Die ltoßmann Zäifchung. Aus dem Zettelkasten der To!chstos;erftnder. Genosse Konrad Haenisch hat dieser Tage im„Vorwärts" auf eine der neuesten und offenkundigst enFäls6)un- gen hingewiesen, die in dem zweiten D o l ch st o ß h c f t der „Süddeutschen Monatshefte" des Herrn Coßmann veröffont- licht wurden. Dieser Zettelkasten für alle Dolchswßhetzer wimmelt nur so von direkten Entstellungen und Fälschungen. Im neuesten Heft der„Glocke" macht jetzt Genosse K u t r n e r auf ein weiteres F älsch e r k u nstst ü ck aufmerksam, das dem Coßmann nicht zu schmierig war. In Heft 8 der„Süd- deutschen Monatshefte" führt Coßmann auf Seite 93 in einer Sammlung angeblich sozialdemokratischer Selbstbezichtigungsn auch folgende an: „Ter sozialdemokratische Gewerkschaftssekre. tär Eampich sagte in einer öffentlichen Versammlung der Deutsch - nationalen Volkspartei in Steinau a. d. Oder vor den Prcußenwohlen 1921:„Ich gebe zu, dag die Front von hinten erdolcht worden ist." („Kreuzzsitung" Nr. 230, 1921.) Dieser Satz, wenn er wirklich so in der„Kreuzzeitung " gestanden hat, steht mit der ollgemein bekannten Wahrheit dermaßen im Widerspruch, daß kein sozialdemokratischer Ge- werkschaftssekretär ihn hat aussprechen können. Genosse G a in p i g, Gewerkschaftsangestellter in Liegnitz , gibt nun in einem von Kuttner veröffentlichten Briefe eine schriftliche Darstellung des wahren Sachverhalts: „In der fraglichen D.'rsammlung in Steinau a. d. Oder sprach ein deutschnationaler Redner in bekannter Manier. Nach ihm sprach der von Breslau gesandte Genosse, Lehrer Kausmann, noch diesem sprach ich wohl gegen 10 Minuten. Auf die Aeugerung des Redners, daß die Front von hinten erdolcht worden sei, habe ich fast wörtlich gesagt:„Gut, geben wir einmal zu. daß die Front von hinten erdolcht worden ist; aber den Vorwurf brauchen wir uns. die wir an der Front waren, nicht zu machen, denn wir lagen ja vorn im Dreck. Denn die Front erdolcht worden ist, so machen wir denen es zuerst zum Vorwurf, die anSiclle der Achsel- klappen Achselstücke trugen. Die Schweinereien in der Etappe, die Pakete mit den Burschen und die Kasinos, wo sogar das Klavier nicht fehlte, der tägliche Braten usw., das waren die 2lnsange der Er- dolchung, der gewöhnliche Soldat hat seine Pflicht getan, wie auch eine Anzahl Offiziere, die ich kennengelernt habe." Der Zusammenhang ergibt also, baß der sozioldemo- krarische Redner genau das Gegenteil gesagt hat, wie das gefälschte Zitat im Dolchstoßzettelkasten ihn sagen läßt. Seine hypothetische Voraussetzung„wenn wir einmal zugeben" wird als eine positive Behauptung hingestellt und die wirklichen Ausführungen über diejenigen, die durch ihr Betragen in der Etappe die Stimmung des Heeres zermürbt haben, fallen vollkommen unter den Tisch! Nach demselben Muster ist das Haenisch-Zitat gc- fälscht, auf die gleiche Art der von allen Ludendörffern im Lande mißbrauchte Satz aus dem„Vorwärts" direkt aus dem Zusammenhang gerissen. Diese Art. Zitate zu be- nutzen, ohne sie im vollen Wortlaut zu geben, sie durch Kürzung in ihr Gegenteil zu verdrehen, nennt man im gewöhnlichen Leben glatt und klar: Fälschung! Da Herr Coßmann Wert daraus legt, geschichtliche Forstfiungs- Methoden zu beherrschen, so trifft ihn der Vorölirf d er Fälschung mitdoppelte- Schwere, Sich das vor Gericht attestieren zu lassen,.wjpd er sich allerdings hüten.
Die Sunüesgenoffen. Tie„Teutsche Zeitung" gegen die französische Demokratie. Es gibt nichts Internationaleres als den Nationalis- mus— dies Wort des Genossen Breitscheid findet täglich seine Bestätigung in den Bctrachtunzcn der deutschnotionalen Presse über den Sieg der Demokratie in Frankreich . Arm in Arm mit M i l l e r a n d, M a r s a l und P o i n c a r 6 fordert die „Deutsche Zeitung" täglich dos demokratische Jahrhundert in die Schranken. Marsal hat den lächerlichen Versuch ge- macht, H e r r i o t als den Geschobenen der Kommunisten hin- zustellen— ein Schwindel, der deutsdzen Antisemiten würdig wäre. Die„Deutsche Zeitung" sekundiert: „Die groß« Hoffnung Moskaus ist der neu« stan- zösische Ministerpräsident H e r r i o t. Seit seinem. Rußland 1922 abgestnttctcn Beiuch rechnen die Moskau «? jüdischen Macht- Haber d«n Rassegenossen H e r r i o t zu ihren trenesten u'd besten Tun de sgen offen. Sie sind jetzt fest davon über- zeugt, daß Herriot alle noch vorhandenen Unstimmigkeiten und Zwist'gkeitcn zwischen Frankreich und Rußland in kürzester Zeit beheben wird, da er eine lebhaft« Zuneigung zür Moskauer Räterepublik empfände." Die„Deutsche Zeitung" als freiwilliges Organ M a r f a l s— das zeig: den Internationalismus de? Chau- vmismus und des Antisemitismus deutlicher denn alles rndere. Mit denselben verlogenen und schamlosen Methoden, üt denen die deutsche Rechtspresse bisher die deutsche Demo- rotte bekämpft hat. zieht sie nun gegen die französische Dcmo- raffe zu Felde. Sie schlägt damit den dcuffchen nationalen "nteressen ins Gesicht. Aber die Partei stand den Deutsch - nationalen immer höher als das Vaterland. Die Mobilisierung des kommunistischen Gespenstes gegen die französische Demokratie ist obendrein so einfältig wie mög- lich. Die Mcchode des Bolschewismus hat keinen größeren Feind als die europäische Demokratie. Der Bolschewismus hat Lebenskraft nur solange, als Monarchismus und Chan- vinismus und Reaktion in Europa noch lebendig find. Der Fortschritt der Demokratie ist der Tod des Bolschewismus— die Bundesgenossen Marsal und„D c u t s 6) e Zeitung" werden ihn wieder lebendig machen. Verhanölungen im Eisenbahnerkonflikt. Die Spitzenverbände in Gemeinschaft mit den Vertretern ber Eisenbahnerverbäi'chc sind mit der Reichsregierung in Verbindung getreten. Da das Kabinett infolge wichtiger Besprechungen innerhalb der Reimsreaierung heute verhindert ist. die Sitzung stattfinden zu lassen, sind die Organisationen und Reich�regierung übereingekommen, daß morgen im Laufe des Vormittags die Besprechungen zwischen Reichsregierung und Organifetionsvertrctern stattsinden sollen. (Siehe auch vierte Seite dieses Blattes.) Die Lewährungssrifl bei 13 Nationalsozialisten bcfläKgt. Zu d>r Aushebung der Bewährunassrist qczcn eine Anzahl National. soziallsten w-rd jetzt initgeteilt/daß in 13 Füllen das Oberste L an d c sg e r i ch r die Bcichwerde des Staatsanwaitz ab- gewiesen und die Bowäbrunzzsrisl bestiitiZt hat,
Die„konigilchen� Republikaner. Auch eine Reichstagsstatistik. Blättert man im MügliÄierverzeichnis des Reichstags, so stößt man auf vier erlaucht« Mitglieder, die Wart darauf legen, daran zu erinnern, daß sie in königlick�n und kaiserlichen Diensten gestandm haben. Von den Deutfchnationalsn sind es der unoer- meidlich: Graf v. Westarp, Kuno, Kgl. Pmiß. Obervarwoltmigs- gericht-rat c. D. und der Kaiserl. Geheim« Regierungsrat z. D. Hans Sachs aus Crailshsim, der seinem Namansoettar und Poeten dazu nicht gerade Ehre macht. Zu ihnen gesellt sich der Vor» kämpf« für die deutschoolkische Diktatur August Fleck als ver- abschiedet« Kgl. Hauptmann. Man sieht, die„Königlichen" und„Kaiserlichen", die sich offen als solche bekennen, sind recht spärlich gesät. Ihre Brüder im Geiste ziehen es vor, die Titel und Ehrenzeichen in der Gerumpel- kämm« sanft ruhen zu lassen. Ewig« Friede sei mit ihnen! Aber in dem Kleeblatt der Westarp, Sachs und Fleck fehlt ein Blatt. Der Näme des Vierten im Bunds ist nicht ganz ein fall) zu erraten. Er gehört nämlich weder zu den Deuffchnotionalen noch zu den Deuffchvölkischen, sondern ist— Mitglied der Deut schen Volkspartei ! Rudolf Heinzs, als Eintagsstatt- Halter Sachsens und Gründer eines deuffchvölkischen Klubs in all«. bester, Erinnerung, heißt der Mann. Diesem würdigen Herrn, der eine Zeit lang als Iusffzminist« der deutschen Republik zeichnete, scheint es ähnlich zu gehen wie Herrn Kohr, der sich beim Puffch- prczeß an nichts erinnerte als an sein« Statthalterschaft für den König. Bescheiden läßt er sich im Mirglicdcr Verzeichnis als Dr. Heinz«, Rudolf, Kgl. Sächsischer Staatssw inister a. D. fuhren! Bei Gott und der deuffchen Republik ist offenbar kein Ding un- möglich.
�Deutjchex" Tag in Weimar . Der(Vcist von Potsdam siegt. Vom 21. bis 25. Juni findet in Weimer eine Londwirffchaft- liehe Ausstellung statt, verbunden mit einer Tierschau. Mehr als 2000 Stück Rindvieh sind angemeldet. Als Ausstellungsgelände haben sich die Agrarier den von Goethe und Karl August angelegten Park ausgesucht. Die zu diesem Zweck bereits errichteten Holzbauten dehnen sich bis vor Goethes Garten- haus aus. Da hilft kein Protest mehr. Es wäre auch schade, wenn die Ausstellung verlegt werden müßte. Gerade an der historischen Stätte der deuffchen Klassik wirkt sie als Symbol des Dsuischland von heute. Teste des herzoglichen Schlosses werden in eine Kaserne umgewandelt, Goethes Park muß als Viehwies« herhalten, und neben Goethes Haus bieten die Agrarier ihren Kohl fest. Der Geist von Potsdam , wie er in manchen Gehirnen hcrumspukt, hat über den Geist von Weimar gesiegt. Oder sollte man im Sprachgebrauch des neuen Thüringen unter der Tierschau der 2000 preisgekrönten Rindviehcher«in« Heerschau jener Wähler verstehen, die dem neuen Thüringen in den Sattel ge- hoffen haben, Und sollte man das ganze als„Deutschen " Tag in Weimar gedacht haben? Jede Zeit schafft sich die Symbol«, die sie verdient.
Der Wirrwarr bei üer präflöentenwahl. Doch kein Verzicht Doumergues. Barls. 13 Juni.(TU.) Die Auffassungen, über die heutige Präsidentenwahl sind in den politischen Kreisen sehr verschieden. Allgemein betrachtet die Linkspresse die Kandidatur Pain- leoes als sehr gefährdet. Da Painlev« gestern im Kon- groß nur 306 Stimmen erhalten hat, haben die Linksparteien bis nach Mitternacht getagt, um die Kandidatur Painleves zu retten, weil sie bei einer Richtwahl Painleoes dessen Präsidenffchaft in der Kammer als kompromittiert betrachten. In der Tat verlautet, daß Painleoe, wenn er heute nicht gewählt wird, daran denkt, als Präfi- dent der Kammer abzudanken. Das bedeutet für die Linksparteien «ine doppelte Niederlage. Die Besprechungen, die vom Komitee aller Lintsgruppcn gestern nacht geführt worden sind, haben aber keine Klärung in die Situation gebracht. Alles scheiterte an dem W i d e r st a n d e Doumergues, der weder als Konbidar zurückstehen, noch sich als offizieller Kandidat der Linksparteien er- klären lassen wollte. Doumergue rechnet, mit den Stimmen der
Rechtsparteien gewählt zu werden. Di« Linksparteien werden in Anbetracht dieser Lag« heu�e um 1 Uhr in Versailles eine.» Kongreß abholten. Es besteht die Ansicht, daß Doumergue die offiziell« Kän- didotur der Linksparteien annimmt. In politischen Kreisen erklart man. daß der Ratgeber Doumergues P o i n c a r ö gewesen s«i, welcher den Posten als Senatspräsident, welch« durch die Wohl Doumergues frei werde, anzunehmen gedenkt. Unter diesen Um» ständen wird die heutige Wahl sehr bewegt fein. Dia Morgenprefle stimmt in der Meinung Lberein, daß Doumergue die größte Lusficht hat. wenn nicht mit absoluter Mehrheit, so doch im?. oder 3. Wahl» gang gewählt zu worden. Bari ?, 1?. Iimi. MTB.) Di« sozialistische Ka«m«r. fraktion laßt mitteilen, daß sie unter keinen Umstanden fll? Ssnatspräsidenten Doumergue als Präsidenten der Republik stimmen werde Dagegen hat die Senatsgrupp« der republikanischen Union, Gruppe Poincare , einen Schritt bei Doumergue unternommen, um ihn zu ersuchen, er möge seine Kandidatur für die Präsidentschafi der Republik oufftellen. Die Parteien, die zum Kartell der Linken gehören, haben be- schlössen, die Kandidatur Painleoe aufrechtzuerhalten. Paiuleve gegen Domncrgue. Paris , 13. Juni. (WTB) Um 10 Uhr abends wurde an die Presse folgendes Kommunique ausgegeben: Di« Korfitzenden der Linksgruppen der Kammer und des Senats haben beschlossen, um 1 Uhr 30 Minuten im Kongreßsoal in Bersoillss eine Vollverfomm- lung abzuhalten. Diesen Beschluß deutet das führend« Blatt des Linksblocks, dos„Oeuvre, wie folgt: In Versailles werde heute der Kampf in Gang kommen, da olle Anstrengungen,»in««mheitlich« republikanische Kandidatur zu verwirklichen, gescheitert seien. Pain» Uni, der von der Bolloersammlung der Linksstaktionen aufgestellt sei, werde Doumergue gegenüberstehen. Ein Manöver des nationale« Blocks. Paris , 13. Juni. MTB.)„Er« Rouvelle" spricht npn einem Manöver dos nationalen Blocks und veröffentlicht dar. über folgend« Aeußerung: Wir können auf Grund von Mitteilungen von zuverlässige? Seit« feststellen, daß in der demokratischen Linken der Kommer die Abgeordneten Reib«! und Flandin offen für die Kandidatur Doumergue eingetreten sind und ihre Freunde gebeten haben, sämtlich für Doumergue zu sttmmen. Doumergue sei der gleichen Ansicht, gebe ober das Zeichen zu schweigen. Die Gruppe solle ihre Karten erst im Augenblick der Abstimmung aufdecken. Ist es logisch, so fragt das Blatt, daß die Gegner Millerands stch dem ehemaligen Ministerpräsidenten von 1915 anschlössen, der die Ber- Handlungen Prnneares und Delcassäs mit Rußland zum Abschluß bracht«, dem Senotspräfidenten, der die Ruhrpolitik billigt« und der unmittelbar vor den Wahlen sich beeilt«, zu den Einladungen der„Union der wirtschaftlichen Interessen" zu erscheinen? Müsse man überdies noch daran erinnern, daß Millerand, eh« er sich zum Rücktri'.t entschloß, mehrere Unterredungen mit Doumergue hatte, über die die große Press««in Befremden erregendes Still» schweigen bewahrte? Plante Millerand schon damals die Re- vanche de» nationalen Blocks? Die Verschleppung Matteottis. Ein politisches Verbrechen. Rom . 13. Zun:.(EP.) Auf Antrag Mussolinis find alle pol'zeikrüste Rom , aufgeboten worden, um die Entführung Mallcotffs aufzuklären. Der Generaldirektor d« Polizei. General de Bona, hatte eine lebhafte Auseinandersetzung mit dem römischen polizcidirefkor und übernahm dann selbst die Leitung der Unter. juchvng. E, stellte sich heraus, daß mehrere perfone» am Dienstag nachmlUnz mit angesehen haben, wie Makteoktl gewaltsam in ein Automobil geschafft und entführt wurde. Der „Eorriere d'Ztalia" hält sich dorübor auf, daß diese Leute fetzt erst Anzeige machen und in Rom eine solche Entführung vorkommen kannte. Zm Parlament hat man nur noch geringe Hoffnung, daß Matleoiti noch lebend zum porfchÄn kommen wird. Die' Oppofllionskreise find überzeugt, daß dem Entführten ein tragische» Schicksal bcschjeden ist. Da» Automobil, mit dem die Entführung ausgeführt wurde, konnte in einer großen römischen Hokelgaroge ermittelt werden. Es war unter dem Namen einer bekannten Persönlichkeit, ohne Chauffeur gemietet und Mittwoch früh zurück- gebracht worden. Die Opposilionsblätt« find voll von Protesten. Nach der sozialdemokratischen„Giusffiizia" ist da» Verbrechen rein politischer Natur.
Der neue Kurs öer Alliierten. Reform der französischen Diplomatie.— Amnestie für deutsche politische Angeklagte. Abschüttelung der Deutschnationalen.
London . 13. Juni. (MTB.) Der immer sehr gut unterrichtete diplomatische Korrespondent des„Daiiy Telegraph" schreibt: Es ver- laut«, daß Herrivt nicht ollein die Besorgnis bekannt sei, die so- wohl in London als auch in Brüssel empfunden und diskret zum Ülusdruck gebracht werde, daß keine Zeit verloren werden sollte, um das notwendige Ueberernkommen zur Durch- führung des Dawes-Plones zu erzielen, f andern daß er diese Besorgnis auch voll teile. Aus diesem Grunde beabsichtige«r, soll er die nächste französische Regierung bilde, mit Macdonald und anderen alliierten Staatsmännern sobald wie möglich'Bern- tungen zu pflegen. Soweit der britische Premierminister in Frage komme, würden Verhandlungen gegen Ende der nächsten Woche mög- lich sein. Herriot habe den Mann, der sein intimster Mitarbeiter im französischen Auswärtigen Amt fei und der die sehr wichtigen Veränderungen überwachen werde, die im französischen diplomatischen Dienst sowie in der französischen Außenpolitik angekündigt werden, so gut wie ausgewählt. Die geplanten Personal veränderunzen umfaßten, wie es heißt, die ständige Leitung des Quai d'Orfay und verschiedene Bot- schafien. Im Falle der römischen Botschaft werde die Ernennung eines hervorragenden Politikers an Stelle eines Berufsdiplomaten nicht unwahrscheinlich sein. Veränderungen im Personal nicht weniger als in den Vermalt ungsmethoden der be- setzten Gebiete, auch außerhalb des Ruhrgebistes würden wahrscheinlich folgen. Die Raffamteit seiner Amnestie für deuksche«ollkischz Beschuldigte wurden auch zu den ersten Fragen gehören, die geprüft werden würden. Auf diel« Frage werde Herriot im Verlaufe seiner kam- Menden Unterredung mit Macdonald über den Dawes-Plan bezug nehmen. Beide Staatsmänner würden wahrscheinlich kein« Zeit haben, das Problem der Sicherheit eingehend zu behandeln sowie die Mittel, durch die es unter der Acgide dnes Bölkerbundcs behandelt werden könnte. Ganz sicher würde ober die Frage der Zulassung Deutschlands durch die nächst« Völkerbundsver» sommlung sowie die Gewährung eines der nicht ständigen Sitze im Böllerbundsrat für den. Anfang erörtert werden.
Der Berichterstotter fahrt fort, es fei, offen gesagt, höchst«r» staunlich, daß, nachdem in Frankreich ein« Mehrheitsgruppe zur Macht gelangt fei, die von dem Wunsche nach europäischer Befriedung und Zusammenarbeit erfüllt sei, der den so oft von aufeinander folgenden britischen Regierungen ausgedrückten Wünschen entspreche, die Deutschnationalen so besonder» schlecht beraten fssien, daß sie ihre Haltung rücksichtslosen Widerstandes fortsetzen, nicht nur gegen den Dawes-Plan . sondern auch gegen die angemessene Beendigung der alliierten Militärkontrolle vor ihrer Uebertragung an den Bölker- bund in Uebereinstimmung mit dem Wunsch: Deutschlands selbst. Wenn bei einem derartigen Widerstand beharrt werde, so bewesse dies ebensowenig patriottsmu» wie Weitblick, denn dies würde die emzig« Gelegenheit fein, die sich bis jetzt für Deutschland biete, sich politisch und wirtschaftlich wiedttherzusteldm oder die Auferlegung irgendwelcher Lasten, die seine Leistm�sfähig- keit wirtlich überschreiten, zu verhüten. Die deuffchen„Diehards" müßten klar sehen, daß jede Enffchuldigung, die für den Widerstand des Reiches gegen die militärischen Kloufffn des Dersailler Vertrages rregen der Ruhrbesetzung bestanden Hobe oder nicht bestanden habe, in britischen Augen ebenso wie nach Ansicht der öffentlichen Meinung der Welt von selbst verschwinde von dem Augenblick ab, wo in Frank- r-ich eine Regierung ans Ruder komme, die für Versöhnung eintrete und selbst bereit sei. ein« allgemein« Herabsetzung der Rüstungen zu erwägen, wenn sie angemessene Sicherheitsgarantfcn erhalte. Dies wird nach Anficht des Berichterstatter, von der Marx-Skrefemann-Regierung klar erkannt, die für sich nicht nur in London , sondern auch in anderen alliierten Hauptstädten ein beträchtliches Maß von'Bär, trauen und Wohlwollen erworben hob«. Di« unsewöhn» lichen Berichte, die m der letzten Zeit in der deuffchen reaktionären Presse veröffentlicht wurden und in denen behauptet worden fei, büß das gegenwärtige deutsche Kabinett in London diskreditiert und ver» achtet werde, feien Beweis entweder von außerordentlicher Einbildungskraft oder von Partei man övern dächst ungesunder Art. Derartige Behauptungen stand«» auf dem gleichen Niveau wie der angeblich- britische Wunsch. Tirpitzals Reichs. kanzler zu sehen.