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Der off zitierte Sah, Deutschland   fönne ohne die Sozialdemokratie gar feine bessere Position wünschen, als sie durch bemokratie nicht mehr regiert werden, ist nicht ganz richtig die Ablehnung der Gefeße im Reichstag   entstehen würde. Deutschland   fann auch ohne die Sozialdemokratie regiert Der Kampf, der dann folgen müßte, würde furz, heftig und werdenes fragt sich nur, wie und wohin! fiegreich sein. Wollen unfere Gegner diesen Kampf, so sollen sie ihn haben!

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Die Londoner Konferenz soll am 16. Juli zusammentreten.

lichen Durchführung des Gutachtens die Schlußfolgerungen

Hetzerisch und feig.

ffeigen bei allen Gruppen im Endgehalt auf 8 M. Die Kinders Ueber die vorüber. 3ulagen bleiben unverändert. gehende Einstellung des Abbaues ist kein Kabinettsbeschluß gefaßt worden. Es haben lediglich im Reichsfinanzministerium Vor­besprechungen stattgefunden.

Die große Entrüstung, die in der Beamtenschaft über dic völlig ungenügende Korrektur der Besoldungs­

Sie rechnet damit, schon aus der tatsächlich erfolgten gele Die ,, Deutsche Tageszeitung" will nichts gesagt haben. regelung vorhanden ist, tommt in einem Beschluß zum Ausdruc, ziehen und sie zum 1. August in Kraft treten zu lassen. Da- Die Deutsche Tageszeitung" veröffentlichte in nach hätte vom 1. August an jede wirtschaftliche Einmischung ihrer Freitagabendausgabe einen Aufsatz unter der Ueber in das Leben des besetzten Gebiets aufzuhören. Micumver fchrift: Maßnahmen des Wohlwollen s" und träge und Regie würden fallen. Dazu ist aber rasche Arfranzöfifche Politit. Wir unterzogen am Sonn beit notwendig. Wir erwarten, daß weder das Reichs- abendmorgen diesen Auffaß einer kritischen Betrachtung, in fabinett noch der Reichstag überflüssigerweise auch nur eine der wir feststellten, daß aus agitatorischen Gründen die Deutsch  Minute Zeit verlieren wird! nationalen jede Maßnahme des Entgegenkommens für un genügend erblicken. Wir kennzeichneten die Methode, das bewiesene Entgegenkommen zu messen an Forderungen, die war wohl moralische Bedeutung, aber feinen realpolitischen Bert haben. Wir schrieben:

Auf alle Fälle kommt die Entscheidung schon im Juli, wenn es gut geht, schon in seiner ersten Hälfte. Gelingt es nicht, eine positive Erledigung der drei Gefeße zu erreichen, so bleibt nichts anderes übrig, als den Reichstag aufzulösen, den Volksentscheid über die abgelehnten Entwürfe herbeizu­führen und so rasch wie möglich Neuwahlen zum Reichs tag vorzunehmen. Als Ergebnis fann man die Annahme der Gefeße durch das Volk selbst und eine erhebliche Stärkung der Sozialdemokratie im Reichstag   voraussehen. Das läßt aber auch den Schluß zu, daß sich die Oppo­sition hüten wird, die Dinge auf die Spitze zu treiben. Vielen ihrer Mitglieder klingt im Ohr das Wort Helfferichs nad), daß nicht nur derjenige eine große Verantwortung auf sich nimmt, der das von ihm sogenannte" zweite Versailles  " an­nimmt, aber auch derjenige, der es ablehnt. Biele von ihnen werden bereit sein, die Annahme der Gesetze durch diesen Reichstag einen für sie besseren friegen sie ja doch nicht mit einem hörbaren Uff der Erleichterung zu begrüßen, fowie sie ia auch über die Annahme der Militär fontrollnote fichtlich erfreut waren. Sie überlassen es den anderen zu tun, was notwendig und vernünftig ist, und fie selber schimpfen darüber. Das halten sie für eine gesunde Arbeitsteilung.

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Mit der Annahme der zur Durchführung des Gutachtens notwendigen Geseze mag sie nun glatt oder durch einen Konflikt hindurch erfolgen ist freilich noch lange nicht alles getan. Es bleibt der Eintritt Deutschlands   in den Völker bund, für den abermals die Sozialdemokratie mit ihrer Interpellation im Reichstag   die Initiative ergriffen hat, es bleibt das von Herriot   aufgeworfene Problem der Siche rungsverträge. Es bleibt vor allem die Frage der inneren Lastenverteilung, die ganze Frage des Kurses der inneren Politit, die mit der auswärtigen untrenn­bar verbunden ist. Zwischen den Kämpfen von heute fün­digen sich schon die von morgen an.

Gelingt es, die drei Gesetze durch den Reichstag durch zubringen, so werden sich die Bestrebungen zur Schaffung einer Bürgerblodregierung noch stärker geltend machen als bisher. Was die Deutschnationalen von den Halb­rechtspolitikern innerhalb der bürgerlichen Mitte noch trennt, sind die strittigen außenpolitischen Fragen. Sind die bereinigt,

,, Auf diese Art ist es natürlich sehr leicht, jede Maßnahme des Entgegenkommens als ungenügend hinzustellen."

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Wegen dieser Feststellung nennt uns die Deutsche Tages: zeitung" Fälscher" und sagt uns neben anderen Liebens würdigkeiten ,, moralischen und journalistischen Tiefstand" nach. Wir stellen nochmals fest, daß der kritisierte Aufsatz der Deutschen Tageszeitung" die Zurücknahme der Ausweisungen als ungenügend hinstellt. Und nicht nur als ungenügend, son­dern geradezu als verdächtig, indem er Herriot   unter ftellt, daß er mit Hilfe solcher Maßnahmen Deutschland   um so mehr bedrücken wolle. Morin soll nun die Fälschung bestehen? Hält die Deutsche Tageszeitung" heute die Maßnahmen von Herriot   für genügend? Will sie heute diese Maß­nahmen mit Vertrauen statt mit Mißtrauen ansehen? Dann soll sie es ehrlich sagen! Wir werden dann aber sagen, daß sie heute anders denkt und schreibt als gestern und daß ihr rüdes und unanständiges Geschrei über unsere Kritik nur zeigt, daß wir ihr haben Recht geschehen lassen.

Ksiaze Psczyne.

Wandlungsfähige Patrioten.

den der Vorstand des Allgemeinten Deutschen Beamtenbundes in seiner gestrigen Sitzung gefaßt hat. Die Bewilligung von monat­lichen Aufbesserungen von 2 bis 8 M. wird als ein blutiger Hohn für die Beamten der unteren Besoldungsgruppen bezeichnet, die fo mit Trinfgeldern von 5 bis 25 Pf. für den Tag abgefunden werden. Mit Bedauern wird festgestellt, daß dem sozialdemo fratischen Antrag, die Ermächtigung zur selbständigen Regelung der Beamtenbesoldung dem Reichsfinanzministerium sofort zu catziehen, sämtliche bürgerlichen Parteien wider. sprochen haben. Da sich die Beamtenschaft mit der weiteren Auf­rechterhaltung der Selbstherrlichkeit und Willfürherrschaft des Reichs finanzministeriums nicht einverstanden erklären kann, fordert der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes vom Haupt­ausschuß des Reichstages die sofortige Aufhebung der Er­mättigungsverordnung und die Beseitigung des Sperr= gefeges, das dem Reichsfinanzministerium eine diktatorische Gewalt auch gegenüber den Ländern gibt. Er richtet weiter an den Reichstag die Aufforderung nach Beseitigung der Ermächtigungsverordnung, das Besoldungsunrecht durch Schaffung einer volltommen. neuen Besoldungsordnung zu beseitigen und die not­wendigen Mittel dafür durch die Steuern, die den Befiz und die kapitalgewinne an ihrer Quelle erfassen, aufzubringen.

Die Rückkehr der Ausgewiesenen.

Der Strom der Ausgewiesenen, die in diesen Tagen mit einmal zu Tausenden ins befeßte Gebiet zurückkehren und dort Heimat, Boh nung und Arbeit suchen, wird große Schwierigkeiten schaffen, zu deren raschen Beseitigung Reich, Länder und die Ge­meinden des besetzten Gebietes ihre ganze Kraft einsehen müssen. Der am Montag zusammentretende neugebildete Reichstags= ausschuß für die beseßten Gebiete dürfte ein gutes Stüd Arbeit bewältigen müssen. Die an sich schon schwierige Wohnungsfrage findet glücklicherweise durch die am 1. Juli beginnenden Schul­ferien eine gewisse Hilfe; denn die von verschiedenen Gemeinden freigehaltenen Wohnungen werden nicht entfernt ausreichen, die Massennachfrage nach Wohnraum zu befriedigen. In­folge der Ferien können in den Schulen für den Augenblick wenig. ftens Notquartier geschaffen werden.

Der amtliche Bericht des polnischen Staatspräsidenten meidele ver einigen Tagen: Der Fürst von Biczyne nebst Sohn wurden heute vom Präsidenten der Republik und dann von den Mitgliedern der Regierung empfangen." Die Frankfurter Zeitung  " macht darauf aufmerksam, daß unter diesem Ksiaze Psczyne sich nie. mand anders verbirgt, als Herr Hans Heinrich XV.  , Fürst Die zurückkehrenden Arbeiter werden bei der im besetzten Gebiet non Bleh, Graf von Hochberg, Freiherr zu Fürstenstein  , Durch herrschenden Wirtschaftskrise unmöglich in kurzer Zeit Arbeit finden. laucht. Diefer chrenwerte, selbstverständlich früher stramm deutsch Die übliche Betreuung von zwei Monaten muß daher verlängert nationale. hochtonjervative Fürst von Bleß, ein Intimus Bilheims werden. Die der Beamtenbesoldung angepaßten und nach der so­von Doorn  , hat also sehr schnell den Weg von patriotisch- deutzialen Stellung der Unterſtügungsbedürftigen sich richtenden Sätze scher zu patriotisch- polnischer Gesinnung gefunden. Deutsche Arbeiter, der Betreuung, die bisher von 14 Tagen zu 14 Tagen( auf 85 Proz., Bürger und Bauern haben unter ihrem Bekenninis und ihrer An- 70 Broz. usw.) gefürzt wurden, müssen höher gehalten werden. hänglichkeit an ihre deutsche Kultur in Polen   schwer zu leiden. Die Spigen der Nation finden den llebergang leicht und schmerzlos, fie verstehen es, nationale Bekenntnisse zu wechseln wie andere faum ihre Kleider.

Die Rückkehr der ausgewiesenen Beamten schließt allerdings, mie die Rechtspreffe gefliffentlich hervorhebt, noch nicht die Wiedereinstellung ins Amt in sich, aber auch hier ist, wie mir hören, eine unverkennbare Befferung festzustellen. Einer ganzen Reihe von Anträgen um Wiedereinstellung, die an die Bezirks. stattgegeben worden. An unterrichteter Stelle betrachtet man die Wiebereinstellung als selbstverständliche Konsequenz der Erlaubnis zur Rüdfehr.

fo gibt es nichts Trennendes mehr. Andererseits findet die Die Besoldungswillkür der Reichsregierung. belegierten der Rheinlandkominiſſion gerichtet werden müſſen, ye

Bestreben starte Resonanz nicht nur in den Volksmassen, son­dern auch meit in die bürgerlichen Mittelparteien hinein. Klare Verhältnisse werden sich in diesem Reichstag   faum jemals schaffen lassen.

Aus außenpolitischen und wirtschaftlichen Gründen wäre es aufs tiefste zu beklagen, wenn die Gefeße zur Durchführung des Gutachtens im Reichstag auf unüberwindliche Hindernisse stießen. Jede Verzögerung bedeutet neue Erschütterung der Wirtschaft, gesteigerte Kreditnot, wachsende Unsicherheit, ver­mehrte Arbeitslosigkeit. Aber taktisch fönnte sich die Sozial­

Buridans Efel.

Bon Hans Otto Henel  

Das Reichsfabinett hat in seiner Freitagsigung den Nach trag zur Besoldungsordnung verabschiedet. Entsprechend den Be: schlüssen des Reichstages wird der ganze vom Reichsfinanzmini- Wenn schließlich da und dort noch Beschlagnahmungen sterium zur Verfügung gestellte Betrag auf die Grundgehälter von Wohnungen u. dergl. vorkommen, so handelt es sich augen­der Gruppen I bis VI verteilt. Dabei ist die geringste Erhöhung blicklich um Maßnahmen poincaristisch eingestellter Persönlichkeiten auf 2 M., die Erhöhung der Endgehälter auf 8 M. festgesetzt worder Besatzung, die absichtlich noch von früher laufende Orders den. Die ersten Gehaltsstufen sämtlicher Gruppen und damit die durchführen, obwohl diese durch die politische Umstellung int Diätare gehen leer aus. In der ersten Besoldungsgruppe beginnt Rheinland   überholt sind. Auch diesem Zustand dürfte bald ein die Erhöhung mit 2 M. bei Stufe VI, in der Gruppe II bei Ende gemacht werden, da von Paris   aus bereits entsprechende Ans Stufe IV, in den Gruppen III bis VI bei Stufe II. Die Erhöhungen meifungen ergangen sind.

finnung mit der des Einbrechers. Da beunruhigte ihn eine Meine chriftliche Seelenlähmung:

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" Sie sind vielleicht eingebrochen, weil Sie Hunger hatten?" Der vornehm gekleidete Herr, der die Koffer schon in Händen ,, Gewiß, natürlich, feit acht Tagen habe ich nichts gegeffen

Bielleicht hatte der Eigentums- und Sabbatfchänder doch Hun hatte, atmete auf. ger  ? Er oder seine Familie?"

Der dide Händler lachte beluftigt.

Eigentlich war Friedebert Kandidat der Theologie gewesen, aber Muß einer, der Hunger hat, dort einbrechen, wo es teure die zu seinem Leidwesen in weiteste Kreise eingedrungene Unfitte, Bürste und Bitöre gibt? Nee! Hunger fann man in der Armen­den Himmel schon auf Erden zu suchen ,, hatte ihn frühzeitig der Hoff- tüche loswerden. Du sollst nicht stehien, das ist das erste Gebot, mung beraubt, eine Seelenhirtenstellung zu finden. Er mußte feine und dieser Kerl hätte mir für fünf- oder sechstausend Mart meg falligraphischen Künfte mit Adressenschreiben profanieren, statt ba­mit in Tauf, und Trauregiſtern zu glänzen. Friedebert schrieb alfo geschleppt, wenn Sie waderer Mensch mich nicht davor bewahrt Adressen, Tag für Tag, mit Ausnahme des Sabbats, den er selbst- hätten. Deshalb fennt meine Dankbarkeit feine Grenzen."

verständlich heiligte und an dem er nachmittags fpazieren ging.

Friedebert befand sich auf dem Heimwege von einem Sonntags­spaziergang. Als er durch die stille Nordstraße schlenderte, sah er dort, wo er ein Geschäft mit dieser Gegend angemessenen teuren Delikatessen wußte, wie ein Mensch durch ein seitliches Barterre fenster in ein Haus einstieg. Für Friedebert gab es feinen Zweife!, daß hier ein Einbruch geschah. Er pürschte sich heran, lauschte, hörte ein Geräusch im Laden und beschloß, Bollzugsorgan des gött­lichen Auges zu sein. Zu diesem Zweck prägte er sich schnell den Namen des Firmenschilds ein und stieg in dem Hause, in dem sich der Laden befand, bis zum ersten Stock empor, wo er den gleichen Namen auf dem Türschild wieder las. Friedebert flingelte. Der Besizer des Geschäfts stand vor ihm,

" Sie wünschen?"

,, Man bricht soeben in ihren Laden ein."

Mit einer Geschwindigkeit, die man seiner Korpulenz nicht zu getraut hätte, ergriff der Dickbauch ein Blätteisen, den Schlüffel zum Laden und Friedebert am Aermel des fadenscheinigen Kandidaten­rocks und wetzte mit den drei Dingen die Treppe hinunter.

Der Schlüssel fnackte im Schloß. Das Plätteisen erhoben, knipste der Fetttloß Licht an und rief in den Laden hinein: Hände hoch!"

Zwischen einer Rifte mit Haferkatao und einem Butterfaß hockte jämmerlich ein älterer Mann, zitternd und blaß. Einbrecher! Raubmörder!" brüllte der Ladenbesitzer, und der bide hals drohte ihm zu plaken.

Nicht einmal mehr vor dem geheiligten Sonntag macht die Berworfenheit halt!" fistelte Friedebert.

Gnade!" wimmerte der Erwischte. Meine Kinder hungern." ,, und deshalb mußt du bei mir Schinken maufen?" entrüstete sich der Dicke.

Eine Viertelstunde später, nachdem die telephonisch herbeige­rufenen Schuhleute mit dem angstschlotternden Einbrecher abge zogen waren, drückte der dicke Besitzer des Geschäfts dem gerechtig feitschwißenden Friedebert die Hand.

Als Friedebert zu Hause bei seiner üblichen Erbsbrühe mit trodenem Brot faß, wollte hm das Zeug nicht schmeden. Ein Ge Sante fam ihm, vor dem er anfänglich erschraf, der ihm zu unge­wohnt mutvoll war, der sich aber nicht abweisen ließ.

Am nächsten Abend stand Friedebert wieder vor dem dicken Delikatessenhändler.

Die Borsehung hatte mich ausersehen, Sie gestern abend vor einem großen Schaden zu bewahren. Die Versicherung Ihrer Dam Garfeit gibt mir Mut

Der Dicke beäugte ihn mißtrauisch.

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,, Man ist natürlich höflich," brummte er. Sie versprachen, Ihrer Dankbarkeit feine Grenzen zu ziehen. Ich verlange teine grenzenlose Dantbarkeit, aber ich bin ein ormer Teufel geben Sie mir hundert Mark!" berrr! Sind Sie verrückt? Einen Einbrecher anzuzeigen ist staatsbürgerliche Pflicht! Wollen Sie sich Ihre Pflicht bezahlen Icffen?"

Die sittliche Entrüstung troff dem Diden vom Munde. Friede berts Mut schwand.

,, Erlauben Sie, der möglicherweise riesige Schaden ,, Schaden? Wenn der Kerl wirklich bloß Hunger hatte, was ich in mer mehr glaube, hätte er mir schlimmstenfalls für zehn, fünf­zehn Mark weggefressen. Im Grunde genommen hatten Sie sich gar richt darum zu befümmern. Jezt verlangen Sie dafür, daß Sie einen armen Menschen in die Linte reiten, noch Geld? Pfui Teufel!"

Friedebert wich dem ausgefpucien Pfui so tnapp aus, daß es dach noch seine Stiefelspige trof, und er nerzog fich. Beim Nach haufegehen stellte er Betrachtungen darüber an, ob es überhaupt der Mühe wert sei, Bollzugsorgan des alles sehenden göttlichen Auges zu sein. Die Konsequenzen wagte er sich vorerst noch nicht auszu­denken.

Borgestern befand sich Friedebert wiederum auf dem Nachhause. wege von seinem Sonntagsspaziergang. Als er durch die Nord­straße fam und den Laden des Delikatessenhändlers ziemlich erreicht hatte, plumpften zwei schmere Risten aus dem seitlichen Fenster des Hochparterre und gleich hinter ihnen ein Mann, der beim Anblick Friedeberts erschroden bleich wurde. Friedebert überfah die Situation und Friedebert freute fich deffen und verglich stolz seine untadelige Gee die Sadje richtig anfassen.

Sie haben mich vor einem Echaden bewahrt, junger Mann, ber hod) in die Taufende gehen würde. Ich will Ihnen ewig dank­bar fein!".

D, heute würde er

und

Gerade da wurde ein Fenster im ersten Stodwerk geöffnet und ber pomadeglänzende Kopf des dicken Ladenbefizers schaute heraus. Der Mann mit den Koffern drückte Friedebert an die Wand. Im felben Augenblick hielt ein Automobil vor dem Hause. Er sprang mit den Koffern hinein und ließ Friedebert in der Benzinwolfe des davonfahrenden Autos stehen. Da stand auch schon der feiste Be­figer neben ihm.

,, Wer war das?"

Ein Einbrecher, der seit acht Tagen nichts gegeffen hat." Der Dicke brüllte, hart am Schlaganfall vorbei:

,, Und Sie lassen ihn entkonimen? Herr! Sie find mir für den Schaden haftbar! Polizei! Polizei!"

Der von der nächsten Ede laufschrittlich herbeieilende Schupc­mann erklärte Friedebert nach kurzem Berhör:

,, Sie sind der Begünstigung des Einbruchs dringend verdächtig. Ich verhafte Sie!"

Friedebert mußte im Polizeigewahrsam sigen und hatte Zeit, fich zu überlegen: Wenn mich die göttliche Vorsehung erfürt, in ihren Vergeltungsabsichten eine Rolle zu spielen, alfo 3. B. etwas zu sehen muß ich gehorchen oder darf ich mich blind stellen? Darf ist selbständig entscheiden oder muß ich das dem dicken Händler überlassen? Muß ich auf die Belohnung im Himmel warten, oder darf ich eine fozusagen Abschlagsvergütung schon auf Erden an nehmen?

Friedebert ist selbstverständlich längst aus dem Polizeigewahr fam entlaffen, aber zu einem Ergebnis seines Nachdenkens ist er noch nicht gekommen.

Notgemeinschaft der deutschen   Wissenschaft. Die Mitglieder der Notgemeinschaft der deutschen   Wissenschaft, vertreten durch die Rektoren der deutschen Hochschulen und die Leiter der größten wiffen­schaftlichen Bereinigungen, sowie die Bertreter der beteiligten Minifte rien des Reiches und der Länder versammelten sich zum dritten Male zu Berlin  . In seinem Jahresbericht gab der Präsident, Staats­seit dem Bestehen der Notgemeinschaft in deren Räumen im Schloß minister Dr. Schmidt Dtt, einen lleberblick über die Unter­stügungen, die der wissenschaftlichen Forschung durch die Notgemein­fchaft zugeleitet wurden und manchen Motstand abhelfen konnten. Diese Hilfstätigkeit wurde in erster Linie durch die Hilfe des Reiches, sodann aber auch durch Stiftungen des In- und Auslandes ermöglicht. In zwei Entschließungen erging an die deutsche Deffentlichkeit und an unsere Freunde im Ausland der dringende Appell, auch weiterhin durch Gewährung von finanziellen Unterstützungen zur Förderung der Wissenschaft beizutragen.

Die Stadt Hamburg   erwirbt Ciliencrons Nachlaß. Der Hamburger Senat   hat bei der Bürgerschaft beantragt, den literarischen Nachlaß Detlens v. Liliencron   für 13 000 Goldmart zu erwerben und der Witwe des Dichters eine lebenslängliche Rente bon jährlich 2000 Goldint. zu bewilligen,