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Deutsche   Micum- Note in Paris  .

Weitere Gratislieferungen unmöglich.- Verhandlungen

beantragt.

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Paris  , 12. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Die deutsche   Regie­rung hat am Montag in der Sache der Verlängerung der Micum­Verträge in Paris   und Brüssel   eine Note überreichen laffen, in der sie erklärt, daß die Industriellen des Ruhrgebiets nicht mehr in der Lage seien, die unentgeltlichen Kohlenlieferungen fort­zusetzen und das Reich außerstande sei, diese Lieferungen zu bezahlen. Die deutsche   Regierung sei dagegen bereit, mit den Re­gierungen Frankreichs   und Belgiens   in Verhandlungen zu treten, um eine Lösung zu finden. In dem darüber mündlich geführten Meinungsaustausch soll von deutscher   Seite der Vorschlag gemacht worden sein, die Lieferungen aus dem Ergebnis der von den Sach. verständigen für die Reparationen reklamierten Transport steuer zu finanzieren. Die französische   Regierung hat darauf ge­antwortet, daß sie die Fortbauer des gegenwärtigen Regimes an der Ruhr verlangen müsse, bis die Bildung des neuen mi nisteriums endgültige Entscheidungen ermögliche. Dagegen scheint die französische   Regierung, die im April jede Verhandlung mit der deutschen   Regierung über diese Frage abgelehnt hat mit der Begründung, daß es sich um eine zwischen den lokalen Instanzen zu regelnde Angelegenheit handle, diesen Standpunkt grundsäglich aufgegeben und auch gegen die Zuziehung der anderen alliierten Regierungen zu diesen Verhandlungen teinen Widerspruch erhoben zu haben.

Verhandlungen in Düsseldorf  .

Am vorigen Donnerstag begannen in Düsseldorf   die Beratungen der Micum mit der Sechserkommission, an welche die erste offizielle Einladung zur Besprechung über die Verlängerung bzw. Neu­ordnung der Micum Berträge ergangen ist. Es liegen Pläne zu dieser Neuordnung bereits vor. Während es fich bisher lediglich um eine einfache, für den deutschen   Teil natürlich immer ungünstig aus gehende Kraftprobe handelt, rechnet man jegt, soweit wir unter richtet sind, damit, daß froß des Fehlens einer zwischenstaatlichen Abmachung die vorliegenden Pläne in Anlehnung an Informationen aus Paris   und London   zu einem neuen Modus und zu einer Abkürzung der Laufzeit der Micum- Verträge führen werden.

Düffeldorf. 12. Juni.  ( Tul.) Die Sechserfommission ist heute abend zu Besprechungen mit der Reichsregierung boerits wieder nach Berlin   abgefahren. Die Industriellen gaben bei ihrer Abfahrt dén Journalisten lediglich bekannt, daß die Verhandlungen mit der Micum ergebnis los verlaufen feien und neue Verhandlungen auf kommenden Sonntag 10 Uhr vormittags anberaumt seien.

Regierung und Auslandsreisegebühren.

Das Reichsta binett genehmigte gestern, wie amtlich ge­meldet wird, den Entwurf einer Abänderung des Reichswahl gefeges. Die Frage der Auslandsreisegebühr wird in einer Sonderfigung des Kabinetts zu Beginn der nächsten Woche be­sprochen werden, da sie nicht zu trennen ist von der Währungs­und Kreditlage, die im Zusammenhang hiermit durch den Bräsidenten der Reichsbank eingehend dargelegt werden wird. Fistalische Absichten werden bei der Frage der Aufrechterhaltung der Ausreisegebühr wie bisher vollfommen außer Betracht bleiben.

Die Wahlreformnovelle.

Zu dem Beschluß des Reichsfabinetts über die Abänderung des Reichswahlgefeges ift ergänzend mitzuteilen: Das Reichs fabinett hat beschloffen, den bereits früher genehmigten Entwurfeiner Novelle zum Reichswahlgesetz( Wahlreformnovelle), welche die Bildung kleinerer Wahlkreise vorsieht, nunmehr beim Reichsrat einzubringen. Die Novelle fieht außerdem vor, daß die Barteien sich an den Kosten des Stimmzette Is beteiligen, um so mißbräuchliche Ausnutzung des amtlichen Einheitsstimmzettels, der sich im übrigen nach Auffaffung weiter Streise vorzüglich bewährt, bei fünftigen Wahlen auszuschalten.

Gefangenenrücktransport.

Der Tag der Internationale.

Glänzender Verlauf unserer Kundgebungen.

Die vier internationalen Rundgebungen, die gestern in Berlin   zu Ehren des sozialdemokratischen Partei­tages und feiner auswärtigen Gäste veranstaltet wurden, stan­den im Zeichen des Aufstieges. Die Zeiten der Inflation find überwunden und mit ihr die Zeiten des Indifferen tismus. Mit Recht fonnte Genosse de Broudère aus Belgien   darauf hinweisen, daß allenthalben in Europa   die Arbeiterklasse in siegreichem Vorgehen ist, und daß sie vor allem in jenen Ländern auf demokratischer Grund lage glänzende Siege zu verzeichnen hat, in denen die Arbei ter die Bühlarbeit der Kommunistischen Partei und der Kom munistischen Internationale zurückgewiesen haben. Ueberall, wo die Sozialdemokratische Partei   ungeschwächt die Interessen der Arbeiterschaft vertritt, ist heute die Arbeiter­flaffe ein Hauptfaktor in der Politik, der nicht mehr übergan­gen werden kann und dem man den maßgebenden Einfluß ein räumen muß, wo es ihm gelingt, die parlamentarische Mehr­heit auf seine Seite zu bringen.

Die außerordentliche Wärme, mit der die auswärtigen Gäste begrüßt wurden, legte ein beredtes Zeugnis davon ab, daß in der deutschen   Arbeiterschaft auch heute noch jener Geift der Internationale wach ist, der die sozialdemokratische Bewegung Deutschlands   vor dem Kriege auszeichnete. Es ist der Geist des internationalen Friedens, der den Geist des Militarismus und des die nationalen Gefühle mig­brauchenden Chauvinismus Besonnenheit, Bernunft miß und Menschlich feit entgegenfezt und es war für die Berliner   Sozialdemokraten als den Bertretern der deutschen  Arbeiterschaft eine besondere Genugtuung, daß ihnen derfelbe Geist auch aus den Reden der auswärtigen Gäfte entgegen­mehte, ein Zeichen dafür, daß sich echtes Nationalgefühl und das Bekenntnis zur Internationale in würdiger Weise er gänzen.

Im Schultheiß Hasenheide

nahm die internationale Kundgebung einen glänzenden Verlauf. Der Saal war überfüllt. Hunderte mußten sich mit Stehplätzen begnügen. Der Arbeitergesangverein Neutöllner Lieberta fel leitete die Feier mit dem stimmungsvollen Kampflied Tord Foleson" ein. Dem internationalen Sekretär de Broudère, der französisch sprach, wurden herzliche Ovationen gebracht. Als die Reichstagsabgeordnete Genoffin füif seine Rede übersetzte, braufte bei den marfantesten Stellen stürmischer Beifall durch den Saal. De Broudère erinnerte in seiner Rede zunächst an die Tage des vorjährigen Hamburger Rongresses, wo die Internationale neu erstand. Damals herrschte in Frankreich   noch der Poincarismus, in den anderen Ländern die tiefste Reaktion. Wie haben sich die Zeiten ge ändert! In England eine Arbeiterregierung, in Frankreich  der Nationale Block" geschlagen, in Dänemark   und anderen Ländern das Aufsteigen des Sozialismus. Speziell in Frankreich  ist seit dem Dreyfus- Prozeß noch niemals eine so wuchtige Erhebung zu verzeichnen gewefen als dieser Umschwung zur friedlichen Demo­tratie. Zwar find wir in Frankreich   nicht in der Regierung, aber wir sind mit an der Macht. Die deutschen   Sozialisten werden awar sagen: Gewiß, die franzöfifchen und englischen Sozialisten haben viel geleistet, aber was haben die Belgier getan? Sie waren doch auch an der Ruhr beteiligt." Darauf fann ich Ihnen antworten, daß dieselbe Regierung noch da ist, aber sie hat nur den Schatten der Macht. Nur noch einige Wochen und auch die reaktio­näre Regierung in Belgien   wird verschwunden sein.( Stürmischer Beifall.) Unsere Partei hat den Kampf gegen diese Regierung auf­genommen. Wir Belgier   waren es, die zuerst einem Deutschen  , den Genossen Saffenbach, in einer öffentlichen Versammlung zu schmäht worden! Der Redner zeigt an Hand von Beispielen, wie Worte kommen ließen. Wie sind wir von den Nationalisten ge­auch die belgische Arbeiterklasse ihre Errungenschaften verteidigen muß und erinnert an die Demonstration der 200000 Ar­beiter in Brüssel   megen Aenderung des Gefeßes über den Achtstundenta g. Durch diese Demonstration sah sich die Re­gierung gezwungen, den Gefeßentwurf zurückzuziehen.

Zum Schluß drückt der Redner den heißen Wunsch aus, daß die deutsche Republit allen Stürmen zum Troß fich fonfolidieren möge und daß die deutsche Arbeiterschaft in dieser Republik   das ent­scheidende Wort zu sprechen habe.( Stürmischer, lang anhaltender

Beifall.)

Als zweiter Redner sprach der Reichstagsabgeordnete Genoffe Simon Nürnberg, der die Arbeiterschaft auf die Einigkeit, als die stärkste Waffe gegen die Reaktion, hinmies.

Aus französischem Kerker ins beseşte Gebiet. Die Verhandlungen zwischen Frankreich   und Deutschland   wegen eines Austausches der 42 deutschen politischen Gefangenen auf der französischen   Insel St. Martin de   gegen 6 wegen politischer Delifte verurteilten Franzosen sind erfolgreich abgeschlossen worden. Mit dem Gesang der Internationale, die von den Ver­Die deutschen   Gefangenen werden nunmehr wieder in Gefängsammelten stehend mitgesungen wurde, fand die eindrucksvolle Kund­nissen des belegten Gebiets untergebracht merden. gebung ihr Ende.

Dem Linksblock zur Kenntnis! Degoutte verbietet Nachrichten über die Vorgänge in Paris  .

Hamm  , 12. Juni.  ( Mtb.) Aus Dortmund   wird berichtet: Der fommandierende General der Besatzungstruppen gibt bekannt, daß er Sanktionen verhängen würde, wenn die Zeitungen Mitteilungen über die sich zurzeit in Paris   abspielenden Vor­gänge brächten, die eine Herabsetzung der Würde der Be­jagungstrupp en bedeuteten.

Genosse Matteotti   verschleppt?

Rom  , 12. Juni.  ( WEB.) Der jozialistische Abg. Matteotti  , einer der Führer der Opposition in der italienischen kammer, ist jeit Dienstag abend verschwunden. Nach Bläffermeldungen wurde er in einem Auto entführt. Die Behörden stellen eifcige Nachforschungen an.

Rom  , 12. Juni.  ( EP.) Die amtlichen Erhebungen ergaben, daß Matteotti wie die anderen politischen Bersönlichkeiten zur Ber hinderung etwaiger leberfälle von einem. Geheimpolizisten überwacht, sich ins Parlament begeben hatte und seither von dem Kriminalbeamten aus den Augen verloren wurde. Ein fozialistischer Kollege hat Matteotti   zuletzt Dienstag um 7 Uhr abends

in der Nähe der Rammer gesehen. Nach der Bekanntgabe des Ver­schwindens haben sich bei der Polizei Leute gemeldet, die an einer abgelegenen Stelle Roms ein Automobil davonfahren jahen, aus dem Hilferufe ertönten. Das flüchtige Automobil fonnte identifiziert werden. Man glaubt, den Urhebern der Ent­führung auf der Spur zu sein. Die Oppositionsfreise sind über den Borfall erregt und bestürzt.

Nach dem schamlosen Vorgehen der Faschisten selbst in der Kammer gegen die oppositionellen Abgeordneten, wird man um das Schicksal unseres Genossen Matteotti   fürchten müffen.

Jm Lehrervereinshaus,

deffen großer Saas voll befeßt war, begrüßte der Gesangver in Enpographia" die Bersammlung mit in befannter Meisterschaft vorgetragenen Freiheitsliedern.

Als erster Redner sprady der sächsische Minister a. D. Genosse Fleißner- Dresden. Niemals sei, führte er aus, eine Zeit so sehr wie die jeßige geeignet gewefen, uns auf die Notwendigkeit des Gutachtens im Deutschen Reichstag werde es darauf cestommen, der Völkerpersöhnung hinzuweisen. Nach der Annahme welche Unterstügung die Arbeiterklasse Deutschlands  in ihrem Kampf, der ihr bevorsteht, bei den Arbeitern der anderen Länder findet. Aber allein auf diese Hilfe dürfe sich die deutsche Arbeiterschaft nicht verlassen, sondern sie müsse selber aftio fein, mehr als sie es in der legten Zeit gewesen sei, müſſe den notwendigen Kampf mit aller Schärfe und werde bas Unternehmertum, für das alle bürgerlichen Parteien ein­Rüdsichtslosigkeit führen.( Zustimmung.) Zweifellos treten, hauptsächlich den breiten Massen die Lasten der Erfüllung aufbürden wollen. Mehr als je müsse jetzt unsere fogialdemokratische Parlamentsfraktion draußen in den Massen ihre Resonanz finden. Sie dürfen in rücksichtsloser Bertretung der Inter­effen des arbeitenden Proletariats auch vor der Aussicht auf eine nochmalige Auflösung des Reichstages nicht zurückschrecken.( 3u­ftimmung.) Genosse Fleißner betonte dann die Notwendigkeit, auch die Republit zu schüßen, wobei freilich zu fordern sei, daß die jeßige bürgerlich- kapitalistische Republik   eine sozialistische. möglich fein. Schluß machen müsse man mit der Politik des wird. Aber auch das werde nicht ohne ernste und harte Kämpfe Lavierens, nur mit dem Geist der Offenfive fei etwas zu er reichen. Genosse Fleißner richtete an die Sozialdemokratie ande rer Länder die Mahnung, der deutschen   Arbeiterklasse in ihrem Rampf zu helfen. Aber dieser Hilfe der Internationale müsse die deutsche Arbeitertiasse sich würdig zeigen. Dann werde sie einen entscheidenden Sieg über ihren Klaffengegner bavontragen.( Stürmischer Beifall.)

Dann nahm das Wort unser dänischer Genosse Partei­sekretär Andersen, von lebhaftem Beifall begrüßt. Dänemark  habe eine einheitliche, einige Sozialdemokratie, um die fich fast die gesamte Arbeiterschaft des Landes schart. Bei den letzten Wahlen habe sie fast 40. Proz. aller Stimmen erhalten, darum habe sie im Interesse der Arbeiterklasse die Regierung übernommen( Bravo  ), was allerdings nicht immer ein Bergnügen sei. Steuerreform, Acht­stundentag und Abrüstung( Beifall) feien einige ihrer Haupts pläne. Den hartgeprüften deutschen   Genossen überbringe ich, schloß Genosse Andersen, die herzlichsten Grüße der dänischen Genossen. ( Lebhafter Beifall.) Stets sei zwischen den Genossen in Deutschland   und in Dänemark   bestes Einverneh men gewesen. Nordschleswig müsse die Brücke der Versöhnung, der Verbrüderung der beiden Bölfer werden. Von der Inter­nationale allein fei eine älterverföhnung zu er­warten. Die Verantwortung für die Kriegstatastrophe laste auf der bürgerlich- kapitalistschen Gesellschaft. Die Solidarität der Sozialisten aller Länder sei der wahre Völkerbund. ( Stürmischer Beifall.)

Inzischen war auch ber Bertreter Belgiens  , Genosse de Broudère, von lebhaftem Beifall begrüßt, in der Versammlung erschienen. Er überbrachte Grüße Doir der internationalen Tagung in Wien   und von den belgischen Genossen Aus der Katastrophe haben die Länder nur die Einigung des internationalen Proletariats und dessen wieder erstartte Macht gerettet. Ge­noffe de Brouckère schilderte die erfolgreichen Kämpfe der belgi­fchen Arbeiter gegen das Unternehmertum. Bir haben zu kämpfen um den europäischen   Frieden, wir haben gemeinsame Arbeit zu leisten, alle Bruberparteien Europas  . Dem internationalen Stampf des Unternehmertums gegen den Achtstundentag wird die internationale Arbeiterklasse gemeinsam fämpfend entgegentretem. werden, daß die deutsche Arbeiterklasse nicht zu einer Ueberschreitung Die Reparationsverpflichtungen Deutschlands   müffen fo getroffen des Achtstundentages gezwungen ist. Genosse de Broudère schloß unter stürmischem Beifall mit dem Wunsch, daß die junge deutsche Republik   erstarten möge.

Ein Referat der Genossin Toni Sender   beleuchtete die Zicle des internationalen Kapitals. Auch das Proletariat müsse eine attionsfähige internationale Arbeiterorgani fation haben. Voraussetzung sei eine geschlossene und einige Ar­beiterorganisation in den einzelnen Ländern. Diese internationale Kundgebung müsse in uns den Willen zur Macht stärken, dann­werde der Sieg unser sein.( Stürmischer Beifall.)

In einem Hoch auf die internationale völlerbefreiende Sozial­demokratie und dem Gesang der Internationale flang die Rundgebung aus.

In den Germaniafälen

Im Saalbau Friedrichshain lauschten mehr als 2000 Personen den Worten der Redner. Mit hatten fich gleichfalls zahlreiche Parteigenossen eingefunden. Als der dem Siede:" Ein Boll, ein Herz, ein Vaterland", welches in vortreffeinetesche Männerchor die internationale Kundgebung licher Weise vom Berliner   Arbeiterfänger- Chor vor­mit dem Liebe ,, Empor zum Licht" stimmungsvoll eröffnete, war der getragen wurde, begann die Veranstaltung. geräumige Saal bis auf den legten Blaz befeßt. Als internationale Gäste waren die Genossen Mendel- Lewin( Sozialrevolutionäre Bartei Rußlands) und Dr. Otte Leichter Wien   anwesend, die mit Bravorufen der Anwesenden begrüßt wurden. Unter stürmischem Beifall trat Genosse Mendel- Cemin an das Rednerpult und erinnerte daran, daß vor 23 Jahren der übeder Parteitag, den er mitmachen fonnte, unter polizeilicher Aufsicht tagte. Heute ist es anders geworden. Wir müssen diesen Fortschritt unbedingt anerkennen. Der Redner zog dann die Parallele zwischen der deutschen   und russischen Arbeitertiaffe. Brot und Freiheit hieß die Losung, unter der die Kommunisten in Rußland  fiegten. Und was hat dieser Sieg gebracht? Eine furchtbare Hungersnot, die man selbst unter dem Regime des Barismus nicht erlebt hatte. Aber auch die geistige Freiheit ist start eingeschränkt.

Zuerst sprach die Genoffin Bell im Namen der englischen Ar­beiterpartei. Da fie englisch sprach, wurden ihre Ausführungen vom Genoffen Bärensprung, Mitglied der Bundesleitung des Reichs­banners Schwarz- Rot- Gold übersetzt. Genoffin Bell gab einen lleberblick über die Geschichte ihres Landes. Sie erinnerte daran, daß England schon im Mittelalter ein Land war, in dem demokratische Ideen herrschten. So blieb England ohne gehaltsame Umstürze ein demokratisches Land. Die Rednerin kam dann auf die englischen Wahlen zu sprechen. Die Arbeiterpartei ist nun Regierungspartei. Aber im Parlament hat sie nicht die mehr. heit. Das mögen die Arbeiter aller Cänder bedenken, wenn fie meinen, das Tempo der englischen Arbeiterpolitit gehe zu langjam. Auch die französischen   Wahlen zeigen, daß man überall endlich bereit ift, die Welt wiederum einzurenfen. Mögen die deutschen   Arbeiter dazu beitragen, so schließt Genoffin Bell ihre Ausführungen, eine Welt des allgemeinen Friedens zu schaffen.( Starter Beifall.) Als zweiter Redner referierte Genosse Dan von der russischen Sozialdemokratie und überbrachte deren Grüße. Er knüpft an die Ausführungen der Vorrednerin an und zieht dann eine Parallele mit den russischen Verhältnissen. Weder in England noch in Rußland   haben wir eine Arbeiterregierung, die rein sozialistische Politik treibt. In Rußland   müssen wir in die Gefängnisse gehen, wenn wir sozialdemokratische Funktionäre sehen und sprechen wollen. Wir haben keinen kommunistischen   Staat drüben, fondern einen neuen Kapitalismus, eine neue Bourgeoisie, ein neues Schiebertum. Was sich in Rußland   proletarische Politit" nennt, ist ein Verbrechen an der Idee des Sozialismus.( Bustim mung.) Dan endet seine Ausführungen mit der Hoffnung, daß überall die wahre Demokratie zum Durchbruch fommt.( Leb

hafter Beifall.)

Als letzter Redner sprach Genosse Paul Löbe  : Mit neuer Kraft anstrengung, mit neuem Mühen gehen wir ans Werk. Tüchtig müssen wir in der deutschen   Republit aufräumen. Auf die Regierungen der Länder und des Reiches dürfen wir uns nicht verlassen. Selbst müssen wir hand anlegen.( Starfer Beifall.)

Die japanische Kabinettstrije ist beendet. Der Vicomte Kato Mit einem dreifachen Hoch auf die internationale hat den Bosten des Premierministers übernommen und ein neues Sozialdemokratie wurde die eindrucksvolle Kundgebung ge­Kabinett gebildet,

fchloffen,

Genosse Robert Dißmann   wies auf die internationalen Kongresse vor dem Weltkriege hin. Als damals der unjelige Krieg über uns hereinbrach, sah jeder ein, daß das internationale Proletariat eine Jeder dachte, er kämpfe um die Freiheit seines Landes. Erst im Schlacht verloren hatte. Die Kriegsfurie saufte durch die Länder. Kriege merkte das Proletariat, daß es belogen war. Dieser Kampf war fein Kampf um Freiheit, er war vielmehr ein Kampf zum Schute des Kapitalismus. Am Schlusse seiner Ausführungen be­handelte Genoffe Dißmann die Gewerkschaftsfrage. Leider ist die gewerkschaftliche Stärke im Augenblid arg geschwächt. Doch brauchen wir den Mut nicht sinken zu lassen. Langsam geht es vorwärts. In Horthy  - Ungarn   haben unsere Gewerkschafts genossen den Kampf gegen die Bourgeoisie mit aller Straft aufge­organisierten musterhafte Solidarität übten, zeigen, daß es auch bei nommen. Die legten Streifs in Deutschland  , wobei auch die Un­der revolutionären Sozialdemokratie wollen und werden wir siegen, uns wieder vorwärts geht. Unter dem Zeichen der Internationale ( Stürmischer Beifall.)

Nachdem der Genoffe Dr. Otto Leichter   in furzen Ausführungen den Leidensweg des österreichischen Proletariats geschilbert hatte, um dabei auch hervorzuheben, daß es ebenfalls in Desterreich wieder vorwärts gehe, hörte die Versammlung stehend die Inters nationale" an