Gesamtansgabe 385 Millionen, Fehlbetrag 9 Millionen.
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Der Haushaltsausschuß verabschiedete in erster Lesung den Steuerhaushalt und den Nachtragshaushalt. Nachdem dieser alle bisher eingetretenen Ausgabefteigerungen, namentlich die Er. höhung der Gehälter, Bergütungen und Löhne umfaßt, schwillt die Gesamtausgabe Berlins 1924 auf rund 385 Millionen Goldmart an. Die städtische Finanzverwaltung et. wartet gegenüber den bisherigen Schätzungen erhöhte Gin nahmen bei der Einkommensteuer, Grundsteuer, Gewerbesteuer und Luftbarkeitssteuer, andererseits geringere Einnahmen bei der Beherbergungsssteuer und vor allem bei der Hauszinssteuer, bei welcher die Ausfälle dauernd zugenommen haben. Auf die Pferde Steuer muß die Stadt infolge Aenderung der gesetzlichen Bestim mungen außer für die Luruspferde verzichten. Auch nach der neuen Schäßung der Steuererträge, die von mehreren Seiten als zu optimistisch kritisiert wurden, bleibt ein Fehlbetrag von neun Millionen Goldmart. Der Kämmerer hofft, hiervon 3 Millionen durch Ersparnisse infolge weiteren Personalabbaues zu decken. Die übrigen 6 Millionen werden, wenn nicht die bevor stehende Neuregelung der Landes- und Gemeindesteuern der Gemeinde weitere Steuereinnahmen bringt, nur aus einer stärkeren Inanspruchnahme der Einnahmen den städtischen Werke einschließlich der Straßenbahn gewonnen werden können. Mit diesem Vorbehair ftimmte der Ausschuß dem Nachtragshaushalt zu. In derselben Sigung gab der Hauptsteuerdirektor bemerkenswerte Mitteilungen über die Höhe der bei den einzelnen Steuern entstehenden Ber waltungstoften. Sie betragen durchschnittlich rund 3 Prozent des Aufkommens und gehen bei der Getränkesteuer bis auf 0,2 Pro zent herunter. Am höchsten sind die Verwaltungstoften bei der jegt im wesentlichen aufzuhebenden Pferdefteuer und bei der HundeSteuer. Der Haushaltsausschuß wird Anfang nächster Woche die Bertreter von Handel, Industrie und Grundbesitz zum Steuerver teilungsbeschluß hören. Er hofft, seine Beratungen bis Mitte nächster Woche zu beenden.
Der„ Fürft" Sapieha.
Die Hochftapeleien eines Warschauer Straßenbettlers. In ein geheimnisvolles Dunkel über seine Herkunft suchte sich ein Angeklagter zu hüllen, der gestern vor dem Amtsgericht mitte unter der Anklage der schweren Urkundenfälschung und des Betruges aus der Untersuchungshaft vorgeführt wurde. Nach der Anklage handelt es sich um den Straßenbettler Stanislaus Woŋ aus Warschau , während der Angeklagte auch vor Gericht mit großem Redefluß, wenn auch gebrochen deutsch , versichert, daß er wirklich der Fürst Cäsar Stanislaus Leon Sapieha aus Oliva im Freistaat Danzig sei.
war.
Um Paulsen.
Eine abgebrochene Stadtverordnetensitzung.
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In der Berliner Stadtverordnetenversammlung| halten und daher erwerbslos find, feine Erwerbslosen unters gieren die rechtsstehenden Parteien danach, daß der Abbau des stügung erhalten dürfen". Die Annahme erfolgte mit großer Magistrats und vor allem die Beseitigung Paulsens endlich zur Tat Mehrheit, nachdem Zachert eindringlich die furchtbare Notlage dieser wird. Aber die gestrige Sigung verlief so, daß ihnen die Erfüllung Beamten geschildert hatte, die unverschuldet um ihre Existenz geihrer Wünsche noch versagt blieb und sie weiter ihre Ungeduld betommen seien und nunmehr auch zu den Aermsten der Armen gezähmen müssen. Im öffentlichen Teil der Sigung, wo man hören. Ebenfalls vom 3. d. M. datiert unser Antrag, der auf rasche Arbeit machen wollte, wurde eine Reihe wichtiger Beratungs- ihre noch ungerechteren Auswirkungen hinweist und den Magiftrat die großen Ungerechtigkeiten der letzten Besoldungsregelung und gegenstände ohne lange Debatte erledigt, darunter zwei von der auffordert, im Rahmen seiner Kompetenz mit allen Mitteln auf fozialdemokratischen Fraktion eingebrachte An- deren Beseitigung hinzuarbeiten. Hierzu gab Gen. Flatau die träge. Ein durch den Beamtenabbau notwendig gewordener An- Begründung. trag forderte für die ohne Wartegeld oder sonstige Abfindung ent= lassenen Beamten den Anspruch auf Erwerbslosen unterstützung, dessen Berechtigung Genosse 3 a chert nachwies. gegen die ungerechtigkeiten der neuesten BesoldungsEin anderer Antrag, vom Genossen Flata u begründet, wandte sich regelung im Reich, die auch für die Gemeinden gilt. Beide Anträge fanden eine Mehrheit und wurden angenommen. Danach führte die Linke die Beschlußunfähigkeit herbei, so daß der nichtöffentliche Teit, der die Beschlußfassung über den Magistratsabbau und die Entscheidung im Kampf um Baulsen bringen follte, ausfiel. Die enttäuschte Rechte quittierte mit wütendem Lärm.
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Die Pfingstpause der Versammlung hat sich mit Rücksicht auf unseren Parteitag auf 14 Tage ausgedehnt. Die lehte Sigung am 3. Juni war in ihrem zweiten, nichtöffentlichen Teil der Verhandlung über den Abbau von Magistratsmitgliedern gewidmet gewefen und hatte vorzeitig mit Tumult geendet. Gestern fam der Führer der Deutschen Volkspartei, Herr v. Eynern, auf diesen sehr bedauerlichen" Vorfall zurück, jedoch nur, um zu er flären, daß er und seine Freunde der Angelegenheit weiteren Fortgang zu geben nicht beabsichtigten, zumal auch der damals amtierende Vorsteher- Stellvertreter( Gen. Reimann, der durch den von ihm ausgesprochenen Schluß der Sitzung die helle Empörung derer um v. Ennern hervorgerufen hatte. Red.) durch seinen Gesundheitszustand, wie man höre, auf längere Zeit den Sigungen fern zu bleiben genötigt sei.
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Nachdem eine Anfrage der Dnat. betr. die Verkehrsunfälle auf der Straßenbahn vom Stadtbaurat Abler dahin beantwortet worden, daß im Durchschnitt die Zahl dieser Un fälle zurückgegangen ist, und daß speziell der Ausbildung der Fahrer Rathausfestsaal bis zum 22. Juni den Veranstaltern einer Ausbefondere Sorgfalt zugewendet wird, beschloß die Versammlung, den stellung von Entwürfen für die Bebauung eines Teils des PrinzAlbrecht- Gartens an der Budapester und Anhaltstraße zu überlassen, und erledigte dann faft ohne jede Aussprache in rascher Folge eine Anzahl fleinerer Magistratsvorlagen und Initiativanträge. A b. gelehnt wurde dem Ausschußantrage gemäß der von den Demofraten feinerzeit eingebrachte Antrag Merten auf Aenderung der Geschäftsordnung zum Zwecke der Berschärfung der Disziplinargemuniften; Annahme fand ein Antrag der Wirtschaftspartei insoweit, walt des Vorstandes gegen obftruierende Mitglieder, speziell Romtag bei den gefeßgebenden Körperschaften dahin vorstellig zu werals der Magistrat ersucht werden soll, durch den Deutschen Städteden, daß zur
Den Namen Woy habe er nur etwa vier Wochen lang aus politischen Gründen geführt und damals die Papiere eines Landsturmmannes namens Won verwendet. In der heutigen Verhandlung hehauptet der Angeklagte, daß er jetzt in der Lage sei, den richtigen Won anzugeben. Diefer wohne in Stallupönen in Ostpreußen . Der 2ngeklagte ist 1923 in Danzig festgenommen und nach Deutschland gebracht worden. Er nannte sich dort Prinz Sapieha und in seiner Begleitung war die Tochter eines Berliner Gastwirts, die er mit genommen hatte als ihm der Boden in Berlin zu heiß geworden Die Beweisaufnahme ergab, daß der angebliche Fürst nach im Februar 1922 in einem Keller in Berlin gewohnt hatte. Er ist dann in Beziehung zu der Gastwirtstochter Emma Bommerente getreten mit der er auch auf Reisen ging und diese ließ sich unterwegs Bisitenkarten drucken, auf denen sie sich Prin= 3effin Eleonora v. Sapieha- Ruthland auf Schloß Ruthland nannte. Unter dem Namen Wen war der Angeklagte Angestellter in einem mittleren Grundstücksvermittlungsgeschäft. Dort hatte er Beziehun gen zu Grundstücksmaklern bekommen. Plößlich trat er mit der Behauptung auf, daß er der Fürst Sapieha sei. Er legte einen gefälschten Diplomaten paß der außerordentlichen Miffion der weißruthenischen Bottsrepublit vor und zeigte eine Bhotographie, auf der er als Rittmeister eines Husarenregiments zu sehen war. So fand er Leichtgläutige und fonnte die Europäische Verkehrsschuß zurücverwiesen, da dieser fie in Abwesenheit des- und Grundstücksbank A.-G." gründen, deren Aufsichtsratsvorsitzender er wurde. Da die Geschäfte der Aktiengesellschaft sich sehr zweifelhaft gestalteten, schieben die meisten Mitglieder aus und die Gesellschaft tam zur Auflösung. Der Kaufmann Joseph Rochmann, der in Berlin zwei Häufer besaß, wollte nach seiner Heimatstadt Lublin zurüdtehren. Fürst Sapieha" bat ihn, ihm die Verwaltung der Häuser
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Hebung der Bautätigkeit und Schaffung von Miethäusern weitere steuerliche Erleichterungen auf begrenzte Zeit höchstens fünf Jahre gewährt werden. Der Aufstellung von 10 Rettungsfäulen durch die Aeskulap"-Gesellschaft wurde zugestimmt. Dann sollte die zweite Lesung der Vorlage folgen, der die Umwandlung der 308. Gemeindeschute in eine Lebenss gemeinschaftsschule bezweckt. In der Ausschußberatung iſt gemeinschaftsschule beamedt. In der Ausschußberatung ist Die bürgerliche Mehrheit zur Ablehnung des Entwurfs gekommen. Auf Antrag Troll( Dnat.) wurde indessen die Vorlage an den Ausbeurlaubten Stadtschulrats Paulsen habe beraten müſſen.
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Ungenommen wurden ferner: 1) ein Antrag Müller Franfen( Wirtsch. P.), ein im städtischen Besiz befindliches am Wannfee, Königstraße, befindliches Grundstüd, auf dem eine Billa mit 20 Zimmern feit Jahr und Tag völlig leer steht, zu verkaufen oder angesichts der schweren Wohnungsnot Wohnzweden dienstbar zu machen; 2) ein gemeinsam von den Komm., Soz., Dem. und 3. gestellter Antrag, die Zahl der Bürgerdeputierten in der Deputation für das Kunst- und Bildungswesen von 5 auf 9 zu erhöhen.
3. b. M. eingereichten Antrag, den Magistrat zu ersuchen, zu verGen. 3achert begründet dann den von unseren Genossen am anlaffen, daß die Verordnung des Arbeitsministeriums zurüdge
nommen wird, nach der
zu übertragen, was Rochmann jedoch ablehnte. Nachdem Rochmann Berlin verlassen hatte, trat der Angeflagte als Rochmann auf und verkaufte das eine Grundstück innerhalb von wenigen Tagen gleich an zwei Personen. Beide Male ließ er sich Anzahlungen in bar und in Sheds geben. Durch die doppelten Auflaffungsanträge kam der Schwindel heraus, der Fürst" hatte aber bereits Berlin mit seiner Beute verlassen, nachdem ein gleicher Schwindel mit dem anderen Grundstück mißlungen war. Der Staats anwalt beantragte gegen den Angeklagten drei Jahre Gefängnis. Das Gericht verurteilte den Angetalgten wegen fortgefeßten Betruges die weber Warfegeld noch andere Abfindungssummen ober dgl. er. und Urkundenfälschung unter Bersagung mildernder Umstände zu zwei Jahren Die: Monaten Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust. Die Untersuchungshaft wurde dem Angeklagten mit 1 Jahr 3 Monaten angerechnet. Der Angeklagte erklärte, daß er das Urteil nicht annehme, er fei und Eleibe der Fürst Sapieha und gehöre nicht ins Zuchthus.
Die Blumenhalle am Potsdamer Bahnhof. Einen jahrelangen Kampf um ihre Existenz führt die Inhaberin der Blumenhalle am Potsdamer Bahnhof, Frau Peters, mit dem Eisenbahnfistus. Die Prozesse haben ein wechselvolles Schicksal gehabt und sind jetzt zuungunster der Frau Peters ent schieden worden. Frau Peters foll nunmehr innerhalb von zehn Tagen die Blumenhalle räumen. Frau Peters, die das Geschäft an dieser Stelle seit 34 Jchren betreibt, ist eine 64jährige gelähmte und erblindete Frau, ihr Mann befindet sich in der Irrenanstalt und muß von den Erträgnissen des Geschäfts unterhalten werden. Sie wird im Geschäft von ihrer Tochter unterstüßt, die aber wiederum einen schwerfriegsbeschädigten Ehemann hat. Unter Darlegung der traurigen Verhältnisse hatte Frau Peters eine Eingabe an den Reichspräsidenten gerichtet und das Vorgehen des Fistus als eine große Härte bezeichnet, denn der Fistus habe 1921 die Halle schon an eine Litörjabrit vermietet gehabt und sei in diesen Plänen nur durch das damalige ungüftige Urteil gehindert worden. Wenn er jetzt den Einwand des Verkehrshindernisses macht, so fönnte dem dadurch abgeholfen werden, daß die Halle nach dem freien Blaz etwas zurückgerückt oder verkleinert werde. Der Reichspräsident hat die Eingabe als nicht zuständig über das Reichs. verkehrsministerium an die Eisenbahndirektion, gegen die sich die Eingabe richtete, weiter gegeben und die Eisenbahndirektion hat turzerhand mit der Aufforderung der Räumung binnen zehn Lagen geantwortet. Frau Peters beabsichtigt aber nochmals Schritte zu unternehmen, um den ihr und ihrer Familie drohenden harten Schlag abzuwenden.
Milchkartenneuanmeldung.
Das Ernährungsamt der Stadt Berlin teilt mit: Die von den Bezirksämtern an die Milchbezugsberechtigten ausgegebenen Milch farten für das Vierteljahr Juti/ September 1924 müssen bis zum 24. Juni 1924 in den Milchkleinhandelsgeschäften und in den Abmelfwirtschaften( Ruhställen) neu angemeldet werden.
Das Stadtbad Wedding, Gerichtstr. 65/69, ist vom Mittwoch, den 18. b. M. ab, nach stattgefundener Keffelreparatur an den Wochentagen von 10 bis 8 Uhr wieder geöffnet.
Der Berliner Prater, Rastanienallee( Hochbahnstation Danziger Straße), bat für diesen Sommer ein Varietéprogramm zusammengestellt, wie es den Berlinern in Sommertheatern nur selten geboten wird. Bir ver weifen auf die heutige Anzeige.
abgebaute oder entlaffene Beam..,
Vor der Abstimmung bezweifelte Gen. Dr. Lohmann die Beschlußfähigkeit der Versammlung. Die Auszählung ergab jedoch die Anwesenheit von 114 Mitgliedern, die Zahl der im Saal BeAnnahme unseres Antrages. findlichen überſtieg also die absolute Mehrheit von 113 um 1, die Beschlußfähigkeit war noch vorhanden; die Abstimmung ergab die Hiernach brachte Gen. Dr. Loha mann einen Antrag auf
Berfagung der Sigung ein. Auf der Tagesordnung war bemerkt: ,, Die nichtöffentliche Be ratung( nämlich des Magistratsabbaues) beginnt um 71/ Uhr". Die gesamte Linke verließ den Saal, die Zählung ergab nur 96 Mitglieder als anwesend, und der Vorsteher Haß erklärte troh des Protestes der Rechten, welche auf der Abhaltung der geheimen Sigung bestehen zu dürfen glaubte, um 7 Uhr 10 Minuten die Sigung für geschlossen.
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Die Beschlußunfähigkeit der Stadtverordnetenversammlung rief bei den Drahtziehern des Bürgerblocks, namentlich bei dem dazu ganz besonders berufenen Herrn Pfarrer Koch den üblichen obligaten Entrüstungssturm hervor. Entrüstungssturm hervor. Mit der lauten Stimme, die diesem würdigen Diener der Kirche von seinem Herrgott mitgegeben ist, brüllte er dem Vorsteher, Genossen Haß, ununterbrochen„ Schiebung" zu. Die Schiebung" soll darin bestanden haben, daß die Einladung zur gestrigen Stadtverordnetenversammlung in der Form erfolgte, daß nur zu einer Sigung einberufen war und die Beratung des Abbaues lediglich als geheime Beratung" bezeichnet war. Da die Herren Koch und Genossen von sich auf andere schließen, so behaupteten sie, diese Form der Einberufung fei zwischen Haß und der sozialdmokratischen Fraktion verabredet, um die Beratung des Abbaues in der Sizung unmöglich zu machen. Wenn Herr Koch anstatt zu verleumden, sich beim Bureau der Versammlung erfundigt hätte, würde er ohne viel Mühe erfahren haben, daß diese Form der Einberufung der Praxis entspricht und im vorliegenden Fall außerdem noch vom Bureau ohne nähere Anweisung des Vorstehers veranlaßt war. Schon zu Beginn der Sigung hatten die bürgerlichen Bartesen, wenigstens ihr rechter Flügel, durch Herrn v. Eynern erklären müssen, daß ihr Versuch, auf dem Vorsteherkrise zu entfesseln, zu ihrem schmerzlichen Bedauern geUmweg über ein Mißtrauensvotum gegen den Genoffen Reimann, eine Scheitert sei. Man sieht aber, daß sie in ihrer maßlofen But gegen die Sozialdemokratie jedes Mittel anzuwenden suchen, um ihrem Sozialistenhaffe freien Bauf zu lassen. Die sittliche Ent rüstung der bürgerlichen Parteien darüber, daß die Sozialdemo fratie sich gegen den sogenannten Magistratsabbau mit allen Mitteln mendet, ist mehr wie findlich. Die Drahtzieher des Bürgerblods wissen selbstverständlich genau so gut wie wir, daß sie in scham lofer Weise bewußt das Recht beugen und wider die flaren Bestimmungen des Gesezes, die aus ganz anderen Gründen und zu ganz anderen Zwecken erlassene Abbauverordnung zu politischen Zweden mißbrauchen wollen. Daß sie bei diefer Gelegenheit die Stirn haben, der Viermillionenstadt den verantwortlichen Stadtschulrat zu nehmen, zeigt nur, welcher Engstirnigkeit die Herrfchaften fähig sind, wenn es gilt, ihre Parteiinteressen zu wahren. Das Markieren in Entrüftung fönnten sich die bürgerlichen Parteien in diesem Falle wirklich schenken. Gegen die flare, bewußte und beabsichtigte Bergewaltigung, gegen die unbestreitbare Berlegung des Rechts wird die sozialdemokratische Frattion mit allen Mitteln Front machen. Sie wird sich selbst nicht scheuen, bei einem so ausgezeichneten Renner juristischer Kniffe und Rechtsver zu machen. Selbst das Temperament des Herrn Pfarrer Koch wird drehungen, wie es der Führer der Volkspartei ist, eventuell Anleihen fie nicht abschrecken, das zu tun, was jeder tut, wenn ihm gegenüber das Recht gebeugt werden soll: fich wehren mit allen Mitteln!
Zu dem Leichenfund bei Wilhelmshagen wird mitgeteilt, daß fleinen Finger der linten Hand hat der Mann einen zwei Benti die Berfon des Toten noch nicht festgestellt ist. Am meter langen, also sehr auffallend langen Nagel. Auch der Nagel der Mündung unmittelbar auf die Haut gesetzt worden. Die Klei des rechten kleinen Fingers ist ziemlich lang. Der Revolver ist mit die Leiche am Fundort besichtigte, mußte die Kleidung auftnöpfen, dungsstüde sind nicht vom Geschoß durchschlagen. Der Arzt, der Gelbstmord zu stehen. Aber es ist doch wohl möglich, daß der Selbstum die Wunde bloßzulegen. Das scheint im Widerspruch mit einem mörder die Mündung des Revolvers an die Brust gebracht hat, ohne daß er die Kleidung öffnete.
Der Reichspräsident empfing gestern nachmittag in Ge genwart einiger Reichsminister und Bertreter von Behörden und Wohlfahrtsorganisationen, die ameritanischen Quater, die sich für das amerikanische Hilfswerk in Deutschland aufhalten, sowie Reichspräsident sprach den Erschienenen den Dank des deutschen die hier weilenden Bertreter der nordamerikanischen Bresse. Der das Werk der amerikanisch - deutschen Kinderspeisungen für Millionen Volkes aus für die große Hilfe, die in den vergangenen 4% Jahren hungernder Kinder und Mütter bedeutet hat. Er wies darauf hin, daß Amerika in dieser Zeit über 58000 Tonnen Lebens. mittel im Werte von 12% Millionen Dollar gespendet hat, zu denen die deutsche Regierung ihrerseits 39 000 Tonnen im Werte Steirische Sänger in Berlin , Der Steirische Liebera 1100000 mahlzeiten ausgegeben werden können. Bezeichneter Ruf vorangeht, trifft, aus München kommend, Sonnabend. von 5 Millionen Dollar beigesteuert hat, so daß zurzeit täglich franz, dem als österreichischer Dialekt- und Jodlerchor ein ausge fonders hob der Reichspräsident die im Herbst vorigen Jahres einden 21. Juni, in Berlin ein. Am 16. Juni singt er in München in der legende taträftige Hilfsaktion des neugebildeten Komitees hervor, Funtzentrale für ein Rabiotonzert und gibt anschließend ein dessen Vorsitzender, General Allen, von hervorragenden Bolitikern großes Boltsliederkonzert im Freien. In Berlin wird und Geschäftsleuten, wie Dawes, dem Vorsitzenden der Sachver der Chor nur einmal, und zwar im Saalbau Friedrichshain, auftreten. ständigentommiffion und Busch, dem Präsidenten der New Yorker Diese Veranstaltung wird vom Desterreichisch- Deutschen Volksbund Handelskammer, unterstüßt, auch bisher dem Hilfswerk fernerstehende Berlin vorbereitet. Außer den Steirischen Sängern, die eine Auswahl Kreise in den Bereinigten Staaten von der großen Not in Deutsch der besten Alpenlieder und Steirerjodler vortragen werden, wirkt noch land zu überzeugen verstanden hat. Für die deutschen Wohlfahrts die Deutschösterreichische Liedertafel Bertin mit. Bei dem Fest werden organisationen sprach der Präsident der inneren Mission, Geheimrat namhafte Barlamentarier für die Anschlußfrage Deutschöfterreichs Dr. Seeberg, Worte des Danfes, worauf Mr. Eves für die sprechen. Gäste antwortete. Ein Chor von 100 Schulkindern brachte als Dant der deutschen Kinder einige Sangesvorträge zu Gehör.
Das Rundfunkprogramm.
Mittwoch, den 18. Juni.
Tageseinteilung. Vormittags 10 Uhr: Nachrichten dienst. Bekanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr: Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht.
5.30-7 Uhr: Berliner Funkkapelle( Unterhaltungsmusik). 7 Uhr: Vortrag des Herrn Prof. Adolf Weißmann : Vom Lautenspiel und anderer Hausmusik"( Jugendvortrag). 8 Uhr: Vortrag des Herrn Dr. Ernst Rothe:" Unterbewußtsein, Suggestion, Hypnose, drahtlos beleuchtet". 9-11 Uhr: Blas- Orchester, Dirigent: Kapellmeister Carl Woitschach . 1. Hoch- und Deutschmeister- Marsch, von Ertl. 2., Leichte Cavallerie"( Ouverture), von Fr. v. Suppé . 3. Stephanie- Gavotte, von Czibulka . 4. Rosen aus dem Süden, Walzer, von J. Strauß . 5. Sensations- Foxtrott, von Woitschach. 6. Potpourri aus Die Fledermaus ", von J. Strauß . 7. Aufziehen der Stadtwache, von Leo Jessel. 8. Ich liebe dich, Walzer, von E. Waldteufel. 9. Hab' ein blaues Himmelbett, aus Frasquita, E. Waldteufel. 9. Hab' ein blaues Himmelbett, aus Frasquita, von Lehár . 10. Armee- Marsch Nr. 7( L. GardeBar).
Das Bolfsbildungsamt Reinidendorf veranstaltet am Mittwoch, den 18. d. Mts., abends 8 Uhr, im Strandschloß zu Tegel ein Boltstonzert, ausgeführt vom Blüthner Dre ft er. Eintritt 40 Pfennig. Wieder holung des Konzerts am 20. d. Mts., abends 8 Uhr, im Gesellschaftsgarten zu Reinickendorf , Haupstr. 31/32.
Großer Straßenbahnunfall in Iserlohn .
15 Tote, 30 Schwerverlehte.
Dienstag abend gegen 8 Uhr verjagte die Bremse der Straßen. bahn auf der abschüssigen Düsingstraße in der Obergrüne und rannte gegen die Schlieperfche Rettenfabrit. Der Wagen wurde vollständig zertrümmert. Bisher wurden 15 Tote geborgen und 30 Schwerperlegte festgestellt.
Dampferkatastrophe in den Lofoten.
In der Nacht zu Dienstag stießen im Westfjord in den Lofoten die beiden norwegischen Dampfer„ Haaton Jarl" und„ Kong Harald" in dichtem Nebel zusammen. Haaton Jarl" ging unter. 18 bis 20 Personen, hauptsächlich Frauen und Kinder ertrant en." Kong Harald" wurde verhältnis mäßig menig beschädigt. Nähere Einzelheiten über das Unglüc fehlen noch