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Bartet formiert werden. Die Gdaren fleinbürgerlicher, ja auch| 500 Ortsgruppen, ist ber Blak, mo umfere Parteigenoffen zu arbeiten der politisch nicht geschulten Arbeiterschaft, die jetzt

zwischen Sowjetstern und Hafenfreuz

haben. Die Komm. Partei aber ist uns feind, wenn auch Klassen genossen in ihr tätig sind. Gegen sie tann es nur einen geschlossenen Rampf geben, und entschieden und klar muß die Schei. Dungslinie hier auf dem Parteitag gezogen werden. Manchem mag das nicht leicht fallen, der in Nürnberg nur mit halbem Herzen die Einigung mitmachte und mehr zu den Kommunisten neigte. Die Einstellung zu den Kommunisten ist eine von den Fragen, die der Partei bei der Einigung die schwersten inneren Kämpfe bereitet hat. Das scheinbare Einlenken der Kommunisten nach dem mitteldeutschen Aufstand täuschte manchen Genossen. So tam es zur Zusammen­arbeit in Thüringen und Sachsen , wo man besonders vertrauensselig war. Es waren nicht nur die Unabhängigen, die durch Halle noch

ft Deutschland Beine Demokratie und erft recht teine Sozialdemo. fratie geben tann. Wir, die wir immer für unterdrückte Völker eingetreten find, haben das Recht und die Pflicht, für die natio. nale Freiheit unseres Boltes einzutreten. Leider gibt es noch Parteigenossen, die in dem Kampf für die Reichseinheit nichts feben als nationalistische Sentimentalität, die geeignet ist, die poli­tischen Ziele der Partei zu verschleiern, genau so, wie uns unsere Gegner auf der anderen Seite unterstellen, daß wir zum Stimmen.. fang das nationale Mäntelchen umhängen, um unser internationales Gesicht zu verbergen. Diesen Gegnern brauchen wir nicht mit Wor­ten zu begegnen, wir haben für die Reichseinheit unausgesetzt mit der Tat gearbeitet. Die Haltung der sozialdemokratischen Mitglieder an der Saar , am Rhein , an der Ruhr hat bewiesen, daß uns der Wille zur Erhaltung von Staats- und Reichseinheit fein zieren erst recht eine Todsünde an den heiligsten Menschheitsrechten, mehr gelernt haben fonnten als die SPD. - Leute. Lippenbekenntnis, sondern Herzens- und Ueberzeugungsfache war, die wir oft nur unter den schwersten Opfern aufrecht­erhalten haben.( Sehr richtig!)

Aber manchen Parteigenossen scheint der Sinn zu fehlen für den Wert der Reichseinheit und für die Gefahren, in der sie manch­mal war. All zu oft haben wir vor landespolitischer Warte aus Reichspolitik treiben sehen. Das dient allein den Separatisten. Ein Zerfall Deutschlands würde auch die schlimmsten Folgen für die Partei haben. An der Entwicklung in Sachsen und Thüringen und Mecklenburg , in den okku­pierten Gebieten haben wir die Folgen einer solchen Berstückelung erlebt. Ich erinnere daran, wie im besetzten Gebiet die Arbeiter dem morgenluftwitternden Unternehmertum ausgeliefert sind, denen die französischen Bajonette zu Hilfe fommen, wie in Bayern die Niederknüppelung der Partei dank einer hochverräterischen Diftatur von oben her sanktioniert wird.

Soviel Absplitterungen, soviel mißerfolge der Arbeiterpartei. All das gibt uns einen Borgeschmad deffen, was uns passieren würde, wenn die Reichseinheit zum Teufel ginge. Dabei ist heute noch die Sozialdemokratie die weitaus stärkste Frat­tion im Reichstag, und die Reichsregierung steht doch noch auf einer höheren Warte als die deutschvölkischen Desperados, die sich in den einzelnen Ländern an die Oberfläche gearbeitet haben. Nehmen Sie das alles weg, beseitigen Sie die Demokratie, so gefährden Sie unsere sozialistische Zukunft. Solange die Frage der Reichseinheit, eines unabhängigen Nationalstaats Deutschland nicht gelöst ist, so Republik und Pazifismus immer in zweiter Linie stehen, so lange werden wir das Volk nicht in dem Maße für unser Evan­gelium gewinnen, wie wir das wünschen. Das ist die Wahr heit, ob sie uns angenehm ist oder nicht. Sie muß gejagt Bofition ableiten oder nicht. Darüber müssen wir uns flar werden, wenn wir im Kampfe die erfolgversprechende Einheit einnehmen wollen. Jezt haten sich Parteien und Kliquen dieses Nationalgefühls bemächtigt, haben diese Sehnsucht nach dem unabhängigen National staat mißbraucht, haben das berechtigte Nationalgefühl zum besinnungslosen Nationalismus umgefälscht und auf gepeitscht.( Sehr wahr!) Das darf uns aber nicht hinwegtäuschen über die Stimmung, die schon bestand, ehe noch Deutschvölkische und Nationalsozialisten in diesen Boden ihre giftige Drachenfaat gefenft

haben.

Das Bolt will heraus aus dem nationalen Jammer, das Bolt hat es jatt, überjatt, Gegenstand von Bedrohungen zu sein, es fann die täglichen Ohrfeigen und Beschimpfungen durch außer­deutsche Chauvinisten nicht mehr ertragen.

hin- und herpendeln, find gern in die Arme des Herrn v. Graefe gefunden, find den Deutschvölfifchen zugetrieben, von den angeblichen Hauptfeinden der Reaktion, von den Kommunisten. Ohne Re­affion tein Poincarismus, ohne Kommunisten keine Reaffion. Das sind die Glieder der Kette, die Deutschland zu erdrosseln droht. Was von den Nationalisten gilt, gilt noch in höherem Maße von den Kommu­niften: ihre ganze politische Weisheit besteht im Provozieren, obwohl zum mindesten die Führer sich ihrer jämmerlichen Schwäche durchaus bewußt find. Und bei den Kommunisten ist dieses Provv denn in ihrem Kadavergehorsam gegen Mostau putschen fie mit leben digen Leibern provozierter Arbeiter, an ihren Händen Plebt das Blut von Tausenden. Das Kahr- Bayern, das Großher­30gtum Graefe in Mecklenburg find die Erfolge diefer kommunistischen Internationale.( Sehr wahr!)

Theoretisch führt sie heute den Kampf im Namen des Marris­mus. Sie allein glaubt ihn richtig interpretieren zu können. Einer ihrer deutschen Akademiker, Professor Korsch, führs jetzt den Nach weis, daß die Verflachung des Marrismus bereits begonnen habe, als Marr das Kapital" verfaßte und als die Erste Internationale in den sechziger Jahren gegründet wurde. Er stellt deren Manifeft dem kommunistischen Manifest gegenüber und sagt, schon damals fehlte es an der revolutionären Leidenschaft, die heute von den Kom­munisten, damals von den Batunisten vertreten wurde und der gegen­über Ser Generalrat der Ersten Internationale sagte, er seize bie ernste und stille Arbeit an die Stelle der lauten Markt­schreierei der Bortrevolutionäre.( Sehr gut!)

Jetzt hat die Komm.Partei für alle Parlamente vom Dorf- und Stadtparlament bis zum Landes- und Reichsparlament ein Egerzierreglement des parlamentarischen Knotentums heraus­gegeben, das alles enthält bis zum Hinauswurf. Hierin zeigt sich, was es mit der Regierungstätigkeit der Kommunisten auf sich hatte, von der unsere Genossen in Sachsen einstmals träumten. Der damalige Versuch führte Herrn Heinze nach Sachsen und machte das Eingreifen des Parteivor­ftandes nötig, deffen schriftliche und mündliche Einwände unbeachtet geblieben waren. Wir vom Parteivorstand traten für die Bildung einer Regierung mit den Demokraten ein, um Herrn Heinze so schnell als möglich aus Sachsen herauszubringen. Jede Stunde war damals eine Gefahr. Diese Arbeit war schwer, aber wir find stolz darauf, sie geleistet zu haben. 24 Stunden haben genügt, um Heinze zu entfernen. Ich will auf 3eigners Politit nicht weiter eingehen, aber ich bin gezwungen, Niemand war sich klarer darüber als Mary, daß der Marrismus hier daran zu erinnern, daß Zeigner dem Parteivorstand unter leb­in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert ein anderes Gesicht haftem Beifall einer Berliner Barteiversammlung der moralischen Rorruption bezichtigen fonnte, ben Beweis aber ablehnte, so daß zeigen müffe als zurzeit des Kommunistischen Manifests, auf Grund der Riefenentwicklung der ökonomischen Verhältnisse. fich der Parteivorstand noch jest im Berteidigungszustand befindet. Den Höhepunkt deffen, was gegen uns und unsere damalige Haltung Den Unsinn, das Kommunistische Manifest als Heilige geschrieben worden ist, stellt zweifellos ein Artikel des 3 widauer Schrift hinzustellen, hat niemand schlagender widerlegt als unser Barteiblattes bar, in dem gesagt wurde: 60 000 Mann Sol­österreichischer Genosse Otto Bauer , indem er einfach die Frage daten mußten aufmarschieren, um 3 Kommunisten zu entfernen; aber aufwarf, ob jemand glaube, aus einem Lehrbuch der Phyfit von 1848 felbst diese waren zu schwach, so daß zwei Männer vom Parteivor­heute im Jahre 1924 einem Menschen den Stand der heutigen stand, alfo Dittmann und ich, tommen mußten, um die Sache zu zu können. Die Dekonomie hat sich in dieser Zeit ebenso entwidelt wir damals nicht eingegriffen hätten, das zeigt Thüringen , das die allein wahre ungetrübte Quelle der Erkenntnis der Dekonomie müßten aus der Partei gestoßen werden, träfe alles zu, was man mie die Phyfit; aber noch sollen die Lehrbücher aus dem Jahre 1848 zeigt medlenburg.( Sehr richtig!) Wir vom Parteivorstand fein! Marg ist nicht nach Moskau , sondern nach London gelion bringend, sich nicht abhalten zu lassen, die Reinigung an Haupt uns an den Hals gehängt hat. Ich bitte die Genoffen von der Oppo­gangen, um die kapitalistische Wirtschaft zu studieren. Der Ge banke, daß das ökonomisch zurüdgebliebene Rußland und Gliedern vorzunehmen, die sie angekündigt haben. Wir waren nun plöglich ein Vorbild sein soll für alle Länder, ist ein Sohn gezwungen, in einer feinen Schrift uns gegen das Treiben der Oppo­auf Marr selbst. Genau so wie viele Christen den lebenden fition zu wenden. Um welchen strupellosen Kampf es sich Chriftus heute noch einmal ans Kreuz schlagen würden, sehnen sich handelt, zeigt, daß in München zwei Tage vor der Reichstagswahl die russischen Machthaber heute nur noch nach der Asche von Karl in der Flugschriftenreihe der Opposition die Broschüre Der Fall Marg, um mit ihr einen abergläubischen Hokuspokus zu großen und ganzen während des Wahlkampfes die Parteipreffe Auer" erscheinen fonnte. Andererseits ist anzuertnnn, daß im treiben. Der lebende Marg würde in Sowjetrußland genau so im Gefängnis fein wie es jegt die besten einheitlich eingestellt war. Erfreulich ist auch, daß die grund­fägliche Einheit der Parteien nicht haltmacht an den Grenzen des Sozialdemokraten bort sind.( Sehr wahr!) Reiches, fondern sich auf alle Glieder der Internationale erstreckt. Daß die Internationale wieder dasteht als gefchloffene, affions­fähige Macht, rechne ich zu den größten Taffachen der Welt­geschichte. Bir find stolz darauf, daß die Einigung der sozialistischen Inter nationale die erste sichtbare Frucht der Einigung der deutschen nationale die erste sichtbare Frucht der Einigung der deutschen haben ihr den Weg bereitet dazu, daß sich diese Tatsache auf Sozialdemokratie war. Wir deutschen Sozialdemokraten lifchen, französischen, österreichischen, dänischen Genossen haben wir deutschem Boden in Hamburg vollzog. Mit unseren eng­gejubelt ob ihres Sieges. Uns alle eint der gemeinsame Wille, die gegenwärtige Schwäche der Arbeiterklasse als Folge des Krieges zu überwinden und eine Grundlage zu gewinnen, von der aus ein neuer Aufstieg möglich ist. Durch unsere Kraft und unter inferer Führung hat die Politik der friedlichen Berständigung im Deutschen Reichstag einen großen Sieg erfochten. Töricht war es, zu glauben, der Ausgang einer Wahlschlacht könnte genügen, über die deutsche Sozialdemokratie zur Tagesordnung überzugehen. Untraut tann schneller wachsen als der Baum. Aber der Baum wächst weiter, wenn das Unkraut längst verdorrt ist. Dem deutschen Bolte zuliebe, nicht sich selbst zuliebe, muß die Partei ihren einheit­lichen gefchloffenen Weg weitergehen. Einig wollen wir marschieren, einig wollen wir schlagen, unter der alten aẞrole: Alles für das Bolt, alles durch das Bolf!( Lebh. Beif.)

Der Kommunismus von heute ist durchaus reaktionär. Bürgerliche Politiker, Staats- und Kommunalbeamte, aber leider auch Sozialdemokraten sind der Arbeiterhilfe auf den Leim gefrochen. Dabei sind wir im Besiz eines stenographischen Protokolls des 21er- Ausschusses, in dem Anweisungen für die Internationale Arbeiterhilfe gegeben sind. Gegen die pazififtische Einstellung der Arbeiterschaft soll nach diesem kommunistischen Ererzierreglement angefämpft werden, während die deutsche Ar­beiterschaft und die Sozialdemokratie den Gedanken Nie wieder Krieg" propagiert. Im 21er- Ausschuß sihen Männer der Inter­nationalen Arbeiterhilfe, die wie Ludendorff es als blödsinnig er klären, diese Gedanken zu propagieren.

Das Volk will nur eins: die Ruhe und Sicherheit, wie sie flare Grenzen, wie sie scharf umrissene Pflichten und wie fie unan­gefochtene Rechte geben fönnen. Die Gefahr, daß weite Kreise des Boltes dem Charlatan des Chauvinismus verfallen würden, hat Scheidemann auf dem Würzburger Parteitag schon gekennzeichnet, als er fagte, daß, wenn wir nach dem Kriege zur Macht fämen, es uns pajfieren könnte, daß das mißhandelte Bolt zu anderen Wunderdoftoren läuft, um bet ihnen Heilung zu finden. Um so mehr müssen wir unserem gepeinigten Bolle helfen, um sein und unser Haus wiederherzustellen. Wir standen mit an der Wiege der deutschen Republik, deren Geburtsstunde im Zeichen des bösen Sterns, des Waffenstillstandes stand, und wir haben heute die Pflicht, für diese junge, unglückliche Republik zu tämpfen, für ihre Einheit und Wirkungsmöglichkeit. Wir müssen die Paladine der Reichseinheit sein und bleiben. Eine zerschla gene und gefchlagene Republit steht, wenn übersächlich ist es der Arbeiterhilfe" möglich) geworden, fast in allen haupt, dann nur als Monarchie wieder auf. Das lehrt die Geschichte.( Sehr wahr!) Das wissen unsere Bölkischen auch sehr genau, und deshalb ihr frivoler Rampf gegen die Repu blit. Also: wer die Reichseinheit gefährdet, der hilft der Reattion und der Monarchie.( Sehr wahr!) Nur in der Reichseinheit fann die große sozialistische Armee und

Aus dem Protokoll geht hervor, daß die Arbeiterhilfe von der Kommunistischen Internationale nur geschaffen ist, um fommu­nistische Politik zu betreiben, wo es anderwärts nicht möglich ist. Die Anweisungen lauten ausdrücklich dahin, in die Gemert­schaftspreffe und in die bürgerliche Preise einzubringen und Schritte zu tun, die die Komm. Partei selbst nicht tun fann. Lat­Ländern Propagandaftellen zu gründen. Ihr Zwed ist die große Propagandaarbeit für Sowjetrußland. Für alle Genoffen, bie noch in der Internationalen Arbeiterhilfe tätig sind, genügen die An­weisungen an die Arbeiterhilfe" zur Erkenntnis, daß diese Hilfs. organisation nur zum Aufbau der Komm. Partei bestimmt ist. Die ,, Arbeiterwohlfahrt", unsere Parteiorganisation mit ihren

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Es folgt das Referat Ludwig über Organisation, Agitation und Raffe.

Grillparzers Medea " im Staatstheater. Opfer feiner wilden Bhantafie, feiner nie gefühlten Liebesglut und befriedigende Lösung, zumal natürlich die Meinungen über den

in das Innere des genialen Defterreichers, der zugieich Held und wichtiges französisches Stück zur Aufführung brächte. Das ist keine

feiner philantropischen Unerfättlichkeit gewesen ist.

Menschen des im Lichte schwelgenden Orients fahen eine blin fende Wolbe, die sich ganz einsam am blauschwarzen Himmel ange­Karlheinz Martin, der Regisseur, hat nicht ohne Geschid siedelt hatte. Diese Dunstinsel, die goldener Sonnenbrand über lichkeit, aber auch ohne Ehrfurcht vor dem Grillparzerschen Wort die flutete, regte die Phantasie der Griechen an. Wenn sie nicht nur am fünfattige Tragödie auf drei Atte zufammengestrichen. So wird das Firmament zu entdecken wäre, sondern auch auf der greifbaren Erbe! Widerspiel zwischen Medea und Jason deutlicher. Ein großer Dialog, Bie ein goldenes Bließ hing diese Wolte am Himmel. Würde sich ein riesiger Monolog, das sind die Mittelpunkte, um die alles freift. dieses Bließ zur Erde senten, dann müßte es erobert und aufbewahrt man wagt es nicht, den Regisseur wegen dieser Arbeit zu fchelten. merden von zauberhaft begabten Magiern, dann müßten diese Bau- Sonst wäre ihm vorzuwerfen, daß er die Bühne allzu primitiv auf­berer mit Hilfe des Bließes über märchenhafte Kräfte verfügen. Gebaut. Der Gegensatz der düsteren Ereignisse zu der unendlich heiteren fragte, so formte die antike Phantasie, und sie suchte und fand den Landschaft Korinths, das hätte blühendere Augenwirklichkeit sein höchſt fabelhaften Mythos jener Medea , die eine barbarische Herrin müssen. Es ist in diesem Stüde immer peinlich, daß eine winzige des goldenen Bließes gewefen war, die Gattin eines schönen, aus ful- Risbe und ein metallener Refsel die ungeheuren Zauberwaffen tivierter Fremde kommenden Königsfohnes wurde und ihre Kinder Medeas einschließen sollen. Warum stellt man die Zaubertruhe und umbrachte, weil Jason, der Gatte, ihrer barbarischen Wilbheit und alles, was dazu gehört, nicht in das Märchendunkel der Bühne? magischen Schrecklichkeit nicht treu blieb. Der Mythus von Medea Karlheinz Martin , der Regisseur, hat noch keine neuen Mittel ent­und Jason stellt die Menschwerdung der Sehnsucht dar, die Bewohner bedt, um die Aufführung der Medea vom ehrwürdigen Hoftheaterstil des antiken Abendlandes nach den Bundern des dunklen Märchen zu befreien. Beinahe möchte man ihn deswegen loben. Denn gerade morgenlandes fühlten. Jason ist der klassische Träger dieser Sehnsucht, Gerda Müller, die Medea, Herr Ebert, der Jason, Herr Medea ist Urborn und Erweckerin des Abenteurer- und Wikinger- Frand, der forinthische König, Frau Schön, die blonde Königs­rausches, der seit altersher die Jünglinge und reifen Männer in die tochter, und schließlich Rosa Bertens , die Amme Gora, hingen unbekannte Welt hinaustrieb, mochten sie run Jason, Odysseus oder fanatisch an rhetorischen Ueberlieferungen der Vergangenheit. Sie Christoph Columbus heißen. Das mytische Helenentum mochte nur pflegten diesen Stil wohl, weil sie vom Regisseur dazu ermuntert annehmen, daß der See- und Schicksalsfahrer Jason Todestragif ge- wurden. Auch dieser Mann, der schon zu anderen Göttern schwor, winnt, indem er die Segel lichtet. Bleibe im Land und verheirate befehr: fich wieder zu dem Aften. Solche Rückkehr ist nicht gerade dich nicht mit schwarzhaarigen Barbarentöchten, die den Untergang notwendig. Denn es gibt einen Unterschied zwischen der Ueberliefe verhaßter Brüder und Schwestern heraufbeschwören. Das war die rung, die noch dem Verweltben getreu ist, und der jungen Kunst, die hausbadene Bürgerlehre diefer heroischen Legende. sich von der spielerischen Uebertreibung fem hält.

May Hochdorf.

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Was Grillparzer zu dem Medeenmythus hinzog, war eine zer­grübelte und gemarterte und nie befreite Junggesellennatur. Er gönnte seiner Phantasie jedes Abenteuer, indem er zugleich zwei lieb­liche Frauen mit seinen Träumen umwob. Aber er war fein Er­Die Volksbühne als Asyl französischer Kunst. oberer, er war nur ein schmachtender, vor der Wirklichkeit ver- Die Berliner Volksbühne hatte im Verwaltungsrat des Deutschen ſtummender Frauenlob. Alles, was er von der Herrlichkeit und Ge- Bühnenvereins den Antrag gestellt, daß der völlig überflüssige uno fährlichkeit der Frau wußte, auf Erfahrung beruhte es faum, aus der schädliche Boykott franzöfifcher Bühnenwerfe aufgehoben würde. Ahnung entsprang es nur, es loderte nur aus dem lohenden Ber­Wie aus dem eben erscheinenden zweiten Vierteljahrsheft der Bolts­langen. Traumerlebnis und Enttäuschung entzündeten ein Kunst- vereine, ersichtlich ist, hat der Deutsche Bühnenverein den Antrag bühne", der Zeitschrift des Verbandes der deutschen Bolfsbühnen. wert, das die Krankhaftigkeit der tollen Weiber und unbefriedigten der Berliner Boltsbühne abgelehnt. Die Leitung der Berliner Männer entlarvte. Blutzeugnis für das ungeheure Leid, in dem sich Boltsbühne hatte dann vor, den Antrag bei der Generalversammlung der Märtyrer und Tragiker Grillparzer wand, wird spürbar in der des Deutschen Bühnenvereins zu wiederholen. Da aber die erforder großartigen Gründlichkeit und Melodif seiner dramatischen Abrechliche Anzahl von Unterschriften nicht rechtzeitig vorgelegt wurde, nungen. Bevor Medea ihre Kinder ersticht, redet sie den tiefsinnigften fonnte der Antrag auf der Dresdener Generalversammlung nicht zur Verhandlung kommen. Es bleibt also bei der Fernhaltung franzö Frauenmonolog, dessen sinnliche und überfinnliche Schaurigkeit nur jenem Monologe verwandt ist, den Hamlet vor der Ermordung seiner cher Autoren von der deutschen Bühne. Der Vorstoß der Berliner Mutter spricht. Die Worte, mit denen Jason, dec Gatte, als Träger Bühnenvereins wurde von führenden Bersönlichkeiten ohne Wider Boltsbühne hat aber doch eines erreicht: Im Verwaltungsrat des der Kultur, und Medea , die Gattin, als Trägerin alles Urtriebes spruch erklärt, daß der Bühnenverein nichts unternehmen würde, ihren Seelenkampf ausfechten, liefern die aufschlußreichsten Einblicke wenn ein deutsches Theater ein fünstlerisch wertvolles und kulturell

tünstlerischen Wert eines Stüdes auseinandergehen können. Aber es ist doch wenigstens gegenüber dem bisherigen Zustand ein gewiffer Fortschritt festzustellen.

Besonders zu begrüßen ist aber, daß die Berliner Boksbühne prattische Tat folgen läßt: die schon vor mehreren Wochen ihrem Kampf gegen die Aufhebung des Bontotts auch sofort eine angefündigte Matinee, die den Besuchern der Boltsbühne eine Reihe ron wichtigen jungfranzösischen Autoren vermitteln soll, wird nun am tommenden Sonntag, mittags. 11% Uhr, im Theater am Bülowplay, stattfinden. Neben einem einleitenden Bor. trag und der Rezitation mehrerer Gedichte und Proſaſtücke wird ein fleines Wert von Charles Bildrac, einem der anerkanntesten jungen französischen Literaten, zur Aufführung gelangen.

wurde, erhob sich in der rechtsstehenden Bresse ein Sturm der Ent­Als vor wenigen Wochen diese Morgenfeier zuerft angekündigt rüftung. Man suchte die Mitglieder der Volksbühne gegen die Lei= tung des Vereins aufzuputschen, weil dieje mit der Ansehung der Matinee angeblich die nationale Belange" verlege. Es scheint, daß diese Bemühungen bei den Mitgliedern der Boltsbühne herzlich wenig Widerhall gefunden haben. Jedenfalls ist es zu loben, daß Presse und in ähnlichen Organen nicht hat abschrecken laffen. Mög lich, daß ein paar lebernationalisten fich jetzt gemüßigt fühlen, in die Morgenfeier der Volksbühne zu kommen und dort zu demon­strieren. Es darf aber wohl angenommen werden, daß die Matinee überwiegend von Menschen besucht sein wird, die jede politische De­monſtration bei einer derartigen rein fünsterischen Veranstaltung ab. lehnen.

Neue Bergbahnen. Trotzdem das Projekt der Erbauung einer Bahn auf die 3ugipize, den höchsten Gipfel Deutschlands , viela fach auf Widerspruch gestoßen ist, hat man mit der Errichtung diefer Bahn diefer Tage begonnen. Die Borarbeiten sollen Ende Juli fertig fei. Die Bahn selbst foll im Spätherbst dieses Jahres eröffnet werden. Es handelt sich um eine 3 Kilometer lange Geilschwebe. bahn, die mittels elektrischer Kraft in 20 Minuten Fahrzeit die Höhe überwindet. Die Bahn führt auf österreichischer Seite auf den Gipfel. Eine Reihe weiterer Alpenbahnen soll noch in diesem Jahre gebaut werden. In Kizbühel ist man daran, eine Seilbahn zum bei Rechenhall eine Bahn bekommen. Dieser Berg foll zu gleicher ahnen tamm zu bauen. Desgleichen soll der Untersberg Zeit von zwei Seiten, von Reichenhall und Berchtesgaden er= schloffen werden. Ebenso ist beabsichtigt, Bahnen auf den Staufen und auf den 3 wiefel zu erbauen.

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Die Große Bolfsper legt für die Monate Juni, Juli, August ein be­in der Geschäftsstelle Kantstr. 9( el. Steinplatz 11581). sonderes Sommerabonnement zu erheblich ermäßigtem Preise auf. Näheres

deutschen Opernbühnen bemüht haben, der Dresdener Staatsoper feines neuesten Werfes 3ntermezzo", um das ich alle großen Richard Straußens neue Opet. Richard Strauß hat die Uraufführung als alleiniger Uraufführungsbühne überlassen. Die Oper Intermezzo" ist eine bürgerliche Komödie, deren Text von Strauß selbst stammt.