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Pfingsten der Arbeiterjugend.

Die Einweihung des Landheims am Quenzfee. Oftern 1923 wurde das Landheim am Quenasee provisorisch eröffnet. Den Bau, den alten sowohl wie den neuen, haben wir bereits vor furzem ausführlich beschrieben. Bleibt noch zu erwähnen, daß die damals start einsetzende Inflationsperiode eine Ausgestaltung und durchaus notwendige Vergrößerung des Heims verhinderte. Doch ließen unsere Genossen den Mut nicht sinken. Etappenweise ging es weiter. Die Stadträtin, Genoffin Weyl. vom Berliner Jugendamt sorgte für Schlafdeden, während der Bezirksausschuß für Arbeiter wohlfahrt, mit Hilfe der Auslandsspenden, Mittel zur Beschaffung von Bettwäsche auf brachte. Erst lange nach der Inflation, Ende April, Anfang Mai 1924 konnte der Neubau von der Sozialen Baugenossenschaft Grundstein" in Angriff genommen werden. Und man muß sagen, daß unsere Bauhandwerker unter Leitung von Baumeister Segli in fünf Wochen ein gutes Stück Arbeit geleistet haben. Ohne eine Miene zu verziehen, schoben" sie Ueberstunden( ohne Aufschlag), um der Berliner und Brandenburger Arbeiterjugend die Einweihung des Heims, die zu Pfingsten vor sich ging, möglich zu machen.

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Am Pfingstsonnabend zogen nun die Burschen und Mädels in Massen nach Brandenburg . Im Volkshaus tagte" die Quartier­fommission bis nachts 1 Ühr, um auch dem letzten Teilnehmer des Bezirksjugendtages ein Quartier zu verschaffen. Am ersten Feier­tag war der Garten des Volkshauses dicht befeßt. In einer Fest­ansprache erinnerte der Stadrat, Genosse Dittmer Berlin, an

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die vergangenen schweren Zeiten des Krieges, der einen Kampf geboren hat gegen den Krieg und Bölkerhaß, gegen das mon archistische System. Die Jugend steht in diesem Kampf an erster Stelle. Sie ist dazu berufen, die aufs neue uns drohenden Gefahren abzuwenden. Stärkste Abwehr heißt jetzt das Gebot der Stunde. Doch nicht auf Grund einer machtpolitischen Gewalt wollen wir den Kampf führen. Schmieden wir die Waffen des Geistes, pflegen wir weiter den Gemeinschaftsgedanken und tragen zur Ein­heit der Arbeiterschaft bei, dann wird es vorwärts gehen, Am Schluffe seiner Ausführungen gedachte der Redner noch der Erfolge der Arbeiterschaft in England, Frankreich , Dänemark und Finnland . In den Mittagsstunden ging es dann zum Landheim. Schon von weitem grüßt hier die rote und schwarzrotgoldene Fahne, die lustig im Winde flattern. Jeder Raum weist einen farbenfrohen Anstrich auf. Man merkt, daß unsere Malergenossen Brandenburgs , die sich jegt unter der Firma Ahlert u. Schwandt selbständig gemacht haben, bemüht waren, etwas Freundliches zu schaffen. Doch nicht nur für den Ferienaufenthalt ist das Heim bestimmt, wie der Jugendsekretär Genosse Walter Rüdiger Berlin in feiner An­sprache hervorhob, sondern es sollen hier auch Kurse abge halten werden, die dem allgemeinen Wissen dienen. Nach den Ansprachen der behördlichen Vertreter, der Gewerkschaften und der Partei wurde das Heim offiziell seinem Zweck übergeben.

Völkische Strolche.

Wann wird das Restaurant Wilhelma " geschlossen? Die Zustände in dem Dorado der Völkischen , Sem Restaurant Wilhelma" an der Ede Kurfürstendamm und Ranke. straße, fdeinen sich jetzt, wie aus zahlreichen Zuschriften an uns hervorgeht, in einem Grade bedrohlich zu entwickeln, daß ein energi sches Eingreifen der Polizei geboten erscheint. Das beweist auch die folgende Schilderung, die uns aus Lesertreisen zugeht.

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Am 1. Pfingstfeiertag abends besuchte ich mit einem Herrn das Restaurant Wilhelma" am Kurfürstendamm . Bei einem Glas Bier hörten wir der Militärkapelle zu. Das Publikum dort diftiert jedem harmlosen Gaft unter Gewaitmitteln, wie er sich der dort herrschen ben Stimmung anzupaffen hat. Die Geschäftsleitung fieht diesem Treiben ohnmächtig zu. Bei der Unterhaltung überhörten wir aber bald die Musik und achteten auch nicht weiter barauf, daß sich die Gäste von ihren Plägen erhoben. Der mir be­fannte Herr war gerade im Begriff, sich eine 3igarette anzuzünden, wozu er aber gar nicht fam, denn er wurde gepackt, so daß er toumelte, der Garderobenständen umfiel und die Gläser vom Tisch stürzten. Die Gäfte im ganzen Lotal waren mit einemmaí, um uns versammelt, stießen den Herrn nach dem Ausgang zu, schlugen ihm den Hut vom Kopfe und schrien: Der Keri muß rausge schmissen werden. der Jude, raus mit ihm. Einige beherzte Kellner redeten dem Herrn zu, doch lieber zu gehen. Mir selbst bot eine dort sitzende Dame eins an die Backe an; denn ich hätte wiffen müssen, daß man aufsteht". Draußen endlich sagten die Angestellten unter Achselzucken, daß soiche Vorkommnisse alle Tage üblich feien. So fann ich mir nur das Berhaiten der Gäste erklären, die alle einig sind in dem Gedanken, der Kerl muh raus"; denn unmöglich konnten alle wissen, um was es sich handelt. Ein Herr sagte noch im bjinausgehen: Das Lokal kann man wirklich empfehlen. Ein anderer Herr, der uns sagte, er fei von der Schuppolizei, tonnte uns auch weiter nicht helfen. Soweit die Zuschrift. Wie lange wird die langmütige Berliner Polizei wohl diesem Treiben noch zuschauen wollen? Wie lange wird eine Kapelle der republikanischen Reichswehr wohl noch den Saboteuren der Republik zum lauten Ergößen aufspielen dürfen? Wie lange noch wird der deutsche Bürger dem Terror der völkischen Wie lange noch wird der deutsche Bürger dem Terror der völkischen Strolche ungeschüßt ausgeliefert sein?

,, Erledigung" des Falles Koch?

Gegen den Berliner Lehrer Adolf Koch , dessen Körperkultur­bestrebungen vor einigen Monaten den Deutschnationalen einen er­wünschten Anlaß boten, ihre gegen Stadtschulrat Paulsen betriebene wünschten Anlaß boten, ihre gegen Stadtschulrat Baulsen betriebene Heze durch eine Sensation" zu beleben, wird jezt in eigenartiger Weise oorgegangen. Man hatte Koch damals die Ausübung seiner Amistätigkeit bis auf weiteres untersagt, aber das Disziplinarver fahren ließ auf sich warten, und auch durch Anfragen und Mah nungen fonnte Roch nicht erreichen, daß seine Sache beschleunigt murbe. Als ihm vom Mai ab aus nicht flarem Grunde das Gehalt entzogen wurde, das die Stadt bis dahin weitergezahlt hatte, mußte ihm vollends daran liegen, daß es zu einer baldigen Entscheidung tam. Gegen Ende Mai war das Provinzialschulfolle gium endlich so weit, sich zu der Einleitung eines förmlichen Disziplinarverfahrens zu entschließen, d. h. zur Anstellung einer amtlichen Voruntersuchung, nach der dann gegebenenfalls das Hauptverfahren hätte eröffnet werden können. Koch und die Freunde der von ihm vertretenen Körperfultur begrüßten das mit Genug­tuung, weil nun die Staatsbehörde zu diesem Problem hätte Stel lung nehmen müffen. Plötzlich aber erhielt Lehrer Koch am 30. Mai von der städtischen Schulbehörde die vom 27. Mai datierte Mitteilung, daß auf Grund der Personalabbauverordnung seine Entlassung aus dem Schuldienst der Stadt beab fichtigt sei und er sich bis zum 30. Mai dazu äußern tönne. Selbstverständlich war in diesem Augenblick eine solche Aeußerung nicht mehr möglich, da er ja das Schreiben erst bei Ablauf der Frift erhalten hatte. An demselben Tage ging ihm aber schon die Nach­richt zu, daß er mit Rücksicht auf die Einleitung eines Disziplinar verfahrens fristlos entlassen worden sei. Koch hat gegen diese Art, feine Sache zu erledigen, Einspruch erhoben. Bleibt es bei feiner Entlassung, jo ist damit auch das Disziplinarverfahren über flüssig. Die Staatsbehörde wird dann der Notwendigkeit enthoben, ihre Stellungnahme zu der Körperkulturfrage bekanntzugeben. Die Freunde der Körperkultur haben freilich nicht Lust, sich mit diefer Lösung" zufrieden zu geben.

Schwerbeschädigte als Arbeitnehmer.

Die Auswirkung der Einstellungspflicht in Groß- Berlin.

Während des Krieges und längere Zeit nachher bereitete das Problem, die Kriegsverlegten, insbesondere die Schwerbeschädigten ins Wirtschaftsleben wieder einzugliedern, den Reichs, Staats- und Kommunalbehörden große Sorgen. Besonders für Groß- Berlin er. schien es nahezu unmöglich, diese kommunal- und sozialpolitisch äußerst wichtige Frage zu bewältigen. Das hierzu erlaffene Reichs gesetz über die Beschäftigung Schwerbeschädigter, nach dem jeder Arbeitgeber verpflichtet ist, zur Vermeidung von Zwangseinstellun gen 2 Broz. feiner Arbeitspläge mit Schwerbeschädigten aus freier Entschließung zu besetzen, schien gegenüber den Maffen Schwer beschädigter in Groß- Berlin nicht auszureichen. Inwieweit dennoch

Achtung!

Genoffinnen!

Achtung!

Unterhaltungsabend der Frauenwelt"

Montag, 16. Juni, abends 6 Uhr( Saaleröffnung 5 Uhr), in der Neuen Welt", Neukölln, Hasenheide Auserwählt gutes Programm Künstlerische Leitung: Prof. Rosebery d'Argufo* Mit­wirkende: Gesangsgemeinschaft Rosebery d'Urguto. Soliften: Wanda Salle, Käte Lindenberg und Herr A. Meller Rezitationen: Marie Borchardt, Mitglied der Schaubühne Ansprachen ausländischer Genossen, die anläßlich des Parteifages in Berlin anwesend find

Die zum Eintritt berechtigten Programme find ab Donnerstag, 12. Juni, vorm., bei allen Kreisleiterinnen und im Frauenfefretariat Lindenstr.8, 2. Hof 2 T., 8r. 1, für 25 Pf. zu haben. Alle Progr. müssen abgefezt werden. Etwaiger Ueberschuß zum Besten der Erholungsfürforge.

die Durchführung des Gesetzes nunmehr gelungen ist, ergeben nach folgende 3 ahlen der Bermittlungsstelle für Schwer beschädigte Berlin . Gegenüber ca. 1500 Arbeitgebern bzw. Betrieben im Jahre 1920, welche mit mehr als 20 Arbeit. nehmern, dem Einstellungszwang unterliegen, waren am 31. März 1924 bei 4862 Arbeitgebern mit 910 659 Arbeitnehmern 18 849 Schwerbeschädigte beschäftigt. Die Zahl der Pflicht arbeitspläge betrug 19 487. In der Unterbringungsziffer von 18 849 find 1764 Schwerbeschädigte einbegriffen, die durch die Aus­wirkung des Kündigungsschutzes und durch freie Entschließung der Arbeitgeber in Arbeit gehalten werden, so daß 2402 Pflichtarbeits­pläke unbesetzt blieben. Diese Arbeitspläge entfallen vorwiegend auf Betriebe, die vornehmlich Frauen, Heimarbeiter, jugendliche Arbeiter, Lehrlinge sowie Schwer und Facharbeiter beschäftigen. Den Schwerbeschädigten gleichgestellt waren 3604 Schwerer werbsbeschränkte. Dies bedeutet eine erhebliche Einschrän­fung der Inanspruchnahme der öffentlichen Wohlfahrtspflege. Unter den in Arbeit Untergebrachten befinden sich 262 Kriegsblinde und 541 Zivilblinde, von insgesamt in Berlin vorhandenen 1013 Blinden . Mit 982 arbeitslofen Schwerbeschädigten einschließlich 210 Blinden betrug die Arbeitslosigkeit aller Schwerbeschädigten 4,46 Broz, wäh­rend sie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt für Gefunde 14,44 Pros. betrug. Bon besonderer Bedeutung für die Eingliederung Schwer beschädigter in Industrie und Handel ist, daß nach den bisherigen Feststellungen ca. 95 Broz. aller Schwerbefchädigten zu vollen tarif­lichen Löhnen beschäftigt werden und die durchschnittliche Leistungs­fähigkeit zwischen 60 und 75 Proz. schwankt.

Der Schwindler als Rechtsanwalt".

holt mit Zuchthaus vorbestraft und wurde mit Rücksicht auf die Gez meingefährlichkeit ihres Treibens zu einem Jahr brei Monaten Gefängnis verurteilt. Für die Angeklagte Barsch machte der Verteidiger ihre Gutgläubigkeit und Unbescholtenheit geltend, so daß fie mit 120 Mart Geldstrafe davonfam,

Der Polizeivigilant.

Eine Falschgeldangelegenheit.

Unter der Anklage des Münzverbrechens hatte sich der Kaufmann Hans Stahl vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte zu ver antworten. Stahl stand unter dem Berdacht, Falschgeldnoten her­gestellt und vertrieben zu haben. Um ihm eine Falle zu stellen, hatte der Polizeivigilant Ruhndal, in Gemeinschaft mit einem Kaufmann Michaelis und einem Dritten, Stahl mitgeteilt, baß ein Bauer am Abend am Alexanderplah eintreffen würde, um Falschgeld aufzukaufen. Stahl ging auf den Vorschlag ein, und man verabredete, den Bauer am Bahnhof Alexanderplatz bei der Ankunft in Empfang zu nehmen. Als Stahl sich zur verabredeten Zeit an bem Zusammenfunftsort einfand, traf er da die drei Männer, aber gleichzeitig auch einen Kriminalbeamten, der ihn festnahm. Auf dem Transport zum Polizeipräsidium hob Ruhndahl plöglich 20 Falsch­noten von der Straße auf und behauptete, daß diese von dem Fest­genommenen weggeworfen worden seien. Es handelte sich um ge­fälschtes Notgeld der Reichsbahn, wobei aus den Millionenscheinen Billionenscheine gemacht worden waren. Der An­geflagte bestritt, daß er die Scheine weggeworfen habe und bezeichnete das Ganze als Spigelarbeit. Trotzdem beantragte der Staatsanwalt 3 Jahre Zuchthaus. Der Verteidiger machte dagegen geltend, daß Stahl von dem Kriminalbeamten untersucht worden fei, außerdem habe der Beamte den Festgenommenen am Arm festgehalten, so daß es schwer gewesen sein würde, daß Stahl die Noten hätte wegwerfen fönnen, ohne daß es von den Beamten bemerkt worden war. Es sei viel eher anzunehmen, daß der Lockspiel die Noten selbst meg­geworfen und dann gefunden habe, um fich die Belohnung zu ver­dienen. Da der Vigilant zur Verhandlung nicht erschienen mar, hielt das Gericht den Fall auch für fefe zweifelhaft und fah sich genötigt, den Antrag des Verteidigers stattzugeben und den An­geflagien mangels ausreichenden Beweises freizusprechen.

Ein Raubüberfall auf eine Greisin.

Bom Schicksal wurden drei Männer ereilt, die einen brutalen Raubüberfall auf eine Breifin verübt hatten und nun gestern sich wegen Raubes vor dem Schöffengericht Berlin- Wedding verantworten mußten. Der Arbeiter Knispel wohnte feinerzeit in der Reinickendorfer Straße 45 als Schlafbursche bei der etwa 70jährigen Frau Ih pron. Als er arbeitslos geworden und infolge­deffen in Geldverlegenheit geraten war, sagte er mit zwei Bekannten, Matthies und Eggert, den Blan, sich durch einen Ueberfall auf seine alte Wirtin das dringend gebrauchte Geld zu verschaffen. Wie verabredet, erschienen dann Matthies und Eggert eines Morgens früh gegen 6 ühr in der Wohnung der alten Frau Thpron, Krispel ließ sie ein und dann stürzte sich das Kleeblatt auf die ahnungslos im Bett schlafende Frau Shpron. Man feffelte die alte Frau an Händen und Füßen, band fie ans Bett, stedte ihr ein Chemisett als Knebel in den Mund, mürgte fie und betäubte sie noch überflüssigerweise durch Borhalten eines mit Aether ge tränkten Tuches. Dann machten sich die drei darüber her, die auszuplündern. Sie ftahlen hauptsächlich Wohnung Wäsche und Anzüge und verschonten dabel noch nicht einmal die Sachen eines anderen bei der Greisin wohnenden Schlafburschen. Die Ueberfallene erwachte jedoch schneller aus ihrer Betäubung, als die Spizbuben vermutet hatten. Es gelang ihr dann, den Knebel aus dem Munde zu entfernen und sich der Fesseln zu entlebigen. Hierauf machte sie sich, nachdem sie sich etwas erholt hatte, quf den Weg zur Polizei, die schon nach zwei Stunden der Räuber habhaft wurde. Leider erhielt die Beraubte ihre Sachen trotzdem nicht zurüd, da die Braut des Matthies, die mitangeflagte Arbeiterin Cortes, bei der die geraubten Sachen zu­nächst untergestellt worden waren, dese schon weiter ver. fchoben hatte. Das Urteil lautete gegen die drei Räuber auf je pier Jahre Suchthaus , acht Jahre Chrverluft und Zulässig­teit von Polizeiaufsicht. Die vierte Angeklagte Cortes wurde wegen Hehlerei zu fechs Monaten Gefängnis verurteilt.

Gute Tage für Einbrecher.

verübt. Als ein Kaufmann aus der Havelstraße in Charlottenburg Mehrere große Einbrüche wurden während der Pfingstfeiertage in der Nacht zum zweiten Feiertag heimkehrte, begegneten ihm auf der Treppe zwei mittelgroße bartlose Burschen von etwa 17 bis 22 Jahren. Später in der Nacht erwachte die Familie durch ein Geräusch und fah nun, daß Einbrecher ein Stüd aus der Woh­nungstür herausgeschnitten, die Sicherheitsfette abge­nommen und aus dem Wohnraum für 30 000 m. Wertsachen ge­stohlen hatten, darunter russisches Silber, Empire- Kaffeekannen und bares Geld.. Die Täter vermutet man in den beiden Burschen. Zubehör, Liförbecher mit Wappen usw., dazu noch 800-900 m.

Das Moabiter Kriminalgericht scheint immer mehr zum Eldorado von Schwindlern und zum Tummelplag von falschen Rechts. anwälten, falschen Sachverständigen und ähnlichen Erschei­nungen zu werden, die die Notlage der Angehörigen von in Haft befindlichen Angeklagten in frivoler Weise ausnußen wollen. Wieder­holt find falsche Rechtsanwälte und Sachverständige entlarvt worden. Jezt wurde wieder ein falscher- Rechtsanwalt dingfest ge­macht, der mit besonderer Frechheit aufgetreten ist. Der Schwindler, der über gute Lokaltenntnisse zu verfügen scheint, pflegte seine Sachen im Anwaltszimmer des alten Kriminalgerichtsgebäudes abzulegen dieser auf den Korridoren herumzugehen. Auf diese Weise drängte und dann dort eine mitgebrachte Anwaltsrobe anzuziehen und in er sich auch an einen Mann heran, dessen Sohn sich seit mehreren Wochen in Untersuchungshaft befand und bisher nicht zur Entlassung tommen fonnte. Es wurde ein Honorarschein über 50 m. ausgestellt und gleich eine Anzahlung von 5 M. gegeben. Der Schwindler, der verschiedentlich auch schon als Verteidiger in Schöffen gerichtsfißungen aufgetreten fein foll, begab fich dann zum Unter fuchungsrichter, legte die Bollmacht vor und ließ sich eine Sprech. erlaubnis als Rechtsanwalt Dr. Sebarffi ausstellen. Als am nächsten Tage die neue Zusammenkunft stattfand, bei der das vereinbarte Haupthonorar ausgezahlt werden sollte, tauchten plöhlich zwei Kriminalbeamte auf, die zur allgemeinen Ueberraschung den Bei einem Studienrat in der Bernburger Straße öffneten Einbrecher an der Wohnungstür im hohen Erdgeschoß das Kunstschloß und angeblichen Rechtsanwalt als Schwindler festnahmen. Die Polizei hatte einen Wint bekommen, daß ein vielgesuchter Schwindler erbeuteten Silberzeug für 18 Personen und Schmucksachen im Ge­famtwerte von ebenfalls 30 000 M. In beiden Fällen ist für die gegenwärtig in Moabit sein Unwesen treibe. Es handelte sich um einen vielgewandten, längst gesuchten Betrüger, der als praktischer Ergreifung der Täter und die Wiederbeschaffung des gestohlenen der in letzter Zeit sehr häufigen Fälle wir erinnern an den erst der Frühe des ersten Feiertages brachen Einbrecher auf dem Grund­Arzt, Frauenarzt und Kriegsgerichtsrat aufgetreten war. Angesichts Gutes eine hohe Belohnung ausgesetzt. Mitteilungen find an Kriminalfommiffar Galzo w im Polizeipräsidium erbeten. In vor wenigen Tagen aufgetretenen falschen medizinischen Sachverstück Neanderstr. 28 vom Keller aus durch die Dede in ständigen, der einer Frau 2000 m. für ein Attest abschwindelte, an die Aktendiebstähle der Kriminalstudenten und die immer wieder auf. schriftlich ausgestellten Ausweisen von Zeitungen operieren und sich tauchenden falschen Pressevertreter", die mit irgendwelchen hand­Schweigegelder" auszahlen laffen dürfte es endlich angebracht fein, eine scharfe Kontrolle in dem Kriminalgerichtsgebäude eintreten zu lassen.

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Eine gefährliche Kinderfreundin.

Bu Anfang dieses Jahres wurden auf der Straße fleine Kinder von einer Frauensperson belästigt. Sie betastete die Kinder unter dem Borwand, sie wolle feststellen, ob die Kinder Schmer zen hätten". Bei dieser Gelegenheit zog sie diesen die Unter. wäsche aus und entfernte sich. Nach langen Bemühungen gelang es, die Täterin in der Person einer Else Schild festzustellen, die sich jetzt vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte zu verantworten hatte. Die Verhandlung ergab, daß sie sich auch an Rinder herangemacht hatte, deren Mütter als Heimarbeiterinnen beschäftigt waren und die Kinder zum Abliefern der Ware ausgesandt hatten. Die Diebin nahm den Kindern die Lieferung, Schürzen, Hemden und Kleider unter dem Vorwand ab, daß sie prüfen wolle, ob die Sachen gut gearbeitet seien. Um die Kinder an fich zu loden, hatte sie ihnen vorher Süßigkeiten gegeben. Die Beute hatte sie an die mitangeklagte Näherin Emma Barsch, die sich nunmehr ebenfalls zu verantworten hatte, und der gewerbsmäßigen Hehlerei angeflagt war, verschoben. Die Angeklagte Schild ist schon wieder.

Das Rundfunkprogramm. Mittwoch, den 11. Juni.

Tageseinteilung Vormittags 10 Uhr: Nachrichtendienst. Be­kanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm, Nachm. 1.05 Uhr: 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht. 5.30-7 Uhr: Berliner Funkkapelle( Unterhaltungsmusik). 7 Uhr: Märchen. gelesen von Hedę Geber. 8 Uhr: Vortrag des Herrn Dr. med. Ernst Rothe: Zwiegespräch mit unseren kleinsten Weißenfee. Die Vorwärts" Ausgabestelle befindet Lebewesen( Eine bygienische Plauderei). 9-11 Uhr: Blas­fich jetzt Langhansstr. 52 im Laden, orchester. Dirigent: Kapellmeister Karl Woitschach.

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ein Metallwarengeschäft ein und stahlen für 2000 m. des Einbruches vor dem Hause hielt, nahm fünf Männer mit dem Gold- und andere Metallwaren, die sie in einen großen Reifetorb packten. Eine rotbraun lacierte Droschte, die während des Einbruches vor dem Hause hielt, nahm fünf Männer mit dem Reisekorb auf und fuhr mit ihnen davon. Der Chauffeur wird er­fucht, sich bei Kriminalkommissar Geißel, Dienststelle B I 7 im Zimmer 56 des Polizeipräsidiums, Hausanruf 195, zu melden. Diese Dienststelle sucht auch eine ganze Reihe von Einbrüchen aufzuklären, die in den letzten Wochen zur Nachtzeit in Radiogeschäften in Moabit verübt und bei denen piele Detektor und Röhren­empfangsapparate gestohlen wurden. Mitteilungen zur Auf­flärung werden auf Wunsch streng vertraulich behandelt.

Kinderzeichnungen.

Die Bezirksschuldeputation 1-6 gründete im Oktober vorigen Jahres freie Zeichentlassen", in denen besonders begabte Schüler und Schülerinnen aus Berliner Gemeindeschulen fostenlos Gelegen­heit erhalten, sich im Zeichnen und Malen, im Schreiben ein­facher Bierschrift und im Projizieren weiter auszubilden und hier­durch in den Stand gesezt werden, sich eine gute Geschmacksbildung anzueignen. Die Ergebnisse dieser Gründung werden gegenwärtig im 3entralinstitut für Erziehung und Unterricht, Potsdamer Straße 120, bis 14. Juni öffentlich ausa gestellt. Sie lassen erkennen, welche Gestaltungskräfte in unferen Kindern schlummern und wie vielseitig deren Auffassungs- und Dar­stellungsvermögen ist. Besonders erfreulich wirft die Verschieden artigkeit der behandelten Aufgaben und die Mannigfaltigkeit der angewandten Ausdrucksmittel. Neben Bleistiftzeichnungen und Malereien finden sich Linoleum- Schablonenausschnitte, Stempeldrucke Kindern der fünftige Lebensweg gezeigt werden, und deshalb wün und Klebearbeiten. Es dürfte durch diese Neuschöpfung vielen fchen wir ben freien Zeichenklassen" der Bezirksdeputation 1-6 glüdliche Fortentwicklung.

Arbeitsgemeinschaft fozialdemokratischer Lehrer und Lehrerinnen Deutsch lands. Der Hauptv or it and der Arbeitsgemeinschaft hat eine Sprech it unde eingerichtet, die jeden Freitag, mittags 12-2 Uhr, im Bureau des Reichsausschusses für sozialistische Bildungsarbeit, Berlin S 68, Lindenstr. 3, 2. Hof lints 4 St., stattfindet.