Zum drohenden Eisenbahnerstreik.
Diese Dienstdauer
Die gesamten Eisenbahner aller Richtungen, Arbeiter und Beamte, find fich in diesem Kampfe vollständig einig. Selbst wenn die Beamten sich an einem offenen Kampfe nicht beteiligten, so ist doch ihre Sympathie durchaus auf Seite der Kämpfenden, da deren Sache auch die Sache der Beamten ist, ihr Ziel auch das der Beamten. Soll der Kampf vermieden werden, bevor es zu spät ist und unberechenbarer Schaden entsteht, dann muß vor allem das Reichsverkehrsministerium seine Stellungnahme gründlich revidieren und alles dazu tun, was notwendig ist, um die größten Mißlich flände unverzüglich zu beheben.
Die Lage im Konflikt der Eisenbahner ist unverändert. Das Die Arbeitszeit bei der Reichsbahn. Reichskabinett wird morgen zu den Vorschlägen der Eisenbahner Aus den Kreisen der Eisenbahner in Sachsen wird uns geStellung nehmen. Ob das Reichsverkehrsministerium schrieben:„ Begründet durch die Betriebseigenart der Eisenbahn, fich nicht inzwischen noch überlegt, ob es nicht ratsam sei, den Wün- die beim Betriebspersonal eine ununterbrochene Ableistung der schen der Eisenbahner entgegenzukommen, um der Gefahr großer Arbeitszeit unmöglich macht, wurden seinerzeit bei der Reichsbahn Berkehrsstörungen vorzubeugen, sieht dahin. Die einjeifigen Dar- Dienstdauervorschriften eingeführt. stellungen des Reichsverkehrsministeriums über den Stand der Dinge vorschriften nahmen neben der Wertung der reinen Arbeitszeit mit 100 Broz. eine Bemessung der zwischen den einzelnen Arbeitsvor: find keineswegs geeignet die Eisenbahner irrezumachen; sie können gängen liegenden Bereitschaften mit 33% bis zu 80 Proz. vor. Die höchstens die Oeffentlichkeit darüber täuschen und sie in eine gefähr- höchst dauer der sich dadurch ergebenden Dienstschichten war auf gefährgängen liche Sicherheit wiegen. 10 bis 12 Stunden festgesetzt. Im Februar d. J. wurden diese Dienstdauervorschriften von der Verwaltung abgeändert. Neben einer äußerst bürokratischen Fixierung der einzelnen Arbeitsvorgänge, mit der man einen Stab mit Stoppuhren ausgerüsteter Beamten beauftragte, brachten es die nunmehr wesentlich ver-, Schärften Vorschriften mit sich, daß fich für einen großen Teil des fahr- und des übrigen Betriebspersonals Dienstschichten bis zu 16 und mehr Stunden ergeben.
Die Erregung in den Kreisen des Eisenbahnpersonals über diese übermäßige Verlängerung der Dienstschichten ist außerordentgroß. Der Betriebsdienst stellt Anforderungen an Ge sundheit und Nerven, die bei derartigen Dienstschichten auf die Dauer einfach nicht geleistet werden können. Das Herunterwirtschaften des Personals führt zwangsläufig zu Un= sicherheiten des Betriebes, deren Folgen die Allgemeinheit zu tragen hat.
Vom Personal wird seit langem eine Revision der in ihrer heutigen Form untragbaren Dienfidauervorschriften gefordert, bei der die Höchstdauer der reinen Arbeitszeit vorübergehend auf 9 Stunden fefigelegt werden foll. Troßdem die Reichsbahnverwaltung Stunden, die Höchstdauer der zu leiffenden Dienstschichten auf 12 Berhandlungen über die Dienstdauervorschriften zusagte, läßt sie heute noch darauf warten.
der heißen Sommermonate auf 10 Stunden festgefeßt, eine Maßnahme, die sowohl vom sozialen wie wirtschaftlichen Gesichtspunkte aus jedes Verständnis vermissen läßt. dieser Zustand die Unruhe im Personal von Tag zu Tag. Wenn Neben den völlig untragbaren Löhnen und Gehältern steigert die Berkehrsverwaltung in der Lohn- und Gehaltsfrage und auch der Frage der Arbeitszeit nicht bald Einsehen zeigt, dürfte ernstlich mit Betriebsstörungen zu rechnen sein.
Die Stellungnahme der Berliner Eisenbahner. In einer überaus zahlreich besuchten Versammlung nahmen die Funktionäre des Deutschen Eisenbahnerverbandes, Bezirk Berlin , Stellung zu dem vom Reichsverkehrsministerium heraufbeschworenen Konflikt bei der Reichsbahn. Zunächst gab der Bezirksleiter Rollege Dressel einen Bericht über die verflossenen ergebnislosen Berhandlungen und das getroffene Lohndiktat, um dann die Beratungen und Beschlüsse der soeben beendeten Verbandsbeiratssigung bekannt zugeben. Die über das provozierende Verhalten des Reichsverkehrsministeriums äußerst erregten Funktionäre per= In gleicher Weise schweben seit langem ernstliche Differen langten, daß diefen andauernden Herausforderungen gen wegen der Arbeitszeit in der Bahnunterhaltung. endlich einmal mit allen Mitteln entgegengetreten Für die Stredenarbeiter hat man die Arbeitszeit während wird. Gerade angesichts der Drohung des Reichsverkehrsministeriums, einen weiteren Abbau vorzunehmen, übrigens eine offizielle Aeußerung, die von einer unglaublichen linfenntnis über die wirklichen Betriebsverhältnisse zeugt, denn der Betreb kann im Bezirk Berlin beispielsweise jetzt schon nur noch unter Ausnutzung der Arbeitskraft des einzelnen bis durchschnittlich 12 Stunden und häufig noch länger und unter Einstellung einer ganz erheblichen Anzahl von vorüberDie Löhne bei der Reichsbahn. gehend Beschäftigten aufrechterhalten werden, wird von der Ver bandsleitung erwartet, daß sie das Nichteingehen der Entschließung der Magdeburger Eisenbahner. Reichsbahnverwaltung auf die Forderungen des Berbandsbeirates Die Eisenbahner Magdeburgs , versammelt am 10. Juni 1924 mit dem entschlossenen Rampfe beantwortet. Da die am im Artushof, Klosterbergegarten, Admiralspalast und Turmpart Donnerstag auf Grund der gefaßten Beschlüsse neu anberaumten haben von dem Bericht der Referenten über den Verlauf der lezten Verhandlungen feinen Erfolg zeitigten und deshalb zum Freitag 2ohnverhandlungen mit Entrüstung Kenntnis genommen. Sie biis vertagt wurden, beschlossen die Funktionäre, in fürzester Fristigen durchaus die ablehnende Haltung der Spigen wiederum zusammenzukommen, umvon einem Vertreter des Verbandsvorstandes einen Bericht über den Verlauf dieser letzten Berhandlungen entgegenzunehmen, um dann einnen endgültigen Beschluß über die weiter zu treffenden Maßnahmen zu fassen. Diese neue Konferenz ist morgen, Sonnabend, abends 7 Uhr, im Rosenthaler Sof, Rosenthaler Str. 11/12.
Alle Funktionäre der Ortsgruppen des Bezirks Berlin sind ver pflichtet, wegen der Wichtigkeit der zu treffenden Entscheidungen an dieser Ronferenz teilzunehmen.
Die Bezirksleitung Berlin des Deutschen Eisenbahnerverbandes.
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organisationen gegenüber dem Diktat der Regierung. Wenn von dem Reichsbahndirektorium darauf verwiesen wird, daß der Betriebstoeffizient eine angemessene Lohnerhö hung nicht zuläßt, da Einnahme und Ausgabe mit je 100 Pro gent sich gegenüberstehen, so muß darauf verwiesen werden, daß daran nicht die Eisenbahnerlöhne schuld find. Im Verhältnis zur Friedenszeit, wo der Betriebstoeffizent auf 70 m. auf je 100 m. Einnahme stand, wurden im Verhältnis 25-30 Prozent höhere Anteil an der Berteuerung der Verwaltungskosten der Eisenbahn Löhne gezahlt, so daß also heute die Eisenbahnerföhne den geringsten betragen. Hierin liegt der flare Beweis, daß die im Frieden erzielten Ueberschüsse der Eisenbahn und der Teil der Minderentloh
Verkauf soweit Vorrat
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mung von heute in die Taschen der Großindustriellen für die wahns finnig hohen Materialfoften fließen.
Ferner muß der Verwaltung entgegengehalten werden, daß der Personalbestand um 25-30 Prozent vermindert ist, jedoch die Arbeitsanhäufung sich nicht verringert hat, folglich von dem jetzigen Kopfstand der Belegschaften mit verrichtet werden muß. Das Re sümee daraus ist folgendes:
"
„ Größere Ausbeutung der Arbeitskraft und schlechtere Entlohnung." " Größere Ausbeutung der Arbeitskraft und schlechtere Entlohnung." Gegen diese Wirtschaftsmethode" der Reichsbahnverwaltung protestieren die Bersammelten auf das schärfste und weisen mit aller Entschiedenheit die beabsichtigte und jetzt tatsächlich schon vorliegende Ausbeutungsmethode der Arbeitskraft zurück. Die Versammelten fordern Don ihren Organisationen mit aller Entschieden heit, nicht nachzugeben, sondern die Forderung der 30 prozentigen Lohnerhöhung aufrecht zu erhalten. Zu oft haben die Eisenbahner bewiesen, daß fie feineswegs gewillt sind, unnötige Betriebsstörungen zu provozieren, jedoch müssen sie infolge der provozierenden Haltung der Reichsbahnverwaltung sowie der gesamten Reichsregierung erklären, daß sie nicht gesonnen sind, sich in den Hungertod mit ihren Familien treiben zu lassen. Sie sind deshalb gewillt, nach Erschöpfen sämtlicher Verhandlungsmöglich teiten in den sofortigen Kampf einzutreten. Sie ersuchen den Hauptvorstand, sowie den gegenwärtig in Berlin tagenden Verbandsbeirat des DEV. unter allen Umständen Beſchlüſſe zu faſſen, die den Forderungen dieser Entschließung entsprechen.
Dagegen geloben die Bersammelten einmütig, bis zum Kampfaufruf ihre Organisation voll in Taft zu sehen und damit alle Lücken auszufüllen.
Beilegung des Brauereiarbeiterstreiks?
Die heutigen Verhandlungen haben bis zum Redaktionsschlus noch fein abschließendes Ergebnis gebracht. Einig sind sich die Pardürfen. Auch in der Lohnfrage sind sie sich näher gekommen, so daß teien darüber, daß Maßregelungen nicht vorgenommen werden es heute zu einer Verständigung zu kommen scheint.
Zu dem Ergebnis der Verhandlungen werden zunächst die Funktionäre des Verbandes der Lebensmittel- und Getränk: arbeiter heute nachmittag Stellung nehmen und dann in den Streifiofalen berichten. Die Streifenden werden ihre Entscheidung durch Urabftimmung treffen, so daß bis heute abend 6 Uhr das AbstimmungsErgebnis vorliegen dürfte. Je nach dessen Ausfall wird die Streik. leitung entscheiden.
Ungestellte der Berliner Metallindustrie! Unsere Mitteilung in der Morgenausgabe ist dahin zu berichtigen, daß die Vergleichs= verhandlungen im RAM. morgen, Sonnabend, statt= finden.
Jm Condoner Untergrundbahnstreit sind die Einigungsverhandlungen mit den Gewerkschaftsvertretern der Streifenden abgebrochen worden. Auch die Verhandlungen zwischen dem Bollzugskomitee der Eisenbahnangestellten und Mechaniker und den Direktionen verfchiedener Gesellschaften verliefen resultatíos. In vielen Fällen weigern sich die Arbeitgeber, die geforderten Lohnerhöhungen zu zahlen; man nimmt infolgedessen an, daß der Streit sich noc weiter ausdehnen wird. Die Untergrundbahnverwaltung hat den Streifenden mitgeteilt, daß, wenn die Streifenden nicht zum fommenden Montag ihre Arbeit wieder aufgenommen hätten, sie unverzüglich gesetzliche Maßnahmen gegen sie wegen Vertragsbruch chne vorherige Anfündigung einleiten würde.
Berantwortlich für Bolitit: Ernst Reuter ; Wirtschaft: Artur Saternus; Gewerkschaftsbewegung: Friebr. Chlorn; Feuilleton: Dr. John Shiteweti, Lefales and Sonstiges: Fris Rarstädt; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin . Verlag: Borwärts- Berlag G. m. b. H., Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruckerei und Berlagsanstalt Paul Ginger u. Co.. Berlin S. 68.. Lindenstraße 3. Hierzu 1 Beilage.
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