Argumente nicht immer leicht Zugänglich macht, und auch diesem Umstand sollte in Paris Rechnung getragen werden. Gerade weil wir Sozialdemokraten die Versöhnung mit Frankreich ehrlich wollen, weisen wir auf diese Dinge hin. Wir werden es in dem Kampf gegen den deutschen Nationalis- mus an Entschlossenheit nicht fehlen lassen. Wir werden in diesem Kampfe tun, was in unseren Kräften steht, aber man wird vns in Frankreich verstehen, wenn wir sagen, daß, nach- dem der Nationalismus der beiden Länder sich solange gegen- seitig gefördert hat, jetzt die Stunde gekommen ist, wo d i e Demokratien einander in die Hand arbeiten müssen.
Mehr Ehrlichkeit� Die Taktik des Operierens mit falschen Zahlen hat Deutschland bei der Entente und beim neutralen Ausland schwer geschadet. Seit den Beratungen der Sachverständigen hat man manche falsche Propagandazahl fallen lassen müssen. Trotzdem setzt die Presse der Rechten diese Methode, die den deutschen Interessen nur schädlich ist, in gewohnter Weise fort. Die Methode wird in einem Aufsatz von Dr. K u c z i n s k i beleuchtet, der die Irreführung der deutschen Oeffentlichkeit über die Kosten der interalliierten Militärkontrollkommission durch die„Deutsche Allgemeine Zeitung" durch folgende schlagende Zusammenstellung aufdeckt: „Die sächlichen Kosten der Interalliierten Militärkontroll- kommission betrugen im Dezember 1923 1 215 600 G o l d m a r k („Deutsche Allgemeine Zeitung" Nr. 96 vom 26. Februar 1924). Die sächliches und persönlichen Kosten der Jnter- alliierten Militärkontrollkommission betrugen im Dezember 1923 1 215 600(B o l d m a r k(„Deutsche Allgemeine Zeitung" Nr. 152 vom 29. März 1924). Die Kosten der Interalliierten Militärkontrollkommisstoer be- tragen allmonatlich 1,2 Millionen Goldmark(ebenda). Die Kosten der Interalliierten Militärkontrollkommission be- tragen jährlich 7,5 Millionen Goldmark(„Deutsche All- gemeine Zeitung" Nr. 262 vom 5. Juni 1924). Dr. Kuczynski fährt fort: Natürlich sagt die„DAZ." ihren Lesern nicht, daß sie sie bisher irregeführt hat. Ein guter Journalist schreibt keine Selbstverständlichkeiten. Aber die „DAZ." weiß auch aus den 7,5 Millionen noch Honig zu saugen: „Die Kopfstärke des Kontrollpersonals beträgt zurzeit etwa 600 Köpfe. Das heißt, jeder Kontrcllmann oerschlingt im Jahre 12500 M., das Gehalt eines deutschen Ministerialdirektors, oder anders: mit den gleichen Ausgaben könnte die deutsch « Regierung etwa 5000 untere deutsch « Beamte besolden. Das Problem des Beamtenabbaues wäre gelöst." Das Problem des Beamtenobbaues wäre mit 7,5 Mil- lionen Goldmark, es wäre mit den Mitteln für die Besoldung von etwa 5(100 unteren deutschen deutschen Beamten gelöst? Dabei berichtete die„DAZ." 24 Stunden zuvor(Nr. 260): „Bom 1. Oktober 1923 bis zum 1. April 1924 sind insgesamt 134 5S7 Beamte, darunter 7207 der allgemeinen Reichsverwaltung, 30 197 Angestellte, darunter 24 350 der allgemeinen Reichsoerwaltung und 232 134 Arbeiter, darunter 13 401 aus dem Gebiet der allge- meinen Reichsoerwaltung, insgesamt 396 836 Köpfe oder 24,0 Proz. abgebaut. Die erzielte Ersparnis beträgt 421 Millionen Mark." Die Behandlung der Kosten der Interalliierten Militär- kontrollkommission durch die„DAZ." ist nur ein Beispiel für viele. Wenn es hier eingehend beleuchtet wurde, so nur des- halb, weil es die beiden charakteristischen Merkmale aufweist, die sich in Tausenden von deutschen Hetzartikeln gegen Frankreich wiederfinden: 1. Das Arbeiten mit Zahlen, die der Gegyer ohne weiteres als falsch erkennt, die aber der deutsche Leser kritiklos hinnimmt, weil er das, was sie beweisen sollen. für richtig hält und die Tendenz des Artikels billigt: 2. das Hervorkehren der geldlichen Nachteile bzw. Lorteile bei Dingen, die von Nichtkapitalisten vorwiegend unter ideellen Gesichtspunkten betrachtet werden.
die Zeit üer(tpfet ist gekommen! Wer wird sie tragen? Die bevorstehenden Auseinandersetzungen über die Neu- gestaltung des deutschen Steuersystems werden sich unter regerer Anteilnahme der Bevölkerung vollziehen, als die Steuerkämpfe der letzten Jahre. Die Stabilität der Währung gibt feste Vergleichsgrundlagen. Die Iongliermethoden der Papiermarkrechenkünstler sind fortan unmöglich. Die Frage! wer die Lasten trägt, wird im Vordergrund stehen. Schon heute schreiben Organe der großen Industrie wieder über die unerträgliche Belastung des Besitzes. Wir lesen in der„Kölnischen Bolkszeitung": „Wir finden in der„Deutschen Berwerkszeitung" einen Leitaufsatz, in dem gegen die Steuerpolitik des Reiches in einer Form losgezogen wird, die mit Demagogie verschwägert erscheint. Es wird ein« Rechnung aufgemacht, nach der ein kaufmännisches Unternehmen«ine Belastung von 50 Prozent bei einem Einkommen von 300 Mark zu tragen habe. Dieser Spezialfall mag gegeben sein, und es ist notwendig, daß er ernstlich nachgeprüft wird. Aber auch die folgenden Sätze mästen nachgeprüft werden:„Ist das nicht vollendeter Irrsinn? Der Staat, bitte, der Volks st aat als Würger seiner eigenen Bürgerl Soweit sind wir gekommen. Es ist höchste Zeit, daß sich die maßgebenden Instanzen dessen bewußt werden. Ihre erste Sorg« muß sein, die völlig untragbare Steucrbclastung möglichst bald erheblich zu reduzieren und ein« durchsichtige und ein- fache Besteuerung einzuführen, die jeden leb«n läßt und vor der Substanz halt macht. Es ist gut, wenn man sich in Berlin darüber klar wird, ehe man in den kommenden Verhandlungen dem Ausland Versprechungen macht. Ein Volksstaat als Moloch ist eine psycho- logische Unmöglichkeit, nicht lebensfähig und nicht existenzberechiigt." In dem Artikel ist vergessen zu bemerken, daß es Leute in Deutschland gibt, die große Gewinne gemacht, aber s o g u t wie keine Steuern bezahlt haben, und es ist auch nicht berücksichtigt, daß der Zehnte der Gehalts- und Lohn- empfänger mit einer von dem Grauen und von dem„Glück" der Inflation unberührten Unerbittlichkeit eingezogen wurde. Es ist ferner vergessen, daß Deutschland einen Krieg verloren hat und zur Zahlung einer riesenhaften Schuld gezwungen wird, einer Schuld, der Deutschland niemals entgehen kann. In einer Zeit, in der von allen Einsichtigen die Annahm« des Sachverständigengutachtens und die Erfüllung als der einzig mögliche Weg zur Befreiung empfohlen wird, können Artikel von dem Kaliber des oben erwähnten nur Unheil stiften, ver- wirren und den sehr trügerischen Glauben stärken, wir könnten doch 'noch den Reparationszahlungen entschlüpfen. Es ist die Zeit der Klarheit und Wahrheit, die Zeit der Opfer gekommen!" Soweit das Zentnimsorgan vom Rhein . Es ist aber auch die Zeit des Kampfes um die Gerechtigkeit in der Ber- teilung der Lasten gekommen, und mit unerbittlicher Klarheit wird sich zeigen, wer die Sache der sozialen Gerechtigkeit ver- tritt. Wenn die Reichstagsfraktionen des Zentrums ihre Stellung in der Steuerpolitik so wählt wie in den letzten Iahren, so wird sie denen, die trotz großer Gewinne keine Steuern zahlten, die Verwirrung und Unheil stiften, als Helfer zur Seit« stehen. Die Zeit der K l a r h e i t und Wahrheit ist gekommen, da muß auch die Zentrumsfraktion Farbe be- kennen.
Die Industrie will... Die„Kölnische Volkszeitung" beschäftigt sich mit der Frage der Neubesetzung des Postens des Regierungs- Präsidenten von Düsseldorf . Sie nimmt als fest- stehende Tatsache an. daß Genosse Grützner, der von den Franzosen ausgewiesen und vom französischen Kriegsgericht verfolgt wurde, für den Posten' nicht mehr in Betracht kommt. Ueber seine Nachfolge schreibt sie: „Die Entscheidung muß möglichst bald erfolgen, denn das Pro- visorium für«inen so verantworllichen Posten ist auf die Dauer un>
erträglich. Bezüglich der Nachfolgerschaft hieß es kürzlich, daß Herr Severing gegen den Wunsch der Industrie den Posten wieder mit einem Parteimann, also mit einem Sozial- demokraten, besetzen will. Die Industrie will dagegen einen erfahrenen Verwoltungsbeamten, der mehr als es bisher de? Fall gewesen ist, die Eigenart des Bezirkes kennt, vor allem als fähiges Verbindungsglied zwischen dem Bezirk und der Berliner Zentralstelle arbeiten kann." Die Industrie will also einen Regierungspräsidenten, dey gehorsam ihre Aufträge gegenüber der Regierung ausführt. Wir meinen, daß für die Besetzung gerade dieses Postens im Industriegebiet vor allem die Erfordernisse des Staates zu berücksichtigen sind. Für die Besetzung dieses Postens kommt es nicht auf den Willen der Industrie an, sondern auf die Auswahl einer Persönlichkeit, die im Konflikt der besonderen Interessen der Industrie mit den Interessen des Staates mit starkem Wollen die Staatsinteressen im Jnz duftriegebiet vertritt._
Berufsrevolutionäre und Moral. Selbstkritik in der KPT. Nach dem Parteitag der russischen Kommunisten ver- öfsentlichte B e l a K h u n eine Statistik über die Zusammen- setzung des Parteitages. Neben Arbeitern, Beamten, Intellek- tuellen führte er 35 Berufsrevolutionäre auf. Revo- lution und Beruf sind einander widersprechende Begriffe. Wen aus der Vorbereitung und Durchführung der Revolution einen Beruf macht, so daß diese Tätigkeit zur materiellen Grundlage seines Lebens wird, der ist kein Revolutionär mehr. Das Lerufsrevolutionärentum ist die schwere innere Krankheit der Kommunistischen Partei. Es erniedrigt ideale Gesinnung zum ZMismus, es stellt die Opferwilligkeit des Revolutionärs auf eine Stufe mit dem gewohnheitsmäßigen Risika des Ber- brechens. Di« geistige und worasische Verderbnis, die das Berufs- reoolutionärentum hervorgerufen hat, läßt manchen Kommu- nisten schaudern. Zum Gedächtnis Rosa Luxemburgs ver- öffentsicht Frau G. G. L. in der„Roten Fahne" einen Auf, satz, der mit folgender Mahnung schließt: „Karl Liebknecht hat einmal jenes Wort des alten griechischen Dichters zitiert:„Und liebe die Sonne nicht zu sehr und nicht zu sehr die Sterne", womit er sagen wollte, daß der R-volu. tionär sich nicht zu fest mit„irdischen Dingen" oerknüpfen, kurz,„ani Lcben hängen" soll. Aber es gibt heute Revolutionäre, und junge, die sich daraus ein« eigene„Revolutionsmoral" machen und sagen:„Wir sind nicht die Männer, die Frau und Kinder brauchen können(wir, die wir die Revolution machen)" und die sich die Berechtigung zu Brutalitäten und Unmensch. l i ch k« i t e n, zu einer ganz verdorbenen Literatur- moral herleiten. Eine Moral der Feigheit und der Schwäche. Es möge das Andenken an die menschlich« Persönlich- keit Rosa Luxemburgs dieser jungem Generation sagen: Die Revolution braucht volle lebendige Menschen und nicht intellektuell, Spintisierer und Diskutierer." Eine nur zu begründete und treffende Kritik der Moral der Kommunistischen Parteil Bon dieser Moral der Feigheit und der Schwäche sind die internationalen Berufsrevolutionäre erfüllt, die in allen Ländern in Moskaus Auftrag wirken. Die persönliche Moral dieser Personen mag an sich die Oeffent- lichkeit nicht interessieren. Aber sie wirkt zurück auf die Be- wegung, die sie dirigieren, wird zu einer Gefahr für die Massenmorol. Aus dieser„Revolutionsmoral" ergibt sich die grandioseste Verachtung von Leben und Wohlfahrt der Massen, wie sie kaum von den wahnwitzigsten Theoretikern des Impe- rialismus erreicht wird. Der echte Berufsrevolutionär sieht auf die Masse verachtungsvoll herab. Sie ist ihm nicht Zweck. sondern das Salz der Weltgeschichte. Das Ideal des Sozialismus wird zum blutleeren Schemen, zu einem dog- matischen Fetisch, dem das wirkliche Leben— weniger das eigene als das Leben der Massen— hingeopfert wird. So,
Eine vornehme Zeitschrift. Bon Hans Bauer. In einer großen Füll« von rechtsgerichteten Zeitungen kündet .sich in Riesenlettern mit ganzseitigen Inseraten eine neue„vor- nehme Zeitschrift" an:„Deutscher Adel". Es kann kein Zweifel sein, daß sie ein« Lücke ausfüllt. Sofern wir den süßlichen Plunder unserer Familienblätter wie„Daheim", „Woche",'„Gartenlaube" ausnehmen, die in aller reaktionären Ge- sinnung doch immerhin zuerst Unterhaltung und dann erst politischen Kitsch bringen, gab es bisher in Deutschland kaum eine einzige all- gemeiner verbreitet« rechtsgerichtete Zeitschrift. Das war kein Wunder. Es ist kein Geheimnis, daß im großen und ganzen auf der rechten Seite die Volksgenossen mit dem man- gelnden Intellekt stehen. Diese lesen ungern. Des ferneren hat die Rechte zwar ein« Menge Schreibbeamte, aber nur wenig Schrift- steller. Die deutschen Fedexn, die Schwung und Grazie, Nervosität und Feingefühl für Sprachdinge haben, stehen im wesentlichen links. Weil sich mit Witz und Eleganz nur schwer für Rechts plädieren läßt, mit dem funkelnden Florett nicht für die freudlos-stumpfe Welt hölzerner Deutschlinge. Da kommt nun dies neue Blatt. Universttätsprofessoren arbeiten an ihm mit, Pfarrer, Oberstleutnants a. D., Kammerherren, Grä- sinnen und Generäle, Wolf Bartels, jener Professor Roethe, Karl Rosner , Dr. Kekule von Stradonitz(fabelhafter Name sowas!), Emma Stropp aus Leipzig , der General von Liebert. Di« all« werden auch schreiben können. Im Rhythmus des Paradeschrittes für König und Vaterland. Sie werden deklamieren und appellieren und die Kolonien zurückfordern und für das alte Heer eintreten. Sie werden die Vergangenheit hinpinseln, und nie wird, zwischen zwei Punkte eingefangen, unterirdisches Donnern grollen. Noch im Gezeter gegen die Republik werden sie Spießbürger der Rebellion fein. Oberstleutnants, Kommerherren, Pfarrer und Generäle: was will die Feder in eurer Hand? Der deutsch « Adel ist allenfalls in Einem groß: im Raufen und Kriegeführen. Das Wort Deutsch hat er zu handhaben gewußt, das deutsche Wort nicht. Nicht damals gehorcht« es ihm, als die Menschen es noch taten. Es wird sich jetzt noch viel weniger dazu herbeilassen.
v-e<hemie unS öie Kultur üer Fukunst. vttif der.Hauptversammlung de» Verein» deutscher Chemiker, die in Nosiock tagte, sprach Pros. W- 1 d«». Rostock Uber »icses bedeutungsvolle Thema. Nicht zum geringsten ist es das Verdienst Liebrgs und der von ihm gegründeten Lehrmethode, daß Deutschland aus einer Zeit der
tiefsten Erniedrigung heraus zu einer ungewöhnlichen Blüte der reinen und angewandten chemischen Forschung sich durchrang. Dank dieser Durchgeistigung der chemischen Fälschung ist die Chemie von heute«ine Veistesimacht und Wirtlichkeitswissenschaft, die an der Ge- staltung der materiellen Kultur der Gegenwart den tatkräftigst»n Anteil nimmt. Neben diesen zeitlichen Aufgaben kommen aber der Chemie noch überzeitliche Aufgaben zu: sie muß m bewußter Weise der drohenden Gefahr der Erschöpfung oder dem in nahet Zukunft bevorstehenden Abbau der natürlichen Vorkommen lebenswichtiger Rohstoff« entgegentreten. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich bis heute namentlich die Weltproduktion und der Weltbedarf des Eisens, der Steinkohle und des Erdöls erhöht. Man weiß, welchen Betrog schätzungsweise die Weltoorräte an diesen Rohstoffen aufweisen und wann daher ein« Erschöpfung eintreten muß. Dieser Zeitpunkt wird im Abendland? für das Eisen etwa nach einem halben Jahrhundert eintreten, für die Stein kohl« in England nach einem Mensthenalter, für das Erdöl in der ganzen Welt ebenfalls nach einigen Jahrzehnten. Damit bereitet sich für das Abendland eine Kulturkatastrophe vor, die in ihrer Auswirkung von unübersehbaren Folgen sein wird. Ter Untergong des Abendlandes als der führen- den Kulturmacht wird durch die Erschöpfung seiner Rohprodukte bedingt werden. Die materielle Kultur des Abendlandes muß dem- nach ihren eigenen Untergang herbeiführen, wenn nicht beide, die rein« und die angewandte Forschung, insbesondere aber die Chemie, rechtzeitig und zielbewußt eine Umgestaltung dieser materiellen Kultur vorbereiten. Es gilt daher, Ersatzmittel für den Metallhunger und Brmiistofs- Hunger zu schaffen, namentlich für das Essen und di« flüssigen Brenn- swffe. Die Chemie niuß lchren, aus den Gesteinsarten unserer Erd- rinde die häufig vorkommenden Elemente billig herzustellen und unserer Kultur einzuverleiben. Aus dem Sande und den Silikaten muß das Silizium, aus den Tonen das Aluminiuni, aus den Kalt- steinen das Kalzium usw. in Form von Legierungen den technischen Anwendungen in größtem Ausmaße zugeführt werden. Dem Zeil- alter der Schwermetalle(Eisen, Kupfer, Zink u. a.) muß ein Zeitalter der Leichtmetalle folgen. Tatsächlich ist die chemische Industrie, voran die deutsch « Mttallindustrie, bereits am Werke, diese Umwandlung erfolgreich zu gestalten und damit in die Motorenindustrie, in der Automobii- und Luftfahrzeugindustri«, Feinmechanik, elektrischen In- dustrie die Kultur auf neue Formen hinüberzuleiten. Die Frage nach den flüssigen Brennstoffen und nach dem Ersatz de» Erdöl » durch künstliche Produkt« ist ebenfalls ein intensiv bearbeitetes wissen- schaftlich-techmsches Problem, das meist von der Kohle ausgeht und bereits zu vielversprechenden Versahren geführt hat. Es sind bereits erdölartige Produkts, vom Leichwl bis zum Schwerpetroleum reichend, erhalten worden. Die volle Sicherstellung der Weiierblldung dieser Kultur ver- langt aber noch mehr: sie mündet letzten Endes in das große Pro- blem der künstlichen Umwandlung der Elemente aus, damit die
Menschheit beliebig von einem elementaren Raturstofs zum anderen übergehen, aus einem Urstosf alle gewünschten Stoffe künstlich be. reiten kann. Diesem Problem schließt sich das andere große Problem an, die in den Atomen aufgespeichert« riesige Energiemenge etwa durch Zertrümmerung der Atome direkt und technisch den mensch- lichen Kulturbedürfnissen zugänglich zu machen. Diese Problem« werden durch die moderne Atomphysik und Relativitätstheorie l« vielversprechender planvoller Weise erforscht. Ihre praktische Lösung wird noch viel Zeit erfordern, sie muß aber erreicht werden. Doch sollen wir des Mahnworts von Liebig eingedenk bleiben:.Di« jetzig« Naturforschung legt auf die scharfsinnigsten Erfindungen des Geistes kein Gewicht, sie betrachtet als ihre Aufgabe«in« Erkenntnis, welche nur erworben wird durch unermüdliche Arbeit und An- strengung.".«--■......
20 Jahre Serliner Voltschor. Der gedruckte Bericht über eine Tätigkeit von 20 Iahren liegt- vor. Alle Hochachtung vor dieser Leistung. Nimmt mon die Masscnmufit aus(»ach. Beethoven , Schubert. Brückner u.a.), so sind tatsächlich alle großen Komponisten mit bezeichnenden Werten zu Wort gekommen. SS't wir de,, Chop ksmiei. ist er auch innerlich, im Vollenden des künstlersschen Willens gewachsen, ja, es sind Aufführungen zustande gekommen, die sich an Schwung. Solidität, Können. Klanggewalt mit den besten Berliner Chören messen tonnten, an Leidenschal» und Hingab« an die gute Sache aber nicht zu überbieten waren(Pro- metheu». Fousts Verdammung. Würden einig« kleine und künst- lertsch belanglose Männerchöre geschlossen diesem gemischten Ar- beiterchor beitreten und so dem großen Ganzen«in würdig dienendes Glied werden, so hätte Ernst Zander, der rührige. hochbegabte Leiter, kein« Mühe, aus der größeren Quantität an Männerstimmen auch cine noch größere Qualität an Sangesleistung zu entwickeln.� Aber das scheitert leider an der Engherzigkeit der Männerchöre, die Nicht einlehen wollen, daß ihre Literatur gegenüber der gemischtchorrzen geradezu minderwertig ist. Di« soliden Gold- Verhältnisse werden es dem Berliner Volkschor, der ein Wahrzeichen von Arbelterfleiß und Arbeitertalent ist, ermöglichen, sein« vor« jährigen Programmwünsche wahr zu machen. Wir wünschen groß« Erfolg« und wollen damir gleichzeitig die Anregung geben, daß viele Männer und Frauen in diese Kunstgememschoft eintreten, zur Hebung der Chorstärte und vor allem zu ihrer etgcnen Erbauung. Musik- hören ist schön, schöner aber, befriedigender das Musikmach-n, dos Helfen am Werk.(Proben Freitag abends Aula Koppenstraß? 76)
Sauk-Feter der Sank-Sesellschast. Reichlich verspätet beging man Sonnabend die Ortsgruppe Groß-Berlin der Kant- gesellschaft die obligat« Erinnerung»f«ier aus Anlaß des 200. Geburtstages Kants. Im Mittelpunkt: dar Veranstaltung stand ei» Feswortrag des bekannten, zur Zeit in Hanibuig wirkenden Philosophen und Kantianers Ernst C a s s i r e r. Der Redner goh einen knappen Umriß der philosophischen Tot und Systematik Kants , in der die Philosophie als objettiosde, universellste und primär« Wissenschast«scheint, charakterisierte die Kantische Logik als Fest«