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Ein Vorkämpfer gegen Fälschung.

Coßmann verurteilt sich selber.

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Herr Professor Nikolaus Co ßmann aus München   hat sich durch die Dolchftoß"-Nummern der Süddeutschen Mo­natshefte" als Großfünstler in Zitatenfälschung erwiesen. Der Deffentlichkeit ist bereits bekannt, wie er ein Zitat des Vor­märts" in finnentſtellender Weise aus den Zusammenhang riß, wie er Ausführungen des Genossen Ha enisch im Hand­buch der Politik" durch Fortlassung der wesentlichsten Käge ins Gegenteil verkehrte, wie er dem Gewerkschaftssekretär Gampig eine Aeußerung in den Mund legte, die dieser im genau gegenteiligen Sinne tat usw. usw.

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Da muß es beinahe zum Lachen reizen, daß dieser Herr Derr Coßmann einmal die Stirn besessen hat, fich als Vor­fämpfer gegen literarische Fälschung aufzu ſpielen, in jenem erſten Fechenbach- Prozeß, bei dem es um die sogenannte Eisnersche Fälschung" ging, nämlich um die nicht vollständige Herausgabe des v, Schönschen Dokuments vom 18. Juli 1914. Wie straffte sich damals Herr Cozmann in der Pose des sittlich entrüsteten Anflägers, wie glänzte er als geölter Ehrenmann! Der gedruckte Prozeßbericht( erschienen bei Knorr   u. Hirth, G. m. b. H., München  ) gibt eine unver­gängliche Illustration des Coßmannschen Charakters.

Zunächst läßt sich Herr Coßmann von dem Mitange­flagten Hauptschriftleiter Osterhuber seine absolute und allgemein anerkannte Zuverlässigkeit" bescheinigen. Der Beuge Oberregierungsrat Dr. v. Müller, Honorarprofeffor der Münchener   Universität, stimmt einen förmlichen Hymnus auf льріб

den Biedern an:

Ich komme durch meinen Beruf mit vielen Menschen aus wohl allen Kreisen des Voltes zusammen, darunter mit vielen, die ich für mahrheitsliebend halte und deswegen ehre und achte; aber ich möchte mit vollem Bewußtsein sagen, es ist keiner darunter, der von einer so bedingten, wenn man will, rüdsichts­losen Wahrheitsliebe erfüllt ist, wie Profeffor Coßmann."

Coßmann selber, dessen Dolchstoß"-Hefte das Muster­beispiel eines unwissenschaftlichen Sammelsuriums von Klatsch und Tratsch darstellen, erklärt hochnäfig, Fechenbach scheine keine Vorstellung von wissenschaftlicher Methodik zu haben". Am Schlusse der Verhandlung tut Coßmann noch einmal seine strengen Auffassungen über literarische Fälschung kund. Er jagt: Ganz laienhaft habe ich die Anschauung, daß, wenn jemand einen Mietvertrag auch nur abschreibt, der die Miete eines Stodwerkes betrifft, und er schreibt darüber, der Mietvertrag betrifft die Miete eines ganzen Hauses, und er läßt hierbei alle Stellen fort, die erkennen lassen, daß es sich um die Miete eines Stockwertes han­delt, so habe ich die Anschauung, daß der Mann sich einer Fälschung schuldig macht."

Wie muß nach diesem selbstaufgestellten Maßstab Professor Coßmann seine Borwärts" Fälschung, seine Haenisch­Fälschung, seine Gampig- Fälschung verurteilen! Selten hat ein Mensch im voraus eine so vernichtende Verdammung über sich selber ausgesprochen, wie Herr Coßmann im ersten Fechenbach- Prozeß.

Ludendorffs Treu und Glauben.

Mit Tintenstift durchstrichen.

Die Neuausgabe der Amtlichen Urkunden zur Vor­geschichte des Waffenstillstandes 1918"( Verlagsgesellschaft für Bolitik und Geschichte) bietet nicht nur durch die 41 neu auf genommenen Dokumente dem Historiker viel Interessantes, son­dern wirst auch durch eine Anzahl sachkundiger Anmerkungen auf bereits bekannte Urkunden neue Schlaglichter. Ein kleines Charakteristikum soll heute hervorgehoben werden:

In der großen Kriegsratssigung nom 17. Oftober 1918 ( Urkunde Nr. 57) iſt auch von der Räumung der Ukraine   die Rede gewesen. Staatssekretär Solf hob hervor, daß es nach Zurückziehung der deutschen   Truppen wahrscheinlich zu großen Mezeleien durch die Bolschewisten fommen würde.

Die Kastanie.

Von Hans Wesemann  .

Auf dem Hinterhofe der Fabrik steht ein Kastanienbaum. Zischend und klirrend fahren auf der nahen Stadtbahn die Züge vor= über und speien ihren Rauch auf sein Kleid. Kein Bruder grüßt ihn, über und speien ihren Rauch auf sein Kleid. Kein Bruder grüßt ihn, er ist allein in Mauern und Wänden und das ewige Rüttern der Maschinen zittert durch alle seine Wurzeln bis an fein grünes Herz. Aber immer hebt er sein Haupt zur Sonne empor, und manchmal, ganz in der Frühe, kommt ein kleiner Bogel und piept ein schüch­ternes Lied in seinen Zweigen, bis ihn der Lärm des Tages ver: scheucht.

Aus den schmutzverwehten Fenstern der Fabrik sehen die Ar­beiter nach ihm her. Ein Gruß ist er ihnen, ein Versprechen- ein Erinnern an ein fernes traumhaftes Glück in Sonne und weitem Feld.

" Grade so' ne Kastanie hatten wir früher zu Hause, da bin ich als Junge immer reingeklettert" sagt der Grautopf zu seinem Rachbarn.

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Der aber erzählt dann von seiner Laube und lädt den Alten zum Sommerfest ein. Ueber ihnen im zweiten Stock fizzen die kleinen Fabrikmädchen an den Tischen und fortieren Schrauben und Nägel. Sie sind jung

und können noch lachen.

Und wenn sie sehen, wie der Baum ihnen einen Gruß hinein wirft, dann denken sie an den Sonntag mit einer Fahrt ins Grüne in hellen Kleidern, an Tanz und Fröhlichkeit. Und wippen mit den Füßen unter dem Tisch, bis der Meister erscheint und sie alle wieder Die Köpfe tiefer über die Arbeit beugen. Aber ein Lächeln liegt noch auf ihren Lippen. Sonntag tanzen wir.

Unten im Kontor sagt der Fabrikant zu seinem Buchhalter: Lassen Sie den Baum abschlagen, er nimmt uns alles Licht weg."

Junge Franzosen und junge Hebräer. Die Gemüter in Frankreich   und Deutschland   sind in den letzten anderthalb Jahren merklich ruhiger geworden, obwohl die Natio­nalisten in beiden Ländern noch großmäulig genug frafeelen. Es lichtet sich mancherlei auf beiden Seiten, und da war es notwendig, daß die Belk sbühne wieder einmal die jungen Franzosen ehren wollte, ehren gegen die Borniertheit des Deutschen Theaterdirektoren­vereins, der die geborenen Franzosen verbot, jedoch allerhand inter­nationalen Schund nach Pariser Marte aus Nitodemien und anderen Kitschgebieten bezog.

Dr. Grautoff hat Barbusse und Bildrac, Ber­haeren, Rimbaud   und Jammes geehrt, indem er sie vor den Andächtigen der Boltsbühne erläuterte. Grautoff neigt dazu, die flaffische Erziehung, das künstlerische Bollendungsziel und die mora lische Friedlichkeit, in der all diefe lieben Leute reden, als besonderes

Ludendorffs Antwort darauf lautet nach der Drudausgabe des Protokolls:

,, Auch das müssen wir in Kauf nehmen. Ist die Räumung nötig oder nicht für Deutschland  ? Wenn ja, muß sie gemacht werden trog aller schauderhaften Folgen."

Aus einer Anmerkung der Neuausgabe erfahren wir nun, daß sich in der Reichskanzlei eine Abschrift des Proto tolls befindet, in der die Ausführungen des Generals Luden­dorff folgendermaßen wiedergegeben sind:

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Auch das müssen wir in Kauf nehmen, selbst wenn es gegen Treu und Glauben geht, wenn es für das Heil des deutschen   Bater­landes nötig wäre. Ist die Räumung usw. usw."

Glauben geht, wenn es für das heil des Baterlandes Die Worte selbst wenn es gegen Treu und 61 62 nötig wäre", sind in der Abschrift mit Tintenstift durch ft richen. trich e n. Sein Cric ndorff hat sein gewohntes Schwein: Gei Ludendorff hat sein gewohntes Schwein: Sein Erscheinen am Brandenburger Tor   verwandelte sich nachträglich in einen harmlofen Spaziergang, in München   wurde er ganz nichts­führungen gegen Treu und Glauben durchstreicht eine un­ahnend in die Verschwörung hineingezogen, und seine Aus­bekannte Hand mit Tintenstift!

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E. K

Lindströms Sieg in Siegen.

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r.

11.

Herr, mach uns freind

Präsentiermarsch vor Rupprecht.

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München, 15. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Enthüllung des Mahnmals für die entrissenen deutschen   Gebiete, veranstaltet vom Bund Bayern   und Reich", verlief ganz im Rahmen des vor­gesehenen Programms. Den Auftakt bildete am Sonnabendabend cine Festvorstellung im Prinzregenten Theater Die Herrmanns­schlacht", an der auch der ehemalige Kronprinz Rupprecht, der mit drei hochrufen empfangen wurde, feilnahm. An der eigentlichen Feier am Sonntagvormittag beteiligten fich die Prinzen Ludwig Ferdinand   und Adalbert, Ministerpräsident enge Beziehungen zu dem Bunde Bayern   und Reich" verknüpfen. Knilling, Minister Schmeyer und Herr v. Kahr  , den ja besonders Die Reichswehr   war durch ihren bayerischen Kommandeur Kreß von Kressenstein  

vertreten sowie durch eine Kompagnie mit den Fahnen und Standarten der alten Armee. Rupprecht, der die Marshalls uniform angelegt hatte, wurde mit dem Präsentiermarsch empfangen. Die Feftrede hielt Pro­fessor Herold, der zur Treue und Einigkeit mahnte und sich insbeson­Enthüllung des Mahndenkmals in der Feldherrnhalle   nahm dere gegen das Aufflackern eines neuen Kulturkampfes wandte. Die Rupprecht vor, wobei er einige furze Worte über die Leiden des deutschen   Volkes sprach, das unverdient von diesem schweren Un­Herr, mag uns frei!" Die Tafel ſelbſt iſt beſeſtigt mit glück betroffen worden sei. Die Inschrift der Tafel trägt den Titel: 10 großen Bronzenägeln, die im einzelnen die deutschen   entrissenen Elsaß- Lothringen  , Deutschböhmen und Südtirol  . An diesen Nägeln Gebiete darstellen sollen, darunter auch die ehemaligen Reichslande würden Kränze angebracht, die jedes Jahr erneuert werden sollen. Im Namen der entrissenen Gebiete dankte der deutschnationale Bro­feffor Martin Spahn  . Zu besenderen monarchistischen Kund­gebungen ist es nicht gekommen. Auch war die Teilnahme trotz der eingelegten Extrazüge nicht start- es waren ta um 2000 offi

Was will der Notbann"?

Siegen, 16. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Der deutsche  Tag" in Siegen war von den Hakenkreuzverbänden mit einem un­geheuren, geradezu höfischen Gepräge vorbereitet worden. Das ge­jamte Bahnhofsgelände war zum Empfang der Großen mit Gir­landen geschmückt sehr merkwürdig für eine Bahnhofsverwaltung der Republik  . Die deutsche Friedensgesellschaft machte jedoch einen Strich durch die Rechnung, fie sezte am Vorabend. des deutschen Tages" eine Versammlung im größten Saale der Stadt an und fand die freudige Unterstützung der republikanischen Bar- zielle Festteilnehmer. teien und Gewerkschaften. Tausende von Republikanern füllten den Riesensaal der Bürgergesellschaft. Die Farben fchwarzrotgold" schmückten den Raum. Gen. H. Vier bücher- Berlin hielt das Referat über das Thema das Haken- München  , 16. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Kommu freuz ist Deutschlands   Untergang". Der Redner, wurde mit stürministische Frattion des Landtages hat eine furze Anfrage ein schem Beifall begrüßt. Er ging rücksichtslos mit den Schädlingen gebracht, in der die Staatsregierung um sofortige Auskunft über der Republik   ins Gericht. Alle Störungsversuche brachen unter dem folgende Fragen ersucht wird: all Willen der Versammelten elend zusammen. Die Ausführungen wur: 1. Ist der Staatsregierung bekannt, daß zurzeit in München   von den ständig unterbrochen von begeisterten Ovationen für die Repu- amtlichen und nichtamtlichen Stellen eine Menge militäris blik und die Verständigung. Ein früheres Mitglied einer ausgebildeter Leute unter der Benennung Not­völkischen Organisation, das im Ruhrkampf mit aktiv bann" organisiert, zusammengefaßt, zum Teil eingekleidet und in tätig gewesen war, legte das Bekenntnis ab, daß er sich von dem verschiedenen Gebäuden, Kasernen usw. untergebracht wird? Betrug einer iregeleiteten Bewegung ab menden   müsse. Land. tagsabg. Fries- Siegen förderte zum Eintritt in das Reich- banner schwarzrofgold" auf. Die eindrucksvolle Kund­gebung schloß unter stürmischen Hochrufen auf die Republik  .

Die Völkischen haben damit eine Niederlage erlitten, die sie selbst nicht geglaubt hatten. Sie haben ihren Luden­dorff gestern Morgen mit sehr gemischten Gefühlen am Bahnhof abgeholt. 3irfà hundert uniformierte schrieen heil". Diensttuende Arbeiter und Beamten grüßten ihn noch nicht einmal, obgleich die Herren Amt sporstände im Bratenrod erschienen waren. Man sah einige Offiziere in voller Uniform herumlaufen, teilweise begafft und veriocht von den Neugierigen. Vor dem Hauptquartier Gr. Gyellenz" in der Villa des Fürsten von Wellersberg hatte sich eine Boltsmenge" von vielleicht 100 Personen, meistens Kindern, eingefunden, die gegen gute Ertragaben das Deutschlandlied grölten. Die Stadt, ſtand noch weiter unter dem Zeichen der republitanischen Rundgebung. Der kommende große, republikanische Tag dürfte eine andere Feststimung herporujen als der Deutsche Tag" in Siegen. Ein zweites Mal wird der große Lindström nicht mehr nach Siegen kommen!

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2. Ist der Staatsregierung befannt, zu welchem 3 mede diese Leute eingestellt werden und hat sie Kenntnis, wer das Geld hierfür zur Verfügung stellt?

München  , 16. Juni.  ( Tul.) Die geftrige Ausgabe der Belt am Sonntag" in München   wurde von der Polizeidirektion wegen über den Notbann beschlagnahmt.(!) Die Polizeibehörde er= Beröffentlichung einer Anfrage der fommunistischen Landtagsfraktion blidt in dieser Anfrage einen Landesverrat.

Ruhige Börse.

Die Börse eröffnete heute wieder in ausgesprochen fester 5 11 tung man ist sich jedoch in den beteiligten Kreisen darüber klar, daß es sich hierbei um eine Nachwirkung der in der Vorwoche zwischen den Berliner   Banten gepflogenen Berhandlungen und demgemäß einen Rückzug der Baissespetulation handelt, daz aber mit einer dauernden Aufwärtsbewegung vorläufig faum zu rechnen ist. Die Dedungskäufe gaben dem Geschäft besonders am Petroleummarfte ein sehr lebhaftes Gepräge. Es notierten Deutsche

Petroleum mit 9% und Deutsche   Erdöl mit 33 bis 33%.

Die Geldmarktlage hat sich unter dem Eindruck der Mit­weis noch mehr erleichtert. Es zeigt sich auch hierin eine Rück­wirtung der ausländischen Darlehen an die Gold­diskontbank. Am Devisenmarkt ist die Lage unverändert.i

Butschistenverfolgung in England. Die Polizei ist am gestrigen Sonnabendvormittag in einen Versammlungsraumteilungen der Reiche bank zum vorgestern veröffentlichten Wochenaus­eingedrungen, in dem man irische Republikaner vermutete. Fünf Verhaftungen wurden vorgenommen, wobei auch Munition und Explosivstoffe beschlagnahmt wurden.

französisches Poetenschicksal anzusehen. Nun, das stimmt nicht ganz, doch ist es schön, den deutschen   Betrachter bei solcher harmonisierenden Stimmung zu treffen. Grautoff, Romain Rollands Anwalt in Deutschland  , freut sich des idyllischen Hanges all diefer jungen Fran­30sen, und sein nachdichtender Mithelfer Paul Zech  , der Bildracs Skizze Der Heimatíose" auf die Volksbühne dieſem langatmigen Einafter den Atem etwas zu verfürzen. Bildrac brachte, schweigt in ähnlichem Gefühl. Darum scheute sich Zech, gibt sich als Lyriker und auch als Dramotifer seit Jahren einer beträchtlichen Naivität hin. Es ist aber nicht die Schlichtheit des Naturmenschen, der nur in seiner warmen Bewunderung des kleinen Alltags hinlebt, sondern der energische Wille des überkultivierten Mannes, der hier zum Einfachen treibt. Bildrac sucht die winzigen Züge der Kleinbürger, er läßt sich gern vom Philistertum über­fchwemmen, er gefällt sich darin, jede Bosheit und jede Güte des Kleinbürgers mit gleichem Wohlwollen aufzuzeichnen. Bildrac ver­engert mit Absicht den Horizont, der um ihn leuchtet. Die Lösung eines Problems wird nicht gegeben. Der Heimatlofe, der vom alten Europa   auswandert, um asiatische Freuden zu suchen, experimentiert mit seinem Dasein, ohne daß er sich nach Zwecken oder Zielen aus. fragt. Vildrac will sehr gerecht sein, indem er seinem Pilger weder recht noch unrecht gibt. Die Moral dieser kleinen, langsam hins friechenden Komödie wäre zu loben, wenn auch die dramatische Form sich gefällig rundere. Aber das Behagen des Erzählers Bildrac und sein Wunsch, dem Philister freundlich zuzulächeln, sind so groß, daß er gar nicht merkt, wie fein guter Wille dem Theater gefährlich wird. Die Voltsbühne spielte nun gerade dieses Stücleir, auch mit großem Behagen, auch im langsamen, die Dinge vorsichtig abtastenden Schritte. Dadurch gewannen die Zuschauer den Eindruck, daß die Bühne der jungen Franzosen nur eine Stätte zum Abhandeln novellistischer Fragen geworden sei.

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und leberkultur. Die palästinensischen Schauspieler, Berwandmte jener zionistischen   Auswanderer, die mit den modernsten Maschinen um den Ertrag der alten Bibelerde ringen, bringen auch die modernste Maschine auf das Theater. Es scheint aber ein Unterschied zu bestehen zwischen den Rechten des Volkswirtes und des geistigen und des fünstlerischen Volksführers. Zu bewundern ist die Energie, mit von dem kezerischen und befehrien Heidenkönig bewegte auch die der Herr Gnefjin feine Schauspieler leitet. Die hebräische Legende Zuschauer wie ein Paſſionsspiel.

Mar Hochdorf.

Goldgrabungen im Harz. Bor einigen Jahren schon sind im Harz, vor allem in der Gegend von Thale  , Gold. und Platinporfommen entdeckt worden. Wie die Magdeburg t Beitung" berichtet, ist man diefen Borfommon neuerdings nach gegangen, und es steht tatfädlich zu erwarten, daß sich im Harz eue große Goldquellen erschließen werden. Wegen der Lockerheit der Substanzen und der geringen Höhe des Deckgebirges ist die Möglichkeit eines Tagebaues naheliegend. Die Analysen haben im Durchschnitt 6 Gramm Gold und 4 Gramm Blatin pro Tonne er geben, au besonders guten Stellen bis 25 Gramm Gold wid 15 Gramin Blatin. Es handelt sich nach den eingeholten Gutachten um ein durchaus abbauwürdiges Vorkommen. Geologe äußerte fich: Ich befone in aller Form, daß ich das Vor­kommen des Edelmetalls im Harz unbedingt für wert eradhte, in russichtsreicher Weise auszubeuten. Bemerkenswert ist, daß tri geologische Formationent, Aluvium, Viluvium und Tertiär, die hier übereinander, gelagert sind, von den Edelmetallösungen durchtränkt sind. Nach Schätzung von Sachverständigen soll die obere Schicht allein 600 000 Zonnen ausmachen. In Anbetracht der Goldknappheit stellt also das Vorkommen einen enormen Wert dar.

Ein bedeutender

Nach dem Todesstrahl die Todesratete". Wie aus London  gemeltet wird, hat man in England Versuche mit einer mit Flügeln versehenen Brandrakete gemacht, die einen Regen von geschmolzenem Metall über ein Gelände von 8 bis 15 Kilometer im Umfreis vcr­treut Die Versuche wurden bei dem Dorfe North Ferriby in der Grafschaft Vorf ausgeführt. Der Erfinder Ernest Welch erklärt, daß das Plaheit der Rafeie jedes Flugzeug vernichte und daß die Geschosse jogar Stahl und Asbest durchschlagen. Die Versuche wurden auf offenem Felde ausgeführt. Man verwendete winzige Raketen, da die Anwendung der großen Apparate die ganz: Ortschaft ver nichtet hätte. Tur wenigen Personen wurde der Zutritt gestattet. Die fleinen Nafetén verbreiteten einen Feuerrgen geschmolzenen Metalls über Las gelb, der eine Borstellung von der fürchterlichen Wirfung zu geben vermochte. Weitere Versuche in größerem Stil fellen in der nächsten Woche in Anwesenheit von Regierungsver­Wie versichert wird, intereffieren" fich tretern gemacht werten. die Regierungen von England, Frankreich   und Amerita für die Erfindung, und die Bereinigten Staaten haben bereits ein Erwerbsanerbieten an den Erfinder gerichtet.

Am gleichen Abend spielte eine Schauspielergesellschaft, die sich das" Palästina Theater" nennt, in neuhebräischer Sprache die bibliche Legende Belsazar". Junge Hebräer zogen in die Comedia Valetti ein. Die Sprache, die sie redeteten, legt fich schwer auf die Muskeln und jedes Glied des Schauspielers. Auch das Neuhebräische verlor dejt majestätischen Charakter der Bibelsprache nicht. Es scheint, daß die subtilen Regungen des Menschen, das Lachen und Weinen in diefer Sprache taum erweckt werden können. Jede Regung wächst ins Erhabene, man erinnert sich, daß König Salomon selbst dort, wo er im hohen Liede zu der geliebten Freun din spricht, hohepriesterliche Klänge erfindet. Das Stück der neu­hebräischen Komödionten ist dem Geifte nach sehr volkstümlich, dem Worte noch fehr gelünſtelt. Belſazar, jener König von Babel, der sich gegen den jüdischen Get perfündigte und darum in Schmach endete, fein ganzer Hof, der Zauberer, die Priesterinnen und Mundschenken drücken sich in großartig geschwollener Phrafe aus. Der Gründer und Regisseur dieser Bühne, Herr Gnefsin, hat sich an dem modernsten Stile des Theaters belehrt. Mit verfeinerten Farben, mit phantastischen Urfarben, mit behutsam ausgewählen Lichtmitteln arbeitet er, um seine Bühne bildlich und merkwürdig zu machen. Die Aunenweit: bie er fchofft, ist beträchtlich. Man bedente aber: Die Arania veranstaltet für den Lichtbildervortrag: Bon der Zuq. daß er diesen raffinierten Aufwand treibt, um ein ganz primitives ipfe zum Basmann" volkstümliche Vorführungen zum Eintritts. Boltsstück zu spielen. Es mischen sich da hundert Elemente, Kulturpreis bön 50 Pfg. am 17. 19. 21. 22. Juni 8 Uhr.