dl« cm Ihren AnfZngen flehen.(Geschrei bei den NationalsoziaNsten. Sie haben Teutschland gründe gerichtet!— Eegenrufe links— minutenlanger Lärm. — Abg. Henning: Sie haben nicht da- Recht, über Offiziersehre zu sprechen!) Herr Henning, Sie haben gestern erklärt:„Wir brauchen keinen Schutz der Polizei, wir sind schärffte Gegner der Juden, an unserem stahlharten Willen werden Sie sich zerschmettern" Herr Henning, sind Sie nicht selber zu dem jüdischen Leiter der Berliner politischen Polizei gegangen, um ihn zu bitten, Ludendorff auf seinem Weg zum Reichstag zu schützen?(Hört, hört! links. — Großes Geschrei bei den Nationalsozialisten.) Herr Henning hat sich zur persönlichen Bemerkung gemeldet, ich bitte, alles bis dahin zurückzustellen. Es wird sich alles bis aus das letzte I-Tüpfelchen herausstellen. Lasten Sie mich in meinen fachlichen Ausführungen fortfahren: Ihr Abgeordneter Ludendorff wußte, daß in dem Zehn» Millionenheer,' das jahrelang draußen kämpfte, Millionen von Sozial- demokraten standen, denen er selber oftmals Dank für ihr« Führung und Tapferkeit ausgesprochen hat. Ludendorff wußte, daß zwei Reichstagsabgeordnete für das Baterland gefallen sind, ein Jude und Sozialdemokrat, Dr. Ludwig Frank , und ein Welfe, den man damals auch einen Reichsfeind uannt«. Wie konnte Ludendoc unserer Partei die Schmähung des Dolchstoßes nachrufen? Wußte er denn nicht, daß unter den Gräbern Hunderttausende Söhne von Sozialdemokraten ruhen bis hmauf zum Reichspräsidenten, dessen beide Söhn« auch gefallen sind.(Neue SchmLhrufe der Nationalsozialisten werden durch stürmische Rufe links und in der Mitte„Ruhel" zum Schweigen gebracht.) Ihr Dr. Gansser hat den Reichspräsi denten g?chmäht, der sein« Söhne geopfert hat. Welche politisch« Klugheit gehört dazu, daß Sie die Sozialdemokraten und Ksmmu nisten unausgesetzt des Dolchstoßes beschuldigen, während Sie doch die allgemeine Wehrpflicht wieder einführen wollen, in deren Heer Sie die Millionen Männer brauchen würden, die Sie schmähen.(Große Unruhe rechts.) So lange Sie mit Ihren Wachlparaden. Fahnenweihen und„Deutschen Togen" alles zerfchla- gen. was eine vernünftige Außenpolitik für Deutschland erreichen könnte, so lange müssen wir die entwürdigende Militärkonttolle er tragen, wie die Heuchelei, daß man uns zur Abrüstung zwingt, wäh reud die anderen weiierrnsteu können. Welche politische Klugheit. die französstch« Macht und den französischen Druck über unsere be- setzten Gebiete unausgesetzt zu verstärken! Wir verlangen, daß die Regierung all diesen Kundgebungen entgegentritt, wir werden aber auch selbst für Abwehr sorgen. Alles, was Ihnen erlaubt Ist, ist auch uns erlaubt und Sie werden in wenigen Wochen eine republikomifche Organisation von „Stahlhelmen" und„Wehrwölfen", nicht mit diesen Namen und nicht mit diesen Zielen, aber von deutscher Arbeiterjugend auf den Füßen stehen sehen, die die Freiheit des Volkes verteidigt. (Große Unruhe rechts, stürmischer Beifall links.) Ich bin am Schluß. Graf Westarp irrt, wenn er behauptet hat, daß das SachvcrftanhigenNftachten den Abbau von 4g Proz. der Eisenbahner verlange. Das Gutachten sagt nur, daß die Ab baumöglichkeit beweis«, daß zuvisl Personal vorhanden sei. Das hat aber Dr. H e l f f e r i ch drei Jahr« lang hier gesagt. Gegenüber Ihren Borwürfen wiederhole ich, was ich im Namen meiner Partei bei der Annahme des Friedensvertrags m der Weimarer Ratio- nalvarsammlung gesagt habe: Wir wisteu. daß wir vor der Welt die Verantwortung tragen. Wir wissen, daß wir kommende Generationen und nicht nur uns belasten, aber wenn ein st unsere Kinder Rechenschaft fordern für die Ver pflichtungen, die wir ihnen und ihren Nachkommen auferlegt haben, so sogen wir ihnen schon heute, daß Sie für all dieses Unglück nicht diejenigen verantwortlich mache» können, die jetzt dem fürchterlichsten oller Kriege ein Ende bereitet, sond.-rn diejenigen, die ihn herbeigeführt haben. (Stürmischer Beifall links.) Der Drang nach Wektherrschaft, der Imperialismus, der Drang nach Gewinn und Ausbeutung, der Kapitalismus haben diesen Krieg herbeigeführt, der unser Boll und auch oll« anderen Völker so schwer getroffen hat. Unsere gefchichSlche Ausgabe bleibt der Kampf gegen diese Gewalten. Trotz der Niederlage sind wir nicht hoffnungslos. Wir blicken hin- aus über die Grenzen unseres Landes. Wir sehen die englisch « Arbeikerflaste in langsamen, sicheren Schritten dem Sieg er.igcgenschreilen.(Lachen rechts.) wir sehen in Frankreich den großen Erfolg der Sozialdemokrakischen Partei. wir sehen die Erfolge unserer Geusssen in Dänemark , Schweden , Oesterreich. (Zuruf rechts: Italien !) Wir begrüßen diese Enkwicklung. Wir schlagen ein in die Hand unserer Brüder und der anderen Völker. Wir erhoffen von dieser Enkwicklvng die Befriedung Europas , hier aber verleidigne wir die Schanze, in der wir kämpfen, die Deutsche Republik !(Stürmischer Beifall links, Zischen rechts, Murren der Kommunisten.) Nach der Rede Lobes richtete Frau Gohlk«(Komm.) die üblichen Beschimpfungen gegen die Sozialdemokratie. Bei Schluß des Blatte» spricht der Deutschvölkifch« v. Graes «. Die Erklärung öer Mittelparteken. Zu Begiim der Verhandlungen hatte zunächst Abg. Dr. Scholz (D. Lp.) im Namen des Zenttums, der Deutschen Demokraten und der Deutschen Volkspartei folgende Erklärung abgegeben: Die drei genannten Fraktionen haben seit Beginn der VerHand- lungen über die Regierungsbildung keinen Zweifel darüber ge- lassen, daß ihr Ziel die E i n i g u n g des Reichstags auf m ö g- l i ch st breiter Front zur Erledigung der augenblicklich im Vordergrund stehenden außenpolitischen Fragen war. Sie haben dies Ziel in langen, immer wieder erneuten Verhandlungen zu erreichen oersucht. Dabei stand für sie von vornherein unverrückbar fest, daß bei der gegenwärtigen wirtschaftlichen Notlage des gesamten Vater- landes und bei der Lage der besetzten Gebiete im besonderen die schleunige Annahme des S a ch v erstän d i q e ng ut- achtens als Grundlage für eine schnelle Lösung der Rcparations- frage unbedingtes Erfordernis fei. tBsifall.) Rur eine solche Hol- tung der Regierung wird unserer Wirtschaft die notwendige» aus- ländischen Kredite zufuhr«» können, ohne die die Wirtschaft- liche Katastrophe kaum aufzuhalten ist. Dieser Standpunkt bedeutet Jesthahen an der mshtt von der Regierung eingeschlagenen Richtung der ouswarngen Poutik. Ohne«in klares und eindeutiges Bekenntnis hierzu war-ine materiell« Grundlage für die Regierungsbildung nicht Zu gewinnen. Eine solche eindeutige Erklärung war zum lebhaften Bedauern der drei Parteien von der Deutsch - nationalen Volkspartei trotz stets erneuter Versuchung nicht zu erlangen. Die mit ihr geführten Verhandlungen mußten daher als gescheitert angesehen werden. � Einen anderen Weg zur schleunigen Bildung einer oktionsfähiaen Regierung als die Einigung c-.uf der Basis der bisherigen Koal tion gab es nach Lage der Dinge nicht mehr. Die drei Parteien haben infolgedessen im Interesse des Vaterlandes das Opfer auf sich nehmen müssen, zur
Bildung der gegenwärtigen Regierung zusammenzutreten. Wir sprechen der Regierung das Vertrauen aus, daß sie im Verfolg ihres Programms nunmehr schleunigst alle Vorbereitungen trifft, die auf Grund des Sachverständigengutachtens erforderlich ssnd. Wir erwarten, daß sie gleichzeitig diejenigen politischen Forderungen durchseht, die sie selbst als unerläßlich für die Ausführung des Sach- verständigengutachtens bezeichnet hat. Nur ein solches Verhalten der Regierung entspricht den wirtschaftlichen Notwendigkeiten, aber auch den politischen Forderungen des Volkes.(Sehr wahr b. d. Mittel Parteien. Widerspruch rechts. Ruf b. d. Nttfoz.: Das Volk hat mst dieser Regierung nichts zu tun.) Wer s;m Vaterland liebt, der muß im Augenblick höchster Not nestional fühlen und auch den imieren Zwang empfinden, national zu handeln!(Beifall b. d. Mittelparte en.) Das getan zu haben, nehmen wir für uns in An- spruch.(Große Unruhe und Zurufe b.-d. Natsaz. und Dnatl. Beb fall b. d. Mittelparteien.) Die fwtwort öer DeotZchnationalen. Abg. Graf Westarp(Dnatl.): Ich möchte zunächst auf den Punkt hinweisen, der bei meinen Freunden und mir im Vordergrund steht. Es ist ein Not'chrei der deutschen Seele(Lärm bei den Kommunisten), ein deutscher Rotschrei(groger Lärm und Zurufe bei den Kommu- nisten), den Sie(zu den Kommunisten) als Volksverräter nicht ver- stehen(großer Lärm bei den Kommunisten), ein Notschrei, der auch im Ausland gehört werden muß. Das deutsche Volk besinnt sich darauf, daß seine Ehre im Spiele ist.(Beifall rechts.) Und daß es nicht weiter angeht, mit einem erlogenen und erpreßten Bekenntnis das deutsche Volk verurteilen zu wollen zu dauernder Knecht- s ch a f t.(Lebhafter Beifall recht-) Das wollen auch wir zum Aus- druck bringen, und wir sind der Meinung, daß das Sache der Regierung gewesen wäre, und eine Regierung, an der wir uns beteiligt hätten, hätte das aetan.(Sehr richtig! rechts.) Die Re- gierung hätte feststellen müssen, daß das Schuldbekenntnis des Artikels 2Z2 des Verfailler Vertrages unwahr war und nicht mehr aufrechterhalten werden kann.(Sehr richtig! rechts.) Eine Regierung, die zu dem Sachverständigengutachten Stellung nimmt, muß Widerspruch gegen die Schuldlüge erheben. Wir haben das zu einer Bedingung unseres Eintritts in die Regierung gemacht. Ob diese Bedingung angenommen worden wäre, ist uns nicht mitgeteilt worden.(Hört, hört! rechts.) Das Wahlresultat vom 4. Mai oerlangt einen vollständigen U m s ch w u n g der G c s a in t p o l i t i k. Die drei großen Parteien, die gestern hinter der Regierung gestanden haben, haben im Jahre 1319 44, im Jahre 1921 41,9. im Jahr« 1924 nur noch 29,1 Proz. aller Stimmen erhalten.(Lebh Hört, hört! rechts.) Di« Sozialdemokratie, der Haupttröger der grgßen Koalition, brach'« es 1919 auf 44,2, im Jahr« 1923 auf 41,6, im Jahrs 1924 nur noch auf 29,9 Proz. aller Wähler.(Erneutes lebhaftes Hört, hört! rechts.) Die Gesamtheit dieser Stimmen sank von 88 Proz. im Jahre 1919 auf nur noch rund 50 Proz. am 4. Mai. Dieses Ergebnis spricht«ine deutliche Sprache. Aus der anderen Seite sind wir von 9,9 auf 22,3 Prozent aller Wahlstimmen angewachsen; dazu kommen di« 6,7 Proz. der Nationalsozialistischen Freiheitspartei , so daß auf dieser Seite sich 29 Proz. ergeben. Noch größere Erfolg« in unserem Sinn« hat am 4. Mai das Ergebnis der Gemeindewahlen offenbart. Dazu tritt der gewaltig« Aufschwung des völkischen Ge- dankens im deutschen Volke.(Stürmischer Beifall auf der ganzen Rechten.) Die Aufgabe unserer Pactei, die jetzt 105 Mitglieder zählt, war und ist es, den grundicgenden Ilmschwung herbeizuführen. Das Wahlergebnis verpflichtet uns, aber auch zu sagen, daß wir nicht allein die Führung der Geschäfts im Reich« übernehmen können; bei einer Regierungsmehrheit, an der wir beteiligt sind, muß links von uns bis zu"m Zentrum gegangen werden. Wir sind ent- Ichlossen, olles zu tun, um zu einer Regierungsbildung zu gelanaen, wo auch wir enischeidenten, unserer Stärke entsprechenden Einfluß gewinnen. Bei den Verhandlungen haben wir Entgegenkcmmcn ge» zeigt, das bis an die äußerste Grenze ging. Vorgestern, als uns der Reichskanzler mitteilte, daß et sich zu feinem Bedauern genötigt sehe, die Verhandlungen mit uns abzubrechen, fügte er hinzu, die Zeit drang«, die Regierung müsse in den nächsten Tagen vor den Reichstag treten, die bestehenden Schwierigkeiten mühten in der bleibenden kurzen Frist behoben werden. An dieser Notlag« glauben wir unschuldig zu sein.(Lachen bei den Kommunisten. Zuruf: Sie sind immer unschuldig!) Wir hätten, wenn es nach uns gegangen wäre, vorgestern schon vierzehn Tage weiter sein können, wir haben bereits unmittelbar nach der Wahl und noch am 13. Mai immer wieder darauf hingewiesen, daß die neue Regierungsbildung schleunigst erfolgen müsse. Große sachliche Schwierigkeiten haben der Regierungsbildung entgegengestanden. Aber alle dies« Schwierig- ketten, politische wie wirtlchoftliche, sind doch letzten Endes auf den furchtbaren außenpolitischen Druck zurückzuführen, unter dem unser Volk und unser Land lebt. Das republikanisch-demokratisch-parlamenkarische System lst nicht geeignet, uns davon zn befreien. (Sürmische Zustimmung rechts.) Gleichwohl haben wir alles ver» sucht, bis an die äußerste Grenze zu gehen. Auch der Herr Reichs» Präsident hat nicht Veranlassung genommen, uns mit der Re- gierungsbildung zu betrauen. Unter den Parteien, mit denen wir verhandelt haben, schien uns der gute Wille, mit uns zu einer Einigung zu kommen, voll- kommen zu fehlen bei den Demokraten. Im Zentrum und in der Deutschen Volkspartei ssnd starke Kräfte am Werke gewesen, von denen wir dankbar anerkennen, daß sie mit tätig gewesen ind, der Aenderung der Verhältnisse Rechnung zu tragen und mit uns zu einer Einigung zu kommen. Es ist wohl selbstverständlich, daß, wenn eine starke Partei von 103 Mitgliedern in di« Re gierung eintritt, dann nicht der bisherige Kurs unbeugsam und un- verändert fortgesetzt werden kann, und daß«in solcher Anspruch wirken muß wie ein kaudinisches Joch, unter das wir uns nicht gebeugt haben?— Welches ist nun das Ergebnis? Ein ge waltiger Wabltampf, schwierig« Verhandlungen von Wochen, eine gewaltige Aufregung der Presse, ein Feldzug von Unwahr- h e i t e nl(Sehr richtig! rechts und ironische Zustimmung in der Mitte.) Die jetzige Regierungskoalition stützt sich auf nur 138 Ab geordnete, noch nicht ganze 30 Proz. der Gesamtzahl. Aber auch mit der Sozialdemokratie langt es nicht dazu, ein« von Zufälligkeiten unabhängige Regierungsmehrheit zu schaffen. Ich habe mich dem Eindruck nicht entziehen können, daß di« gestrige Regierungsprogrammrede des Reichskanzlers an ixn großen Problemen vorübergegangen ist. Es steht im Vorder- grund ein energischer Kampf gegen diemoskowitischeSowjet- z a r t e i. Die Partei will Deutschland ausliefern einer Herrschast des Schreckens. Und nach ihrem eigenen Eingeständnis geht sie dazu den Weg des Bürgerkrieges.(Widerspruch und'Lärm b. d. Komm.) Dos Bürgertum wird sich dem entgegensetzen. Und zu diesem Bürgertum gehören auch Millionen deutscher Arbeiter, die bereit sind, die Gesalw abzuwehren. Präsident Wallras: Vorhin ist der Ausdruck von links gekommen: Das sagt einer von der Mörderschul«! Das ist eine Beleidigung des Redners, die ich rügen muß. Abg. Westarp(fortfahrend): Wir bringen die Kräfte mit, auch die Kräfte der großen Verufsstände, auf die wir uns verlassen, um die Gefahren einer zweiten Revolution zu bannen.(Beifall rechts.) Dazu gehört freilich, daß jede Regierung, cm der wir uns beteiligen würden, einen entschiedenen und klaren Trernjuagsstrich gegenüber der Sozialdemokratie zieht. Deshalb verlangten wir auch eine Aenderung der Regie- rungsverhältnisse in Preußen als Ergebnis der Wahl vom 4. Mai. Diese Lösung in Preußen war für uns unerläßliche Voraussetzung, um Preußens selber willen. Denn dort herrscht geradezu eine sozialdemokratische Miß Wirtschaft. (Lebhafte Zustimmung r.'chts.) In bezug auf ein Programm der wirtschaftlichen Maßnahmen bat die gestrige Regie- rungser'lärung verjagt.(Sehr richtig! rechts.) Wir haben dafür ein Programm und hätten aern mitgearbeitet. Wir forderten dober einen Hinweis auf solch« Absichten in der Regierungserklärung. Wir haben uns selbst Zurückhaltung darin auferlegt,
aber nun Ist die Bahn frei, und wir«erden ein« Fülle von Anträgen dem Hause vorlegen. Gerade die Sozialdemokratie, die Arbetterintsressen vertreten will, sollte bedenken, daß 40 Proz. der Eisenbahner abge- baut werden sollen.(Widerspruch bei den Soz. In dem Gutachten heißt es, daß de? Achtstundentag einer der schwersten Fehler sei.(Widerspruch bei den Soz. und Ruf: Steht gar nicht drin!) Ja- wohl!(Erneuter Widerspruch bei den Soz.) Ferner wird ver- langt, daß die BeträZe der Zölle und Steuern sehr wesenliich erhöht werden.(Ruf b. d. Soz.: Ist auch nicht wahr. Schwindel!) Auch in wirtschaftlicher Beziehung müssen wir das Gesamtergebnis abwarten, eh« wir dazu Stellung nehme.i können. Wir müssen aber vor allen Dingen mit aller Entschiedeneik darauf bestehen, daß die sogenannten politischen Fragen, die in dem Gutachten nicht behandelt sind, vor dessen Annahme eine für Deutschland befriedi- gende Regelung erfahren.(Zustimmung rechts.) Dazu gehört nichr nur di« wirtschaftliche Befreiung von Rhein� und Ruhr, die Her- stellunq der Perwaitungshoheit, sondern daß di« französischen Garni» fönen heraus müssen aus dem wider dem Bersailler Bertrag besetzten Gebiet. Abg. Westarp fährt fort: Enkscheidend ist für uns die mUstänsche und polikifche Besretting dieses deutschen Landes. Darum wollen wir an die Regierunas- gemalt kommen und unser Bol? zur Freiheit führen. Man hat uns wieder die Stelle der Opposition zugewiesen. Wir werden sie entschlossen und kraftvoll führen. Eine cbivarkende Haltung gegenüber der Regierung einzunehmen, ist unz wecjen der Vorgänge bei der letzten Regierungsbildung nicht möglich.(Leb- hafte Zustimmung rechts.) Alles Dorgettagene möchte ich in die folgende Erklärung meiner Fraktion zusammenfassen, die ich mit Genehmigung des Präsidenten verlese: Der Herr Reichspräsident hat unter völliger und offenbar plan- mäßiger Außerachtlassung des w. dem Wahlergebnis zum Ausdruck gelangten Willens des Volkes nicht den Führer der stärksten Partei, sondern den zurückgetretenen Reichskanzler mit der Regierungs- bildrnig beauftragt und damit den Gang der Verhandlungen in die Hände der bisherigen Minderheitsregierung gelogt. Dennoch hat die Deutschnationale Volkspartei von Anfang an ihre voll« Bereitwilligkeit zur Mitarbeit in der Regierung unter Zurückstellung eigener Wünsch« unzweideutig bewiesen. In Erkenntnis der historischen Bedeutung der Stunde hat sie sich sogar zum Eintritt in eine Regierung unter Vorsitz des bisherigen Kanzlers bereit gefunden und hat in sachlicher und per- sönlicher Beziehung eine außerordentliche Seldstver- leugnung an den Tag gelogt. Trotzdem hat der Reichspräsident sowohl wie der bisherig« Reichskanzler die Verhandlungen in einem Augenblicke abgebrochen, in dem bei gutem Willen der anderen eine Einigung noch möglich gewesen wäre. Die Deuischucöiouale volkspartei zieht aus diesem verhalle» de» Schluß, daß sowohl bei dem Herrn Reichspräsidenleu wie bei ausschlaggebenden Teile» der bisherige» Regierunzsparkeien der gute Wille, zn einer Der- ständlgung z» gelangen, gefehlt hak. Die Frariion zieht hieraus die gegebenen Folgerungen, sie stellt vor dem deutschen Volke fest. daß sie zu der gegenwärtigen Reichsleitung kein Vertrauen hat. (Stürmischer, andauernder Beifall rechts, lärmender Widerspruch b. d. Komm.) Reichskanzler Dr. Marx. (mit lärmenden Zurufen von den Kommunisten empfangen): Jede deutsche Reichsregierung wird es als ein« Selbftvcrständlichkeit er- achten, die Wahrheit über den Ursprung des Weltkrieges aufzuklären. Die im Verfailler Vertrag formuliert« Anschuldigung. daß Deutschland den Weltkrieg durch seinen Angriff entseffelt habe, ist, wie überall bekannt, von der damaligen deutschen Regierung nur unter dem Drucke übermächtiger Gewalt unter- zeichnet worden. Niemand wird behaupten, daß dies« erzwungene Unterzeichnung objektiven Wahrheitswert besaß«. Seither ist nie- mals von deutscher Regiernngsseite«ine Erklärung aboogeben worden, die anerkannte, daß der Krieg auf einen Angriff Deutsch- lands zurückzuführen wäre. Wiederholt ist sowolst von Dr. Stresemann wie von mir unter voller Zustimmung der Regierungsparteien in Reden die Frage in diesem Sinr.« behandelt worden. Die Frag« ist nicht durch leidenschaftliche Reden, sondern nur auf dem Wege nüchterner historischer For- schung zu klären.(Lärmender Widerspruch b. d. Rattoz,) Zahl- lose Deröffentlichungen über die Entsiehung der Katastrophe von 191-1 haben bereits den klaren Beweis erbracht, daß das Verdikt von Versailles über die Schuldfrag« vor den Tatsachen der Geschichte nicht zu bestehen vermag. Die deutsche R-ffernnz ist enkschlosscu. ihrerseits alle» zu lr.n. was der Wahrheit vollends zum Siege ver- helfen kann. Das deutsche Aktenmaterial wird in kurzer Frist rest- los der Oeffentl'.chkeit unterbreitet fein und der Regierung die Mag- lichkeit bieten, die Rolle, die Deutschland in der Weltpolitik der Vor- kriegsjahr« gespielt hat, lückenlos klarzustellen. Es wird alsdann. Sache unserer ehemaligen Kriegsgegner fein, in glei. cher Aufrichtigkeit auch ihrerseits die Archive zu öffnen. (Große Unruhe und Gelächter b. d. Naffoz.. andauernder Lärm, Glocke des Präsidenten.) Der gestern von mir abgegebenen Er, llärung habe ich nichts hinzuzufügen. Sie ist klar und eindeutig. Der Vorredner hat gegen den Herrn Reichspräsidenten Vorwürfe erhoben, als habe er irgendwie nicht fachgemäß gehandelt. Der Reichspräsidenl war. solange das Kabinett noch nicht zurück- gettete» war. nicht in der Lage und wicht berechtigt, irgendwelche Schritte zu tun. um ein Kabinett zu bilden.(Lärm und Zurufe rechts und links.) Der Herr Reichspräsident hat Wert darauf gelegt— und darin stimmt das ganze Kabinett mit ihm überein—. daß es nicht Aufgabe des Reichspräsidenten fein kann, stets der größten Partei des Haufes den Auftrag pr Bildung eines reuen Kabinetts zu geben.(Zurufe rechts: Unerhört!) Ich erheb« den schärfsten Widerspruch gegen die Behauptung des Vorredners, daß ich nicht von vornherein den festen Willen gehabt hätte, mit den Denttch- nationalen ein« jRegierunzskoalition herbeizufuhrem Ich habe mir die beste Müh« gegeben, dies zu erreichen.(Akm. Herat (Dnal.) nickt zustimmend.) Am Dienstag mußte die Sache zur endlichen Lösung gebracht werden, wenn nicht neues unendliche, UnheN über Deutschland kommen sollte. Dies habe ich auch den Herren von der Deutsch - nattonalen Fraktion dargelegt. Zwei Gesichtspunkte waren absolut ausschlwzaebend und maßgebend für mich: Es muß die Sicherheit bestehen und es mußten auch Er- klärungen gegenül»sr dem AuÄande abgegeben werden, daß in der Richtung der bisherigen auswärtige» Volitit keine A e n de r u n g eintreten weide.(Aharufe und großer Lärm rechts.) Ich befand mich bei dieser Einstellung in vollkommener Uebereur» stimmung mit den jetzigen Regierungsparteien. Eine Zustimmung hierzu war von den Herren der D e u t sch na ti o n a l« n Partei nicht zu erreichen. Ich habe allerdings den größten Wert darauf gelegt, Herrn Dr. Stresemann in der Regierung zu halten, da er mir die wertvollste Gewähr für eine unveränderte Fortführung der auswärtigen Politik zu bieten schien. An der Person des Herrn Dr. Slrejematm sollte und durfte aber die Koalition nicht scheitern, auch nicht nach dem willen des Herrn Dr. Sttefemann. Er hat mir die Erklärung abgegeben, daß seine Person keine Rolle spiele und er berest fti, seine Person zurückzustellen. Ferner will ich hier nur bemerken: von Anfang an habe Ich keinen Zweifel darüber gelassen, daß ich es ablehnen müßtt und ablehnen muß, irgend einen Einfluß auf preußische Regierungsverhältnisse zn nehmen(große Unruhe rechts), und daß ick> diesem Verlangen zu entsprechen nicht in der Lage war. Deshalb konnten die Vsrhandluugen nicht zu einem Ergebnis führen. Wenn Herr Graf Westarp dann zum Schlusso sagt«, meine Wiege sei am Rhein gestanden, ja, h-rr öraf Westarp darin scheidet sich unser Weg: Ihre Politik schützt nicht die Rhein- lande.(Lebhafter Beifall bei den Mittelparteien, Händeklatschen im Zentrum.) (Schluß jm Morgenblattt)