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Liest man das französische   Gelbbuch, so erkennt man ohne| weiteres, daß nun Herriot   in Chequers fortzusehen versucht, was Briand   in Cannes   aus der Hand geschlagen worden war. Der Verzicht auf eigenmächtige Otkupation bedeutet automa­tisch Rückkehr zur Linie des Garantiepatts. Oder mit an­deren Worten: feine französische   Regierung traut sich, der eigenen öffentlichen Meinung gegenüber, Positionen im be­fetzten Gebiet preiszugeben, ohne dafür Kompensationen heimzubringen. Von hier aus versteht man auch, warum Herriot   auf der Abrüstungs- Generalinspektion bestehen mußte. Eine Generalinspektion ist, oom französischen   Standpunkt aus gesehen, eine Voraussetzung für den Abbau der Ottupations­politif. Militärkontrolle und Garantiepaft mit England das ist die Operationsbasis, von der aus mit dem Rückzug von Ruhr und Rhein   begonnen werden kann. Die französischen  Nationalisten werden troßdem in jedem Reiter und jedem Roß, das zurückgezogen wird, eine verräterische Preisgabe französisch- völkischer Belange erblicken. Die vernünftigen Franzosen werden ihnen antworten, daß Frankreich   nicht bleiben kann, ohne den Vertrag zu verlegen, ohne in Gegensatz zu England zu geraten und ohne die unversöhnliche Feindschaft aller Deutschen   ohne Unterschied der Partei her­auszufordern. Auf feinen Fall hat es Herriot   leicht. Das wahre Interesse Frankreichs   fordert die Liquidation des Poincarismus, aber sehr viele Franzosen sehen das noch nicht ein und wittern nationalen Berrat.

Herriot   hat nun fehr mutig und gewandt den Stier bei den Hörnern gepackt und einen Sicherungsvertrag mit Deutschland   selbst angeregt. Allerdings mit als Krönung eines Systems von Sicherungsverträgen, die awischen den früheren Alliierten selbst geschlossen werden follen. Offenbar hofft er auf diese Weise die Abneigung Eng­lands gegen alle zu scharfen militärischen Bindungen leichter überwinden zu können aber damit soll feineswegs gefagt sein, daß es ihm mit dem französisch- deutschen Garan­tiepaft felber nicht ernst sei.

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Mit Abschluß eines solchen Batts würde Deutschland   auf Gegenseitigkeit die Verpflichtung übernehmen, jeden friege­rischen Angriff auf Frankreich   oder einen anderen Nachbar­staat zu unterlassen. Wir sehen nicht, welche Verpflichtung Deutschland   leichtern Herzens übernehmen könnte als diese. Denn Deutschland   verzichtet damit nur auf ein äußerst zweifel­haftes Vergnügen, das es sich sowieso nicht leisten fann. An­dererseits muß ein solcher Garantiepakt aber auch für Deutsch­ land   Schuß seines staatlichen Gebiets bedeuten und Befreiung dieses Gebiets von jeder fremden Besagung. Die franzöfifche Sicherungsfrage wird nicht eher ihre Lösung finden, als bis sie als eine auf Gegenseitigkeit und Gemeinsamteit beruhende Frage für Frankreich  und für Deutschland   begriffen wird.

Das französische   Gelbbuch erfährt wertvolle Ergänzungen durch den Inhalt eines englischen Blaubuches über die Sicherheitsfrage. Das Blaubuch, aus dem die englische Presse Auszüge veröffentlicht, enthält Dokumente, die die Gedankengänge der Briandschen Politik von Cannes   beleuchten. Diese Gedankengänge zielten auf eine feste französisch- englische Allianz. Die Umrisse eines solchen Bündnisses zeichnete zum erstenmal der zanzösische Botschafter in London   in einer inoffigretten Unterredung mit Lord Curzon  gm 15. September 1921. Nach der Beendigung einer amtlichen Unterredung mit Lord Curzon   fragte der französische   Botschafter Curzon, ob er eine halbe Stunde für ihn übrig habe und fährt fort, er wünsche, ihm in einem rein privaten, nicht offiziellen und vertraulichen Charakter gewisse Ansichten zu unter­breiten, über die er reiflich nachgedacht habe. Die Bereinbarung mit Großbritannien   und Amerika  , die in Versailles   für die Garantie der Westgrenze Frankreichs   gegen einen nicht herausgeforderten An griff Deutschlands   vorgeschlagen worden sei, sei nicht die Art Garantie, welche Frankreich   verlange oder benötige. Was ihm vor schwebe, sei etwas viel Endgültigeres und Genaueres,

Studentische Selbsthilfe.

Bon Prof. Dr. Rabbruch- Rief.

nichts weniger als ein Berteidigungsbündnis, das mit genauen und fategorischen Bedingungen zwischen Frankreich   und Großbritannien   abgeschlossen wird, in dem beide Parteien sich zur Verteidigung der anderen Partei im Falle eines An griffes verpflichten und jeden Angriff auf die eine oder andere Partei als einen gegen sich selbst gerichteten feindlichen Att behandeln. Der Botschafter legte dar, daß er unter direktem Angriff ver stehe, daß, wenn die Grenze Frankreichs   überschritten werde, die britische   Nation sich mit dem Angreifer im Kriege be­finden würde, desgleichen würde, wenn die Grenzen Indiens  , der einzige britische   Punkt zu Lande, der überhaupt verleßlich erscheine, überschritten werden, die Ehre Frankreichs   und seine großen Hilfs quellen, insbesondere an farbigen Truppen, zur Verfügung Eng­lands gestellt werden und, wenn sich die Notwendigkeit ergebe, gegen den Feind an den britischen   Grenzen marschieren. Als Lord Curzon  darauf hinwies, daß durch eine derartige Vereinbarung Frant reich der gewinnende Teil sein werde, und daß er nicht einsehen könne, welche Vorteile für Großbritannien  daraus erwachsen könnten, erklärte der Botschafter, diese Vorteile würden vierfach sein: Frankreich   würde in der Lage sein, feine Landrüstungen zu vermindern und allmählich auf die mili­tärische Abrüstung zuschreiten, für die Großbritannien   ein trete, Frankreich   würde sich mit der sofortigen Zulassung Deutschlands   in den Völkerbund versöhnen. Ein der artiges Bündnis würde eine beruhigende Wirkung auf den Kontinent und Deutschland   haben und schließlich würde es Frankreich   ermöglichen, sich Großbritannien   und Deutschland   in seinen Versuchen, Rußland   wieder aufzubauen, anzuschließen. Lord Curzon   erklärte, er tönne fich nicht vorstellen, daß ein Bot. schafter aus sich heraus einen derartig eingehenden Blan vorlegen könne. In Erwiderung einer Frage wiederholte der Botschafter, daß er ohne Instruktion spreche, daß er es jedoch für mehr als wahrscheinlich halte, daß Ministerpräsident Briand  im allgemeinen seine Ansicht teile.

Curzon verhielt sich ablehnend, ebenso Lloyd George   in einer Unterredung mit Briand   am 21. September 1921 in London  . Die Unterredung wurde von beiden Premiers im Januar 1922 in Cannes   fortgesetzt, wo über einen Bertrag verhandelt wurde. Lloyd Georges Regierung erflärte sich bereit, daß Großbritannien  im Falle eines direkten und nicht herausgeforderten Angriffs gegen den Boden Frankreichs   von Seiten Deutschlands  " sich sofort mit seinen Marine-, Land- und Luftstreitfräften Frankreich   an die Seite stellen würde. Die Dominions würden jedoch nicht nowendigerweise dazu verpflichtet sein. Der Vertrag würde zehn Jahre. dauern; Frankreich   wollte jedoch einen 30jährigen Bertrag, nach dem Eng­land im Falle eines nicht herausgeforderten Angriffs Deutschlands  gegen Frankreich  " zu Lande, in der Luft und zur See helfen würde. Die beiden Generalstäbe sollten eine dauernde Verbindung aufrecht erhalten. In diesem Stadium wurde Poincaré   Ministerpräsident und zeigte gegenüber einem Patt auf der britischen Grundlage fein Inter­esse, so daß der Plan nicht wieder erörtert wurde.

Ein Vergleich der Gedankengänge Briands und Herriots zeigt, daß Herriot   an dem Grundgedanken von Briand  , den Poincaré   fallen ließ, wieder anfnüpft, zugleich aber in dem Streben nach einer allgemeinen Befriedigung Europas   darüber hin­ausgeht, indem er die Einbeziehung Deutschlands   in einen Sicher heitspaft ins Auge faßt.

Die Rückkehr der Ausgewiesenen. Aufruf des Reichstagsausschuffes für die besetzten Gebiete Berichte aus dem besezten Gebiet laffen erkennen, wie wenig die Behörden auf die Massenrückkehr der Aus­gewiesenen eingerichtet sind. Außer der Aufhebung der letzten Beschlagnahmemaßnahmen werden die Befagungs­mächte den Ernst ihres Wollens durch Zusammenarbeit mit den deutschen   Behörden für die Unterbrin gung der Heimfehrer beweisen müssen. Aber auch diese müssen Disziplin halten. Der Reichtags ausschuß für die besegten Gebiete hat deshalb in seiner Mittwochsigung einen Gruß und eine Mahnung an die jenigen gerichtet, deren Fürsorge seine Arbeit gilt. Die gegen

zu bewilligenden Mittel würden zugleich dem Zwecke dienen müssen, begabten jungen Arbeitern den Weg zum Reifezeugnis und damit zur Hochschule erst zu eröffnen.

Weshalb Amundsens   Nordpolflug scheiterte.

Schon im Jahre 1921 hatten die Studierenden erkannt, daß sie der schweren Rotzeit, die über Deutschland   hereinbrach, nur begegnen Der plößliche Entschluß Raold Amundsens, auf seinen Flug über tönnten, wenn sie sich selbst halfen. Erwerbsarbeit während der den Nordpol   zu verzichten, hat in der ganzen Welt nicht geringes Ferien bildete damais neben wirtschaftlichen Einrichtungen in den Aufsehen hervorgerufen. Wie gemeldet wurde, sollten es Geld Hochschulstädten, die eine verbilligte Lebensweise ermöglichten, den ferierigkeiten gewesen sein, die das Unternehmen im letzten Augen­Hauptbestandteil des studentischen Wirtschaftsprogrammes. Arbeitsblick vereitelt haben. Es hieß, Amundsen habe sich außerstande ge­losigkeit und niedrige Löhne machen Erwerbsarbeit und gleichzeitige fehen, die 140 000 Dollar zu erlegen, die den Kaufpreis für die Ersparnisse jetzt fast unmöglich. Ebenso find die Einrichtungen be- von den italienischen Flugwerkstätten in Bisa gebauten deutschen  droht, die die Lebenshaltung an den deutschen   Hochschulen verbilligen Apparate bilden. Demgegenüber wird aber jetzt aus Bisa berichtet, droht, die die Lebenshaltung an den deutschen   Hochschulen verbilligen bas sei nur ein Vorwand, und Amundsen habe seinen Start aus und mit den Unterstützungsaufgaben betraut sind. Es ist das die Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft  " und die Darlehns- ganz anderen Gründen aufgegeben. Er habe mit gewissen Befell Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft  " und die Darlehnschaften Berträge über das alleinige Recht der Vorführung und Ver­kaffe der Deutschen Studentenschaft  ". An 44 deutschen   Hochschulen öffentlichung der Filme und Photographien geschloffen, die unter bestehen Wirtschaftskörper der Wirtschaftshilfe der Deutschen   Stu- wegs von der Expedition aufgenommen werden sollten, und diese dentenschaft Dresden  , in der diese Bestrebungen unter völligem Berträge feien so untlar gefaßt, daß die Expeditionsmitglieder da­Ausschluß von Politik und Weltanschauung zentralisiert sind. Spei durch unter Umständen in eine sehr heille Lage hätten gebracht wer fungseinrichtungen, Schuhmacherwerfstätten, Barbierstuben, Ber  - den fönnen. So habe man sich entschlossen, die ganze Sache fallen laufsstellen für Studienmaterial und Lebensbedarf sind überall dort zu laffen. Diese Lesart hat in der Tat sehr viel Wahrscheinlichkeit eingerichtet worden. Die Wirtschaftshilfe fonnte bisher mit Hilfe für sich. des Auslandes, der deutschen   Industrie und Landwirtschaft und des Deutschen Reiches usw. 4 Millionen Goldmart verteilen. Die Dar Tehnskasse hat seit Umstellung auf Goldmart rund 450 000 Goldmart ausgegeben, davon allein im legten Semester 300 000 Goldmart. 2300 Studenten, davon allein in der Goldmartzeit 1500, konnte hier­durch geholfen werden. Ein neuer genossenschaftlicher Gemeinschafts­geist entstand in den Kreisen der in den Wirtschaftseinrichtungen arbeitenden Studenten und erstreckte sich durch die Werkarbeit von Taufenden auch auf weite Boltstreife, von denen die Studenten bis dahin durch eine hohe Scheidewand getrennt waren. Die Arbeit der Studenten gemeinsam mit Dozenten und Männern des Wirt schaftslebens auf politisch neutraler Grundlage war geeignet, einer Radikalisierung vorzubeugen, da die Realitäten der Wirtschaft immer wieder auf die Wirklichkeit verwiesen. Der Hauptgewinn bestand je doch darin, daß verhütet wurde, daß der Besuch der Hochschule zum Borrecht einer dünnen Oberschicht wurde.

Alle diese Einrichtungen stehen jetzt vor dem Zusammenbruch, da die Gebefreudigkeit des Auslandes erlahmt und die Leistungsfähig keit deutscher Wirtschaftsfreise immer schwächer wird. Das Reich gab bisher schon 600 000 Goldmart. Das reicht jedoch bei weitem nicht aus, und es liegt dem Reichstag zu den bevorstehenden Haus­haltsberatungen ein Antrag vor, der die Reichsregierung dringend ersucht, die Notlage der deutschen   Studentenschaft erneut zu prüfen und die Bereitstellung von Krediten für die studentischen Wirtschafts­vereinigungen zu erwägen. Im Interesse der deutschen   studierenden Jugend und damit des deutschen   Volkes hoffe ich bestimmt, daß Reichstag   und Reichsregierung dieser Anregung entsprechen. Die

die Stimmen der Deutschnationalen ange­nommene Entschließung lautet:

" Der Reichstagsausschuß für die besetzten Gebiete begrüßt die Ausgewiesenen, denen endlich die Rückkehr ermöglicht wird und gibt der bestimmten Erwartung Ausdruck, daß alsbald alle Ausgewiesenen und Gefangenen Heimat und Freiheit und die Rückkehr in ihre frühere Berufstätigkeit wieder geschenkt werden. Der Ausschuß hat alle Maßnahmen beantragt, die im Rahmen des Möglichen geeignet find, Unterkunft und Eristenz für die Rückkehrenden zu sichern. Er erneuert die Forderung, daß die Besaßungsbehörden dieses Werk der Menschlichkeit und Verständigung der Bölker fördern. Gleich zeitig bittet der Ausschuß alle Ausgewiesenen dringend, nicht über­stürzt, ohne daß die vorbereitenden Maßnahmen sich auswirken können, zurückzukehren. Die Not würde dadurch noch größer. Die Ausgewiesenen mögen noch ein wenig Geduld haben und Disziplin halten. Keiner soll Schaden davon haben. Die Betreuung unter­liegt, wie bisher, der Kontrolle des Ausschusses."

Angenommen wurde ferner ein Antrag, der von der Reichsregierung verlangt, daß sie gemeinsam mit den Landes­regierungen eine umfassende Hilfsaktion für die durch die Wirkungen des Ruhrkampfes und der Sonder­durch die Wirkungen des Ruhrkampfes und der Sonder­bündlerbewegung finanziell zusammengebrochenen Gemeinden und Kommunlaverbände des besetzten Gebietes einleitet. Ein weiterer Antrag verlangt, daß die Ersatzleistungen auf Grund des Offupationsgesetzes sobald als möglich im vollen Umfange wieder aufgenommen werden.

Aus der Dienstagsigung ist noch der Beschluß des Aus­schusses für die Schwerkriegsbeschädigten nachzu­tragen. Auf sozialdemokratischen Antrag hat der Ausschuß verlangt, daß die schwerkriegsbeschädigten, bereits zurückgekehrten und noch zurückkehrenden Arbeiter des Reiches, der Länder und Gemeinden sowie die nach dem 31. Dezember 1923 entlaffenen schwerkriegsbeschädigten Eisenbahnarbeiter, fobald die Möglichkeit besteht, an ihren alten Beschäftigungs­ort und in ihrer alten Beschäftigungsart vorzugsweise wiedereingestellt werden.

Der Ausschuß hat damit seine vorläufigen Arbeiten er­ledigt. Er wird zwei Tage vor Beginn des Plenums erneut zusammentreten und dann die Vorschläge der Regierung wegen der Betreuung der freien Berufe entgegennehmen.

Eine Verfügung Degouttes.

General Degoutte hat folgende Verfügungen erlassen: Alle Personen, die von den Besaßungsbehörden seit dem 11. Januar 1923 ausgewiesen worden sind, und deren Ausweisung noch nicht zurückgenommen worden ist, sind berechtigt, in bas besetzte Gebiet der Ruhr und des Brückenkopfes Düsseldorf zurück­3 utehren, mit dem Vorbehalt, daß fie die Borschriften bezüglich des Berkehrs beobachten. Ausgenommen find 1. die Personen, die auf der beigefügten Anlage verzeichnet sind, 2. die Beamten und Angestellten aller Chargen der Schutzpolizei  .

Soweit die Anweisungen des Artikels 1 die Subpolizeta be a m'ten und Angestellten betreffen, sind sie nur provisorisch, be­treffs der genannten Beamten wird eine endgültige Entscheidung später getroffen werden.

Die Entscheidung tritt fofort in Straft.

Die der Verfügung, belliegende Lifte umfaßt neben einer Reihe von Eisenbahn  -, Bolizei und sonstigen Beamten u. a. folgende Ber fönlichkeiten: Regierungspräsident Grügner, Düffeldorf; Bürger meister Schmidt, Düsseldorf  ; Polizeipräsident Niedermayer, Effen; Oberbürgermeister Hamm, Redlinghaufen; Regierungsrat Degle, Düsseldorf  ; Landrat Schöne, Effen; Göntsen, Präfi bent der Oberpostdirektion Düsseldorf  ; Bastor Seiler, Effen; Berg­werksdirektor von Brud, Düsseldorf   und Vortragender Legations. rat Walter 3echlin, Auswärtiges Amt  , Berlin  .

unter Beförderung zum Obersten vom Senat zum Chef der Drd. In Hamburg   ist der frühere Generalstabsoffizier Danner nungspolizei ernannt worden. Danner ist Mitglied der So­zialdemokratischen Partei. Seine Ernennung erfolgte trotz der übelsten Verleumdungen unserer nationalen Kreise".

Die Strandkorb- Flagge.

Von der Ostsee   wird uns geschrieben:

Es zieht jetzt viele, namentlich die Wasserfreunde, wie ein Magnet an den sonnendurchwärmten Strand, an die See, die Dünen, hin zu den Wellen, die so lieblich- weich und sturmgepeitscht zur Seele fprechen.

Insel Die nach Usedom   herüberleuchtet. Es ist noch Borsaison und Ich weile an dem Ostseestrand, dort, wo das Blinkfeuer der der große Schub" fell erst kommen.

Und doch, die Fähnlein, die Wimpel und Wappenzeichen wehen fchon luftig am Geftade der deutschen Republik. fchon luftig am Bestade der deutschen Republik.

Ein Fähnlein am Strandtorb oder im Sandtrichter ist eine Selbstverständlichkeit; darum scheue ich nicht Mühe und Kosten, mir diese Reliquie" zu beshaffen. Im Hochgefühl republikanischer Ge finnung betrete ich den Geschäftsraum und erbitte die Flagge der beutschen Republik, ein Verlangen, das den Geschaftsmann in sichtliche Verlegenheit zu bringen scheint. Nachdem aber seine gefchäftsmäßige Fassung" wieber hergestellt ist, stammelt er: Die führen wir nicht!" Es steht für mich fest, daß diesem Bieder­mann die Farben der deutschen   Republit völlig unbekannt sind, aus gesinnungs- und zumeist aus geschäftspolitischen Gründen. Auch meine weiteren Bemühungen, die mich in das nächste große Seebad führten, scheiterten; denn man verkauft hier nur Schwarz- weiß- rot" führten, scheiterten; denn man verkauft hier nur Schwarz- Weiß­Rot" und" Hafenkreuz".

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Und so wie in diesen Läden steht auch die Stranddekoration aus. Strandforboilla, auf der vereinsamt mein Fähnlein schwararot­Wie auf einer kleinen Insel fomme ich mir vor in meiner gold weht, das ich mir eigenhändig habe anfertigen müssen. Hier, wo das erholungsuchende Aristokratentum von draußen und das von Geschäftsabfichten beherrschte anfäffige Bublifum mich umgibt, ist für republikanisch- demokratische Tendenzen fein Plaz. Haken­treuz und schwarzweißrotes Band sind hier die Parole. Und jedesmal, wenn an meinem Strandtorb ein Männchen" fommenschaft in feierlicher Prozession mit Hakenkreuzfähnchen vor­mit välfischem Typ nebst Weiblein und der gesamten arischen Nach überzieht, dann muß ich auch an den patriotischen" Biederman benken, in dessen Laden es so viele Flaggen gibt, in allen Größen, mit und ohne Hakenkreuz. Das ist die deutsche Republik am Ostseestrand.

Seit James Gordon- Bennett   im Jahre 1879 unter De Long die Jeanette" Expedition finanziert hatte, um deren Erlebnisse in feinem New York Herald  " allein veröffentlichen zu können, ist es mehr und mehr Gitte geworden, die Berichterstattung gegen sehr hohe Honorare an einzelne große Zeitungen abzutreten, wodurch den Polarforschern vielfach beträchtliche Gewinne zugeflossen sind. Da­mit sind namentlich die Polarerpeditionen neuerdings mehr und mehr zu geschäftlichen Unternehmungen geworden, bei denen der wissenschaftliche Zweck von der schriftlichen und bildlichen Berichts erstattung in den Hintergrund gedrängt wird. Niemand wird den Forschern dieses Geschäft mißgönnen. Aber man soll dann nicht vor der Deffentlichkeit den wissenschaftlichen Zweck der Reise in den Bordergrund rüden. Amundsen scheint jedenfalls in dieser Bezie hung des Guten etwas reichlich zu viel gesan zu haben. Seit Modenfen, naten erscheinen in der Weltpresse aller Länder ausgedehnte Auf­fäße mit Karienffizzen, in denen auf das eingehendste Biele und Zwecke des Bolfluges dargelegt werden und in denen darauf hin­gewiesen wird, daß man das alleinige Abdrucksrecht der Amundsen­fchen Berichte erworben habe. Nun tommen nach der erwähnten Meldung aus Bija augenscheinlich auch noch umfangreiche Verträge über das Reproduktionsrecht an den aufzunehmenden Photographien und Filmen in Betracht, und man muß nosgedrungen den Eindruck gewinnen, daß der Polarflug weit mehr eine journalistische Unter­nehmung und eine Angelegenheit der Filmindustrie ist, als eine Sache der geographischen Forschung. Es scheint jebenfalls, daß Amundsen feinen Kontrahenten mehr zugesichert hat, als er glaubt halten zu können, und daß er es deshalb vorzieht, auf seinen Bolar­flug zu verzichten, um unangenehmen und foftipieligen Prozessen zu entgehen. Man, fann wohl erwarten, daß Raold Amundsen und namentlich Konful Hammer, der geschäftliche Leiter des Unterneh mens, sich über die Meldungen aus Bisa näher äußern werden.

Das Recht auf National- Radau. Das Dresdener Amis­gericht sprach in dem Prozeß gegen sieben Bersonen, größtenteils Studenten, die während der Hintsmann- Aufführung im Schauspiel­haus rubestörenden Lärm verursacht hatten, fechs der Angeklagten frei, da sie angeblich in Notwehr gehandelt hätten gegenüber be leidigenden Worten des Dichters gegen das Deutschtum, oder weil Nur ein An­sie wenigstens solche Beleidigungen vermutet hätten. geflagter, der auf einem Hausschlüffel gepfiffen hatte, wurde wegen Ueberschreitung der Notwehr zu 30 M. Geldstrafe perurteilt. Gegen das Urteil wurde von der Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt.

Das Dresdener   Amtsgericht hat eine Entdeckung von Bedeutung gemacht, indem es die literarische Notwehr erfand. Aber wie stand es mit dieser Notwehr? Hatten sich die Studenten nicht vorher ver­