Die Eröffnungsfitung.
Der Schluß der Begrüßungsreden.
Nach dem offiziellen Bericht der Londoner Konferenz führte Macdonald
in Forthegung seiner von uns bereits gemeldeten Rede hinsichtlich des Dames- Planes noch folgendes aus:
Es ist nicht nur ein Plan, um Zahlungen von Deutschland zu erhalten, er versucht auch, die Stabilisierung der deutschen Währung und die Balanzierung des deutschen Budgets sicher. zustellen. Er bietet tatsächlich
die einzige Hoffnung für Deutschland ,
aus dem finanziellen Sumpf, in den es faft unrettbar gefunden ist, herauszukommen. Ein ebenso wichtiges wie originelles Merkmal, in dem sich der Dawes- Plan von seinen Vorgängern unterscheidet, ist, wie er den Transfer aus Deutschland derjenigen Summen reguliert, die von Deutschland für Rechnung der Alliierten bezahlt werden. Früher bestand, während Unsicherheit darüber herrschte, was Deutsch land den Alliierten zahlen tann, immer noch größere Unsicherheit darüber, wie derartige Zahlungen von den Alliierten ohne Störung der Wechselkurse im allgemeinen absorbiert werden können. Es ist vielleicht der Bunftoon größtem Wert in dem Bericht, daß er diese beiden Probleme unterscheidet. Die Sachverständigen haben
einen
elastischen Plan
ersonnen, der eine erfahrungsgemäße Löfung des Problems bieten wird. Wenn jedoch unsere beste n2bfichten erfüllt werden sollen, so müssen wir einig sein. Hat irgend jemand die beklagenswerten Folgen einer Meinungsverschiedenheit in Betracht gezogen? Ohne Einigteit fann es teine Sicherheit geben, ohne Sicherheit feinen Frieden. Einigkeit kann jedoch nicht erzielt werden, außer durch Vereinbarungen, die die einfichtige und moralische 3ustimmung der Nationen finden.
Macdonald schloß: Wir wünschen, einen besonderen Willtomm den amerikanischen Vertretern darzubieten. Ich weiß, fie sind nicht hier als volle Delegierte. Die Lage in Amerika ver hindert dies. Aber sie sind hier als ein Beweis des mitwirkenden Wohlwollens. Amerifa war ein großer Partner von uns in den Tagen, wo wir uns im Kriege befanden. Sein Geist erhellt den Bericht, der uns hier zusammengebracht hat. Wir werden es bitten, nicht als eine Regierung, sondern als
ein Bolt mit zahlreichen Hilfsquellen und guten Herzen Anteil an den finanziellen Plänen zu nehmen, die zur Durchführung gebracht werden müssen, wenn ein baldiger Wiederaufbau Europas stattfinden soll. Außerdem wird es als Zuschauer, der entfernt ist von den Gefühlen und Erregungen, die uns Europäer bewegen, vielleicht eher in der Lage sein, in fritischen Tagen mit freieren Ansichten und ruhigerem Urteil zu helfen als wir, die wir inmitten der Gefahren stehen, fähig sind.
führte aus: Jah bin sicher, der Wortführer der hier versammelten Delegierten zu sein, wenn ich Ihnen für die edelmütigen Worte danke, Die Sie foeben geäußert haben. Jeder von uns, wir alle von Ihnen hierher eingeladenen Beriveter, find uns des Ernstes unserer Pflicht bewußt, die wir hier zu erfüllen haben. Die Frage ist, die Inter essen der Menschen, die in gleicher Weise und mährend langer Zeit durch einen grausamen Krieg gelitten haben, zu versöhnen mit der Notwendigkeit, den Frieben wiederherzustellen, nach dem wir alle streben wollen. Die Aufgabe, die uns erwartet, ist
außerordentlich schwierig
und ich frage mich, ob in der Geschichte die Bertreter von Regierungen je einer schwierigeren gegenüber gestanden haben. Aber jeder ein. zelne und alle zusammen werden hierher die Liebe des Landes, das wir vertreten und die von uns selbst empfundene Liebe mitbringen. Wir werden alle fp piel wie möglich darauf hinarbeiten, eine Lösung zu erreichen, und wir sind, wie Sie, Herr Präsident, besonders froh, hier unsere guten Freunde aus den Vereinigten Staaten zu sehen. Ich bin sicher, daß ich unsere gemeinsamen Gefühle zuen Ausdruck bringe, wenn ich Sie im Namen meiner Kollegen bitte, das Amt des Borsigenden zu übernehmen.
fagte: Im Namen meiner Kollegen und in meinem eigenen Namen wünsche ich den Bremierministern diefer beiden großen Länder zu banken für ihre ebeimütige Begrüßung der Delegierten der Ver einigten Staaten auf dieser höchst wichtigen Konferenz. Es ist wahr, daß wir nicht in derselben Eigenscha ft kommen, mit denfelben Befugnissen, wie die übrigen Delegierten, weil wir
nicht Teilhaber am Bersailler Vertrag oder den jeht in Kraft befindlichen Sanffionen
find. Aber wir kommen in demselben Geifte und wünschen hilf reich zu sein. Es ist nicht unfer Wunsch, auf irgendein Land einen unangemessenen Drud auszuüben, eine Politik anzu nehmen, die nach seiner Ansicht wirtschaftlich und politisch nicht seinen Intereffen dient, fondern, wenn wir das tönnen, zu versuchen, das größte wirtschaftliche Probleme in Europa feit Generationen zu lösen. Die Notwendigkeit, daß etwas geschehen muß, wurde von der Reparationsfommission und den an der Ernennung des sogenannten Dames- Ausschusses interessierten Regierungen erkannt. Ich habe die Ehre, einige dieser Herren zu tennen. Es sind alles männer von Berantwortlichkeit und Erfahrung. Ich weiß, daß die amerikanischen Mitglieder
Männer von höchster Fähigkeit und Erfahrung find. Ich glaube, alle von ihnen find an die Fragen in einem liberalen Geifte herangetreten, in der Absicht, fair zu sein und die Rechte aller Länder anzuerkennen, vor allem die Fragen ohne Rücksicht auf die politischen Ansichten irgendwelcher Länber vom wirtschaftlichen und faufmännischen Standpunkt aus in Be tracht zu ziehen. Ich glaube, sie haben dies getan; sie haben Monate mit Erwägungen zugebracht.
Hat irgend jemand einen befferen Plan?
Ich kann einfach jagen, daß meine Regierung und das amerikanische Bolt glauben, daß die Annahme des Dames- Berichts der erste große Schrift in der Wiederherstellung Europas , in der Stabilisierung un ferer Industrien und zur Wohlfahrt und zum Glück der Bölker ist. be Stefani
erklärte u. a., die italienische Delegation fei tief überzeugt von der Notwendigkeit der Arbeiten der Konferenz. Bon dem Erfolg der Konferenz hänge, vom wirtschaftlichen und politischen Standpuntt aus gesehen, vollkommen der Wiederaufbau und der Friede
Hayashi
ertiärte, feine Regierung sei glücklich, daß ein Beginn in der Reges lung der sehr schwierigen Probleme, die jetzt 4 oder 5 Jahre feit Ende des Krieges andauerten, gemacht werden solle. Er sei glücklich, zu denken, daß zwei Premierminister zu einer allgemeinen Ber. einbarung gelangt feien
Theunis
erklärte, die belgische Regierung und das belgische Bolt seien fest überzeugt von der historischen Bedeutung der Arbeiten ber Konferenz. Er gab der Zuversicht Ausdrud, daß sie es erreichen werbe, ber Welt Gerechtigkeit und Frieden zu bringen. Macdonald
erklärte zum Schluß, er werde sein Bestes tun, den Borsiz auf der Konferenz zu führen, die historisch sein werde und, wie er hoffe, mehr als das, nämlich ein großes Beispiel, wie Männer mit gutem Willen, felbst wenn sie in gewissem Maße durch ihre Intereffen getrennt sind, der Welt und ihren eigenen Ländern, indem fie ihren guten Willen an die erste Stelle fetzen, beweisen, daß fie Boten des Friedens fein fönnen, ohne irgendwelche der vitalen In tereffen ber Nationen, benen fie angehören, zu opfern,
Für oder gegen Groß- Berlin.
Die Beratungen des Preußischen Landtagsausschusses über die endgültige Festsegung des Gebietes der Groß- Berliner Einheitsgemeinde haben vor allen Dingen in Schmödwig ein lebhaftes Echo gefunden. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, daß einem ersten Beschluß auf Ausgemeindung jetzt ein neuer Beschluß auf Beibehaltung von Schmödwig bei Groß- Berlin erfolgt ist. Der Schmödwizer Bürgerbund" und Grundbesitzerverein hatte am Mittwoch abend eine Versammlung einberufen, in der die Gegner Groß- Berlins ihren Standpunkt darlegen wollten.
mung durchaus uneinheitlich. In den Ausführungen des SchmödDie Versammlung war nicht gerade gut besucht und die Stimwizer Bürgerbund"-Führers war
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wenig mehr von der alten Cos- von- Berlin- Bewegung zu bemerken. Die Zeit ist vorbei, die wirtschaftliche Entwicklung, die Tat fachen haben offenbar auch den früher fchroffsten Gegner von GroßBerlin in den Vororten doch wenigstens so weit zur Besinnung gebracht, daß diese Fragen ruhiger geprüft und abgewogen werden. Was der Referent vorbrachte, war viel weniger ein grund fäßliches Bekenntnis zur unbedingten Loslösung von Groß- Berlin als eine Reihe von Klagen und Wünschen an die Berliner Berwaltung und das Bezirksamt in Köpenid. Es war dem anwesenden Köpenider Bürgermeister Genossen Kohl ziemlich leicht, im einzelnen diefe Klagen zu beantworten und nachzuweisen, daß für Schmödwig fein ernsthafter Grund vorliegt, über Vernachlässigung lokaler Wünsche sich zu beschweren. Kohl fonnte mit Recht darauf hinweisen, daß Groß- Berlin bedeutend leistungsfähiger ist und daß im Laufe der Zeit Schmöckwitz von einem Berbleiben bei Groß- Berlin viel mehr zu erwarten haben wird, als wenn es er= neut ausgemeindet wird. Vorher hatte für den Berliner Magistrat Stadtrat Wege gesprochen. In der Diskussion wurde aus. wärtigen" Besuchern dieser Versammlung, ü. a. sogar dem Bezirksverordneten Rohde, das Wort verweigert. Wen'i man bedenkt, daß in diesen Orten wie Schmödwig die Bewegung Los Don Berlin" jahrelang organisiert ist und sie früher zweifellos große Teile der Bevölkerung erfaßt hatte, so zeigt der Beriauf der Verfammlung am Mittwoch selbst in diesem Orte das deutliche Abflauen.
wig war die Eingabe aus Schmödwiger bürgerlichen Kreisen Unmittelbare Beranlassung der Auseinanderseßung in Schmöd gewesen,
der Landtag möge Schmödwig bei Groß- Berlin belaffen. In dieser Eingabe war ausgeführt, daß die Schmödwiger Einwohner durch die Ausgemeindung folgendes verlieren würden:
Eine feierliche Einführung.
Gestern wurden die Mitglieder der Charlottenburger Bezirksverfamlung eigens zu dem Zweck bemüht, der Einführung des mit einer Stimme Mehrheit gewählten Bürgermeisters Auguft in bei zuwohnen. Die Tagesordnung der Sigung enthielt nur diefen einzigen wichtigen" Punkt. Die Stimmung war geradezu kläglich. Bon 60 Mitgliedern der Bersammlung waren 22 anwesend. Nicht einmal die vereinigte bürgerliche Frattion, deren Mann Herr Augustin ist, war vollzählig zur Stelle. Sie hatte von ihren 28 Mitgliedern 18 auf die Beine gebracht. Die anderen 4 waren Mitglieder der demokratischen Fraktion. Sozial. bemokraten und Kommunisten fehlten vollständig. Der Vorgänger Augustins in Charlottenburg und jebige Berliner Bürgermeister vollzog die Einführung und redete einige Worte ohne besondere Bebeutung nach einem alten schon etwas abgenutzten Klischee für Ein. führungsreben. Ueber ein paar Sertiments und Borschußlorbeeren tam die Rede nicht hinaus. Sie erhielt einige tiefsinnige" Ergänzungen durch Die Ausführungen bes Borstehers Dethlefffen, der sich zugleich als großzügiger Kommunal politifer fennzeichnete, indem er bedauernd fejiftellte, bei der Ein gemeindung in Groß- Berlin habe Charlottenburg piele Opfer bringen müssen, ohne im gleichen Umfange Borteile erhalten zu haben. Genosse Paul Sirf begrüßte Auguftin furz im Namen des Kollegiums. Mit der üblichen Dosis Rührung dantte Auguftin und gelobte Attivität und Schöpferkraft dadurch, daß er gängers zu wandeln und die Arbeit an berselben Stelle wieber persprach, die alten bewährten Wege feines Bor. aufzunehmen, wo sie sein Vorgänger Scholz stehen ließ. Wie wir von zuverlässiger Seite hören, wird sich der neue Herr mächtig ins Geschirr werfen. Nachdem er sich am Mittwoch, den 16. Juli, einführen ließ, wird er am Donnerstag, den 17. Juli, seinen Urlaub antreten. Wer zweifelt nun noch daran, daß die bürgerliche Fraktion im Interesse der Charlottenburger Bürgerschaft handelte, als sie die Neubesetzung der Stelle in solchem Schnellzugstempo betrieb.
Der Leichenfund bei Rangsdorf aufgeklärt. Der Leichenfund bei Rangsdorf ist jetzt aufgeklärt. Es liegt fein Berbre hen vor. Wie die Obduktion, die gestern nachmittag im Sprizenhaus zu Groß- Machnom vorgenommen wurde, ergab, ist die freisrunde Verlegung unter dem Jochbein feine Supper. letzung, sondern nur eine baut wunde. Die Todesursache fonnte nicht ficher festgestellt werden. weil die Verwesung schon zu weit vorgeschritten war. Wahrscheinlich ist ber alte Mann an interfich im Walde zum Schlafe niedergelegt hatte. Wie die Kriminal. ernährung und Entträftung gestorben, nachdem er polzei ermittelte, hat er sich mehrere Tage vor dem Auffinden der Leiche in verschiedenen Dörfern der Gegend, Rienis. Dahlemit, Machnow usw. aufgehalten und hier unter dem Vorwand, Arbeit Stüd Rotwurst gegeben, von dem er einen Teil noch in seiner zu fuchen, gebettelt. Ein Schlächter aus Rangsdorf hatte ihm das Jadettasche hatte. Nach gewissen Anhaltspunkten, die aber noch nachgeprüft werden müssen, ist der Tote ein früherer Apothe: ter, der durch die Wirkungen der Inflation um seine ganze Habe gekommen und vollständig verarmt ist.
Ein Sammelschwindler.
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Ein junger Mann sucht Privat- und Geschäftsleute mit einer gedruckten Liste auf, die ganz den Eindruck einer wirklich genehmigten Alter. Angefchloffen an die deutsche Nothilfe. Geschäftsstelle ElifaSammelliste macht. Der Bordrud lautet: ,, Silfe für das notleidende bethitr. 12. Ein Bermert: Genehmigt vom Polizeipräsidium, ver. schiebene Stempel vervollständigen den Eindruck der Echtheit. Auf einem Rundstempel fehlt der Zusah angeschlossen". Der Sammler hat einen roten, mit einem Lichtbild versehenen und irgendeinem Namen unterzeichneten Aus meis bei sich, der eben falls gestempelt ist. Weil jeder gern geneigt ist, für das notleidende Alter etwas zu geben, so macht der Schwindler gute Beute. Daß es eine an die deutsche Nothilfe angeschloffene besondere Hilfe für das notleidende Alter nicht gibt, ist im Bublifum nicht bekannt. Der Schwindel tam dadurch an den Tag, daß ein Geschäftsmann, der mißtrauisch war, erklärte, erst bei der deutschen Nothilfe anfragen zu wollen. Während er das tat, verschwand der Sammler und ließ seine Liste im Stich. Er ist wahrscheinlich derselbe junge Mann, der vor einiger Zeit mit einer Sammelliste für Erwerbs- und Arbeitslofe umberging, auf dieselbe Weise entlarot murde und ebenfalls entfloh. Betrogene und alle, die über den Schwindler und besonders über die Herkunft feiner gedruckten Listen und Ausweise Auskunft geben fönnen, werden ersucht, sich bei Kriminalfommiffar Linnemann im Bolizeipräsidium zu melden. Um fein Mißtrauen aufkommen zu lassen, wendet der Gauner noch einen besonderen Trid an. Bon Zeit zu Zeit macht er auf der großen Lifte einen Abschluß seiner Eingänge, fekt bann wieber einen Stempel darunter mit dem Bermert Kontrolle und fügt irgendeine Unterschrift hinzu. So sieht es aus, als ob er ständig kontrolliert wird und alles in Ordnung hat.
1. Das in allen Dienstzweigen modern ausgestattet Bolizei revier. In Schmödwig ist eine ständige Mache, außerdem Berwaltungspolizei untergebracht. Nach einer Ausgemeindung würben wie früher ein Landjäger und evtl. ein bis zwei Nachtwächter den Sicherheitsdienst verrichten. Der dringend notwendige Schutz würde also erheblich verschlechtert werden.
2. Als Ortsteil von Groß- Berlin stehen dem Ort die Kran= tenhäuser, Siechenheime und sonstige Wohlfahrtseinrichtungen zu niedrigen Gebühren zur Verfügung.
3. Bei evtl. Bränden wäre mit einer unentgeltlichen Hilfe von seiten der Berliner Feuerwehr nicht mehr zu rechnen. 4. Das Drts briefporto fäme in Fortfall. Die Gebühren im Telegramm- und Fernsprechverkehr würden sich bedeutend er. höhen.
5. Der Verlust der Ortsflasse A märe zu beklagen, was sämtlichen Ruhestandsbeamten, Rentnern, Arbeitslosen usw. eine wesentliche Kürzung ihrer Einnahmen bringen würde.
6. Die Verkehrsverhältnisse würden sich bedeutend verschlechtern. Die von Berlin eingeleiteten Berhandlungen wegen Herabfehung der zu hohen Fahrpréife bzw. Ueber nahme der Uferbahn in städtische Regie würden hinfällig sein.
7. Sämtliche neuen Telephonanschlüsse müßten über das Poftamt Zeuthen und infolgedessen über das Fernamt geführt werden. Für die Geschäftswelt und das Aufblühen des Ortes ein fehr großer Nachteil.
8. Die Grundbefizer verlieren die Möglichkeit, in die städtische Feuersozietät aufgenommen zu werden bzw. darin verbleiben zu können. Da die Feuersozietät gegenüber anderen Bersicherungen ganz erhebliche Vorteile aufweist und bedeutend billiger ist, so entsteht den Hausbefizern ein großer Nachteil.
9. Die Hoffnung für Schmödwig, einmal Ranalisation zu erhalten, muß dann für ewig begraben werden.
Gegen diese Argumente fonnte in der Diskussion nichts wesent liches vorgebracht werden. Das einzige, was erwidert wurde, war die ständige Betonung, daß diefes oder jenes immer noch nicht" geleistet sei, wobei die Diskussionsredner offenbar vergaßen, daß es anderen Orten und Gemeinden in der Inflation ficher Beifall fand jedenfalls Bürgermeister Kohl mit seinen Mitteilungen nicht besser, wenn nicht schlechter gegangen ist. Ungeteilten über die bevorstehenden und in Angriff genommenen Arbeiten. Alles in allem: jede Leistung Groß- Berlins für seine Bororte wird die Gefahr einer Los- von- Berlin- Bewegung immer mehr zurückdämmen, bis sie in furzer Zeit ganz zurüdgetreten sein wird.
Die Tat des Unterwachtmeisters Müller. Der Unterwachtmeister Müller von der 3. Hundertschaft Neufölln, ber, wie wir mitteilten, nach einem Morde an seinem Borgefeßten, sich selbst erschoß, hatte sich am 16. Juli vormittags frank gemeldet und wurde nach ärztlicher Untersuchung frant geschrieben. Er mußte infolgedessen seine Wohnung aufsuchen. Müller hat das nicht getan, fondern, anstatt nach Hause zu gehen, ging er in die Kantine und fing dann an zu trinken. Bon seinem ihm vorgesetzten Hauptwachtmeister Willbrandi angetroffen, wurde er wegen feines pflichtwidrigen Berhaltens zur Rede gestellt und zum BereitSchaftsführer geführt, der ihn anwies, nunmehr nach Hause zu gehen. Müller befolgte auch diese Aufforderung nicht, sondern fehrte wieder in die Kantine zurüd. Dort wurde er nach anderthalb Stunden von Willbrandi wieder angetroffen, aber nicht angesprochen. Müller wandte sich nunmehr an Willbrandt und machte ihm Bor würfe wegen feiner vorhergehenden Meldung. Als Wilbrandt darauf nicht einging und ihm nicht antwortete, zog Müller feine Dienstpistole und ichoß illbrandt erst durch den Arm und dann durch den Kopf, worauf sofort der Tod eintrat. Dann richtete Müller die Waffe gegen sich selbst. Auf dem Transport nach der Revierstube verstarb Müller in wenigen Minuten. Willbrandt mar erft feit vier Monaten verheiratet. Müller war verlobt. Angeblich hat zwischen der Frau des Willbrandt und der Braut des M. aus früherer Zeit eine Rivalität bestanden. Es ist möglich, daß das für Müller den Anlaß zu der plöglichen Tat gegeben hat.
Mit der schweren Selbstbezichtigung, in der vergangenen Nacht im Grunewald eine Frau ermordet zu haben, stellte sich auf der Wache des 219. Reviers in Tempelhof ein Mann von etwa 25-28 Jahren. Er weigert sich, weitere Angaben zu machen und auch seinen Namen zu nennen. Nach Papieren, die man in feinen Taschen fand, handelt es sich um einen Hermann Gärtner aus der Kaiferallee 173. Der Mann wird heute nach dem Polizeipräsidium gebracht werden. Bisher ist nichts weiter aus ihm herauszufriegen. Was an der Selbstbeschuldigung ist, steht noch dahin.
Großfeuer tam am Mittwochabend in Tempelhof in der Straße an der Ringbahn zum Ausbruch. Weithin sichtbarer euerschein wies der Feuerwehr den Weg zur Brandstelle, wo ein großer Schuppen mit Futtervorräten völlig in Flammen stand. Die Wehr mußte mit mehreren B und C- Rohren von Motorsprizen fräftig föschen, unt des Feuers Herr zu werden. Der Schaden joll bebeutend fein. Die Entstehung ist noch nicht geflärt.
Ballonlandung auf dem Tempelhofer Feld. Heute vormittag Chemnit", der der Chemniger Vereinigung für Luftschiffahrt gegen 8% Uhr landete auf dem Lempelhofer Feld der Freiballon gehört und in Riesa an der Elbe aufgestiegen war. Der Ballon, der brei Bassagiere an Bord hatte, wurde von Robert Petschom geführt. Der Ballon war in der vergangenen Nacht um 12½ Uhr aufgestiegen, hatte also eine Fahrt von a chi Stunden hinter sich.
Eine Fabrik niedergebrannt.
In den großen Industrieanlagen der Gesellschaft für Feldbahnen Industrie Smofchewer 11. Co. in Schmiedefeld bei Breslau brach ein Großfeuer aus, durch das fast das gesamte Unternehmen vernichtet wurde. Die Höhe des Schadens ist noch unübersehbar. Hunderte von Arbeitern haben für die nächste Zeit ihre Arbeitsstelle verloren.
Freiballontalaftrophe im Kanal. Eine Schaluppe ist mit den Infaffen eines im Kanal gefcheiterten Freiballons in Boulogne sur Mer eingelaufen. Der Freibalion war am 14. Juli in Paris aufgestiegen und längere Zeit durch den Sturm zwischen der französischen und englischen Küste hin und her geworfen worden. Am Morgen bes 16. Juli berührte er den Meeresspiegel, doch wurden die Luftschiffer, die vollkommen erschöpft waren, erst nachmittags von der Schaluppe gerettet.
Ein schweres Autoungiüd hat sich nach einer Meldung aus Mül hausen an der Schweizer Grenze ereignet. Ein Ausflugsauto, das mit etwa 10 Touristen besetzt war, stürzte einen steilen Abhang hinab, wobei vier der Insassen getötet wurden.
Wetter für morgen.
Berlin und Umgegend: Bunächst vorübergehende Wusheiterung, dann nicht wesentlich verändert. neue Bewöllungszunahme mit wahrscheinlich folgendem Regen, Temperatur
heiterung neuerdings von oftmärts fortschreitende Tribung mit leichten: Deutschland : In der westlichen Hälfte Deutschlands nach furzer AufRegenfäßen. In der östlichen Hälfte trocken und ziemlich heiter.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
5. Kreis Friedrichshain . Jungsozialisten und SAJ.! Heute, Donnerstag abend, Ta Uhr, im Jugendheim, Tilsiter Str. 4/5, Distussionsabend.