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Jns Blaue hinein.

Radek zerpflückt die Phrasen der KPD. - Zentrale.

Die Verhandlungen des Moskauer Rongresses der Kom­munistischen Internationale werden leider nur sehr langsam und unvollständig bekannt. Die Berichte in der offiziellen russi­fchen Regierungspresse sind für die Bedürfnisse des russischen Arbeiterpublikums zurechtgestußt. Aus den Berichten, die die Internationale Presseforrespondenz" der KJ. veröffentlicht, erfährt man interessante Einzelheiten. Radet, der jetzt für seine Sünden in die Wüste Gejagte, hat offenbar die heftigsten Zusammenstöße mit der Mehrheit und namentlich mit der deutschen Parteileitung gehabt. Ein Teil seiner Diskussions­rede ist speziell den deutschen Verhältnissen gewidmet:

Das Wort Organisierung der Revolution fann die Bedeutung haben, daß die Situation jest so ist, daß wir in absehbarer Zeit, in den nächsten Monaten oder nächsten Wochen in die ent fcheibenden Kämpfe fommen. Dann erfordert das eine außerordentliche Forcierung der Kämpfe, eine Konzentration aller

Kräfte in großem Maßstab auf die militärische Borbereitung.

in diesem Sinne? Deutsche Genossen,

Ihr redet ins Blaue hinein,

wenn Ihr sagt, wir sind bereit, jeden Tag die Massen in den Kampf um die Macht zu führen! Und warum führen Sie die Massen nicht jeden Tag in den Machtkampf? Warum warten Sie, wenn Sie jeden Tag die Arbeitermassen in den Kampf führen? Sie fagen, wir führen jeden Tag den Kampf um die Macht so, wie er tommt. Das heißt: Jeder unserer Kämpfe ist ein Machttampf. Das ist richtig. Aber hier wird gesagt, die RPD. ist jeden Augenblid be. reit, das Proletariat in den Kampf um die volle Macht zu führen. ( Ruth Fischer : Richtig!) Ich sage, wenn Ihr jeden Tag dazu bereit seid und es nicht tut, seid Ihr

wahlen. Der Ausgang der Wahlen in den letzten Wochen hat aber gezeigt, daß wir in einer Anzahl von Städten große Rüdgänge gehabt haben. Die Richtung der Entwicklung der Partei, die Ihr annehmt, ist eine solche, daß

in

Ihr die Partei von ihrer Basis abschneiden tönnt. Es droht die Gefahr der minderung des Einflußradius der Partei der nächsten Zeit, und das ist die größte Gefahr, die uns drohen

tann."

Radets Diskussionsrede zeigt, daß er bis zu einem ges wissen Grade die wirkliche Situation der deutschen Kom­munisten richtig beurteilt, und daß er begreift, wie hinter dem ganzen Phrasenschwall, hinter den wüsten und befohlenen Radauszenen, hinter der fünftlich gesteigerten Heze gegen die Schwäche einer sich hysterisch überschlagen Sozialdemokratie sich nichts anderes verbirgt als die den Revolutionsspielerei. Er bestätigt mit seinem Urteil nur die von uns stets vertretene Auffassung, daß die massen der deutschen Arbeiter, auch die, die den Kommunisten bei den Wahlen ihre Stimme gegeben haben, nicht bereit sind,

Amerika auf der Konferenz.

Regierung hat, wie offiziös verlautet, nunmehr die Delegation aur Washington , 7. Juli( Eigener Drahtbericht). Die amerilunisce Londoner Konferens festgestellt. Eine Anzahl Juristen, an der Spize der Staatssekretär Hughes, wird demnächst nach London abreisen. Verlegung der Konferenz nach Paris ?

Condon, 7. Julf.( Eigener Drahtbericht.) Die britische Presse stimmt ausnahmslos der Reise Macdonalds zu. In offiziellen Kreifen Londons hält man daran fest, daß die interalliierte Kon­ferenz am 16. Juli stattfindet. Macdonalds Besuch werde Herriots Stellung gegen die Angriffe der Opposition, die von Poincaré diri­giert wird, erheblich stärfen.

einer

In unterrichteten Kreisen verlautet, daß Macdonald sich mit

Berlegung der interalliierten Konferenz von London nach Paris einverstanden

Keine Verlegung nach Brüffel.

erklären werbe, falls dadurch die französische öffentliche Meinung beruhigt werden könnte. Die Poincaristen agitieren u. a. auch. Verstehen die deutschen Genossen die Organisierung der Revolution" Entscheidungskampf um die volle Macht", d. h. in den gegen London als Verhandlungsort. Sie behaupten, daß dort soll Selbstmord zu folgen. Radet fühlt, daß die kommu- gerade deshalb seine Reise nach Paris unternehmen, um den An­nistische Welle im Abebben begriffen ist und er fürchtet, hängern Poincarés zu demonstrieren, daß Herriot fein Spielzeug daß ein zu frühzeitiges Aufdecken der letzten Ziele und des Londoner Auswärtigen Amtes sei. Der britische Botschafter in. ein zu offenes Borstoßen auf das eigentliche bolschewistische Baris ist bereits instruiert, daß die englische Regierung, wenn das Ziel die Maffen ft ukig machen könnte, die er lieber mit ver­schleierten, radikal flingenden Rebensarten um bescheideneren Frankreich unbedingt gewünscht werde, bereit sei, die Konferenz Baris oder in Brüssel abzuhalten. Ziele für den Kommunismus gewinnen möchte. Er fürchtet. daß die Spannung zwischen den hochgestiegenen Erwartungen der kommunistischen Führer und den durch sie gezüchteten Paris , 7. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Die am Montagmorgen Illusionen der Massen um so er nüchternder wirken muß, von gewissen englischen und französischen Blättern, verbreitete Nach­wenn mit der Befriedung der europäischen Verhältnisse der richt, wonach man bei den maßgebenden Stellen in London und Boden für diese Illusionen immer mehr entschwindet. Um Paris die Verlegung der Londoner Konferenz nach Brüssel ins so mehr sollten die sozialdemokratischen Arbeiter Auge faffe, beruht, wie wir zuverlässig erfahren, auf tendenziöfer und Frankreich zu fabotieren, dürfte der Bater des Gedankens gegen das wankende und unterhöhlte Gebäude der fommu- Erfindung. Der Wunsch, eine Verständigung zwischen England nistischen Parteiherrlichkeit vorstoßen. Es ist ein Koloß auf Tage erwogene Gedanke der Hinausschiebung des Zufammens tritts der Konferenz um ein bis zwei Wochen dürfte unter der sehr wahrscheinlichen Vorausseßung, daß die persönliche Aussprache zwischen Herriot und Macdonald zu einer restlosen Verständigung führt, hinfällig werden.

Berbrecher am deutschen Proletariat.

Hinter diesen Streit steht eine ernstere Sache. Ginowjem hat in seinem Referat gesagt, daß wir in Frankreich und in Deutsch­ land

in den entscheidenden Zentren herankommen an die Eroberung der Mehrheit des Proletariats. Das ist der Kern der Frage. Wenn Sinowjew das behauptet, so irrt er. Und dieser Irrtum, verbunden mit der Auffassung unserer linten Genoffen, die erklären, daß sie jeden Tag imftande sind, den Kampf um die volle Macht aufzunehmen, fann

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eine Quelle neuer Fehler werden.( 3uruf: Bereit!) Bereit! Man ist nicht bereit, das zu tun, was man nicht tann. Bereit sein tann bedeuten: mögen oder fönnen. Rönnt Ihr jeden Tag die Massen zum Kampf um die volle Macht führen oder möchtet Ihr das nur? Darauf müßt Ihr antworten!

Die deutschen Genoffen sind mit Recht überzeugt: Wir haben eine folossale Niederlage in Deutschland erlitten. Und nachdem Sie das gesagt haben, sind Sie der Ueberzeugung: Nichts hat sich ge= ändert, morgen sind wir wieder bereit. Das ist die größte Illusion, die man haben kann.

Wenn die franzöfifchen Genoffen so start waren, wo war auch nur eine Demonstration in Paris , als die Arbeiter an der Ruhr von den franzöfifchen Truppen erschossen wurden. Genoffe Treint schreibt sehr nüchtern: Die große Mehrheit des französischen Pro­letariats ist noch voll von pazifistischen und demokratischen Illusio­nen". Und in Deutschland ? Eine Frattion von 62 Mann vertritt die 4 Millionen Proletarier, die erst durch alle Qualen der Illegalität durchgegangen find, fommt zum erstenmal in den Reichstag , und was sehen wir? Bir hören

ein paar parlamentarische Reden, die ich hier nicht charaffe­rifieren will...

Es herrscht in der deutschen Partei eine erschredende Bassi. vität... das ist eine ernste Erscheinung, die geprüft werden muß.. Sinowjem beruft sich auf das Ergebnis der Betriebsräte

tönernen Füßen.

Die Buße des Dolchstößlers.

Halle, 7. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Die ,, Baterländi fchen Verbände halle" haben folgendes Schreiben an die Reichsregierung gesandt:

Immer mehr erweist sich der 9. November 1918 als der schwärzeste Tag in der deutschen Geschichte, als der Ausgangspunkt all des Elends unserer Lage. Boitsfremde Berführer haben damals, in erster Linie gegen den Willen der deutschen Arbeiterschaft, der fämpfenden Front den Dolch in den Rüden gestoßen. Aber auch auf denen, die nichts gemein haben mit diesen Verrätern an unserem Bolt, lastet das Bewußtsein schwer, diese Entwicklung nicht verhindert zu haben. So tragen alle Angehörigen unseres Voltes gemeinsam Schuld. Aus dieser Entwicklung heraus richten die Vereinigten Vaterländischen Verbände an die Reichsregierung die Bitte, die entsprechenden Schritte zu ergreifen, um diesen Tag bereits in diesem Jahr für das ganze Reich zu einem allgemeinen Bus und Bet tag zu machen; sie verbinden damit die Forderung, mit diesem Tag gleichzeitig ein ehrendes Gedenken der im Weltkrieg für das Bater­land gefallenen Helden zu verbinden. Wir erwarten, daß die Reichs­regierung sich dieser im Hinblick auf die Wahrung der Ehre der Nation so selbstverständlichen Forderung nicht länger entziehen wird. Die Arbeitsgemeinschaft der Baterländischen Verbände Halles. Im Auftrage gezeichnet sterberg."

B

Diefer Herr Düsterberg, Oberstleutnant a. D., ist derselbe, der bei dem Ludendorff- Rummel in Halle am 11. Mai in den höchsten Tönen das neue deutsche Kaisertum feierte. Schade, daß die Reichs­fanzlei noch nicht ein offizielles Wigblatt herausgibt, in dem diese Eingabe einen hervorragenden Plak verdienen würde. Unter ben Mitgliedern der BBB. aber herrscht ob diefer Heldentat des Stahlhelmkönigs Düfterberg eisigste Betlemmung. Es steht nämlich fest, daß ausgerechnet Herr Düsterberg zu denjenigen gehört, die in der Waffenstillstandskommission dem Vaterland den legten Dolch stoß" versetzt haben.

fleineren Ruhrstädten, Breslau , Freiberg , Nürnberg und Dresden gemacht. Außer in Breslau und Umgegend konnten feine Fälle von atutem Berhungern festgestellt werden, aber überall und in allen Klaffen fand sich eine bedeutende Unterernährung, die sich auch in beschränktem Wachstum zeigte. Es wird noch besonders darauf hingewiesen, daß die Anwesenheit der franzöfifchen Truppen in Mainz und anderen Städten und die dadurch hervorgerufene Woh- nungsnot sehr ungünstig auf die Kinder einwirkt.

Entzifferung des ältesten Mufitftüdes. In der Akademie der Wissenschaften legte Geheimrat Stumpf einen kurzen Borbericht von Professor Dr. Curt Sachs, dem Musikhistoriker an der Berliner Uni­versität, vor, dem es gelungen ist, zum erstenmal eine babylonische Notenschrift zu entziffern. Diese Notenschrift besteht aus Keil­Ideogrammen mit Silbenbedeutung, die sich auf einer Tontafel aus Affur im Berliner Museum fanden. Die Mufit, die wohl dem zweiten Jahrtausend v. Chr. entstammt, ist großftufig, herb und sehr entwickelt. Die begleitende achtzehnfaitige Harfe benußt reichlich Doppelgriffe. In seiner ganzen Art erinnert das Stück auffallend an chinesische Mufit. Seine besondere Bedeutung liegt darin, daß es nicht nur die erste Kunde von babylonischer Tontunst gibt, sondern überhaupt von der Mufit eines nichtgriechischen Altertumsvoltes und einer vorgriechischen Zeit.

Die Organisation der Propheten. Vor furzem haben sich in Wien die dort lebenden Wahrsager, Kartenleger, Propheten und verschiedene andere Herrschaften, die ein ähnliches Gewerbe ausüben, organisiert. Einige hundert Damen und Herren, die mit Hilfe von Karten, gegossenem Blei, der Handschrift und Hokuspokus aller Art in die Zukunft bliden fönnen und dafür die Dummen um ihr Geld erleichtern, famen zusammen und redeten in hohen Tönen von ihrem ersprießlichen Handwerk. Schließlich schloffen fie fich zu einem Ber­band zusammen, der gemeinsame Schritte gegen widerrechtliches Vorgehen der Polizei" unternehmen wollte. Die Herrschaften haben aber nicht den Beweis erbracht, daß fie tatsächlich in der Bufunft lefen könen, sonst hätten sie gewußt, daß der ganze Aufwand umsonst war. Die Polizei hat nämlich die offizielle Gründung dieses Vereins verboten.

Eine neue Hochschule. Aus Anlaß des fünfzigjährigen Bestehens der Münchener Akademie der Tontunft hat das bayerische Kultusministerium be schlossen, der Anstalt Hochschulcharakter zu verleihen.

Das Studium ohne Relfezeugnis. Vor etwa einem Jahr bat der preußische Kultusminister die Bestimmungen erlassen, nach denen besonders begabte Personen ohne das Reifezeugnis einer höheren Lebranstalt zum Universitätsstudium zugelassen werden fönnen. Der Stultusminister bat nunmehr die Prüfung der Anträge einer besonderen Prüfungsstelle über. tragen, die ihren Eis in Berlin , Unter den Linden 4, hat. Die Anträge find fünftig nicht mehr an das Kultusministerium, sondern an die Prüfungsstelle für die Zulassung zum Universitätsstudium ohne Reife­zeugnis" au richten. Ein Gartendorf für französische Künstler. In den Bäldern von Blessis­Robinson bei Baris wurde dieser Tage ein Gartendorf eingeweiht, das den Namen der Sarah Bernhard trägt. Die schöngelegene Kolonie soll aus. ſchließlich von franzöfifchen Stünstlern bewohnt werden, bie mindestens brei Kinder und ein Einkommen von weniger als 20000 Frant haben. Zunächst werden 100 Wohnungen und einige Arbeitsräume errichtet. Zu dem Unter­nehmen gewährt das Departement de la Somme einen Zuschuß von 8 825 000 Frant

Hitler tritt zurück

und schreibt ein Buch.

München , 7. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Adolf Hitler ist offiziell von der Führung der nationalsozialistischen Bewegung zu getreten und hat sämtliche von ihm ausgestellten persön lichen Bollmachten zurückgezogen. Er bittet seine Anhänger gleich zeitig, von weiteren Besuchen in Landsberg fünftig Abstand zu nehmen, da er sich für die Dauer seiner Festungshaft jeder politischen Tätigkeit enthalten werde. Dazu teilt der Böltische Kurier" mit, der Grund für diesen Entschluß liege in der Unmöglichkeit für Hitler, der Grund für diesen Entschluß liege in der Unmöglichkeit für Hitler, infolge seiner Arbeitsüberlastung irgendeine praktische Ver. antwortung in der Politik weiter zu übernehmen; Hitler schreibe zurzeit an einem umfangreichen Buch. Als Nachfolger Hitlers wird der Landtagsabgeordnete Straffer genannt, den Ludendorff bereits in die Reichsführerschaft der Natio­ nalsozialistischen Freiheitspartei berufen hat.

Bayerische Finauznöte.

München , 7. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Finanzminister Krausned gab am Montag im Landtag einen Ueberblick über den Etat des bayerischen Staates für 1924. Danach ergibt sich vorläufig eine Gesamtausgabe von 327 Millionen gegenüber 170 Millionen im Jahre 1914. Diese Steigerung um nahezu 100 Broz. ist vor allem auf die Erhöhung der Beamtenbesoldungen zurüdzu führen, die von 75 Millionen im letzten Friedensjahr auf 230 Mil­lionen für 1924 gestiegen sind. Die Einnahmen betragen voraus. fichtlich 296 Millionen, so daß ein vorläufiger Fehlbetrag von 31 Mil­lionen zu deden ist. Dabei sind aber gewisse Einnahmeposten noch durchaus unsicher, z. B. die Steuern und die mit 40 Millionen eingesetzten Einnahmen der Forstverwaltung. Es besteht also die Gefahr, daß der Fehlbetrag noch wesentlich höher wird. ,, Deutsche Woche."

München , 7. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Der Hochschulring deutscher Art" hat in der abgelaufenen Woche an der Universität eine sogenannte Deutsche Woche", bestehend aus Borträgen. veranstaltet. Die völkischen Verleger hatten in der Universität einen Verkaufsstand für Hakenkreuzliteratur errichtet, auch Ludendorffs Verkaufsstand für Hakenkreuzliteratur errichtet, auch Ludendorffs antikatholische Verteidigungsrede aus dem Hitler- Prozeß lag aus. Der Herr General nahm natürlich ebenfalls höchstpersönlich an der deut­fchen Woche teil. Nur am Schluß war er aus technischen Gründen" verhindert. Den Abschluß bildete eine Festvorstellung von Kleifts Hermannsschlacht" im Prinz- Regenten- Theater, von wo dann die Auch Teilnehmer einen Ladelzug zum Odeonsplaz antraten. tatholische Korps nahmen daran teil und die verbotenen Ber­bände Oberland und Reichsfriegsflagge. Die Schlußrede eines be­tannten nationalsozialistischen Agitators wurde von der Polizei nicht genehmigt.

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fein. Der in Paris mit Rücksicht auf den Zwischenfall der legten

Die Gründe der Reise Macdonalds. London , 7. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Offiziös wird hier hervorgehoben, daß die Ankunft Macdonalds in Paris am Dienstag mit der angekündigten Interpellation Poincarés im Senat zeiflich zusammenfällt und man hofft, daß diefe Reise des englischen Minister. präsidenten Poincaré veranlaffen wird, seinen Angriff zu vertagen. ( 3ft bereits erfolgt. Red. d. V.") man hofft hier ferner, daß, wenn dies geschieht, Herriots Stellung nach finer Zusammenkunft mit Macdonald stärker sein wird.

Paris , 7. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Ramsay Macdonald , der bereits am Sonntagabend durch den englischen Botschafter in Baris der französischen Regierung sein Bedauern über den jüng­ften diplomatischen Zwischenfall hat aussprechen und in seinem eigenen Namen die vom englischen Auswärtigen Amt gegebene Ver. ficherung hat wiederholen lassen, daß das der englischen Einladung zur Konferenz beigefügte Memorandum lediglich die Londoner Auffassung über die zur Berhandlung kommenden Fragen enthält hat am Montag morgen in Paris mitteilen lassen, daß er am und demgemäß die französische Regierung in feiner Weise bindet, Dienstag zu einer persönlichen Aussprache mit Herriot nach Paris zu tommen gedenkt. Macdonald wird dabei vom Staatssekretär im Außenministerium Sir Eyre Crowe begleitet sein. Das ist ein Beweis dafür, daß sich die Unterhaltung diesmal nicht auf die Fest­legung allgemeiner Grundsätze beschränken soll. Man dürfte piel­mehr versuchen, sich auch über die Modalitäten der Durchführung und insbesondere auch über die technischen Einzelheiten zu ver­ständigen. Diese Initiative des englischen Premierministers ist um so glücklicher, als der Regiefehler, den das englische Auswärtige Amt mit seiner Einladung zur Konferenz begangen hat, und die Art, wie diese Unterlassungsfünde von den französischen Nationalisten gegen die eigene Regierung ausgebeutet worden ist, in den legten Tagen das Gelingen der Londoner Konferenz ernstlich in Frage stellten. An sich find die

Meinungsverschiedenheiten, die zweifellos auch heute noch zwischen London und Paris bestehen, feineswegs jo fief­gehender Natur,

daß nicht auf der Konferenz selbst noch eine Einigung möglich ge­wesen wäre. Denn sowohl bei der Frage der Zuziehung Deutsch­ lands zur Konferenz, als auch bei der Frage, wer fünftig etwaige Verfehlungen Deutschlands gegen das Sachverständigenprogramm feststellen soll, handelt es sich teineswegs um prinzipielle. Gegenfäge. Man will an der zuständigen Stelle in Paris Deutsch­ land nicht von der Konferenz ausschließen, und man hat auch für die Londoner These volles Verständnis, daß die englische Regieruna mit der Zusicherung, fich im Falle neuer deutscher Verfehlungen rückhaltlos an die Seite Frankreichs und Belgiens zu stellen, ein weit über die Berpflichtungen des Friedensvertrages hinausgehendes Engagement übernimmt, daß sie aber keineswegs geneigt ist, die Entscheidung darüber, wann dieser Fall gegeben sein soll, der von Frantreich ausschlaggebend beherrschten Reparations fommission zu überlassen, sondern als eine Art Sicherheitsventil die Bestätigung dieser Entscheidung durch eine internationale Instanz verlangt. Wenn das Echo de Paris" immer wieder be. hauptet, daß Herriot in Chequers von dieser Auffassung der eng lischen Regierung Kenntnis erhalten habe, ohne auch nur mit einem Wort widersprochen zu haben, so ist das sicherlich ausnahmsweise nicht gelogen. Aber es steht damit feineswegs im Widerspruch, wenn Herriot nach wie vor an der von ihm in den Kommissionen von

Rammer und Genat abgegebenen Erklärungen festhält, daß er in feiner Unterredung mit Ramsay Macdonald feinerlei befini­tive Bereinbarungen getroffen und demgemäß für die Londoner Ronferenz die Hände frei habe. Denn bei allen biefen Dingen handelt es sich im Grunde nur um die Formulierung, bei der gerade Herriot mit Rücksicht auf seine Opposition außerordentlich vorsichtig sein muß. In den Kreisen der Mehrheit hegt man die bestimmte Hoffnung, daß es der neuen Aussprache der beiden Staatsmänner gelingen wird, die noch vorhandenen Mißver­ffändniffe aus der Welt zu schaffen

und so die letzten Hindernisse zu beseitigen, die einen schweren Schatten auf die Londoner Konferenz geworfen haben. Im Lager der Opposition wird der angekündigte Besuch Macdonalds sehr sauersüß tommentiert. Man kann den unzweifelhaften diplo­matischen Erfolg, den er für die Politik Herriots darstellt, nicht gut ableugnen; auf der andern Seite glaubt man sich davon Rechen­Schaft geben zu müssen, daß dadurch dem Ansturm, den man für Dienstag im Senat vorbereitet, und in dessen Berlauf man das Ministerium Herriot zu Fall zu bringen gehofft hatte, der Boden entzogen ist.

Verschiebung der Senatsdebatte.

Paris , 7. Juli. ( Tul.) Die morgige Senatsdebatte ist im Einverständnis mit den Interpellanten aus Anlaß des Besuchs Macdonalds auf Donnerstag vertagt worden. Herriot wird Ramsay Macdonald um 4 Uhr auf dem Bahnhof begrüßen und fofort mit ihm eine längere Unterredung haben.

Austritt aus der KPD . In Plauen i. V. ist der Führer der dortigen KPD. - Fraktion im Rathaus, Dittel, aus der KPD. ausgetreten. Er war nicht zuverlässig genug für die neue Richtung".