Kreise von GetreÄe proiwKerendeu Grundbesitzern das Leben zu erleichtern? Brot ißt alle Welt: der Reiche wie der Wohlhabende, wie der Arme und Aermste; freilich mit einem Unterschiede. Wem es feine Mittel erlauben, der ißt eine Speisekarte von vielen Gängen herunter, und das Brot spielt in seiner Ernährung nur eine ganz untergeordnete, so etwa die aller- letzte Rolle: und wem es seine Mittel nicht erlauben, dessen Speisenfolge besteht aus Brot und nochmals aus Brot, und oftmals aus trockenem Brot, und daraus ergibt sich, daß die Wohlhabenden und die Reichen für die Not der agrarischen Getreideproduzenten in kleinem, in recht geringem Umfange spenden und daß die weniger Bemittelten und die Aermsten zum besten der Getreide verkaufenden Landbesitzer die größten Opfer zu bringen haben; also eine Politik, von der man mit vollem Recht behaupten kann, daß sie die Aermsten zwingt, die Getreide Verkaufenden mit Almosen, die durch das Gesetz und durch den Hunger der Aermsten fixiert sind, zu unter- stützen. In einer modernen Demokratie eine erstaunliche Politik! Können eine solche Politik die demokratischen Elemente des Zentrums und die Demokraten mitmachen, die ihre wirt- fchastlichen Anschauungen auf Bamberger , auf Barth , auf Broemel. auf fforckenbeck zurückführen, der in der Aera der Bismarckschen Getreidezölle in dem Saale des Zoologischen Gartens dem Bürgertum zur Abwehr der Getreidezölle zuriefen: Auf die Schanzen, auf die Schanzen! Und was wird derantifemitischeHeerbann tun, diese Hilfstruppe der Reaktion, die in ihrer Firma das Wort „sozial" führt, und die nun vor die Frage gestellt ist, ob sie ihre soziale Gesinnung in Anlehnung an das Agrariertum durch Verteuerung der ganz unentbehrlichen Lebensmittel be- tätigen will. Und die G r o ß i n d u st r i e, die weiß, daß Brotverteue- rung schwere Lohnkämpfe nach sich zieht? Diese gefährliche innere Lage scheut sich das Ministerium und der Herr Minister Kanitz nicht heraufzubeschwören, während in London die Demokratien des Westens über die internationale Zukunft Deutschlands das letzte Wort sprechen wollen. O profunde Staatsweisheit!!
Es geht ihnen nicht schnell genug! Die Agrarier fordern unverzügliche» Kampf. Die Agrarier und ihre Presie haben behauptet, daß sie von der Schutzzollvorlage der Regierung überrascht worden wären. Das hat ihnen kein Mensch geglaubt. Nun finden sie, daß die Regierung ihre Geschäfte nicht mit der nötigen Eile besorgt. Die„Deutsche Tageszeitung" beschwert sich darüber, daß die Zollvorlage der Regierung von der Tagesordnung der letzten Reichsratssitzung abgefetzt worden ist. Ginge es nach ihren Wünschen, so würde die Vorlage im Reichsrat durch- gepeitscht, um dann, noch vor den Gutachtengesetzen, im Reichs- tage möglichst im summarischen Verfahren durchgedrückt zu werden. Daran haben die Agrarier nicht nur ein Wirtschaft- liches, sondern vor allem auch ein politisches Interesse. Die„Deutsche Tageszeitung" schreibt: „Melchzeitig muß man die Stellungnahme des Zen- trums in Preußen zur Hauszins st euer beachten. Dort drohte infolg« der Ablehnung der Hauszinssteuer durch das Zen- trum die große Koalition aus dem Leim zu gehen. Der Antrag Herold auf Vertagung der Entscheidung hat die politische Krise einst- weilen noch einmal vermieden, aber dies auf Kosten der Landwirt- schaft, die sich nun bis zum Herbst in der ewigen Beunruhigung darüber befindet, ob zu all den anderen Steuerlasten auch noch diese ungerechteste aller Sondersteuern hinzutreten soll. Wie auf diese Weise die Landwirtschaft alle Kräfte für die Produktionstätigkeit freimachen soll, ist absolut unerfindlich. Hält man alle die genann- ten Vorgänge zusammen, so ergibt sich das Bild, daß scheinbar auf dem Wege der Maulwurfstaktit und entgegen den Interessen der Landwirtschaft die Auseinandersetzung mit der Sozial- demokrati« über die brennendsten innerpolitischen
Yasmin. Erlebtes aus einem Franeugefängnis. Von Käte Lucie Günther. i' Heiß brennt die Iulisonne durch das hochgelegen« Fenstergitter. In schwerer Drillich-„Uniform"— das blautarierte Halstuch in vorgeschriebenen Falten fest um den Hals gelegt— hockt die junge Strafgefangene Hilde Bergcdorf über dem Stickrahmen. Sonnenveflexe spielen über den tief gebeugten Nacken.— Bunte Seidenfäden glitzern auf. Blum« um Blume erblüht. Erblüht zu leuchtendem Leben. Der schwarzgewichste Asphaltboden glänzt— die getünchten Wände blenden in weißer Glut. Lautlose, brütende Stille. Hilde Dergedorf zählt die Stiche. Zählt die Schläge der Turm- uhr, die ihrer Arbeit Richtpunkt geben. Sie konzentriert ihr« Ge- danken auf das Pensum, das zwischen den Schlägen geschafft sein muß. Und betäubt so die Fragen ihrer Seele. Betäubt die Zeit— die Stunden, die Tage. Aber die Nächte! Die endlos langen Nächte, die keinen Schlaf geben. Wo der Mond gespenstische Schatten über Wand und Asphallboden wirft— wo sein grausam kaltes Licht alle Dinge so deutlich macht. Mit wachen Sinnen horcht Hilde Bergedorf da auf die schlürfen- den Schritte der Nachtwache— wartet sie auf das Auge, das rev-i- dierend durch den Spion spähen wird. Und zergrübell ihr junges Hirn. Die Gedanken, die nicht durch Arbeit betäubt werden können, quälen— irren wild durcheinander— finden kein Ziel. Di« in verzweifelter Not begangene Tat— die gesetzmäßige Strafe dafür— oersperrt alle Wege. Es gibt kei» Zurück. Reue Weg« suchen? Hilde Bergedorf läßt den Kops sinken: sie hat keinen Mut mehr. Zu viel liegt zerbrochen. -i- Jasmin. Im Zellenbureau der Werkmeisterin steht ein weißblühender Zweig. Die strafgefangenen Frauen werden zur Freistunde geführt. Be- vor sie einzeln aus den Zellen herausgeschlosien sind, müssen sie, in vorgeschriebener strammer Haltung, beide Arme an den. Seiten her- unter— das Gesicht der Wand zugekehrt— neben dar Eisentür ihrer Zelle stehen und den Befahl der Aufseherin:„Abtreten!" er- warten. In abgemessener Distanz, im gleichen Takt, schreiten sie den langen Korridor entlang. An der offenen Tür der Werkmeisterin vorbei. Für Sekunden umschwebt em� leiser, zarter Duft ihr« Schläfen.•■"■■■
und wirtschaftlich en Fragen zd calendas graecas verschoben werden soll. Beliebt man diese Taktik wirklich bis zum Ende durchzuführen, dann käme ein solches Verhallen einem Betrug gegenüber der Landwirtschaft gleich." Die Agrarier fordern also nicht nur die Durchpeitschung der Schutzzollvorlage, sondern den entschiedensten Kampf gegen die Sozialdemokratie! Das ist der Zweck der Uebung: die Schutzzollvorlage ist als P ro v o- kation der Sozialdemokratie gedacht, um den Kampf der Rechten auf der ganzen Linie einzuleiten. Das geht den Deutschnationalsn nicht schnell genug. Sie möchten hinter diesem Kampf die außenpolitischen Fragen verschwinden lassen. Daher die Eile. Wie können sie es aber als„Betrug an der Landwirtschaft" empfinden, wenn die Re- gierungsparteien, vor allem das Zentrum, nicht auf ihren Wunsch unverzüglich die Preußenkoalition sprengen und im Reich den Kampf gegen die Sozialdemokratie eröffnen, um den Regierungseintritt der Deutschnationalen vorzubereiten? Liegt denn ein Versprechen, ein Handel auf Gegenseitigkeit, ein Bündnisvertrag, der„die brennendsten innerpolitischen und wirtschaftlichen Fragen" miteinander verquickt, vor?
�völlig geschästsungewanüt/ Exzellenz von der Goltz meldet sich. Es hat einig« Zeit gedauert, aber immerhin, wir stellen mit Vergnügen fest, daß Seine Exzellenz, der Kommandierende Bs- neral o. D. Freiherr von der G o l tz, es doch für richtig geholten hat, auf unsere Feststellungen über den„Luftfahrerdant-Skandal" zu reagieren. Er läßt uns durch seinen Anwalt Dr. Alsberg ein Schreiben zugehen. In diesem Schreiben wird an uns das Per- langen gestellt, wir sollten die Bezeichnung„Schurke" zurück- nehmen, und es wird allen Ernstes von uns angenommen, daß auch wir uns„dieser Notwendigkeit nicht verschließen werden", wenn wir folgende Tatsachen des Falles berücksichtigen: „Jeder, der Exzellenz von der Goltz kennt und auch in die Der- Hältnisse der Luftfahrerdank G. m. b. H. und des Luftfahrer E. V. Einblick genommen hat, wird bestätigen, daß es ganz ausgeschlossen ish daß Exzellenz von der Goltz darauf ausgegangen, unter dem Deckmantel der Fürsorge für verunglückte Krieger oder ihrer Hinter- bliebenen sich zu bereichern. Der Luftfahrerdank-Berein, für den Exzellenz von der Goltz als Präsident allein verantwortlich gemacht werden kann, hat sein« Ausgaben unter strengster Kontrolle fach- verständiger Persönlichkeiten solange Exzellenz von der Goltz an der Spitze stand, einwandfrei erfüllt. Kein Pfennig ist von den Geldern, die dem Verein zuflössen, seinem Zweck entfremdet worden. Di« Luftfahrerdank G. m. b. H. ist dagegen von Auffarth, der als Geschäftsführer allein verantwortlich war, der als Kaufmann gegen. über dem völlig geschäftsungewandken General von der Goltz feine Geschäftsführung völlig zu verschleiern verstand, allmählich für seine persönliche Bereicherung benutzt worden. Di« Geschäft«, die die G. m. b. H. macht« und von denen Freiherr v. d. Goltz erfuhr, konnten nicht beanstandet werden und sind mit voller Kennt- nis der beteiligten Behörden, namentlich des Kriegsministeriums während der Krjegszcit abgeschlossen worden. Große Gewinne ergaben sich hierbei aus einem Geschäft, das die G. m. b. H. im Auftrage des Kriegsministeriums über Wien mit Rumänien vermittelte, und zwar zwecks Verpflegung des Feldheeres. Von diesen Geldern, die also aus dem Ausland gekommen sind und die nicht dem deutschen Volksoermögen oder gar Sammlungen entstammen, hat Freiherr von der Goltz eine größere Summe al» ihm zustehende Dividende erhalten. Er Hot unmittelbar darauf veranlaßt, daß die G. m. b. H. nichts mehr von ihrem Reingewinn erhielt und alles fernerhin an den Luftfahrsrdank E. B. zu gemeinnützigen Zwecken abgeführt werden sollte. Nicht nur der Beschluß des Gerichts hat zu erkennen gegeben, daß Exzellenz von der Goltz keine Gemeinschaft mit den Verfehlungen des Auftarth Hab«, sondern auch diejenige Person, die mit der Verfolgung der Sache betraut worden ist, hat ousdrück- lich anerkannt, daß Exzellenz von der Goltz nicht der geringst« Vor- wurf zu machen sei, zumal da Auffarth mit seinen Veruntreuungen schon zu einer Zeit begonnen hat, als Exzellenz von der Goltz im Felde war."
Hilde Bergedorf hemmt ihren Schritt. Der Blick ihrer er- loschenen Augen belebt sich, bleibt mit ungläubigem Staunen auf dem Blütenzweig haften. Sie atmet den Duft in sich hinein— atmet mit zitternder Freude. Und— steht wie im Traum. Die Werkmeisterin beobachtet ungesehen die Wandlung dieser sonst so herb verschlosfmen Seele. Di« Aufseherin ruft mit erhobener Stimm«:„Abtreten!" Vom Fenster aus belauscht die Werkmeisterin den Kreislauf der Frauen. Es scheint ihr, als wäre die Haltung der Bergedorf nicht mehr so hoffnungslos— als lösten sich ihre Schritte nicht mehr so schwer, so müde von den Steinen. Es scheint ihr, als zittere ein suchendes Fragen um den verbitterten, jungen Mund. Und die Wertmeifterin nimmt den Zweig und trägt ihn in Hildes Zelle. Mit einem leisen, tief gütigen Lächeln legt st« ihn auf den schmalen Arbeitstisch, Dicht neben den Stickrahmen. Bielleicht--- Nacht. Der Mond spielt blausilberncs Licht über die Zelle. Hilde Bergedorf hält den Zweig in gefalteten Händen. Mit geschlossenen Augen atmet sie den Duft der weißen Blüten. Ihr innerer Blick schaut in ferne Weiten. Lang Vergessenes lebt auf: Heimat— Garten der Kindheit— Jasmin. Mutter! Zllles verzeihende Liebe. Erlösende Tränen betauen den Zweig— gefaltete Hände heben ihn zum Mund— zitternde Lippen küssen die weißen Blten. Eine arm« Seele hebt die Flügel.
Eine Medaille zum 3. August. Zur Feier für die Kriegsopfer des deutschen Volkes, die am 3. August aus Anlaß der 10jährigen Wiederkehr des Emtritts Deutschlands in den Weltkrieg begongen werden soll, ist im Austrage der Reichsregierung eine Erinneru ngs Medaille ausgeführt worden. Ihr Entwurf stammt von dem Berliner Bildhauer Eberhard Enck«, die Aus- führung in Bronze hat die Bildgießerei Gladenbeck A.-G. über» nommen. Die Medaille drückt den Gedanken aus, daß der Opfertod Kräfte des Lebens in sich trägt. Dargestellt ist«in aufstrebender Körper, der sich über einem tot nach unten sinkenden zwischen Strahlen erhebt. Di« Rückseite trägt aus einem dreieckigen Schilde die In- schrift:„Dem lebendigen Geist unserer Toten 1914/18." Zur Reform des Slrasoottzuges. Ueber die erst« Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Reform des Strafvoll- z u g« s. die am 18. und 19. Januar d. I. in Eisenach stattfand, be- richtet in der„Monatsschrift für Kriminalpsychologie" ihr Sekretär Dr. Zirter. Der Strasvollzugspräsident Dr. Finkelburg- Berlin hielt einen Dorttag über„Anregungen zur Strafvoll- zugsreform". Zum Gegenstand seiner Ausführungen machte
Soweit das Schreiben des Anwalts, das wir„aus Gründen der Loyalität" und im eigenen Interesse in seinem ent- scheidenden Teil« wörtlich zum Abdruck bringen. Niemand, der dieses Schreiben mit der früher veröffentlichten Berichtigung der Exzellenz und unseren eigenen Erläuterungen vergleicht, wird ei- warten können, daß auf Grund dieser neuen Angaben wir irgend etwas von dem zurücknehmen, was wir über diese Art von Geschäfts t L ch t i g k e i t oder— wie es der Anwalt euphemistisch ausdrückt—„völlige Geschäftsungswandtheit" gesagt haben. Dar General von der Goltz hat sich mit dem Geschäftsführer Auffarth zusammen als alleiniger Gesellschafter an einem Unternehmen beteiligt, dessen Firma Wohltätigteits- charakter bei Uneingeweihten vortäuschen mußte, das aber in Wirklichkeit ganz gewöhnlichen Schiebergefchäften diente, die sich von anderen Schiebergeschäften höchstens dadurch unterschieden, daß sie„mit voller Kenntnis der beteiligten Be- Hörden, namentlich des Kriegsministeriums, während der 5driegszeit abgeschlossen wurden". Aus diesen Geschäften hat General von der (Britz „eine größere Summe als ihm zustehende Dividende erhalten". Die statutengemäßen Bestimmungen, daß der Rein- gewinn an den Luftfahrerdank E. V. abzuführen sei, ist nicht innegehalten worden. Der Anwalt des Herrn General legt Gewicht daraiuf, zu betonen, daß die kaiserliche Exzellenz a. D. nicht als „Schurke" bezeichnet werden dürfe. Als Ausweg bleibt ihm nur die Ausrede übrig, daß der General„vollständig geschäftsungewandt" gewesen sei. Es mag sein, daß diese Charakteristik zu Recht be- steht. Was konnte dann einem kaiserlichen Kommandierenden General oeranlassen, sich neben seinen doch beträchtlichen Ve- zögen an einer solchen Firma überhaupt zu beteiligen und„eine größere Summe als die ihm zustehende Dividende" in Empfang zu nehmen? Wir haben dafür keine Erklärung, die sich mit dem offiziellen Ehrenkodex in Einklang bringen läßt, und die Oeffent- lichkeit wird auch kern« Erklärung haben. Di« Oeffentlichkeit wird es darum auch begreifen, wenn wir bei unserer Charakteristik bleiben. Im übrigen interessiert ja bei der ganzen Angelegenheit viel weniger die Person des Freiherrn von der Goltz als das System. Geschäfte, die mit Genehmigung der Behörden„zwecks Verpflegung des Feldheeres" im großen Umsang betrieben wurden und bedeutende Gewinne abwarfen, gehörten zweifellos zum ganzen System. Der Deckmantel der Wohltätigkeit verbarg ein ganzes System von Beziehungen, Kombinationen und Zu- sammenhängen zwischen Behörden, hochgestellten Persönlichkeiten und geschäftstüchtigen Schieberkreaturen, das für alle Beteiligten Tantiemen, Dividenden und Reingewinne zur Ge- nüge abwarf. Derweil hungerte und darbte dos Volk. Die gleichen Kreise, die damals von seiner Rot lebten, empfehlen sich jetzt von neuem als Retter. Ihre heuchlerilch-vsrlogene nationalistische Agi- tatton verschleiert nur mühsam die Sehnsucht nach der Wiederkehr solch herrlicher Zeiten!
Thüringer Nückwärtskurs. Massenweise Ausgemeindungen. Weimar , 18. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Die Aufhebung der Verschmelzung von Gemeinden, die vom ftüheren Minister Hermann ausgesprochen worden war, beschäftigte den Thüringer Landtag in einer Sitzung von außerordentlicher Länge. Di« umfangreiche Vorlage, deren Beratung am Donnerstag, vor- mittag 9 Uhr, begann, konnte bis Freitag morgen gegen 4 Uhr trotz der nur kurzen Pausen nicht verabschiedet werden. Da aber die Regierungsparteien und vor allem der Landbund die Ausgemeindung von über 300 Ortschaften vollzogen haben wollten, ging der Landtag nichl in Ferien, sondern setzte heute vormittag 10 Uhr seine Tagung fort. Die sozialdemo- kratische Fraktton brachte im Laufe der Beratungen in der Nacht- sitzung zum Ausdruck, daß es ausgeschlossen sei, die Ausgemeindungen in einer einzigen Sitzung zu erledigen und beantragte gegen Mitter- nacht Vertagung der Sitzung. Allein der Landbund war dagegen und so kam es, daß der Landtag sich erst gegen Morgen ent- schloß, eine neue Sitzung stattfinden zu lassen, da auch das Land- tagspersonal nicht mehr recht in der Lage war, den Dienst zu tun.
er die Reichsgrundsätze für den Dollzug von Freiheitssttafen vom Jahre 1923. Die Ausschaltung des Vergeltungsprinzips, die Hervor- Hebung des Erziehungsgedantens, die Anerkennung der Kollektivschuld und des Progressiosystems im Strafvollzug sind nach seiner Ansicht im großen und ganzen diejenigen- Moment« in den neuen Reichs- (Grundsätzen, die gegenüber dem Früheren«inen Fortschritt bedeuten. In der Aussprache waren alle Anwesenden darüber einig, daß der Gesangen« zur Selbständigkeit erzogen, zum Kampf um das Dasei» befähigt, seelisch gefestigt, körperlich ertüchtigt und mit Berufskennt- nisfen ausgerüstet werden müsse. Dies alles fetze aber das Pro- gressiosttassystem und die Anstellung besonders erzieherisch veranlag. ter und ausgebildeter Strafvollzugsbcomten voraus. Das zweite Referat behandelte das Problem der Uebergangsstationen für Strafgefangene. In ihnen sollen Gefangene aus der besten Führungsklasse unter freieren Bedingungen, selbst bei Be- schästigung außerhalb der Anstalt, sich allmählich an die ihrer harrende Freiheit gewöhnen. Die Tagung fand ihren Abschluß in der Aufstellung folgender Forderungen: Das Rechtsverhältnis der Ge- fangenen im Sttafoollzug müsse gefestigt, das Progressivsystem all- gemein durchgeführt und eine völlige Umstellung der Sttafvollzugs- beamten verwirklicht werden. An der Tagung nahmen nur 24 Per- sonen teil. Die Tätigkeit der Arbettsgemeinfchaft zur Resorm des Sttafvollzugs ist wie im öffenllichen, so auch im Interesse der Ge- fangenen zu begrüßen und wird zweifelsohne auch auf das gesamte deutsche Gefängniswesen befruchtend wirken. R. Möwen mit Elmsfeuer. Vor einiger Zeit tonnte man am Ge- fisder fliegender Vögel Leuchterscheinungen wahrnehmen, die auf eine ganz eigenartige Entstehung zurückzuführen sind. Di« Beob- achtungen wurden von Prof. Kirschmann in Westerland auf Sylt, und zwar während eines Gewitters gemocht, das sich stundenlang immer wieder periodisch verstärkte und abschwächte. So oft eine neu« Verstärkung einsetzt«, begann eine Schar von Möven ganz be- sonders erregt zu schreien, und da es mittlerweile dunkel geworden war, sah man, daß die Vögel auf Schwanz, Schnabel und Flügel- spitzen kleine violette Flämmchen trugen. Das Leuchten dauerte jedesmal einige Minuten und war die Ursache des erregten Geschreis der Vögel. Nach dieser Beobachtung stellt das Leuchten des Gefieders jedenfalls eine Erscheinung dar, die etwa dem St. Elmsfeuer ähnlich ist. Während eines Gewitters kann man in der elekttischen Spannung der Luft jeweils große Unterschiede feststellen. Wenn die Vögel also z. B. im Flug aus einer Gegend, deren Atmosphäre stark elektrisch geladen war, in«ine Lufffchicht mit geringerer Ladung gelangten, so war die erste Folge, daß sich der Spannungsunterschied alsbald ausglich, und da die elekttisch« Entladung vor allem an den Körper- enden stattfindet, so war das Ausströmen der Elekttizitöt in Form der kleinen Flämmchen denn auch am stärksten an den Federspitzen sichtbar. Andererseits wäre es allerdings auch möglich, daß die Flämmchen durch die in den Federn des fliegenden Bogels erzeugte Reibungselektrizttät entstanden. Da« größte Kloo Europa ». Im DoNSHause der Stadt DetccZburg soll im nächsten Jabre ein Kino eröffnet werden, welche» da» größte in Europa sein wurde, lh« Zuschauerraum- ff» BollShauie gilt aÄ der zweitgröstt Saal dieser Art der Welt: