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Ich habe feine Kenntnis..oon einem drohenden Konflikt zwischen Frankreich und England. Muraview. der gerade von Paris zurückgelehrt ist, berichtete, daß Delcoste ihm.im Gegenteil erzählt habe, daß er keinen Grund zu der Annahme habe, daß der Zwischen soll von Faschoda ein ernstes Mißverständnis zwischen Frankreich und England hervorrufen könnte Ich meine, man sollte in dieser Sache die Ereignisse abwarten, ehe man irgendeine Entscheidung trifft, um so mehr, als es immer mißlich ist, sich ungefragt in die Ge schäfte der anderen zu mischen."

Zur selben Zeit erhielt das deutsche Auswärtige Amt eine geheime Mitteilung über ein Gespräch mit M r. Chamber l a i n, in dem dieser von einer bevorstehenden Generalabrech nung zwischen Frankreich und England sprach. Am 5. November beschloß der franzosische Ministerrat, die Mission Marechand zurückzuberufen und gab damit der englischen Forderung nach. Am 11. November stilisierte der Kaiser ein neues Tele gramm an den Zaren, das sich auf die geheime Mitteilung über das Gespräch mit Mr. Chamberlain stützte: Der Staalssekrelär des Auswärtigen Amtes, Bernhard v. Bfiletn*. zurzeit in Baalbek (Syrien ), an das Auswärtige Amt. (Telegramm, Entzifferung.) Nr. 128. B a a l b e k, den 11. November 18SS. Ganz geheim. Das nachstehende ganz geheime Telegramm Seiner Majestät des Kaisers und Königs bitte ich durch den Kaiserlichen Geschäftsträger In Sl. Petersburg auf dem dortigen Ministerium des Aeußeren zur Weiterbeförderung an Seine Majestät von Rußland übergehen zu lassen: Mit bestem Dank für Dein Telegramm vom 8. beeile ich mich, es zu beantworten. Die Berichte, die mich gestern von England erreicht hoben, kündigen an. daß nicht nur die britische Flotte, sondern seit einigen Tagen auch die britischen Landstreitkräfte in der Stille kriegsbereit gemacht werden. Es heißt, daß die britische Kanalflotte irgendwo im Mittelmeer ist, eine Tatsache, die niemals zuvor vorge- kommen ist. Das läßt keinen Zweifel, daß Großbritannien einen plötzlichen Schlag vorbereitet: wie ich aus sicherer Quelle höre, wahr- scheinlich die Annexion von Aegypten und auch des gesamten. Bar-el Ghazal, das den Franzosen gehört. Der Rückzug der letzteren von Faschoda hat in keiner Weise die britischen Ansprüche befriedigt. Die Minister in London haben sich geäußert, daß England sich ohne Auf- sehen zum Kriege vorzubereiten gedenkt und wenn es bereit ist(wenn es nicht vorher gestört wird), plötzlich mit Frankreich die Rechnungen zu regeln" über den ganzen Erdboll mit einem Schlage. Es wurde hohnlöchelnd hinzugefügt, daß Rußland nicht helfen könne, da Frank- reich knapp mit Geld sei und deshalb unfähig Krieg zu führen: und twß im Winter Rußlands Flotte eingefroren wäre. Da die deutsch « Flotte nicht der Rede wert sei, würde Frankreich gänzlich auf ihre Gnade angewiesen sein. Ich bin überaus erstaunt, daß Graf Mura- view von oll diesen Dingen nichts gesehen und nichts gehört hat. Du wirst zugeben, daß die Situation außerordentlich gefährlich ist und durch den überaus unglücklichen und unzeitgemäßen Rückzug der Franzosen von Faschoda noch gefährlicher gemacht worden ist, der der britischen Gier und skrupellosen Anmaßung einen starken Anstoß gegeben hat. Ich denke im Traum nicht an eine Eirnnischung. After bei ich Sturm sich zusammenbrauen sehe, bin ich»«pflichtet, meine Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, und wünsche meine PÄitrt so weit als möglich mit der Deinigen in Einklang zu bringen für den Fall, daß sich Schwierigkeiten ergeben sollten. Willy." Bülo«. Die deutschen amtlichen Stellen erhoben Bedenken gegen die Absendung des Telegramms. Es wurde umstilisiert und dann schließlich doch abgesandt. Die folgenden Depeschen sind lehrreich für die Einmischung des Kaisers wie für die Stellung der amtlichen Stellen ihm gegenüber: Der Rechskaazler Fürst von Hohenlohe an den Staatssekretär de» Auswärtigen Amtes. Bernhard v. Bülow, zurzeit in Baalbet(Syrien ). (Telegramm, Entzifferung.) Nr. 164. Berlin , den 11. November 1898. Das Telegramm des Kaisers von Rußland ist nicht vom 8., sondern vom 3. d. Mts. Es ist nach Eurer Exzellenz Telegramm Nr. 119 höchstwahrscheinlich, daß dasselbe sich bereit» am 7. d. Mts. in Händen des russischen Generalkonsuls in Beirut befand und dann zurückgefordert worden ist, um durch hiesigen russischen Botschafter und hiesiges Auswärtiges Amt befördert zu werden. Soll unter diesen Umständen und bei der durch Lord Salisburys Rede injmifrfjen wenigstens vorläufig etwas beruhigter gewordenen Situation das allerhöchste Telegramm dennoch in dem übermittelten Wortlaut nach St. Petersburg weitergegeben werden? Hohenlohe . Der Stelloerlretende Staatssekretär de, AuswSrflge» Ami«,. Frei- Herr von Rtchthofen, an den Staai,sekre<är Bernhard von Lälow. zurzeil In Rhoda». (Telegramm. Konzept.) Nr. 1KS. Berlin , den 11. November 1898. Durch Wirklichen Legationsrat S le h m et zu entziffern.: Ew. pp. wollen verzeihen, wenn ich mein« lebhaftesten Bedenken gegen Ablassung des kaiserlichen Telegramms an Kaiser Nikolaus aus der Situation, soweit sie hier zu übersehen, hevau« Ausdruck zu geben mich für verpflichtet halte. Meines Erachtens ist es, zumal bei dem in dem Telegramm gegen Graf Murawiew enthaltenen Vorwurf nicht bloß wahrschein- lich, sondern geradezu sicher, daß der Inhalt des Telegramms von Graf Murawiew bei nächster ihm nützlich scheinenden Gelegenheit nach England hin mitgeteilt werden wird. Eine solche Mittel- lung würde die Folge haben, unser ganzes zurzeit freundschaftliches Verhältnis zu England in Frage zw stellen. Andererseits dürften auch Zweifel darüber möglich sein: ob das Telegramm bei Kaiser Nikolaus eine sehr viel verständnisvollere und freund- lichere Aufnahme finden würde als das erste, zumal der schnelle Rückzug srcmzösischerseits aus der Faschodastellung sicht­lich unter russischer Pression erfolgt ist. Zudem sind die tatsächlichen Angaben in dem Tele- gramm nicht alle absolut sichere: Einmal ist Graf Meiter- nichs Gewährsmann(der über das Gespräch mit Chamberlain be- richtet hatte) nur von einem, und zwar von dem anscheinend zur- zeit un'edegenen Teil des englischen Ministerium» inspiriert gewesen, l?drnn K' sich laut Auskunft des Oberkommandos der Marine das engli'che Kanalgeschwader, entsprechend älterer Segelorder/ wie alljährlich in dieser Jahreszeit gegenwärtig, und zwar fest dem 31. v. Mts., vor Gibraltar . Selbstverständlich vermag ich nicht zu beurteilen, ob etwa höhere, hier nicht zu übersehende Erwägungen die Absendung des Tele- gramms in fetziger Gestalt Ew. pp. geboten erscheinen lassen.

Der Staalssekrelär des Auswärtige« Amte». Bernhard von Bülo«, - zurzeit in Rhoda», an da» Auswärtig« Amt. Nr. 140. N h o d o z, den 13. November 1898... Ganz geheim.';:* Unter Bezugnahme auf Telegramm Nr. 184. Seine Majestät haben dem Telegramm an Seine Majestät den Kaiser von Nußland nunmehr die nachstehende Fassung zu geben geruht: Mit bestem Dank für Dein Telegramm vom Z., da» ich eben erhalten habe, beeile ich mich, es zu beantworten. Die Nachrichten, die mich gestern erreicht haben, meldeten, daß nicht nur die britische Flotte, sondern seit wenigen Togen auch die britischen Landstreitkräfte in der Stille auf den Krieg vorbereitet werden. Das läßt keinen Zweifel, daß der Rückzug von Faschoda in keiner Weise'den britischen Ansprüchen genügt hat. Die Minister in London sollen sich geäußert haben, daß der Rückzug von Faschoda sich ohne Aussehen zum Krieg« vorzubereiten gedenkt, und wenn es bereit ist, plötzlich mit Frankreich die Rechnungen zu regeln" über den ganzen Erdboll mit einem Schlage. Es wurde hohnlächelnd hinzugefügt, daß Rußland nicht helfen könne, da Frankreich knapp mit Geld sei und deshalb unfähig Krieg zu führen: und daß im Winter Rußlands Flott««ingefroren wäre. Da die deutsche Flotte nicht der Rede wert sei, würde Frankreich gänzlich auf ihre Gnade angewiesen sein. Du wirst zugeben, daß die Situation außerordentlich gefährlich ist. Ich denk« im Traum nicht an eine Einmischung, aber da ich Sturm zusammenbrechen sehe, bin ich oerpflichtet, meine Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und wünsche meine Politik so weit als möglich mit der Deinigen in Einklang zu bringen für den Fall, daß sich Schwierigkeiten ergeben sollten. Willy." Bülow. Der Stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amte» Freiherr von Richthofen an de» Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe . zurzeit in Grabows. (Telegramm.) Konzept von der Hand des Lortragenden Rat» Grafen oon Pourtales. Nr. 22. B e r l i n, den 14. Nooember 1898.'' Fürst Radolin, der im Anschluß an die von Ew. pp. ihm vor- gestern gemachten Mitteilungen die Kaisertelegramm-Angelegenheit oeben mit mir besprach, ist, wie er mir unter dem Anheimstellen der Meldung an Ew. pp. sagt«, der Ansicht, daß auch di« neu« Fassung des Telegramms den gewichtigsten Be« denken Anlaß gebe. Fürst Radolin ist nach feiner Kenntnis der Derhältnisie in Rußland ohne jeden Zweifel darüber, daß da, Telegramm sofort nach England werde mitgeteilt werden.. Wenn Seine Majestät ungeachtet des Wortlautes des Zarentelegramm, Wert darauf lege, daß dem Kaiser Nikolaus Aufklärungen im Sinne des Allerhöchsten Telegramms aus Baalbek gemacht«erden,, so empfehle sich jedenfalls nur der mündliche Weg. In erster Linie würde ihm hierfür der Wog durch Qsten-Sacken, ein zweiter derjenige durch Ischirschky angezeigt erschienen. Er selbst sei aber auch jederzeit bereit, sich aus seinem Urlaube heraus zu diesem Zwecke nach Lwadia zubegeben. Richthofen . Die letzte Fassung des Kaisertelegramms wurde am 14. Nooember noch Petersburg gesandt. Indessen hatte Dil- Helm ll. sich bereits am 9. November oon Damaskus aus in einem Brief« an den Zaren gewandt, der noch schärfer formu> liert war als der erste Telegrammtext. Es hieß in diesem Briefe:' hier sehen die Leute auf sie(die Franzosen ) wie auf«in« sterbende Nation, besonder, seit dem letzten überaus schimpflichen Rückzug der Franzosen von Fasch»' da. Was hat sie eigentlich ergriffen? Nach dieser erstklassig arran- gierten und kühnen Expedition des armen tapferen Marchand? Sie waren in keiner erstklassigen Position und waren in der Lage, uns anderen allen in Afrika zu Hessen , di« ollein sind und der starten Hilf« bedürfen. D« Nachrichten sind hier wie ein Donnerschlag über die östlichen Völker gekommen, niemand wollt« sie glauben! Auf all« Fälle, wenn es wahr ist, was die Zeitungen sagen, daß Graf Murawiew Frankreich riet, diesen törichten Schritt zu unier- nehmen, war er seltsam und außergewöhnlich übel beraten, da er DeinenFreunden und Verbündeten" hier einen tödlichen Schlqg versetzt hat, und ihr altes Prestiges hier so heruntergebracht hat, daß er sich niemals wieder erheben wird. Die Massem» nennen e» d a« zweite Sedan Frankreichs ." Dieser Brief dürfte nicht ohne Larwiffen des Staats­sekretärs v. Bülow abgegangen sein. Di« Antwort des Zaren vom 14. Dezember 1898 war abermals entschieden abweisend, wenn auch nicht in derselben Schärf«, wie die erste Antwort des Zaren vom 3. November: Ich hoffe, daß Englands arrogante Haltung nicht lang anhalten wird. Es schien es sehr ernst zu nehmen beim Beginn seiner Krieg»- Vorbereitungen, aber da es jetzt sieht, daß die Wirkung, di« es auf die Mächte auszuüben hofft«, nicht so groß ist als«» gehofft hatte, so bin ich sicher, daß seine Kriegsstimmung sich bald legen wird." Ueber die Auswirkung der Einwirkungsversuche Dil- Helms II. liegt kein Material vor. Sachlich waren sie Beiträge Sc Isolierung Deutschlands . Zur Beurteilung der Psychologie ilhelms II. sind sie wertvolles Material: der unüberlegte und wichtigtuerische Eifer, der Mangel an Festigkeit zur Abwägung der Tragweite seiner Entschlüsse, das selbstherrliche Eingreifen in die Arbeit der Amtsstellen sind die Charakterzüge. die bei Wilhelm II. immer wiederkehren.

der Keichsbeamtentag.

Als zweite Sonderveranstaltunz reihte sich am Montag an den Parteitag ein Reichsbeamten tag der Sozialdemokra« tischen Partei Deutsch ! and». Im Namen des Parteivor- stände» begrüßte Genosse Dr. Adolf Braun die sozialdemokratischen Beamtenvertreter aus dem ganzen Reiche. In aufbauender Tätigkeit für den Staat zu wirken, fei heute die ganz besondere Aufgabe der Sozialdemokratie, die im Kampf um die D e r t e i d i. gung der Republik an der Spitze steht. Die Beamten al» der sichtbore Ausdruck des Staate» seien von ausschlaggebender Bedeu- tung bei dieser Verteidigung der Republik . Nachdem noch de» ver- storbenen Genossen Franz Krüger gedacht war, erhiell dos Wort zu einem Referat über:Die Partei und der Staat" Genosse Hermann Müller : Wir müssen bis zu den Anfängen der Partei zurückgehen, wenn wir uns klar werden wollen über das Derhältnis von Partei und Staat, denn die Vergangenheit' der Partei ruht bis heute noch auf diesem Verhältnis. Die Partei ist vor mehr als sechzig. Iahren gegründet worden als eine Klassenorganisation des Pro- letariats. Zwar gehörten bereits in den Anfängen ein« Reih« oon Intellektuellen zu. der Partei in führender Stellung, und Lothar B u ch e r, der Testamentsoollftreckor Lasialle», bezeugte als Beamter der Partei seine Sympathie. Aber der Staat von damals mar ein zerrissenes Gebilde, zusammengefaßt im Bundestag in der Ischenbeimcr Gasse in Frankfurt . An der Tagesordnung jener Zeit standen die Berfassunaskämpfe. Im preußischen Parlament war die aste Anffasjung vom Staate, dem man lediglich die militärische, nj» HnnxtHiit*<m)> m* richterlche tdrirtiA MM»""'

vorher rschenft. Der Arbeiterklasse gegenüber zeigte dies« Staat seine« vollen Klassen�arakter, so daß sich eine scharfe Stellung gegen den Staat im Prv.'.:äriat ohne weiteres ergab/zumal der Staat be- reit» in jener Zeit gleichzeitig der größte Unternehmer. wurde. Roch 1871 machte die ökonomisch gestärkte Bourgeoisie ihren Einfluß auf den Staat erst recht geltend. Aber Bismarck vermochte doch bis zu seinem Sturz absolut zu regieren. vis heute leiden wir daran, daß das deutsche Bürgerlum im Gegensah zum englsschen, französischen, belgischen und skandina­vischen niemals{eine Macht durchzuseheu vermocht hat. Mit der Zeit entwickeste sich denn auch Mit der Zeit antwickelt« sich dann auch der Gegensatz zwischen Bourgeoisie und Sozialdemokratie immer mehr. Nicht nur die Sozialdemokratie hat als republikanische Bewegung eine starke Opposiiionsstellung zum alten Staat eingenommen, und die sozialistischen Parteien der meisten arideren Länder, die meist Monarchien waren, standen ebenso in Opposition zum Staat. Die briste französische Republik, ebenfalls ein Kriegskind wie die deutsche , hatte sich zunächst auch mühsam auseinanderzusetzen mit den monarchistischen Gegenströmungen, deren Expcrient M a c- Mahon erst Endo der siebziger Jahre vertrieben werden konnte. Der Kampf um dos Problem Staat entbrannte denn auch zunächst m der französischen sozialistischen Partei, zumal als M i l l e r a n d und späte? dann L r i ä n d und D i v i a n i irr bis Regierung delegiert wurden. Interessant ist dabei, heute daran zu erinnern, daß der internationale Kongreß in Paris im Jahre 1999 eine Resolution von K a u t s k y annahm, die erklärt, daß man die Macht nicht stückweise erobern könne. Später gesellte sich, nachdem in Konflikten zwischen Kapital und Arbeit der Staat mit ieiner Macht «inzugreifen sich veranlaßt sah, das Problem der Mittel- b er eilst ellu n g für den Staat dazu. Auf dem Parteitag iu Dresden hat sich di« deutsch « Partei bekanntlich für die Budgtwerweigerung ausgesprochen und auf Antrag des linken Flügels der Franzosen wurde. dieser Beschluß in Amsterdam auf die International« übertragen. Der Charakter des Klassenstaates hat sich bis zum Kriege jcbon am besten dur«b das D r e i tlaf sen w a hlr e ch t in Preußen maniststiert. Aber die Ludgelbewilligung am 4. August 1914 war nicht ein Sieg Lassalles üb«' Marx, wie es Lassa llcs Historiker Oncken hinstellt, sondern ausschlaggebend war die Auf- assung Bebel», der nicht allzu lange vor seinem Tode in der Sudgetkommsssion erklärr hatte, daß es, wenn es zum Kriegs käme, um nicht mehr und nicht weniger als um S e i n u n d Nichtsein Deutschland » ginge. Der Krieg hat da» bewiesen, auch wenn Bebel dm Verlauf des Kriege» im einzelnen nicht voraussehen tonnte, 1 oedern der alte Molrte in der Frage der Dauer des Krieges gegen Bebel recht behalten hat. Während des Krieges hat dann B e t h m a n n H o l l w e g den versuch gemocht, die Massen draußen in den Schützengräben' für die Zukunft mehr am Staate zu rnter- esiieren. Die Wohlrechtsfrage wurde arifg-srolli. Aber de r Wider- stand der Junker konnte nicht gebrochen werden, zumal die Oberste Heeresleitung auf ihrer Sei« stand und der Hauptverant- wortsiche, der heutige Reichstagsabgeordnete Luderidorss. der von der Bourgeoisie bejubelt wird. Di« Entscheidung über die Demokrati- sierung Deutschland« fzgi bei Saloniki, wo unseren Feinden der Dirnhbruch gelang, und die Bulgaren daraufhin abfielen. Da begriff man. daß ein» Wendung kommt und man berief den Prinzen Max. der jedoch nur ein« parlamentarische Regierung mit Einschluß der Sozialdemokraten bilden wollte. Reuwahlerr waren«ine Uirmög- lichkeit. aber es mußt« gehandelt werden. Obwohl wir uns sagten, daß wir in den Konkurs des Reiches hineingezogen werden, war die Verantwortung doch so groß, daß wir die Teilnahme an der Re- gierung be�chlcssen, und Scheidemaiin. der absolut nicht wollte, Dauer und David entsandten. Di« Revolution war kein elementarer Aus- bruch der Massen, sondern zunächst der Zusammenbruch de» mili- «rischen System», vi» Revolution siel zichnrnnen mit der schwersten militärischen Niederlage, die je ein Volk erlitten hat. Rein staatsrechtlich betrachtet, hatten wir in Deutschland bis zu den Wahlen zur Nationalversammlung eine Diktatur de» Prole- tariat». Ewig wird anerkannt werden, daß die Sozialdemokratie e» damals verstanden hat, da» Ableiten der deutschen Verhältnisse in den Bolschewismus zu verhindern und ihren demokratischen und ioziolistisch«? Grundsätzen den Boden zu«rhalren. Die Revolution auszunützen gelang nicht wegen der Verhältnisse der Zeit, die die Probleme der Ernährung und der Rückführung des Heere» in den Vordergrund schoben. Die Spaltung der Arbeiterklasse, die Tätig- kert der Spartakushausen wirkte lähmend und gegen den Einheit». stoat machte sich sofort ein autzerordentlich starker Partikularlsmu« bemerkbar. Ausländisch« Kreise, vor allem die ftanzösischen Mili­tär», hätten in jener Zeit bolschewistisch« Experiment« in Deutschland nicht ungern gesehen, ich bin der Ueberzeugung, daß di« rheinisch- westfälisch« Großindustrie sich unter ihre Bajonette flüchte« würde. Daß e« trotz allem gelungen ist. am 11. August 1919 die Verfassung unter Doch und Fach zu bringen, wird als eine» der größten ver- dienste der Sozialdemokratie für alle Zeiten gebucht werden. Die!« Dersäsiung gibt dem Volke alle Macht, wenn da, Volk sie ausnützi. vorauf spekulieren aber auch die Segner des heutigen Staate», die mit dieser Verfassung der Republik zuleide gehen wollen. Me hak sich die Sozialdemokratie zu diesem neuen Staat zu stellen? . Trotzdem er., ökonomisch betrachtet ein Alasienstäat ist, müssen wir diesem Staat, den wir mityeschaffen haben und der un» ein Feld für. die Durchführung unserer Ziele ist. anders gegenüberstthen al, der alten Monarchie. Schon Engel» hat d!« Republik als den Kamps für die Durchsetzung unserer Ziele bezeichnet. Zur verteidi. gung dieses Staate» sind wir vorläufig aus die verfasiungspmteien neben un» angewiesen. Für die Erhaltung de? Staates. den wir in Weimar geschaffen haben, ist di« De- motratisierung der Verwaltung die wichtigste Voraussetzung. Gewiß glaubt die Partei nicht, daß die Er- »berung der Macht mit Ministerportefeuilles beginnt. Aber von Bednttung ist doch di« Besetzung der führenden Stel- l e n, denn«in großer Teil de» veomtenstabes wird, wenn eine richtige Führung vorhanden ist, die Anweisungen der Führung auch loyal ausführen. Nicht» ist bezeichnender, als daß Hergt bei der jüngsten Negierungsbildung in den fünf größten deutschen Ländern, also vor allem in Preußen und Sachsen , aber auch m Boden, ein« homogen« Regierung, d. h. eine sozialistenrein« Regierung gefordert hat. In den reaktionären Kreisen weiß man. welch« Bedeutung der Reichsrat für die staatsrechtliche Entwicklung hat. Wir würden jedsn Einfluß auf di« Bureau- kratie verlieren, wenn wir zu erkennen gäben, daß wir nie und nimmer in«in« Regierung gehen. Den Staat wie er ist, haben wir am besten da verteidigt, wo wir in der Regierung gewesen sind. Im Interesie der Demokvoli«, der Republik und unserer Partei ist es notwendig, daß die Parteigenossen, die wir berufen. die sachliche Eignung haben, um ihren Posten auszufüllen. Unge. eignet« Elemente schaden der Partei um so mehr, alz die öffentliche Meinung von heul« viel stärker und die Kritik der Press« an den öffentlichen Dingen schärfer ist als stüher- Wir müssen unser« ganz« DI acht dahin ausüben, daß die Diener de» Staate, auf de» Boden der Staatsversassung stehen, verhindert muß werden, daß die Repubti» aushört, Volksrepublik zu fein, daß sie zur Geldfackre publik wird. Di« Konstellotion in England und Frankreich ist geeignet, die demokratisch: n Kräfte in Deutschland zu stärken. Di« demokratische Republik ist nur möglich, wenn«s der Sozialdemokratischen Partei gelingt, den Staat mit ihren Idealen zu durchdringen, au» ihm den Volksstaat zu machen, den wir all« wünschen, den vor allem aber auch die Beamten zu wünschen baben. (Lebhafter Beifall.) Den»usführungen Hermann.Müllers folgte ein Reseyai von Geheimrat Dr. Slcgbrecht:Die Beamtenpolitik der Sozialdemokratie wobei der Rednsr zunächst seinem B«. dauern Ausdruck gab. daß drejer Ptamt-ntaa n-cht vordemPar. ittiUf hat.