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Staatsstreich oder demokratie. Ter reaktiouäe Ansturm gegen den Reichspräsidenten. Die Deutschnationalen demonstrieren praktisch, daß die politische Entwicklung in den Staaten Europas in engsten Zusammenhängen steht. Während sie aufs heftigste gegen die Tendenz zur Zusammenführung der europäischen Staaten auf der Grundlage der Demokratie ankämpfen, unter- liegen sie dem Einfluß der allgemeinen Entwicklung zur Demo- kratie. Sie ziehen Parallelen zwischen Frankreich und Deutschland falsch zwar, unbegründet, unter gewaltsamer Perdrehung der tatsächlichen Voraussetzungen aber doch so, daß sie im Grunde die Verwirklichung der Methoden der französischen Demokratie auch in Deutschland fordern. Auf diesen Boden sind sie unversehens gerutscht. Der neue französische Kurs ist ihnen unbequem, da er dem deut- fchen Chauvinismus die Vorwände nimmt. Ein Kurs Mille- rand wäre ihnen ebenso lieber wie ein reaktionärer Staats­streich in Frankreich . DieDeutsche Zeitung" gibt den Hofs- nungen darauf offenen Ausdruck: Die Botschaft Millerands an das französische Volk be- deutet die Kampfansage Millerands an die neue Kam:nermehrhsit. Sie ist geschickt abgefaßt und wird ihr« Wirkung nicht verfehlen. Sie spricht in Worten von den Vertretern der Linken, die geradezu eine Veleidiaung darstellen, und man muß daraus schließen, daß Millerand entschlossen iss. den Kampf bis zum äußersten aufzunehmen. Die höhere Generalität steht auf seiner Seite und auch dieMassedcrArmee dürfte sich, wenn es darauf ankommt, für ihn entscheiden.... Dann aber, dann beginnt der Krieg in Frankreich selbst. Dann geht es totsächlich um das Ergebenis des Weltkrieges, dann wird sich zeigen, daß ein dzgeneriertes. arbeits- scheues und sich inimer mehr oerminderndes Doli nicht die Kraft besitzt, einen ohne Sieg gewonnenen Krieg zu verdauen. Uns kann die Entwicklung der Dinge, die nicht mehr aufzuhalten ist. recht fein. Deshalb nicht so voreilig, deutsche Regierung, mit der Annahme des Derfklaoungsdittats Dawes." Di« Hoffnungen der Deutschnationalen gehen also auf einen Seeg der Reaktion in ganz Europa . Sie sympathisieren mit französischen Staatsstreichplänen, um darin Vorwände für deutsche Staatsstreichpläne zu stnden. Das ist ihr wirk- l i ch e s Ziel. Aus Taktik verbergen sie dies Ziel unter scheindemokratischen Erörterungen. Im Namen der Demo- kratie führen sie in Deutschland einen Kampf gegen den beut- fchen Reichspräsidenten. Sie sagen Demokratie, und meinen Staatsstreich. Dieser Ansturm gegen Präsident Ebert gilt in Wahr- heit der Demokratie und der Republik . Die Presse der repu- blikanischen Parteien hat deshalb den Kampf gegen die deutschnationalen Angriffe auf den Präsidenten der deutschen Republik aufgenommen. DieFrankfurter Zeitung " weist diese Angriffe mit folgenden Worten zurück: Völlig unbegründet ist übrigens auch jener andere bei den Deutschnationalen aufgetauchte Gedanke, Präsident Ebert sei durch den Wahlausfall vom 4. Mai irgendwie desavouiert worden. Das kann schon deshalb nicht der Fall sein, weil ja das Votum für die neue Regierung Marx gezeigt hat, daß die Mehrheit die gleiche geblieben ist. Das kann auch darum nicht der Fall sein, weil eben Herr Ebert sich stets einer ganz anderen Zurückhaltung als wie der bisherige französische Präsident befleißigt hat. Man braucht sich also aar nicht darauf zu berufen, daß solch« Schlußfolgerungen einer Reichstagswahl zum Geist der Weimarer Verfassung in Widerspruch stehen würde, die ja grund- sätzlich den Reichspräsidenten nicht zum Vertrauensmann des Par- laments, sondern zum unmittelbaren Vertrauensmann des Voltes gemacht hat. Daß Herr Ebert selbst noch vom Reichstage gewählt ist. ändert daran nichts. Er ist Präsident auf Grund des Artikels 180 her Verfassung, urLi feine Amtspenode hat durch ein besonderes Reichsgesetz im Herbst 1921-ins ganz bestimmte Begrenzung, nämlich bis zum 30. Juni 1925, erfahren. Der Vorgang in Frankreich läßt also keinerlei Rückschluß auf deutsche Verhältnisse zu. Er läßt sie schon deshalb nicht zu, weil jeder Unbefangen« zugeben wird. daß der gegenwärtig« Reichspräsident nirgends im deutschen Volke persönlich Anstoß erregt hat, sondern daß er. im Gegensatz zu Herrn Millerand , sehr viel zur Mlderung. innerpolitifcher Gegensätze beizutragen versteht." Schärfer noch ist die Zurückweisung durch dasDer- liner Tageblatt": Offenbar sind diese deutschnationalen Dialektiker von der gstsiigen Beschränktheit ihres Publikums fest überzeugt. Nur des- halb können sie es wagen, ihmParallelen" vorzuführen, deren Unftnnigkeit und Schwindelhaftigkeit jeder halbwegs urteilsfähige Mensch sofort erkennen meiß.Hier wie dort" hätte die Opposition gesiegt? Ach, du lieber Gott ! In Frank- reich hat die demokratische Linke in den Wahlen eine große, b«> herrschende Mehrheit erlangt. Di« Deutschnationa- len haben, trotz ihrer wüsten Agitation, ganze dreißig Mandate ge- wonnen, und wenn man ihre völkischen Brüder hinzurechnet, kommt nicht viel mehr als ein Viertel der Reichstags- abgeordneten heraus. Ohne den Beistand der Kommu- nisten würde diesiegreiche" Rechne nicht einmal eine starke Oppo- sition im Reichstage sein. Sie überschätzt sich wirklich allzu sehr, wenn sie glaubt, die gleichen Ansprüche wie die französisch« Lwksmehrheit erheben zu können, und wenn sie Ihren Mandats- zuwachs mit dem gewaltigen Sieg« dieser ftanzösischen Linken ver- gleicht." DieGermani a" verweist auf den vollkommenen Widerspruch zwischen der Stellungnahme der Deutschnatio- nalen für Millerand auf der einen Seit« und zwischen der deutschnationalen Forderung des Rücktritts des deutschen Reichspräsidenten, und sagt weiter: Eine derartige Situation ist wohl jeder Ausnahme zugänglich und ist auf die heutige Lage Deutschlands in keiner Weise zu übertragen. Weder kann der Reichspräsident als der tatsächliche Führer der Politik der letzten Jahre in irgend- einem Partoisinn gelten, noch haben die Parteien, die etwa einen deutschnationalen Kandidaten wünschen, die Mehr. heltimDolkoderimReichsta g." In der deutschnationalen Taktik in der inneren deutschen Politik tritt aufs schärfste die Rückwirkung der inneren Um- wälzung m Frankreich auf die deutsche innere Politik zutage. Die deutsche Rechte wird unsicher und unruhig. Sie sieht eine europäische Situation herannahen, die ihr für immer alle Chancen nehmen muß. Mit allen Kräften sucht sie denn von Deutschland aus, durch die reaktionäre Beeinflussung des inneren deutschen Kckrseb, diese Entwicklung zu durchkreuzen. Sie will E b e r t stürzen, um den Triumph des Staatsstreichs über die Demokratie herbeizuführen nicht nur in Deutsch - land, sondern in der gesamten europäischen Entwicklung... i."*'' V*:»-.'«.«vt*.;*-----

Die Segler von pichelsöors. Wer das Seglerleben und feine intimsten Reize studieren will, muß nach Pichelsdorf fahren. Für ganze 15 Rentenpfennige be- fördert die Straßenbahn jeden Interessenten an Ort und Stelle; wenige Schritte führen uns an das Ufer der Hoyel. Sie bildet hier eine große Bucht, die scharfe Lank«, die nach drei Himmelsrichtungen gegen starke Wetter geschützt ist und nur nach Süden zu ein« Aus- fahrt zur breiten Havel offen läßt. Hier haben sich die Segler und Angler angesiedelt. In zierlichen Miniaturgärten steht Laub« an Laube, oftmals recht geschmackvoll von fachkundigen Händen erbaut. Das bekannt« Parzellenagrariertum findet hier keine Stätte; das Element des Seglers ist das Wasser. Jeder Laubenbewohner ist gleichzeitig Besitzer eines Segelbootes. Man merkt, daß hier Leute mit Geld sitzen, die in jahrelangem Sportbetrieb gute Kenntnisse erworben halben. Wahre Prachtexemplare sind unter den Booten, mit allem Raffinement des Faches ausgestattet. In diesem späten Frühjahr herrscht bis in die gegenwärtigen Tage hinein das regst« Leben und Treiben an Land, in den Winterquartieren der Boote und an den Ankerplätzen. Eine gute Pflege ist für die Erhaltung eines Segelbootes von Bedeutung, und mit fast zärtlichen Händen wird hier der alte Lack beseitigt, dort ein Rumpf neu lackiert. Liegt solch ein Wasservogel aufgebackt am Land«, überkommt dem Laien doch ein Staunen, von welchen Ausmaßen die Segelboote der Binnengewässer fein können. Der Teil des Rumpfes, der, aus dem Wasser hervorragend, auf der Fahrt zu sehen ist, ist fast der geringste. Di« riesigen Schwertkiele, dazu bestimmt, das Boot vor dem Kentern zu bewahren, geben größeren Booten«in« Höhe bis zur Bordkante von drei, vier Metern. Dementsprechend ist auch der Tiefgang, und nicht umsonst liegen viele'Boote weit draußen im See verankert. Sonntags morgens in aller Frühe beginnt der Betrieb. Korbmöbel gestatten dem Segler, in aller Bequemlichkeit sein Frühstück vor seiner Laube einzunehmen; die letzten Vorbereitungen werden getrosten, hier ein Seil nachgespannt, vorn noch ein Segel gesetzt, und nachdem die Steuerpinn« eingesetzt ist, geht es los mit vollen Segeln. Ost erlaubt die Größe des Bootes erst vollen Segelbetrieb auf offenem Wasser. Ein kleiner Hilfsmotor tackt auf, und ohne Ruder und menschliche Hilfskraft' gehts aus der Bucht. Ein« ganze Gegenwart und Zukunft von Menschengeschlechtern liegt hier auf dem Wasser. Wundervoll glänzen Segel und Boote in der Sonne. Riesigen Vogelschwingen gleich gleiten sie über das Wasser. Die größte Land- ratte wird begeistert für einen Sport, den leider nur Verhältnis- mäßig wenige betreiben können. Allenthalben sieht man bescheiden« Nachahmungen dieser stil- reinen Segelboote auftauchen, die Enthusiasten mit dürftigsten Mitteln zurechtgebaut haben. Und geht abends der Wind schlafen, treiben sie langsam dem heimatlichen Hafen zu mit dem Bewußtsein, als Herr- scher über Wind und Wasser einen genußreichen Tag gehabt zu haben. Die Leiche im Was imSchwarzen Adler" zu Syrih beobachtet wurde. Die selsame Beobachtung eines Kellners verursachte. in dem Städtchen K y r i tz in der Prignitz ein« große Aufregung. Aus der Richtung Hamburg traf«in Auto ein und hielt vor dem HotelZum schwarzen Adler". Hier hielten die beiden Insassen mit dem Chauffeur ein« halbe Stunde Rast, um zu frühstücken. Sie waren sehr ausgeregt und erzählten, daß sie ieit dem Tage vorher unterwegs seien. Bei der Zlbfghrt sah der Oberkellner neben dem Chauffeursitz unter dem Schutzleder die Leiche eines etwa-4l> Jahre alten Mannes mit graumeliertem Haar und blauem Anzug liegen. Er war so erschrocken, daß er erst eine Wrile nach der Abfahrt einem anderen Gaste sein« Entdeckung mitteilt«. Dieser machte Anzeige bei der Polizei, die nun auch die Berliner Kriminalpolizei benachrichtigte. Man nimmt vorläufig ccr, daß der Tote ein Verunglückter ,st, den das Auto mitgenommen hat. Di-Z Kriminalpolizei sahndei auf den ziemlich großen offenen Wagen, auf dem außer den Insassen auch noch zwei langhaarig« gelbgefleckt« Pudel saßen. Der Chauffeur wird alz «in etwa 45 Jahre alter Mann mit flottem Schnurrbart geschildert. Der eine der beiden Insassen ist etwa 35-40 Jahre alt und mittelgroß, hat ein volles, frisches, unrasiertes Gesicht und trug einen Regenmantel und einen grünlichen Hut. Der zweite, ein Mann von etwa 20-26 Jahren ist untersetzt, blaß, hager und bartlos. Er trug ein« Autokappe Mitteilungen zur Aufklärung nimmt die Ber> liner Kriminalpolizei entgegen. Im Kampf mit Einbrecher«, Auf der Flucht wuchs in der vergangenen Nacht ein Einbrecher im Nochen der Stadt angeschossen und schwer verletzt. Eine Sueisc der Schutzpolizei überraschte kurz vor 3- Uhr zwei Männer, die dabei waren, an dem Schuhwarengeschäft von Marcinkowski in der Ziegelftr. 28 das Schutzgitterabzubrechen, um in den Laden einzudringen. Als sie sich bemerkt sahen, entflohen die Verbrecher und blieben-auch aus Anruf nicht stehen. Z w e i S chü ss e, die die Be- amten hinter ihnen her abgaben, gingen fehl. Einen Milchmann, der ihnen entgegentrat, hielten sie sich mit einem Brecheisen vom Leibe, mit dem sie ihn schlugen. Ein dritter Schuß traf jetzt einen der Einbrecher in den Unterleib und verletzte ihn so schwer. daß er nach dem Krankenhaus Moabit gebracht werden mußte. Bei dem Manne wurde eine der D i e n st p i st o l e n, mit dem Zeichen des Polizeipräsidiums, die während der Spartakistenunruhen nach der Revolution gestohlen wurden, gefunden. Der Spießgelelle fit ent- kommen._ Müllabfuhr-Abbau? Eine sehr übelriechende Maßnahme trifft die städtische Müll- abfuhr-Aktien-Gesellschast. Sie läßt von allen Wohngrundstücken einen leeren Kasten wegholen, so daß dann für 25 bis 40 Mieter überhaupt nur ein Kasten verbleibt. Die Abfuhrleute er- klären diese Maßnahme mit S p a r a b s i ch t e n. Es soll noch mehr Personal entlassen werden. Jeder Kenner der Berliner Grundstücks­verhältnisse weiß, daß selbst im Sommer, wenn die Pritettajche fehlt, in den allermeisten Fällen nur ein Kasten nicht ausreicht. Dvo Folge wird wieder starke Anhäufung von Müll neben dem Kasten und«in nicht gerade lieblicher Hofouft sein. Was sagt denn die Gesundheits- polizei dazu? Und wie steht es mit den nicht gerade geringen Pauschvlgebühren ftir die Müllabsuhr? Das ist ein« Frage, in der die Organisationcu der Hausbesitzer und der Mieter schleunigst ver- eint vorgehen sollten. Die Not der Kinder. Wie bekannt, veranstaltet derBerliner Ausschuß der Deutschen Nothilfe" am Sonntag, den 15. Juni d. I., einen Opfertag zugunsten der E r h o l u ng- f ü rs o r ae für Kinder und Jugendliche. Wie dringend die Beschaffung von Mitteln für diesen Zweck ist. geht aus den Notschreien hervor, die aus allen Berliner Bezirken bei der Berliner Nothilfe eingegangen sind. So bedürfen, um nur einige Zahlen der Bezirksarbewsgemeinschaften der Berliner amtlichen und freien Wohlfahrtspflege zu nennen, im Be- zirt Friedrichsham etwa' 2300, in Prenzlauer Be»g 3300, in Wedding 6800. in Lichtenberg 10 000. in Charlottenburg 3400, in Neukölln 12 700, in Kreuzborg 7000 und selbst in Steglitz 2300 Kinder und Jugendlich«! dringend der Verschickung, insgesamt mehr als 52 000. Der größte Teil von ihnen muß unberücksichtigt bleiben, wenn nicht der est bewährte WohltStigkeiisfinn der Berliner Bevölkerung wieder hilft. Abgesehen von der Beteiligung ain Opsertage sind auch drin- gcnd größere und kleinere Spenden erbeten an den Berliner Aus-

schuß der Deutschen Nothilfe, Berlin NW. 40, Reichstagsufer 3, an die Preußische Staatsbank , Berlin W. 60, Konto 101 920 oder auf Post- fcheckkonto Berlin NW. 7 Nr. 77 955.

Großstadtverkehr vor öem Richter. Jagende Hast, ohrenbetäubender Lärm, Ströme von Menschen. Elektrisch« Straßenbahnwagen, dröhnende Autobusse, sausende Autos, fliegend« Händler, Menschenaufläufe, Schupobeanite. Scheinbares wirres Durcheinander, trägt ober in sich Gesetzmäßigkeit. Eigen- bedürfnis und gemeinsames Interesse reguliert den Verkehr. Ver­ordnungen regeln das Ganze. Strafen drohen dem Zuwider- handelnden, polizeiliche Strasversügungen hageln hernieder, gericht­liche Entscheidungen werden angerufen. Sie helfen wenig, kosten aber dem Staate Geld, für das der Steuerzahler aufkommt... Der Gerichtskorridor ähnelt fast einer Polizeiwache. 2530 Schupobeamte lungern als Zeugen herum, warten stundenlang ihres Aufrufs. Im Gerichtssaal das gleich« Tempo, wie auf der Straße. Berge von Akten sind aufgehäuft, müssen erledigt werden. Jeder Tag bringt neue Strafverfügungen. Chauffeur«. Sie rasen durch die verkehrsreichsten Straßen, als gelte es, als erste an den Start zu gelangen. Jagen in die Straßenbahnwagen hinein, stürzen Radler um. überfahren Fußgänger, nehmen scharfe Ecken, erhalten Strafmandate und sind natürlich nie schuldig. Bezahlt mird die Strafe schließlich doch die Gerichtskosten noch dazu. Straßen- Händler. Sie halten mit ihren Wagen nicht den vorgeschriebenen Abstand von fünf Metern, behaupten, andere Händler seien da- zwischen gefahren; sie handeln aixf Straßen und Plätzen, auf denen das Handeln verboten ist und erklären, daß jeder Tag ein anderes Verbot bringt; locken systematisch Käufer für ihre Waren von den Schaufenstern ihrer Konkurrenz weg und wollen nur ihre alten Klienten angesprochen haben; verursachen Verkehrsstörungen an den belebtesten Straßenecken, bald durch ihr« rhetorische Glanz- leistungen, bald durch ihre plumpen Anpreisungen aller Art von Krimskram. Wie Spieler, die nichts zu verlieren haben, rufen sie dann bei den ergangenen Strafverfügungen gerichtliche Eni- scheidung an. Betrunken« bilden nachts noch einkr reich- lichen Kneiperei Ketten auf den belebtesten Straßen, als wären sie Korpsstudenten in irgendeiner kleinen Universitätsstadt, johlen und schreien, üben Widerstand gegen Schupobeamte und schieben dann die Schuld auf andere. Wollen von dem Droschkenkutscher, der um die Sauberkeit seines Wagens besorgt, von seinem Verweigerungs- recht Gebrauch macht, unbedingt gefahren werden; bleiben auf den Straßenecken liegen und lassen sich nicht abführen. Hinterher be- haupten sie dann, betrunken gewesen zu sein. Zwangsgestellte wollen nicht zur Wache mit, das Publikum ergreift für sie Partei, der bedrängt« Schupomaun greift zur Pfeife, Kriminalbeamte müssen ihre Marke jedem unter die Nase halten denn geglaubt wird nur der Uniform, Schimpfworte schwirren durch die Luft, die Menge mächst bedrohlich an, Verstärkung fehlt, Pistolen werden gezogen, einzeln« werden herausgegriffen und zur Wach« gebracht sie sind natürlich unschuldig, sie waren nurzufällig" dabei. Geschimpft und Widerstand geleistet hoben andere. Der Bürger hält nicht immer Ordnung. Selbst auf die Gefahr hin, bestraft zu werden. Wird er bei der U�bertvetung ertappt, so versucht er, einem Schulbuben gleich, leere Ausflüchte. Er gibt sich mit der auf administrativem Wege über ihn verhängten Strafe nicht zufrieden, sondern ruft gerichtlich« Entscheidung an. Die wird fast ausnahmslos bestätigt. Der Verurteilte spekuliert auf den Zufall, hofft auf Herabsetzung der Geldstrafe. Er bedenkt nicht, daß er dem Gericht dadurch eine ungeheure Arbeit auferlgt. Ein Word in Hamburg beschäftigt auch die Berliner Kriminal- polizei. In der Koppeistr. 8 zu Hamburg wurde gestern ein 65 Jahr- alter, aus Mannheim gebürtiger Reisender Wühler in seiner Wohnung im Bette liegend t o t aufgesunden« Er hatte Würge» male am Halse und Kopsverletzungen. Verletzungen an der rechten Hand hat er sich wahrscheinlich im Kampfe mit dem Mörder zuge- zogen. Ein Teil der Wohnung war durchwühlt, besonders auch eine Schub-lade einer Kommod«, die in einem Nebenzimmer stand. Ob etwas geraubt ist, steht noch nicht fest. Die Berliner Kriminalpolizei ist um Hilfe bei der Aufklärung ersucht wqrden. Der Gastod. Eine schwere Gasvergiftung erlitten die Geschwister Bruno und Luise Sch. aus der Tübinger Str. 6. Durch Unvorsichtig- keit waren mehrere Hähne der Gasleitung geöffnet und das ausströmende Gas wirkte so stark, daß der Bruder beim Ein- treffen der Feuerwehr �bereits t o t war. Luise Sch., die ebenfalls eine schwere Gasvergiftung davongetragen hat, wurde in das Schöne- berger Krankenhaus übergeführt. Ein Badeofen explodierte gestern abend im Haus« Uhliand- straße 103 in Wilmersdorf . Die Hausangestellte Emma B. war gerade damit beschäftigt, den Ofen zu heizen, als der Kessel, als Folg« zu wenigen Wasserinhalts, explodierte. Sie erlitt erhebliche Brandwunden im Gesicht und am Körper und wurde in das Kranken- haus in der Achenbachstraße gebracht, wo ihr erste Hilfe zuteil wurde. Beim Pferdeschwemmen ertrunken. Beim Pferdeschwemmen e r- trank im Stößensee der Unteroffizier Paul Krause vom 9. Reichswehr -Rsgimenl. 3. Batl., Maschinengewehrkompagnie. Rettungsversuche blieben erfolglos. Die Leiche konnte noch nicht gc- borgen werden. Kohlensäure im Sergwer?. Sieben Bergleute getötet. Gestern abend wurden aus dem Schacht E g m o n t ver SchlesischenKohlen- undKokswertein Gottesberg 37 Bergleute durch«inen schweren Kohlensäure- ausbruch gefährdet. Dreißig konnten gerettet werden, sieben wurden getötet. Amerikanisches Räuberunwesen. Eine Schmucksqchensendung auf der Straße geraubt. Der französische PossagierdompserPari s" und der an-."- konische DampferLeviathan" hatten ein» Anzahl Sendung«: von Schmuckstücken nach New Pork befördert. Ein Lastautomobil transportiert« die betreffenden Pakete auf das Sachverständigen- bureau, um den Wert für die Zollbehörde feststellen zu lassen als etwa 10 Individuen mit Revolvern bewaffnet, das Auto auf der Straße anhielten, sich der Mehrzahl der Pakete bemächtigten, und die Flucht ergriffen. Der Wert der geraubten Pa° ket« beläust sich Schätzungen zufolge auf 125V00 Dollar. Der Uebersoll fand am hellen Tage in einem verkehrsreichen Stadwiertcl statt._ Der ruhelose Vesuv . An den Abhängen des Vesuvs haben sich zwei neue Krater geöffnet, die große Lavamassen aus- strömen. Der Zugang zu diesen Abhängen wurde für den Verkehr gesperrt. Aus dem Zuchthaus entwichen. In der Nacht zum Dienstag gegen 1 Uhr ist der zu einer längeren Zuchthausstrafe verurteilte Raub- mörder H e n r y B o h n e aus der Landesstrafanstalt in W o l f e n- b ü t t e l mit einem zu 7 H Jahren Zuchthaus verurteilten Bäcker namens Kurt Heinemann entwichen. Bon den beiden En:- flohenen fehlt bis jetzt jede Spur. Groß-Serliner Parteinachrichten. 7. ikci»<lharl»tt-�bura. vrt,<ni,Ich»» lur Slrbcite'-'oblfahrt nni Nivtxr- schuNiammissw». Sämtliche Helfer und S-Iscrwnen sowie Iuzendflenossen. welche en der Sammeltätiokeit«m 1Z. In IN 1924 teilnehmen, treffe» sich jur Borbelvrechnn-, am Sreitaa,»ea' Juni, abends"Hr. Im 3u<tendsei:etari-t Rofinrnstr. 4. Sämtliche Ablcilungs.eitcrtnnen müssen anwesend sein....» Zunasozialisten Schöocberg. greitag. den 1Z. Juni, abends, lM Zugeichhetm, Schule ifeurialtr. 7: Musik, und Liederabend.----------- ul.