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tui, durch den der 41 Fahre alte Arbeiter Karl Stahlberg aus der Eichendorffstr. 2 am reckten Oberschenkel verletzt wurde. Man brachle ihn nach dem Panlower Krankenhause. Zwei der Mitangler konnten ebenfalls festgestellt werden, während der vierte Mann entkommen ist._

Gegen üen Grotwucher. Die allgemeine Funttionärinnenkonferenz, die in den Sophien- �ien stattfand, erfreute sich eines außerordentlich starken Besuches. Genossin Tode» ha gen eröffnete dt« Versammlung und teilte mit, daß die Genossin Schreiber, die als Rednerin des Abends vor» gesehen war, zurzeit in Paris weile und den Wunsch geäußert hatte, vor den Berliner Genossinnen zugleich über ihre Eindrücke in Amerika und Frankreich zu sprechen. Genossin Todenhagen erteilte, nachdem st: selbst in scharfen Worten gegen die Schußzollpolitik Stellung ge- nrnrmen hatte, der Genossin Wurm, Mitglied des Reichstags, das Wort. Die Rednenn betonte, daß man heute gar nicht anders könne, als die Frage der Schutzzollpolitik in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu rücken. Di« bürgerliche Regierung Hab« von der Sozialdemokratie«ine Art Bewährungsfrist erhalten, um die notwendigen Arbeiten für das Sachverständigengutachten durch- zuführen. Drese Zeit aber habe sie dazu benutzt, um sich vor den Agrariern zu beugen Die Deutschnationalen machten ihr« Zu- stimmung zum Dawes-Gutachten davon abhängig, daß ihnen schon im voraus der Zollschutz von der Regierung als Gegengabe geschenkt würde. Auf dem Gebiete des Schutzzolles aber gebe es für die Sozialdemokratische Partei keinerlei Kompromisse. Es sei unwahr, wenn man behaupte, daß der Schutzzoll keine Erhöhung des Brot- Preises mit sich bringe. Nachdem die Rednerin noch über die Wir- kungen der Umsatzsteuer gesprochen hatte, betonte sie, es sei wahr, die Landwirtschaft habe augenblicklich kein Geld, aber wir alle hätten kein Geld, nur die Landwirtschaft hätte das vor uns voraus, daß sie sehr glänzende Einnahmen gehabt hätte. Das schlechte deutsche Mehl, das zurzeit auf dem Markte sei. stamme noch aus dem zurückgehaltenen Um- lagegstreide, daher sei es kein Wunder, wenn die Frauen das gute ausländische Mehl vorzögen. Wenn die Schutzzölle kämen, könnten wir es leicht erleben, daß unsere Landwirte erstklassigen Weizen exportierten, um den schlechten ihrem lieben deutschen Volke anzubieten. Wir würden für inländisches Getreide Weltmarktpreise bezal/en müsten plus Zoll. Das Ausland aber würde, sobald wir Schutzzölle einführten, andere Dinge mit Zoll belegen, die wir gerne exportieren möchten. Di« Genossin Scheibenhuber betont«, daß bei der Einführung der Einfuhrzölle wir Großstädter bald kein Fleisch zu sehen bekommen würden. Die Agrarier könnten dann die Preise schrauben, wie sie wollten und uns gegebenenfalls den Markt sperren. Genossin Schwerin wies darauf hin, daß die Lag« innen- und außenpolitisch kritisch sei und eine Aufklärung unter den Frauen dringend notwendig wäre. Nachdem die Genossinnen Wachenheim und Wengers sich in gleichem Sinne geäußert hatten, warnte die Genossin Böhm« S ch u ch sehr eindringlich davor', Jllusionspolitit zu treiben. Es müsse ein Sturm von außen gegen die Zollpolitik einfttzen. Wir dürften aber nicht nur kritisieren, wir müßten es auch besser machen wollen. Mit absolutester Ehrlichkeit käme man am weitesten. Die Genossin Deutschmann richtete an die Fraktion die Aufforderung, sich nicht überrumpeln zu lassen. Eine Resolution, die sich gegen die Freigabe der Getreideausfuhr und die beabsichtigte Wiedereinführung der Getreidezölle wandte, wurde ein- stimmig angenommen Genossin Ingm an-Amerika sprach sodann über die amerikanischen Verhältnisse. Sie sagte, die sozio- listische Bewegung in Ameri ka wäre durch die Zer- splitterung und Zerstörung der Kommuni st en fast zugrundegegangen. Die russische Revolution habe selbst in Amerika eine Aufmunterung gebracht, weil man an«ine echte sozial« Revolution geglaubt habe, doch hätten die Bo lsche w iste n den Sozialismus sehr in Mißkredit gebracht. Die Kom- munisten hätten in Amerika wohl die Parteibeweguirg, aber nicht die gewerkschaftliche Bewegung zugrunde richten können. In Ameri. ka müßten die Soziali st en von neuem anfangen. Die Kommunisten hätten aber auch kein« Mitglieder, denn die Massen hätten sich einfach von der Politik zurück- gezogen. Interessant sei es jetzt, daß die amerikanische Arbeiter- bewegung taktisch ganz andere Wege ginge, und sie kam auf die Auf- stellung des Senators La Follett« zu sprechen, was ein« A«nde- rimg in der ganzen Politik bedeutete. Wer früher in der amerika - nischen sozialistischen Partei nur von einer Koalition mit Bürger- lichen geredet hätte, sei aus der Partei ausgeschlossen worden. Jetzt aber hätten sie ihre Taktik geändert und sie den Verhältnissen an­gepaßt. Di« Kommunisten, die erst aus der Partei herausmußten, müssen fetzt auf eine Parole aus Moskau in die Gewerkschaften hinein, um auf diese Art und Weis« auch dort den Versuch der Zer- splitterung zu machen. Die Zahl der Kommunisten sei, wie schon er- wöhnt. nur sehr klein, doch machten sie ein Getöse, ein Geschrei, als ob Millionen hinter ihnen ständen. Wir müssen stets betonen, daß die Verhältnisse in Rußland nur eine Parodie auf den Sozialismus seien. Das hätten die amerikanischen Führer nicht früh genug gesagt, daher hätten sie die Mass« verloren. Rußland ist kein Beweis gegen den Sozialismus, weil dort k»in Sozialismus vorhanden ist. Alsdann wurden Vorschläge für die Vorstandswahben zum nächsten Bezirkstag gemacht.__ Die Aerienspiele im Bezirk Neukölln haben am Donnerstag, den 10. Juli, begonnen und enden am Mittwoch, den 6. Au gu st. Als Sammelplätze kommen wie im Vorjahre Boddinplatz, Warth « st raße Ecke Hermann st raß«. Emser Straß« Ecke Bergstraße und Hertzbergplatz in Frage. Die Kinder müssen sich an einem der bezeichneten Plätze bis spätestens 7� Uhr einfinden. Mitzubringen sind unzerbrechliches Eßgeschirr, Frühstücksbrot und, wenn möglich, ein« Decke oder Umhang. Die Kinder werden mittels Soniderzug noch Niederschöne. weide-Iohannisthal befördert und erhalten bei der An- tunst auf dem Spielplatz«in« Quäkersuppe oder Kakao. Ab 12 Uhr werden eine Mittagsmahlzeit, bestehend aus% Liter nahrhaftem Essen und nachmittags Kaffee und 2 Schrippen, gereicht. Di« Wochenkarte kostet für das erste Kind einer Familie 1,20 M., für das zweite Kind 0,6 0 M.. das dritte und die weiteren Kinder der Familie sind frei. Für die erste und letzte halbe Woche gilt die Hälfte der vorstehenden Sätze.

Mit 120 Kilometer in üke Tiefe. 27 Güterwagen abgestürzt. Ein Eisenbahnunglück ereignete sich nach einer Meldung aus Zittau am 14. Juli abends auf der Strecke Warnsdorf- Bodenbach. Von dem um 9 Uhr abfahrenden Güterzug lösten s i ch hinter der Station St. Georgenthal 27Wagenab und sausten mit 12 0 Kilometer Geschwindigkeit nach Warnsdorf . Der Schlußbremser Ost ermann aus Bodenbach tat bis zum Schluß seine Pflicht und bremste so stark, daß die Räder glühten und die Untergestelle Feuer fingen. Di« Ästigen dgrch- fuhren mit großer Geschwindigkeit die 8-Kurven, ohne zu entgleisen, durschlugen einen Prellbock und stürzten dann in eine Talniederung, wo st« einen wüsten Trümmerhaufen bildeten. Di« Wagen waren zum größen Teil mit für Ungarn und Iugo- slawlen bestimmten Waren beladen. Der Bremser Ost ermann l i« g t t o t unter den Trümmern. Ein Hilfszug aus Warnsdorf und den umliegenden Bahnhöfen ist für die Ausräumungsarbeiten ein- getroffen, die zwei bis drei Tage in Anspruch nehmen werden. Per- kehrsstörung ist nicht verursacht. Nach einer anderen Meldung durch- fuhren die Wagen den Bahnhof Warnsdorf, die Drehscheibe und stürzten dann ab.

Tfiheta-Debattl Im preußischen Landtag, der gestern Dienstag über den Antrag der Kommunisten wegen der Haussuchung in ihren Land- tagszimmern beriet, sprach nach den schon gemeldeten Ausführungen des Ausschußberichterstatters Abg. N u s ch k e(Dem.) Abg. Deerberg(Dnat.). Er führte aus, die Immunität des Ab- geordneten müsse da ihre Grenzen finden, wo die Interessen der Allgemeinheit gefährdet werden. Die Enischeidung in solchen Fragen liege ausschließlich beim Präsidenten, der im vorliegenden Falle gar nichtverpflichtet gewesen wäre, dem Hause die Gründe mirzu- teilen, die ihm der Untersuchungsrichter für sein Ersuchen angegeben hat. Der Bericht des Reichstagsausschusses über die kommunistischen Hafientlassungsanträge habe gezeigt, daß die kommunistische T s ch e k a tatsächlich Morde vorbereitet und zum Teil schon aus- geführt hat.(Unruhe und Rufe der Kommunisten:Verhindert Morde von rechts, rechts sitzen die Mörder" Der kommunistische Abg. Dahlem erhält wegen eines gegen den Redner gerichteten Zwischenrufs«inen Ordnungsruf.) Die kommunistische Tscheka habe Eisenbahnsprengkolonnen eingerichtet und sogar Cho- lera- und Typhusbazillen als terroristische Kampfmittel vorbereilet.(Rufe der Kommunisten:Das sind Lügen der Haar- mann-Spitzel!" Unruh«, Präsident Leine et droht den kommu­ nistischen Zwischenrufern die rücksichtslose Anwendung der Geschäfts- ordnung an.) Ruth Fischer habe im Reichstag offen erklärt, die Kommunisten seien sämtlich Hochverräter. Bei dem Zusammenhang der kommunistischen Tscheka mit der KPD.-Zentral« sei der Unier- suchungsrichter durchaus berechtigt gewesen, die Räum« der KPD. - Fraktionen zu durchsuchen. Daran ändere nichts, daß außer dem Abg. Schmidt-Treptow kein anderes Mitglied der KPD. -Fraktion in das Strafverfahren oerwickelt ist. Abg. Dr. Deerberg nimmt den Präsidenten Lelnert in Schuh gegen die Angriffe der Kommunisten und betont, der Präsident hätte gar nicht verhindern können, daß bei der Durchsuchung das gesamte Material mitgenommen wurde, nicht nur dasjenige, das nach dem richterlichen Befehl und der präst- dentiellen Ermächtigung mitzunehmen war(wie die StPO. allerdings vorschreibt. Red.). Die beteiligten Abgeordneien sind schriftlich auf- gefordert worden, ins Polizeipräsidium zur Sichtung des Materials zu kommen.(Lebhafter Widerspruch der Kommunisten, Ruf«: Das ist ja nicht wahr!"Der Mann hat eine eiserne Stirn!" Präsident Leinert erteilt mehreren Kommunisten Ordnungsrufe.) Von dieser Einladung hat kein Abgeordneter Gebrauch gemacht. (Neuer Widerspruch der Kommunisten.) Wenn der Unter- suchungszweck dadurch nicht gefährdet wird, dann scllte der Unter- suchungsrichter dem Haus« dos vorgefunden« Material mitteilen, da- mit sich zeigt, ob es nicht nur ein Scheinmanöver der Kommu- nisten ist, wenn sie behaupten, es sei nichts gefunden worden. Di« Untersuchung hat gezeigt, daß das deutsche Volk von einer furchtbaren kommunistischen Gefahr bedroht ist. gegen die der Innenminister Severing mit größtem Nachdruck vor- gehen sollt«.(Beifall rechts, Pfuirufe der Kommunisten.) Abg. Dr. Meyer-Ostpreußen (Komm.) erklärt, in keinem anderen Parlament der Welt wäre eine Durchsuchung dieser Art möglich ge- wesen, ohne einen Sturm der Entrüstung hervorzurufen Der Unter- suchungsrichter Vogt habe amtsverbrecherisch gehandelt. <Rüge des Präsidenten.) Dieser deutschnational« Unter- suchungsrichter habe auch seinen Parteifreund Deerberg falsch infor- miert. Der Redner verliest dann die beglaubigte Abschrift des amtlichen Verzeichnisses beschlagnahmter Schriftstücke. Es handle sich dabei durchweg um harmlos« Briese und p a r l a m e n- tarischeAkten.(Rufe rechts:Dos ist doch nur ein Verzeichnis der harmlosen Sachen, das belastende Material ist nicht dabei!") Wie kommt der Untersuchungsrichter Vogt dazu, Eingaben an das ganze Parlament zu stehlen?(Präsident Leinert rügt diesen Ausdruck.) Ueber das weiter« zurückbehalten« Material haben wir kein Verzeichnis. Dieses Material wird wabrscheinlich durch Spitzel vom Schlag« Hoarmanns ergänzt werden. Präsident Leinert hat eine grob« Pflichtverletzung begangen, indem er die Ge- nehmigung zur Durchsuchung erteilte, ohne sich nach der bisherigen Uebung mit dem zuständigen Ministerium in Verbindung zu setzen. Di« grobe Ell- und Leichtfertigkeit des Präsidenten Leinert ist ihm von seinem Parteifreund Dr, Cohn im Ausschuß bescheinigt worden. Demokratisch« und sozialdemokratische Ausschußmitglieder haben die absolutistische Willkür zurückweisen müssen, die Präsident Leinert bei der Ausübung seines Amtes anwenden wollte. Präsident Leinert hat offenbor nur zu gern diesen Anlaß benutzt, um den ver- haßten Kommunisten zu schaden Abg. Dr. Meyer sucht dann aus den gesetzlichen Vorschriften nachzuweisen, daß der Untersuchungs» richter Vogt bei seinem Vorgehen das Gesetz in gröblicher Weise verletzt Hab«. Er ersucht um Annahm« eines kommunistischen An- träges, der gegen Vogt ein strafrechtliches und diszipli- «arisches Verfahren mit dem Ziel der Amtsentsetzung verlangt. Abg. Dr. Th. Liebknecht(USoz.) beantragt, es möge sofort der Innenministe? und der Iusttzminister ersucht werden, zu erscheinen, um sich zu dem rechtswidrigen Borgehen des Untersuchungsrichters Vogt zu äußern. Gegen den Widerspruch der Kommunisten wird hierauf die Be- sprechung unterbrochen durch die in einer früheren Sitzung zurückgestellten Abstimmungen über den Haushall der Handels- und Gewerbeverwaltung. der in zweiter Lesung nach den Vorschlägen des Ausschusses cmqe- nommen wird. Von den aus dem Haufe dazu eingebrachten An­fragen wird der aus dem Jahre 1921 herrührende Antrag Hirtsiefer (Z.) auf Verbitl'gung der Eisenbahn-Monats- und-Wochenkarten als durch die EntwicÄung überholt betrachtet und für erledigt erklärt. Ein Antrag des Zentrums wegen Wiedereinführung von Eifenbahngüter-Ausnahmetarifen w'rd zurückgezogen. Einig« An- träge betr. Bauten von Fischereihäfen und Eisenbahnen werden abgelehnt. �Hierauf kehrt das Haus zur vorhin unterbrochenen Derhandlung zurück. Der Antrag Liebknecht auf Zitierung der Minister Am Zehnhosf und Severing wird ohne Besprechung gegen die Kommu- nisten und Unabhängigen abgelehnt. Abg. Dr. Rosenfeld(Soz.): Im Geschäftsordnungsausschuß hat der Präsident klargelegt, daß er nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit ihm nahestehenden Personen zu Rate gegangen sei,«he er die Genehmigung erteilt«. Wir müssen und können das Vertrauen haben, daß der Prä- sident die Verpflichtung in sich fühlt, eingehend zu prüfen, wie weit er gehen durfte. Wenn der Präsident auf Grund feiner Be- sprechungen mtt dem� Untersuchungsrichter zu seiner bekannten Eni- scheidung kam, so gründete sich das darauf, daß er nicht dem Unter- suchungsrichter in den Arm fallen durfte, ohne sich damit einer schweren Pflichtwidrigkeit sowohl als Staatsbürger wie auch als Vertreter des Parlaments schuldig zu machen.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Die Kommunisten spielen sich hier als Hüter des Pcrrla- menlarismus auf, aber das macht auf uns nicht den geringsten Eindruck: sie sind es ja, die die parlamentarische Arb-it«rsch-vercn. unmöglich machen und die parlamentarische Ordnung mit Füßen treten. Der Prä- sident hat seine Pflichten damit erfüllt, daß er den Direktor des Landtags und weitere Beamte beaustragt hat, bei der Durchsuchung

m im Lanötag. und Beschlagnahme zur Stelle zu sein und für die Rechte des Par- laments und seiner Mitglieder einzutreten. Nach dem Gesetz hatte er nicht die Verpflichtung, die Betroffenen, nämlich die Mit- glieder der kommunistischen Fraktion, von der Durchsuchung zu be- nachrichtigen. Wenn sich Herr Dr Meyer auf dieBreslauer Volks- wacht" berufen hat, so muß ich sagen, daß der betreffende Artikel auf falschen rechtlichen Voraussetzungen beruht. Wenn die gesetzlichen Bestimmungen bei der Durchsuchung in einzelnen Punkten übertreten wurden, was ich im Augenblick nicht beurteilen kann, so mag die Beschwerde von den davon Betroffenen ausgehen. Meine Parteifreunde sind für die Anträge der Kommunisten, soweit dies« dahin gehen, den KPD. -Abgeordneten alles Material zur Ber- fügung zu stellen, das sie für ihr« parlamentarische Ar- beit brauchen und das mit dem Strafverfahren in keinem Zusammenhang steht. Wir haben deshalb auch im Ausschuß für den dahingehenden Antrag gestimmt. Die Kommunisten haben es jedoch nicht einmal für nötig gehalten, diesen Antrag hier wieder einzubringen! Man sieht daraus, daß es ihnen gar nicht im Ernst um die Herausgabe des Materials zu tun ist. Der Ausschuß hat in seiner Mehrheit anders entschieden, wie meine politischen Freunde gewollt höben. Der von den Kommu- nisten gestellte Antrag fiel gegen unsere Stimmen, und damit ist abgelehnt worden, dem Präsidenten eine Handhabe dafür zu geben, selbst die Rückgabe des parlamentarischen Materials an die Kommunistm zu bewirken. Di« KPD. -Abgeordneten selbst haben noch nicht einmal ein Verzeichnis der beschlagnahmten Sachen eingefordert.(Zurufe bei den Kommunisten.) Wenn Sie nicht einmal die ihnen gesetzlich zustehenden Rechte in Anspruch nehmen, dann nimmt sich Ihr« Klage etwas sonderbar aus!(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Ich wünsche, daß niemals wieder Zustände kommen, die den Präsidenten vor ein« so schwere Gewissenssrage stellen, und ich meine, daß alle Parteien dazu beitragen sollten.(Beifall bei den Sozialdemokraten.) Nunmehr wind um 3VL Uhr beschlossen, die Sitzung zu schließen und um Z)4 Uhr eine neue mit anderer Tagesordnung abzuhalten. Abg. Dr. Meyer-Ostpreußen (Komm.) portestiert gegen diesen Beschluß und nennt ihn ein beschämendes Zeugnis für die D i S te n- schieben Er wird wegen dieses Ausdrucks zur Ordnung gerufen und erhält«inen zweiten Ordnungsruf, als er die Deutschnationolen wegen ihrer Ablehnung einer Debatte über das Dawes-Gutachten eineSchieberparlei" nennt. Den Abgeordneten wirst Dr. Meyer vor. sie kämen nur wenige Tage zusammen und erledigten im Ramsch recht viele Abstimmungen, um nur ohne viel Arbeit die Diäten zu schlucken. Es sei charakteristisch, daß man jetzt die Aussprache über den kommunistischen Antrag abbreche, um in der neuen Sitzung als ersten Punkt die Besoldung der Pfaffen zu beschließen(er- regte Protestruse rechts.) Unter großem Lärm der Kommunisten stimmt die Mehrheit dem Vorschlag des Präsidenten zu. Die Kommunisten rufen laut Schieber!" Um 3.20 Uhr schließt die Sitzung. Die zweite Sitzung. Um 4 Uhr eröffnet Vizepräsident Dr. v. K ries die Nach- mittagssitzung. Auf der Tagesordnung steht zunächst die Entscheidung des Land- tags über den Einspruch der Abg. Frau Wolfstein(Komm.) gegen ihren Ausschluß durch den Präsidenten: es handele sich bei der gegen den Präsidenten gerichteten BemerkungStellen Sie sich doch nicht dümmer als Sie sind!" nicht um eine grobe Störung der Ordnung des Hauses. Außerdem liege in dieser Aeußerung weniger eine Herabsetzung als em« Anerkennung der Intelligenz Lemerts. Der Einspruch, über den nach der Geschäftsordnung ohne Aus- sprach« entschieden werden muß. wird gegen die Stimmen der Kom- munistcn und Unabhängigen verworfen. Abg. Dr. Meyer-Ostpreußen beantragt eine Umstellung der logesorimung dahin, daß an erster Stelle nicht die Besoldung de? evangelischen Pfarrer beraten, sondern die m der Vormittagssitzung abgebrochene Aussprache über die Durchsuchung im Landtag fort- gesetzt werden soll. Das wird gegen dt« Stimmen ver Kommunisten abgelehnt. Zur zweiten Beratung kommt nun der Gesetzentwurf über die einstwellige Regelung der Kosten für die Verwaltungsbehörden der evangelischen Landeskirchen. Nach der vom Ausschuß beantragten Fassung des Gesetzes schei- den die Beamten der evangelischen kirchlichen Verwaltung aus dem Staatsbeamtenverhältnis aus, erhalten aber ihre Besoldung, ihr Ruhegehalt und ihre Hinterbliebenenversorgung für ihre Besoldungs- gruppe und den anschließenden Aufstiegsgruppen in derselben Weise wie die Staatsbeamten aus der Staatskasse. Ein Regieruugsvertreler erklärt, die vom Ausschuß in sincm- zieller Beziehung vorgenommenen Aenderungen würden dahin führen, daß der Staat gegen die Kirchen beamten weitergehende Verpflichtungen übernehmen würde als seinen eigenen Beamten gegenüber. Angesicht? dieser Aenderungen müßte sich der Staats. rat nochmals mit der Vorloge beschäftigen. Abg. Dr. v. Eampe(DBv.) beantragt mit Rücksicht auf diese Erklärung Zurückoerweilung an den Ausschuh. Abg. Minckler(Dtn.) hält eine neue Ausschußberotung für un- nötig, ist aber zu einer Derständigung mit der Regierung über die finanziellen Fragen bereit. Gegen die Stimmen der Deutschnationolen und des Zentrums wird die Z ur ü ck v er weisu ng der Vorlage an den Ausschuh beschlossen. Nach debatteloser Erledigung kleinerer Vorlagen wird die Aus- spräche über die Durchsuchung der kommunistischen Fraktionszimmer fortgesetzt. Abg. Dr. Pinkerneil(DVp .) führt aus, hier handele es sich nicht nur um eine formaljuristtfche, sondern um eine politische Frage. Die Durchsuchung sei notwendig gewesen, um hinter die verschlun- genen Wege zu kommen, die aufzuklären im alterhöchsten politischen und nationalen Interesse liegt. Wir lassen es uns nicht länger ge- fallen, daß in unserem unglücklichen Deutschland eine russische Tscheka sich austut.(Lärm bei den Komm.) Den Kampf mit geistigen Waffen nehmen wir gern auf, aber den Kampf mit Terror und Mord- noffen werden wir mit der Waffe nieoerzuschlagen wissen.(Beifall rechts, Lärm bei den Komm) Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird hierauf unter lau- tem Protest der Kommunisten angenommen. Abg. Dr. Meyer (Komm.) ruft wiederholt:Di« Verleumder fürchten die AntwortI" Simtliche kommunistischen Anträge werden darauf gegen die die Antragsteller abgelehnt. Abg. Th. Liebknecht(USoz.) protestiert in einer persönlichen B«. merkung dagegen, daß ihm durch den Schluß der Debatte die Mög- lichkeit genommen wurde, das rechtswidrige Vorgehen der Polizei gegen die an der Sache ganz unbeteiligten Unabhängigen zu kennzeichnen. Um 6 Uhr vertagt sich das Haus auf heut« Mittwoch, 11 Uhr. Auf der Tagesordnung steht die Hauszmssteuer.