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versöhnlichen Politik Poincariss. Je schwärzer der Himmel im Westen, um so Heller die Sonne der Volksgunst in Deutschland für sie! Ihre nationale Dischplin geht Zum Teufel in dem Augenblick, in dem die außenpolitische Lage Deutschlands sich bessert und das Parteigeschäst der Deutschnationalen flöten geht. Die geradlinige Fortsetzung des Kurses P o i n c a r 6- M i l l e r a n d wäre i h n e n lieber gewesen der Kurs­wechsel ist ihnen bedenklich. Für Deutschland wäre die Fortsetzung des Kurses Poincar6 bedenklich, der Kurswechsel ist eine Hoffnung. Darin liegt die ganze Gegensätzlichkeit der Parteiintercssen der Deutschnationalen und der nationalen Interessen Deutschlands . Nationale Disziplin erfordert, die außenpolitischen Inter- essen des Landes über die Pardeiinteressen zu stellen. Die deutsche Sozialdemokratie hat diese nationale Disziplin immer bewiesen. Die Deutschnationalen haben sie immer gebrochen. Sie brechen sie auch jetzt. Sie werden niemals jene nationale Disziplin üben, die die englischen bürgerlichen Parteien gegen- über der Arbeiterregierung im Interesse des Landes und semer außenpolitischen Stellung erweisen. Sie haben auf den Miß- erfolg des bisherigen Kurses der deutschen Außenpolitik speku­liert. Sie haben diesen Mißerfolg durch die Gassen geschrien zu einer Zeit, als diese Außenpolitik noch in der Auswirkung begriffen war. An ihnen liegt es wahrhaftig nicht, wenn diese Außenpolitik nicht gescheitert und Deutschland nicht ganz ins Verderben gerissen worden ist! Die Deutschnationalen und mit ihnen die Völkischen haben bei jedem Teilerfolg der deuffchen Außenpolitik der letzten Jahre ein lautes Geschrei der Entrüstung erhoben. Immer, wenn ein Hoffnungsblick sich zeigte, haben sie aus Haß und Wut über das Fehlschlagen ihrer Spekulation auf die Der- schlechterung der deutschen Stellung in der Welt eine schamlose Hetze entfesselt gegen die Männer, die im Interesse Deutsch­ lands ihre Spekulation durchkreuzten. In wenigen Tagen sind es zwei Jahre, daß R a t h e n a u den Kugeln völkischer Mord- buben zum Opfer fiel, weil er das Wiesbadener Abkommen schloß, das eine Atmosphäre der Verständigung herbeiführen sollte! Die von. ihnen bekämpfte Außenpolitik steht vor ihrem Er- folg. Deutschlands Stellung kann erleichtert werden. Die Be- freiung der besetzten Gebiete rückt aus der Sphäre der Forde- rung in die Sphäre der Möglichkeit. Nasionale Disziplin er- fordert, diese Entwicklung um des engen Parteiinteresses willen zum mindesten nicht zu durchkreuzen. Da erhebt sich das Re- vanchegeschrei. der Geist des Nationalismus bei den Deutsch - nationalen mit ganzer Kraft zur Freude jener nationalisti- scher Kreise in Frankreich , die lieber heute als-morgen�zurück wollen zum-Poincarismus! Da erhebt sich aufs neue jene wilde nationalistische Hetze in der deuffchen inneren Politik, jene Verleumdung und Infamierung der Führer der erfolg- reichen Außenpolitik, jene Mordhetze, die Deutschland zerreißt und die Hoffnung der Nationalisten des Auslandes ist! Wut über diwBesserung der außenpolitischen Lage Deuffch- lands, Hetze gegen die Führer der Befreiungspolisik im Innern, das ist das Echo der sogenannten Nationalen in Deutschland auf die Entwicklung in Frankreich . Sollen wir eine neue Hochflut der Mordhetze erleben? Schon hat sie be- gönnen und zielt aus unseren Genossen B r e i t s ch e i d. B r e i t s ch e i d hat H e r r i o t geraten, N o l l e t zum Kriegs- minister zu ernennen!" So diePommersche Tages- post�, und etwas vorsichtiger verhüllt die.Leip­ziger N e u e st e n Nachrichten". Aufs neue soll der finstere Geist der Gewalt erweckt, die Aufklärung des euro - päischen Horizonts verdunkelt werden. ' Da erfordert das nationale Interesse, daß im Inneren Deutschlands dieser nationalen Disziplinlosigkeit ein Ende ge- macht wird! Die Freiheit Deutschlands ist aufs engste ver- knüpft mit dem Siegender Demokratie und des Verständi- gungsgedankens über Revanchegeist und nationalistisches Mordgeschrei. Das Parteigeschäft der Deutschnationalen muß zerbrechen, damit Deutschland leben kann!

Nuhrräumung und �erriot-Erklarung. Eine notwendige Feststellung. Als die sozialdemokratischen Redner während des Wahl- kampfes auf die Notwendigkeit der Annahme des Sachverstän- digengutachtens u. a. mit dem Argument hinwiesen, daß nur so die Räumung des Ruhrgebietes erreicht werden könnte, wurden sie regelmäßig durch höhnische Zwischenrufe deutsch - nationaler oder kommunissischer Versammlungsteilnehmer unterbrochen:Schwindel! Daran glauben Sie selbst nicht! Vierzehn Punkte Wilsons!" und dergleichen. Solange P o i n c a r 6 und der Nationale Block in Frank- reich am Ruder waren, konnte ein gewisser Skeptizismus immerhin begründet sein. Trotzdem war unsere Vehaup- tung unantastbar richtig, daß die Annahme des Sachverstän- digengutachtens die einzige Möglichkeit einer Befreiung des Ruhrgebietes bedeutete, da die andere Möglichkeit, die ge- waltfante Befreiung eine Unmöglichkeit ist. Und es war ferner richtig, daß das Sachverständigengutachten zwar die militä- rische Räumung des Ruhrgebietes nicht ausdrücklich vorschrieb, aber durch die unbedingte Forderung der Wieder- Herstellung der staatlichen und wirtschaftlichen Souveränität Deutschlands innerhalb der gesamten Grenzen des Reiches, durch das Verbot künfsiger militärischer Eingriffe in den Gang der Verwaltung und der Wirffchaft, und durch die Anrechnung der Besatzungskosten auf die Reparationsleistungen die An- Wesenheit der Besatzungstruppen in einen zwecklosen und kost- spieligen Luxus verwandelte. Daher war die Schlußfolgerung berechtigt, daß auch die militärische Räumung des Ruhrgebietes sich mit zwingender Logik aus der beiderseitigen Annahme des Gutachtens ergeben würde. Mit dem Sturz des Nationafen Blocks, mit dem Re- gierungsantritt der französischen Linken hatte sich diese Ver- mutung zu einer Gewißheit verdichtet. Die einzige, aller- dings erhebliche Schwierigkeit war die inzwischen erfolgte Stärkung derjenigen deutschen Parteien rechts und links, die das Gutachten bekämpfen und die Verständigung mit Frank- reich ablehnen. Hätte die Regierung Herriot nicht mit der Möglichkeit zu rechnen, daß sie am Tage nach der Ruhr- räumung einer Regierung mit deutschnationalen Revanche-. Hetzern gegenüberstehen würde, so wäre die Programmerklä- rung Herriots bezüglich der militärischen Ruhrräumung zweifellos noch viel präziser ausgefallen. Die deutschnationale Presse von derRoten Fahne" können wir in diesem Zusammenhang noch nicht reden, weil ihre Redaktion am Dienstag abend die Programmrede Herriots einfach verschlafen hat! tobt sich natürlich sowohl wegen der Ausnahmen bei der Amnestie wie auch wegen der Stellen über die Militärkontrolle und vor allem wegen der Verklausulierung des Räumungsversprechens ge- hörig aus. Ihre Wutanfälle sind um so begreiflicher als der neue Kurs in Frankreich für sie den schwersten Schlag bedeutet und weil ihr nichts anderes übrig bleibt als jede Aenderung in der französischen Politik dreist zu leugnen. Deshalb sehen wir uns veranlaßt, unzweideutig folgendes festzustellen: Die m i l i t ä r i s ch e Räumung des Ruhrgebietes ist von den Sachverständigen nicht ausdrücklich vor- geschrieben worden. Eine Regierung Millerand-Poincar6 hätte sich nur sehr schwer dazu bewegen lassen. Die Tatsache, daß Herriot diese militärisck)e Räumung nach dem Beginn der Durchführung des Sachverständigenberichtes feierlich ver- sprachen hat, ist«in ungeheurer Fortschritt, diesen Fortschritt verdanken wir nur dem Umstand, daß die deutschnational-kommunistisch-völkische Einheitsfront bei der Abstimmung im Reichstag in der Minderheit geblieben ist. Jeder deutschnationale oder kommunistische Erfolg im Reichs- tag und im Lande trägt nur dazu bei, die Erfüllung dieses Versprechens zu verzögern oder gar zu gefährden. Sehr beut- sich und zutreffend streicht Herbette imTemps" vory gestern abend in einer Besprechung des außenpolisifchen Programms Herriots das Dilemma heraus, vor dem wir stehen:

die Harfe. Äon Paul Mochmann. Quer über das Fensterviereck meines Arbeitszimmers spannen sich ein paar Schienenstränge der Eisenbahn. Wenn die Sonne auf sie scheint, blitzen sie wie die Silbersaiten einer Harfe. Und meine Sehnsucht spielt auf ihnen das Lied von der weiten, weiten Welt. Die Strecke ist eine der Haupwerkehrsstrohen der Länder. Alle Augenblicke rattern, zischen und schnaufen in das Schleifen meiner Stahlfeder die vorüberfahrenden Züge. Güterwagen, zu langen Ketten aneiimndergekoppelt, rollen vorbei. Man hört, auch wenn man es sonst nicht erkennen kann, an dem helleren oder dumpferen Gepolter der Räder und Achsen, welche Züge leer, welche beladen sind. Ohne Hast, mit der sicheren zuverlässigen Ruhe des erprobten Arbeiters, tun sie ihre Pflicht. Personenzüge, oft überquellend von lebendiger Fracht, gehen, immer kürzer schnaufend, allmählich zu schnellerer Fahrt über. Schmetternd rennen die Schnellzugswagen ihren breitbrüstigen Lokomotiven nach. Manchmal kommt ein« einzelne Maschine, hält pfeifend gerade unter meinem Fenster, pafft licht« Dampfwolkem gegen den Himmel, pfeift und rollt rückwärts wieder dem nahen Stadtbahnhof zu. Es sind jahrein, jahraus immer dieselben Bilder. Mein Auge hat sich längst an sie gewöhnt und bringt sein« Eindrücke kaum noch bis an das Bewußtsein. Rur hin und wieder weckt eine Berände- rung flüchtige Aufmerksamkeit. Im Winter sind es die ersten Schnee- Matratzen auf den gewölbten Dächern und den Trittbrettern der Wagen: im Sommer ist es«in grüner Busch, eine wehende Fahne vor einem �Fenster. Dann durchzuckt mich oft die Sehnsucht: nach einem freien Rundblick über beschneit« Bergkuppen oder nach den mittagschwülen Kiefernwäldern und den breiten Seenflächen meiner Heimat. Einmal freilich-kamen in langer Folge Züge, die andere Empftn- düngen oufriihrten. Aus niedrigen Plattcnwagen standen, von Stricken gehalten, scheckig bemalt« Haubitzen und reckten ihre ge- drungenen Hälse bösartig gegen einen milden Herbsthimmel. Protzen. Gullcffchkanonen, Sanitätskarren glitten hinterher. An den Lang- feiten der gedeckten Güterwagen klafften die Schiebetüren mit breitem Spalt. Soldaten in grauem Drillichanzug saßen in der Lücke und ließen ihre plumpen Stiefel vom Rand herabbaumeln. Reichswehr war auf dem Kriegspfade, um irdgendwo hungrigen Arbeitslosen den schreienden Mund mit zackigen Eisenspiittern zu stopfen. Wüstes Grölen aus den Fenstern übertönte den Lärm der eisernen Räder. Mich fror auf einmal. Es war, als würde die furchtbareGroße Zeit" wieder lebendig: die Zeit, in der Millionen von grauen Männern so nach allen Windrichtungen durch Deutschland fuhren, über die Grenzen hinarzs an die Front, wo sinnloses Mühen, ewige Gefahr und der gräßliche Mord auf sie lauerte... Heute morgen lenkte wieder plötzlicher Stimmeillärm mein Auge Pom Schreibtisch weg auf den Bahnkörper. Aber nicht aus über-

brüllten Soldatenkehlen kam er. Kinder in hellen Kleidern drängten sich Kopf über Kopf in den offenen Fenstern eines Personenzuges und schrien aus vollen Lungen der Stadt, die sie hinter sich ließen, ihre Abschiedsgrüße zu. Dünne ngckt« Arme stießen so weit nur möglich in die Lust vor und schwangen heftig weiße Tücher. Das Außergewöhnlich«, das Erlebnis einer Reise. um orte gewalsig in dem jungen Blut. So wie die Kinder die Straßen und Höf«, an denen sie entlang fuhren, so füllen die Stare die Abendlust über herbstlichen Stoppelfeldern mit lärmender Unrast, wenn sie sich zum großen Flug über das Meer anschicken. Ich weiß nicht, wo das Ziel des Zuges war. Vielleicht lag es nur am Rande des städtischen Weichbildes, da wo die Häuser niedriger und die Straßen lockerer und" grüner werden: vielleicht auch tief im Lande, oder gar jenseits der Grenzen bei Nachbarn, die menschlich, nicht völkisch beschränkt empfinden. Aber ob L Kilometer oder SOO, für die Jugend machte es keinen großen Unterschied. Für sie war die Fahrt in jedem Fall«in Er- eignis, ein bglückendes Abenteuer.-- Der letzte Wagen glitt hinter dem Fensterrahmen. Dos Kinder- geschrei wurde'dünner, zerflatterte und verwehte. Leer logen wieder die Schienen'. Sie flimmerten im Sonnenlicht, und es war, als käme von ihnen ein heller, freudiger Harfenton.

Amisverkchr zwischen Deutschen . Die Berliner Zeitschrift Oesterreich-Deuffchland" berichtet: Ein rm deutschen Gebiet ge- lcgenes Gericht Böhmens hatt sich in einer Vormundschaftssache an ein reich s deutsches Amtsgericht zu wenden. Das vom Vor- mimde vorgebrachte Anliegen muß zuerst ins Tschechische über- setzt wcrden(erste Uebersctzung), das Bezirksgericht leitet den Akt an die ffchschische Gesandtschaft in Berlin , die ihn ins Französische übersetzt(zweite Uebersetzung) und an das reichsdenffche Amtsgericht leitet, das sich den Akt ins Deutsche übersetzt(dritte Uebersetzung» und dann deuffch an die Berliner Gesandffchaft sendet. Diese oder das adressierte Bezirksgericht übersetzt sich den Akt wieder ins Tschechische(vierte Uebersetzung), und das Bezirksgericht gibt dann die Erledigung tschechisch und in deuffcher Uebersetzung(fünfte Uebersetzung) an den deutschen Jnlandsvormund hinaus. Also: Um nicht den naturgemäßen Verkehr der In- und Auslandsämter in der Angelegenheit zweier deutschen Parteien in deutscher Sprache zuzulassen, muß ein Apparat gesckafsen werden, der eine fünf- malige Uebersetzung und die Heranziehung zweier nichtdeutscher Sprachen erfordert! Und dies bei Aemtern, in denen, einschließlich der Berliner Gesandtschaft, überall deuffch verstanden wird! Wann wird die Vernunft den Weg zur Naturordnung finden? Förderung künstlerischer Laienspiele. In diesen Tagen fand im Reichsmini st eri um des Innern eine erste Besprechung über das Wesen und die Förderung des Laienspiels statt, zu der das Archiv für Volksbildung eine Reihe von Leiffätzen aufgestellt und einig« interessierte Vertreter des Theaters, der Theatervefbäade, der Prüfungsausschüsse für Jugendschristen und der Jugend ein- laden hatte. Von den Teilnehmern wurde Form und Tätigkeit der dramatischen Dilettantenvereine, die von der Nach- ahmung der. Berusstheater leben und in der Regel einer greulichen

'Die deutschen Rechtsparleien wissen nun­mehr, woran sie sind. Wenn sie die Verabschiedung der Ge- setze zur Durchführung des Daweschen Programms verzögern, so fällt jede Verlängerung des gegenwörti- gen Zustandes ihrer Obstruktion zur Last. Auch sie müssen nunmehr wählen zwischen den nationalen Interessen und der national! st ischen Propa- g a n d a, die in Deutschland wie überall eine V e r n e i- n u n g des nationalen Interesses darstellt." .die mr Völkischer Ton in der volksparteilichenZeit". Das offizielle Organ der Deutschen Volkspartei, dieZeit". ist bekanntlich gegründet worden, weil dieDAZ." weder im Ton noch im Inhalt als würdiger Repräsentant der Partei erschien. Indes hat der Mangel an journalistischem Nach- wuchs dazu geführt, daß auch dieZeit" sehr bald kläglich herunterkam. Es ist keine ausnahmsweise Entgleisung, sondern nur ein Beispiel für die vornehmen Manieren, in denen sich das volksparteiliche Zentralorgan gefällt, wenn dort über die Vorgänge in der Kasseler Stadtverordnetenverfamm- lung folgendes geschrieben steht: DerVorwärts" sucht die Bedeutung dieser Abstimmung zu ver- kleinern, indem er meint, der Oberbürgermeister brauche deshalb nicht zurücktreten, wozu ihn auch die Sprecher der Sozialdemokra!:e aufgefordert haben. Daß Herr Philipp Scheidemann so schnell den schönen Posten räumen würde, haben wohl auch die Antragsteller selbst nicht erwartet die Klebefähigkeit der Art ist ollz u bekannt. Die Art" Scheidemanns ist uns allerdings bekannt. Es ist die Art von Männern, die' ihr Leben lang unter schweren Opfern und Gefahren ihrer Ueberzeugung dienen. Aber nicht minder bekannt istdie Art" gewisser Nachkriegs-Iourna- listen, die bereit find, für angemessenes Honorar Führer gegne- rifcher Parteien mit dem Dreck ihrer eigenen Gesinnung zu besudeln. Die Volkspartei zeigt nur, was sie von sich selber halt, wenn sie ihr sozusagenführendes" Blatt von solchen Zierden der Journalistik redigieren läßt,

der Arbeitsplan der Reichstags. Der.Aeltestenrat des Reichstags beschäftigte sich gestern nachmittag in mehr als zweistim'diger Sitzung, an der auch der Reichskanzler Marx teilnahm, mit dem Geschäftsplan für die Sommertagung des Reichstags. Es wurde beschlossen, an dem ur- sprllnglich für die nächst« Plenarsitzung angenommenen Di e n s t a g nächster Woche festzuhalten und dann die ganze Woche hin- durch Sitzungen abzuhalten. Don Sonnabend ab soll dann wieder ein« etwa vierzehntägige Pause eintreten, uM der Regierung Zeit zu geben, die mit dem Sachverständigen-Gutachten zusammenhän- genden Gesetzentwürfe für die Beratung im Reichstag fertigzustellen. Nach der Pause wird also der Reichstag gegen Mitte Juli wieder zusammentreten, um die Reparationsgesetze zu er- ledigen, und es wird angenommen, daß in der ersten Hälfte des August die größere Sommerpause eintreten kann. Die Etatsberatung wird wahrscheinlich bis zum Herbst zurückge- stellt werden, da es möglich fft, daß durch die Repciratiansrrgslung noch erhebliche Aenderungen im Etat erforderlich sind. Der Aelte- ftenrat wird eine Stunde vor der nächsten Plenarsitzung noch ein- mal zur weiteren Beratung zusammentreten. Als Beratung? st off für die nächste Woche sind in Aus- sicht genommen einige kleinere Gesetzentwürfe, die A m n e st i e- antrage der Sozialdemokraten, der Nationalsozialisten und der Kommunisten, die Anträge wegen der Beamtenbefoldung und des Personalabbaues. Die sozialpolitischen Anträge, die sich u. a. au? die Kriegsbeschädigten beziehen, und die an Aus--- fchüsse überwiesen werden müssen. Diesen Beratungsstoff hofft man bis zum Donnerstag zu erledigen. Am Freitag und Sonnabcud sollen die Interpellationen auf die Tagesordnung gestellt werden, soweit die Regierung zur Beantwortung bereit feie surd;

Unkultur verfallen sind, scharf abgelehnt und der Hoffnung auf «in« aus der Jugendbewegung erwachsende Besse- rung lebhafter Ausdruck gegeben. Die Aussprache, die als erste die vielen Fragen und Möglichkeiten auf diesem Gebiet nur kurz be- rühren konnte, brachte schon eine Reihe von Anregungen, denen vom Archiv aus weiter nachgegangen werden wird. Es wurde beschlossen, die vorgelegten Leiffätz« in einer Kommission im einzelnen durchzu- beraten und sie in ergänzter Fassung einer zweiten Besprechung zu» gründe zu legen, die in einem größeren Kreise interessierter Person- lichkeiten demnächst-stattsinden soll. Abbau der Krebsbekämpfung. Der Ausschuß des deutschen Zentralkomitees zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrank- heit hat in seiner letzten Sitzung unter dem Vorsitz des Geh. Rat Prof. Dr. Friedrich Kraus beschlossen, an die Minister für Volkswohi- fahrt, für Kunst, Wissenschaft und Volksbildung und der Finanzen folgende Protestresolution zu schicken:Das deüffche Zentralkomitee zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheit bedauert leb- Haft den geplanten Abbau der Krebsbekämpfung in Preußen. Es sieht in der Tatsache, daß im diesjährigen Haus- haltungsplan die Ziffchüsse für das Institut für Krebsforschung an der hiesigen Universität sowie für das deutsche Zentralkomitee ge- strichen sind, eine ernste Gefahr für das Weiterbestehen dieser im Interesse der Wissenschaft, Volksausklärung und Krebsbekämpfung wichtigen Einrichtungen. Es ist, inverständlich, daß dieser Abbau bei der geringen Höhe der in Frage kommenden Summen gerade in dem Augenblick erfolgt, in dem aus England infolge der Zunahme der Krebskrankheit in zahlreichen Ländern«in Aufruf an alle Kultur- Völker erfolgt, sich in dem Kampf gegen die Krebskrankheit zu ver- einigen." Der erste Vkapi.Zäger. Im Herzen von Mittelaftika. in dem geheimnisvollen Ituri -Wald lebt die älteste Rasse der Welt: es sind die sogen. Bambute-Zwerge des I t u r i. Der englisch « Afrikarcisende Dr. Cuthbert Christy, der 2S Jahre im tropischen Afrika verbrachte, hat ein« Anzahl von Monaten unter diesen kleinen Urmenschen gelebt und schildert seine Eindrücke in dem soeben erschienen BuchGroß. wild und Pygmäen". In dem Ituri-Wald findet sich dasseltsamste Tier der Welt", das Okapi, das wie eine Kreuzung aus Esel und Giraffe aussieht und von dem die erste Kunde von Sir H. Iohnfton 1900 nach Europa gebracht wurde.Ich war der erste Euro- p ä e r schreibt Ehristy,der dieses Tier im Walde aufspürte und beobachtete: ich war der erst«, f>er das Okapi auf der Jagd schoß und vollständige Felle und Skelette heimbrachte." Es waren die Pyg. mäen. die das Okapi aufspürten, das der Jäger erlegte. Kein Weißer wäre imstande, diesem überaus scheuen Tier im dichtesten Urwald auf die Spur zu kommen. Die Zwerg« erlegen dos Okapi, das eins der ältesten Tiere ist, und wahrscheinlich der Ahne der Giraffe war, mit Speeren: sie fangen es aber auch in verdeckten Gruben und mit Schlingen: das gefangene Tier wird dann mit Knüppeln zu Tode geschlagen. Nach der Erlegung einer solchen Beute tanzen sie zur Begleitung der Trommeln in wilden Sprüngen herum, singen gemeinsam, pfessen. blasen in Hörner und führen die seltsamsten Szenen auf. Dr. Christy sieht in den Bambute-Pyg- mäendie Nachkommen der frühesten Bewohner des einst ganz mit Wald bedeckten Erdteils," Nach seiner Anschauung ist der afrikanische