ernste und schwere Ausgabe einzusetzen, ist es Pflicht, auch die drücken- den Sorgen des Alltags in dem Bewußtfein zurückzustellen, daß erst noch Klärung und Bereinigung unserer außenpolilischen Schwierigkeilen der Wieoerousbau im Janern auf staatlichem, wirtschaftlichem und sozialpolitischem Gebiet in An- griff genommen werden kann.(Sehr richtig! in der Mitte.) Die Reichs. regierung wird ihre ganze Krafl an die Arbeit fetzen, die zur schnellen Durchführung des Sachoerftöndrgeirgutachtens erforderlich ist(Lärm b. d. Komm.) und stets ihr Augeimierk darauf richten, daß die sich daraus für das ganze Dolt eigebenden schweren Lasten nach Maß- gab« der Tragfähigkeit gerecht oerteilt werden. Angesichte der verzweifelten wirtichaftlichen Notlage, in der sich die deutsche Wirtschaft befindet, beschwört die Reichsregierung den Reichstag und das ganze deutsche Volk, die in den letzten Monaten langsam, wenn auch unter Fieberschauern, einsetzande Gesundung Deutschlands durch Uneinigkeit und zersetzen- den Kampf nicht wieder zu zerstören.(Lebh. Beifall in der Mitte, Lärmchor der Komm.) Wer wird noch Hilfe bringen können, wenn Deutschland noch«in zweites Mal so dicht an den Abgrund kommen sollte, wie im Nooem- der vorigen Jahres?(Sehr richtig.) In den ckommendeu Wochen handelt es sich darum, den eingeleiteten Eesundungsprozeß(Lärm bei den Kommunisten) durchzuführen und die deutsche Wirtschaft zu retten. All die schweren Opfer, die das deutsche Volk in den letzten Monaten zur Rettung vor dem Zusammenbruch auf sich genominen hat, wären vergebens gewesen, wenn wir jetzt bis zur Erreichung des Zieles nicht stark blieben. Wir dürfen nicht die unsühnbare, schwere geschichtliche Schuld aus uns laden, de» Deutschen Reiches Untergang verschuldet zu haben(Lärm bei den Kommunisten), weil wir im ent- scheidenden Augenblick nicht national« Disziplin zu wahren wußten. (Sehr gut! bei den Mittelparteien.) Das Ausland muß sehen, daß das deutsche Volk geschlossen den stch ihm bietenden Weg in di» Freiheit gehen will. Das Ausland aber muß endlich auch den Beweis erbringen, daß es zu ehrlicher Verständigung bereit ist.(Sehr wahr!) Nur dann wird sich im deutschen Volte der durch zahllose Ent- täuschungen und Demütigungen erschütterte Glaube an wahren und dauernden Frieden wieder festigen. Es geht um deutsche Brüder, «s geht um deutsches Land(Ruf bei den Kommunisten: Um die politischen Gefangenen!), es geht umDcutschlandsRettunq in istzler, hzchffer Rot. Das Rheinland und unierr bedrängten Landsleute an der Ruhr sehen erwartungsvoll auf Sie. mein« Damen und Herren, und verlangen von Ihnen, daß Sie ibnen schnell Rettung und Hilfe bringen.(Lebhafter Beifall bei den Mittelparteien, lang anhaltender Lärm bei den Kommunisten.) Präsiden: Ivallcas schlägt vor, di« Besprechung der Regierung». «rNärung auf heute Donnerstag 10 Uhr zu vertagen und außerdem noch den weiteren Nothaushalt in allen drei Lesungen zu beraten. Abg. Svenen(Komm) widerspricht der zweiten und dritten Be> ratung des Noietvts. Abg. Maskowski(Komm.) verlangt, daß auch der Antrag seiner Fraktion wegen des Bergarbeiterstreits verhandelt werde. Abg. Cöbt(S03.): Di« dritte Beratung muß abgesetzt werden, wenn ein Mitglied widerspricht: darüber, ob die erste und zweite Lesung gleichzeitig stattfinden sollen, entscheidet die Mehrheit. Der Antrag betreffend di« Bergarbeiterfragen kann schon bei der Besprechung der Regie- rungserklärung mitverhandelt werden, wenn aber keine Berbindung damit beantragt und abgelehnt wird, kann er nicht mitberaten werden.(Hört, hört!) Trotz dieser Belehrung besteht Abg. K o e n« n(Komm.) auf der Abstimmung, die die Ablehnung ergibt. Das Haus beschließt, von dem weiteren Nothaushalt morgen di« erst« und zweit« 3krctung vorzunehmen. Schluß%6 Uhr. * Stach der Plenarsitzung traten im Reichstag die einzelnen Frok» tionen zu Sitzungen zusammen und bereiteten die Erklärungen vor. die sie morgen durch ihr« Redner abzugeben gedenken. In den Kreisen der Mittelparteien wurde zwar eine Antragstellung m Erwägung gezogen, aber noch kein Beschluß in dieser Richtung gefaßt. Es wird vielmehr von dem Verlauf der Debatte abhängig gemacht werden, ob und in welcher Formulierung eine Billigung der Regierungserklärung beantragt werden soll, oder ob nur gegen
irgendein Mißtrauensvotum, das von anderer Seite em- gebracht werden könnte, Stellung genommen werden soll. Als erster Redner wird für die Deutschnationalan Abg. Graf Westarp zum Wort konunen, darauf wird der Abg. Scholz(DVP .)«ine gemein. same Erklärung fiir s-ine Partei, das Zentrum und die Demokraten abgeben. Di« Nationalisten haben die Abgg. Graes « und Graf R e v e n t l o w bestimmt. 5reitag Abstimmung. Am Donnerstagvormittag um 10 Uhr wird der Reichstag mit der Aussprache über die Regierungserklärung beginnen. Di« Mi t t« l par t« ie n beabsichtigen nur ein« kurze Erklärung abzugeben, dagegen werden die übrigen Fraktionen zwei Vertreter zur Debatte sprechen lassen. Don der Sozialdemokratie sind die Genossen Löbe mch Dr. Breitscheid vorgesehen. Man er- wartet, daß die zweite Rednergarnitur bereits am Donnecstagnach- mittag zu Worte kommt. Am Freitag zwischen 3 und 4 Uhr nachmittags soll dann die Abstimmung über einen Antrag«r. folgen, der von den Mittelparteien eingebracht wird und die außen- politischen Erklärungen der Regierung billigt. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion be- schäftigt« sich am Mittwoch mit der durch di« Neubildung der Regle- rung und der Regierungserklärung geschaffenen politischen Lag«. Es herrschte Uebereinstlmmung, daß die Fraktion an ihrem bis» herigenKursinder Frage der Sachverständigengutachten f e st- hält und die entsprechenden Folgerungen daraus zieht. Ein Weißbuch der Regierungsparteien. Me die Telegrophen-linion erfährt, beabsichtigen die der Regierung nahestehenden Parteien eine Denkschrift über die Vorgänge bei der letzten Regierungskrise heraus- zugeben. Rangorünuttg im Sswjet-Neichstag. Heiteres Aufsehen erregte gestern im Reichstag folgender kleiner Zwischenfall: Ein Abgeordneter stieg in einen Fahrstuhl und for- derte«ine im Hause beschäftigte Stenotypistin auf, mitzukommen. Ein hinzutretender neugewählter Kommunist, Bartels-Krefeld, verlangte jedoch, daß die Stenotypistin wieder aussteigen müsse, damit er mitfahren könne.„Es ist unerhört, ein« Angestellte läßt man mitfahren, und ich als Abgeordneter soll warten," so äußerte sich der Neugebackene gereizt. Darüber gab es nun eine kurze Aus- einandersetzrmg, die damit schloß, daß der Kommunist erklärte, er werde sich über den Vorfall beschweren. Beschwerdeinstanz ist der jdeutschnatiemale Präsident. Herr W a l l r a f.
Krach in Mecklenburg . Ter Landtagspräsident abgesetzt.— Die Kommnniste« sprengen den Landtag. Schwerin , 4. Juni. (Eigener Drahtbericht.) In der Mittwoch- sitzung des Landtages kam es bei der Berattmg eines kommunistischen Antrages auf Haftentlassung des kommunistischen Abgeordneten Warnte zu wüsten Radauszenen. Wiederholt mußte die Sitzung unterbrochen werden. Der Landtagspräsident wurde durch einen Zwischenfall gezwungen, sein Amt nieder» zulegen. Während Landtag und Aeltestenausschuß di« Debatte über den kommunistischen Antrag für sachlich erklärten, versucht« der Präsident, die Debatte abzflÄtosseln. Das lietz sich selbst das mecklenburgische' Parlament Nicht bieten. Bei der Wahl des neuen Präsidenten kam es zu unbeschreiblichen Auftritten der Kam- munisten. Als der sozialdemokratische Abgeordnete Möllmann während der Red« des Kommunisten Wenzel einen Zwischenruf macht«, schleuderte ihm dieser dos auf dem Rednerpult stehende Glas Wasser ins Gesicht. Di« Sitzung wurde darauf unter großem Tumult unterbrochen. In der sich anschließenden neuen Sitzung benahmen stch die Kommunisten nicht besser. Der Vor» sitzende schloß nach dreimaligem Ordnungsruf den Kommunisten Ambs von der Sitzung aus. Der Aeltestenausschuß billigte
T42SSH742/>. Don Fritz Müller, Chemnitz . T 42 586 742 A ist kein Lotterielos, kein Warenzeichen, kein Fern- sprechanschluß, kein Rechnungsbetrag aus der Zeit, da man mit Mil- Honen rechnet«, keine Auto-, Fahrrad- oder loschenuhrnummer, kein Aktenzeichen, sondern vielmehr--- Gestern betrug mein Barbestand 1 Fünfmilliardennot«, S alte Pfennige, einen Dresdener wertbeständigen Groschen, zwei Chem- »itzer Goldmarkschein« und einen öü-Billionenschein. So gern ich große Scheine«innehm«, so ungern gebe ich sie aus. Nicht etwa aus Geiz, sondern um nicht al» reicher Kerl angesehen zu werden. Ich ging deshalb in ein« Gegend, wo man mich nicht kennt, und kaufte in einen, Laden für 4,87 Mark Waren ein. Als es ans Zahlen ging, legte ich den 50-Billion«nschein hin und sagte:„Anderes Geld habe ich. nicht." Dem Kaufmann schien daran zu liegen, seine Waren loszuwerden und die ihm zustehenden 4�7 Mark zu bekommen. Drum versuchte er, mir herauszugeben. Der Versuch glückte, wenn auch das Wiedergeben recht lange dauerte. Bekam ich doch nicht nur 100-, 500-, 1000. und 2000-Milliardenschetne, nicht nur Renten- Pfennige,-fünfer,-groschen,-fünfziger und Markschein«, nicht nur auf Goldmork lautende Scheine der verschiedensten Städte und Der- bände, sondern auch Viertel-, halb« und ganze Dollarschatzanweisun- gen und Dollarscheine der Elsenbahn. Auch eine richtige Dollarnote war dabei.„Wenn Sie das Ding haben wollen?" hatte der Kauf- mann gesagt,„der Wisch gilt ja nur noch 4,20 Mark!" So war ich zu einer Dollarnote gekommen, und zwar— aus Ehre— zur ersten in meinem Leben! Zu Hause sah ich mir das auf der einen Seite schwarz, auf der anderen grün bedruckte Papierchen genauer an. Es trug di« Nummer T 42 586 742 A. Als die Dollarnote so eine Weil« im Scheine meiner Schreibtischlampe dagelegen hatte, begann st« zu erzählen. Zuerst, wie sie in einem Brief von Boston herüber nach Deutsch - ' land gereist war, ihren Empfänger aber nicht erreichte, sondern einem diebischen Postschaffner in die Hönde gefallen war. Dann, wie sie vis Spekulationsobjekt mehrmals ihren Besitzer gewechselt hatte. Danach, was alles für sie gekauft worden war, lauter Dinge, die da- mals bei weitem keinen Weltmarktpreis hatten. Daraus, wie sie bei einer Devisenrazzia beinahe erwischt worden wäre, wie sie je- mand verloren und ein anderer gefunden und auf der Bank ein- gewechselt hatte. Daraufhin, wie ein junger Bankangestellter in Düsseldorf sie nebst anderen Dollarnoten seinem voter nach Chemnitz geschickt, und wie der Vater sie sorgsam aufbewahrt hatte, bis auf diesen Tag. Der Vater war aber der Kaufmann, dem ich für 4,87 Mark Waren abgekauft hatte--— Die Dollarnote T 42 586 742 A schwieg eine Weile. Dann fuhr sie fort:„Ich weiß auch, was Sie jetzt denken!— Soll ich's Ihnen sagen? Ich kann nämlich hellsehenl"
— Ich bejahte. Da sagte di« Note:„Sie ärgern sich, daß Sie mich erst jetzt bekommen haben!" Das stimmte.„Fahre fort!", sagte ich,„was denk« ich jetzt?"— „Sie denken daran, als Sie ine Schreibmaschine kaufen wollten, aber nicht genug Geld hatten. Hätten Sie mich damals schon gehabt, so hätten Sie die Schreibmaschine gekauft!-- Jetzt überspringen Ihre Gedanken ein Jahr und wellen auf der Hochzeitsreise. Im August 1922 ging Ihr Reisegeld zu Ende und Sie mußten im Bummelzug und vierter Güte mit Ihrem angetrauten Weiblein heimfahren. Hätten Sie damals meine Wenigkeit--" „Noch ein Wort," rief ich,„und du fliegst in den Papierkorb!" „Ich will schweigen!" sagt« die Dollarnote T 42 586 742 A ganz demütig. Nach einer Weile begann sie wieder:„Und jetzt denken Sie an die Septembertage 1923, in denen Ihr Bübchen ankam. Mit Grausen erinnern Sie sich, wie das Geld Ihnen förmlich unter den Fingern schwand, wie die Preise erst Millionen und bald darauf Mil- liarden betrugen. Hätten Sie mich damals besessen, so hätten Sie es nicht nötig gehabst für Ihr Hanl«! einen gebrauchten Kinderwogen zu kaufen. Da hätten Sie einen funkelnagelneuen„Schwinger" an. schaffen können!" „Der gebrauchte Wagen hat gute Dienste getan und tut sie auch roch," warf ich«in,„unser Bübchen blüht und gedeihst und das ist die Hauptsache! Wozu brauchen wir da---" Da fiel mir die Dollarnote ins Wort:„Ei, ei, was Sie jetzt ge> dacht haben!"—„Was denn?" antwortete ich bestürzst„Sie haben gedacht," flüsterte Frau T 42 586 742 A sehr spitz und höhnisch,„es könne eine neue Entwertung der Mark einsetzen, und da wäre e» gut, daß Sie mich hätten. Und Sie wollten mich aufheben, für alle Fälle!" .Da« Ist aber starker Tabak!" brüllte ich di« Dollarnote an. „was fällt dir ein?"—„Was fällt Ihnen denn ein?" erwiderte sie, „nicht ich habe so seltsam« Gedanken gesponnen, sondern Sie!"— Jetzt war mir die Sache zu bunt und ich beschloh, die steche Dollar» note sofort aus dem Hause zu schaffen.— Sofort? Das ging nicht. da die Läden bereits geschlossen waren. Dann morgen!— Schließ- lich lautete das Urteil: Die Dollarnote wird strafweise ausgegeben, sobald ich außer ihr kein Geld mehr habe und--- wenn--- die Mark stabil bleibt!
Reinöarstellung eines Vitamins! „Eine kleine Menge weißen Pulvers auf dem Boden einer kleinen Flasche weckte kürzlich ungeheures Aussehen auf der Bcr- sammlung der amerikanischen Ehemikergesellschafst Es war nämlich das erste Vitamin, das jemals isoliert worden ist, und es wurde von seinem Hersteller, Professor Walter H. Eddy. in Columbia demon- striert." So lautet eine Notiz des amerikanischen Science Service, «wer Einrichtung, die vor einigen Iahren geschaffen wurde, um der Presse neue Forschungsergebnisse auf naturwissenschaftlichem Gebiet zu übermitteln. Ein Stab wissenschaftlich geschulter Mitarbeiter
das Porgehen des Präsidenten. Trotzdem weigerte sich Ambs itt der folgenden Sitzung, den Saal zu verlassen. Daraufhin wurde vom Präsidenten die Räumung angeordnet. Die Kommunisten fangen währenddessen die International« und rauchten Zigaretten. �uch öas Thüringer Parlament arbeitsunfähig. Weimar , 4. Juni. (Eigener Drahtbsricht.) Die in den letzten Tagen abgehaltenen Sitzungen des Thüringer Landtages verliefen äußerst stürmisch� da sich Rechtsparteien und Kom- munisten in der wüstesten Weis« beschimpften. Am Mittwoch glänzte die Regierung des Ordnungsblocks bei der Beratung eines tommu- mstischen Antrages auf Milderung der Notlage der Erwerbslosen durch Abwesenheit. Sozialdemokraten und Kommunisten verlangten auf Grund des§ 88 der Geschäftsordnung des Landtages die An- Wesenheit der Regierung. Da der größte Teil der bürger- lichen Abgeordneten ebenfalls fehlte, hatten die beiden Arbeiter- Parteien die Mehrheit, so daß ein sozialdemokratischer Antrag an- genommen wurde, die Sitzung so lange aufzuheben, bis die Re- gierung zur Stelle ist. Im Aeltestenausschuß, der daraufhin zu- sammentrot, hatten die Bürgerlichen jedoch die Mehrheit. Sie er- klärten, die Sitzungen des Landtages nicht stüher aufzunehmen, bis die Kommunisten ihr« Beschimpfungen gegen die Regierung einstellen, und beschlossen Vertagung de» Landtage» auf den 17. Juni. Die Völkische Fraktion hat inzwischen— der sozialdemokratischen nachhinkend— einen Antrag«ingebracht, wonach die Regierung einen Gesetzentwurf vorlegen soll, der die Anzahl der Abgeord- neten auf ein Drittel herabsetzt. Dieses Gesetz soll rück- wirkende Kraft für den gegenwärtigen Landtag haben. Für den Fall, daß staatsrechtlich« Bedenken bestehen, die Verminderung der Abgeordnetenzahl schon für den gegenwärtigen Landtag wirksam werden zu lassen, soll der Landtag beschließen, sein« sämtlichen Aus- gaben einem Ausschuß, in dem die«inzelnen Parteien proportional ihrer Fraktionsstärke vertreten sind, zu übertragen.
Die Regierungsfrage in Hapern. Koalitio« mit dem Bauernbuud— Konzession an Hitler? Riünchen, 4. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Die Regier rungsbildung in Bayern ist insofern einen Schritt weiter� gekommen, als stch der Bayerische Bauernbund nunmehr offiziell bereit erklärt hat, unter gewissen Bedingungen in die Re- gierung einzutreten. Dies« Bedingungen enthalten u. a. den An- sprach aus das Landwirtfchaftsminssterium, für das die Bauern- bündler den früheren Reichsernährungsminister F e h r präsentieren werden. Ferner verlangt der Bauernbund im Koalitionsprogramm eine Sicherung gegen die Wiederkehr der Po. litik, wie sie im letzten Jahre der Aera Knilling betrieben worden ist. Während dies« Bedingungen von der Bayerischen Dolkspartei ohne weiteres angenommen werden, machen die Deutschnationalcn neuerdings Schwierigkeiten. Di« Fraktion der Vereinigten Ratio- nalen Rechten will nur dann eine Koalition eingehen, wenn„ge- nügend Sicherungen für die Einhaltung des nationalen Rechtskurses geschaffen sind". Sie vertritt ferner die Auf» fassung, daß die bisherige Koalition mit dem vauernbund unmög- lich geworden ist und daß, enssprechend des vom bayerischen Bolle bei der Wahl bekundeten Willens, die neue bayerische Regierung nur aus Bayerischer Dolkspartei, Deutschnationalen und Völkischen gebildet werden kann. Sollte ein Einschluß der Völkischen in die Regierung auf unüberwindliche Schwierigketten stoßen, dann wollen die Deutfchnationalen mit der Bayerischen Dolkspartei einstweilen eine Minderheitsregierung bilden, die auf die wohl- wollende Neutralität der Völkischen angewiesen wäre, bis in einem günstigen Augenblick di« vollständig«„Gewinnung der wertvollen Elemente für eine nationale Staatspolitik" sich durchführen lasse. Daß die Bayerische Nolkspartei zu weitgehenden Kon- Zessionen an die Hitler -Fraktion bereit ist, zeigte die Präsidentenwahl im Landtag, bei der ein volles Drittel der Klerikalen(15 Mann) zur Wahlhilfe für den völkischen Kandidaten ab- kommandiert wurde.
sollte dafür sorgen, daß der Inhalt der Notizen wirklich aktuell und zugleich zuverlässig wäre— im Gegensatz zu dem, was früher häufig der Fall war. Aber auch die Nachrichten des Science Service er- innern manchmal allzusehr an frühere bombastische Ankündigungen großer Entdeckungen und Erfindungen, die aus dem Lande der un- begrenzten Möglichkeiten kamen. Das scheint auch mit der Notiz über die Reindarstellung eines Vitamins der Fall zu sein, also eines jener Stosse, die, auch als ErgSnzungsnährstosse bezeichnet, in un- meßbar geringen Mengen in den Nahrungsmitteln vorhanden sind. Auf deren Dasein konnte man bisher nur aus krankhasten Derände- rungen schließen, die auftreten, wenn sie in der Nahrung fehlen. Im Jahre 1900 fand der belgische Chemiker Wildier. daß die Hefe einen Stoff enthält, den er„Bios"(Leben) nannte, und von dem schon sehr geringe Mengen das Wachstum einer Hefekultur stark förderten. Dieses Bios ist es. das Professor Eddy nun rein und in kristallischer Form erhalten haben will. Der Schmelzpunkt ist, so besagt die Notiz weiter. 223 Grad; das Molekül enthält 5 Atome Kohle, 11 Atome Wasserstoff und 3 Atome Sauerstoff. Der chemische Bau ist noch ungewiß, dürste aber vielleicht ein reduzierter Pyridinring sein. Danach würde es sich also nicht um einen eiweißähnlichen Stois handeln, wie man bisher annahm, sondern um einen Kohlenwasserstoff. Professor von Euler, der hervorragende schwedische Vitamin- forscher, chot sich nun gegenüber dem Vertreter eines Stockholmer Blattes über dies« amerikanischen Angaben ausgesprochen. Er steht der ganzen Sache sehr skeptisch gegenüber. Wildiers angeblicher Lebensstoff Bios sei sicherlich identisch mit demselben wasserlöslichen Wachstumsfaktor, der schon oft in untrennbarer Gesellschaft mit K-Vttaminen aller Art in fast remer Form dargestellt worden ist. Das Ergebnis ist immer«ine kristallinische Substanz gewesen. Ihr chemischer Bau ist ziemlich gleichgültig: denn dieser Stoff ist nur der Träger, auf dessen Oberfläche der gesuchte lebenfördernd« Stoff haftet. Hierzu kommt der ärgerliche Umstand, daß das Präparat unter einem solchen Reimgungsprozeß immer unwirksamer wird. Dos Endcrzeugnis ist nahezu wertlos, wenigstens als Wachstums- faktor. Die tatsächliche Bedeutung von Professor Eddys neuer Unter. suchung liegt viellicht darin, daß es ihm gelungen ist.«in isoliertes Präparat von aktiverem Charakter zu erhalten als bisher. Aber über diesen wichtigen Punkt bewahrt die amerikanisch« Notiz voll- ständiges Schweigen.
Sine rheinische heimatschau in Köln . Als man sich dazu ent- schloß, der ersten Kölner Messe im Meßgebäude in kurzem Adstand die rheinische Heimatschau folgen zu lassen, da stand fest, daß es be- sondere technische Schwierigkeiten zu lösen galt. Die rheinische Heimatschau, die den Reiz und di« Eigenart der cheinischsn Land- schasten in ihrer Verschiedenheit darstellen will, braucht Räum«, die den Ausstellungsgegenständen angepaßt sind. Die Heimalschau ist landschaftlich aufgeteilt. Sie wird die einzelnen rheinischen Land- schasten, Städte und Kreis«— das bergifch? Land, die Eifel die Mosel , den Hunsrück , den Westerwald , den Niederchein Köln Aachen usw.— alle in besonderen Räumen für stch geschlossen darstellen. Dazu kommen Sammelauestellungen wie die des Vereins für Denk- malsfchutz und Heimatpflege und de, rheinischen Wirtschastsv-r-