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gleich Micum-Derträge, Regie und Zoll-Linie fallen müssen. Hcrriot nimmt das Gutachtenohne Hintergedanken" an: jene Maßnahmen werden aber im Gutachten selbst als unerläßliche Voraussetzungen bezeichnet. Die Kontrolle der Abrüstung soll vertragsmäßig auf den Völkerbund übergehen. Ein Grund mehr für Deutschland , schnellstens seinen Eintritt anzumelden, der nicht mehr an irgendwelche behmdere Bedingungen geknüpft ist. Volle Amnestie aller Gefangenen und Vertriebenen, Auf- Hebung von Micum, Regie und Zoll-Linie, Moratorium, aus- wärtige Anleihe, Begrenzung der deutschen Leistungen auf ein zunächst wenigstens erträgliches Maß, Einführung eines Systems, das die Neuonwendung von Sanktionen so gut wie attsschließt, gleichberechtigte Teilnahme Deutschlands am Völkerbund, das alles sind Ziele, die jetzt nahe er- r e i ch b a r liegen, wenn der Sachverständigenplan durch- geführt wird und wenn Deutschland auf unsinnige Revanche­treibereien verzichtet. Wenn sich die Deutschirationalen und die Böltischen heute in lärmenden Angriffen auf die französische Regierungserklä- rung ergehen sollten, so haben sie allen Grund dazu. Denn wenn die französische Regierung auf den Wegen, die sie be- treten hat, bis �um Ende weiter geht und wenn ihr eine ver- ständige deutscye Regierung dieses Weitergehen ermöglicht, dann droht der deutschnational-völkifchen Bewegung binnen kürzester Zeit der totale Zusammenbruch. Denn dann müssen ja auch den Blindesten die Augen aufgehen darüber, wer recht gehabt hat: die Politiker derErfüllung" oder die der Revanche! Jeder außenpolitische Erfolg Deutschlands ist für diese Leute sicherer Vorbote ihrer innenpolitischen Niederlage. Für uns Sozialdemokraten ist mit dem Kurs- Wechsel in Frankreich eine Stunde gekommen, in der höchste Wachsamkeit und Aktivität geboten ist. Wir sind erfahren genug, um vorhandene Erfolgmöglichkeiten nicht zu überschätzen, aber diese Möglichkeiten sind jetzt d a, und wenn es gelingt, sie zu erfassen, so wird das ein Triumph des republikanischen Gedankens in Deutschland sein, dessen Träger und Vorkämpfer wir sind! * Ebenso wie das außenpolitische Prograin der neuen Regie- rung einen gewaltigen Fortschritt in Ton und In- halt gegenüber den fünf letzten Jahren bedeutet, so atmet auch der innerpolitische Teil der Regierungserklärung einen ganz neuen, frischen Geist. Dieses innerpolitische Programm könnte tatsächlich auch von sozialistischen Ministern einer Koali- tionsregierung bedenkenlos unterschrieben werden. Es ent- spricht sowohl dem Wortlaut jenes programmatischen Briefes von Herriot an Löon Blum, der unter dem lebhaften Beifall der Kongreßteilnehmer auf dem jüngsten sozialistischen Partei- tag verlesen wurde, wie auch den Versprechungen, die der Linksblock im Wahlkampf den Wählermassen gemacht hatte. Eine gründlichere Abkehr von den reaktionären Zielen des nationalen Blocks denn die verflossene Kammermehrheit war nicht nur außenpolitisch, sondern auch innenpolitisch re- aktionär ist kaum denkbar. Zunächst wird das Versprechen der Amnestie erfüllt. die Tausenden von Verurteilten aus der Kriegszeit zugute kgmmen wird. Ebenso wie bei der Begnadigung der deutschen Opfer des Ruhrkampfes find allerdings auch für die franzöfi- schen Verurteilten gewisse Ausnahmen vorgesehen, die denKom- munisten zunk Vorwand für einen Entrüstrmgssturm dienen werden. Aber die Begnadigung auch der Deserteure hätte wohl einen noch viel gefährlicheren Sturm der übrigen Parteien her- vorgerufen� die darin einen Freibrief für künftige Desertionen erblickt hätten. Die ganze parlamentarische Konstellation zwingt offenbar Herriot bei aller Kühnheit seines neuen Kurses des französischen Sprichwortes eingedenk zu sein:Das Bessere ist des Guten Feind." Trotzdem ist das Programm durchaus weitherzig und mutig. Die bisher hartnäckig verweigerte Wiedereinstellung von etwa 20 000 Eisenbahnern, die im Jahre 1920 nach dem verpfuschten kommunistischen Eisenbahnerstreik entlassen wor- den waren, wird angekündigt. Die Gewährung des Koali- iionsrechtes für Beamte war eine der am heftigsten

Der Schießplatz. Vcn Karl Sucker t. Jimner wenn der Schießplatz das Ziel des Morsches war. stiegen grausame Gedanken in mir auf. Die große Sanbfläche lag vor mir; schon so nionche? Schweißtropfen tränkte den Boden, und immer mehr sollten ihm geopfert werden. Figuren waren auf ihm auf- gebaut, die feindliche Menschen darstellen sollten, und die blinde Z«l- störungswut des Militarismus hieß die Soldaten, auf dies« Figuren zu zielen, um sie mit mörderischen Kugeln zu durchbohren. Es sollte eine Uebung dafür sein, wie die Waffen zum Vernichten richtiger Menschen angewendet wenden müssen. Und weh? denjenigen Mars- jungem, die ihrePflicht" nicht erfüllten. Unerbittlich wurden sie nachher im Sonnenbrände hin und her gehetzt, als Strafe dafür, daß sie ihre Waffen nicht richtig gebraucht haben. Jahne und Jahre ging es so: der Schießplatz sah keine frohen Menschen, nur wutentbrannt« Offiziere und Unteroffiziere jagten, Henkersknechten gleich, wehrlose, unfreie Sklaven, auf ihm herum. Kein Baum, kein Strauch, keine Blume, nicht einmal ein Grashalm zierte die öde Fläche. Tot und rcrlafsen lag das weite Sandmeer da, wenn die Soldaten wieder abgerückt waren. Der Schießplatz konnte nicht einsehen, daß das Treiben des Militarismus, dem er diente, eine nutzbringende Tätig­keit sei. Lange Zeit ist vergangen, bis ich den verhaßten Platz eines Tages wieder sah. Wie hat er sich verändert. Nicht mehr grau und mürrisch, wie er in meinem Gedächtnis haftete, fondem frisch und munier lag er vor meinen Blicken. Die neue Zeit hat es verstanden. mit ihm eine Wandlung vorzunehmen, die er stüher wahrscheinlich nicht zu träumen wagte. Weil« grüne Flächen breiten sich jetzt auf ihm aus. Bäume und Sträucher beleben ihn, und jung« kräftige Menschen tummeln sich im stöhllchcn Spiel rurd im Kampf um friedliche Ziele auf ihm herum. Der Platz dient nicht mehr den Uebungen verderblicher, Leben und Kulwr vernichtender Mond- waffen, sondern dem Leben und Kultur f ö r d n de n Sport und Spiel. Kinder, die nicht das Glück haben, ihre Ferienzeit fern der großen l�tadt zu verbringen, können jetzt auf dem alten Schießplatz Licht und Sonne genießen. Viele von ihnen kennen die Vergangen- heit des Platzes gar nicht, sie werden nur durch das Auffinden der wohl noch zu Millionen herumliegenden Kugeln aufmerksam, und ihnen muß es eingeprägt werden, daß sie diesen Platz nie mehr für leine frühere Terwendung hergeben dürfen. Ihnen muß es zum Bewußtsein gebracht rverden, daß schon dieser eine verwandelte Platz den Menschen bessere urod größere Dienste erweist als alle Schieß- platze der ganzen Welt.

umstrittenen Fragen der letzken Jahrzehnte. Die Regierung Poincare war sogar so weit gegangen, den Allgemeinen stan- zösischen Gewerkschaftsbund durch Gerichtsbeschlußauflösen" zu lassen, weil er einzelne Beamtenkategorien gewerkschaftlich organffiert und einbezogen hatte. Jetzt gewährt Herriot den Beamten ausdrücklich dieses ihnen bisher verweigerte Koali- tionsrecht. Die Rückkehr zum alten Wahlsystem ist eine der Re- formen, die am wenigsten auf Widerspruch stoßen dürfte, denn nach der Erfahrung der letzten Wahlen dürfte sich kein Finger mehr für die Aufrechterhaltung des gegenwärtigen unmög- lichen Systems rühren, dessen Opfer im November 1319 die Linke, im Mai 1924 dagegen der Nationale Block selbst wurde. Heftigerem Widerstand dürfte vor allem der Bruch mit der. klerikalen Politik Millerands begegnen, der in der Auf- Hebung der Botschaft beim Vatikan seinen schärfften Ausdruck findet. Aber die Mehrheit des franzöfi- schen Volkes legt dieser heiklen Maßnahme, die auf das außen- politische Gebiet übergreift, eine fast symbolische Bedeutung bei. Von entscheidender Wichtigkeit für die stanzösische und für die internationale Arbeiterklasse sind die Sätze über die soziale Gesetzgebung und über die Aufrecht- erhaltung des Achtstundentages, dessen moralischer und materieller Wert für das Proletariat ausdrücklich bestätigt wird. Jetzt, nachdem sowohl die englische wie die f r a n- z ö s i s ch e Regierung ihren Entschluß bekanytgegeben haben, dasWashingtonerAbkommen über den Achtstunden» tag zu ratifizieren, wird auch die deutsche nicht umhin können, den gleichen Schritt zu unternehmen. Sehr erfreulich sind die Sätze der Programmrede über die Reform des Bildungswesens, die einem gesunden demo- kratischen Empfinden entspringen. Desgleichen will sich die Finanzpolitik der neuen Regierung in jenen demokratischen Bahnen bewegen, die die reaktionäre großkapitalistische Mehr- heit des Nationalen Blocks bewußt verlassen hatte. Am Jnter- essantesten aber ist die Ankündigung einer weiteren Her- absetz nng der Militärdienstzeit, einer Maß- nähme, die sicherlich in den breiten Massen des Volkes außer- ordentlich populär fein wird, die aber kaum einer Mehrheit im Parlament sicher wäre, wenn nicht ein General als Kriegsminister die Berantwortung für sie übernähme. Zusammengefaßt: F r a n k r e i ch ist zu einer Politik der Demokratie bereit Deutschland muß es auch fein! Sie Aufnahme in öer Kammer. Paris , 17. Juni. (Eca.) Die Verlesung der Regierungserklärung Herriot in der Kammer wurde von keinen ernsteren Zwischen- fällen unterbrochen. Die Linke nahm die Gesamtheil der Regierungs- «rklärung ziemlich gleichmütig auf. während die Rechte und das Zentrum stellenweise energisch« Prot« st de man- strationen, die aber niemalsZtürmischen Charakter annahmen, kundgaben. Nur, als Herriot im Anfang feiner Ausführungen die Aufhebung der Botschaft beim Vatikan ankündigt«, kam es in der Mitte und Rechts zu einer längeren Unterbrechung. Di« Linke äußert« ihren Beifall ganz besonders, als die Regierung die Entwicklung und Modernisierung der Staatsindufttie ankündigte. Auch die Ausführungen über die sozialen Versicherungen wurden beifällig ausgenommen. Als Herriot erklärt«, die neue Regierung sei auf dem Geiet« der äußeren Politik der Politik der Ge- walt abgeneigt, die zu Besetzungen und Pfänderergreifungen führe, kam es auf der Linken und äußersten Linken zu andauerndem Beifall. Als Herriot die Frage der Militär- kontrolle berührte, rief von der Rechten der nationalistische General de Saint-Just dazwischen: Wer wird den General Rollet in Berlin ersetzen?, worauf von der Linken mehrere Stimmen dazwischen- riefen: Sicherlich nicht Siel Lauten Beifall erntete die Ankündigung, daß die Regierung sich bestreben werde, die normalen Beziehungen mit Rußland wieder herzustellen. Nach dem Präsidenten ergriff der Kommunist Cachin das Wort, um seine Interpellation zu entwickeln. Vor Abgabe seiner eigenen Regierungserklärung verlos Minister» Präsident Herriot in der Kanimer und Justizminister R e n o u l t im Senat eine Botschaft des neugewählten Präsidenten der Republik D o u m e r g u«, die sich im wesentlichen mit seiner Dank- rede unmittelbar nach der Wahl im Kongreßsaal von Versailles deckte.

UraufführungLimo� von paquet. Der Uraufführung desL i m o" von Alfons Paquet im Landestheater in Stuttgart sah man nach dem Berliner Erfolg des Dichters mit Interesse entgegen. Das bereits 1913 geschrieben« und als»dramatisches Gedicht" angekündigt« Werk mit dem Untertitel »Der große, beständige Diener" hält jedoch einen Vergleich mit den Fahnen", in denen sich die kämpfende Gegenwart aus einem historischen Vorgang formt«, nur sehr schwer aus. Wir fahren ins Reich der Phantasie, in eine zeitlose, passioistisch-östlich« Dichtung. wir sehen das Lächeln des buddhistischen Gottes, von dem wir nicht wissen, ob es die Trauer, ob es den Reichtum der Philosophie in sich birgt. Bunt mit Worten gefärbt, lyrisch und voll sprachlicher Schön» heilen ist diese Romantik rein und absichtslos: aber wir wissen darum auch nicht, welche Ideen dieses Lied von der großen Treue erfüllen. Ist es der Ahnenkult, ist es der große Berzicht, ist es das Himmels- opfer des Leides, oder ist es das ewige Schweigen, dem sich dieser Diener der Wahrheit opfert? Vielleicht sind es die schönen Verse: Es bannen die Menschen Rur leidend und schweigend Das drohende Böse", die am reinsten den kampflosen Sinn des Gedichtes wiedergeben. Limo, der treueste der Diener, Statthalter des Kaisers, stirbt, vom Kaiser verworfen, den Tod durch Henkerschwert. Liffo, Sohn des Gestürzten, empört sich wider das grausame Gericht, aber Vater- recht läßt das eigene Blut zerfließen: Limo und Lissa gehen gemein- sam ins Nichts. Tonala, die junge Liebesblüte des Sohnes, folgt ihnen nach in das Rätsel des Schweigens. Der Kaiser, aufs tiefst« beunruhigt, den die Treue des Dieners»wie Feuer brennt", durch Zeichen und Zweifel geschreckt, irrt in Zwiesprache mit Ahnen, Gott und sich auf seinem Thron. Blumenlieder und exotische Opsergaben umranken den ersten Teil. Nach der Pause fällt mattes Bühnenlicht in das Reich desganz Alten" und der Toten, in dem die Schatten ein China Homers halb unbefreit, klagen. Dos groß« Himmels- opfer des Kaisers, das Versöhnungsfest der Natur, ist noch nicht angebrochen. Die Statue Limos vom Platze schleudernd spottet der unerlöste Kaiser noch der Wandlung. Endlich aber, durch Geister. «rscheinung Limos, geschieht sie, und eine befreite Idee umblüht uns in Jubel. Dies alles stellt der Regie die heterogensten Aufgaben. Der Inszenierung Dr. Harnischs gelang es im wesentlichen doch, zwischen Turandot , Vasantasena und Tagore eine phantastische Ein- heit zu geben. Besonders zu loben ist die Sprochregi«, nur dos die Behandlung der Chöre, die der Dichter auch ergiebig verwendet hat, mehr auf Stufen geben sollt«. Außerordentlich schön waren die Bühnenbilder des hochbegabten Felix E h t o ss e t. Die von Alexan­der P r« s u h n geschriebene Musik, die die Darstellung vielleicht erst ermöglichte, gab in Geigen und Schellen dem Mystischen Geleit. Das Publikum, überrascht durch die Fülle der Bilder, rief mehrfach den Dichter, Hansv-Zwehl.

Krach bei öen deutschnationalen. Prof. Hoetzsch als Tolchstöstler. Es ist dem bekannten außenpolitischen Mitarbeiter der Kreuzzeitung ", Professor Otto Hoetzsch , sehr übelbekommen, daß er der Stimme der wirtschaftlichen und politischen Ber- nunft gefolgt ist. Er hat aus der Lage Deutschlands und dem Willen des Parlaments die realpolitische Schlußfolgerung ge- zogen, daß nun endlich gearbeitet werden müsse. Er hat die kindisch? Bestreitung der Legitimation der Reichsregierung durch die intransigenten Deutschnationalen und Völkischen mit einer Handbewegung beiseite geschoben und auf die Lebens- Notwendigkeiten des besetzten Gebietes und der Wirtschaft ver- wiesen. Das war allerdings die glatte Anerkennung der Richtigkeit der Stellung der Ragierung und vor allem der Sozialdemokratie! zu dem Sachverständigengutachten. wenn sie auch verschleiert war durch die Anmeldung deutsch - nationaler Machtansprüche. Diese Stellungnahme eines Realpolitikers, der über der deutschnationalen Phrase nicht alles Verantwortungsgefühl für die Zukunft Deutschlands verloren hat, versetzte Herrn Max Maurenbrecher in einige Erregung. Zunächst polemi- sierte er in derDeutschen Zeitung" indirekt gegen Hoetzsch . und gab ihm einige Anzüglichkeiten wiejüdische Ha st" undunwürdiger Wettlauf" zu schmecken. Nachdem wir uns aber erlaubt haben, darauf hinzuweisen, daß die Stellung von Hoetzsch eine klatschende Ohrfeige für das Agitations- gefchrei der Deutfchnationalsn gegen Gutachten und Er- füllungspolitik bedeutet, fährt der Prophet der alleinselig- machenden echt deutschnationalen Außenpolitik in derDeut- schen Zeitung" schweres Geschütz auf: »Wir gaben damals der Erwartung Ausdruck, daß Herr Hoetzsch die erste Gelegenheit benutzen würde, um den Gerüchten entgegenzutreten, daß er öffentlich von den Frattionsbeschiüssen ab- rücke, für die Annahme des Sachverständigengutachtens eintrete und feine Durchiührurg für nröglich halte. Ein« solche Gelegenheit bot sich in der regelmäßigen Wochenschau, die Prof. Hoetzsch in der »Kreuzzeitung " zu veröffentlichen pflegt. Zur großen Ueber- rasch ung weiter deutschnationaler Kreise hat Prof. Hoetzsch diese Gelegenheit nicht nur nicht benutzt, sondern die ihm unterstellte Auffassung sogar noch unter st richen. Es ist nicht unsere Sache, für die Disziplin in der Deutschnationalen Fraktion zu sorgen. Vom Stand- punkte bewußt nationaler Politik scheint es uns jedoch schwer er- träglich, daß die Abwehrfront gegen die Annahme und Durchführung de� Erpresserdiktates und Derstlavungsplanes durch offizielle Persönlichkeiten aus den eigenen Reihen in dieser b e- denklichen Weise geschwächt wird." Max Maurenbrecher ruft also nach der Diszipli- nierung von O t t o H o e tz s ch. Es entbehrt nicht der Pitan- terie, daß damit ausgerechnet derKreuzzeitung " der Vorwurf des Dolchstoßes von hinten gegen dienationale Abwehr- front" gemacht wird. Was wird Herr Hoetzsch nun tun. und was die zum Einschreiten provozierte deutschnationalo Reichstagsfraktion? Dieser eine Konflikt zeigt die Gegensätze und die innere Zerrissenheit in der deutschnationalen Partei und Fraktion: gegen die wenigen Deusschnationalen, die sich bemühen, sich wenigstens bei der deutschnationalen Polittk etwas zu denke». stehen die Helden der blutrünstigen Agitationsphrafe. In der» selben Nummer derDeutschen Zeitung", in der der großs Bann gegen den Dolchstößer Hoetzsch gefordert wird. schreibt der bekannte H-tzgeneral des seligen Reichslügenver- bandes, L i e b e r t: »Wollen wir überhaupt aus der Versklavung, der Schande und Unfreiheit emporsteigen, so brauchen wir einen starken Staat. einen Bundesgenossen, der Waffen und Munition liefert, und den uns die Diplomati« schassen muß. endlich eine groß. Idee, die alle mit fortreißt. Solange dies« notwondizen Faktoren fehlen,.heißt die Losung:»fr äffen und schweigen!' Das ist die Tonart, die in Wahrheit den Kurs der Deutschnationalen bestimmt. Herr Hoetzsch bemükü sich uifl* sonst, den Deutschnationalen ein Gesicht zu geben. Sie haben nichts gelernt und nichts vergessen.

Im unbekannten Arabien . Der britisch« Kapitän R. E. Cl)e«s- man ist soeben von einer Forschungsreise.in Arabien zurückgekehrt, auf der er die unbekannten Gebiet« des Sultan von Rejd besuchte. Rur von einem arabischen Träger begleitet und von Führern unter- stützt, die ihm der Sultan stellt«, glückt« es ihm, die große Südwüste vom Norden bis zu der geheimnisvollen Oase von Jabrin zu durch- queren und damit eine Segend zu erforschen, die für die Geographen lange ein Rätsel gewesen ist. Die letzten sechs Tage seiner Reise nach Jabrin führten durch ein« wasserlos« Wüst«, urd das Wasser mußte in Fellen mitgeführt werden. Der Forscher sammelt« inter- essame Tiere und Pflanzen der Wüste, die für die Wissenschaft ganz neu sind. Auch geologische und kartographische Aufnahmen hat er gemacht. Di« Beduinen, die dies« unzugängliche Gegend bewohnen, sind die Ahl Murra, ein Nomadenstamm, von dem bisher sehr wenig bekannt war. Es sind Menschen, die noch auf einer sehr primitiven Kulturstufe stehen und in ihrer Art des Hausens wie in ihrer Kleidung an die Menschen der Steinzeit«rinnern. Sie gelten als sehr räuberisch, aber Kapitän Cheesmann, der von dem Sultay an sie empfohlen war, wurde von ihnen gut aufgenommen und weilte sechs Tage in ihrer Mitte. Eine wichtige Entdeckung, die ihm gelang, war die einer Triimmeestätt«, die zweifellos die des alten phönizischen Hafens am Persischen Golf Jerra ist. Anders Reisende. die noch dieser Stätte suchten, waren bisher nicht imstande, sie fest- zustellen. Jerra war der Mittelpunkt des frühesten Handclsweges. der vom Westen nach Osten führte. Das Gebiet, in dem die Ruinen sich befinden» ist etwa 114 Kilometer lang und Kilometer breit. Es sind Ruinen von großen Häusern und Straßen, deren Verlauf noch klar zu erkennen ist. Auf dem alten Weg. den vor Jahr- taufenden die Reisenden mit Kamelen durch die Wüste zurücklegten, brauchte man sechs Wochen, während jetzt die Kraftwagen, die die Wüst« weiter nördlich auf dem Wege Haifa Bagdad zurücklegen, 16 Stunden brauchen. Wie man mit der Rase schmeckt. Jedermann hat schon einmal die Erfahrung gemacht, daß man bei einem heftigen Schnupfen weniger Appetit hat. Das liegt darin, daß man den Geruchsinn ein- büßt, der den Wohlgeschmack der Speisen und damit den Appetit stark erhöht. Tatsächlich spielt der Geruch bei der Aufnahme der Speisen eine so große Roll«, daß man geradezumit der Rate schmecken kann". Wie sich dies vollzieht, wird inReclams Uni- versum" anschaulich dargestellt. Die Seschmackskncspen, die sich auf dem Rücken und an den Rändern der Zunge, sowie auf weichen Gaumen, dem Deckel des Kehlkopfes und im Kehlkopf befinden, können nach den Ergebnissen der Wissenschaft nur süß, sauer, bitter urtb falzig empfinden. Es ist also falsch, wenn man von einem würzigen oder aromatische» Geschmack spricht: denn dabei handelt es sich nicht um eine Geschmacks-, sondern um ein- Geruchsempfindung Man kann bei verschlossener Rase ein Stück Apfel und«in Stück Zwiebel durch den Geschmack allein gar nicht unterscheiden, und das Gleiche läßt sich bei Rot- und Weißwein sowie bei sehr vielen Genuß- und Nahrungsmitteln feststellen. Wie kommt es nun, daß man mir der Ras« schmeckt?. Der Geruchsinn hat zunächst di« Ausgabe, über,