Warum auf Seipel geschossen wurde. Schuftige Berleumdung der Wiener Gemeindeverwaltung Die wadere Kreuz- Zeitung", deren edlen Charakter selbst Bismard, der Großvater allerdings, auf das schärffte gebrandmartt hat, gibt folgender Darstellung ihres Wiener Mitarbeiters Raum:
Es ist fein Zufall. daß der Mordanschlag auf den Bundes. tanzler knapp vor ber Genfer Tagung verübt wurde, auf der auch Dr. Seipel erscheinen sollte, um die hinsichtlich der Weiter. führung bes Sanierungswertes aufgetauchten Meinungsver fchiedenheiten abplanieren zu helfen. Je näher die Genfer Tagung rüdte und je wahrscheinlicher es wurde, daß die Sanierung der Staatlichen Finanzen aussichtslos bleibt, wenn gleichzeitig nicht auch in die Länderfinanzen und besonders in die Biener Rommunalwirtschaft Ordnung gebracht werde, desto heftiger und hemmungsloser wurde die Heze der sozialdemokratischen Blätter gegen die Regierung und besonders gegen den Bundes fangler Die Erbitterung in der Bevölkerung über die fozial. demokratische miswirtschaft in der Gemeinde Wien hat in der letzten Zeit außerordentlich zugenommen. Der Steuerbrud, den die sozialdemokratischen Gemeindegewaltigen ausüben, um horrends Summen zu unbekannten Zweden aufzustapeln, wird um fo unerträglicher, zumal da die fcgialdemokratische Gemeinderatsmehrheit im vollen Bewußtsein ihrer rechtswidrigen Baschawirtschaft ben oppofitionellen Gemeinderäten den Einblid in die Raffenbestände verweigert. Sie wehrt sich gegen jebe öffentliche Ron. trolle, fie befürchtet, daß in Genf eine foldye für notwendig befunden werden wird, und darum hat die sozialdemokratische Breffe, je näher die Genfer Tagung rüdte, ihre Angriffe gegen den Bundeskanzler zu einer Maßlosigkeit gesteigert, die den Mordanschlag auf Dr. Seipel durchaus nicht als eine leber: raschung erscheinen läßt.
Soviel Worte, foviel schamlose Lügen! Dem Wiener Stadtsenat gehören auch Chriftlichsoziale als vollberechtigte Stadträte ant, die Finanzbebatten im Gemeinderat find öffentlich. Die Ge meinde Wien leistet dank ihrer scharfen Besiz. und Lugussteuern Lugus steuern Borbildliches, ja Mustergültiges, was die Teil nehmer an der Studienreise reichsdeutscher Gemeindeverwalter nach Wien , dafunter der Berliner Stabttämmerer, öffentlich) nach ihrer Rückkehr rühmend anerkannt haben. Gie Gemeinde Bien hat u. a. bereits zahlreiche Bollswohnungen erbaut, 25 000 Kleinmoh nungen find im Bau, die seit Jahren stillgelegte Stadtbahn wird in diesem Sommer noch von der Gemeinde in Betrieb gefeßt. Kulturzwede aller Art werden mit offener Hand gefördert, die Schönheit ber so hart mitgenommenen Stadt blüht nach dem Zeugnis alter Besucher wieder herrlich auf, der Leuchtbrunnen auf dem Schwarzen bergplak springt wieder, und das dankbare Bolt von Wien hat die fozialdemokratische Gemeindemehrheit bei der Neuwahl am 20. Df tober 1923 nicht nur bestätigt, sondern fogar noch vergrößert! Allerdings, die Wiener Rapitalisten, Broßen und Schmaroger überlaufen die chriftlichozial- großdeutsche Regie rung und gut vaterländisch!-auch den Kurator des Bölferbundes, Zimmermann, mit Bitten um Strangulierung der Wiener Gemeindefinanzpolitit, die die Zweimillionenstadt aus eigener Straft erhält und wieder aufblühen läßt. Und diesem Treiben der nicht ausnahmslos arischen Barasiten gegen das Wiener Arbeitervolt zu Hilfe zu kommen das ist die eble, aber aussichtslose Absicht dieses Kreuz- Zeitungs" Berichts, der seine Gemeinheit noch beson ders in der Beschimpfung des Bürgermeisters Genossen Seiß wegen - feines Krantenbesuchs bei Seipel offenbart.
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Der Attentäter Jaworek.
Wien , 4. Juni. ( WTB.) Der Attentäter 3amore? hielt, wie bie offiziöfe Polizeiforrefponbenz melbet, bei allen bisherigen Ber hören an seiner ursprünglichen Aussage fest, daß er den Anschlag auf den Burdeskanzler aus eigenem Antrieb ohne irgendwelche mittäter verübt habe. Nach den angestellten Nachforschungen war Jaworet bei seinen Arbeitsfollegen nicht beliebt.
Ausführliche Ermittlungen der Wiener Arbeiter- Zeitung" haben u. a. ergeben, daß Jaworet fich längst als„ Opfer fozialdemo fratischen Terrors" ausgegeben habe, woraus man schon schließen
bandes, die das ganze Rheinland umfassen. Köln z. B. stellt neben vielen Bildern das große 16 Meter lange Modell von Prof. Schu macher aus. Bonn stellt das Beethoven- und Arndt- Zimmer aus. Bon Bingen wird das Goethe- Zimmer hergebracht. Das Museum Don Mayen stellt ein Eifelzimmer aus. Bom Hunsrück wird ein charakteristisches Zimmer gezeigt und anderes mehr. In die Westhalle und einem Teil der Südhalle find Fachwerkbauten aus Holz eingebaut worden. Für die Bühnenschau, in der alle schaffenden Kräfte, die gegenwärtig im Theaterwefen des deutschen Westens wirffam sind und in der alle namhaften Bühnenbildner und Theater des Rheinlandes vertreten sein werden, werden besonders räumliche Bedingungen geschaffen. Mehrere Bühnen von besonderer Eigenart, so eine des nach Köln berufenen Bühnenbildners Pillars, werden in Naturgröße aufgestellt. Als dritte und vierte Gruppe der Ausstellung tritt die Bücher und Mufifalienschau hervor.
fann, was er mit unserer Partei gemein hat. Der Abschiedsbrief an Sprachfehler eines Glawen, der nicht richtig deutsch kann. Jamorek seine Frau, die man bei ihm fand, zeigt übrigens die typischen wird also faum imftande gewesen sein, deutsche Reden und Schriften richtig zu verstehen.
Die Sozialdemokratie zur Regierungsbildung aufgefordert Danzig , 4. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Die nach der Neuwahl bes Boltstages von der Rechten gewählten 14 parlamentarischen Senatoren haben am Mittwoch ihren Rüdtritt erflärt. Die Re gierung war als Minderheitstoalition auf die Unterstüßung der Deutschsozialen angewiesen. Diese haben der Regierung ihre Unterstügung entzogen, weil ein abgesplitterter Deutsch. fozialer von der zu der Roalition gehörenden Boltspartei aufgenommen worden ist und die Deutschsozialen dadurch nicht mehr die Stärte einer Frattion hatten. Bei der Abstimmung über den Haushaltsplan blieb die Regierung infolge der so verstärkten Oppofition in der Minderheit. Die parlamentarischen Senatoren haben daraus ihre Folgerungen gezogen, im Gegensatz zu den acht bauptamtlichen Beamtensenatoren, deren vierjährige Wahlperiode erst im Herbst abläuft. Nach der Erklärung der zurückgetretenen Se natoren soll die Sozialdemokratie als stärtste Oppositions. partei nunmehr die Neubildung der Regierung des Frei staates Danzig übernehmen. Die sozialdemokratische Fraktion hat fich ihre Entscheidung vorbehalten, zumal über die Stellung der ent scheidenden bürgerlichen Mittel parteien nod) nichts betammt ist. Der Boltstag hat sich bis zur Klärung der Regierungstrije vertagt.
Macdonalds Völkerbundreform.
Der englische Premier fährt nach Genf . Condon, 4. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) 3m englischen Außenamt tagte am Mittwoch unter dem Vorsitz Cord Parmoors eine Konferenz der verschiedenen Ministerien, die zu den Abfichten Macdonalds, der Vollversammlung des Bölferbundes in Genf am 25. Auguft d. 3. beizuwohnen und ihr ein Egpofé über die englische Außenpolitit vorzulegen, Stellung nahm. Lord Barmoor ist überzeugt, daß auch der tommende franzöfifche Ministerpräsident Herriot dem plane Macdonalds zuffimmen wird. Die Absicht Macdonalds geht dahin, in Genf gleichzeitig mit der Vollversammlung des Völkerbundes eine konferenz der alliterten Ministerpräsidenten abzuhalten. Außerdem beabsichtigt Macdonald, darauf hinzuwirken, daß der Stab des Völkerbundes fo bald wie möglich reorganisiert wird, da er ihn gegenwärtig in feiner jetzigen Zusammensetzung für ziemlich wirkungslos hält. Macdonald ist außerdem der Ansicht, daß der Bölferbundrat viet öfter zufammentreten und auch viel mehr den Charakter einer ständigen Erekufivbehörde erhalten muß. Er beabsichtigt in der Vollversammlung des Bölferbundes unter anderem auch die Sicherheitsfrage aufzuwerfen, die augenblicklich wieder in den Hintergrund getreten ist. Für diese Frage soll ein besonderer Generalstab des Bölkerbundes gefchaffen werden.
Das italienische Krachparlament. Rom , 4. Juni. ( Tul.) Die Oppositionsabgeordneten der Kammer murben nach ber gestrigen Sitzung von Faschisten ausgepfiffen und bedroht. Der Abg. Amendola entging mit Inapper Rot einem Attentat. Auch auf der Straße wurden die Bedrohungen und Beschimpfungen fortgefeßt.
Bräfibenten bes Reichstages 23 allraf in Grwiberung bes BeReichspräsident Ebert befuchte am Mittwoch nachmittag, den fuches, den der Präsident und der Bizepräsident des Reichstages dem Reichspräsidenten abgestattet hatten.
Averescu - Putsch in Rumänien ?
Prag , 4. Juni. ( TU.) Nach hier eingegangenen Telegrammen ist der rumänische General Averescu an der Spitze von 50 000 Bauern in Bukarest ein marschiert. Das liberale" Sabinett Bratianu wurde gestürzt. Averescu hat gegen Bra tianu und dessen Bruder, den Finanzminister, die Auflage wegen Fälschungen, korruption und Einführung eines Systems der Gewalt erhoben.
Averescu ist in Rumänien sehr populär; er ist schon furz nach dem Kriege für eine Agrarreform eingetreten. In der Agrar reform hat nun die radikale Bauernpartei im letzten Jahr eine scharfe Propaganda mit sehr großem Erfolg betrieben. Es wäre bentbar, daß General Averescu als gemäßigter Bodenreformer einer agrarfommunistischen Revolution der Bauernpartei durch seinen Butsch zuvorkommen will.
Averescu will die Frage der Schatzscheine und die Schuldenfrage und endgültig auch die beffarabische Frage mit Rußland regein, was er bereits 1920, als Sowjetrußland international noch nicht so fest fland, Eefürwortete.
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Die hiesige rumänische Gesandtschaft hatte bis zum Redaktionsschluß feine amtliche Nadyricht aus Butareit über einen Umsturz. Am 3. Juni war in Bufarest eine Rundgebung der Partei Averescus, an die fich Demonftrationen angeschloffen haben tönnen.
Paris , 4. Jumi.( Eigener Drahtbericht.) Millerands Widerstands traft ist entschieden stärker als sein Charakter. Er weigert sich nicht nur, der von der Mehrheit in Kammer und Senat gestellten Forde rung nach seinem Rüdtritt Folge zu leisten, sondern hat den zu Beginn der Woche bereits perloren gegebenen Kampf mit neuer Zuversicht aufgenommen und scheint dabei feine Hoffnungen vor nicht völlig geflärt au sein scheinen. Die demokratische Linke, die für allem auf den Senat zu fegen, wo die Mehrheitsverhältniffe noch sich allein über die Mehrheit in der ersten Kammer verfügt, hat sich zwar mit allen gegen fünf Stimmen ben von dem Linksblock der Rammer gefaßten Beschluß, in dem Millerands Berbleiben im Elysée als eine Gefährdung des republikanischen Regimes bezeichnet wird, zu eigen gemacht, aber an dieser Sizung haben nur 127 von 164 Mitgliedern teilgenommen, und Millerand scheint 8u glauben, daß die Abwesenden zu feinen Barteigängern selbst wenn sich im Senat eine schwache Mehrheit für eine De gehören. Man wird diese Frage getroft offen lassen dürfen; denn monftration 3 ugunsten Millerands finden sollte für eine Auflösung der Kammer wird sich eine solche Mehrheit unter feinen umständen finden. Das aber ist entscheibend für die Lage. Mil. lerand mag, wenn Herriot und andere Politiker der Linken seinen Auftrag zur Kabinettsbildung abgelehnt haben, einen feiner betrauen und in einer Botschaft an das Parlament appellieren. Das Schidial eines solchen Winifteriums ist im voraus ent. fchieden und mit ihm das seines Auftraggebers. Aber auch das ist noch feineswegs sicher. Es ist möglich, daß von sozialistischer Seite bereits am Donnerstag in der Kammer ein Antrag gestellt wird, die Verhandlungen zu vertagen, in Erwartung einer Mitteilung des Elysées. Wird dieser Antrag angenommen, was ziemlich sicher erscheint, dann wäre Millerand jedenfalls das bisher von ihm geltend gemachte Argument genommen, daß er sich nur einer in öffentlicher Abstimmung von den Parteien gefällten Entscheidung beugen werde b
Die Reichsregierung hat gegen die fàiiiche Befola. bungs borlage, die am Montag vom Sonderausschuß bes Sächsischen Landtages angenommen worden war, Ginfpruch erhoben, ba fie gegen das noch bestehende Reichssperrgesez verstößt. finanziellen Lage dem Einspruch stattgeben. Die Sächfiiche Regierung wird angesichts der ungünſtigen
Albanien . Die Lage ist verwirrter denn je. Die nationalistischen Aufrührer haben Zirana befezt.
Paris , 4. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Die Kammer hat am Mittwoch nachmittag mit 266 von insgesamt 530 Stimmen den gemeinsamen Kandidaten der Parteien der Cinten, Paul Painlevé , bineffs Poincaré , hat 209 Stimmen erhalten. Die Kommunisten zum Präsidenten gewählt. Maginot , der starte Mann des fahaben dem Abg. Marty ihre 25 Sfimmen gegeben.
Der gemeinsame Sieg der republikanischen Parteien vom 11. Mai hat damit feine erste Krönung erfahren. Die Wahl hat zugleich Gelegenheit gegeben, zum erffenmal in der neuen Kammer die beider feifigen Kräfte zu meffen, und der Ausfall hat gezeigt, daß die£ inte auch ohne die kommunisten über eine sichere und solide Mehrheit verfügt. Ob und wie lange Painlevé das ihm Das gepfändete Stadttheater. Der seltene Fall, daß ein Stadt- heute übertragene Ehrenamt verwalten wird, hängt von der Ent. theater Besuch vom Gerichtsvollzieher erhält, ereignete sich in Baden wicklung der Präsidentschaftskrise ab, denn Painlevé ist bei Wien . Das Badener Stadttheater hatte in der vergangenen neben dem Senatspräsidenten Doum ergue der Kandidat der Spielzeit mit ungewöhnlich großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Dabei hatte es die Ablieferung der fälligen Luftbarkeits. möglich, daß er schon in den nächsten Tagen den Präsidentenstuhl im Luftbarkeitsinten für die Nachfolge Millerands, und es ist deshalb sehr wohl steuern von Termin zu Termin hinausgezögert. Die Finanzbehörde leitete nunmehr gegen das Stadttheater die Zwangsvollstreckung ein, Palais Bourbon mit dem Aufenthalt im Elysée vertauschen wird. woraufhin an einem schönen Vormittag der Gerichtsvollzieher er Zu Bizepräsidenten der Kammer wurden gewählt die schien und die Pfändung vornahm. Es stellte sich heraus, daß die Abg. Varenne( Sozialis), Godart( Sozialistisch- Republikaner), Theaterleitung auch die übrigen Außenstände nicht bezahlen fonnte. Dumesnil( Radikaljozialer), und Raynaldy( Radikale Cinte). Bon Der Betrieb des Theaters wurde am gleichen Tage eingestellt. Die Sozialisten wurden außerdem ins Bureau gewählt: die Abgg Stadt löste mit fofortiger Wirkung den Pachtvertrag mit dem zah. Barthe als Schriftführer, Rouger und Marquet als lungsunfähigen Direktor. Nunmehr wird auf dem Prozeßwege feft. Sekretäre. gestellt werden, wie weit die Stadt für die Verpflichtungen des Stadttheaters haftbar ist.
Die Wasserflugzeuge der Amundsen- Expedition werden noch diese men bas britte Flugzeug fertiggestellt werden kann und bie Witte: Boche zur Zurüdlegung der ersten Etappe bis Zürich aufsteigen, rungsverhältnisse die Ueberfiegung der Alpen gestatten.
Jungfranzöfifche Dichtung wird die Vollsbühne in ihrer nächsten literarischen Morgenfeier im Theater am Bülomplag am 15. Juni zum Bortrag bringen lassen. U. a. gelangt ein Ginalter von Bilbrac Der Heimatlose" zur ersten Aufführung. Regie: Friz Holl. Einlagfarten zu 1 M. in den Verkaufsstellen der Bollsbühne.
ein
3m Deutschen Opernhaufe dirigiert am Donnerstag Felig gartner zum erstenmal in Berlin Tristan und folde". Der Maler Friedrich Kallmorgen ist im Alter von 77 Jahren auf seinem Landgut bei Durlach infolge eines Herzflags gestorben. Er war 1901-1918 Professor an der Berliner Atabemie, feitbem in Heidel, berg . Seine landschaftlichen Stimmungsbilder, Straßenansichten und Interieurs waren früher regelmäßig auf den Berliner Kunstausstellungen zu feben. Ein Chemifertongreß ohne Deutsche . Am 26. Juni treffen in open. hagen 150 Chemiter aus allen Beltteilen ein. Da die deutschen Gelehrten durch einen Beschluß auf einem der früheren Chemilerlongreffe aus. brücklich von diesem Kongres ausgeschlossen find, baben Sameben und Finnland erflärt, daß sie an dem Stopenhagener Kongreß nicht teilzunehmen wünschen. Es gibt natürlich feine nationalen Wissenschaften. Immerhin spricht bie hohe Bahl der Nobelpreise, die die deutschen Chemifer erhielten, bie beutiche Farbenindustrie und einiges andere eine beutliche Sprache. Ein Chemilerlongres ohne Deutsche ist ungefähr basselbe wie ein internationaler Gewerkschaftstongreg ohne Deutsche .
Painlevés Antrittsrede.
Paris , 4. Jumi.( WTB.) Nach der Wahl des Präsidiums wurde Nach Berbündigung des Ergebniſſes erklärt der Altersorgerne des die Sigung nach einftündiger Unterbrechung wieder aufgenommen. Bureau der Kammer für fonftituiert und fordert Vorsitzenden auf, feinen Sig einzunehmen.
ergreift darauf das Wort zu seiner Antrittsrede. Er stellt fest, daß es ihm nicht zustehe, ein politisches Programm zu formulieren. Es werde Sache der Regierung fein, im Einvernehmen mit ber Mehrheit aus den Wahlen die Lehre zu ziehen. Das allgemeine Stimmrecht gelte für alle und ihm müsse ein jeder sich beugen.„ Das Bolt hat geantwortet," ruft Painlevé ,„ es lebe die Republit!"
Der Kommunist Marty ruft dazwischen: Amnestie! Amnestie! Bainlevé fährt fort, seine Freunde und er achteten die Berfaffung und das Recht. Mean täusche fich, wenn man die Wahlen fassung und das Recht. Mean täusche fich, wenn man die Wahlen für das Ergebnis des Ausdrucks der Unzufriedenheit hielte, fie feien vielmehr eine Rundgebung des Bertrauens in die Zukunft
der Demokratie und eine
unermeßliche Friedenshoffnung.
Eine unermüdliche und sinnlose ausländische Propoganda, der von franzöfifcher Seite mitunter thre Aufgabe erleichtert worden fei durch die Erzesse und die Intrigen unvorsichti
ger Minderheiten, habe bem Märchen von einem imperia liftischen und militaristischen Frankreich Glauben verschafft. Heute gebe es in der Welt niemand, der, wenn er lonal fei, nicht anerkenne, daß das französische Bolt trok feiner Leiden und seiner Berluste teinen anderen Ehrgeiz als den eines ge= rechten Friedens habe, gerecht für alle Völker.
Bainlené erinnert an bas Jahr 1917, wo mitten im Kriege die Rammer der Erflärung Beifall gezollt habe: unsere Forderungen. find unabhängig vom Schicksal der Schlachten, sie sind diejenigen bes Rechtes selber, der Sieg wird auch ihren Sieg bedeuten, aber er wird fie nicht erhöhen. Das sei das Ideal, das während der schlimmsten Prüfungen den Mut der franzöfifchen Soldaten gestählt und die Allianzen Frankreichs einig gehalten habe. Diesem Jdeal werde auch das Frankreich der Zukunft treu bleiben und auf ihm man Frankreich zufügen fönnte, fei die, es für fähig zu halten, nach überstandenen Gefahren die Grundfäße zu leugnen, in deren Namen Gerechtigkeit ohne Wiedergutmachung der begangenen Ungerechtig die freien Nationen ihm zu Hilfe getommen feien. Es gebe feine feiten.
„ Wir wissen sehr wohl," fuhr Bainfené fort, daß böswillige, revanchelustige Kräfte unfer altes Europa aufrühren.
Wenn imperialistische Parteien jenseits unferer Grenzen den Bersuch machen sollten, unsere menschlichen Bestrebungen als die Auswirkungen ihrer Drohungen aufzufassen, so würde das einen betlagenswerten Irrtum bedeuten, den sie selbst als erste Nation am eigenen Rörper verspüren werden. Wir wiffen aber auch, daß neben diesem zerstörenden Unfrieden menschliche Bestrebungen nach Frieden und Freiheit im Gange find und es wäre ein Verbrechen, wollte man fie erftiden, angeblich, weil fie noch zu schwach find, anstatt an ihrer Entwicklung mitzuarbeiten, bis zu dem Tage, wo fie genügend Kraft befigen um zu triumphieren."
Painlevé schloß mit dem Ausspruch Jaurès :„ Ohne die Republif ist das Bolt machtlos, ohne das Volk ist die Republik eine leere Formel."
Die Gewerkschaften und Herriot .
Paris , 4. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Die Berwaltung ber G. hat ihren Borstand beauftragt, mit Berriot in einen Ge bantenaustausch über die Durchführung des von den Gewerkschaften aufgestellten Mindestprogramms einzutreten. In einer Besprechung, die am Dienstagabend stattgefunden hat, hat Herriot die Zusiche rung gegeben, daß er dieses Programm gewissenhaft auf eine möglichst balbige Berwirtlichung ber darin enthaltenen Forderungen hin prüfen werde.
Herriot wird Macdonald besuchen.
London , 4. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Es wird nunmehr ale ficher angenommen, bag Herriot nach seiner Ernennung zum französischen Ministerpräsidenten nach London kommt, voraussichtlich am 12. Juni.