Unwissend und verantwortungslos. Eine Falschmeldung über angebliche Finanzkontrolle.
daß nur zehn Minuten Redezett erlaubt wurden. Hierzu ist zunächst zu sagen, daß dieser Antrag auf Beschränkung der Redezeit ohne Wissen der Verbandsleitung und Geschäftsführung gefiellt worden ist; Die Nachtausgabe des„ Tag" veröffentlicht in sensatio- dann ist dieser von der Versammlung gegen eine Minderheit von neller Aufmachung eine Meldung aus New York , die von der ganz wenigen Stimmen angenommene Antrag von dem BorfizenErnennung eines Amerikaners zum Finanztonden äußerst liberal durchgeführt worden, und zwar insbesondere trolleur für Deutschland spricht. Es heißt in dieser gegenüber dem Mitgliede der Deutschen Industriellen Bereinigung, Meldung: Herrn Kommerzienrat Rrawinkel, dem die mehr als dreifache „ Danach seien die Alliierten entschlossen, bem ameritani. Redezeit zur Verfügung stand. Namentlich haben weber Herr Kom schen Oberkommissar die unumschränkte Bollmacht merzienrat Kramintel, noch ein anderer Oppositionsredner einen einzuräumen, die Rontrolle über die gesamte deutsche positiven Borschlag gemacht, wie ohne ein Ein Finanzpolitit auszuüben, und im Falle einer deutschen Ver- gehen auf das GSachverständigen gutachten als fehlung die Aufsicht über das ganze Bubget zu über Berhandlungsbasis für die Lösung des Repara. nehmen; sie wünschen, auf diesem Poften einen Amerifaner zu sehen, tionsproblems die befeßten Gebiete befreit- und hoffen schon deshalb auf die Zustimmung in Washington , weil eine vom Reichsverband stets gestellte Borbedingung für die AnAmerita an der deutschen Anleihe, die im Anschluß an das Sachver nahme und Durchführung des Sachverständigengutachtens unb ständigengutachten durchgeführt werden soll, die Hauptrolle spielen die deutsche Wirtschaft vor dem völligen Unter gang gerettet werden können.
dürfte."
Die Beröffentlichung dieser Meldung fennzeichnet die Verantwortungslosigteit, mit der die Fragen des Gutachtens in der Presse der Rechten behandelt werden. Das Sachverständigengutachten tennt tei nen Oberkommissar für die Rontrolle ber gesamten deutschen Finanzpolitit. Es steht vor drei Kommissare: für die Bahnen, für die Bant und für die als Garantie dienenden Einnahmen aus Branntwein, Tabak, Bier, Zucker und Zöllen. Die Kompetenzen dieser Kommissare find fest und eng umrissen. Bon unbeschränkten Vollmachten kann dabei teine Rede sein.
Das Gutachten enthält nichts über Maßnahmen im Falle einer deutschen Berfehlung, nichts über eine allgemeine Budgetaufsicht. Eine solche Be= stimmung wäre mit dem Wesen des Gutachtens undereinbar. Der Tag", der zu jenen Organen gehört, die die Poli. tif der Rechten unterstüßen, hat teine Ahnung von dem Inhalt des Gutachtens. Oder soll man annehmen, daß er bewußt so falsche Meldungen lanciert, um Stimmung gegen die Annahme der Gesetze zur Durchführung der Gutachten zu machen?
Das Präsidium des Reichsverbandes der Deutschen Industrie rechnet öffentlich mit der Opposition der Industriellen- Vereinigung" ab. Es teilt durch W. T. B. der Presse mit:
Oktober und November erfolgt sei. Das sei nicht richtig, denn das Staatsministerium habe tatsächlich schon im Auguft einen dies bezüglichen Beschluß gefaßt. Die Absicht, Atten zu beseitigen, habe er nicht gehabt. Die Personalaften des Regierungsrats Kopf habe er nur in feinem Schrank in seinem Zimmer aufbewahrt, aber nicht aus dem Grunde, diefem den Bezug feines Gehalts weiter zu ermöglichen. Schließlich habe er sich um die bureaumäßige Ausführung der Beschlüsse des Staatsministeriums nicht im einzelnen fümmern fönnen, da andere Angelegenheiten zu erledigen waren. Von den Berfehlungen des Regierungsaffeffors Runze fei ihm nichts betannt gewesen. Hermann habe ihm die Beschlüsse über die Anstellung und Beförderung von Beamten übermittelt. Benn dieser infolge Amtsüberlastung die Angelegenheiten nicht schnell genug erledigen fonnte, so müsse das entschuldigt werden.
Regierungsassessor Kunze, dem die Bearbeitung der Personalangelegenheiten für die unteren und mittleren Beamten übertragen war, gab bei der Bernehmung an, daß er wegen allzugroßer Ueberlastung mit Arbeit die Beschlüsse und die Wünsche des Auch die Bemerkung der genannten Zeitung, daß die Ausfüh- Minifters Hermann nicht so schnell ausführen fonnte und rungen der Referenten über die Hauptpunfte des Sachverständigen daß er bei Inangriffnahme der Aften die Ausstellung der Anstellungs. gutachtens fich auf rein technischem Gebiete bewegten, zeugt von urfunden in mehreren Fällen derart vollzog, daß er nicht den Termin einer geringen Sachkenntnis des Kritikers und von seiner unvoll der Ausstellung der Urfunden darin vermerkte, sondern den Tag ftändigen Berichterstattung. Tatsächlich wurden alle Fragen, wie sie des Beschlusses über die Anstellung usw. Irgendwelche der Sachverständigenbericht aufwirft, nicht nur in technischer, sondern Aenderung an Urkunden habe er nicht vorgenom auch in tattischer und materieller Hinsicht einer eingehenden Unter- men. Die ihm zur Last gelegte Fälschung von Aften werde ihm zu fuchung unterzogen. Es zeigte sich aber, daß die Gegner des Be Unrecht zugeschrieben; wenn die Daten geändert worden sind, seien fie richtes lediglich aus ihrer reinen negativen Ein vor der Unterzeichnung, also beim Schreiben der Urkunden erfolgt. ftellung heraus eine Opposition herbetzuführen versuchten und Die Bordatierung der Aften sei in einigen Fällen vorgenommen die Mehrheit der Versammlung von der zweckmäßigkeit und Richtig worden, weil er die Berzögerung der Personalangelegenheiten feit einer solchen Einstellung überzeugen wollten. Daß dieser Ber. seinem Minister nicht merten lassen wollte. fuch gänzlich fehlschlug, hat das Ergebnis der Abstimmung deutlich erwiesen."
Soweit die Beröffentlichung des Reichsverbandes. Sie ist eine flatschende Ohrfeige für die deutschnationale Politik und für die Hugenberg - Gruppe.
laffen.
Der Kampf um Groß- Berlin.
einer eventuellen Ausgemeindung einzelner Gebietsteile der Ein Der Unterausschuß des Preußischen Landtages , der die Frage heitsgemeinde Groß- Berlin zu beraten hat, ist gestern endlich zu Reichsverband und Industrielle Vereinigung bungen von Spandau( mit oder ohne Siemensstadt ), Köpenid, Entschließungen gekommen. Er hat die beantragten Ausgemein Zehlendorf und verschiedener anderer einzelner Orte abge. lehnt. Dagegen wurde die Ausgemeindung von Gatow , Kladow und Kohlhajenbrüd im Besten und Schmöd. Aus dem Wortlaut ber Resolution, die der Hauptausschuß des mit im Osten beschloffen. Es ist anzunehmen, daß der HauptausReichsverbandes der Deutschen Industrie auf seiner Tagung am schuß für die Groß- Berliner Frage diesen Entschließungen beitreten 2. Juli d. J. faßte, glaubt ein Teil der öffentlichen Meinung den wird. Es besteht die Absicht, die gefeßliche Regelung dieser Aus. Schluß ziehen zu können, daß die deutsche Industrie eine vergemeindungen zu beschleunigen und sie möglichst noch im Sep. änderte Stellung zum Sachverständigenbericht tember burch ein Initiativgesetz des Landtages in Kraft treten zu eingenommen hat. Nichts ist irriger als diese Auffaffung. Der Hauptausschuß hat die Resolution des Borstandes des Reichsverbandes vom 24. April volfinhaltlich gebilligt. Hierauf haben Präsidium und Borstand um so mehr Wert gelegt, als eine gemiffe extreme Oppofition, die zum größten Teil aller. Dings außerhalb des Reichsverbandes steht, die Ansicht verbreitet hatte, daß Präsidium und Vorstand durch den Hauptaus. schuß nicht mehr gedeckt seien. Es zeigte sich bei dieser Sizung, daß eine überwältigende Mehrheit für die Resolution des Borstandes des Reichsverbandes vorhanden war. Schon das Zahlen verhältnis beweist dies. Es ſtimmten etwa 110 Mitglieder für die vorliegende Resolution, wobei sich 11 Mitglieder ber Stimme enthielten; aber nicht etwa, weil sie gegen die Resolution vom 24. April waren, sondern weil sie eine erneute 2bftimmung überhaupt nicht mehr für notwendig hielten. Gegen die Refolution haben aus gesprochenermaßen nur 12 Teilnehmer gestimmt.
In der„ Deutschen Tageszeitung" wird in einer, offenIn der„ Deutschen Tageszeitung" wird in einer, offen bar von parteipolitischer Seite zugegangenen Darstellung bie Berhandlung in der Hauptauschußsfizung unrichtig wiedergegeben. Es wird bort behauptet, daß eine gewandte Regie bie angeblich starke und entschiedene Opposition in einen Nachteil dadurch versetzt habe,
Formalen auslöfte, die sicherlich nun ihrerseits in jeglicher Hinsicht neue starte Antriebe auswirken wird. Einfachheit und Harmonie der Form beglücken überall im einzelnen und ergeben zusammen ein hohes Niveau, das dieſem gemeinsam schaffenden Bunde alle Ehre macht. Raum reicht eine Einzelleistung darüber, aber auch Baum fällt eine darunter. Und jeder ist doch wieder ein Eigener! Dr. H. H.
Ein neues Welfall. Ein neues Weltall, das entfernteste Objekt, bas je von einem Menschenauge gesehen wurde, ist nach den Daily Science News Bulletin"( Washington ) entdeckt worden. Photographien des Harvard - Observatoriums zeigen einen blaffen, ganz lichtschwachen Fled am Firmament, der nichts anderes vorstellt als ein Weltall wie das unfere, das vielleicht etwas fleiner ist. Der Direktor des Observatoriums Dr. Harlow Shaplen schreibt darüber: Das Licht braucht eine Million Jahre, um von dem neuen Welt. all zur Erde zu gelangen. Die entfernteften Sterne und Nebelfleden, bie bisher beobachtet wurden, haben nur eine Entfernung von 250 000 Lichtjahren. Das neue Weltall ist 6 Quintillionen Meilen weit.
Dies Weltall , bas die Astronomen in ihren Sterntatalogen nur als Ratalognummer anführen, wurde zuerst vor einigen Jahren von dem verstorbenen Dr. Barnerd beobachtet, aber erst jest konnte man Aufnahmen machen, und zwar durch das 100-3oll- Teleskop von Mount Wilson, das größte der Welt; und erst durch die Photographien fonnte man feststellen, daß es sich bei diefer Sternwolfe um ein Universum, wie das unfere, handelt. Es entspricht den Magelhaens Wolfen, schwachen Lichtflecken am füblichen Himmel, die zuerst von Magelhaens gesehen und jetzt als ein großes Sternfyftem erkannt wurden, verschieden von der Milchstraße und unserem eigenen Sternfystem, aber faum fleiner.
Dieser schwache Schimmerfled, der mit unbewaffnetem Auge nicht gesehen werden fann, in einem mittleren Telestop so groß wie ein Stecknadelinopf ist, ist weit, weit außerhalb der Grenzen unseres eigenen Sternenuniversums, das die Astronomen nach der Milch straße das Milchstraßen" oder„ Balattische System" nennen. Der Durchmesser unseres Weltalls wurde bisher auf 350 000 Lichtjahre geschäßt. Der weiteste Ausläufer der Unendlichkeit, den der Menschen
geist jetzt erfaßt hat, ist dreimal so weit.
Schmetterlinge als Alkoholifer. Unter den Tieren, die eine aus. gesprochene Vorliebe für Litöre haben, stehen die Schmetterlinge oben an, wobei jedoch zu bemerßen ist, daß die Weibchen viel nüchterner find als die Männchen. Der englische 3oologe Sutt hat wiederholt das Experiment gemacht, in seinem abgeschlossenen Garten, den zahlreiche Schmetterlinge bevölkern, einen Becher Wasser und mehrere Becher Branntwein aufzustellen. Er fonnte dadurch feststellen, daß, während die weiblichen Schmetterlinge fich an das Waffer hielten, die Männchen sich ihrerseits mit Gier auf den Branntwein stürzten und ihm so fleißig zusprachen, daß sie bald unter allen Anzeichen der Truntenheit am Boden lagen.
Die Goethe- Bühne, deren Eröffnung in ber Klofterstraße feinerzeit nicht stattfinden fonnte, wird nunmehr im Herbst ins Leben treten.
In der Galerie J. Kasper, Kurfürstendamm 233, bringt die Sommer ausstellung Bastelle und Aquarelle moderner Meister, barunter Stollettionen von Ludwig Kainer , Mag Beftein, Cinzelwerte Corinth, Sisley, Slebogt, Sedel, Rraustopf, Bartiteln a
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Die Bernehmung der Kreisdirettoren Rennert- Meiningen, Hörschelmann Eisenach, Faulian Roda und Koch Gotha brachte die Bestätigung der Arbeitsweise des Regierungsaffeffors Stunze. Die Kreisdirettoren erhielten gewöhnlich von diesem einen Besche'd, wonach sie die Bereidigung von Beamten vornehmen sollten, zu einem von Kunze angegebenen Tage, der gewöhnlich borbatiert war. Die Kreisdirettoren haben in den vorliegenden Fällen lediglich nach den amtlichen Anweisungen Kunzes verfahren. Unter den etwa 30 3eugen befinden sich die früheren Minister Am Freitag sollen nun die ersten Zeugen vernommen werden. Fröhlich und Hartmann. Die Dauer des Prozesses wird auf fünf Tage geschäßt.
Immer noch 40 Räteputschiften in Haft. München , 3. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Der Verfaffungs ausschuß bes bayerischen Landtages befaßte sich am Donnerstag mit einem Gefeßentwurf über die Amnestie der politischen Gefangenen. Ein Entwurf der Bölkischen verlangte nur die Berücksichtigung der anfäßlich des Hochperrats vom November 1923 Berurteilten, während ein Entwurf der Kommunisten die Amnestie aller politischen Gefangenen umfaßte. In der Aussprache erfuhr Das Ergebnis der Studentenwahlen. man, daß von lintsstehenden Gefangenen zurzeit noch 22 aus dem Jahre 1919 ihre Zuchthausstrafe in Straubing und 18 ihre FestungsDer von den völkisch- deutschnationalen Gruppen erhoffte durchstraße in Niederschönenfeld verbüßen. Interessant war, daß der völschlagende Sieg ist selbst auf dem ihnen so günstigen Boden ber fische Abgeordnete Dr. Roth in dieser Frage der Amnestierung Roethe- Universität ausgeblieben. Der Wahlkampf wurde mit einer heute genau den entgegengefeßten Standpunkt einnimmt, wie im an der Universität noch nie gesehenen Heftigkeit geführt. Der Jahre 1920 als bayerischer Justizminister. Der Rebner der DeutschRektor, der doch über der Parteien stehen müßte, trat ganz nationalen machte unter Betonung des ablehnen den Standoffen für die extremen Rechtsgruppen ein, beschmitt die Rechte der punktes feiner Fraktion die bemerkenswerte Mitteilung, die Deutsch verfaffungstreuen Gruppen und soll sogar höchst eigenhändig nationalen erwarteten, daß die in Landsberg eingesperrten Hitler. ihm unlieblame ahlaufrufe entfernt haben. Auch der noch amtie Butschiften am 1. Dflober der ihnen in Aussicht gestellten Bewäh rende reaktionäre Studentenausschuß tat das Seinige, um das An- rungsfrist teilhaftig werden. Mit der Einwilligung seiner Frattion wachsen der Opposition zu unterbrüden. Die Minderheits würde man teinesfalls zu rechnen haben, wenn die Strafhaft gruppen mußten bagegen protestieren, daß der Studentenaus diefer Hochverräter verlängert werden sollte. Diese Haltung schuß bei der Erteilung ber a h1legitimationen von den ber Deutschnationalen fündigt eine neue rise in der schwache Auslandsdeutschen ein Religionsbetenntnis for bayerischen Regierungstoalition an. Denn es ist bekannt, daß man berte und damit die Reichsverfassung traß verletzte. Universitätsrat in den Kreisen ber bayerischen Volkspartei einer Freilassung Hitlers martart gab auch dieser Beschwerde statt und der Unfug wurde am 1. Oftober mit sehr gemischten Gefühlen entgegensieht. Die glücklich am letzten Wahltag abgeschafft. Inzwischen waren sicher lich viele auf diese Weise ihres Stimmrechts beraubt worden. anträgen cine ablehnende Haltung ein, weil nach ihrer Auffassung Das Ergebnis zeigt im wesentlichen eine leine Lints. nur das Reich zuständig ist. Die Frattion brachte zwar einen verschiebung. Abgegeben wurden 3771 Stimmen, davon 1359 eigenen Gesezentwurf ein, der aber ebenso wie die Entwürfe der für die Lintsgruppen, so daß die Rechten nicht mehr über Bölkischen und Kommunisten mit knapper Mehrheit abgelehnt wurde. eine 3 weibrittelmehrheit verfügen. Im einzelnen erDie vom Stactsanwalt verlangte Aufhebung der Immunität des hielten: Deutscher Studentenbund 18 Mandate( vorher 18), Ber. Döltischen Abgeordneten Boehner zweds Strafverbüßung wurde einigte jüdische Gruppe 6( 4), Jugendbewegung 7( 5), Kommu niften 3( 1); Finkenschaft 30( 28), Rorporationen 12( 17), Berliner Landtags abgelehnt. Die erste Sigung der Disziplinartammer am Donnerstag vom Geschäftsordnungsausschuß des bayerischen Waffenring 23( 22). Die drei legten Gruppen bilden also noch gegen Boehner ist bereits auf den 10. Juli festgelegt. immer die Mehrheit, jedoch statt mit 67, mit 65 Stimmen.
Die sozialdemokratischen Studenten bildeten bei der Wahl einen Teil des„ Deutschen Studentenbundes", unter dessen gewählten Bertretern auch mehrere unserer Genoffen find.
Ein kommunistisches Attentat. Duisburg , 3. Jufi.( TU.) Eine gewaltsame Befreiung eines tommunistischen Agitators wurde Mittwoch nach. mittag hier ausgeführt. Der Agitator Weber war von Essen her aus der Haft durch einen Hilfspolizeibeamten nach Hamborn zu einem Termin gebracht worden und sollte nachmittags wieder nach Effen zurückgebracht werden. Auf der Fahrt mit der Kreis Ruhr. orter Straßenbahn wurde an der Neumühler Grenze von mehreren im Innern des Wagens befindlichen Männern die Tür zur Borber plattform aufgerissen, auf der sich der Beamte mit dem Gefangenen befand. Der Arbeiter Ernst Detering gab auf den Beamten mehrere Pistolenschüsse ab. Eine Kugel traf diesen in die linte Brustseite. Der Gefangene entwich, und auch Detering flüchtete, nachdem sich vorher zwischen dem schwerverlegten Beamten und dem Angreifer ein regelrechtes Feuergefecht entwidelt hatte. Später fonnte Weber wieder aufgegriffen werden und auch Detering festgenommen werden.
Der Prozeß Hermann.
tungstag des Prozesses gegen den früheren thüringischen InnenWeimar, 3. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Der erste Berhand
minister Hermann, gegen die fünf Kreisbirettoren und den Regierungsaffeffor Kunze wegen Urfundenfälschung brachte durchaus nichts Sensationelles. Das ganze Berfahren gründet fich nur auf fleinliche Sachen, die mit Spizfindigkeit ans Tageslicht ge. bracht und die an den Haaren herbeigezogen worden sind. Im ganzen find 13 Attenstüde vorhanden, an denen angeblich ende rungen an den Daten vorgenommen sein sollen.
sozialdemokratische Frattion nahm zu beiden Amnestie
Der Wirtschaftsausschuß des bayerischen Landtags begann am Donnerstag feine Beratungen über die Minderung der Agrartrise in Bayern . Im Namen der bayerischen Regierung erklärte Landwirtschaftsminister Fehr, die bayerische Regierung stehe auf dem Standpunkt, daß für die Landwirtschaft Schutzölle errichtet werden müßten. Diese Frage sei aber vom Reich aus zu lösen. Deshalb bedauere er, daß der Reichsernährungsminister in dieser Frage im Reichstag keine flare Stellung eingenommen habe.
Matteottis Märtyrertod.
Rom , 3. Juli. ( Eca.) Der Untersuchungsrichter in der Affäre Matteoffi hat die Witwe des Ermordeten in ihrer Wohnung vernommen. Frau Matteotti erklärte, daß im Gegensatz zu ihr, die in fteter Angst vor Attentaten gegen ihren Mann lebte, Matteotti die Fafchiffen nicht gefürchtet habe und sich auch durch Drohbriefe, die er häufig erhielt, nicht hätte einschüchtern laffen. Matteotti hatte eine Broschüre über die Tätigkeit der Faschistischen Partei in Borbereitung, in der er auch verschiedene Dokumente zur Unterstühung seiner Behauptungen veröffentlichen wollte. Seine Gegner feien wahrscheinlich über feine Abficht informiert gewefen.
Die Unmöglichkeit, die Leiche Matteoffis aufzufinden, erklärt sich dadurch, daß die Berhafteten, die als die wirklichen Mörder in Betracht kommen, sich noch immer aufs Leugnen verlegen. Einige Geständnisse follen nur Roffi und Fillipelli abgelegt haben, welche als Auftraggeber in Betracht kommen.
Wer finanzierte die Mörderbande? Rom , 3. Juli. ( EP.) Bei der Beschlagnahme der Gelder der Angefagten im Matteotti - Prozeß wurden bei Fillipelli Werbe in Höhe von zwei Millionen Lire gefunden. Wie das„ Giornale d'Italia" meldet, enthielt die bei dem Bauptangeklagten Dumini befchlagnahmte Ledermappe die Unterlagen Matteottis für seine nächste Kammerrede.
Der frühere Minister Hermann führte bei seiner Bernehmung aus, daß er nicht die Abficht gehabt habe, das nach dem Ermächti gungsgesetz von der Reichsregierung erlaffene Sperrgefeß für Be amtenanstellungen und Beförderungen zu übergehen. Denn dieses Sperrgefet fonnte für das im Aufbau begriffene Land Thibes italienischen Breffevereins Senator Bergamini nachts in ringen nicht in Frage fommen, um so mehr, als es sich bei den fraglichen Beamtenanstellungen um Erefutivorgane gehandelt habe. Die Anklageschrift behauptet zu Unrecht, daß der Beschluß der Regierung über die Besetzung neuer Beamtenstellungen erst im
Rom , 3. Juli. ( WTB.) Popolo" berichtet, daß der frühere Außenminister Graf Sforza vor feiner Ompositionsrede im Senat Drobbriefe erhalten habe. Mondo" hält es für wahrschein. lich, daß die Personen, die vor einiger Zeit ben früheren Präsidenten seiner Wohnung überfielen, mit den Mördern Matteottis jetzt wieder bedroht worden. Idea Nazionale" beflagt, daß die identisch seien. Dem neuen Blatt ,, Sereno" zufolg Bergamini Oppositionspreffe alles aufbiete, um die Gemüter weiter m Aufregung zu halten.