Einzelbild herunterladen
 
Nr. 280 47. Jahrgang
1* Heilage ües vorwärts
Dienstag, 77. Juni 7924
Der Dienst auf öer Hlockstation. Zum Eisenbahnunglück am Potsdamer Bahnhof.
Den verantwortungsvollsten und gewiß auch schwersten Dienst im Betrieb der Eisenbahn hat der Beamte auf der Blockstation, der Fahrdien st leit er auf dem Befehls st ellwerk. Er hat den Befehl zu geben zur Ein- oder Ausfahrt der Züge und zur Ein- stellung der Weichen. Macht er«inen Fehler, setzt er damit das Leben der Fahrgäste in die höchste Gefahr. Bei dem großen Eisen- bahnunglück am Potsdamer Bahnhof hat bekanntlich ebenfalls dieser Fahrdien st leiter eine große Rolle gespielt, und die amtlich« Meldung erklärt, daß dieser Beamte die Schuld an dem Unglück trage. Die inzwischen von der Staatsanwaltschaft eingeleitete Untersuchung wird hoffentlich volle Klarheit bringen und einwandfrei feststellen, ob diese Behauptung der Behörde von der angeblich unzweifelhaft fest- stehenden Schuld des Beamten zutrifft. Im R eichsv erkehrs- Ministerium wurde uns auf Anfrage folgendes erklärt: Der D i« n st auf den Blockstationen beträgt im allgemeinen acht Stunden. Auf manchen Blockstationen, wo der Dienst ein leichterer ist und Paus« gemacht werden kann, ist der Dienst neun S t u n> den. Ja,«s gibt Blockstationen mit sogenanntem Bahnbewäh- r u n g s d i« n st, auf denen der Dienst ein besonders leichter ist und wo während des Dienstes mehrere Pausen gemacht werden können. Hier ist der Dienst zehn Stunden. Der Deutsche   Eisenbahnerverbanö erteilt uns folgende Auskunft: Als am 14. Januar 1S24 das Reichs- verkehrsministerium die Dienstdaueroorfchriften gegen den Willen der an der früheren Regelung der Dienstdauervorschriften vom S. August 1922 beteiligten Arbeitnehmerorganisationen änderte, wurde auch die Arbeitszeit neugeregelt und dabei festgelegt, daß e i n e. a ch t- stündige Arbeitszeit nur bei schwerem ununrer- brochenen Dienst in Frage komme. Im übrigen ist eine neun- und zehnstündige Arbeitszeit vorgesehen. Be- fremdend muß es wirken, daß dos Reichsverkehrsministerium den Dienst auf den Blockwerken alsnicht schwer" ansieht, weil zwischen den einzelnen Arbeiten gewisse Pausen liegen. Als Arbeitsleistung wird nur das Bedienen der Hebelschaltungen, Tastknöpfe usw. ange. sehen. Die unfreiwilligen Pausen, die danach folgen, und die wiederum ganz gewiß nicht im Interesse der Weichensteller liegen, werden als sogenannter Bereitschaftsdienst mit SV Proz., d. h. eine Stunde Bereitschaftsdienst gleich einer halben Stunde Arbeit, g e w e r t e t. Und so schält sich dank dem Rechnungsvermögen schlauer Eisenbahnfachleut« eine zwölfstündige Arbeitszeit heraus. Nur Sonntags haben die Beamten, die den Blockdienft versehen, frei, und an diesem Tage wird dann diese Arbeit von Arbeitern aus dem Eisenbahnhdienst, st eine Prüfung abgelegt haben, verrichtet. Be- kanntlich herrscht gerade in den Sommermonaten an den Sonntagen auf den einzelnen Bahnhöfen infolg« der vielen Ausflügler ein oer- stärkter Verkehr. Um für die Arbeiter, die Sonntagsdienst auf den Blockwerken tun, eine Verkürzung der Arbeitszeit herbeizuführen, schickte der Deutsche   Eisenbahnerverband vor Pfingsten eine De- schwerde an die Eisenbahndirektion. Und der Erfolg? Auf der Grunewaldstrecke wurde die Arbeitszeitvertür- zung eingeführt, während die Zehlendorfer S t r e ck e. die Unglücksstätt«, leer ausging. Erwähnt muß noch werden, daß die Beamten, die das Blockwerk für die Grunewaldstrecke bedienen, an einem Tage nicht weniger als 1S6 fahrplan- mäßige Züge abzufertigen haben. Dazu kommen noch diverse Leer- und Fernzüge. AufderZehlendorferStrecke ist der Verkehr noch stärker. Hier werden Sonnabends 18 8 Vor- o r t z ü g e und außerdem noch etwa 1K Fernzüge abgelassen. Wenn man diese Zahlen liest und bedenkt, daß der Beamte auf dem Block- dienstwerk einen ungeheuer nervenanstrengenden Dienst versieht, so kann man nicht begreifen, wie das Reichsverkehrsministerium dazu kommt, diese Arbeit als nicht schwer anzusehen. Verstehen aber kann man, wenn Arbeiter das nicht mehr mitmachen und zur D i e n st-
Verweigerung übergehen. Im übrigen wird sich der Deutsche Eisenbahnerverband in einer Sitzung mit dieser ganzen Angelegen- heit beschäftigen und dann seine Meinung zu dem Unglück äußern. Das Ergebnis Oer Untersuchung. Die Reichsbahndirektion Berlin   teilt mit: Das Er- gebnis der Untersuchung des Unfalles am Potsdamer Bahnhof läßt sich, wie folgt, zusammenfassen: Die Hauptschuld trifft den Fahrdienst- leiter des Befehisstellwerkes am Potsdamer Bahnhof, er hat gegen klare, grundlegende Bestimmungen aus den Betriebsvorschriften ver- stoßen. Er mußte infolge einer StörunginderStellwerts- Vorrichtung, die etwa eine halb« Stunde vor dem Unfall«inge- treten war, und an deren Beseitigung sofort herangegangen wurde, das telegraphisch« Zugmeldeo erfahren einführen; dieses hat er unter- lasten. Inwieweit den Lokomotivführer des Magdeburger  Personenzuges ein Miwerfchulden trifft, weil er es an der nötigen Aufmerksamkeit in der Streckenbeobachtung Hot fehlen lassen, wird die gerichtliche Untersuchung ergeben. Bei den Erörterungen über den Unfall in der Presse ist angedeutet worden, daß die Ursache letzten Endes auf den Abbau and die Ueberanftrengung des Personals zurückzuführen fei, diestrifftnichtzu, beide Bedienstete waren nach ausreichender vorausgegangener Ruh« erst kurze Zeit im Dienst, zum Beispiel der schuldig« Fahrdienstleiter erst seit 7 U hr morgens. Weiterhin ist bezüglich der Rettungsaktion das Fehlen von Werkzeugen, Kopflosigkeit des Personals und anderes beanstandet worden: Nach unseren Feststellungen waren bereits 25 Minuten nach dem Unfall die Verunglückten nicht nur ans ihrer Lage befreit, sondern zum größten Teil auch schon abtransportiert. Hieraus geht zur Genüge hervor, daß all« Mittel zur Rettung von Verunglückten in ausreichendem Maße zur Verfügung standen und rechtzeitig herbeigeholt wurden. Auch der Wagenbrand ist sofort im Entstehen gelöscht worden. Insbesondere gebührt der Feuerwehr und dem Rettungsamt Anerkennung und Dank für die schnelle und umfastend« Hilfe. Sämtliche Verletzte befinden sich, wie der Präsi. dent der Reichsbohndirektion noch am Sonnabend persönlich in den Krankenhäusern festgestellt hat, außer Lebensgefahr. Di« Reichsbahndirektion hat es auch für selbstverständlich gehalten, noch am Unglückstag« helfend einzugreifen, wo eine Notlag« bei den Ange- hörigen der Getöteten und Verletzten festgestellt wurde, und wird sich weiterhin die nötige Fürsorge in diesem Sinne angelegen fein lasten.
Denkmäler, öie man nicht fleht. Millionen von Menschen gehen im Jahr an emem Denkmal deutscher Plastik vorbei, ohne es mtt einem Blick zu streifen, ja ohne das Bewußtsein zu haben, daß sich an dieser Stelle«ine ausgezeich- nete Arbeit Johann Gottfried Schadows befindet. Sie sind aber enffchuldigt, da die Statue sich in dem mystischen Halbdunkel befindet, das die dem Brandenburger Tor  « angebauten niederen Säulenhallen erfüllt. Eigentlich handelt es sich um zwei Werke, Mars und Minerva, ersterer an der Seite der Wache befindlich, letztere an der Reichstagsseit« angebracht. Aber nur die Statu« des Mars richtiger des ausruhenden Mars ist als das künstlerische Eigentum Schadows anzusehen,«in« Sandsteinarbeit von schöner künstlerischer Auffastung und Durchbildung, während die Minerva nach den neuen Forschungen der Kunsthistoriker alsGesellenarbeit" angesprochen wird. Wie schwer'es ist, in solchen Dingen das richttg« festzustellen, zeigt die Kontroverse über den Mars. Eine kunsthisto irische Quelle lchvsibt ihn dem Bildhauer Karl Wichmann   zu, einem Schüler Scha- dows, derden Mars am Brandenburger Tor   in der Werkstatt Schadows machte". Aber im Katalog der Ausstellung der Berliner Akademie der bildenden Kunst von 1793 steht verzeichnet:Vom Herrn Rektor und Hofbildhauer Schadow in Gips: Nr. 288, Mars,
im Modell, welches am Brandenburger Tor  , in Stein ausgearbeitet, wird zu stehen kommen." Es wird sich wohl daher so verholten, daß Wichmann bei der Modellierung der Arbeit mitgeholfen hat. Scha- dow selbst nimmt in seinenMemoiren" die sitzende Figur des Kriegsgottes für sich durchaus in Anspruch. Die Ausführung wird anderen bildhauerischen Kräften überlassen worden sein. Was die Statue betrifft, so war der Gedanke gegeben, einenfriedlichen Mars" zu bilden. Die Aufgabe wurde nun so gelöst, daß der sitzend« Kriesgott das Schwert in die Scheide stößt, also einer kriegerischen Handlung sich enthalten will. Was ja in jener Zeit nach dem un- glücklichen Verlauf des Feldzuges gegen die französischen   Republi- kaner wohl zu begreifen ist. Ist somit die Cnfftehungsursache des Kunstwerkes eine etwas fragwürdige, so hindert dies doch nicht, an- zuerkennen, daß Meister Schadow«ine treffliche Arbeit geleistet hat. Vielleicht wirft daher in Zukunft der ein« oder der andere Pastant des Tores einen Blick auf die Statue, deren Darstellung die Meister- Hand des berühmten Bildhauers erkennen läßt.
Zum �bbau ües berliner   Schulrates. Es dürfte in Deutschland   und weit über die Grenzen hinaus kaum ein« größere Gemeinde geben, die ohne einen hauptamllichen Leiter des Schulwesens auskommt. Wenn die bürgerlichen Parteien im Berliner   Rathause die Personalabbauverordnung zum Abbau des hauptamtlichen Leiters des Berliner   Schulwesens mißbrauchen wollen, so beweist das, wie tief das Bildung?- und Schulwesen von ihnen eingeschätzt wird. Im früheren Klein-Berlin   hatten wir zwei Schulräte im Magistrat, einen Schulrat für die höheren Schulen und einen für die Volksschulen, dein zugleich die Fach- und Fortbil- dungsschulen mit einem Direktor unterstellt waren. Jetzt soll der eine einzige Schulrat fortgeschickt werden, nicht etwa deshalb, weil wir ihn nicht dringend nötig haben, sondern weil er politisch mißliebig ist. Hätten wir an der Spitze des Groß-Berliner Gemeinwesens einen Oberbürgermeister, der großzügige Kommunalpolitik triebe, so müßte er in aller Oeffentlichkeit und mit aller Energie sich gegen diesen Abbau zur Wehr setzen. Schon aus Prestigegründen müßte er lauten Protist gegen dieses Gehaben einlegen. Es müßte ihm bewußt fein und er müßte das öffentlich sagen, daß es eine Ungeheuerlichkeit darstellte, eine Gemeinde von der Größe der Stadtgemeinde Berlin   mit nahezu 4 Millionen Einwohnern ohne hauptamtliche Leitung des Schul- wefens zu lasten. Jedem Freund des Schul- und Bildungswesens müßte die Scham überkommen, wenn er sieht, wie im Berliner   Rat- hause sogenannte Kommunalpolitik gemacht wird. Und nicht nur Scham, sondern auch Erbitterung über die Rücksichtslosigkeit, die geübt wird. Mit der Bestimmung der Personalabbauoer- o r d n u n g halten wir es für unvereinbar, den Schulrot in Berlin   abzubauen. Wenn mehrere Schulräte vorhanden wären, läge die Sache noch anders. So aber fft der Abbau des einen Schul- rates nur«in Willkürakt, der aus politischen Grün- den geboren i st. Und ein Abbau aus politischen Gründen ist erst recht unzulässig. In Preußen ist zur Sicherung einer einheit- lichen und ordnungsmäßigen Durchführung der Personalabbauver- Ordnung ein Ausschuß eingesetzt, der sich nicht mit Einzelbeschwerden, sondern mit allgemeinen Fragen beschäftigt. Dieser Ausschuß be- handelte in seiner Sitzung vom 26. Mai auch eine Frage, die aus Paulsens Abbau Bezug hat. Im Rathause war man sich nicht ganz einig darüber, ob man nur die Person Paulsens oder zugleich auch die Stelle abbauen soll. Man hat sich in letzter Minute zum Abbau der Stelle entschlossen in der ausgesprochenen Absicht, nach Verlauf einiger Zeit von der Aufsichtsbehörde die Genehmigung zur W i'e- derbesetzung der Stelle zu erhalten und dann einen der vielen Anwärter, wie Merten und andere, die sich am«ffrigsten um den Abbau Paulsens bemühen, zum Schulrat zu machen. Für diesen Fall ist nun von Interesse, daß der oben genannte Ausschuß folgen- des beschlosten hat: Der Ausschuß wünscht, daß unter Abschnitt I L(Wieder- besetzung und Wiederverwendungssperre) hinter Nr. 2(Sp. 269 des Ministerialblattes) hinzugesetzt wird: Unter Umständen ist die Genehmigung der Auffichtsbehövde zur Wiederbesetzung davon abhängig zu machen, daß der frühere Inhaber der Stelle wieder in die Stelle eingestellt wird." Wenn die vorstehende Besttmmung nicht noch enger gesaßt worden ist, so deswegen, weil die Regierung möglichst wenig in die
8]
Die Venus von Syrakus  . von Clara Rahka.
Er hat es wirklich geglaubt!" schrie die Kleine ausge- lasten und hüpfte immerwährend auf und ab, als fei sie aus Gummi. Nun gebt aber Ruhe," sagte eine alte Frau, sich aus Kisten und Decken aufrichtend.Taddeo, wenn du jemand hereinziehst, dann mach ihm auch ein Lager." Jetzt erst gewahrte Renzo Eolinas Mann. Er lehnte mit dem Rücken gegen die geschlossene einzige Tür. Braun, stark und untersetzt war er, das Haar hing in schwarzen Büscheln über die lustigen Augen. Ich wollte gerade das Tor schließen, da hörte ich dein« zärtlichen Worte zur alten Serafina hinauf. Just vor ihrer Nase schnappte ich dich fort und Nina blies das Licht aus." Ja, ich blies das Licht aus!" rief das Mädchen stolz. Und wollt ihr mich wirklich«ine Nacht über behalten? Sonst zeigt mir den Weg zu irgendeinem Gasthaus." Bist du aber ein Feiner!" sagte das junge Ding, lang- sam auf ihn zuschreitend. Weshalb denn ein Gasthaus?" Der Ziegenbärtigejvies mit einer Gebärde auf einen Haufen von Fellen und Säcken, als habe er ein Königreich zu vergeben. Ja wenn ich das darf," sagte Renzo entzückt,und wenn ich ein Stück Brot haben könnte?" er sah auf den kleinen Jungen, der eine abgenagte Kruste in der schmutzigen Hand hielte Eolina ging ins Dunkel und kam mit Brot und Orangen zurück. Renzo hatte sich lang auf den weichen Haufen geworfen, den man ihm angewiesen hatte.Ach. ist das herrlich, ist das herrlich!" rief er.Seit drei Nächten das erste gute Lager." Er griff nach dem Brot, nach den Früchten, und konnte sie kaum zu Ende essen; ihn schwindelte vor Müdigkeit. Er konnte sich auch keine Rechenschaft darüber geben. wo er war, wer diese Leute sein mächten er legte sich auf die Seite und schlief ein, während die anderen noch schwatzten und ihn betrachteten 4. Am anderen Morgen gab Gott   dem Renzo. was er sich gewünscht hatte: die ganze Stadt war voll Sonne. Sie kroch in olle Ritzen hinein, lag blank auf Straßen mtd Plätzen und stberstromte das wette Meer mtt tanzendem Sold.
Die Glocken läuteten, als ob sie ein Freudenfest künden müßten, und die Verkäufer riefen mit fanatischer Glückselig- keit die einfachen Dinge aus, die sie jahraus, jahrein auf ihren flachen Karren durch das enge Straßenwerk schieben und immer wieder rufen sie so, als wären es köstliche, so- eben vom Himmel gefallene Schätze, die man nicht genug be- staunen könnte. Als einer der Fischhändler mit besonders lautem, zu einer Art Gesang abgetöntem Ausruf eine Weile vor der nunmehr weit geöffneten Tür der Familie Pettinari hielt, erwachte selbst Renzo, den das ganze aufwühlende Knattern eines süd- italienischen Alltags noch nicht zu wecken vermocht hatte. Er setzte sich aufrecht hin und blickte ganz benommen, fast starr, um sich. Dann brach er in ein helles Gelächter aus und mit ihm die ganze Familie Pettinari, die geruhsam und. fröh- lich ihren Geschäften nachging. Taddeo war der Mann mit den Fischen, Eolina saß und nähte, der Alte verkaufte gerade einer Nachbarin eine Art ge- flochtener Schuhe, Mutter Pettinari mischte, an der Straße stehend, so daß der vielfältige Staub als tägliche Würze nicht fehlte, in einem Kessel eine Art Sammelgericht, Nina hing Wäsche über eine Leine, die quer durch den vollgepfropften Raum gezogen war, und Beppino, der kleine Junge, trieb sich mit den Schafen und einigen Katzen auf der Gasse herum. Ganz umdrängt vom engen, scharfe Gerüchte ausströmen- den Leben erwachte Renzo. und seine erste Begrüßung war das Lachen. Wie eine gute Vorbedeutung flog ihn dieses Lachen an, denn sogleich kam ihm in den Sinn, weshalb er hier in Syra- kus sei. Alle ließen eine Weile ihre Beschäftigung lisgen, um mit dem Gaste zu schwatzen, nur Mutter Pettinari mischte, wie eine ruhige Hüterin der Nahrhaftigkeit, weiter. Als sie hörten, daß Renzo ein Bildhauer sei, fanden sie das ganz besonders anziehend: er hätte aber einen jeden Be- ruf nennen können, er wäre des Beifalls der Pettinaris sicher gewesen. Sie alle, zumal auch der angeheiratete Taddeo, der als einzige Gabe seinen klewen verwaisten Bruder Beppino mit- gebracht hatte, fanden das Leben so über alle Begriffe schön, daß es ffir sie keine Aeußerung dieses Lebens gab, und so auch keinen Beruf, dem nicht strahlende Seiten abzugewinnen waren. Daß Renzo in Syrakus   bleiben wollte, war ihnen selbst? verständlich Wo sollte«an denn leben, wenn nicht in Syra,>
kus? Sie liebten Syrakus  , liebten ihre Gasse und den«inen, fensterlosen, großen Raum, in dem sie alle, Menschen und Tiere, ihre Heimat hatten. Wie wenig sie aber von Ren,zos Beruf verstanden, zeigte sich gleich darin, daß Taddeo ihn, unter dem Beifall der gan- zen Familie, aufforderte, mit zum Hasen zu gehen, dort wurde etwas gebaut, und man könnte einen guten Stemmetzen ge- brauchen. Renzos höfliche Einwendungen blieben unbeachtet. Figurenmacher, nein, Figurenmacher gäbe es hier nicht, da brauchte er sich erst gar nicht umzusehen, zudem brächte das kein Brot! Nun, immerhin, er wolle es dennoch versuchen und ob es ihm erlaubt sei, sich erst einmal gründlich zu reinigen. Gewiß, aber gewiß!" Eolina schöpfte aus einer Tonne Wasser in ein großes Gefäß. Und nun begann Renzo damit, sich nach und nach in den säubern und ansehnlichen Burschen zu verwandeln, der er war. Er knüpfte sein Bündel auf. zog alles hervor, und Nina sagte wieder ein über das andere Mal in hellem Staunen: Bist du aber ein Feiner!" und das war Renzo gerade recht. Mittlerweile hatte sich in der ganzen Familie die Meinung gebildet, man müßte mit Ren.zo ein Mahl einnehmen, und Mutter Pettinari schöpfte aus ihrem Kessel. War nun nicht das Leben wirklich wunderschön? Die Sonne schien bis in den MagLL hinunter, es verschlug nichts, daß mit dem Brei nicht alles so in Ordnung war. wie es die Hüterin wohl gewünscht hätte. Renzo fühlte sich vollkommen glücklich; er überschlug in Gedanken sein Vermögen und dann machte er Frau Pettinari ein vorsichtiges Angebot. Allzu viel wollte er nicht hergeben, wenn man ihn als zahlenden Gast in der Familie behielt, denn wer konnte es wissen, wozu er sein Geld gebrauchen würde! Er sah Marmor, alt, gelblich, wie von Leben durchzogen.. Frau Pettinari hob beschwichtigend ihren Brühlöffel empor natürlich konnte er bleiben, für so viel Geld würde sie ihn rund füttern. Und die ganze Familie stimmte ihr freudig zu. Eolina machte gleich Vorschläge, wie man eine gewisse Ordnung in das Hauswesen bringen könnte, so, daß Renzo einen besonderen, guten Platz zum Schlafen bekäme Diese Frage wurde schnell und gut gelost. So hieß es also nur noch eine Arbeit finden..... !' Koxtletzung jolfltl_j