Was in dieser Dauersitzung des Thüringer Landtages beschlossen wurde, war einfach ungeheuerlich. Mitschastlich schwache Gemeinden, wurden ohne Gründe, und Gemeinden, zwischen denen räum- liche und wirtschaftlich« Zusammenhänge bestehen, trotz der War- nungen der Regierung und der Einwände der Sozialdemokratie aus- gemeindet. An einigen Stellen rief das rigorose Vorgehen des Land- bundes den Widerspruch der Deutschnationalen und der Demokraten hervor. Di« Ausgemeindung von Gemeinden, die Städten ange- schlössen waren, wurden mit geringer Mehrheit angenommen. Diese Veschlüss«, die ein« Hemmung der Entwicklung der Städte bedeuten, wurden durch Pfuiruf« der Linksparteien ge- kennzeichnet. Es ist zu erwarten, daß der Landtag nunmehr heute seine Tagung beendet und erst rmeder im September zusammentritt.
Republikanische Tage. Erfreulicher Vormarsch i» Westpreuften. Vor einigen Tagen fand hier«in« Gedenkfeier an die Abstimmung des westpreußischen Gebietes über fein« Staats- Zugehörigkeit statt. Die Feier wurde unter freiem Himmel unter Beteiligung der gesamten Bevölkerung abgehalten. Nur die Kommu-� nisten hatten eine offizielle Beteiligung abgelehnt. Neben den Fahnen der bürgerlichen Dereine, besonders auch der schwarzweiß- roten Monarchistenfahne, waren zum ersten Male in grösterer Zahl auch die Flaggen der Republik zu sehen.„Reichsbanner Schwarz- Rot-Gold" hatte seine Mitglieder in großer Zahl aufgeboten und auch die Gewerkschaften Marienwerders waren mit ihren Bannern voll- zählig angetreten. Die Feier erlitt allerdings eme unliebsame Störung dadurch, daß der Kommandeur der anwesenden Reichs- wehrkompogni« während der Festrede plötzlich abmarschieren l-eß. Anlaß dazu boten ihm einig« Zwischenrufe, die der als Zuschauer anwesende Führer der hiesigen Kommunisten machte. Einmal hatte er gerufen„Brest-Litowsk " und ein andermal„Jnter- nationales Großkopital". Diese Zwischenruf« erschienen dem Führer der Reichswehr so staatsgefährlich, daß er mitten in der Feier feine Truppen abkommandierte, so daß man fast auf den Gedanken kommen konnte, der Kompagnieführer hätte die Zwischenruf« nur als äußeren Anlaß benutzt, um sich aus der Gesellschaft der Gewerk- schasten mit einigem Grund entfernen zu können. Bei einer Versammlung des„Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold" am Nachmittag, in der Rechtsanwalt Bärensprung- Mogde- bürg über das siegreiche Fortschreiten des republi» kani s che» Gedankens sprach, bezeichnete der Vorsitzende die Zwischenrufe des Kommunisten als grobe Taktlosigkeit. In Zu- kunft müsse man dafür sorgen, daß die Kommunisten von diesen Kundgebungen ausgeschlossen würden, wenn sie nicht vorher zu- sicherten, daß solch« Taktlosigkeiten unterblieben. Die Republikaner Westpreußens legen überhaupt großen Wert darauf, sich öffentlich zu zeigen. In dem kleinen Städtchen Rie- s e n b u r g(SlXll) Einwohner) veranstalteten st» vor kurzem einen großen republikanischen Tag, der Taufende von Test- nehmern aus Ost- und Weftpreußen zusammenführte. Anlaß dazu bot die Bannerweihe der Ortsgruppe des„Reichsbanner„Schwarz- Rot-Gold", bei der der frühere thüringische Minister Freiherr v. Brandenstein die Festrede hielt. Aus Marienburg, Königs- berg, Tilsit, Marienwerder, Deutsch-Eylau , Rastenburg und Elbing waren Delegationen des„Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" erschienen, um Fahnennägel zu überbringen. An dem Umzug durch die Stadt waren etwa ZlXXZ Personen beteiligt. Am Ehrendenkmal wurde ein Kranz niedergelegt, worauf der demokratische Landrat von Friedens- bürg aus Rosenberg ein« Ansprache hielt. Cm Begrüßungs- te leg ramm des Rei chs präs id.e nte.n ujurde unter stürmischem Beifall perlesen. Di« auf- beste oerlaufen« Beronstaltung. bei der die republikanischen Fahnen in großer Zahl gezeigt, würden, war für das reaktionäre Westpreußen ein Ereignis. Das geht am besten aus der Haltung der reaktionären Ortspresse hervor, die mit sauersüßer Miene die unerwartet groß« Teilnahm« feststellen mußte. Für die Republikaner ober war die Kundgebung ein neuer Beweis dafür, daß sie sich nur zu zeigen brauchen, um ihre Stärk« zu er- weisen. Rngeftellte unö Versicherung. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat folgende Interpellation eingebracht: Auf Grund des Ermächtigungsgesetzes vom 8. Dezember 1S2Z (RGBl. I. S. 1179) hatte die Reichsregierung dem Reichsarbeits- minister in einer Derordnung vom 13. Februar 1924(RGBl, l, S. 62) im Artikel IV die Befugnis erteilt, „die bevor st ehende Wahl der Beisitzer in den Ausschüssen, Kammern und Senaten für Angestellienvcrsicherung dem Verwaltungsrat der Reichsversicherungsanstalt zu übertragen". Der Reichsarbeitsminister hat unter nachträglicher und deshalb mißbräuchlicher Anwendung der Ermächti- gungsverordnung am 28. Mai 1924 ein« von den Be- stimmungen de» Versicherungsgesetzes für Angestellt« abweichende Verordnung über die Wahl der Beisitzer in die Spruchbehörden der Angestelltenversicherung erlassen, indem er die Wahl der Beisitzer zu den Spruchbehörden dem Berwaltungsrat der Angestelltenver- sicherung übertragen hat, während sie nach dem Gesetz durch die Vertrauensmänner erfolgen muß. Diese Derordnung des Reichs- orbeitsmimsters vom 28. Mai 1924(RGBl. I, S. S12) kann nicht als rechtsgültig angesehen werden. Außer dieser zeitlichen Ueberschreitung des Ermächtigungsgesetzes ist zu beanstanden: Di« Dertrauensmänner, die nach der Anordnung de» Reichs- arbeitsministers fetzt den Berwaltungsrat neu wählen sollen, amtieren seit Anfang 1922, später, im November 1S22. hat da» Angestelltenversicherungsgesetz, soweit es sich um den Kreis der ver- sicherungspflichtigen Personen handelt, eine grundsätzliche und er- hebliche Erweiterung erfahren. Im Gegensatz zur früheren Fassung des Gesetzes sind durch die Novell « vom November 1922 viele Tausende von mechanisch tätigen Bureaukräften, von Gruppen der Werkmeister und der technischen Angestellten versicherungspflichtig geworden. Die lange Zeit vor dem Inkrafttreten dieser Novelle gewählten Vertrauensmänner können deshalb heute unmöglich o!» Wahlkörpcr für die Verwaltung und die Rechtsprechung der An- gcstelltenversicherung anerkannt werden. Um das Selbstverwaltungsrecht im Sinne der gesetz. lichen Vorschriften durchzuführen, ist zunächst erforderlich, daß Neuwahlen der Vertrauensmänner vorgenommen werden, an denen alle heute oersicherten Angestellten da. Recht der Teilnahme haben müssen. Wenn ober die Wahl der Beisitzer zu den Spruchinstanzen durch den Verwaltungsrat geschehen soll, dann muß dieser aus Urnxchlen der Versicherten hervorgehen. Was gedenkt die Reichsregierung zu tun, um 1. eine gesetzlich einwandfreie Wahl der Beisitzer zu den rechlsprcchenden Instanzen der Dersichcrung zu gewähr- leisten. 2. allen, auch den durch die Novelle vom 22. November 1922 neu in die Versicherung einbezogenen AngSstellien, ein« Mitwirkung bei den Wahlen zu allen Körperschaften der An- gestellte-i Versicherung zu ermöglichen.
Die Stellvertreter. Rings um Berlin , namentlich aber im Westen, gibt es eine große Anzahl von Villenkolonien mit hocheleganten Villen und hocheleganten Leuten, die in diesen Wochen all ihre Eleganz zu Hause im Stich gelassen haben und irgendwo in einem Badeort weilen. Zurückgeblieben sind als Hüter des Hauses und Stellvertreter der Herr- schaft die Portiers, die Kutscher und Eh a u f f e u r e. Wer die Verhältnisse in diesen hochhcrrschaftltchen Häusern und Villen kennt, der weiß, daß all« di«s« Porti«rs hochkonseroatioe Leute sind, wie die Herrschaften auch, mit Geld kann man sich alles beschaffen, auch deutschnattonal« oder deutschvölkische Portiers, Kutscher und Chausfeur«. Und bezahlt werden sie gut, diese Bedienten in den feinen Villen, und auch sonst fallen noch manche leckere Bissen vom Tisch der Herrschaft ab. Da geht bei diesen traurigen Kreaturen eigene Ueberzeugung zum Deibel, sie gehören zu der bedauerns- werten Schicht von Arbeitern, die um Geld die eigenen Brüder ver- raten, die sich hochkonseroativ gebärden und mit unsäglicher Ber- achtung auf die armen Arbeiter herabsehen, die mit ihrer Arbetts- kraft nicht auch zugleich ihr« Ueberzeugung an den Kapitalisten ver- kaust haben. Und nun kann man diese Leute als Stellvertreter der verreisten Herrschaften würdevoll und streng ihres Amtes walten sehen. Sie sitzen in den Gärten der Villen, wohin sie sich nicht wagen, wenn die Herrschaft zu Haus« ist. mustern kritisch die Vorübergehenden, und nichts kann sie mehr beglücken, als wenn«in Fremder sie für die Herrschaft ansieht und so anspricht. Ihr« ganze Strenge und Un- nahbarkeit aber beweisen s!« gegenüber den Armen und Notleiden- den. Wehe dem Bettler, der sich vor ihre Türen wagt und um ein wenig Essen barmt. Rücksichtslos läßt man die Hunde auf ihn los. Wehe dem Kind, das am Zaun vorüberstreichi und ein paar Blätter oder Blüten von den Sträuchern reißt, um«in wenig Frisches und Grünes in seine niedrige und dumpfe Stube mit heimzubringen. Wenn sie aber gut gelaunt sind, die Herren Stellvertreter, machen sie auch ihre Witz«. Einen Hauptspaß bedeutet e» für manche, arme, zerlumpte und barfüßige Proletarierkinder, die sich am Zaun die Nasen plattdrücken, um ein Stück der Herrlichkeit hinter dem Gitter mit den Blicken zu erhaschen, unversehens von oben bis unten naß- zuspritzen, wenn die Herren Stellvertreter gerade dabei sind, den Garten der hochherrschoftlichen Villa zu sprengen. Betrachtet man dieses Treiben, wxiß man nicht recht, ob man in Zorn geraten oder diese Uebermütigen bedauern soll, die ja letzten Endes auch nichts weiter sind als Opfer des alles verschlingenden Kapitalismus . Indessen, es gibt eine stark« Organisation der Por- tiers, der natürlich die hier geschilderten Helden und Herren Stell- Vertreter nicht angehören. Di« Organisierten aber sollten sich mal derartige„Kollegen" vornehmen und ihnen zeigen, was sich gehört und wie sie sich zu benehmen haben.
Ein geheimnisvolles Paket. Der Kutscher, der es verlor, wird gesucht. Ein schauriger Fund beschäftigt seit einigen Tagen die Kriminal- Polizei. Anz 4. Juli, abends gegen 9% Uhr, fand man an der Eck« der Dieffenbach- und Grimmstraß«, im Süden der Stadt, e i n großes Paket, dessen Hülle aus einem weißen Bettlaken bestand. Es enthielt ein Oberbett, ein Unterbett, zwei Kopfkissen, ein Damennachthemd und eine wollene Decke mit blauen Streifen. Niedergelegt war es ohne Zweifel von einem Kutscher, der kurz vor dem Auffinden an einem Brunnen an jener Ecke seine Pferde getränkt hatte. Die Sachen waren alle, besonders aber die Betten von Blut ganz durchtränkt. Professor Dr. Brüning vom Polizeipräsidium hat nun einwandfrei sestgestellt, daß es sich um Menfchenhlut handelt. Kleine Fleischteilchen, die sich an den Sachen befanden, erkannte er bestimmt als Menschenfleisch. Es steht außer Zweifel, daß in dem Bett'zeüg«in Mensch verblutet und gestorben ist. Das Blut mag wohl mehreren Verletzungen ent- strömt sein. Die Menge ist so groß, daß ihr Verlust unbedingt den Tod des Menschen zur Folge haben mußt«. Zur Aufklärung ist es in erster Linie erforderlich, den Kutscher zu ermitteln. Sem Wagen war mit zwei dunklen Pferden bespannt. Es handelt sich um einen Wagen mit Verdeck und fester Rückwand, der rundherum offen war. Die Rückwand bestand in ihrer oberen Hälfte aus unge- strichenen schon etwas verwitterten Brettern mit kleinen Ritzen. Die obere Hälfte war dunkelrot gestrichen und trug eine Firmenaufschrift in hellen Buchstaben. Wer dieses Gespann weiter beobachtet, ins- besondere wer gesehen hat, wo es am 4. Juli, abends 914 Uhr, aus- gespannt und untergestellt worden ist, wird ersucht, sich unverzüglich bei Kriminalkommissar Johannes Müller im Polizeidienstgebäude Magazinstr. 3— S, Zimmer 55, zu melden.
Warum noch immer Beherberguugssteuer? Zu dem gerade in der Reisezeit aktuellen Thema der Beher- bergungssteuer erhalten wir folgende Zuschrift, die die Frage in neuer Beleuchtung zeigt: Zweitausend Bäckermeister aus allen Gauen Deutschlands wollen sich einmas persönlich davon überzeugen, wie es in diesem schlimmen Berlin eigentlich aussieht. Und sie scheinen gründlich Borstudien ge- macht zu haben, denn mit aller Energie rücken sie schon aus der Ferne der Beherbergungssteuer zu Leibe. Wären das etwas weniger beleibt« Herren, dann war es wohl kaum hierzu gekommen, denn dann hätte man nur etwas näher zusammenrücken brauchen und die Ouartierfrag« wäre mühelos und billig gelöst gewesen. Heil uns, daß dem nicht so war und ist! Denn wer wider die Beherbergungs- fteuer kämpft, verdient Anerkennung und Mithilf«— nur eben nicht gerade dann, wenn es sich um den Ausnahmefall eines Bergnügungs- besuche? handelt... Viele Hunderttausende sind es, die schon von den üblen Wirkungen der Steuer betroffen wurden, und die Leute, denen es heute nach passiert, gehören nicht zu denen, die sich irgerrdeinmdl eine Reise leisten können. Es sind recht arm« Proletarier, die am meisten unter einer Einrichtung zu leiden haben, die weniger Luxushotels als gerade das eigentliche Herbergswesen berührt(daher auch der Name). Wie viel« Menschen kommen hierher um Arbeit zu suchen, wobei Arbeit manchmal wohl vorhanden und rascher als ein Dauerzimmer gefunden wird. Es kommen Leute aus Krankenhäusern(auch aus Gefängnissen, und letzterer sind nicht wenig), die es schwer haben, rasch bei einer Wirtn: unterzukommen. Wieder andere sind durch lange Arbeitslosigkeit ihrer Sachen verlustig gegangen, und selbst, wenn sie auf einmal zahlen könnten, nimmt man sie nicht so leicht privat auf. Daß in Berlin ein« ganz erschreckend große Zahl von Menschen ohne festen Wohnsitz ist, ist eine Tatsache, die im Polizei- Präsidium sehr wohl bekannt ist.(Wobei man dort auch sehr wohl weiß, daß es sich dabei nur zu einem geringen Prozentsatz um Leute handelt, die«in Interesse daran besitzen, keine feste Wohnung zu haben.) Es genügt für heute, folgendes festzustellen: All die Woh- nungslosen sind aui die Gasthöfe angewiesen. Dort für den Tag einen Preis von 3 M. zahlen zu müssen,.bedeutet schon die Grenze des Niedrigst-Erre ichbaren. Meist wird viel mehr verlangt und ein« Ermäßigung bei wöchnttlichem Aufenthalt gibt es nichb mehr— eben dank der Beherbergungssteuer. Es wäre sehr lohnend, einmal all die zahllosen Hotels um die Bahnhöfe herum kontrollieren zu können(ähnlich wie es die Fremdenpolizei macht, nur in anderem Geiste). Man würde überrascht sein zu erkennen, unter welch schweren Verhältnissen hier das P r o l e t a r i a t zu leben gezwungen ist. Und nichts liegt näher- als die weitere Erkenntnis, daß die heutigen Preiseocrhältnisie in den Gasthöfen, hervorgerufen durch die Beherbergungestcuer, die Obdachlosigkeit mit oll ihren schlimmen und schlimmsten Begleiterscheinungen begünstigen, ja förmlich dazu zwingen. Darum Kampf gegen die Beherbergung?»
st e u e r— aber vor allem da, wo wirkliche Dolksinteresscn in Be- tracht kommen! Daß dies der Fall ist, daß ganz böse soziale Miß- stände nach schleuniger Abhilfe verlangen, davon dürften diese wenigerr Zeilen schon genügend überzeugen.
Venn Feueralarm ertönt. Bereits vor einigen Wochen haben wir in einern besonderen Bei- trag die Tätigkeit der Berliner Feuerwehr und die ihr zur Verfügung stehenden Hilfsmittel bei Bränden, Unfällen usw. geschildert. Gestern fand nun in der Ha u p t f o ue r w c h r wa che in der Linden- straße eine offizielle Besichttgung der Hilfsmittel der Feuerwehr statt, zu der die Vertreter der Berliner Presse erschienen waren. In einem einleitenden Vortrag erläuterte Baurat Hammer zunächst das Meldewesen und erklärte, daß jeder Löschzug in Berlin zurzeit aus vier Fahrzeugen besteht, der Gasspritze, dsm Gcrätewagen, der mechanischen Letter und der Dampf- oder Motorspritze. Di« Gasspritze führt 399 bis 499 Liter Wasser in Behältern mit sich, kann also selbftändiq den Kampf gegen das Feuer so lange aufnehmen, bis Anschlüsse on Hydranten oder Brunnen hergestellt sind. Bei der Meldung von Kleinseuer rückt ein Zug, bei Mittelfeuer vier Züge aus. Bei Bräu- den in Warenhäusern wird sofort Mittelfeuer gemeidet. In- folge des Beamtenabbaus sind die Züge anstatt der bisherigen 29 Mann nur mit IS Man �.besetzt, was u. a. zur Folge hat, daß eine ordnungsgemäße Bedienung des Sprungtuchs bei Ausrücken eines Zuges ousgeschlosien ist, da hierzu 29 Mann gehören. Seit 1914 hat die Feuerwehr überhaupt kein« Rekruten mehr eingestellt und die Abgänge durch Tod und Pensionierung nicht mehr ersetzt. Die Groß-Berliner Berufswehr umfaßt zurzeit 2 5 Züge. Dem Vortrag folgte die Vorführung der ein- zelnen Wagen typen. Zunächst sah man das erste An» griffsfahrzeug, die Gasspritze, ,n voller Tätigkeit. Trotz der unzureichenden Besetzung von nur 4 Mann dauerte es kaum 199 Sek un den. bis d!« Spritz« nach Ankunft auf der fingierten Brandstätte Wasser gekm konnte. Bei dieser Gelegenheit wurde er- läutert, daß gegen das Inner« brennender Gebäude nur mit söge- nannten L-Schläuchen vorgegangen wird. Die A.» und B» Schläuche würden hier zu starken Wasserschaden anrichten. Es folgte der Gerätewagen mit Verbandskästen, Arbettsgerät aller Art, Werkzeugen, Wieoerbelebungsapparaten,� Fangleinen, Starkstrom- Werkzeugen, Fackeln aller Art, Sprungtüchern ufw Die mechanische Leiter wurde auf zwei Wagen vorgeführt, ebenso die Dampf- und Motorspritzen. Wenn auch die Dampfsprttze durch ihr« umständlicher« Inbetriebsetzung auf den ersten Blick ats die unpraktischere erscheint, hat sie doch den Vorteil größerer Saug- fähigkeit für sich. Größeres Interesse erregten auch die Vorführim- gen eines Feuerwehrmannes im F e u e r t a u ch a n z u g, der in- mitten eines von seinem Helm ausgehenden Wasserschleiers in«in brennendes Gelände eindringen kann. Den Beschluß machte die Darstellung der Feuerwehrtätigkeit bei Wassergefahr.
Ter Rahardt-Prozeft. Heute begannen in dem Prozeß gegen den früheren Ehrenober. meister und Präsidenten der Handwerkskammer , Karl Rahardt, die Plädoyers der Verteidiger. R.-A. Dr. Rötter betonte einleitend, daß es nicht Aufgabe des Verteidigers sei, einfach alle Schuld der An- geklagten in Abrede zu stellen. Vielmehr müsse der Verteidiger bestrebt sein, auch das anzuerkennen, was tatsächlich durch die Beweisauf- nahm« zuungunsten der Angeklagten sich ergeben habe. Der Betrug werde von der Anklag« darin erblickt, daß Karl und Erich Rahardt den Verwertungsgesellschaften und der Danziger Werst vorgespiegelt hatten, lxiß das Handwerk der Käufer sei, während es in Wirtlichkeit der Konzern war, der hinter Erich R. stand. In rechtlicher Beziehung lasse sich diese Belrugsanklage nicht halten. Bei Abschluß der Ver- träge war Erich R. von seinem Vater als Bevollmächtigter für die Vertretung der Hauptstell« bei dem Danziger Geschäft genannt worden. Der Verteidiger suchte dann in längeren Darlegungen alle Milderungsgründe für die Angeklagten, insbesondere für Karl Rahardt. hervorzuziehen. Nach dem ersten Verteidiger sprach für die übrigen' Angeklagten R.-A. Nauenberg. Das Urteil wird-am Moniag oder Dienstag gefällt werden.
Ueberfall eineS weiblichen Strafienräubers auf einen Mann Heut« früh gegen 4 Uhr überfiel die 24 Jahre alte wohnungslose Frieda Borngräber aus Küsttin an der Ecke der Teltower - und Groß- bserenstraße einen gewissen Otto Dubrow, der sich aus dem Wege nach seiner Wohnung am Tempelhofer Ufer befand. Sic schlug mit einem 599 Gramm schweren Hammer auf ihn ein und versuchte dem Ueberfallenen, als er taumelte, die Aktentasche zu entreißen. Der Ueberfallen« erholte sich aber in diesem Augenblick und hielt in« Tasche fest, so daß die Täterin, die die Flucht ergriff, von mehreren Passanten ergriffen werden konnte. Sie wurde dem 192. Polizer» revier und später der Kriminalpolizei übergeben.
Freibäder an der Oberspree. Während die Freibäder Grünau und Müggelsee an heißen Tage» übervölkert sind, bieten die weniger bekannten städtischen Bade- a n st a l t e n a n d e r O b e r s p r e e bei gleichem Eintrittsgeld immer noch reichlich Platz und sind obendrein bequem zu erreichen. Freibad Adlershof neben dsm Restaurant Neptunshain ist etwa 5 Minuten von der Haltestelle Oberspree der Spindlersfelder Bahn entfernt. Freibad O b e r s ch ö n e w e i d e ist von Berlin für 15 Pf. mit der Straßenbahnlinie 87 zu erreichen, die fast vor der Tür hält. Bon der Dahnstation Sadowa sind 15 Minuten Weg quer durch den schönen Wald. Beide Freibäder haben ordnungsgemäßen Rettungs- dienst und deshalb in den Iahren ihres Bestehens noch keinen ernst- haften Unfall zu verzeichnen gehabt. Die in letzter Zeit von der Oberfpre« gemeldeten Unfälle haben sich sämtlich beim wilden Baden außerhalb der Anstalten zugetragen. »Volk-und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Postauflage bei. 400 000 Goldmark bei einer Großbank veruntreut. Wie ein Berliner Mittagsblatt wisien will, sind bei der Darmstädter Notionalbank in Berlin Unterschlagungen aufgedeckt worden, die«ine Höh« von 499 999 Goldmark erreicht haben sollen. Di« Berwaltung hat erklärt, daß die Summe nicht so groß ist und daß die schuldigen Beamten bereits entlassen worden sind.
Schweres Eisenbahnunglück bei Mailand . Der Mailand— Nowarra Expreßzug hat in der Nähe der Station Riscaldina und Saronno einen schweren Unfall erlitten. Der Zug, der mit 59 Kilometer Geschwindigkeit fuhr, entgleiste, und die Wagen tippten um. Die Lokomotive, der Gepäckwagen und zwei Personenwagen wurden stvrk beschädigt. Drei Versionen, darunter der Lokomotivführer, wurden getötet, 39 Personen verletzt.
Sport. Die hometraiuer-Rennen im Schweizergarten Iciedcichshain(Am Königs» ter) brachten im EröffnungS rennen über 2 Kilometer den Sieg S t« l l b r i n k s vor Kubier(Schweiz ) und BouhourS(Frankreich ). Den zweiten Lau! um den.Drogen Preis vom Friedrichshain " holte sich T e ch m e r. Vwzelberg und Abraham folgten. Im B o r g a b e- fahren über 1 Kilometer war es B o u h o n r S. der 100 Meter Vorgabe hatte, veraönnt, als erster durchs Ziel zu fahren. Prämien im loKilometer-Prämienfahren trugen G u b l c r und A b r a- h a m beim, während das Rennen felbft von Weber gewonnen wurde. Im Schlugrennen, im 5 Kilometer-Mannschaftsfahren nach Art der Sechstagerennen, siegte die Mannschaft Pawkt-Abraha Moor Stellbrink-Gubler und Deber-Binzelberg.