persönlichen Freunde, daß die„ Sphin" Seedt sich ihr Urteil selbst gesprochen. Auch zu Grandel hat er sich so und ähnlich geäußert. Grandel erfährt von dem Mordplan, läßt sich den vermeintlichen Mörder vorführen, stellt Geld in Aussicht und verrät im ersten Schreden über seine Verhaftung alles, was innerlich den Mordplan wahr scheinlich zu machen in der Lage ist. Das alles soll jetzt nicht wahr sein? Soll einem„ Drang zur Selbstbezichtigung" zu danken sein? Auch die Briefe, die bei Claß beschlagnahmt sind und in das Gewirr von Intrigen und Hezzereien leuchten, das bei diesen Patentnationalen gesponnen wurde? Man kann den Prozeß nur politisch be trachten, nicht polizeilich vom Ressortstandpunkt der Abteilung Ia oder des Reichskommissariats aus. Auch wenn Gilbert ein übles Subjekt ist, auch wenn Thormann ein Spizel von der anderen Seite sein sollte die Tatsache fann nicht hinwegdisputiert werden, daß Cl a ß und Ehr hardt eng liiert sind, und daß aus der Organisation Ehrhardt die Mordbuben stammten, die Erzberger und Rathenau " fillten" und die den Mord an Scheidemann versuchten. Diese Zusammenhänge lassen Schlüsse zu, die Herrn Claß und den völkischen Verteidigern nicht angenehm sein mögen. Aber ste zwingen fich auf, trop der Spigelwirtschaft, von der die ganze völkische Bewegung bewegt wird.
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Das Potsdamer Bombenattentat. 21 Kommunisten verhaftet.
Höchste Parteiinstanzen
verwickelt.
bei der Explosion erhöhen. Aus der ganzen vorstehend geschilderten Laborierung
daß bei der Anfertigung der darf gefchloffen werden, Bomben in der beschriebenen Anordnung der Gedante maßgebend gewesen war, möglichst viele Festteilnehmer zu be feitigen. Offenbar um den Attentätern das Gefühl größerer Sicherheit zu geben, hatte man sie mit geladenen Parabellumpistolen ( 9 Millimeter) und Reservemagazinen mit je 36 Schuß ausgerüstet. Außerdem trugen sie scharfe Eierhandgranaten bei fich.
Weiteres Material, das über die weitverzweigte Organisation des Nachrichten dienstes der Partei interessante Aufschlüsse gibt, wird zur gegebenen Zeit veröffentlicht werden.
Deutschnationale Ableugnung. Nochmals Theorie und Praxis der Deutschnationalen.
Der Soz. Parlamentsdienst" schreibt:
Auf Grund zuverlässiger Mitteilungen haben wir uns erlaubt, die politische Praxis der Deutschnationalen mit ihrer Theorie in Vergleich zu stellen. Dabei erwarteten wir von vornherein, daß sie unsere Behauptungen über deutschnationale Fühler in Paris und bei der französischen Botschaft in Berlin als unzutreffend bezeichnen würden. Trotzdem wiederholen wir unsere Behaup tung, daß sowohl in Berlin als auch in Paris von deutschnationalen Persönlichkeiten Besprechungen eingeleitet wurden, die den nalen Persönlichkeiten Besprechungen eingeleitet wurden, die den Zweck hatten, die Wirkung eines etwaigen Eintritts der Deutschnationalen in die Reichsregierung auf die franzöfifchen Linkstreife zu erfunden. Schließlich haben die Deutschnationalen diese Behauptung früher indirett bestätigt, indem sie im Reichstag immer wieder das Gerücht verbreiten ließen, die maßgebende politische Linkskreise in Frankreich ihren Eintritt in die neue Reichsregierung wünschten. Woher kommen diese Informationen? Aber abgefehen davon erklären wir uns( d) on jet bereit, nötigenfalls mit Namen zu dienen. Es dürfte sich dann vielleicht ergeben, daß
Die Gemeindevorstandswahlen in Preußen.
Der Antrag der rechtsstehenden bürgerlichen Parteien einschließ das Stimmrecht bei der Wahl des neuen Gemeindevorstandes lich des Zentrums, dem alten Gemeindevorsteher und den Schöffen 3u entziehen, wurde vom Landtag endgültig angenommen. Infolge. Das Gesetz sagt ausdrücklich, das da, wo sie nicht beachtet wurden, die Wahlen, selbst wenn sie schon bestätigt find, als ungültig zu bes trachten sind und Neuwahlen stattfinden müssen. Es hat nicht nur Städte mit Magistratsverfassung, soweit MagistratsGeltung für die Landgemeinden, sondern auch für die zu wählen sind.
dessen muß fünftig nach den neuen Bestimmungen gewählt werden.
§ 4 besagt, daß da, wo mehrere gleichartige und unbes wenn niemand widerspricht, durch Zuruf oder Handaufheben erfoldete Wahlstellen zu besetzen find, Verhälmiswahl gilt, die aber, Es ist deshalb empfehlenswert, stets zu widersprechen und grund= folgen fann. Bisher mußte diese Wahl geheim vorgenommen werden. fählich Wahl durch Stimmzettel zu verlangen.
Haben bei Wahlstellen, die durch Stimmehrheit zu besetzen find( ehrenamische Gemeindevorsteher, Belgeordnete, Hilfsschöffen) mehr als vier Bewerber Stimmen erhalten und hat keiner die abfolute Mehrheit, so findet zwischen den ersten vier Bewertern mit höchster Stimmzahl eine engere Wahl statt. Erhält auch in diesem Wahlgang feiner der Kandidaten die Mehrheit der abgegebenen Stimmen, so findet zwischen den ersten beiden Stichwahl statt, bei Stimmengleichheit entscheidet das vom Vorsitzenden zu ziehende Los.
Falls eine Präsentation von Magistratsmitgliedern statt< findet, so steht dieses Recht nur der Stadtverordneten versammlung( ohne Magistrat) zu, doch gelben auch hier die Bestimmungen des§ 4.
Wo feine Gemeindevertretung besteht( in Gemeinden mit nicht mehr als 40 Stimmberechtigten), wird der neue Gemeindevorstand ron der Gemeindeversammlung gewählt, hier aber ist der alte Gemeindevorstand wahlberechtigt.
Bei Prüfung und Abstimmung über die Gültigkeit der Wahlen ist, obwohl es in diesem Gesetz nicht ausdrücklich gesagt wird, auch nur die neugewählte Körperschaft stimmberechtigt. Wird die Wahl für ungültig erklärt, so muß innerhalb brei Monate nach diesem Beschluß die Neuwahl stattfinden. Wird diese aber in der Zeit bis zum 4. November 1924 angefeßt, so tann durch Ge meindebeschluß bestimmt werden, daß die alten Bürgerlisten( als die am 4. Mai benügten) verwendet werden, ohne daß eine Nach tragung der inzwischen wahlberechtigt gewordenen Bürger erfolgt.
Das polizeiliche Ermittelungsverfahren über den tommu nicht unsere Behauptungen, sondern die der deutschnationalen Baden gegen die Reichsbeamtenbesoldung.
nistischen Sprengstoffanschlag auf die Feier der Pots Damer Denkmalsenthüllung am Sonnabend, den 24. Mai, steht vor seinem Abschluß. Die Zahl der in diefer Affäre festgenomme. nen Bersonen hat sich inzwischen von 12 auf 21 erhöht. Sämtliche Siftierten find nach ihrer eigenen Angabe Mitglieder
Hauptmann Baten stahn! Nu mult id min Ordens hebben!" O je, Herr Profeffor, wo de mull fünd!"" Denn helpt dat nich, Greten, denn möt Se fe föfen!" Nach einiger Zeit fam Greten: „ Da sünd se, Herr Professor. Se fünd aber ganz verschimmelt!"
Die Große Berliner Kunstausstellung wurde gestern mittag im Ausstellungspalast am Lehrter Bahnhof eröffnet. Sie hat unter Baluschets Leitung schon äußerlich einen vornehmeren Charafter bekommen. Die erbarmungslosen wilhelminischen Studornamente des sogenannten Ehrenfaals find unter der Hülle eines dunkelfarbigen Zeitdaches verschwunden, von deffen Höhe fünf matte Licht tugeln den Raum stimmungsvoll erhellen. Die Zahl der Ausſtellungsfäle wurde wesentlich verkleinert, man hat die hinteren Schredenstammern faffiert. Daher mußte auch die Fülle der Aus stellungsobjekte beschränkt werden und die notwendige Siebung ist mit Geschick durchgeführt worden. Diese Große Berliner ist teine, Marcht halle" mehr, sie ist ein besseres Kaufhaus, das ausgesprochene Schundwaren nicht feilhält. Mehr zu verlangen, wäre unbillig. Ueber Einzelheiten soll noch ausführlich gesprochen werden. J. S.
Das gefährliche Alter in der Tribüne. Der Verfasser der Komödie„ Die Frau von 40 Jahren" hat den geheimnisvollen Namen Sil Bara. Nach dem ersten Akt, der darüber aufklärte, worauf die Sache hinausging, wurde auf Rudolf Lothar geraten. Die Bermutung ftimmte nicht, Sil Vara ist Feuilletonist un der Wiener Neuen Freien Presse. Aber nichts charakterisiert besser die schwüle Atmosphäre, in die der erste Akt führt, als die Berquidung mit dem Namen Rudolf Lothar. Die unverheiratete Leonie ist zwar 40 Jahre alt, aber trotzdem noch auffallend knusprig. Da sie sich sprüh lebandig jung fühlt( und onfühlt), kommt es, wie man gleich befürchtet hatte, zwischen ihr und dem erlebnishungrigen 20jährigen Felix, den fie bei sich aufgenommen hat, zu einem Liebesverhältnis. Wie sie den jungen Mann dazu bringt, wird zum Rugen aller unerfahrenen mit naturalistischer Deutlichkeit vorgeführt. Natürlich läuft die Geschichte nicht glatt ab. Der Jüngling wird anbeißen, wenn das erste paffable Mädchen über den Weg läuft. Sil Bara braucht dazu leider zwei volle lange Afte mit psychologischem Unterbau. Felig verlobt sich zum Schluß mit der Jugendfrischen Nichte feiner Leonie, die sie sich teils aus feelischen, teils aus bramaturgischen Gründen ins Haus geholt hat. Denn diese heroische Tat der Frau im gefährlichen Alter führt zu dramatischen Höhepunkten und zum Aussprechen vieler Lebensweisheiten.
Die Regieleistung des Friedrich Robe mar höchst fultiviert. Aus allen Lagern hat er sich die geeignetsten Darsteller hergeholt. Gin Stern junkelte besonders: die Frau von 40 Jahren war Else Heims . Sie befigt eine Routine, die bewundernswert ist; sie weiß die verschiedensten Tonregister einer zwar nicht melodiofen, aber modulationsfähigen Stimme zu ziehen. Sie fpielt virtuos Theater. Die Kunst, ans Herz zu greifen, befigt fie freilich nicht. Umgekehrt ist es bei André Mattoni , der den Jüngling Felix gab. Ihm fehlt es noch an Routine, aber er spielt einen Menschen. Anni Memes hat beides, natürliche Anmut und schauspielerisches Können. Wenn fie als munter plappernder Backfisch die Bühne betritt, ist der Kontakt mit dem Publikum da. Mit ihrer Kedheit, ihrer Jugendfrische, ihrem Uebermut gewinnt sie unsere Herzen. Der Beifall war start. Dgr.
Preffeftelle von A bis 3 erlogen" find. Im übrigen sind bekanntlich Mittelsmänner dazu da, um später desavouiert zu werden. Jedenfalls aber hatten die Herren der Gegenseite den Eindruck, daß die Besprechungen mit ihnen im offiziellen Auftrage der deutschnationalen Parteileitung stattfanden. Das trifft schließlich
Kurfürstendamm- Theater.(„ Der Meisterborer" Schwarz und Mathern.) Totgelacht. Alles vergessen. Also sehr luftig. Und doch nicht. Was war denn eigentlich los? Schwer zu sagen. Bapa bort nicht, aber er bummelt. Er bummelt, meil feine Ehehälfte ihn zu Bitterwasser und Vegetarismus anhalten will. Bapa hat gar fein Verhältnis mit der russischen Tänzerin. Das Verhältnis hat der Sohn Frize. Und der Steuerrat ist gar nicht ins Wasser gegangen. Er hat sich nur einen Rausch angetrunken usw. usw. Donnerwetter, diese Schwantfabrikanten haben alle Kniffe im Gelent. Seien wir doch nicht verbohrt und geben wir ihnen zu, daß sie Mordskerle sind, dumme Kerle, aber verdammt lustige Kerle. Kerle ohne Literatur, aber Kerle mit tausend Clownfpäßen im Kopf. Sie stehlen wie die Raben, aber sie dekorieren mit den gestohlenen Stücken fabelhaft. Und die Aufführung flappte. Sommerschwanf. Sommerhige. Hundstagsbeifall. Das Stück wird ziehen, wenn auch fein Zugluftlein die Glut im Theater lindert. M. H.
In den Kammerspielen wurde ,, Salomons Schwiegertochter" als Romödie angefündigt. Man tam in Erwartung eines Sommerstüdes und bekam ein schweres lamonantes jüdisches Fa milienstück vorgesezt, das auch durch die humoristischen Lichter kaum erträglicher wurde. Paul Frant und Julius Wilhelm haben einen Roman von Felig Holländer dramatisiert, aber sie hatten meder den Mut zur vollen Tragödie, noch zur zwiespältigen Tragi tomödie, und so versandete ein schöner Stoff in ermüdender Senti mentalität. Die Aufführung hatte zwei Höhepunkte in der meistereines jüdischen Ehepaares durch haften Menschengestaltung Hermann Ballentin und Jita Grüning. Das Ganze bedarf noch einer eingehenden Betrachtung.
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Die Lehren Tolstois und der Kriegsdienst. Bisher wurden die Anhänger der Lehren Tolstois von den Sowjetbehörden vom Dienste Anhänger der Lehren Tolstois von den Sowjetbehörden vom Dienfte der Roten Armee befreit, sofern sie darum nachsuchten. Durch eine neue Entscheidung des Obersten Kaffationsgerichts ist jeßt aber, wie der Ost- Expreß berichtet, den Tolstoianhängern diese Bergünstigung entzogen worden. Das Gericht begründet feinen Entschluß mit der Erklärung, daß eine Befreiung vom Heeresdienst nur den Mitglie dern von Setten gewährt werden könne, deren religiöse Ueberzeugung den Kriegsdienst ablehne, die Tolstoianhänger feien aber nur als Freiden ter" mit besonderen ethischen Anschauungen anzusehen, nicht als religiöse Sette.
Staatsoper. In der kommenden Woche wird Michael Bohnen am Mittwoch als Stezal in der ,, Bertauften Braut" und am Sonntag als Ochs v. Serchenau im Rofentavalier" auftreten. Richard Zauber fingt am Freitag in der Entführung" den Belmonte und am Montag, den 9., in der Toten Stadt" ben Paul.
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Grnst Friedrich, der bekannte Rezitator und Zeiter der Arbeiter. funft ausstellung, ist am Freitag verhaftet worden. Friebrich ist bekannt als Herausgeber vieler antimilitaristischer Schriften, unter anderen der Zeitschriften„ Die Freie Jugend und Die Baffen nieber". Seine Verhaftung erfolgte, weil er in der Freien Jugend" die Republik
beleidigt haben soll.
Der entfeffelte Wotan", das jüngste Wert Ernst Tollers , ift bon ber Direktion der Nobert- Bühnen zur Aufführung erworben worden.
, Der Schritt". Unter diesem Namen wurde in Berlin von Herrn
Baul Thiebe und dem Schauspieler Dime II eine Vereinigung ge gründet, die durch Aufführungen und Vorträge im ganzen Reiche neue
Biteratur verbreiten will.
Karlsruhe , 31. Mai. ( TU.) Der Haushaltungsausschuß des Badischen Landtages hat die neue Reichsbeamten besoldung einstimmig abgelehnt und die neue Bebezeichnet, die je veröffentlicht worden sei. Im Interesse des Staates soldungsregelung als die rüdständigste und unsozialste Maßnahme sei das tief bedauerlich. Bon den meisten Rednern wurde im Haushaltsausschuß noch bemerkt, daß das Sperrgefeß jezt nicht mehr be. achtet merden könne.
Saarabische Immunität. Maßregelung eines Abgeordneten für Anprangerung des Schulskandals.
Saarbrüden, 31. Mai. ( WIB.) Die sozialbemotra. tische Fraktion des Landrats hat an den stellvertretenden Bor figenden, Abg. Scheuer, ein Schreiben gerichtet, in dem die fofortige Ginberufung des Landesrats gefordert wird. Begründet wird die Forderung mit der Notwendigkeit, eine Aussprache über die dienstliche Maßregelung des Abg. Schneider herbeizuführen wegen der schweren Borwürfe, die in der letzten Landesratssigung gegen die saarländische Schulverwaltung erhoben worden waren. Schneider, der im Zivilberuf Volksschullehrer ist und die Prüfung für die Mittelschule abgelegt hat, ist aus der Mittelschule, an der er bereits Dienst tat, wieder an die Boltsschule zurüd verfekt worden.
Italienischer Parlamentsskandal.
Rom , 31. Mai. ( Franff. 3tg.") Troß Mussolinis Ermahnung, die Rammer folle fleißig und gesittet arbeiten, hat bereits die heutige erste Sigung Lärmszenen und Handgemenge gebracht. In
der Debatte über die Wahlprüfung beflagte der Sozialist attest i die Unregelmäßigkeiten und Gewalttätigkeiten bei den Wahlen, worauf der bekannte faschistische Heißfporn, Giunta bie Opposition als Räuberpad bezeichnete. Dadurch herausgefordert, entstand ein wütendes handgemenge zwischen Faschisten und Opposition, das nur durch Unterbrechung der Sigung beendet merben fonnte. Nach der Wiederaufnahme verließ die Opposition demonstrativ den Saal.
Kowno , 31. Mai. ( DE.) Die litauische Regierung hat dem deutschen Gesandten in Kowno eine Verbalnote überreicht, in der die ernfte Aufmerksamkeit der deutschen Regierung auf die antia litauische Kampagne gerichtet wird, bie jeli mehreren Wochen in der deutschen Presse zutage trete. Jin besonderen werden Meis dungen aus Litauen feindlichen Quellen angeführt über erfun dene Ueberfälle auf das Wilnagebiet. Des weiteren wird die Falschmeldung erwähnt, nach der der Finanzminister Betruiis mit 1½ Mill. Dollar geflohen sein sollte.
In einer Note an den Bölferbund erklärt die litauische Regierung, die polnischen Meldungen über fortgefeßte litauische Bandenüberfälle auf das Wilnagebiet ließen sich durch Ausbrüche des Unwillens seitens der bedrückten litauischen Bevölkerung im offupierten Gebiet erklären,