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1. Beilage zum ,, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 76.

Parlamentsberichte.

Dentscher Reichstag.

72. Sigung vom 29. März 1895, 1 Uhr.

Sonnabend, den 30. März 1895.

12. Jahrg.

des Volkes zurückfallen, solange wir keine ergiebige Luxussteuer Antrag; lehnen Sie ihn ab, so schneiden Sie den Ast ab, auf gefunden haben. An der Brotvertheuerung nehmen dem Sie fizzen.( Lebhafter, wiederholter Beifall.)

unsere Gegner am meisten Anstoß, besonders die Groß- Reichskanzler Fürst Hohenlohe( auf der Journalistentribüne industrie, welche eine Steigerung der Löhne und eine Schädi außerordentlich schwer verständlich; Redner spricht so leise, daß gung des Exports befürchtet. Getreide und Brot ist jest so er öfters durch Zwischenrufe: lauter!" unterbrochen wird): Die Am Bundesrathstische: Fürst zu Hohenlohe, von billig wie noch nie, die Lage der Industrie und ihrer Bedeutung des Antrages Kanit wird von der Regierung nicht ver Böttischer, von Marschall, von Berlepsch, Graf Arbeiter ist aber im Gegentheil eine so schlechte wie tannt. Er hat weite Kreise der Bevölkerung beschäftigt und Posadowsty. noch nie. Arbeiterentlassungen sind die Signatur des Tages, er ist auch von uns in reifliche Erwägung gezogen worden. Nachdem das Haus entsprechend dem schleunigen Antrage weil der einheimische Markt ruinirt ist.( Sehr richtig! rechts.) Der Vorwurf, daß wir zu demselben keine Stellung genommen des Abg. Auer( Soz.) beschlossen hat, das gegen den Abg. Auf eine Hebung des Exports ist auf lange Zeit nicht zu haben, ist also unbegründet. Ein Antrag wie dieser mußte von Herbert schwebende Strafverfahren für die Dauer der Session rechnen, denn die Zollschranken werden überall immer höher. der Regierung auf das Sorgfältigste geprüft werden. Außerdem einzustellen, wird der Etat für 1895/96 gegen die Stimmen der Ein oberschlesischer Eisenindustrieller, der früher 85-88 pet. mußte der öffentlichen Meinung Gelegenheit gegeben werden, ihre Sozialdemokraten im ganzen angenommen; die zum Etat seiner Produktion im Inland absetzte und 12-15 pct. ins Ansichten auszutauschen, namentlich in der Presse. Das ist nun eingegangenen Petitionen werden für erledigt erklärt. Ausland schaffte, fann jetzt 30 pet. nach Rußland   absetzen, aber geschehen und es ist nun die Zeit gekommen für die Regierung, Es folgt die Berathung des Antrages des Abg. Grafen zu so niedrigen Preisen, daß er seine Arbeiterlöhne um 30 pCt. Die Gründe darzulegen, weshalb der Antrag nicht annehmbar Raniz: ermäßigen mußte, weshalb ihn seine Arbeiter meist verlassen haben. erscheint. Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dem Reichstage baldigst Die Verschlechterung der Eisenindustrie ist sehr begreiflich, denn die Der Antrag besagt, daß der An- und Verkauf des aus­einen Gefeßentwurf vorzulegen, wonach 1. der Einkauf und Ver- Landwirthschaft, die viel Eisen braucht, schränkt sich sehr erheblich ein. ländischen Getreides für den Verbrauch im Inlande auf Rech­kauf des zum Verbrauch im Zollgebiet bestimmten ausländischen Die Arbeiter haben jetzt Zeit und Muße, sich über das billige nung des Reiches geschehen soll. Damit ist alles Getreide, welches Getreides mit Einschluß der Mühlenfabrikate, ausschließlich für Brot zu freuen, aber mit ihren leeren Taschen können sie den nicht zum Verbrauch im Inlande bestimmt ist, ausgeschlossen, Rechnung des Reichs erfolgt, 2. die Verkaufspreise des Getreides Bäckerladen nicht betreten. Der Landwirthschaftsminister sagte und Daria liegt ein Einfuhrverbot. Das dieses nach den inländischen Durchschnittspreisen der Periode 1859-1890, im Abgeordnetenhause: Der Konsument hat feinen Anspruch Einfuhrverbot mit den Handelsverträgen im Wider die Verkaufspreise der Mühlenfabrikate nach dem wirklichen Aus- darauf, daß die Waare ihm unter dem Selbsttostenpreise ge- spruch steht. steht, hat der Antragsteller auch anerkannt. beuteverhältniß, den Getreidepreisen entsprechend, bemessen werden, liefert wird. Der Weizenpreis wird auf etwa 215 Mart vor Er hat nur den Wunsch ausgesprochen und die Ueberzeugung, solange hierdurch die Einkaufspreise gedeckt sind, während bei höheren geschlagen; als 1828 in England die gleitende Stala eingeführt daß es möglich sei, auf dem Wege der Verhandlungen mit den Einkaufspreisen auch die Verkaufspreise entsprechend zu erhöhen wurde, wurde ein Weizenpreis von 286 Mart als normal an- Vertragsstaaten zu dieser Einschränkung zu gelangen. Ich bes find, 3. über die Verwendung der aus dem Verkauf des Getreides genommen. zweifle, daß solche Verhandlungen zu einem günstigen Resultat und der Mühlenfabrikate zu erzielenden Ueberschüsse derart Be- Ob der Antrag mit dem Wortlaut der Handels- Verführen würden. Jedenfalls ist es nicht rathsam und der Würde stimmung getroffen wird, daß: a) alljährlich eine den jetzigen träge in Widerspruch steht, ist nicht von ausschlaggebender bes Reiches entsprechend, sie jetzt, nachdem die Verträge nun Getreidezoll- Einnahmen mindestens gleichkommende Summe an Bedeutung. Eine einseitige Interpretation würde feinen Werth einmal geschlossen sind, sofort wieder zu beginnen. Unter diesen Die Reichskaffe abgeführt wird, b) zur Anfammlung von Vor- haben. Ich möchte glauben, daß ein Weg nicht allzu schwer zu Umständen ist es auch nicht nothwendig, darauf näher einzugehen, räthen für außerordentliche Bedürfnisse( Kriegsfalle 2c.) die finden sein wird, um Desterreich und Rußland   mit einer solchen ob der Antrag ausführbar ist. Wenn der Getreidehandel in die Hände nöthigen Mittel bereit gestellt werden, c) ein Reservefonds ge- neuen Einrichtung zu befreunden. Die Handelsverträge sind des Staates übergeht, dann muß der Privatgetreidehandel auf­bildet wird, um in Zeiten hoher In- und Auslandspreise die abgeschlossen unter der Bedingung, daß der Absatz von Getreide hören, denn der Kaufmann, der im Auslande Getreide kauft und Zahlung der an die Reichskasse jährlich abzuführenden Summen nach Deutschland   erleichert wird; aber diese Erwartungen sind zur Einfuhr nach Deutschland   bestimmt, kann sich dann den ( a) sicher zu stellen. durchkreuzt worden dadurch, daß andere Länder, die überseeischen Markt nicht mehr aussuchen, der ihm paßt, er tann auch die Abg. Graf Kanik( dk.): Es muß etwas Durchgreifendes Staaten, die Einfuhr an sich gerissen haben. Desterreich und Chancen nicht benußen. Das Reich ist nicht verpflichtet, das Ge­geschehen gegenüber dem Verfall der Landwirthschaft; das hat Rußland   sehen die Sache jetzt etwas anders an; sie prüfen die treide, welches an die Grenze kommt, zu kaufen. Der Händler uns bewogen, unseren Antrag zu stellen. Ich brauche die Bedrängniß Verträge dem Sinne nach und sie sind wohl zur Ueberzeugung ist also eventuell genöthigt, sein Getreide außerhalb des Landes der Landwirthschaft, die auch andere Erwerbszweige beeinflußt, gekommen, daß sie von den Verträgen nur Schaden gehabt unvortheilhaft loszuschlagen. Das Reich wird durch diesen An­nicht mehr näher darzulegen. Die Ursache der Nothlage ist eben haben. Unser Antrag bietet die Möglichkeit, das trag verpflichtet, für die Versorgung des Inlandes mit Getreide falls bekannt. Der Niedergang der Preise der landwirthschaft- Getreide wieder von Desterreich und Rußland   zu beziehen. selbst zu sorgen. Dazu wird ein Reichsdienst organisirt werden müssen, lichen Produkte, hervorgerufen durch das Massenangebot der Die handelspolitischen Bedenken werden also nicht ganz unüber vielleicht ein Reich 3 Getreide- Versorgungs- A in t. billigeren Produkte des Auslandes. Der Niedergang der Preise windlich erscheinen. Ich habe für die Handelsverträge nicht Es werden zahlreiche Agenten und Sachverständige angestellt hat einen Stand erreicht, den man niemals erwartet hatte; der gestimmt; man hat daraus gefolgert, daß ich ein Gegner aller werden müssen. Kommt es dann zum Einkauf, so handelt es Schußzoll funktionirt nicht mehr; es müssen andere Mittel ge- Handelsverträge bin. Das große Ziel der Anbahnung nachbar- sich um die Qualität, den Geschmack des Publikums, um die funden werden. Die festen Zollsäge haben ihre Berechtigung, wo licher engerer wirthschaftlicher Beziehung billige auch ich; aber Bedürfnisse, welche jedes Jahr wechseln. Zu dieser Prüfung es sich um die Steigerung des Preises von Waaren handelt, deren die Art und Weise des Abschlusses der Handelsverträge ist keine gehört eine große Sachkenntniß, die den Reichsbeamten als solche Angebot auf dem Weltmarkte keinen großen Schwankungen unterliegt. ganz gründliche gewesen; man durfte nicht Handelsverträge ab- nicht innewohnt. Der Getreidehandel gehört zum Handel, ganz Denn die Produktion von Roheisen schwankt nicht so sehr erheb- schließen unter Ausschluß von Rußland  . Das mußte zu einem wie das Blut zum menschlichem Organismus. Zerstört man lich. Anders liegt es beim Getreide. Als der Getreidepreis handelspolitischen Konflikt führen. Die Vortheile für die diesen einen Theil des Organismus, so wird es sehr schwer 1890/91 auf 200 M. stieg, da war der Zoll überflüssig. Heute exportirende Industrie durften nicht auf Kosten der Landwirth- werden, den ganzen Organismus, d. h. den Handel, noch lebens. genügt der Zoll von 8,50 M. nicht. Dieser Mangel des festen schaft erfauft werden und die Vortheile der Handelsverträge fähig zu erhalten. Die Verantwortung, daß das Reich in Zeiten Getreidezolles ist schon immer empfunden worden; man wollte durften nicht ohne weiteres im Wege der Meistbegünstigung des Mißwachses u. s. w. genügend mit Getreide versorgt werde, die Zölle den Preisen anpassen und verfiel auf die gleitende weiter gewährt werden, weil dadurch die Vortheile für Desterreich tönnte ich nicht übernehmen. Stala. Aber schließlich ist man immer wieder zum festen Zoll und Rußland   beschränkt wurden. Den Vorwurf, daß der Antrag eine sozialistische Tendenz zurückgekehrt und erhöht ihn, wo er unwirksam wird. In der Die angeblich sozialistische Tendenz des Antrages verfolgt, hat der Antragsteller nicht entkräften können. Der An­französischen Kammer will man jetzt einen Zoll von 12 M. ein- ist der schwerste Vorwurf, der dem Antrage gemacht wird. Die trag würde auch nicht die Vortheile bringen, die er verspricht. führen, während man 1890/91 bei den hohen Getreidepreisen den Festseßung von Mindestverkaufspreisen ist durchaus nicht Nach der Berufsstatistit von 1882 find 19 Millionen am Zoll suspendirte. Aber es ist unmöglich, den Getreidezoll immer sozialistisch; denn sonst würden die Schutzölle auch nicht zu landwirthschaftlichen Gewerbe betheiligt, einschließlich der An­steigen und fallen zu lassen; die Landwirthschaft wird dabei lässig sein, sie wollen auch nur den Produzenten einen mäßigen gehörigen. Davon haben aber 15 Millionen keinen Vor­immer der leidende Theil sein. Weil die festen Getreidezölle Verdienst sichern. Die gleitende Stala hatte doch auch nur den theil von höheren Getreidepreisen, weil sie ihre wirthschaftliche Aufgabe nicht erfüllen, sind wir zu unserem 3weck, einen Normalpreis zu firiren. Sie war prattisch un- tein Getreide verkaufen, fie haben direkte oder Vorschlage gekommen, der neu und ungewöhnlich ist; deshalb brauchbar, aber eine sozialistische Tendenz hat man ihr nie indirekte Nachtheile. hat er Zweifel und Bedenken erregt. Die erste Periode ist über mals vorgeworfen. Eine Verstaatlichung der Landwirth- Wir müssen uns also nach anderen Mitteln umsehen.( Der wunden; auch die zweite Periode wird überwunden werden und folgt nicht aus unserem Antrage. Es handelt Reichstanzler spricht immer leiser. Rufe: Lauter!) Dahin der Antrag wird Anerkennung finden. Wir beantragen heute sich nur um die Verstaatlichung des Getreideverkaufs und rechnen wir eine Börsenreform, eine Branntwein- und Zucker­nicht feste Preise für Roggen oder Weizen, sondern die Durch zwar des Verkauss des ausländischen Getreides, welches mit der steuer, Beseitigung der Transitläger, welche nicht allein dem schnittspreise der, letzten 40 Jahre. Diese decken sich mit den deutschen   Landwirthschaft nichts zu thun hat.( Sehr richtig! rechts.) Transithandel, sondern auch dem Inlandshandel dienen und eine früher vorgeschlagenen festen Preisen. Aber an diesen festen Es sind wichtige Verbrauchsartikel einem Monopol unterworfen Herabsetzung der Eisenbahntarife, welche zum theil schon be­Preisen hatte man Anstoß genommen, weil sie die Marktpreise worden; das Salzmonopol, das Branntweinmonopol in Ruß- gonnen hat.( Zustimmung links.) überstiegen. land. Niemals hat man davon eine Förderung des Sozialismus Abg. Paasche( ntl.): Meine politischen Freunde erkennen Die Produktionskosten müssen den Landwirthen ersetzt werden; befürchtet. Ist nicht auch das Monopol des Transportwesens die Tendenz des Antrages, der Landwirthschaft zu helfen durch die heutigen Preise stehen unter den Kosten, also die Landwirth   in den Staats- Eisenbahnen schon vorhanden? Wenn der Antrag Machtmittel des Staates vollauf an; der Bauernstand bedarf schaft geht dabei dem sicheren Verfall entgegen. Wir Landwirthe eine sozialistische Tendenz enthält, müßten die Sozialdemokraten insbesondere dringend der Hilfe. Rapitalien tönnen zu grunde find nicht in der Lage, unsere Produktionskosten herabzumindern, in erster Linie dafür stimmen, aber das werden sie, wie ich gehen, Großgrundbesitzer können durch andere ersetzt werden, das hat der preußische Landwirthschaftsminister anerkannt. Wir fürchte, nicht thun. Die mannigfachen Schäden unserer wirth aber wenn dem deutschen   Bauernstand die Wurzel feiner können durch intensivere Kultur die Ertragsfähigkeit steigern; fchaftlichen Verhältnisse, der ungenügende Schuß der Wirthschafts- Existenz abgegraben ist, dann können wir ihn nicht aber diese Steigerung ist eine begrenzte. Die Steinkohlen schwachen, die Ausbeutung des Mittelstandes, die sich unaufhaltsam wieder herstellen, so, wie wir ihn brauchen für unser ganzes produktion hat sich verdoppelt und verdreifacht, ohne daß es vollziehende Theilung der bürgerlichen Gesellschaft in Millionäre soziales Volksleben.( Sehr wahr! rechts.) Aber wenn Graf größere Rapitalaufwendungen bedurft hätte. Eine solche Steige- und Proletarier, das sind die Ursachen der Sozialdemokratie. Ranit meint, daß jeder, der ein warmes Herz für die Land­rung der Produktion können die Landwirthe nicht vornehmen. Diesen Erscheinungen wollen wir einen Damm entgegenseßen. wirthschaft habe, für den Antrag stimmen müsse, so ist das eine Deshalb möchte ich unserem Vorschlag den Vorzug geben vor den( Sehr gut! rechts.) Verwechselung zwischen der Tendenz des Antrages und zwischen mancherlei anderen Mitteln, welche jetzt empfohlen werden, um der Wir wollen den deutschen   Mittelstand kräftigen und stärken. der Art und Weise, wie die Tendenz zur Durchführung gebracht darniederliegenden Landwirthschaft zu helfen. Steigerung der Preise Ein großer Theil der Bevölkerung sieht mit banger Sorge in die werden soll. Man kann der Tendenz zustimmen und braucht bis zu den Produktionskosten ist die Vorbedingung jeder Hilfs- Bukunft; tausende von Landwirthen können heute schon mit doch nicht den vorgeschlagenen Weg zu beschreiten. Ich halte maßregel, wenn die Landwirthschaft nicht ihrem Untergange ent- mathematischer Sicherheit den Zeitpunkt berechnen, an welchem den Weg für absolut ungangbar, trotzdem ich für die deutsche gegengehen soll. Die rasch fortschreitende Ausdehnung des Acker- der Gerichtsvollzieher sie auf die Straße sett.( Sehr wahr! Landwirthschaft das größte Intereffe habe. baues hat zu einer Ueberproduktion geführt, es wird mehr Ge- rechts.) Es ist eine Art von Hoffnungslosigkeit, von Verzweiflung Abg. v. Plötz( dk.): Der Antrag Kanit hat nicht von treide produzirt als von den Bewohnern verzehrt werden kann. eingerissen, und dieser Zustand bereitet der Sozialdemokratie den Anfang an die Zustimmung aller Landwirthe gefunden. Als Lange kann dieser Zustand nicht fortdauern; die Ueberproduktion Boden. Es wird nicht lange dauern, dann wird die Sozial- der Genius Deutschlands, Fürst Bismard, von wird zum Stillstande kommen müssen. demokratie einen großen Theil des Grund und Bodens ver- feinem Posten ging, mußten die Landwirthe bald sehen, daß wir Aber wo wird diese Beschränkung zuerst eintreten? Nicht staatlicht haben. Es ist keine sozialistische, sondern antifozialistische in den Kurs der Handelsvertrags- Politik einlenkten. Gegen kurz­in den durch die Natur und das Klima bevorzugten exotischen Tendenz, die unserem Antrage zu grunde liegt.( Sehr richtig! fristige' Handelsverträge ist nichts einzuwenden, wohl aber gegen Ländern, sondern hier in Europa   in den alten Kulturstaaten. rechts.) Berträge auf lange Dauer, welche uns jetzt auf zehn Jahre fest­( Eehr richtig! rechts.) Und je höher ein Kulturstaat steht, um Unter den vielen Versammlungen, die für unseren Antrag legen. Der Industrie haben die Handelsverträge sehr wenig so höher sind die Anforderungen, welche der Staat an seine sich erklärt haben, sind in letzter Zeit viele gewesen, die aus An- genügt; der Landwirthschaft haben sie unendlich geschadet Bürger stellen muß. Nirgends ist die Landwirthschaft so belastet, gehörigen der städtischen Bevölkerung bestanden. In diesen und mit ihr haben Handwerker und Mittelstand ge= wie gerade in Deutschland  . Wird die deutsche Landwirthschaft Kreisen ist unser Antrag vielfach beifällig aufgenommen worden; litten; dafür sind jetzt die Beweise erbracht. Desterreich­nicht geschüßt, so muß sie ebenso zu grunde gehen, wie die eng- in Konsumentenfreifen werden wir vielleicht in kurzer Zeit unsere Ungarn   hat von den Handelsverträgen wenig genug; lifche Landwirthschaft. Mit dem Getreidebau steht und fält besten Anhänger finden.( Sehr richtig! rechts.) Es wird sich Desterreich war betheiligt an der Einfuhr von Weizen 1889 mit die deutsche Landwirthschaft und mit dieser das Deutsche Reich. bald die Ansicht Bahn brechen, daß unser Antrag kein agrarischer 26 pCt., 1894 aber nur mit 12 pet; Rußland   mit 58 pct. im ( Zustimmung rechts.) Der Antrag wird bekämpft: 1. wegen Antrag ist, daß wir teine einseitige Interessenpolitik verfolgen. Jahre 1889, jetzt aber nur mit 24 pot. Dagegen ist die Einfuhr aus feiner praktischen Undurchführbarkeit, 2. wegen der Ver- Wir wollen eine gleichmäßige Berücksichtigung aller Erwerbs Argentinien   von 0,01 auf 30 pet. gestiegen. Was soll da erst theuerung der Lebensmittel, 3. wegen seiner Ünvereinbarkeit zweige, eine wahrhaft nationale Wirthschaftspolitik.( Beifall werden, wenn die Anbaufläche sich noch mehr ausdehnt. mit den Handelsverträgen und 4. wegen seiner sozialistischen   rechts.) Niemals haben wir die Schwierigkeiten verkannt, mit Da muß etwas geschehen. Ein einziges Gesetz ist im Interesse Tendenz. Redner führt aus, daß diese Gründe unzu denen wir zu kämpfen haben; aber alle Bedenken sollten der Landwirthschaft an den Reichstag gekommen, die Spiritus­treffend seien. Der Verkehr mit ausländischem Getreide zurücktreten gegenüber dem großen Ziele, welches wir steuer- Novelle. Konnte sie nicht etwas früher kommen, damit könne so bleiben, wie er bisher bestanden habe; wie die im Auge haben, das ist die Wiederherstellung der deutschen   sie für diese Kampagne noch ausgenugt werden konnte? Die Zucker­Inhaber von Mühlenlägern früher das Getreide zollfrei Landwirthschaft. Wir wollen den einheimischen Markt wieder steuer- Novelle ist auch erst in Aussicht gestellt, hoffentlich einführten und erst den Zoll bezahlten, wenn das Mehl in in seine Rechte einsehen, wir wollen den Wohlstand der länd- kommt sie recht bald. Wir wollen auch dem Bauer auf dem den freien Verkehr gegeben würde, so könnte das Getreide ein- lichen Bevölkerung heben, ohne welchen Handel und Industrie leichten und mittleren Boden helfen und das ist nur möglich geführt werden, und die Preisdifferenz würde erst bezahlt werden, nicht gedeihen kann. Niemand kann den Vorwurf erheben, unser durch Steigerung der Getreidepreise. Der Wille zu helfen ist wenn das Getreide in den freien Verkehr tritt. Die Theuerung Antrag komme nur den Großgrundbefizern zu gute. Hundert vorhanden; aber der Weg ist bisher noch derselbe geblieben. des Getreides, welche durch den Antrag herbeigeführt werde, tausende von kleinen Besitzern haben sich für den Antrag erklärt, Die Reichsregierung denkt nicht daran, die Meistbegünstigungs. stehe in feinem Verhältniß zu der Theuerung, welche bei einer trotz aller Versuche, eine solche Erklärung zu hintertreiben. Ich verträge zu fündigen, sie will bei ihrer Handelspolitik bleiben, solchen Ernte entstehe, wie sie 1890/91 eingetreten war. Unter spreche dafür meinen Bundesgenossen meinen herzlichen Dant wie Herr v. Marschall   ausgeführt hat; die Rede des Herrn diesen Verhältnissen wird das Getreide noch vertheuert durch den aus, daß sie dafür Zeit und Mühe geopfert haben.( Bu- v. Bötticher auf dem Handelstage ist auch vom Staats­Zoll, während der Antrag dem Reiche die Möglichkeit giebt, das ftimmung rechts.) Der Brief eines hessischen Bauern sagt: ministerium nicht desavouirt worden; man muß also annehmen, Getreide zum Einkaufspreis abzugeben. Der Vertheuerung gegen- Das Begräbniß des Antrages werde ein großartiges sein, daß das Großkapital allein bevorzugt wird, weil es die Handels­über sollte man die Verbilligung nicht vergessen, welche im Noth- denn die ganze Landwirthschaft werde sich im Trauergefolge be- verträge mit geschaffen hat. fall eintreten tann. finden, weil ihre lette Hoffnung zu Grabe getragen wurde. Wir sind dem Staatsrath auch mit Vertrauen ent­Der Antrag schafft die Möglichkeit, für den Kriegsfall Vor- Nun bitte ich Sie heute um eine wohlwollende Prüfung. gegengekommen. Wir müssen dankbar anerkennen, daß fleißig räthe aufzusammeln. Dadurch wird Deutschland   unabhängig für Wir stehen auf einem kritischen Wendepunkt nicht blos in der gearbeitet worden ist; wir haben von Anfang an nicht erwartet, den Fall, daß ihm die Zufuhr abgeschnitten wird. Es können wirthschaftlichen Entwickelung, sondern vielleicht in der Geschichte daß er den Antrag Kanit annehmen würde. Aber wir hofften, hier aber auch andere wichtige Bedürfnisse des Reiches gedeckt des Vaterlandes. Es handelt sich darum, ob die Landwirthschaft, daß die preußische und die Reichsregierung nicht unbedingt sich werden, wofür jetzt keine andere Deckung vorhanden ist, als in die Grundlage unserer politischen Ordnung und unserer Wehr- dem Staatsrath unterwerfen würde. Ich hätte gehofft, daß die den Matrikularbeiträgen, die immer wieder auf die breiten Massen kraft erhalten werden soll, Ich bitte, stimmen Sie für den Stimme des deutschen   Landwirthschaftsrathes mehr in das Ge­