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heutigen Zustand ist ein Element der Schwäche für 1 Unterwerfung. Also auch Höglund wird hinausgeworfen werden| die politische Arbeiterbewegung. müssen, und damit wird die Kommunistische Partei Schwedens, diese Jenseits aller weltrevolutionären Phantasien geht der ungeheure Avantgarde der Weltrevolution", von neuem ge­prattische Kampf um Reparationsregelungen und Lastenverfpalten". Die Krife der Komintern foll angeblich auf dem 5. Welt teilung, um Arbeitszeit, 3ölle, Steuern. Er fann fongreß überwunden sein, die Tatsachen zeigen, daß sie fort. nicht anders geführt werden als mit den Mitteln der politischen dauert und fortdauern muß. Demokratie und der gewerkschaftlichen Praxis. Was haben die Kommunisten in diesem Kampf um wirkliche Arbeiterinter­effen anderes beizutragen als reine Redensarten?

Es gab eine Zeit, wo ,, die bolschemistische Gefahr wenig­ftens als Druckmittel wirfte, um sozialdemokratische Forderungen durchzusehen, wo das Bürgertum aus Angst vor drohenden Räterepubliten" bereit war, dem gemäßigten Flügel der Arbeiterbewegung" Ronzeffionen zu machen. Dieſe Zeit ist längst dahin. Wollte heute jemand den Unternehmern durch Hinweise auf die Bolschemistengefahr" Zugeständnisse entlocken, sie würden ihm ins Gesicht lachen. Heute be= sorgt der Kommunismus als Zersplitterer der Arbeiterschaft die Geschäfte der Reaktion und wird dafür noch geprügelt!

Die Schule der Tatsachen ist hart und gründlich. Die Stunde fann nicht mehr fern sein, wo die Einsicht der Arbeiter­tlasse dieser Tragödie ein Ende macht, das einzige, das sie finden kann: durch die Liquidierung der kommu­ nistischen   Theorie und Politik

Komintern  - Säuberung.

Auf das große Schaugericht des Romintern- Kongresses in den zaristischen Prunkfälen des Moskauer Kreml   folgt jetzt eine Reihe fast tragikomisch zu nennender Nachgerichte. Die hohe Exekutive hat sich erneut versammelt und beschließt darüber, wer auf Grund der Beschlüsse des Weltkongresses aus der alleinseligmachenden Kirche auszuschließen sei. Die Zahl der Sünder ist groß, es gibt tein Land, in dem nicht die Hohenpriester der Komintern   die Splitter in dem Auge ihrer nächsten Brüder zu entdecken vermöchten. Eigent­lich müßten sie alle hinausgeworfen werden, die Radet, Brandler, Smeral usw., aber auch in der kommunistischen Kirche ist der Opportunismus zu Hause. Der Hinauswurf vollzieht sich nicht nur entsprechend den Sünden und Missetaten, sondern ist auch ab­hängig von der organisatorischen Stärke, die die einzelnen Sün­der in ihren Parteien noch verförpern. Soviel haben die Mosko­witer doch schon begriffen, daß es nicht gut ift, noch mehr Anhang zu verlieren, als es dant Sinowjem in so vielen Ländern schon ge­schehen ist. So schwimmt der Oberopportunist Smeral immer noch luftig im Strome. Zwar ist er ein ärgerer Sünder als Radet ,, Brandler, Thalheimer und alle Menschemisten zusammen, aber noch hat er einen gewiffen Einfluß in der tschechischen kommunistischen  Partei, und die von Sinomjer angestellten Maulwürfe haben noch nicht gut genug gearbeitet.

Aber da ist Boris Souvarine  , der fleine große Führer der französischen   Kommunisten, der Mann, der noch vor Jahresfrist Frossard ganz und Cachin beinahe hinauswarf. Heute ist er gänzlich einflußlos geworden. Sein Eintreten für Trotti auf dem Weltfongreß, für denselben Trogti, der auf diesem Kongres nicht ein Wort geredet hat(!), mußte ihm das Genic brechen. Und so wird denn den Gläubigen Sinowjews in der Humanité" ver­tündet, daß Boris Souvarine   aus der Kommunistischen Internatio­nale ausgeschlossen ist. Ein Jahr lang darf er in Sad und Asche Buße tum und vielleicht, wenn er es nicht macht wie Paul Levi  , kann er auf dem 6. Weltkongreß wieder in Gnaden aufgenom­

men werden.

Da ist auch Höglund, der schwedische Liebknecht, wie ihn die Balschewisten früher nannten. Er ist des Opportunismus schon mehr wie dringend verdächtig. Die Hohenpriester versammeln sich in Mostau. Thälmann  , der Hamburger Revolutionär, erstattet über Höglunds Sünden Bericht, die zahlreicher find, denn der Sand am Meer und erklärt, daß Höglund unbedingt zu Kreuze triechen und feine eigene Desavouierung durch die Epekutive schleppen müffe. Aber Höglund vertritt die Mehrheit seiner Partei, die Linken" scheinen selbst Sinomjew und Kompagnie nicht gerade erstklassige Leute zu sein und so versucht man es noch einmal mit gutem Zu­reden. Höglund erklärt jedoch nach dem Bericht der Prawda", daß er das Unmögliche nicht möglich machen fann". Er hat die Mehr heit seiner Barbei hinter sich und offenbar denkt er nicht an eine

Bayreuth.

( 3ur Eröffnung der Fest fptele.).

I.

Man muß meit zurückgreifen, um den Begriff Bayreuth   und seine ideale Bedeutung richtig zu fassen. In den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es noch einen Kampf der deutschen   Musit gegen das Ausland, ein Ringen um die Welt­vorherrschaft. Das war der fünstlerische Parallelfall zu den poli­tischen Bestrebungen eines geeinten Reiches. Die nationale Belle schlug hoch, und man konnte bei dem bekannten Klang des Schlacht rufes Deutschland   in der Welt voran" tatsächlich Bismard und Wagner als die größten Exponenten des deutschen   Willens und Wesens ansehen. Das Genie Wagner fämpfte um die Sonder­stellung der deutschen   Musit und zugleich um die Weihe der Opern­funft, um den Ausdrud, um den Stil einer neuen Musit. Die große Oper, bei der die Musit zum eigentlichen 3wed einer großartig belebten Bühnenschau gemacht war, sollte abgelöst werden durch das Musikdrama, indem das Wort, die Dichtung, die geistige Handlung in den Bordergrund trat und durch die Musik als Mittel zum Auss bruck gehoben wurde. Das Pathos, der dichterische Gehalt, ja, bas ethische Element sollte dominieren auf der Bühne, Musik Dienerin des Wortes sein. Das war sie nun bei dem Schöpfer Wagner gar nicht. Das Größte an Eindrüden vermittelte trotz geiftdurchdringen dem Text der neue Klang, die Erotit, das Chroma einer ungeheuer spannenden und lösenden Orchestersprache. Alles Spielerische, Phan­tafievolle, Märchenhafte schied aus, das Leben der einzelnen wie der Gesamtheit sollte im Brennspiegel hoher erhabener Gestalten ein­gefangen werden, Das deutsche   Volt felbft follte sich in Siegfrieds Wesen, in Sachsens   Charakter, das menschlichste Mitleiden in Bar­fifal, das entsinnlichte Liebesbafein in Tristan und Isolde  " wieder fehen und erkennen. Im Scheindasein der Bühne also sollte die Welt fich fittlich orientieren und edder werden. Das waren Ideen, die nicht nur gegen Meyerbeer, Spontini, Verdi und Rossini ge­richtet waren, sondern auch gegen die lebensfräftige Welt Mozart scher Typenmenschen, Ideen gegen eine reine Freude an absolut freiem, vorbehaltlosem Musizieren, das ohne Pathos, ohne erziehe­Zum Glüd übertrat Wagner, das schöpferische Genie, in der Praris alle seine Theorien. Aber die Starre feiner Theorie zeigte sich in der Un­fruchtbarkeit feiner Schule, die bis auf. Pfigner und Siegfried Bagner nur noch päpstlichen Charakter, aber feinen originalen Einfall mehr hatte.

II.

Der Kampf von damals ist in diesem Punkt zuungunsten des Musikphilosophen Wagner heute lohnt er sich nicht mehr; er ausgespielt. Aber Bayreuth   schuf, indem es Wagners Werk und Bille ganz in sich einsog, einen neuen Stil der Darstellung. Indi. vidualitäten wie zu den Festspielen sah man in der Welt faum mehr zufammen, Namen wie Niemann, Bez, Hill, Bogel  , Scaria, Reich mann, Bertram, Kraus, die Materna, Sucher, Goulbransonn, Reuß. Schumann- Haint, Lehmann, Grandjean, dazu die Dirigenten Richter,

Militaristen- Spielerei.

Schießrohr und Kommunisten.

An 8. Juli fand in Essen   eine geheime Sigung der milită­rischen Leiter der KPD.( Unterbezirk Effen) statt. Der Bertreter sprechung u. a. folgendes: der kommunistischen   Reichszentrale erklärte im Verlauf der Be­ſprechung u. a folgendes:

Der bisherige Ankauf von Waffen ist eingestellt worden, da die Mittel dazu nicht mehr vorhanden sind. Die Erefutive und die russische Partei fönnen uns die Mittel nicht mehr zur Ver fügung stellen. Deshalb, Genoffen, heißt es zur Selbsthilfe greifen und dort die Waffen holen, wo sie zu haben find. Jeder rote Soldat hat sich eine Waffe zu besorgen, denn das Schießrohr gehört zu jedem Kommunisten. Die Partei wird felbst in finanzieller Hinsicht in Kürze gezwungen sein, sich die nötigen Gelder zu verschaffen, gleichviel, wo sie hergenommen werden. Aber Genossen, es heißt jetzt in aller Eile an die Durchführung der Anweisungen zu gehen, um die Partei schlagfertig zu machen und dem brohenden Angriff der Bourgeoisie zu begegnen. Die beste militärische Organisation der Partei ist die des Bezirks Ruhrgebiet  , welche in der letzten Zeit bewiesen hat, daß sie praktische Arbeit leistet. In furzer Zeit wird das Verbot der Partei erfolgen, deshalb ist die Arbeit sofort in die Braris umzusetzen. Jeder Genosse muß bestrebt sein, ein roter Offizier und Führer zu werden, um bei Ausbruch des Kampfes fähig zu sein, die zuströmenden Massen zu führen. Außer Partei­genossen dürfen in den militärischen Apparat feine Sympathisieren. den aufgenommen werden. Zum militärischen Apparat gehört der Nachrichtendienst, auf den auch besonderer Wert zu legen ist. Allen diesen Aufgaben wird die militärische Zentrale der Partei ihre größte Aufmerksamkeit widmen und jede Nachlässigkeit in dieser Beziehung beseitigen."

Die Erklärungen des Vertreters der kommunistischen   Zentrale, die von der kommunistischen   Preffe natürlich bei der ersten besten Gelegenheit bestritten wird, ohne dadurch jedoch an Wert zu ver­lieren, bestätigen, daß die Kommunistische Partei   teine Ideale hat, sondern darauf ausgeht, auf dem Wege des Verbrechens fic durchzusetzen. Mit einer solchen Partei" fann es für uns feine Gemeinschaft geben.

Die Koalitionskrise in Oldenburg  .

Aus Oldenburg   wird uns geschrieben:

Bekanntlich ist Oldenburg   der einzige deutsche   Freistaat, der fein aus dem Bandtage hervorgegangenes parlamentarisches Ministerium befigt. Seit länger als einem Jahre stehen die Parteien in Unter­handlungen miteinander, um angeblich dieses Ministerium zu bilden und die feinerzeit eingesetzte Beamtenregierung abtreten zu lassen. Da bisher jedoch alle Besprechungen über eine große wie eine tieine Koalition refultatios verliefen, wagte das aus drei höheren Staats­beamten bestehende Ministerium einen Schritt, der eine Heraus forderung insbesondere der Mittel- und Linksparteien des Landtags darstellt. Der Ministerpräsident v. Findh richtete an die Fraf. tionsführer ein Schreiben, in dem er namens der drei Minister er flärte, daß die Regierung die seinerzeit abgegebene Verpflichtung, fofort zurückzutreten, sobald die Parteien sich auf ein neues politisches Ministerium geeinigt hätten, als für nicht mehr bindend bezeichnete. Dieser Schritt erregte in der Deffentlichkeit startes und berechtigtes Auffehen; um so mehr, als man wußte, daß diese Stellungnahme ganz im Sinne der beiden Rechtspar. teien( Deutschnationale und Volksparteiler als der ausgesprochenen Gegner eines parlamentarischen Ministeriums mit Einschluß der Sozialdemokraten) liegt. Die Vertreter unserer Frattion wie die der Demokraten und des Zentrums wurden daraufhin bei dem Ministerpräsidenten vorstellig, und diefer erklärte im Beisein der übrigen Minister, daß er nach Kenntnisnahme der Einsprüche der Fraktionen die Regierung sich dem Willen der Mehrheit des Land­tages in dieser Frage auch ferner fügen werde. Der Vorgang sollte für die Parteien der früheren fleinen Roalition ein Anfporn sein, ernsthafter als bisher das Zustandekommen einer parlamentarischen

Levi, Mottl, Seidl nur ein ganz starter, autokratischer Wille tonnte solche Künstler dem eigenen Wort und Wert so ftlavisch unter. tan machen. Sie stellten alle ihre eigene, ursprüngliche Originalität in den Schatten, und es leuchtete und flang aus jeder Gebärde, jedem Ton, jedem Schritt und jedem Akzent nur der Eigenton, das Wort und der Befehl Richard Wagners  . So wurde Bayreuth   eine Stilbildungsschule, selbst in der starren Regie ein Muster für die tens, Stillhaltens, die gleiche Objektivität der Szene. Wo ist im Welt. Gilt das alles noch? Der gleiche Stil des Gingens, Schrei­demokratisierten Bolt ein Einzelner, der es heute wagen tönnte, der es erreichen würde, die Kunst nach sich allein zu dirigieren? Bagner ist eine Ausnahmeerscheinung in einer Zeit, in der er allein Kunstrevolution machte. Hat sie unverändert Platz in diesen Weiten, Umwälzung vor sich gegangen sind? Auch diese Frage bleibt offen, in denen sat seinem Tode grundlegende Umwälzungen diefer einen so lange, bis ein faszinierender Mann von der fuggeftiven Ausdruds gewalt Wagners wieder am Werke ift. Seiner Zeit hat er fünft­lerische Spuren eingedrückt von plastischer Tiefe. Ein halbes Jahr­hundert leitete sein Spiel-, Stil- und Bühnenausdruck Gefeße von seinem Werk ab. Aber vom Drama, vom Wort weg sehnt sich eine neue Opernmufit, die den Weg zu Mozart   und Händel   fucht. Sie wäre am Ende, wenn sie ein großes Pathos zum Klischee werden, wenn sie nicht die Musik wieder zur Herrscherin im Reich der Phan­tasiescheingebilde werden läßt. Genau so, wie es Wagner für seine Zeit geleistet hat. Er wollte zuerst Dichter sein und murde ein umfassender, Wort, Szene und Aktion stürmisch überrennender Groß­musiker.

Bayreuth   war und ist Siegelverwahrer Wagnerscher Idee, die nur noch halb für uns Geltung hat. Hier ist Tradition für Stil und Ausdruck, herrlich in ihrer Art, ein Signal für die Internationale, die hier zusammenfam, mit allen Zeichen genialer Einseitigkeit. Bayreuth   ist so gegen die Zeit mit allen Strahlungen und Strömun gen gerichtet, absichtsvoll, fühn, ein Wert fünstlerischer Inzucht. Den Anregungen des Bayreuther Festspiels find Millionen willig und gern Opfer geworden. Und wurden in sich reicher. Mag immer das Ideale, mit starken merkantilen Gelüsten oder Notwendig­feiten verbunden gewesen sein- aus dem Fluch des Goldes wurde schließlich der Sieg der Liebe. Man geht nach Bayreuth  , nur um im Tempel der Liebe, der Kunst, des Genies zu lauschen, still zu werden mit der Sehnsucht im Herzen. Wird sie erfüllt werden wie vor 20 Jahren? Wir werden ehrlich Antwort geben. Dr. Kurt Singer  .

Die erste türkische Aerztin. Frau Dr. Safieh Ali, die türkische Pionierin für die Befreiung der Frau und der erste weib­am Internationalen Kongreß der Aerztinnen" teilnimmt. Ich bin liche Arzt in der Türkei  , weilt zurzeir in London  , wo sie Delegierte der Pionier der weiblichen Aerzte in der Türkei  ", erklärte fie einem Berichterstatter, und manchmal wünsche ich, ich wäre es nicht. mich tröstet indessen der Gedante, daß ich nicht lange allein fein werde, und daß sich mir andere Damen zugefellen werden, die meinem Beispiel gefolgt find. Eine studiert bereits hier in Conbon und zwei andere hespitleren in beutien antennern. In

Regierung anzuftreben. In der Tat haben auch wieber neue Ber handlungen zwischen Sozialdemokraten, Demotraten und 3entrum eingefeßt, ob diese jedoch zu einem Resultat führen werden, das ist zurzeit noch sehr ungewiß. Zumal das Zentrum die Forderung stellt, daß nicht die früheren Koalitionsminister, sondern neue Männer" die zufünftige politische Regierung stellen müssen. Eine Forderung, hinter der mancherlei Absichten verborgen liegen.

Der Justizskandal von Borkum  .

In Borkum   iist der völkische Terror so weit gediehen, daß jüdische Staatsbürger Gewalttätigteiten ausgesetzt sind. Diesen Zustand feiert das bekannte Bortumlied. Der Regierungs präsident in Aurich   hatte zur Beseitigung dieser polizeiwidrigen Zus stände die nachgeordneten Behörden angewiesen, der von der Ge­meinde angestellten Kurkapelle das Spielen des Borfumliedes zu verbieten. Der Landrat von Emden   hatte diese Anordnung der vor gesetzten Behörde zur Durchführung zu bringen.

Als die völkischen Heher sahen, daß sie den Machtmitteln des Staates weichen mußten, wandten sie sich an den Amtsgerichtsrat Don Steuber. Dieser hat am 27. Juni 1924 eine einstweilige Vers fügung in Sachen der Gemeinde Borkum   gegen den preußischen Staat, pertreten durch den Regierungspräsidenten in Aurich  , erlassen, die einen auffälligen Mangel an Rechtsfenntnis und an Objektivität zeigt. Sie untersagt dem preußischen Staate" und den ihm nachgeordneten Stellen, die Kurkapelle an dem Spielen des Borkumliedes zu hin­dern, und droht dem preußischen Staate" für jeden Fall der Zu widerhandlung eine Geldstrafe von 100 000 Goldmark(!) an. Die sozialdemokratische Fraktion des Preußischen Landtags   richtete deshalb am 18. Jult folgende Große Anfrage an den Justiz­minister:

1. Hat der Herr Juftizminister gegen diesen Richter ein Diszi plinarverfahren mit dem Ziele auf Dienstentlassung einge leitet oder gedenkt er es zu tun? wußte Rechtsbeugung vorgeworfen wird, ein Strafverfahren gegen den Amtsgerichtsrat von Steuber anhängig?

2. Ift megen Beleidigung des Regierungspräsidenten, dem bes

3. Ist es richtig, daß der Amtsgerichtsrat von Steuber in einem nahen Verwandtschaftsverhältnis zu dem Haupt der völkischen Hezer in Borkum  , dem Pastor Münchmeyer, steht?

4. Ist der Herr Justizminister nicht auch der Meinung, daß ein Richter, ber, unter Mißachtung elementarster Rechtsbegriffe, in einer Angelegenheit der reinen Verwaltungshoheit den preußischen Staat, vertreten durch den Regierungspräsidenten in Aurich  ," mit An­drohung hoher Strafen in ein zivilprozessuales Verfahren zieht und dabei über die Vollmacht und Legitimation des von ihm Begünstigten himnegsieht, den Berdacht auf sich lädt, das Verbrechen der Rechts beugung(§ 336 Str.G.B.) begangen zu haben?

Das Ende einer völkischen Lüge.

Eine jener völkischen Lügen, wie sie heute massenweise aufs treten, tam am Sonnabend vor dem Amtsgericht Oldenburg  . zum Plagen. Dort war von völkischer Seite dem Landesarbeiter­rat Genossen Graeger und weiter dem Oberbürgermeister Dr. Goerlig und dem Bürgermeister Fimmen Amts. mißbrauch vorgeworfen worden. Die drei sollten nämlich aus der Wohlfahrtskaffe der Stadt Oldenburg   im Ueberfluß lebenden reichen Jüdinnen" Unterſtügungen zugewendet haben. In der Ge richtsverhandlung nahmen die Angeklagten die aufgestellten beleid. genden Behauptungen als frei erfunden zurück, nachdem sie vorher in sehr dreifter Weise ein großes Aufhebens davon gemacht hatten. Das Gericht verurteilte den Erfinder, einen gewissen Rieselhorst, zu neun Monaten Gefängnis, ferner die Redakteure des Niedersachsen- Herold" in Bremen   und des Huder Wochenblatts" sowie einige andere Personen zu Geldstrafen von 50 bis zu 500 m.

Juffizreform in Sachfen. Das Gesamtministerium hat in seiner Sigung vom 18. Juli eine Aenderung der Verordnung vom 12. De­zember 1923 über den bedingten Aufschub der Strafvollstreckung be­schlossen, während bisher Aufschub bzw. Bewährungsfrist bei Strafen bis sechs Monaten Gefängnis von den Gerichten ausgesprochen wer­den fonnte, ist die Grenze jetzt bis auf ein Jahr Gefängnis erhöht worden.

Konstantinopel   ist Arbeit genug für eine unbegrenzte Zahl von uns. Im allgemeinen fann man den Gesundheitszustand der türkischen Frau als befriedigend bezeichnen, obgleich infolge der schlechten Woh nungsverhältnisse die Tuberkuloje unter ihnen häufig auftritt. Zum Glüd machen es unsere Religionsgefeße jeder Türkin zur Pflicht, täglich ein Bad zu nehmen und sich vor dem Essen zu waschen, was seine günstige Wirkung auf den Gesundheitszustand um so weniger verfehlt, als es der türkischen Frau überdies verboten ist, berauschende Getränke zu trinken. Als ich mich entschloß, mich der ärztlichen Lauf­bahn zu widmen, war es den Türtinnen noch nicht gestattet, sich beruflich zu betätigen. Ich ging deshalb nach Deutschland  , um dort, meinen akademischen Grad zu erwerben. Zwei Jahre später war der Umschwung erfolgt, und die die Frau an der Berufstätigkeit in meinem Vaterland als Aerztin niederzulassen. Heute studieren hindernden Gesetze wurden beseitigt, so daß es mir möglich war, mich unfere jungen Mädchen mit den Männern zusammen an den türkischen Schulen."

New York   in Erdbebengefahr? Professor David Todd, Astronom am Observatorium Amherst, veröffentliche fürzlich die folgende Er­flärung: Die Stadt New York   fann jeden Augenblick von einem Erdbeben erschüttert werden. Wenn man nicht überhaupt mit der Suche nach Petroleum   aufhört, so werden sich auf unserem Planeten durchgreifende Aenderungen vollziehen. Das ganze Territorium der Bereinigten Staaten ist bedroht, aber ganz besonders New York  wegen der geologischen Formation feines Unterbodens. Erdstöße erfolgen, wenn zwei unterirdische Schichten unter sehr hohem Drud gegeneinander verschoben werden." Nach den weiteren Erklärungen Todds ist das namentlich der Fall bei den Bodenperhältnissen von Manhattan  , wo der Druckd durch die New Yorker Wolfenfrazer übermäßig gesteigert wird. Wenn die Katastrophe eintritt, dürfte sie ungleich größer werden als das Erdbeben von Tofio am 1. Gep­tember vorigen Jahres.

Man wird gegenüber dieser alarmierenden Nachricht wohl abzu­warten haben, wie sich die amerikanischen   Geologen zu dem Unten­ruf äußern.

Operative Heilung von Lifpeln. Lispeln entsteht, wenn die Zunge beim Aussprechen der Bischlaute nicht hinter der unteren Zahn­reihe bleibt, sondern zwischen die Zähne oder hinter die obere Zahn­reihe gelegt wird. Der Fehler beruht in manchen Fällen auf einer zu langen Zunge. Professor F. Franke( Braunschweig  ) heilte, wie wir der ,, D. med. W." entnehmen, einen solchen Fall bei einem jungen Mädchen, indem er in Lofalanästhesie nach Borziehen der Zunge mittels zweier in fie gelegter Haltefäden durch einen queren Bogen­schnitt ein Stück der Zungenfpige entfernte. Nach der Naht halte denen jede Uebungstherapie versagt, wäre diese einfache Operation die Zungenfpige wieder die alte Form. Glatte Heilung und prompies Schwinden bes Sprachfehlers waren das Ergebnis. In Fällen, bet

zu versuchen.

Franzosen felbst nur in sehr geringem Maße zunimmt, wächst die Zahl der Zwei Millionen Einwanderer in Frankreich  . Bährend die Zahl der Einwanderer ständig. Sie betrug 1921 über 1%. Millionen und ist im Jahre 1923, wie in der linischen Wochenschrift mitgeteilt wird, auf über 2 Millionen angewachsen. Davon ließen sich mehr als 400 000 in Baris nieder.