Jmmunität und Haftentlassung.
Die Debatte im Geschäftsordnungsausschuß.
Der Geschäftsordnungsausschuß des Reichstages beschäftigte sich heute vormittag mit dem Antrage auf aften laffung der kommunistischen Abgeordneten Schlecht, Lindau und Pfeiffer. Die Antlage des Oberreichsanwalts behauptet, daß die Kommunistische Partei durch eine über das ganze Land ver= breitete Organisation den bewaffneten Aufstand vorbereitet, prole= tarische Hundertschaften organisiere, Waffen beschaffe, Waffen fabrit mäßig herstelle, Sprengstoff stehlen lasse, die Reichswehr und die Schupo zersetze, Eisenbahnfabot ge lehre und eine Mordorganisation zur Beseitigung gefährlicher Gegner( Tscheka ) aufgezogen habe. Die Anweisungen für diese Verbrechen gingen auf die 3entrale zurüd. Die genannten Abgeordneten feien Mitglieder der Zentrale und als solche für diese hochverräterischen Komplotte verantwortlich. Abg. Koenen( Komm.) behauptete, dieses ganze Material gehe auf die Anweisung des früheren Justizministers Emminger zurüd, einen großen Tendenzprozeß gegen die Kommunistische Partei einzuleiten. Es liege feinerlei Material für die Betätigung der beschuldigten Abgeordneten im Sinne der Anflage vor. Die Kommu nistische Partei sei gegen jeden individuellen Terror. Die Antiage= behauptungen entsprängen einem Spigelfumpf, mit dem die Angeklagten, die jahrzehntelang organisiert seien, nichts zu tun hätten. Abg. Dittmann( S03.): Der Ausschuß hat zu fragen, ob die beschuldigten Abgeordneten persönlich an den erwähnten Vorbereitungen beteiligt seien. Wenn dies nicht der Fall sei, dürfe entsprechend der Uebung des Reichstages die Immunität nicht aufgehoben werden. Die Mord- und Femeorganisationen feien von den Rechtsorganisationen eingeführt worden. Man vermiffe aber, daß gegen die Leitung diefer Rechtsorganisationen in dem gleichen Maße wie gegen die Kommunisten vorgegangen merde. Abg. Lewy( Soz.) ist der Meinung, daß die Immunität der Abgeordneten nicht erst von Sigungsbeginn, sondern vom Tage der Einberufung des Reichstages durch den Präsidenten zu gelten habe. Der Indizienbeweis gegen die beschuldigten drei. Abgeordneten fei nicht so, daß die Immunität aufgehoben werden könne.
H
Bertreter des Zentrums, der Deutschen Boltspar sprachen für Aufhebung der Immunität.
burchs Land zogen, Mordiaien werden nicht immer verabredet, wie wir jetzt an dem Mordversuch in einem uns nahestehenden Lande sehen. Im Reichstag hat die Verabredung begonnen. Der gewöhnliche Staatsbürger tommt nicht sofort in das Barlament. Herrn Thormann gelingt das und er findet sofort einen, der mit ihm über den Mordplan verhandelt. Angeklagt find nur zwei Personen, aber mit Rüfichislosigkeit müssen wir allen Spuren nach gehen, ohne Schwäche, die eine Gefährdung der Justiz bedeuten
würde.
Wir müssen die Qualität der Zeugen genau wägen. Als die beiden Angeklagten festgenommen waren, schien die Sache sehr ein fach, aber die Komplizen famen nach. Zunächst war alles einig: Thormann, Grandel, Lettenborn, Röpfe. In Kleinigkeiten weichen fie voneinander ab. Tettenborn geht zum Schein auf Thormanns Angebot ein und zieht den vermeintlichen Mörder Köpfe hinein, während Thormann Grandel als Geldmann hinzuzieht. Sie fommen mal zu zweit, mal zu drift zufammen und beraten den Mordplan gemeinsam.
Die Angeklagten sind der Anficht, daß der Mordplan ausgeführt werden foll, während die Zeugen nicht töten wollen. Was die Zeugen hier von Thormanns Mordwillen fagen, ist zu glauben, auch wenn Direktor Weiß auf einem anderen Standpunkt steht,
da er die ganze Berhandlung nicht mitmachte. Tettenborns Zweifel, daß Thormann von General Ludendorff geschickt sei, war um so eher berechtigt, als ja Ludendorff zu allerlegt einem Mitglied der D. C. einen solchen Auftrag gegeben hätte. Es war auch verständlich, daß Tettenborn glaubte, Thormann wollte zwei Fliegen mit einer Klappe fchlagen: Den unbeliebten General beseitigen und die Deutschvölkische Freiheitspartei , die in bezug auf Mordpläne früher einen üblen Ruf besaß, die aber seit dem Januar Anstrengungen machte, mit einigermaßen reinen Händen in die Wahlen zu gehen, unmöglich zu machen. Thormanns Erzählungen gleichen einem schlechten Film, was Lettenborn anbetrifft. Reg. Dir. Weiß hat moralisch an Tettenborn nichts auszusehen, außer dem Mordverdacht in der Parchimer Affäre. Thorman habe über geheime Mittel verfügen müffen, denn sein Privatfapital hatte er aufgezehrt.
Grandel ist ein unglüdlicher franter Mann, der aber auch sehr die gute Meinung für sich zu gewinnen weiß und mit dahinsterbender Stimme feine Aussagen macht. Es ist recht unglaublich, daß ein ernster. Geschäftsmann sich einen Vertreter sucht, der sich mit Plänen trägt, wie das Thormann getan und es ist unglaubwürdig, gefährlichen Dinge stedt. Nach meiner Ansicht entstand tatsächlich
General v, Seedt hat in ausgezeichneter, ruhiger Weise seine Ansicht mitgeteilt. Herr Claß erlitt eine schwere Miederlage, als man die Berleitung zum Treubruch versuchte. Und aus allen Briefen an Claß geht doch hervor, daß man die friedliche Löfung nicht will, daß man General v. Seedt seine Legalität zum Vorwurf machte. Auch am 7. Januar ist betont worden, daß man den legalen Seedt, den Schilbhalter Eberts" beseitigen müffe. General von Seedf fonnte nur durch Gewalt beseitigt werden, und daf indet sich in den Briefen an Claß die furchtbare Stelle, daß Seedt sich selbst Bu Urteil gesprochen habe, eine Ansicht, die in anderen Mordprozessen festegestellt ist. Ganz gereinigt von allem Verdacht ist Herr claß nicht und so bitte ich, ihn nicht zu vereidigen.
( Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
Eröffnung des bayerischen Landtags.
München , 3. Juni. ( TU.) Für die heutige Eröffnungs. fizung des bayerischen Landtages erwartet man Auseinanderfegungen in der Frage der Haffentlaffung von Abgeordneten. Ferner ist es nicht gelungen, in der Frage der Vizepräsident= fchaftswahl eine Einigung zu erzielen, so daß auch hier mit Differenzen zu rechnen ist. Die Sozialdemokraten verlangen für sich den ersten Bizepräsidentenposten, während die Völkischen den gleichen Posten für sich beanspruchen. Auch in der Frage der Plätzeperteilung im Landtag ist noch immer teine endgültige Lösung möglich gewesen, so daß vielleicht auch diese Frage in öffentlicher Landtagsfizung zu Auseinandersetzungen führen wird.
München , 3. Juni. ( WTB.) Die Besprechungen zwischen den Führern der alten Roalitionsparteien( Bayerische Volkspartei , Mittelpartei, Bauernbund) find bis Mittag ohne abschließen. des Ergebnis geblieben. Sie wurden nachmittags fortgesetzt. In der fonstituierenden ersten Sigung der sozialbemofra tischen Frattion wurde der Abg. Timm zum ersten, der Abg. Dill zum zweiten Borfigenden gewählt. Abg. Auer ieilie feinen endgültigen Berzicht auf das Reidystagsmandat zugunsten feines Mandates zum Bayerischen Landtag mit. Im Völkisten Block übernahm Abg. Pöhner den Vorsiz.
tei, der Deutschnationalen und der De motraten baß aus reiner Neugier der Geschäftsmann nun feine Finger in diese Zivilgouverneur für Sachsen und Thüringen ?
Die Kommunisten bestritten, daß Schlecht Mitglied ihrer eine Verabredung Thormann und Grandels- Tettenborn und Köpfe. Zentrale sei,
Die Haftentlaffung und die Einstellung des Strafverfahrens in Sachen Lindau und Pfeiffer wurde gegen die Stimmen der kommunisten und Sozialdemokraten abgelehnt. Im Falle Schlecht stimmten die Kommunisten merkwürdigerweise dafür, diese Angelegenheit zu vertagen, bis der Reichsjustizminister weitere Erkundigungen eingezogen hat.
Die erste Gruppe wollte mit Ernst den Mord, die zweite Gruppe nicht. Auch Gilbert hat im Sinn der zweiten Gruppe mitgewirft, während das Staatstommissariat nicht beteiligt war. Jedenfalls bin ich der Meinung, daß Oberregierungsrat Mühleifen und Trepte zu beeiden sind.
Weimar , 2. Juni. ( BTB.) In der heutigen Abendsizung des Thüringer Landtages antwortete Innenminister Dr. Sattler auf eine Anfrage des Abg. Brill, Sozialdemokrat: Die Regierung ist seit Mitte März darüber unterrichtet, daß die Staatsregierung eines anderen beutschen Landes an die Reichsregierung mit dem Ersuchen herangetreten ist, eine Klärung darüber herbei
Eine Frage, die über die sonstige Bedeutung des Prozesses hinzuführen, ob sie beabsichtige, einen Zivilgouverneur für ausgeht, ist die, ob Justizrat Cla B vereidigt werden kann, oder ob bei ihm nicht der Verdacht der Mittäferschaft besteht. Die Frage ist sehr ernst, weil hier die politische Existenz eines Mannes vernichtet werden kann, der oft das Gute gewollt, nicht immer es
Das Plaidoyer des Generalstaatsanwalts. erreicht hat. Sie haben gehört, wie die Zeugen Weiß und Mühl
Thormann, Grandel schuldig, Claß verdächtig. Zu Beginn der heutigen Verhandlung wurde Oberregierungsrat Mühleisen, nachdem die Erlaubnis des Reichskommissars eingegangen, über die Bezüge des Zeugen befragt. Der Zeuge erflärte, daß Gilbert für seine Mühe in der Angelegenheit z irta 250 m. im Januar bezogen habe. Der Zeuge schildert dann noch Gilberts Nachrichtenbureau, welches vier bis sechs Wochen lang von Industrieilen finanziert worden sei. Für den Reichstommissar habe Gilbert in Waffenfachen Nachforschungen angestellt. Der Zeuge fam dann noch einmal auf das Angebot ber 50 Dollar durch Lettenborn zurück und erklärte, daß er für den Empfang des Geldes nicht die richtige Stelle gewesen sei. Schließlich mandte fich der Zeuge noch gegen Regierungsdirektor Weiß, aus deffen gestrigen Ausführungen er einen Vorwurf gegen seine Handlungsweise
*** herauslas.
Es wurde dann die Frage der Bereidigung der Zeugen Claß, Mühleifen, Tettenborn, Köpfe und Gilbert erörtert, wobei die Ausführungen hierüber zum Teil die Plädoyers umfaßten. Generalstaatsanwalt Lindow : Wer die Presse verfolgte, sah, wie der Prozeß ausgewertet werden sollte. Wir stellen uns anders dazu. Ich will der Politik soweit als möglich fern bleiben. Nach meiner Ansicht hat Der Prozeß weniger politischen, als fulturhistorischen Wert, und da kann man ein Grauen bekommen.
Es ist wie nach dem 30jährigen Krieg, als alte Soldaten marodierend
Straßenleben.
Bon Arne Jensen.
eifen so verschieden über ihn geurteilt haben. Herr Claß ist durch Grandel zuerst in die Debatte gezogen worden. Grandel ist uns über seine Besprechungen mit Claß die näheren Erflärungen schuldig geblieben. Es ist möglich, daß Granbel sich gesagt hat, er wolle im Sinne einer möglichst unblutigen Um wälzung sich mit Thormann verbinden. Möglich, aber nicht erwiesen. Auch der Widerruf Grandels läßt zu wünschen übrig.
Bielleicht wäre es besser gewesen, nach dem Widerruf Grandels ihn noch einmal, nicht in Gegenwart des Juffizrats Claß, zu vernehmen.
Bezüglich des Geisteszustandes Grandels find die Sachverständigen nicht einig. Was fein Geständnis und feinen Widerruf angeht, fa gilt das Sprichwort: Wer einmal fügt Grandel war fift Streife Claß nicht der Geringste. Grandel war mit Ra.hr einiger maßen. liiert und schließlich, wie Claß zugibt, im Herbst 1923 34 eriremistischen Ansichten zu verleiten. Das deutete wohl auf den Marsch nach Berlin hin. Kurz vor dem Attentat waren Grandel und Claß noch zusammen. Nach der Festnahme Grandels wendet sich der Berteidiger des Angeklagten an Herrn Claz. Ein wunderbares Zusammentreffen. Es folgt eine Hausfuchung bei claß, die eine interessante Korrespondenz zutage förderte. Aus the geht die Unterredung Clas- Seedt deutlich hervor und die Art, wie die Unterredung auf Claß wirkte. Claß hielt es für unverfänglich, daß der Inhaber der militärischen Gewalt legal fich in den Befits der Macht setzte.
bezeugen, Frau Bertelsen. Nur ganz zum Schluß fiel es ihm zu schmer, den Unrat bei sich zu behalten! Aber wie geht es ums denn, Frau Bertelsen, frage ich nur, wie geht es uns?" Frau Bertelsen:„ Ach ja, das Alter!"
Frau Andersen:„ Ja, und Mag war dreizehn Jahr, das ist viel Eit kleines Mädchen mit gelbem, lockigem Haar und einem für einen so kleinen Hund; und die Tollwut tut noch das ihrige
Kränzchen aus Wollblumen kommt, einen Topf Milch in seinen did lichen Händen haltend, die Straße heruntergetrottet. Bor ihr spaziert ein Mann mit einem großen, 3ottigen Hunde.
Nun geschieht es, daß das Kind unversehens in die Interessensphäre des Hundeschwanzes gerät und ihm der Topf mit Milch aus der Hand gebürstet wird.
Es stößt einen durchdringenden Angst und Schmerzensschrei aus, der augenblicklich allen Handel und Wandel in weitem Umfreise lahmlegt. Die Menschen erscheinen in den Türen der Geschäfte und strömen aus den Restaurants heraus, einige Erdarbeiter steigen aus der Tiefe zwischen den Schienen der Elektrischen hervor, alte Frauen, den Kord am Arm, eilen über die Straße.
Das fleine Mädchen, der Mann und sein großer Hund, der mit nachläffigem Behagen anfängt, die Milch aufzuleden, befinden sich plöglich in einem dichten Ring von empörten Menschen.
Weshalb hat er denn feinen Maultorb um?" fragt ein Erdarbeiter drohend.
Der Besiger des Hundes:„ Er beißt nicht."
dazu."
Frau Bertelsen:„ Ob es wahr ist, daß fie die da draußen auf der Tierarzneijchule mit Donnermit sprengen?" Frau Andersen:„ Wen?" Frau Bertelsen:„ Die Hunde
-
die franken Hunde! Es darf sie ja teiner anfassen wegen der Ansteckung. Wenn man nur einen fleinen Riß am Finger hat und fäßt sie an, dann kommen fofort Maden in die Wunde, und die sind unheilbar. Darum müffen sie mit Donnerwetter totgeschlagen werden, habe ich gehört:"
Frau Andersen:„ Ich habe gehört, sie würden gehängt. Und ich sagte auch, als sie tamen und May holten: Gott sei Dant, sagte ich, daß Mar nicht weiß, was ihm bevorsteht."
Frau Bertelsen:„ Sie waren nicht selbst mit draußen?" Frau Andersen:„ Ich hatte wahrhaftig schon das Tuch um. genommen, aber dann dachte ich: nein, warum soll ich mir denn aus freien Stücken so was Grausliches ansehen! Ich hatte ihn von ganz flein an gehabt und es ging schon beinahe zu Ende mit ihm, als fie ihn abholten. Sie mußten ihn die Treppe heruntertragen
Der Erdarbeiter( zu dem Kind: Hat er dich denn nicht gebiffen, meinem Brotforb, ach ja!" Raren? Zeig mal deine Hand."
Das Kind: Uh- h! Bu- h!"
"
Ein anderer Erdarbeiter:„ Er hat den Topf taputt ge- 35 Dere für Töten bezahlen." schmissen!"
-
in
Frau Bertelsen:„ Und erhängten sie ihn dann?" Frau Andersen:„ Das fann ich nicht genau fagen; ich mußte Frau Bertelsen:„ Na, es wird wohl wahr fein, daß fie fie mit Ein Gasmefferfontrolleur:„ Dann hat man Ihnen einen mächtigen Bären aufgebunden, mit Erlaubnis."
Der Befizer des Hundes:„ Das ist schon möglich, aber er tann Donnermit totmachen, das habe ich immer gehört." nun mal nicht mit dem Schwanz sehen."
Ein Schlächter:„ Dann hat er se velleicht auch mit'm Schwanz gebissen! Auf die Art könn' Se sich nich rausreden! Steden Ee lieber der Kleinen zwei Kronen in de Pfote, wenn de Bolizei sich erst reinmischt, wird's erheblich schwieriger."
8 tun?"
"
Der Befiger des Hundes: Was hat die Polizei mit der Sache Der Schlächter( hihig): Ihr Hund hat nicht das Recht, die Leute zu schanden zu beißen, das müßte doch solch ausgewachsener Mensch, mie Sie find, wiffen!"
Eine alte Frau:„ Und wenn er nun die Tollwut hat( zu einer anderen alten Frau): Sie wissen doch auch, Frau Andersen, daß Hunde mit Tollwut gar nicht auf die Straße dürfen; die müssen raus nach der Tierarzneischule."
Frau Andersen: Ja, ganz gewiß. Mag, das arme Vieh, mußte richtig auch raus, obgleich er niemals auf die Straße fam. Ihm konnte feiner, nachsagen, daß er Kinder überfallen hätte. Er lag in meinem eigenen Bett und war so hübsch propper, das fönnen Sie
Frau Bertelsen( richtet sich auf und vernichtet ihn mit einem Blick): So, dann ist es velleicht auch eine Lüge, daß ich einen Frettinär- Studenten als möbellierten Herrn habe?!",
"
Der Gasmeffertontrolleur, der sich plöglich Aug' in Auge mit der Autorität fühlt, verstummt erschroden und schleicht beschämt fort. Der Mann und der Hund sind schon längst ihres Weges gegangen und die Menge hat einen Kreis um die beiden Frauen gebildet. Ganz veríaffen steht das kleine Mädchen da und begießt die Scherben des Milchtopfes mit ihren Tränen.
( Berechtigte Ueberlegung aus dem Dänischen von Frida Erdmute Bogel.)
Eine Höhlenbahn. Dieser Tage ist eine einzig in der Welt dastehende Bahn eröffnet worden: eine Bahn durch die Abelsberger Grotte in einer Länge von 7 Kilometer. Das Terrain wie die Maschinenkonstruktion bot außerordentliche Sewierigkeiten. Die Strede wird von einer Benzin motormaschine befahren, die 10 Baggons mit je 6 Sigen zieht.
Sachsen und Thüringen zu bestellen. Die Staatsregierung wolle diese Klärung abwarten, ehe sie selbst Schritte tue.
Von der Börse.
Immer neue Insolvenzen.
Die Börje eröffnete heute vorwiegend Iuftios. Im weiteren Verlauf vermehrten sich die Gerüchte von Insolvenzen. So wurde di Wiener Lombard und Escompte Bank genannt und auch von einer neuen Hamburger Firma gesprochen. Dazu kommen Befürch tungen, daß vor allem im Metallhandel die Ultimoregulie rung zwar vorläufig überwunden, eigentlich aber nur vertagt worden ist und daß troz des verhältnismäßig günstigen Clearings jich die Folgen noch lange Zeit bemerkbar machen werden. Die eigentliche Verftimmung wird durch die Versteifung im Geldmarft noch verschärft. Die Nachfrage nach täglichem Geld war heute bebeutenb. Es muß bis% pro Mille gegeben werden, Monatsgelder find unverändert, aber faum zu haben.
Die deutschnationalen Fühler. Die Havas - Agentur ist nach Befragen bei den Abgeordneten Bainlevé und Herriot in der Lage zu erklären, daß die in der deutschen Presse erschienene Nachricht, die Deutschnationale Boltspartei habe einen Abgesandten nach Baris geschickt, um mit den Führern der neuen Mehrheit zu verhandeln nicht den Tatsachen entspreche.( Daß die deutschnationalen Abgesandten mit Herriot und Painlevé felbft zu ver handeln versucht haben, ist nirgends behauptet worden. Red. b.„ V.")
Eine Reiherkolonie in der Mark.
Jm. weiten Waldgebiet der Dubrow befindet sich eine naturgeschichtliche Sehenswürdigkeit, wie sie nur an wenigen Stellen Deutschlands zu treffen ist und von der die zahlreichen Ausflügler taum etwas ahnen. Biegt man von dem Wege Großbesten- Prierosbrüd rechts in den Wald ein, so gelangt man durch starte Kiefernbestände in einem alten Cichenwald, der sich bis zum Hölzernen See herabzieht. Dort horstet noch auf den Eichengipfeln der stolze Fischreiber. Diese Kolonie der seltenen Bögel schildert Georg Ede in der Leipziger Illuftrierten Zeitung":" In den Wipfeln der knorrigen Bäume erbliden wir den Reiherstand: zwischen zwei und sechs Nestern auf jedem Baum, bestehend aus großen Reisighaufen, die zum Nestbau aufeinandergeschichtet sind. Kunstlos liegen die dürren Reiser übereinander, nur im Innern mit etwas Riedgras, Schilf und Federn ausgepolstert. Ueber und über sehen wir die Eichen wie von einem Maler weiß angefalft, die Produkte der guten Verdauungstätigkeit der Vögel. Die blaugrünen Eierschalen, die wir zwischen den Bäumen am Boden finden, zeigen, daß das Brutgeschäft schon vorüber ist. Der Reiher, der nur als Sommergast bei uns weilt, trifft etwa im März schon aus wärmeren Gegenden ein. An seinem freischenden Krähid" hoch in den Lüften tönnen wir ihn erkennen. Im April beginnt er dann mit dem Ausbau der alten Mester. Die vier bis sechs durchschnittlich 60 Millimeter langen und 42 Millimeter breiten Eier sehen grün aus, und nach einer Bebrütung von drei Wochen schlüpfen die Jungen aus, die nach etwa 3- bis 4wöchigem Horstdasein die ersten Flugversuche mit den Eltern unternehmen und schon nach furzem im Fliegen ausgebildet sind. Bom Blau des Himmels heben sich die dunklen Eichen wunderbar ab, Lynfeus dem Türmer gleich stehen die Weibchen auf dem Neste, ihre Jungen hütend und Auslug haltend nach dem Kameraden, der zum Fischfang ausgezogen, um Nahrung für die Jungen zu bringen. Mit der Leblosigkeit des Steinbildes stehen sie da oben, mit dem listigen, weithinschauenden Auge alles musternd, was nah und fern sich regt, ohne im geringsten sich selbst zu verraten. Sie müssen auf der Hut fein, denn Raubvögel umfreisen die Horste, um die Abwesenheit der Reiher zu benußen, das Neft zu zerstören. Besonders schön und scharf fontrastiert das blauschwarze Federhaupt des Fischreihers am Hinterkopf mit dem weißen schlangengleichen Halfe, der weißen Bruft und dem aschgrauen Rüden. Sehr interessant ist der eigenartige Flug des Reihers, sein unbeholfenes Schlagen mit den Flügeln beim Auffliegen, sein majeftätisches Schwimmen in hoher Luft und der elegante Gleitflug beim Niebergehen. Leider ist ein Teil der alten Eichen im Brutrevier Ge fällt worden, und das Gebiet ist nicht geschüßt. Wie an anderer Stelle, so müßte auch dieser märkische Reiherstand zum NaturschuhDenkmal erklärt werden. Der Schaden, den der Bogel am Fischbestand anrichtet, ist bei seiner großen Seltenheit in Deutschland gegenstandslos gegenüber der einzigartigen Sehenswürdigkeit, die er heute bei uns darstellt."