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Reichslandbunb hat an die Spite feiner Erklärung den Sag gestellt, daß Deutschland an die Entente Kriegstontributionen bis zur Grenze des Möglichen zu bezahlen habe. Und nun bitte ich zu beachten, wie der gegenwärtige Stand der deutschen Belastung sich zu dem verhält, auf das wir nach dem Gutachten eingehen sollen. Was heute aus dem Ruhrgebiet durch die Micumverträge heraus­gequeischt wird, wird von Sachverständigen auf 1,2 bis 1,4 mil­liarden Goldmart jährlich geschätzt. ( Zuruf rechts: Wir haben sie nicht gebilligt. Stürmische Heiterfeit im übrigen Hause.) Ich glaube nicht, daß es zur Beruhigung des Ruhrgebiets dienen wird, wenn Sie sagen, Sie hätten sie nicht ge billigt. Kein Mensch hat das gebilligt. Aber wollen Sie die Leute schmähen, die zu den unendlichen Leiden, die die besetzten Gebiete schon auf sich hatten nehmen müssen, auch diese noch auf sich ge­nommen haben? hat nicht Poincaré auch 3echen beschlag. nahmt? Wollen Sie den letzten Reft unserer Volkskraft auch noch der Vernichtung anheimgeben? Unsere Brüder dort haben sich in das Unvermeidliche gefügt, aber in der festen Erwartung, daß die Reichsregierung alles tut, um diese Last so rasch wie möglich zu ver mindern Im Wahlkampfe ist gesagt worden, wir hätten auch die Last der 380 Millionen Besatzungstoften nicht auf uns nehmen sollen; die Uebernahme dieser Kosten sei ein Zeichen der Schwäche der Re­gierung und ihrer Unfähigkeit, sich gegen solche Zumutungen zu mehren. Es ist doch klar, daß die ganzen Schläge dafür, daß wir nicht zahlten, ocet jener Bevölkerung auszuhalten gewesen wären. ( Lebh. Zustimmung.) Es will mir doch scheinen, als wenn jene großen Worte proportional find der Entfernung vom be­fehlen Gebiet.

( Stürmisch anhaltender Beifall und Händeflatschen.)

Ich weise ausdrücklich darauf hin, daß das Sachverständigen gutachten in dem Saze mündet, daß Deutschland nicht zugemutet werden könne, gegenwärtig und im ersten Jahre auch nur einen Pfennig aus seinem Budget zu zahlen.( Widerspruch rechts.) Sie ( nach rechts) haben das Gutachten eben nicht gelesen! Was ich fage, ist richtig. Es ist anerkannt worden, daß die Rücksicht auf die deutsche Währung jede deutsche Regierung veranlassen wird, nicht irgendwelche Leistungen jetzt an das Ausland zu machen. Eine der schlimmsten Kriegsschulblügen mar die von dem betrügerischen Bankrott Deutschlands , die Behauptung, Deutschland fönne zahlen, molle aber nicht. Diese Behauptung hat Poincaré dazu gedient, die Besetzung der Ruhr der Welt plausibel zu machen. Wenn also jezt anerkannt wird, daß Deutschland nicht zahlen tönne, bann bricht damit die moralische Grundlage für die Befehung überhaupt zusammen.( Sehr richtig!) Iche habe alle Veranlassung,

die Frage der Wiederaufhebung der Befehung als die wichtigste in den Vordergrund zu rüden. In dem Gutachten wird unterschieden zwischen der Zeit des Mora. toriums, der Uebergangszeit, und der Zeit, von der die normalen Leistungen beginnen sollen. Wenn wir uns einnerstanden erklären, so ist es wegen der Bestimmung über die Transferrierung deutscher Leistungen nach dem Auslande, die sich aus der deutschen Leistungs­fähigkeit ergibt. Ich weise auf das hin, was Professor Hoegich über das Gutachten gesagt hat. Er hat von einer der großen Drehungen in der Konstellation der Welfmächte gesprochen, die sich zu vollziehen beginne. Die öffentliche Meinung sieht in dem Gut achten, das unter dem maßgebenden Einfluß der amerikanischen Sach verständigen zustande gekommen ist, die wirtschaftliche Bibel er Gegenwart. Wer sich ihm entgegenstellt, muß damit rechnen, daß er die größte Macht gegen sich aufbringt! Wenn die Vorschläge der Sachverständigen Sachleistungen, Uebertragung von Geld und Devisen an das Ausland nur dann verlangen, wenn es ohne Gefährdung der deutschen Wirtschaft ge fchehen kann, so ist das doch ein

Bruch mit dem bisher vertretenen System. ( Erneute große Unruhe rechts.)' Herr Abg.» Graefe erregt sich barüber, daß ein deutscher Minister bie Borteile des Sachper ständigengutachtens erörtert. Sind Sie der Meinung, daß Sie mit der veralteten Diplomatie weiterfommen und lediglich durch die einseitige Art der Darstellung irgend etwas auf diesem Gebiet errei hn tönnen, wo es sich nicht um Politif, sondern um nüchterne Wirt schaft handelt, wo jeder in der Lage ist, über all diese Dinge selbst nachzudenken? Gestern hat Graf Westarp auf die Kreditkrisis hin gewiesen. Sie ist nach zwei Richtungen außerordentlich bedentlich. Einmal hat sie infolge der Unübersichtlichkeit der Berhältnisse ob nun das Sachverständigengutachten angenommen wird oder nicht ein Hindernis für viele Verhandlungen mit ausländischen Kredit gebern. Zweitens ist der Angelpunkt des Gutachtens bas

Zuffandekommen der internationalen Anleihen

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von 800 Millionen Mart. Diese 800 Millionen fließen der deutschen

Shimmy.

Bon Käte Lucie Günther.

Gin Bild aus dem Berliner Often.

Brete Fürbringer, eine jugendliche Mutter, die in Schlafstelle, Hof viere", wohnte hatte um Hilfe gebeten für ihr unehelich ge­borenes Kind..

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Die Viere" waren beschwerliche Treppen. Sie maren in der Mitte fo start ausgetreten, daß ich mich herauf jonglieren mußte, um nicht mit den Abfäßen hängen zu bleiben. Endlich oben boten mir drei Türen verschiedene Namen. Dichter Nebel schlug mir entgegen, als man mich durch die richtige Tür in eine Küche eintreten ließ. Meine Augen brauchten einige Zeit, bevor sie fich an den scharfen Dunst gewöhnten bevor sie ein Bild aufnehmen fonnten.

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Ein etwa zwölfjähriger Junge, der mir die Tür geöffnet hatte, stand und gletzte mich an. Am Herd war eine bide Frau mit ordinärgutmütigem Gesicht damit beschäftigt, schmutzige Wäsche zu fochen. Sie nichte mir, wie einer alten Bekannten, gemütlich zu. Ein energischer Wink ihrer naffen Hand trieb den Jungen von mir meg. Er hockte sich neben den Herd auf eine Fußbant und schälte Kartoffeln. Diese Betätigung schien ihm gar nicht zu behagen er erledigte" fie mit trägen, unluftigen Händen. Seine Augen aber, alttluge, verfchmigte Jungenaugen, glitten, so oft die scharfe Kontrolle der Mutter es erlaubte, von dieser ihm aufgezwungenen Tätigkeit ab. Blieben mit Bewunderung auf dem Burschen haften, der sich mit brutaler Nonchalance am Küchentisch lümmelte.

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Dieser Bursche, etwa zwanzigjährig, war der Geliebte der Grete Fürbringer

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Das Mädchen saß an seiner Seite. Halb Kind noch, hielt sie an ihrer vollkommen entblößten Bruft einen fräftig entwidelten Knaben. Auch des Mädchens Blicke hingen bewundernd an dem Burschen. Der hielt in der einen Faust ein Stück Wurst in der anderen, mir entgegen geftemmten ein dolchartig aufgeklapptes Taschen. messer. Das dazu gehörige Brot lag auf dem Tisch Sein stupid- frecher, cynischer Blic figierte mich ungeniert. ,, Nanu wat is denn los?"

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Ich wandte mich an das Mädchen..

Fräulein Grete Fürbringer?"

Sie wußte im Moment, warum ich da war. Atmete crieichtert auf. Wies mit stolzer, graziöser Geste auf den Burschen: ,, Er arbeet' mieba!".

Der Bursche spizte die abftehenden Ohren. Maß mich angriffs luftig. Ein geflüsteries Wort des Mädchens ließ ihn hähmisch auf­lachen. Gedehnt stieß er hervor:

Ach so- o!

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Er sah jich im Kreise um. Der Junge grinfte die Frau nidte ihne verstohlen zu. Da verstand er fetzte fich in Bosition: Jawollefins!-wia arbeeten wieda. Mia brauchen Euch nich. Wia anähren unsern Jung'n alleene!"

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Währung zu. Damit tann bie Währingsbant ihre Notenausgabe| Ländern davon gefprochen wird, baß man zu einem modus vivendi ausbauen. Wenn Sie nicht in dieses vollkommen ausgedörrte gelangen wolle, fann da der deutsche Reichstanzler überhaupt je Flußbett ganz neue Gewässer hineinleiten, werden wir etwas anderes erstreben als eine ehrliche Verständigung?( Zustim alle mit verdorren.( Sehr richtig! bei der Mehrheit.) mung bei der Mehrheit.)

Die Bestrebungen zur Berselbständigung in den besetzten Gebieten, die eine schwere Belastung der Reichseinheit waren, find zurüdgetreten nur in der Hoffnung auf die Annahme des Gutachtens. Allerdings ist uns

eine Eisenbahnpolifit aufgezwungen worden, welche die Eisenbahn zu nichts weiter macht als zur Trägerin des Zinsendienstes. Hierin und in den genannten Summen liegen die tief schmerzlichen Nachteile des Gutachtens. Aber wir müssen uns vor Augen halten, was geschieht, wenn wir ablehnen. Wir sind der Meinung, daß die Herstellung der deutschen Ver waltungshoheit implizite im Gutachten liegt, weil wir sonst gar nicht imftande wären, den geforderten Leistungen nachzukommen. Wenn ich annehme, daß wir etwa am 1. Juli das Gutachten an­nehmen, und die Alliierten innerhalb der nächsten 14 Tage ihre An­ordnungen in den befehlen Gebieten zurüdzögen, so fönnte dann das Gutachten fofort in Kraft treten. Das Fortbestehen der mili. tärischen Belegung hindert natürlich unsere Leistungsfähigkeit. Unsere Leistungen fönnen nur garantiert werden bei Wegfall jeder hinderung unserer Produktivität. Eine Einbeziehung der Ehren fragen in die Annahmefrage des Gutachtens ist unmöglich. Aber die Regierung wird alles tun, um auch diese Fragen zu regeln.

das Gutachten ist unteilbar;

das ist uns bei unseren Unterhandlungen mit England überhaupt immer gesagt worden. Angenommen haben wir das unteilbare Ganze als Schema. Es geht nicht, daß jede Nation sich aus dem Gutachten ihre Rosinen herauspict; wenn wir das täten, täten es die anderen auch, und sie fäßen am längeren Hebel. Im einzelnen fann verhan delt werden, nämlich bei den Gesezen, die wir im Berfolg des Gut­achtens durchbringen müssen.( 3uruf des Abg. Quaatz: Ein gutes Plaidoner für die Gegenseite! Großer Lärm. Pfuirufe in der Mitte.) Das ist das Infamffe, was nur gefagt werden konnte!( Er neute Pfuirufe.) Ich halte das Gutachten für einen Fortschritt gegenüber dem jezigen Zustande.(( Beifall.)

Die Zweifel des deutschen Volkes daran, ob die Gegenfeite ihre Verpflichtungen erfüllen werde, nach der Politif, die Deutschland gegenüber bisher eingehalten wurde, der Politif der Demütigungen, ist berechtigt. Aber diese Kritik ist getodelt worden auch von Mac. bon alb und Herriot , und man darf vielleicht hoffen, daß diese Männer in ihrer eigenen Bolitik nunmehr das nicht vergessen werden.

Graf Westarp hat sich dagegen gewandt, daß eine Einmischung des Auslantes in die Personenfrage der Kabinettsbildung erfolgt jei. Ich würde es als Außenminister zurüdgewiesen haben, wenn eine folche Einmischung erfolgt wäre. Eine Aeußerung der aus. ländischen Presse und überhaupt des Auslandes über ihre Auffassung von der Lage, in die Deutschland durch die Annahme des Sachverständigengutachtens tommt, fahn uns aber nur erwünscht sein. Ich stimme vollkommen mit Ihnen darin überein, daß die Entscheidung bei den Deutschen selbst liegt. Menn in der Rede des Grafen Westarp eine gewisse Stepfis über das Berhalten der Entente uns gegenüber zum Ausdruc gefommen ist, fo teile ich diese Stepsis. Wir müssen be fonders dem Ausland gegenüber betonen, daß diese im ganzen deutschyen Belke verbreitete Stepfis ihre volle Berechtigung hat in­folge der Politik uns gegenüber.( Zustimmung.) Denn das deutsche Bolt ist zu oft getäuscht worden in dem, was es erwarten konnte. ( Erneute allgemeine Zustimmung.) Wir fönnen aber nicht umhin, festzustellen, daß dieses Recht des deutschen Bolles zum mig. trauen auch bereits von denen ausgesprochen worden ist, die

"

Miß.

namentlich an der Spize der englischen Regierung, vielleicht aber auch der französischen Regierung stehen. Was das Ausland Nationalismus nennt, hat seine tiefste Wurzel in der Politik, die jahrelang gegen Deutschland getrieben worden ist, so hat Mac. bon alb gefagt. Gerade aus diesem Erkennen des Psychologischen entnehme ich, daß diese Männer im Auslande auch in ihrer eigenen Politik von den Methoden abweichen werden, die Sie( nach rechts) hier mit Recht geißeln. Die Ausführungen, die Herr v. Graefe gestern gemacht hat, find außerordentlich verantwortungslos gewesen.( Unruhe rechts.) Wie kann man, wenn der Reichskanzler von einer ehrlichen deutschfranzösischen Verständigung spricht, die notwendig ist, erklären, die 3 unge folle ihm eher ver. borren, als daß es zu einer Berständigung tomme.( Lärm rechts, Abg. Graf Westarp( Dnat.) ruft: Solange Franzosen im Lande sind, hat er recht.) Es handelt sich ja gerade darum, daß die Fran. 30sen aus dem Lande gebracht werden! Benn in anderen

Er lachte mich augenzwinkernd an- zeigte mir ein wunder. Dolles Gebiß und machte eine nicht mißzuverstehende Geste zur Tür. Des Mädchens Augen hingen an seinem Gesicht. Da fonnte ich also wieder gehen.

Mein Blid streifte noch einmal voller Mitleid die junge Mutter. Der Bursche hatte seinen Arm um fie gelegt und zwar fo, daß das Messer in seiner Fauft in gefährliche Nähe zu dem Kinde fam und riß sie brutal an sich. Preßte seinen Mund auf ihre ihm hingegebenen Lippen.

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Da wandte ich mich zur Tür. Nahm mir vor, das junge Menschenwesen im Auge zu behalten.. Ich hatte die Klinte schon in der Hand, da da geschah etwas, das meinen Schritt bannte: Auf den Hof spielte ein Beiertastenmann. " Shimmy!" schrie frohlockend der Junge. Shimmy!" die junge Mutter.

Jede andere Politik würde verantwortungslos fein, sie würde dem Bolte Hoffnungen vorspiegeln, an denen es vielleicht zugrunde geht.( Widerspruch rechts.) Man hat fürzlich das wiedererrichtete Moltkedenkmal in Halle eingeweiht und dabei auch an den Wahlspruch des alten Feldherrn erinnert: Mehr sein als scheinen! Das gilt auch in bezug auf größere

Entfaltungen von Prunk und Paraden,

mit denen wir auch nicht mehr scheinen dürfen als wir find.( Sehr richtig! bei der Mehrheit.) Wir stehen vor der Tasache, daß wir waffenlos sind und sollten nicht irgendeine Macht vortäuschen, die wir nicht haben, die uns aber die Beendigung der Militärkontrolle unendlich erschwert.( Sehr wahr bei der Mehrheit.) Leider treten wir in die Frage der Erledigung des Sachverstän digengutachtens ein in einer Zeit größter politischer 3errif senheit, wie sich aus den Debatten dieses Hauses ergibt. Gerade angesichts der Entscheidung, vor der wir stehen, die die bedeutungs­volste ist nach dem Frieden von Versailles , wird diese politische Zerrissenheit weder im Lande verstanden werden noch im Ausland. Borteile und Nachteile müssen in der Frage des Sachverständigengut­achtens ruhig erwogen werden. Die Regierung hat sich bei diesen Berhandlungen leiten lassen von der Wahrung der deutschen Lebens­intereffen und sie ist überzeugt, daß sie mit dem Weg, den sie ge­gangen ist, den einzig richtigen Weg gegangen ist, der zur Konsoli­dierung der deutschen und der europäschen Verhältnisse führt. Und wir fönnen nur hoffen, daß die Behandlung dieser Fragen erfolgt mit Sachlichkeit und Leidenschaftslosigkeit, aber nicht aus Parteirück­fichten.( Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

Abg. Schlange- Schöningen( Dnat.):

Ich habe heute nach der Rede des Herrn Dr. Stresemann wieder Don neuem das Gefühl gehabt: Wenn Deutschland durch Reden gerettet werden könnte, wäre es schon lange gerettet.( Unruhe bei den Regierungsparteien). Man hat sich andrerseits des Gefühls nicht ermehren fönnen, daß, wie mir so oft an ihm bemerkt haben, daß das, was er sagte, getragen war von den ungeheuerlichsten Illusionen, getragen von dem ungeheuerlichsten Optimismus, aber legten Endes nichts weiter war als eine flingende Schelle, der nachher der Erfolg verjagt war( Stürmische Heiterkeit).

Abg. Dr. Breitscheid( Soz.):

Sofort bei seinen ersten Worten wurde er von unausgesetzten zwischenrufen der Deutsch nationalen und und Deutsch­böltischen unterbrochen; diese Zwischenrufe steigerten sich dann zu einer gemeinsamen Berhinderung des Redners am Weitersprechen. Minutenlang brabbelten die Nationalisten wie der Bolfschor auf der Bühne Rhabarber, Rhabarber", bis nach andauerndem Läuten des Präsidenten der Unfug eingestellt wurde und die meisten Rhabarberleute, begleitet von fennzeichnenden Zurufen der Linken, den Saal mit dem Restaurant vertauschten. Genosse Breitscheid führte aus:

Von dem Kronprinzen der deuschnationalen Fraktion hatten wir erwartet, daß er die großen hochpolitischen Gesichtspunkte in die Was wir von ihm gehört haben, Debatte hineinbringen werde.

waren einmal Redeblüten, die allerdings zur Bereicherung des In­ventars an Reichstagsredeblüten beitragen und zum anderen war seiner Weisheit letzter Schluß die Verkündigung: Wir müssen eine Politik treiben, die dem Ausland klar macht, daß, wenn es seine Unterdrüdungspolitik fortsett, es in Deutschland zu Berzweif Iungsausbrüchen fommen fönne. Was aber dann?

Was nach diesen Verzweiflungsausbrüchen? Wie, wenn sich das Ausland macht um solche Ausbrüche fümmert und auch nicht fümmert um die deutschnationalen Lehren? Wenn das alles ist, was die Deutschnationalen und ihr Herr Schlange in dieser Situation vorzuschlagen haben, so bestätigt der Eindruck dieser Rede nur jenen Satz des Alten Testaments : Seid flug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben."( Große Heiterkeit.) Der Borredner hat dann die Vorgänge der letzten Wochen aufgerollt. Ich halte es nicht für zweckmäßig, in alle Einzel­heiten hineinzusteigen. Von den Regierungsfrisen, die wir erlett haben, war das sicherlich die grotestefte und gleichzeitig die tragischeste. Wenn Abg. Schlange sagte, die Deutschnationalen tämpften um ihren Eintritt in die Regierung, sie wollten sich nicht hineinbetteln und hineindrängen, so ist das wahrscheinlich das Zu

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Die Mädel stießen sich an-ficherten heimlich und zwinkerten mit der Frau, die ihnen mit widerlich- triumphierendem Lächeln zu­nidte: Wie lange noch- und die Grete ist unsere Kollegin".

Parteilose Politiker.

Bon Hans Bauer.

Manche Menschen müssen von Berufs wegen auch dort Politiker sein, wo sie es ganz gern einmal nicht wären, und manche andere wieder dürfen es von Berufs megen auch dort nicht sein, wo sie ganz gern einmal ein paar Worte riskierten. Zu der letzteren Menschen­flaffe gehören die Geschäftsleute, insbesondere die Friseure und die Künstler, Burzum jenen Menschen, bei denen die Preisgabe ihrer politischen Meinung das Wohlwollen jenes Teiles ihres Bublifums

Der Bursche rätelte sich zum Fenster, riß es auf und warf eine oder ihrer Kundschaft verscherzen Bönnte, auf den sie immerhin an " Gold" münze in den Hof.

Eine Tür, die wohl in die Stube führte, wurde von innen auf. geriffen, zwei Mädel schoben sich hindurch. Zwei verschlafene, noch Dom Nacht, dienst" geschminkte, hübsche, aber schlaffe Gesichter staun ten mich an. " Shimmy!" schrien auch sie.

Der Bursche schob sich ihnen entgegen. Blieb breitbeinig vor ihnen stehen. Wat wollt ihr in de Riche? Hia is unfa Revier. Shimmy schieben fost Jeld!" Die Mädchen lachten übermütig. Holten aus den Taschen ihrer grellbunten Bijamas, Jeld" und gaben es dem Burschen. Aber nicht, ohne ihn zu reizen:

,, Seit wann bist du denn hier Tanzmeester?"

Der Bursche ignorierte diese Bemerkung. Er zählte das Jeld", das ihm die Mädchen gegeben. Blizschnell ließ er einen Schein ver. schwinden dann schob er sich zum zweitenmal zum Fenster und warf das zuvor eingewickelte Papiergeld in den Hof:

unter.

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Jetzt spielste Shimmy, solange de Atem haft!" schrie er hin

Ich war vollkommen vergessen. Der Leiermann spielte.

Und der Junge war nicht mehr träge. Seine Hände, seine Füße arbeeteten".

Die Frau am Herd schob den Kessel vom Feuer riß das Kind, das die leichtsinnige, junge Mutter von der Brust weg auf den Tisch dicht neben dem Messer des Liebsten gelegt hatte, an sich und berzte es im Taft der Mufit.

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Und durch den feuchten, scharfen Dunst, ungeniert von der Enge des Raumes, lachten und blißten die Augen. Bergessen war Not und Elend vergeffen Jammer und Schande Shimmy!"

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gewiesen sind.

Stramme Geschäftsleute und geschäftstüchtige Künstler find diesetwegen politisch objektiv.

Beispielsweise die Verwandlungsschauspieler im Varieté. Der mastiert sich als Bismard, Hindenburg , Wilhelm I. , Fried rich der Große. Beinahe hätt' ichs vergessen: auch als Bebel und Gerhart Hauptmann . Das heißt man neutral sein, was? Das ist indifferent, nicht? Auf vier Soldaten: zwei Menschen! Da foll einmal einer tommen und Töne reden von Boreingenommenheit! Oder Dr. Lahmanns Gesundheitsstiefel zum Beispiel. Der hat ein Preisausschreiben veranstaltet. Es galt, zehn Köpfe zu erraten. Ein politischer Fanatiker hätte nun, immer feste druff!, Ludendorff, Bulle, Graefe, Hergt erraten lassen. Wie, hingegen, heißen die Auserwählten des zu feiner Partei gehörenden Geschäftsmannes? Nun ja: Hindenburg , Cuno, Bismard, Stinnes: aber, bitte sehr, auch Ebert, Hauptmann, Rathenau .

Wenn ich so etwas höre und lese, muß ich immer an meinen Friseur denken. Als fich ain Sonntag der Reichstagswahl einem politischen Gespräch beim besten Willen nicht aus dem Wege gehen ließ, flüchtete er vor einer fonkreten Meinung in die fernigen Worte, er fei fein Parteimensch mit engem Horizont. Er habe sich offenc Blick und cffenes Herz bewahrt, halte überhaupt nichts von den Barteien und trete nur für das Recht ein und für die Wahrheit.

Ich drückte ihm mannhaft die Hand.

Er sagte: So find Sie also auch gegen die verdammte Juden­republit" und schlug in sie ein.

Seitdem ist mir der grünfte Hitlerbengel immer noch lieber als ein Parteiloser.

Das Deutsche Opernhaus erhöht mit Beginn der Spielzeit 1924/25 die Zahl der Stammfigpläge.

Der 12. Deutsche Esperanto- Kongreß findet vom 7.- 10. Juni während der Pfingstfeiertage in Plauen i. B. statt. Für den dritten Pfingst­feiertag ist eine gemeinsame Fahrt nach Bad Eliter vorgesehen, wo den bereitet wird.

Grete Fürbringer bog ihren findhaften Körper unter dem bru Songreßteilnehmern von der Kurverwaltung ein besonderer Empfang talen Griff ihres Liebsten und jauchzte ihm zu.