Deutschlanös steuerliche Selastung. In der„Deutschen Allgemeinen Zeitung" hat ror einigen Tagen Professor B ü h l e r» Münster einen Artikel über „Deutschlands steuerliche Belastung 1924" mit tabellarischen Uebersichten über das ganze deutsche Steucrwssen veröffentlicht. Schon der Name des Verfassers sichert dem Artikel Beachtung. Professor Bühler hat vor einigen Jahren die wertvolle Schrift„Der Steuerfeldzug der Kriegsgewinnler" veröffentlicht, die rücksichtslos die Legende zerstörte, als ob der deutsche Besitz durch Reichsnotopfer, Vermögenszuwachs- steuer usw. entsprechend seiner Leistungsfähigkeit belastet sei. Der jetzige Artikel Bühlers fordert jedoch zu einigen Bemer- kungen heraus. Wenn Bühler seinen Artikel geschrieben hat in der Ab- ficht, einen Beitrag zu der Frage zu liefern, ob die auslän- difchen Sachverständigen Deutschlands finanzielle Leistungs- fähigkeit zutreffend eingeschätzt haben, so ist das. zweifellos verdienstlich. Aber ebenso wie Bühler wollen wir eine end-
em Augenblick nicht el daran lassen, daß
gültige Antwort auf diese Frage in die geben. Wir möchten jedoch keinen Zwei es uns als eine völlig verfehlte Methode erscheint, die äugen blicklichen abnorm en Verhältnisse der deutschen Wirtschaft als geeigneten Ausgangspunkt für die Urteilsbildung zu betrachten. Das geht um so weniger, als die Verhältnisse in der deutschen Wirsschaft gegenwärtig üb er aus verschieden sind. Neben Gruppen, für die unser gegenwärtiges rohes Steuersystem überaus hart ist, gibt es auch solche, die seine Lasten sehr leicht tragen können. Die Frage also, ob die G e s a m t b e l a st u n g der deutschen Wirtschaft zu hoch ist, ist eine ganz andere Frage als die, ob die einzelnen Steuerzahler richtig zu den Lasten herangezogen werden. Wir wollen ferner davon absehen, eine Reihe einzelner Fehler von Bühler zu kritisieren. Wir können das um so eher, als seine Berechnungen über die Belastung der Land- Wirtschaft, des Handels und Gewerbes durch die direkten Steuern im Jahre 1924 einen ganz allgemeinen Fehler enthalten. Bühler geht von der Annahme aus, daß Handel und Gewerbe gegenwärtig nur eine vierprozcntige, die Landwirt- fchaft gar nur eine dreiprozentige Rentabilität aufweist. Das ist ganz offensichtlich falsch. Wenn das Kapital auf dem offe- nen Geldmarkt bei längerer Bindung mit Leichtigkeit eine Verzinsung von mindestens 15 Proz. erzielt, würde eine Ver- zinsung des produktiven Kapitals mit 4 Proz. so unzuläng- lich sein, daß im großen Umfange Betriebe wegen Unrenta- bilität stillgelegt bzw. eingeschränkt würden. Solche Fälle gibt es jetzt zweifellos. Aber sie sind nicht so zahlreich wie sie sein müßten, wenn die geringe Rentabilität, die Bühler annimmt, vorhanden wäre. Auch bei der Landwirtschaft geht die jetzige Rentabilität über 3 Proz. hinaus. Aber auf der Grundlage dieser vier- bzw. dreiprozenti- gen Rentabilität berechnet Bühler eine Belastung des Han- dels und Gewerbes durch Steuern mit 44,1 bis 73,55 Proz. des Ertrages. Diese Berechnung dürfte mindestens um ein Drittel, wahrscheinlich noch erheblich mehr zu hoch sein. Das- selbe gilt von der Landwirtschaft, bei der Vühler eine Be- lastung von 66% Proz. bei einer Rentabilität ron 3 Proz. herausrechnet. Bei der Landwirtschaft ist diese Berechnung schon um deswillen falsch, weil der Permögenssteuerwert, auf dem sie beruht, ermittelt worden ist durch Berichtigungen des Wehrbeitragswertes, der 1913 festgestellt wurde. Er war nie eine zutreffende Einschätzung des Wertes des Grund und Badens, am allerwenigsten war er zutreffend bei den Groß- agrariern, denen das Schwindeln beim Steuerzahlen ange- boren war. Cr ist es auch jetzt nicht. r-i. Schlußfolgerung Bühlers, daß die direkten säuern schon zetzt zu hoch sind, erscheint uns deshalb a b- w e gl g. Aus dem a ugenbli-cklichen Krifxnzustand, lllsbefondere der Geldknappheit, können keine Schlichfolgerun- gen für dw dauernde Gestaltung des deutschen Steuersystems gezogen werden. Das preußische Porzellan. Der Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtages über die staatliche Porzellanmanufaktur(Neschäftsführung, Porzellankäufe von feiten der Minister u. dergl.) ging heute vormittag daran,«ine Art Arbeitsplan festzulegen. Es sollen die v-rschied«nen Beweis- töemen zu gruppen zusammengefaßt werden. Man beschloß, morgen 1» Uhr mit der Z« u g e n v e r n e h m.u n g zu beginnen, und zwar werden morgen vernommen: der sriiher« chandelsminister Fisch- 5 e ik, der jetzige chandelenninnter Genosse S i e r i n g, verschiedene von den oberen Beamten des Handelsministeriums, darunter Staats- sekretär D ö n b o f f und Ministerialrat Seefeld, sowie der frühere Direktor der Manufaktur, Herr G o h l k e. Sowohl der Bericht der Oberrechnungskammer wie auch der der Treuhand-A.-G. sollen vorgelegt werden. Die beiden Bericht« wider» sprechen einander. Der Bericht der Treuhandgesellschaft stellt fest, Direktor Gohlke habe nur Jnflationsgewinne zu verzeichnen gehabt und den Betrieb von der Substanz leben lassen: N«ch dem Vorschlag des Genossen Hellmann wäre ein Overgutachter zu hären, damit endlich über die wichtigste ffrage. ob Direktor Schneider mit oder ohne Erfolg gearbeitet habe, Klarheit geschaffen� werde. Der Ober- gutachter müsse klarlegen, wie der wahre Geschäftsbericht der letzten Jahrs aussteht..,....... Die Zeugenvernehmung erfolgt zunächst nicht eidlich, doch soll den Zeugen klargemacht werden, daß ste ihre Aussagen eventuell beschwören müssen. Der Finanzministrr hatte zu einem vom� Ecnossen Heilmann stammenden Artikel in der„Borsflschen Zeitung über die Porzellan- Manufaktur Stellung genommen und dabei betont, daß der Hinweis, da« preußisch« Finanzministerium habe den Per- dächtigungsfeldzug mitgemacht, durchaus falsch ffj. Dem- gegenüber erklärte Genosse Heilmami, daß«r auf die Zuschrift des Herrn Ministers an die„Vosstsche Zntm'g in demselben Blatt be- tont Tjobe. nicht Erklärungen und Gegenerklärungen, sondern nur der Untersuchungsausschuß werde Klarheit bringen. Gegenüber- dem Abg. o. Eynern, der gestern erklärt hatte, eg handele sich bei der ganzen Sache um eine Hetze gogn das alte Beamtentum, stellte Genosse Heilmann fest, daß die Hetze gegen den neuen Mann begonnen habe und die sozialdemokratischen erst in der Abwehr erfolgten._ Sein Auswärtiger Ausschuß. Auf eine Anfrage des Abgeord- neten Hermann Müller , des Vorsttzenden des Auswärtigen Ausschusses, hat der Reichsaußenmimster Dr. Strefemann mit- geteilt, daß es ihm wegen der schwebenden Verhandlungen mit der russischen Regierung erwünscht wäre, wenn der Auswärtige Ausschuß in den nächsten Tagen zum Zwecke der Besprechung des gegenwärtigen Standes der deutsch -russischen Verhandlungen noch nicht einberufen würde. Der Vorsitzende hat darauf zunächst von einer Einberufung des Ausschusses abgesehen. Englischer Ueberparlamenlarlsmu«. Die Sitzung der parlamen - istischen Kommission, in der das neue Fincnzaoietz beraten wurde, dauerte bis früh fünf Uhr. Der Einpeitscher der Regierung, Tom Kennedy , erlitt während der Sitzung ein«-. Oynmachts- an fall und mußte dem Hospital überwiesen werden,
Dachgärten.
Vielleicht kann man Dachgärten als Zeichen einer„höheren" Kulturstufe bezeichnen, ohne daß es paradox wäre. Das Zeitalter der vertikalen Entwicklung macht sich cben überall bemerkbar. Die räumlichen Beschränkungen der Großstadt drängen die Bevölkerung zum Höherstreben, und wer für seine Absichten auf der Erde keinen Platz findet, geht in die Luft. Fast wird man beim Anblick eines Dachgartens an das Witzwori erinnert, daß„der Hof nicht groß, dafür aber sehr hoch sei". Was der Hof unten nicht aufnehmen kann, einen kleinen Garten,«in wenig ersehntes Grün, flüchtet sich aufs Dach, wo mehr Platz ist. Berlin hat mehr Dachgärten, als mancher vermutet. Dem Auge des Erdenpilgers sind sie meist verborgen, wer ste sehen will, muh sich schon mit Kirchturmwärtern oder ähnlichen höher gestellten Persönlichkeiten befreunden. Die Liebe des Besitzers zur Natur überwindet in oft genialer Weiss alle Hindernisse, die sich der Ver- wirklichunz seiner Pläne in den Weg stellen. Besonders im alten Berlin findet man viele solcher Dacherholungsstätten. Auf dem Dach des Hauptpostamtes in der Spandauer Straße hat sich der Der- sügungsberechtigte eine kleine Laube erbaut, die neben einigen größeren Blumenkästen keinen weiteren gärtnerischen Schmuck be- her bergt. Dicht doneben aber ist das flache Dach eines Hauses mit vielem Raffinement in«inen richtigen Garten umgewandelt. Man kann sich nur schwer vorstellen, wieviel Mühe es machte, so viel Erde und Kies auf das Dach zu schaffen, um genügend Boden für Pflanzen und Sträucher aller Art zur Verfügung zu haben. Ein breiter Kiesweg führt inmitten des Gartens entlang; links und rechts teilen sich Beet« für Gemüse, Tomaten und Blumen ab. Eine Sommerlaube gibt dem Besitzer Schutz vor den sengenden Sonnen- strahlen, aber auch vor einem plötzlichen Regenguß. Es muß doch wohl von besonderem Reiz sein, das Abendbrot hoch über allen anderen, inmitten eines Großstadtgartens, verzehren zu können. Aber es sind auch weniger ausgebildete Anlagen zu sehen. Hier und dort hat einer nur eine Rasenfläche geschaffen, auf der die Hausfrau über dem Trockenboden die Wäsche trocknen kann. Wo- bei allerdings die Frage offenbleibt, ob die Großstadtsonne genügt, die Wäsche auch zu bleichen. Wenn vielleicht' nebenan ein Fabrik- schlot seine Rauschwaden emporwirbelt, mag auch das nicht gerade geeignet fein,„die schimmernde Wolle, das schneeige Leinen" ent- stehen zu lassen. Aber ein Kinderspielplatz ist mit diesen Dachrasen- flächen doch geschaffen, wo sie, ungefährdet von den Straßcngefahren, geschützt durch ein hohes Gitter, nach Herzenslust umhertollen können. Nur mit der Buddelei wird es seine Schwierigkeiten haben und die Sandburg wird nicht allzu tiefe Gräben haben dürfen. Bon dem besonders in Amerika in Anwendung gebrachten Verfahren, auf den Dächern großer Fabriken und Gcschäsishäuser Erholungsplqtze für die Angestellten einzurichten, wobei diese Dachgärten sogar mit Licht- und Luftbädern und großen Sportplötzen vereinigt sind, ist in Berlin noch sehr wenig zu merken. Dos ausgeprägte Erholungs- Bedürfnis des Großstädters, das sich auch in unserer Stadt in einer sonntäglichen Massenflucht ins Grüne bemerkbar macht, könnte auf dies« Weise auch während der kärglichen Arbeitspausen aufs einfachste befriedigt werden, wenn nur der gute Wille vorhanden wäre. die ftufkärung ües§örstermoröes. Die Aufzeichnungen des Ermordelen. Zu der Verhaftung des Förstermörders Franz Saß, über die wir im Morgenblatt kurz berichteten, wird uns noch mitgeteilt, daß sich die Szene in dem Forsthause bei Schenkcndorf nach dem Orts befund wahrscheinlich io abgespielt hat: Förster Grün hoff hatti sich ausgeruht, war aufgestanden, hatte sich eine Pfeife gestopft und gerade angezündet, als er em Geräusch hörte. Die Vordertür war verschlossen. Als der Förster hinausgehen wollte, um nach der Hinter tür zu sehen trat ihm Saß entgegen und schoß ihn sofort nieder. Der Mörder schoß auch noch weiter, als fem Opfer be- reits am Boden lag. Denn einige Kugeln stecken in den Dielen. Auch auf den alten Jagdhund, der dicht an der Tür neben dem Ofen lag, gab er einen Schuß ab. ohne ihn zu treffen. Nachdem der Mörder das Zimmer verlassen und die Tür verschlossen hatte, raffte sich der schwer verwundete Förster auf und ging an den Schreibtisch, aus dem er Schriftstück« liegen hatte, die er als Guts- Vorsteher bearbeitete. Um diese nicht mit seinem Blut« zu beflecken, deckte er sie mit Zeitungen zu und schrieb dann auf den Rand eines Blattes auf, was ihm geschehen war. mit der B e- schreibung des Täters. Dieser durchsuchte die Räume und stahl u. a auch Eier, die er nach dem Zusammentreffen mit den beiden Wanderern im Walde roh verzehrte.
Bnrgemeisterhetze in Pankow . In der Bezirtsversammlung des Verwaltungsbezirks Pankow hatten die Parteien der Rechten sich vorgenommen, dem sozialdemokratischen Bürgermeister ihr Mißtrauen zu bekunden. Bei verschiedenen Punkten der Tagesordnung legten sie es darauf an, erregt« Auseinandersetzungen herbeizuführen. Kennzeichnend war das Verhalten der Deutschnationalen gegenüber einer Bezirksamtsvorlage, die 3000 M. zur Ausstattung des Werk- stättenuNterrichts der Gemeindes ch u l« n fordert«. Ein Ausschuß der Schuldeputation l)Gtt« für die Verteilung der zu beschaffenden Hobelbänke und Materialien mit den beteiligten tech- nischen Lehrern«inen Plan aufgestellt. Bei dem bekannten Haß der Deutschnationalen gegen die Gemeinschaftsschule bekämpften die zwei Vertreter Niedcrsckönhausens die Zuwendung zweier Hobel- bänke an diese Schule. Dabei ist der eine von ihnen sogar„Schul- sachverständiger". Die Vorlage wurde aber gegen die Stimmen der Deutschnationalen mit allen übrigen Stimmen angenommen. Auf der Höhe war die Reckne bei der Besprechung der Dringlich- keitsvorlage des Bezirksamts, die einen besonders günstigen Grund st ückskauf belraf. Der deuffcknational« Stadtverordnete Faust widersprach dem Verlangen, diese Sache als dringlich zu be- bandeln. Cr erklärt« sich auch gegen den Vermittlungsvorschlag, die Vorlage an die Finanzdeputation zu verweisen. Seine Fraktion habe«in ausgesprochenes Mißtrauen gegen das Bezirks- amt, der Bürgermeister könne dem Bezirksamr durch Mehrung von Mitgliedern der Linken ein« Mehrheit in der Deputation sichern. Bürgermeister Genosse Kubig erwiderte, daß die Zahl der zur Finanzdeputation dclegierten Mitglieder durch Beschluß der V«r> sammlung festgelegt ist, also nicht willkürlich durch den Vorsitzenden des Bezirksamts geändert werden kann. Bei der Beschlußfassung über die Zusammensetzung der Deputationen sei Stadwerordneter Faust zugegen gewesen,«r behaupte also bewußt Unwahres.„Die- fes niederträchtige Verhalten" müsse niedriger gehängt werden. Jetzt glaubte der Vorsteher der Bezirksvcrsammlung einschreiten zu müssen, um die parlamentarische Würde des Hauses zu wahren. Aber nicht der dsutschnationale Stadtverordnet« Faust, der den Bürgermeister verdächtigt hatte, wurde zur Ordnung gerufen. sondern— der Bürgermeister. Dieses Verhalten entsprach der san- stigen Einstellung des Vorstehers gegenüber dem Bezirksamt. Die Vorlage wurde einem besonderen Ausschuß überwiesen. Ein Mietsgeldschwindler. Mit einem neuen Trick arbeitet ein Schwindler, der seit einiger Zeit sich in der Umgebung Verlins, augenblicklich bei Eberswalde , aufhält. Ein Mann van etwa 30 Jahren, der sich bisher Karl Müller oder Franz Schulz rannte, läßt sich von Slellenvermitckern O.'ute namhaft machen, die«inen Ackerknecht oder einen Kutsch«« für das Land suchen. Unter dem Namen eines Besitzers schreibt er ihnen dann, dag er genötigt sei, seinen Knecht
oder Kutscher zu entlassen und ihn gern anderweitig unterbringen möchte. Bold nachdem die Leute diesen Brief erhalten haben, er- scheint auch s?hon der Knecht oder Kutscher, der gern angenommen wird, weil er in dem Briefe ein gutes Zeugnis erhalten hat. Er läßt sich zehn Mark Mietsgeld geben, will angeblich seine Sachen holen, verschwmdet aber auf Nimmerwiedersehen. Der Schwindler ist mittelgroß u.id kräftig gebaut, hat dunkelblondes Haar, einen dünne-, blonden Schnurrbart, ein fahles Gesicht und lückenhafte Zähne und trägt einen dunklen alten Ueberzieher mit Samtkragen und einen guten braunen Jackettanzug. Im ganz-n macht er den Eindruck eines Mannes besserer Herkunft. SeebäSee- Kultur. Aus dem Ostsesbad M i s d r o y wird uns geschrieben: Der hart« Berus der Fischer erfordert viel Opfer. Vor einigen Tagen erst ertranken 4 Misdroyer Fischer bei einem Bootsunglück. Die Teilnahme am Schicksal der Hinterbliebenen prägt sich sehr verschieden unter den Badegästen aus. Am 9. Juli konnte man auf der Strandpromenade und im Orte selbst Plakate folgenden Inhalts sehen:„Mit Eurem Lachen sollt Ihr Tränen trocknen! Zugunsten der Hinterbliebenen der vier Misdroyer Todesopfer am Donnerstag, den 10. Juli, großes Wohl- tätig keits fest.— Schönheitskonkurrenz: Di« schönste Dame und der schönste Herr werden prämiiert.— M a n lacht Tränen. Eintritt 1 Mark." Wer unter uns zweifelt noch daran, im Lande der Dichter und Denker zu leben. Der Massentod als Anlaß zur Schönheits- konkurrenz— dos war sicherlich noch nicht da! Pier Familien weinen um ihren Emährer— auf dem Wohltätigkeitssest lacht man dazu Tränen! Kann die gelobte Kultur des 20. Jahrhunderts noch eine schauderhaftere Fratze zeigen? Misdroy gehört zu den- jenigen Bädern, die auf fchwarz-weiß-rote Gesinnung Wert legen. Daraus erklärt sich viel._ Bitte an eine» Dieb. Unsere Genossin Minna Kautsky ist durch einen sog. wilden G e p ä ck t r ä ge r aus dem Anhalter Bahnhof um chrcn Handkoffer gekommen. Genossin Kautsky kam am Dienstag abend um 10 Uhr 22 Minuten- aus dem Anhalter Bahnhos an und ver- traut« einem auf dem Bahnfk'q stehenden Gepäckträger, der die Dienstkleidung der Eisenbahngcpückträger trug, ihren Handkoffer an. Als sie«ine Bekannte begrüßte und sich dann nach dem Träger umsah, um sich seine Nummer zu merken, war er im Gedränge verschwunden. Di« Bestohlene muhte die traurig« Erfahrung machen, daß sie einem wilden Gepäckträger in die Hände gefallen war. Der Koffer enthielt außer Kleidungs- und Wäschestücken «ine Anzahl von Briefen. Ausweispapieren und mit der Schreibmaschine geschriebene Manuskripte. Alle diese Dinge sind für den Dieb vollständig wertlos, ihr Abhandenkomme» bedeutet aber einen schweren Verlust für die Genossin Kautsky . Der Dieb wird daher gebeten, die S ch r i f t st ü ck e in ein Kuvert zu packen und an die Redaktion des„Vorwärts", Lindenstraße 3, zu senden. E s wird ihm zugesichert, daß weitere Nachforschungen nach ihm nicht angestellt werden sollen.
Eine �leisckzwarenfabrik ausgeraubt. Ein großer Fabriteinbruch wurde in der Ackerstr 53 verübt. In den Räumen am zweiten Hof betreibt der Großschlächter- meister Stöcke! eine Fleischwarenfabrit. Wegen Krankheit schloß er kürzlich vorübergehend diesen Betrieb, um«ine Kur zu machen, und beschränkte sich auf sein Geschifft in der Gontardstraß... Unter- dessen räumten ihm Einbrecher die�ganze Fabrik aus. Sie st a h l e n allesHandwerk. zeug, für den großen Betrieb, darunter einen Kupserkessel für 10 Zentner Inhalt, 3 Wurstfüllmaschinen mit der Fabrikmarke Kortmonn, Thüringen , für je 60 Pfund Inhalt, einen 1 0?S.- Elektromotor der AEG., zwei große Wiege- messer und 12 fast neue Treibriemen. Von den großen Maschinen, die sie ihrer Schwer« wegen nicht ganz wegschaffen konnten, schraubten sie all« M e s s i n g t e i l e ab, um sie mit- zunehmen. Für die Wiederbeschaffung des gestohlenen Gutes ist eine hohe Belohnung ausgesetzt. Mitteilungen zur Aufklärung»immt die Kriminalpolizei entgegen. „Volk und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrist, liegt der heutigen Postauflage bei. Berliner Kinder in hos. Am Mittwoch, den 9. Juli, trafen mit dem Leipziger Personenzuge abends 6,18 Uhr am Hofer Hauptbahn- Hof 31 Berliner Kinder mit ihren Führern ein, um von da aus nach dem Städtischen Ferienheim Walburgisreuth gebracht zu werden. Die Kmder waren nach llftündiger Fahrt von Berlin nach Hof ziemlich mitgenommen. Am Hauptbahnhof wurden gleich Erfrischungen gereicht. Im Postauto wurden die Kinder nach Konradsreuth besörderti Der dichtbesetzte Wagen mit den fremden Gesichtern errcgvz in Hof und besonders in Konradsreuth einige« Aufsehen. Als die Kinder nach der Waldwanderung das Hofer Ferienheim inmitten der weiten Woldwiefe schauten, wo sie von den Hauseltern freundlich empfangen und sofort mit einem leckere» Mahle abgespeist wurden, stieg die Freude am höchsten. Den Kranz der Waldstemkeite. den Schneeberg und Ochsenkopf konnte man ge- rade noch im Abenddunkel erblicken, und schon meinten die fremden Kinder, die bayerischen Alpen zu schauen. Die ersten Tag« der Kolonie werden für die hfauseltern schwer sein. Die Kinder, die alle ein recht gesittetes Benehmen zeigen und aus den verschieden st en Stadtteilen Berlins stammen, sind sich bis heut« untereinander fremd. Doch schon bei Tisch zeigte es sich, daß sich die Hofer mit den fremden Kindern bald befreunde» werden. Aus dem Spandauer Schiffahriskanal gelandet wurde gestern nachmittag die Leiche eine» unbekannten Mannes von etwa 40 bis 45 Jahren. S!« wurde nach dem Schauhause gebracht. Der Tot « ist etwa 1,62 Meter groß und blond, hat lückenhafte Zähne und trug eine schwarze Hos« und West«, graue Strümpfe, hohe schwarze Schnürschuhe, ein wollenes Unterhemd, eine rotbraun« Unterhos« und«in weißblau gestreifte» Oberhemd. Bei sich hatte er ein braunes Taschentuch mit zwei weißen und zwei dunkle» Streifen, das F. H. gezeichnet ist, «in braune« Heil mit Veitragsmarken hat ein Funktionär de! Metall- arbeiter- Verbandes am Dienstagabend im oder vor dem Lehrer- uereinshaus verloren. Zlbzuoeben im Bureau des Mctallarbeiter-VerbandeS, Lintenftr. 83—35 bei Schmidt.______ Selbstmord eines Potsdamer Reichswehrsoldaten. vorgestern nacht wurde der Igjährig« Kanonier Hans Rock« vom Feld- artillerieregiment III in Potsdam von einem Offizier auf der Wach« schlafend vorgefunden. Aus Furcht vor Straf« erschoß sich Rocke heute mit seinem' D i e n st k a r a b i n e r auf der Mannfchoflsst'.'.be in der Kaserne. Zum Tod« verurlesik. Im Prozeß gegen den 2Zjährigen Schlosser Otto Notzinger aus Passau , der am 3. Juni 1924 in den Kur- anlagen des Bades Brückenau den Musiker der Kuriapelle Karl Thürs überfallen, erschlagen und beraubt hatte, wurde der An- geklagte, wie aus Würzburg gemeldet wird, zum Tode ver- urteilt. Di« Sachverständigengutachten stellten fest, daß dt« Tat mit brutal st er Roheit verübt worden ffr.
Sroß-Serliner varteinachrichten. (!. Abteilung. f>« u t e V, Ufit otlR. lZuultioniirlonserrnz bei Dobrcklno. 15. Abteilung. Sonntag, den IS., Sanultenaufitlag nach Nikolassee . Treffpunkt früh S Uhr Beralina, A!czand«rplah. BadcanMg mitnehmen, )ugenöveranstaltungen. Abteilung Neukölln I und t. Alle Genossen und Genossin»«! treffen sich hkvtch �«itag. V|8 Uhr abend», zur Generalprobe im Karlsgarten.