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wie die militärische Taktik der Massenstürme im zaristischen Heer Millionen hinopferte.

Aus dieser grenzenlosen Berachtung des Lebens der Massen ergeben sich die Ungeheuerlichkeiten der kommunisti schen Politik: die Benutzung der Lüge als Kampfmittel, die Täuschung der eigenen Anhänger, die strupellose Aufopferung von Personen und Massen, die Untreue gegen die Mitarbeiter. Bei denen aber, die nicht vom Wahnwiz einer dogmatis schen Fetischanbetung erfaßt sind, führt das Berufsrevolutio­närentum zur Korruption, zum Verbrechen, zu jenem Zustand der absoluten Morallosigkeit der moral insanity die zum Fluch und Berderben jeder Bewegung und Gesellschaft werden muß.

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Was wird aus den Maffen, die sich solcher Führung hin­geben? Wie sollen sie Ideale behaupten? Wie sollen sie zu Trägern einer neuen und besseren Moral werden? Die tom­mende Moral besteht nicht in der Freiheit zur Unmoral! Massen unter der Führung von Berufsrevolutionären, ver­giftet mit der Moral der Berufsrevolutionäre, find fein Faktor des fulturellen Fortschritts.

Frau G. G. L. hat den wundesten Bunkt der Kommu­nistischen Bartei berührt. Wer denkt bei ihren Sägen nicht an die Männer und Frauen der neuen linken Führung, nicht an die internationalen Berufsrevolutionäre in der Leitung der tommunistischen Internationale, die nicht nur äußerlich, son­dern auch innerlich entwurzelt sind. Sie haben vergessen, daß das Ideal des Sozialismus tiefstem menschlichen Fühlen ent­sprungen ist. An die Stelle des Mitgefühls für die Armen und Elenden sezen sie die Fühllosigkeit und Kaltherzigkeit. Je grausamer und unmenschlicher sie gegenüber den Massen sind, um so größere Zügellosigkeit fordern sie für sich. id

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Die Typen Rosa Luxemburg und Bela Khun- der intellektuelle Mörder der gefallenen mitteldeutschen Arbeiter von 1921 sind unvereinbare Gegensätze. Warum feiert die Kommunistische Partei das Andenken Rosa Luxemburgs, da fie fich der Führung und der Moral der Berufsrevolutionäre vom Schlage Bela Khuns ergeben hat?

Die enttäuschten Zellenbauer. Was die KPD , vom Parteitag erwartete. Neben der wiedererschienenen Roten Fahne" gibt die KPD. in Berlin ein parteiloses" Organ heraus unter dem Titel Die Welt am Abend". Es zeigt die Flagge nicht offen, sondern dient nach Art der reaktionären parteilofen" Generalanzeiger der

Propaganda unter den Indifferenten, den Sympathiesierenden", den Parteilosen". Dies Organ enthüllt in einer Schlußbehandlung zu unferem Parteitag, worauf die KPD. gehofft hatte:

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Die Opposition ist faltgestellt, erledigt. Biele Arbeiter baben noch die Illusionen genährt, die Opposition in der SPD . are revolutionär. Die Opposition, nicht einmal zum Rorreferat zugelassen, brachte eine Resolution ein, die gar keine bestimmten Biele verriet. Und selbst diese Resolution wurde verworfen. Baul Levi ist als 3ellenbauer unmöglich. Die Opposition hat fapituliert."

Das die Flagge verbergende Organ hat in aller Unschuld ge meint, die Opposition in der Sozialdemokratie würde unter falscher Flagge tommunistische Geschäfte besorgen und Zellen bauen". Aber Sozialdemokraten find feine Kommunisten, und zu ihrem Schmerze hot die KPD. durch den Verlauf des Parteitags erfahren, daß in der Sozialdemokratie die Flagge gezeigt und jedes schurkische An­finnen von kommunistischer Seite mit gebührender Behandlung be.

antwortet wird.

Anschluß Thüringens an Preußen. München , 16. Junt.( Eigener Drahtbericht.) Der Bölkische Rurier" macht durch eine Meldung aus Weimar über einen bevor­stehenden Anschluß Thüringens an Preußen lebhafte Agitation für diesen Gedanken. In weitesten Kreisen Thüringens nehme der Gedante eines Anschlusses Thüringens an Preußen immer greifbarere Formen an. Es sei die Hauptaufgabe des jetzigen Land­

stellung der Beziehungen zwischen Sein und Erkennen, wies die fynthetische Einheit von Theorie und Braris bei Kant nach und deutete an, wie die fortschreitende Wissenschaft bis auf Einstein anftatt zu einer Ueberwindung immer wieder zu einer Neubelebung der Kantischen Erkenntnistheorie geführt hat. Das Brimat der praktischen Bernunft innerhalb dieses Systems gipfelt im Freiheits­begriff, und auf diesem Freiheitsbegriff beruht die Persönlichkeit der staatlichen Bölfer als ihr geistig- fiftliches Selbstbewußtsein. Nur mit wenigen Schlußbemerkungen streifte Cassirer die Per fönlichkeit Rants in ihrer Vorbildlichkeit für unsere Zeit, die er in der Erweckung produttiver Sehnsucht erblickt. Wer den originellen philosophischen Forscher und Schriftsteller Caffirer schäßt, mußte enttäuscht sein von dem Vortrag, der sowohl in Inhalt und Dispofi­tion als auch vortragstechnisc; nur eine Vorlesung für einen fleinen Kreis akademischer Anfänger darstellte und taum etwas enthielt, was nicht bei einem großen Teile der Zuhörer als bekannt voraus­gefeßt werden maßte. Gerade die Beziehungen Kants zur Gegen wart, zu ihrer gesellschaftlichen Umformung, der republikanische Staatsbegriff Rants und seine prophetische Vorbereitung vöikers rechtlicher und völkerfundlicher Neuorganisation, wurden überhaupt

nicht berührt.

Zu einer wirklichen Feier wurde die Veranstaltung durch die Dom Deman Quartett der Staatsopernfapelle vor und nach dem Festvortrage gebotene empfindungsreiche und flang felige Wiedergabe zweier Streichquartette von Brahms und Mozart . Bz. Eine englische Bühnengenoffenschaft. Die bisherige Bereinigung ber englischen Schauspieler, die Actor's Affociation, hat in legter Zeit schwere Angriffe zu erleiden gehabt, und es hat sich jetzt eine neue Organisation gebildet, die Stage Guild, deren Biele mehr unserer deutschen Bülmengenossenschaft entsprechen. Das Programm, Das bei der Gründungsversammlung aufgestellt wurde, tritt ein: Für die Selbsthilfe und den Schutz der Künstler und ihre Vertretung als Beruf bei allen Verhandlungen, die mit den Direktoren oder den Behörden geführt werden." Sodann will fie eine allgemeine De finition über die Eigenschaften herbeiführen, die die Bezeichnung Schauspieler" rechtfertigen. Die neue Genossenschaft strebt danach, jämtliche Schauspieler und Schauspielerinnen Großbritanniens zu umfassen und die einzige Berufsvertretung der Bühnenangestellten lo land ule Berlin begeht Sanf- Felern. Die andels.Hochfule Berlin begeht am Mittwoch, abends 7 Ubr, in der Aula, Spandauer! Str. 1, ihre Stant- Feier. Die Feitrede hält Profeffor Liebert. Die Kant- Feier des Deutschen Bazifistischen Studentenbundes findet Donnerstag in den Selubräumen des Sozialwissenschaftlichen Klubs statt. Prof. Verweyen- Bonn spricht über: tant als Begbereiter des Friedens". Basie willlommen. Einstein in die Böllerbundtommiffion berufen. Nach einer Mitteilung des Bölkerbundsekretariates hat der Völkerbundrat in geheimer Sigung Brofeffo: Albert Einstein und den argentinischen Dichter und Philosophen Lugonj zu Mitgliedern der Völkerbundkommission für geistige Zusammen-­arbeit ernannt. Zu der Neuernennung Einsteins, der schon einmal zum Mitglied der Kommiffion ernannt worden tvar, dann aber seinen Austritt aus der Rommission erklärt hatte, erfährt man, daß fie mit seiner Buftim mung erfolgt fet

zu werden.

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tages, dieses Problem in die Wirklichkeit umzulegen. Ja rechts: stehenden Kreisen gebe man sich nicht dem geringsten Zweifel darüber hin, daß ein Bolfsentscheid mit einer gewaltigen Stimmenmehrheit zugunsten eines Anschlusses Thüringens an Breußen in Form einer preußischen Provinz Thüringen ausfallen würde.

Tatsächlich hat die Frage eines Anschluffes des Bandes Thüringen an Preußen bereits in den letzten Tagen zu Berhandlungen innerhalb einzelner Landtagsfraktionen geführt. Der Propaganda für den An­schluß liegen zunächst finanzielle Schwierigteiten des Bandes Thüringen zugrunde. Ob der Anschluß jedoch jemals voll­zogen wird, ist troh der Sympathien, der ein evtl. Anschluß in allen Parteilagern findet, vorläufig noch zweifelhaft.

Die Verlängerung der Micum- Verträge. Die Micumverträge find inzwischen bis zum 30. Juni verlängert worden. Dazu erfahren wir aus unterrichteten Atreisen, daß auf beiden Seiten die Auffassung vorhanden ist, durch diese kurzfristige Berlängerung Zeit gewonnen zu haben, um so bald wie möglich in neue und grundlegende Berhandlungen eintreten zu tönnen. Die Möglichkeit solcher Berhandlungen stellt an und für fich einen Fortschritt bar. Die Vertreter der Micum erkannten während der Erörterungen in Düsseldorf die schlechter gewordene Lage im Ruhrbezirt an und verschlossen sich auch nicht der Notwendigkeit, weit gehende Erleichterungen eintreten zu laffen. Diese werden fich hauptsächlich auf ein Abkommen über die Kohlenpreise und Zölle, die Zu- und Ablaufgenehmigungen und die anderen Gelbabgaben be. ziehen. In Wirklichkeit sind die zu erreichenden Erleichterungen heute schon effektiv, da für sie zwischen den Kontrahenten rüdwirkende

Kraft vom 16. Juni ab vereinbart worden ist.

In beteiligten Kreisen wird angenommen, daß bereits die nächsten Verhandlungen in Kürze stattfinden und schon zwischen den beteiligten Regierungen gemäß dem Vorschlag der deutschen Note vom 9. Juni selbst geführt werden. Bekanntlich hat man sich so woly in Paris als auch in Brüffel mit dem Vorschlag der Note vom 9. Juni einverstanden erklärt.

Für die Opfer des Ruhrkampfes.

Die sozialdemokratische Fraktion hat im Reichstag den Un trag eingebracht, unverzüglich einen parlamentarischen Ausschuß ein zusetzen, der

1. die Richtlinien für die Betreuung der aus dem besetzten Ge­biete Ausgewiesenen bzw. der Gefangenen nachprüft und auch die berechtigten Beschwerden der nichtbeamteten Ausgewiesenen und Gefangenen fichtet;

2. Maßnahmen für die wirtschaftliche Sicherstellung der in die Heimat zurückkehrenden Ausgewiesenen oder entlassenen Gefangenen vorschlägt, sofern diese durch die Ausweisung ihre Ein­nahmequellen eingebüßt haben;

3. Maßnahmen verschlägt zur schleunigen Beschaffung von Woh nungen und Einrichtungsgegenständen für diejenigen, die durch Aus­nungen und Einrichtungsgegenständen für diejenigen, die durch Aus­weisung, Verdrängung oder Gefangennahme ihre Behausung und deren Einrichtung verloren haben.

Der neue Rheinlandkurs.

die Rheinlandkommission in den legten Monaten zahlreiche Paris , 16. Juni .( WTB.) Wie Havas aus Roblenz meldet, hat Maßnahmen, betreffend während des passiven Widerstandes ausgewiesene Personen, verfügt. Für die franzöfifche Zone habe ausgewiesene Personen, verfügt. Für die franzöfifche Zone habe das franzöfifche Obertommiffariat in Roblenz nach Prüfung der einzelnen Gesuche der Ausgewiesenen der Rheinlandkommission die Zurückziehung von 7000 Ausweifungsbefehler norgeschlagen. Die Rheinlandtommission habe in allen Fällen diese Borschläge angenommen. Bis zum 1. Mai jei in 5000 und feitdem in weiteren 2000 Fällen die Rüdtehr ins bejezte Gebiet gestattet worden. Bon den 800 attiven 3011 be amten feien 590 wieder in Dienst gestellt, und 80 000 Eisen

bohner in das Bersonal der Regie aufgenommen worden. Ferner hätten von 580 Bersonen, die von dem Militärgericht der französischen Zone verurteilt worden wären, 268 ihre Straje abgebüßt, 210 feien begnadigt worden und 44 seien in Ab­wesenheit verurteilt worden. In den Gefängnisfen der befezien Gebiete befänden fich nur 58. Die meisten von ihnen, behauptet der Bericht, seien wegen schwerer Verbrechen abgeurteilt worden, die nicht mit dem Tatbestand des paffiven Widerstandes gleichzu stellen wären.

Gefangenenbefreiung.

Mainz , 16. Juni .( Eigener Drahtbericht.) Bon den im großen Mainzer Eisenbahnprozeß vom 7. Mai 1923 verurteiten Eisen­bahnern sind am Freitag bzw. Sonntag nachstehende Inhaftierte aus ber Strafhaft entlaffen: Eisenbahninspektor Hertling ( 6 Jahre), Bezirtsbetriebsratsvorsitzender Heinrich Klinger( 6 Jahre), Eisenbahninspektor Lüdtke( 7 Jahre), Eisenbahninspektor Krimmel ( 6 Jahre), Eisenbahnschloffer Leineweber( 3 Jahre), Gewerkschafts­sekretär Rebert vom DER.( 5 Jahre), Gewerkschaftssekretär Bös Außerdem wurden noch zwei weitere inhaftierte Eisenbahner, näm wetter vom DEB .( 7 Jahre), Gewerkschaftssekretär Ludwig( 6 Jahre). ich Zugführer Zimmermann( 3 Jahre) und Eisenbahnassistent Häge rich( 3 Jahre) begnadigt. Es besteht begründete Hoffnung, daß auch die weiteren Inhaftierten recht bald in Freiheit gesetzt werden. die weiteren Inhaftierten recht bald in Freiheit gesetzt werden. Die Internationale zum Tode Matteottis.

Das

Internationale" hat anläßlich der Ermordung Matteottis folgendes Schreiben an die sozialistische Partei Italiens gerichtet: Bis zur letzten Minute hofften wir wißheit: Matteotti ift tot! Unser Schmerz ist um so brennen­nun ist es traurige Ge der, da wir noch vor kurzem tagelang mit ihm in London zusammen waren. Wir besprachen mit ihm eingehend die Aufgaben des pro­letarischen Kampfes in Italien , und wir fühlten immer wieder, ba spricht nicht nur ein mutiger, arbeitsfreudiger Mann, sondern ein ganzer Mensch, der für die Sache, der er sein Leben geweiht, jedes Opfer zu bringen bereit ist. Matteotti war eine der großen Hoffnungen für den Wiederaufbau der sozialistischen Bewegung Italiens , für den mutigen unbeugfamen Widerstand gegen Bir freuten uns, ihn in Wien in der Sigung der Erefutive der So den grausamen Terror des Faschismus, dem ihr ausgeliefert seid. zialistischen Arbeiterinternationale wiederzusehen. Mussolini hat ihm den Paß verweigert. Er war gezwungen, im Machtbereich der Fa­schisten zu bleiben, und sie haben nicht gezögert, der Fülle ihrer Un­taten die Krone aufzusehen.

Sefretariat der Sozialistischen Arbeiter.

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des wissenschaftlichen Forschers hat Matteotti die Greueltaten des Mit der strengen Objektivität und kritischen Gewissenhaftigkeit Faschismus gesammelt, sie nach Städten und Monaten geordnet, und von Tatsachen in seinem Buche" Das erste Jahr des Faschis. fie ohne Kommentar veröffentlicht. Aber diese nüchterne Sommlung mus" wurde die flammendste Anflage gegen die Schredenshere schaft Mussolinis. Er war mitten in der Arbeit für die zweite Auf­lage diefes Buches, für seine Ausdehnung auf das zweite Jahr des Gewaltregimes in Italien . Nun ist er selbst zum Biutzeugen dieses zweiten Jahres des Faschismus geworden. Der Chroniſt ist in die Chronit eingegangen. Sein Leben und sein Sterben werben aber nicht umsonst gewesen sein. In die Proletarier aller Länder wird das Schicksal Matteottis neuerlich das Bewußtsein pflanzen, daß der Faschismus, diefe bestialische Form, in der die fapitalistische" Drd­nung" in Erscheinung tritt, sie überall bedroht und sie ihre Kräfte zähem Rampf zusammenfaffen müſſen. gegen diesen tückischsten Feind der Arbeiterklasse zu entschlossenem,

Wir trauern mit den Sozialisten Italiens in Liebe und Dant­barkeit für den treuen Genoffen, und wir wissen, daß sie an dem Grabe des Freundes sich geloben werden: Wir lassen uns nicht ein­schüchtern! Trotz alledem!

Ministermord in Bulgarien .

Sofia , 16. Juni .( Eigener Drahtbericht.) Der ehemalige Wei nifter Gettoff, einer der Führer der Bauernpartei, ist in Sofia auf der Straße ermordet worden. Die Mörder sind entkommen. Ueber die Gründe der Tat ist noch nichts bekannt.

Der sozialdemokratische Beamtentag.

Den Ausführungen Hermann Müllers folgte ein Referat von Geheimrat Dr. Siegbrecht: Die Beamtenpolitit ber Cozialdemo fratie", wobei der Rebner zunächst feinem Bedauern Ausdrud gab, daß dieser Beamtentag nicht vor dem Parteitag ftatgefunden hat. Auf den drei Säulen der Legislatine, der Gretutive und ber bewaffneten Macht beruhe die Macht des Staates. Die Legislative werde gewonnen durch den Stimmzettel, ausschlaggebend sei dabei die Zahl der Abgeordneten. Die schönsten Geseze fönnen jedoch nichts helfen, wenn ihre Ausführung durch die Erefutive fabotiert wird. Daher muß, der regierenden Partei vor allem die Erefutive zur Verfügung stehen. Entweder muß die Beamtenschaft politisch neutral fein und der jeweils regierenden Partei ihre Rennt­niffe zur Verfügung stellen, wie das in Frankreich und England der Fall ist, nach dem Grundfaz: ich habe ein Amt, feine Meinung. Oder die Beamtenfchaft muß politisch auf dem Boden der Berfaffung und die Beamtenfchaft muß politisch auf dem Boden der Verfassung und der verfassungstreuen Barteten stehen. Gewiß ftimmt es, daß die deutsche Beamtenschaft felbftlos für den Staat und die Gesamtheit gearbeitet hat. Gerade deshalb wäre fie an fich parteipolitisch prädestiniert für die Sozialdemokratie. Aber die Tradition, fitionsstelling zur Sozialdemokratie erzogen und gebracht. Biele die Erziehung der deutschen Beamtenschaft hat sie in Oppo Beamte scheuen den Schritt zur Partei auch heute noch, felbst wenn fie zu unseren Zielen neigen. Der Beamte, der mit seinem festen, wenn auch fümmerlichen Gehalt eine Eristenz hat, und den die Existenzfrage daher nicht so beschäftigt näe den Arbeiter, tommt daher nicht aus materiellen Intereffen, sondern vielmehr aus innerem Drange heraus zu unserer Partei. Wenn dafür die Bartei teilweise nicht das richtige Verständnis aufgebracht hat, so ist das verständlich, weil die Partei 50 Jahre lang als vaterlandsfeindlich perfemt war und dem Staate und feinen Drganen, den Beamten mit Mißtrauen begegnete. Andererseits ließ sich die Partei zunächst vielfach leiten von einer Ueberichäzung der eigenen Kraft, und die leitenden Ge­noffen glaubten vielfach, durch unparteiisches objektives Regieren bie Beamtenschaft zur Mitarbeit heranzuziehen und gewinnen zu fönnen. Dabei wurde die Mentalität eines Teiles der Beamten alten Schlages konimen allzu leicht als Schwäche auslegen. Der Redner bespricht perkannt, denen nur die Macht imponiert und die jedes Entgegen. fratie und die Verfolgung republikanischer und dann die Uebermacht der reaktionären Bureau fosialistiser Beamten. Er weist auf folgenfomere Ber­fäumniffe pin, bie die republikanisch bemotralischen Parteien des Reichstags begangen haben und einpfiehlt eine starte Affion der Partei bei der kommenden Besoldungsreform mit dem Ziel ausreichender Besoldung der unteren Klassen, starter Berringerung der Klaffen überhaupt und Frauen. und Kinderzulagen, bie nicht mehr wie heute Lächerlichkeiten fein dürfen. Die fozialdemokratische Reichstagsfrattion follte mit dem Beanstenbeiret mehr Fühlung halten. Das Beamtenprogramm der Partei werde bei genügender Vorbereitung starte Werbefraft ent­falten.( Beifall.)

Es folgt die Aussprache, in der zunächst Reichstagsabgeordneter Steintopf das Wort erhält. Er widerlegt die Kritit des Borrebners on der Beamtenpolitit der Partei und der Reichstagsfrattion, ohne

deren Personalpolitik durchaus zu billigen. Im 23. Reichstagsaus. fchuß fei es uns gelungen, für zahlreiche unserer Anträge die Mehr heit zu gewinnen. Die fozialdemokratischen Beamten feien ver­plichtet alles zu vermeiden, was reaktionären Borgefeßten eine Handhabe zur Maßregelung bieten könnte. Gegen unberechtigte Maßregelungen haben wir oft mit Erfolg vorgehen können. Der Beamtenausschuß der Fraktion arbeitet sehr fleißig und seinen Bor­fchlägen ist die Fraktion immer beigetreten. Wenn die Zeit zu frapp ist, kann der Reichsbeamtenbeirat allerdings nicht befragt werden. Die Regelung der Verhältnisse für die Schuhpolizei geschieht zwar für das Reich durch ein Rahmengesetz, aber in erster Linie handelt es sich auf diesem Gebiet um eine Angelegenheit der Länder. Entsprechend hat die Reichstagsfraktion mit den Bandtagsfraktionen Fühlung genommen. Im Beamtenrätegeseß haben die Bor. schläge unserer Frattion, die die Führung gehabt hat, in zweiter Lesung Annahme gefunden. Wenn das Gesez vom alten Reichstag nicht mehr verabschiedet wurde, jo lag das an der bürgerlichen Mehr heit. Der Redner bestreitet, daß die Beamtenschaft von sich aus auf die Reichsregierung, hätte den nötigen Drud ausüben fönnen, um die Personalabbauverordnung rüdgängig zu machen. lleber die Notwendigkeit eines Abbaues waren fich fämtliche Parteien des Reichstages einschließlich der Kommunisten einig. Den reichen Bensionären, die vielfach die Republik tagtäglich beschimpfen, dürfe feine Bension bezahlt werden, dieses Geld müsse den ärmisten der Penfionäre zugute fommen. Bedauerlich sei, daß wir mit der Forderung der Benfionierung im 60. Lebensjahre nicht durchgedrungen find. Grundfaß für den Abbau sei die Leistungs fähigkeit gewesen. Wir hätten immer eine Berufungsinstanz gefordert gegen willkürliche Ausnutzung der Abbauverordnung. Sie wurde nicht gewährt, aber der Sparausschuß hat eine große Anzahl von Fällen eingerentt. Leider wurde an seiner Stelle dann ein voll­fommen reaktionäres Gremium eingefeßt. Die Fraktion hat bereits im neuen Reichstag den Antrag auf Abschaffung der Ab­bauverordnung gestellt. Vor allem müssen die Beschränkungen der verfassungsmäßigen Rechte der Frauen wieder beseitigt werden. tagsfraktion immer eingetreten. Unsere Forderung in bezug auf das Für eine Berminderung der Besoldungsgruppen ift infere Reichs. Besoldungsgesez wollen wir an Hand des neuen, vom Parteitag Beamtenrecht, das Beamtenrätegeseh, das Disziplinarrecht und das foeben gutgeheißenen Beamtenprogramms der Partei durchsetzen. aber nur Burd, Stetigfeit und Qusharren in unserer Arbeit auf dem Gebiete der Beamtenpolitik fönnen wir unsere Ziele erreichen. ( Beifall.)

Die Nachmittagsfigung, die nach einer furzen Mittagspaufe von 2 bis gegen 6 Uhr dauerte, brachte eine ausgiebige Aussprache über die Referate und die Ausführungen des Genoffen Steintopf. Es beteiligten sich an der Disfuffion die Genossen Kressil Frant furt, Klenz- Berlin , Simon- Neusalz. Faltenberg- Berlin , Schöne Berlin , Stort Darmstadt, Legatis Königsberg und 3achert Berlin . Nachdem Genosse Hermann Müller noch eingehend auf die Darlegungen und Einwände dieser Redner ein. gegangen war, wurde die weitere Aussprache auf Dienstag vormittag 9 Uhr vertagt.