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Nr. 279 41. Jahrgang

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Beilage des Vorwärts

Montag, 16. Juni 1924

Sozialdemokratischer Frauentag.

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Am geftrigen Sonntagvormittag trat, wieder im Plenarsaal des preußischen Landtags zu Berlin , die Frauenkonferenz der deutschen Sozialdemokratie zusammen. Die rund 200 Delegiertinnen besetzten die untersten Bankrcihen, der übrige Gaal ist von den Zuhörerinnen gefüllt. Ausländische Genossinnen, mehrere Mitglieder des Parteivorstandes und Bertreter sonstiger Parteiinjti­tutionen wohnen der Tagung bei.

Marie Juchacz vom Parteivorstand eröffnet die Sigung um 11 Uhr mit dem Hinweis darauf, daß auch die sozialdemokratischen Frauen für die Verwirklichung des Sozialismus arbeiten, der die freie Entwicklung der Persönlichkeit ermöglichen wird.

Arthur Crispien begrüßt die Konferenz im Namen des Partei: vorstandes. Die Konferenz soll die Aktions- und Anziehungskraft der Partei stärken. Jede Gefährdung der Existenz, jede Einschränkung der Lebenshaltung wirft zuerst und mit voller Wucht auf die pro= letarischen Frauen. Aber der Haß, der in ihnen entsteht, darf nicht zu nußlosen Attionen führen, sondern muß in vernünftige orgus nifierte Arbeit für die Befreiung der Menschheit umgesetzt werden. Die Arbeit für die sozialistische Gesellschaft wird in ihr kaum nur die gemeinsame Arbeit der Männer und Frauen sein. Für die Aktions fraft der Partei hat der soeben beende Parteitag gute Arbeit ge= leistet, durch die einstimmige Festlegung der nächsten Aufgabe, näm­lich der Verwirklichung des Sachverständigen gut­achtens und der sozialen Verteilung der Lasten dar­cus. Im Sinne unferer großen Aufgabe der Erfämpfung des So­zialismus wünsche ich Ihrer Konferenz den besten Erfolg!( Lebh.

Beifall.)

Minna Todenhagen begrüßt die Konferenz im Namen der Ber­ liner Genoffinnen. Sie weist auf die früheren Verfolgungen hin, auf das erst durch die Revolution beseitigte alte preußische Bers einsgefey, das den Frauen selbst die Mitgliedschaft in politischen Vereinen verbot.

Erst die Revolution hat den Frauen das Wahlrecht und das gleiche politische Recht überhaupt gegeben.

Die Rednerin gibt einen Ueberblick über die sozialistische Frauen­bewegung in Berlin , deren Entwicklung fie ausführlich schildert.

Schon 1891 hat das sozialdemokratische Parteistalut den Frauen das Recht der Mitgliedschaft gegeben. Die Rednerin bespricht auch die politische Entwicklung der letzten Jahre und schließt mit dem Be­fenntnis zur Standhaftigkeit und Treue für die Partei der arbeiten­den Menschheit.

gibt einen Abriß der sozialistischen Frauenbewegung in Groß­gibt einen Abriß der sozialistischen Frauenbewegung in Groß britannien, deren solidarische Grüße sie übermittelt.( Lebl). Beifall.) Adelheid Popp - Wien ( lebhaft begrüßt): Mit Rührung und Er­griffenheit erfüllt mich der Vergleich der heutigen Zeit mit den Ber­folgungen noch bis zum Krieg. Mit ängstlicher Sorge Derbargen die Genoffinnen mein Ausländertum vor der Polizei, wenn ich in Deutschland Versammlungen abhielt. Heute tagt ihr im Par­lamentsgebäude! All die Berfolgungen haben uns nur die Be geisterung und den Opfermut gebracht, die eine solche Be­

wegung braucht. In Wien haben wir über 80 000 politisch) organ fierte Genoffinnen und so ist es im ganzen Staat.( Lebh. Beifall.) Das ständige Wachstum setzte besonders fräftig ein nach der Wahl­einbuße von 1920. Wir wollen in Zukunft in derselben Innigkeit

mit euch zufammenarbeiten wie bisher.( Stürmischer anhaltender Beifall.)

Unter anhaltendem Beifall begrüßt die Vorsitzende die greife Ge­noffin Ottilie Bader, die der Konferenz beiwohnt.

Die dänische Unterrichtsministerin Genoffin Nina Bang ent schuldigt ihr Fernbleiben mit der Ueberfülle ihrer Arbeit, z. B. bei der Ueberwachung der Aemterbesegumg. Sie wünscht der Konferenz besten Erfolg, ebenso Genoffin Bels Belgien.( Beifall.)

Das Andenken der verstorbenen Kämpferinnen, por allem Luise Zieg und Martha Demmning- Berlin , deren Marie Juchacz in warmen Worten gedenkt, wird durch Erheben von den Sißen geehrt.stham

Nach Konstituierung der Konferenz zu Borsitzenden werden cinstimmig gewählt die Genoffinnen Juchacz , Nemiz und Ryned-­wird Tages- und Geschäftsordnung genehmigten mate e In ihrem Referat über

die Frau und die Wahlen führte Genoffin Juchacz dann aus: Wir müssen alle Kräfte, auch die Der Frauen, zufammenfassen zum Kampf um die Republik . Der Partei muß zulauf, fommen aus der großen Masse der Frauen, menn der Erfolg beschieden fein foll. Unzulänglich ist die Mitwirkung der Frauen, eine Folge ihrer falschen Erziehung. Bedauerlich ist, ist, daß Bebels Buch troz feines ungeheuren Erfolges noch nicht so gewirft hat, daß Das Frauenwahlrecht fein anderes Frauengeschlecht vor, gefunden hat. Aber die Politisierung der Frauen fann nur ge schehen durch das Recht des aktiven und passiven Frauenwahlrechts. Geit 16 Jahren haben die Frauen das Recht der politischen Betätigung in Bersammlungen. In Zukunft wollen wir für eine ft är fere Bertretung der Frauen im Reichstag forgen. Psychologisch merkwürdig ist, daß ausgerechnet die Deutschnationalen bei der Wahl the Eympathie der Frauen haben. Die Völkischen allerdings und die Sommunisten haben mehr Männer angezogen. Die Frauen der Mitte haben es diesmal mit den Deutschnationalen versucht". Es find Frauen von Beamten, des Mittelstandes, Haus- und sonstige Angestellte, Frauen der Fabrik und des Bureaus, die ihrer Klassentage nach zur Sozialdemokratie gehören, die den Deutschnationalen und in Bayern den Bälkischen ihre Stimmen gegeben haben, meil fie sich ihrer Klaffenlage noch nicht bewußt

nofsinnen selbst, über ihre Arbeitsmethode, über das geistige Leben unter der Frauen, sind unentbehrlich und werden immer gern ge­lesen. Politische Aufklärung muß überall geleistet werden von uns, auch und gerade beim Bäder und Fleischer.( Lebh. Zustimmung.) Nach der Mittagspause beginnt

die Aussprache.

leber 40 Redner und Rednerinnen find zum Wort gemeldet. Bus nächst werden organisatorische Fragen ausgetauscht. Frau Kurfürft- Kiel sagt u. a.: Es haben viele Frauen für die Rechte gestimmt, weil sie nur fühlen, daß es ökonomisch früher besser war als jetzt, weil sie aber der Ursachen nicht inne werden. Da müssen wir noch viel mehr als bisher für Aufklärung for­gen; Material und Mittel dazu müssen wir haben.

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Frau Zabel- Hamburg : Material bringt die Presse genug, vor allem über Parlamente, Gemeindevertretung usw. Unsere Ab geordneten sollten nur Rechenschaftsbericht abhalten. Ein Feldzug gegen den§ 218 mehr Versammlungen mit RSGB.( Fruchtabtreibung) muß eingeleitet werden. Berücksichtigung der Frauen bei der Kandidatenaufstellung. Elf Frau Ziegler- Württemberg begründet einen Antrag auf beffere Bahl der Genoffinnen. Das ist weder demokratisch noch sozialistisch. Frauen in der Reichstagsfraktion das entspricht lange nicht der - In Württemberg hat man nicht einmal den vorgeschriebenen Landes­parteitag zur Kandidatenaufstellung einberufen. Mich hat man an die vierte Stelle gesetzt. Wir sollten die Forderung Bebels nach Selbständigkeit der Frau bei uns selbst ausführen. In der Schwä­bischen Tagwacht" wird uns kein Raum gewährt. ❘tionsmethoden wieder anwenden. Sobald wir nach Verwirklichung Frau Christmann- Barmen: Wir müssen unsere früheren Agita­des Sachverständigengutachtens stabile Verhältnisse bekommen, wird es mit unserer Bewegung nieder vorwärtsgehen.

Fri. Todenhagen bemerkt zu einem Antrag Mathilde Wurm und Gen. auf Ersetzung des bürgerlichen Familienblattes Frauenwelt" durch ein sozialistisches Kampfblatt nach Art der Gleichheit", daß die Frauenwelt" zwar ihr( der Rednerin) persönlich nichts biete, aber zur Gewinnung der Indifferenten sei die ganz gut; nur komme sie

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an die Indifferenten noch nicht genug heran.

Ein Antrag zur Beamtenfrage.

Frau Hörreth- Menge( München ) befürwortet folgenden An­thit trag Wachenheim :

mahlen find laufend genau zu verfolgen, unserer politischen Tätig= feit zugrunde zu legen. Die Partei muß ihre Politik viel mehr fo Elternbeiratswahlen, die Schiebsausschuswahlen find laufend genau zu verfolgen, unferer politischen Tätig­feit unserer Reichstagsfraktion berichten.

Frauenwelt" dar. Als er gegenüber einigen Kritifen an der 296 Dr. Lohmann legt die Redaktionsgrundsähe der Modebeilage betont, daß die Parteimitglieder doch nicht über der Mode stehen und z. B. Tony Sender zeige, daß man eine tüchtige Klassentämpferin und doch auch geschmackvoll nach der Mode angezogen sein könne, ruft Frau Ziegler wiederholt und sehr erregt, das sei, unerhört", was mit lebhafter Seiterfeit aufgenommen wird. Der Redner widerlegt dann die Kritik an der Frauenwelt", die weder bürgerliche Vorbilder nachahme noch unfünstlerisch sei. Gerade viele Proletarier wollen in ihren Feierstunden feine Glendsbilder sehen Dia systematische, sozialistische Beein wird mit einem Erfoig geübt, den zahlreiche Briese und Bestellungen fluffung der Leser, wenn auch vielleicht in homöopathischen Dofen, beweisen.( Beifall.) and sen

unverminderten Aufmerksamkeit der Konferenz ihre Gedanken über Einige Rednerinnen entwickeln in eindringlicher Weite unter der die Leistung und Ausdehnung der agitatorischen und fürsorgerischen Tätigkeit.

Ein Antrag fordert, daß der Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt nicht mehr mit der Nothilfe zu­sammenarbeite. Frau Kirschmann- Röhl( Köln ) als letzte Diskussionsrednerin schildert die besonderen Schwierigkeiten der sozialistischen Frauenbewegung im besetzten

Gebiet

und wendet sich entschieden gegen ein Hineinzerren der Genoffinnen Bartei nicht erfaßt haben. in die inneren Parteidiskussionen, bevor sie die Gedankenwelt der Partei nicht erfaßt haben.

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Die Mandatsprüfungsfommission berichtet, daß 114 Delegierte anwesend sind, alle Mandate werden anerkannt.

Frau Juchacz fagt im Schlußwort, daß das Zusammenarbeiten der Arbeiterwohfahrt" mit der Nothilfe sich an manchen Orten bewährt habe; man möge die Frage örtlich entscheiden. In einer Anzahl Frauenbeilagen der Parteipreffe stand in der Wahlzeit nichts von der Wahl. Die Genoffinnen müssen sich um die Partei­preffe fümmern, dann werden sie auch den nötigen Einfluß erlangen. Früher haben die Frauenfonferenzen stundenlang die Gleichheit" fritisiert, jetzt lobe man fie auf Kosten der Frauen= welt". Süben wir uns vor Uebertreibungen, und wenn wir Kritik an der Partei oder ihren Einrichtungen üben, so sei sie wohiwollend und gütig!( Lebh. Zustimmung.) Arbeiten wir mit aller Kraft, dann überwinden wir die inneren Hemmungen und sind reif zur selbständigen Tätigkeit. Genoffin Ziegler steht selbst schon zu hoch über den Dingen, als daß sie einen recht feinen Scherz Lohmanns verübeln fönnte.( Heiterkeit.) Mit Hilfe der psychologischen Ein­fühlung der Männer werden wir Arbeit leisten, die für den Sozia Befühlung lismus brauchbar ist.( Lebh. Beifall.)

" Die fozialdemokratische Frauenkonferenz hält für selbstver ständlich, daß bei Aufhebung der Beamtenabbau- Berordnung die verfassungsmäßige Gleichberechtigung der weiblichen Beamten wiederhergestellt wird. Sie ersucht den Parteivorstand und die Reichstagsfraktion, die Bestrebungen, die Ausnahmebestimmungen gegen weibliche Beamte auch für die Zukunft aufrechtzuerhalten, als Bruch der Reichsverfassung zu brandmarken und ihnen auf das energischste entgegenzuwirken." & manis Ferner betont die Rednerin die ungeheure Bedeutung der Be. freiung der Schule von parteimäßigem Mißbrauch zur reaktionären

Bolksvergiftung und verdummumg.

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Frau Dr. Wegscheider- Berlin tritt für den Antrag Dresden auf scharfe Bekämpfung des Alkoholismus ein und fordert die Eltern auf, fich für die Schule zu intereffieren.

Frau Tünnel- Dresden: Leisten wir mehr für die Par tei, dann werden wir auch nicht mehr über Nichtberücksichtigung bei der Kandidatenaufstellung zu flagen haben. Unser Bezirk Ost­fachsen hat als einziger Parteibezirk zwei Genossinnen in den Reichs­ tag gewählt. Für Abtreibungsverbrechen hat Sachsen unter fozialdemokratischer Regierung eine Amnestie erlaffen. Die Leibeigenschaft der Frau gegenüber dem Staat muß beseitigt werden. ( Lebh. Beifall.)

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Frau Selbert- Cassel: Die Frauenwelt" ist eine starke Anleh­nung an die bürgerliche Sonntagspreffe, ist. fünstlerisch unbefriedi gend und zu wenig in feelische Momente vertieft. Die Frauen welt" follte sich zur zweiten Gleichheit" entwickeln. Die Redaktion müßte allerdings einer Genoffin übertragen werden.( 3uftimmung und Widerspruch.)

Ein Antrag, der unter Hinweis auf das bewährte parlamen tarische Zusammenarbeiten von Männern und Frauen bedauert, daß nicht mehr Frauen als Kandidaten aufgestellt wurden, beri weiter befagt, daß die Genosfimmen durch ihre Arbeit für die Partei fich den Anspruch erwerben sollen, daß die Genoffinnen

bei Kandidatenaufffellungen in Reich, Staat und Gemeinden sdnbesser berücksichtigt

Württemberg , der nur Beschwerde über die Kandidatenaufstellung werden, wird einstimmig angenommen. Damit ist der Antrag führt, ohne die Genoffinnen zur verstärkten Parteiarbeit aufzufor dern, erledigt.

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Dem Parteivorstand überwiesen wird ein Antrag auf An­Luise 3ies. Der Fraktion überwiesen wird ein Antrag, die bringung würdigen Grabschmuckes an der letzten Ruhestätte Aufhebung der§§ 218 bis 219 RStrGB. zu betreiben.

Der Antrag Bachenheim wird einstimmig angenommen, ebenso der Antrag Begfcheider auf Bekämpfung des Alkoholismus .

Frau Seifert- Birna: Frauenkonferenzen finden zwed­mäßiger vor dem Parteitage statt, weil ihre Anregungen sich dann im Parteitag auswirken fönnen. Bei der Beseitigung der SS 218 bis 220 ift befonders auf den Kampf gegen das Kurpfuschet tum zu achten. Die Frauenwelt" wird in Sachsen sehr- gern gelesen Wohlfahrtsarbeit wird in Eachfen nicht gemeinsam mit bürgerlichen Organisationen getrieben.( Beifall.) Frau Sachse- Altenburg: Wir müssen i 49 a mehr Frauen zur Wohlfahrtsarbeit und zur tommunalen Tätigkeit mg 5 heranziehen. Das ist die beste Schulung.

Frau Niverra- Thüringen: Nicht nur die Resultate der Reichs­tagswahlen, sondern auch die Betriebsrätewahlen, die Gitrenbeiratswahlen, die Schlichtungsausschuß­

erlebigt.

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Der Antrag gegen die Frauenwelt" erweist sich nicht als ein Antrag an diese Konferenz, fondern als Meinungsausbrud der Elberfelder Genoffinnen, er fommt also auf Anregung Tony Senders gar nicht zur Abstimmung. Damit ist die Tagesordnung and Bors. Frau Ryned schließt die Konferenz mit einer Würdigung ihrer Arbeiten, die gewiß auch Ottilie Baader , die greise Bor fämpferin, zufriedengestellt haben würden. Die dankt den Berliner Genoffinnen für Empfang, Gastfreundschaft und Unterstützung.

In den dreifachen Hochruf auf die internationale Sozialdemo fratie ftimmen alle Anwesenden stehend ein und fingen darauf die Internationale.

Schluß der Konferenz gegen 7 Uhr abends.

Die Politik des persönlichen Regiments

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Bernhard von Bülow , zurzeit in Jaffa , an das Auswärtige Amt. # 19 Jaffa , den 28. Oftober 1898. Odeffa telegraphisch weiterzugeben und von( bort) durch sicheren Das Folgende ift fofort in 3iffern an das Generalfonfulat Expreßboten nach Livadia an seine hohe Adresse en clair zu befördern.

Wilhelm II . und der Faschodakonflikt.75 Ende des Jahres 1898 spizten sich die englisch - französischen| Telegrammwechsel mit dem Kaiser, von Rußland über diese Beziehungen sehr ernsthaft zu. Die französische Expedition Situation wieder: M are chand, die im Frühjahr 1897 vom Ubangi her in der Richtung zum oberen Nil aufgebrochen war, hatte schon früh die Aufmerksamkeit der englischen Regierung, die mit großer Eifersucht die englische Befiz- und Einflußsphäre am oberen Nil wahrte, wachgerufen. Als nun Marechand am 10. Juni 1898 mit 8 Offizieren und 120 Senegalejen a scho da am Nil erreichte und besetzte, beschloß die englische Regierung, Ernst zu machen. Der französische Außenminister Delcassé suchte eine Verständigung mit England in bezug auf die Miffionen Marechands einzuleiten, die aber von Lord Salisbury fchroff mit der Erklärung zurückgewiesen wurde, daß England feine durch Eroberungen neu befestigten Befizansprüche auf den Sudan nicht diskutiert sehen wolle. Die Engländer ver­

find. Diese Frauen müssen wir psychologisch, seelisch zu verstehen fuchen. Die Frauen fühlen sich nicht hingezogen zu den extremen Barteien, aber gerade deshalb ist auch instinktmäßig bei der Sozial demokratie der Platz der Frau. Wir müssen uns psychologisch schuten, um unsere Geschlechtsgenoffinnen in ihrem Seelenleben zu verstehen. Wir müssen uns hineindenken fönnen in eine forgenzermürbte, über. müdete Grau und müſſen unsere Agitation abstellen auf diefe Frauen. Unsere Frauenwelt ist feine Nachfolgerin der aj choda Gleichheit"; fie soll es nicht fein. 65 000 Auflage in furzer Zeit erreicht zu haben, ist ein großer Erfolg und zeigt, daß wir auf dem rechten Weg sind. Wie der Baterländische Frauenverein, wie tür gerliche Frauenzeitschriften müssen auch wir Veranstaltungen für die Frauen arrangieren, um fie allmählich für uns zu ge­winnen. Durch ständige, stetige Arbeit müssen wir die indifferenten Frauen heronzuziehen suchen. Auch außerhalb der reinen Agitation müssen mir bei unserer Tätigkeit auf dem Gebiete der sozialen Für­forge bemüht sein, unsere Aufgabe in sozialistischem Geifte zu erlangten die Räumung Faschodas, während Delcaffe zunächst füllen, und wir Sürfen nicht zu bescheiden sein, sondern unfere Tätig. darauf bestand, daß Marechand in Fashoda bleiben solle. Der feit auch ins rechte Licht sehen. Jeder foll fid) in Partei und öffent Konflitt spitzte fich fo zu, daß eine friegerische Auseinander fichem Leben betätigen nach seiner Neigung; aber die Frauen find fegung über die weltpolitischen Interessen zwischen England dann auch verpflichtet, die übernommene Arbeit fo zu und Frankreich nahe bevorstand. leisten, daß fie im Sinne der Partei und für die Partei geleistet mird.

Die Referentin bespricht dan die wenigen Anträge aus den Dr. ganisationen und weist dabei auf die Frauenforrefpondenz Fin, die der Parteipreffe bereits zugeht, und auf das neugeschaffene Informationsblatt Die Genoffin", das mindestens ein. mal monatlich erscheint. Berichte aus der Bewegung, von den Ge

Die deutsche Politik verhielt sich abwartend. Der Kaiser bemühte sich, auf dem Wege über den 3aren auf die Parteien einzuwirken. Er war damals auf seiner Orientreise nach Kon­ftantinopel und Palästina. Wir geben in folgendem aus dem 14. Band der Diplomatischen Aften des Auswärtigen Amtes " ( Deutsche Verlagsgesellschaft für Politik und Geschichte) feinen

Bülow.

An Seine Raiserliche Majestät, den Kaiser aller Russen, Livadia .

Länder ihre Flotten mobilisieren. Paris scheint einen Staatsstreich Ich habe aus London und Paris Nachrichten erhalten, daß beide vorzubereiten. Für den Fall, daß ein Zusammenstoß zwischen den beiden Ländern erfolgen follte, würde Deine Stellung ihnen gegen. über für mich von größtem Werte sein. Wie siehst Du die Situation an? Willy.

"

Bülow.

Kaifer Nikolaus II . von Rußland , zurzeit in Civadia, an Kaiser Wilhelm II ., zurzeit in Jerufalem. ( Telegramm. Unfignierte Abschrift.)

Bom ruffischen Botschafter Grafen von der Often- Saden am 3. November im Auswärtigen Amt zur Beförderung an Kaiser Wilhelm II . übergeben.