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Der Verfassungstag in Berlin  .

Der diesjährige Verfassungstag, der 11. August, fällt auf den Montog. Die Feiern merden jedoch, um möglichst weiten Kreisen der Bevölkerung die Möglichkeit zur Beteiligung zu geben, am Sonntag, den 10. August stattfinden. Die großen republikanischen Parteien Berlins   und der Republikanische Reichsbund haben mit. dem Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold eine Vereinbarung getroffen, wonach fie selbst von eigenen Veranstaltungen absehen, sich aber so­wohl in der Ausgestaltung als in der Beteiligung an den vom Reichsbanner vorgesehenen Festlichkeiten beteiligen. Ueber das Pro­gramm, das in großen Zügen bereits feftliegt, fann bereits folgen des mitgeteilt werden:

Am Sonntag, den 10. August, vormittags um 11 Uhr, findet im Großen Schauspielhaus unter Mitwirkung des Philharmonischen Orchesters eine Verfassungsfeier statt, zu der die Spitzen der Reichs-, Landes- und Kommunalbehörden eingeladen sind. Bei dieser Feier merden die Führer der großen republikanischen Parteien sprechen. Nachmittags um 2 Uhr treffen sich in den verschiedenen Teilen der Stadt die Mitglieder der einzelnen Kameradschaften, um mit Musit und Fahnen nach den 12 großen Gartenickalen zu marschieren, in denen von 3 Uhr ab die Bolksfeiern stattfinden. Am Abend finden in den einzelnen Stadtteilen von diesen Lokalen aus Fackelzüge statt. Am Montag, den 11. August, findet am Vormittag die von der Reichsregierung veranstaltete Feier statt. Am Abend bewegt sich vom Königsplat aus ein großer Fadelzug, an dem mehr als 20 000 Fadelträger teilnehmen, die Linden entlang, bis zum Alexanderplatz  .

Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold bittet alle Republikaner, es nach Kräften in seinen Vorbereitungen zu unterstützen.

Die Feier des Verfassungstages in den Schulen. Wie in den vergangenen Jahren wird, wie der Amtliche Breußische Pressedienst mitteilt, auch in diesem Jahre der Vers fassungstag durch eine Feier in sämtlichen Schulen begangen werden. Im Anschluß an den Beschluß des Preußischen Staatsministerius hat der Preußische Minister für Wissenschaft. Kunst und Volksbildung angeordnet, daß in einer würdigen Feier auf die geschichtliche Bedeutung dieses Tages ein­gehend hingewiesen wird". Unterricht findet an diefem Tage nicht statt. Wo der 11. August in die Ferien fällt, ist bei Beginn der Ferien, oder, wo das nicht mehr möglich ist, bei

Wiederbeginn des Unterrichts eine entsprechende Feier zu veran stalten.

Auf der Spur des Frauenmörders.

Der Täter ohne Zweifel der Stiefbruder der Ermordeten. Das Ergebnis der neuesten Nachforschungen, die die Kriminal­tommissare Geißel und Johannes Müller under Ausnutzung aller polizeilichen Hilfsmittel, auch des Rundfunks, mit ihren Beamten anstellten, ist, daß als Täter niemand anders mehr in Be­tracht kommt als der Stiefbruder der ermordeten Frau Luise Rösler, der 35 Jahre alte aus Dunenten gebürtige Polizeioberwacht­meister Gustav Rebsbat, der bei der Schuhpolizei in Hannover   an gestellt war, dort Amtsgelder unterschlug und deshalb schon sted­brieflich gesucht wird.

man heran. Auch die begannen ihre Laufbahn der Unzuchtsver brechen in dem fritischen Alter von 18 bis 20 Jahren; auch ihnen follte das Gefängnis die erforderliche Heilung bringen. Was aus ihnen geworden ist und was fie aus ihren Opfern gemacht haben, ist ja bekannt.

Des Ehrenobermeisters Ende.

So ruhm und tlanglos fich das Ende des einstmals mächtigen Präsidenten der Handswerkskammer, Karl Raharbt, gestaltet hat, so unbemerkt ist auch der Prozeß gegen ihn verflungen. Und doch ver= dienen es die beiden Rahardt- Prozeffe, daß wenigstens einige Momente aus der Unmasse des zusammengebrachten Sittenmaterials der Kriegs- und Nachkriegszeit für die zukünftigen Geschlechter zu= fammengefaßt und festgehalten werden.

abhalten, den Wimpel abzureißen. Sie faßten dabei auch gleich an das Seitengewehr und hätten bestimmt gegen die Jugendlichen blant gezogen, wenn diefe ihr Sträuben gegen diesen Diebstahl fortgesezt hätten.

Dieser Vorfall ist dem Regimentsfommandeur des Reiterregimenis Nr. 9 unter Beschreibung des Haupttäters und der Namensnennung eines uninteressierten Zeugen mitgeteilt morden. Weiter hat der Reichswehrminister von der Sozialistischen Arbeiterjungend", Ortsgruppe Fürstenwalde, einen Bericht erhalten und mari darf gespannt sein, was die hoffentlich recht bald eingeleitete Untersuchung für ein Ergebnis bringen wird.

Die Arbeiter- Kulturwoche in Leipzig  .

Eine Heerschau und eine großzügige Zusammenfaffung alles deffen, was sich immer stärker mit dem Wort Arbeiter- Kultur_aus­brücken läßt, findet als eine Arbeiter- Kulturwoche in den Tagen rom   1. bis 6. Auguft in Leipzig   statt. Das Programm wird sich wie folgt gestalten:

Sonnabend, den 2. August, abends: Begrüßungsfeier im großen Saale des Leipziger Boltshauses.

Sonntag, den 3. August: Morgenfeier der Jugend in der Alberthalle. Aufführung non Zollers Wandlung".

Montag, den 4. August: Reichskonferenz der Bezirksbildungs­ausschüsse, Reichstagung der Studenten. Tagung des Reichsaus­schuffes der Arbeiterjugend Deutschlands  , zweite Aufführung der " Wandlung" in der Alberthalle, öffentliche fulturelle Rundgebung ( Löbe, Radbruch  , Bohm Schuch u. a.).

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Dienstag, den 5. Auguft: Kulturfonferenz, Besichtigung der Buch- und Kunstausstellung.

Mittwoch, den 6. August: Lehrerfog oder Besichtigungen, Schlußfeier Samson" von Haendel  , Chorwert durch den Bolts. chor Leipzig.

Rahardt war 19 Jahre Obermeister der Tischlerinnung, dann Präsident der Handwerkskammer  . Als rechtsstehender Mittelstands­reiter, als Beschützer des Handwerks führte er einen zähen und rücksichtslosen Kampf gegen die Gewerkschaften, gegen die Tarife, für niedrige Löhne und lange Arbeitszeit. Deshalb fand er auch gebührende Schäzung durch die allerhöchste" Sielle, und so wurde er als erster Bertreter des Handwerks von Wilhelm dem Lehten in das Herrenhaus berufen. Der selbstherrliche Herrscher Deutschlands  hatte das nötige Verständnis für den selbstherrlichen Beherrscher des Handwerfs. Und wie Wilhelm in seinen manischen Macht- und Ruhmgelüften mit die Schuld am Weltkrieg trug, so loderte in seinem Herrenhausmitglied Rahardt die verheerende Flamme der Habgier cuf: fich auf Kriegstosten zu bereichern. Die Nachkriegszeit mit der Liquidation der verschiedenen Heeresbestände vervollständigten dieses Bild. Es begann ein Tang um das goldene Kalb. Dabei maren die rücksichtslosen Nugnießer der Kriegs- und Nachfriegszeit, dazu ge= hörte Karl Raharbt mit Sohn und Anhang. Nußnießer war selbst der Reichstommiffar Schimmel, waren all die Deutschen   und jetzt Ausländer, die in Danzig   und nicht allein in Danzig   frei herum­laufen dürfen. Dieses Sittenbild einwandfrei, in großem Ausmaße nochmals ausgemalt und festgehalten zu haben, ist das Verdienst der beiden für den Staat so tostspieligen Rahardi- Prozesse. Rahardt hat einen zähen Kampf gegen die hebung der Lebens haltung und somit gegen den fulturellen Aufstieg der Arbeitertiaffe& ulturwoche. Rüdfahrt Donnerstag früh Teilnehmerfarte, ein­geführt. Dem durch die wirtschaftliche Entwicklung zum Untergang rerurteilten Handwerkerstande wolite er auf Kosten der Arbeiter neuen Atem einhauden. Reaktionäre Gewalten begünstigten ihn in diefem Kampf, indem Kriegslieferungen in erster Linie dem so viel fach friegsfreundlichen Heinen Handwerker zugingen. Und Rahardt wurde für seine Verdienste mit Ehren überschüttet, wurde zum Ehrenobermeister erhoben. Er aber trieb in den letzten Jahren Günstlingwirtschaft. Und als das Bolt einschließlich Handwerk das früher zum Teil durch Kriegsvorbereitungen sein Dasein fristete nun durch den Krieg ins ungeheure Unglüd gestürzt wur­den, da übte der Ehrenobermeister Berrat an seinen Schüßlingen: fein Gelb verwandte er zu eigenen Zweden. Allein über 2 400 000 Goldmart floffen in die Kaffe feines Sohnes. Untreue, Bestechung, Betrug, Kettenhndel und wie alle die juristischen Dinge heißen mögen, wurden ihm zur Last gelegt. Der Sitten schilderer der Beit wird an Rahardt und Genossen nicht vor. übergehen dürfen. Sein Name wird neben manchen anderen zum Raffle- Typus der Kriegs- und Nachkriegszeit werden.

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Das Urteil im Rahardt- Prozeß rechtskräftig.

Da sowohl die Angeklagten als auch der Staatsanwalt auf eine Berufung gegen das vom erweiterten Schöffengericht mitte erkannte Urteil verzichtet haben, ist dasselbe nunmehr rechtsträftig geworden. Karl Rahardt hat inzwischen genau drei Viertel der gegen ihn ver­hängten Gesamtstrafe verbüßt. Infolgedessen haben die Rechts­anmälte Dr. Roctter und Dr. Rauenburg den Antrag gestellt, ihm die Feststraße mit Rücksicht auf sein hohes Alter und feine Kränt. lichkeit auf dem Wege der bedingten Begnadigung zu erlassen.

Der verschwundene Artist Wilken.

Auch ein Opfer des Majjenmörders Haarmann? Die Verbrechen des Massenmörders Haarmann in Hannover  beschäftigen jetzt auch die Berliner   Kriminalpolizei in 8 Fällen. mit der Nachprüfung dieser Fälle ist Kriminalkommissar Strewe

betraut worden.

Man wußte zunächst nicht, wer der Mann war, der die letzten 14 Tage bei Frau Rösler sich aufhielt. Jetzt steht beſtimmt feft, daß es ihr Stiefbruder, der genannte Oberwadytmeister Rebsdat aus Han­ nover   war. Jezt ist festgestellt, daß er noch am vergangenen Sonn­abend in dem Hause in der Leibnizstraße 10 und in der Wohnung der Ermordeten gewefen ist. Wäre er nicht der Täter, so hätte er fich jetzt sicher schon gemeldet. Rebsdat wird num von der Morbtom. miffion mit allen Mitteln gesucht. Der Verfolgte ist 1,75 Meter groß hat schwarzes frauses Haar, dunkelbraune Augen und eine auffallend dantle Gefichtsfarbe, ging bisher glatt rasiert und trägt einen Schlapphut oder eine blaue Segiertuchmüze mit einem Ab­zeichen und einen abgenusten blauen oder grauen Unzug. Er spricht außer Deutsch   auch gut Französisch. Ueber sein Borieben fonnte feſt­gestellt werden, daß er eine Abenteurernatur ist, eine Art verbum­In 7 Fällen von vermißten jungen Männern läßt sich noch nichts meltes Genie. Wieviel Amtsgelder er als Oberwachtmeister der fagen. In einem Falle aber erscheint Haarmann bereits dringend Schutzpolizei in Hannover   unterschlug, ist noch nicht bekannt. Geit verdächtig, den Vermißten beiseite geschafft zu haben. Es ist dies mehreren Wochen war er flüchtig. Es ist anzunehmen, daß er schon ein Arbeiter und Artist Friedrich Wilken  , der seit Mär 3 mit dem Gedanken nach Berlin   gekommen ist, sich von seiner Stief- dieses Jahres verschwunden ist. Wilken erschien eines Schwester auf irgendeine Beife Geld zu verschaffen. 3ulegt hatte er Tages bei dem Vorsitzenden feines Vereins in Hannover  , den er fie vor 5 Jahren besucht. Vor 14 Tagen tauchte er plötzlich in der fennen gelernt hatte, und flagte ihm seine Notlage. Er sah sehr Leibnizstraße wieder auf. Jetzt erzählte er, er fei Kriminalbeamter abgerissen aus und hatte feine Arbeit. Der Vorsitzende nahm sich und von seiner Behörde mit einer ganz besonders schwierigen und feiner an und sagte ihm, er wolle sehen, ob er ihm Arbeit verschaffen geheinien Untersuchung betraut. Rebsdat ist aber mie Kriminalbe- fönne. Während diefer Unterhaltung tam zufällig ein Mann dazu, amter gewesen, verfolgte auch feine Spur, murde vielmehr felbft als der sich Geheimagent nannte. Diefer erbot sich, fich um eine Stellung ungetreuer Oberwachtmeister von Hannover   aus den für Wilken zu bemühen und nahm ihn gleich mit. Der Vorsitzende, heimen Auftrag erfond er wohl nur, um feiner Stieffuftine dem die Sache mit dem Geheimagerten und feiner Stellenvermittlung Lebensweise erklärlich zu machen. Er tam nämlich felten vor 3 Uhr doch nicht so aanz ficher vortam, gab dem jungen Manne zwei Mart früh, öfter auch die ganze Nacht nicht nach Hause. Geraubt hat der mit auf den Weg und bat ihn, ihn gleich zu benachrichtigen, wenn er Mörder 200. Rentenmart in Silbergeld, 23 amerikanische etwas gefunden habe, oder wenn nichts daraus geworben fei. Dollar, eine rote Brieftasche mit etwa 30 M. Papiergeld, ein Fa- Wilten ließ aber nichts von sich hören. Nach drei milienalbum und 3 Flaschen Seft. Alle diejenigen, die Rebsdats Tagen traf ihn der Mann zufällig auf der Straße. Er war jcht neu Bekanntschaft gemacht haben, vielleicht unter einem anderen Namen, eingefleidet und erzählte, der Geheimagent wolle ihm eine Stelle als werden ersucht, sich umverzüglich bei den Kriminalfommissaren Geißel Landarbeiter im Holsteinischen verschaffen. Seitdem hörte er nichts und Johannes Müller im Zimmer 56 des Polizeipräsidiums zu mehr von Witten  . Jetzt ergab sich, daß dieser Geheimagent melden. Auch diejenigen, die wissen, wann und wo in den letzten niemand anders war als haarmann. Sollte jeinand Tagen auffallend piel Silbermünzen in 3ahlung über den Berbleib Wilkens etwas wissen, so wird er ersucht, Kriminal­gegeben oder umgewechselt worden find, ferner, wo die geraubten fommissar Strewe im Berliner   Polizeipräsidium Mitteilung zu im Berliner   Polizeipräsidium Mitteilung zu 3 Flaschen Seft getrunken worden sind und mit welchen Frauen ein machen. Mann wie der beschriebene Beziehungen angefnüpft oder anzu­Prüpfen versucht hat.

Alt muß sie sein....

Ein mehr als eigenartiges Gefühlsleben scheint in dem kaum zwanzigjährigen Arbeiter Paul B. aus Potsdam   zu stecken. B., der

schon wegen Sittlichkeitsverbrechens vorbestraft ist, mußte sich in der legten Sigung des Potsdamer Schöffengerichtes wegen Bergehens gegen die§§ 177 und 176 Abs. 1 verantworten. Der Angeklagte hat eine ausgesprochene Vorliebe für alte Frauen. Im Mai dieses Jahres traf der junge Mensch in Medlig bzw. Fahrland  eine 55jährige und später eine 60jährige Frau. Er belästigte fie in unflätiger Beife, versuchte die Frauen zu vergewaltigen und be­drohte sie mit dem Tode. Der als Sachverständiger geladene Kreis­arzt, Medizinalrat Dr. Geißler, gab fein Gutachten dahin ab, daß der Angeklagte ein geiftig nicht ganz vollwertiger Mensch fei. Alte Frauen scheinen auf den Angeklagten einen besonderen Anreiz aus zuüben. Den§ 51 hielt der Sachverständige aber nicht für anziehbar. Das Urteil erging auf 1 Jahr 6 Wochen Gefängnis unter Zubilligung mildernder Umstände.

Bon juristischer Seite wird uns zu dem Urteil geschrieben: Das Gericht hat durch sein menig verständliches Urteil meder bem unglücklichen jungen Menschen in feinen feruellen Nöten ge­holfen, noch für die Sicherheit alter Frauen in Zukunft gesorgt. Es handelt sich in diesem Fall zweifellos um einen ausgesprochen abnormen Menschen. Das erstemal war er wegen erhibitio­nistischer Handlungen vor schulpflichtigen Mädchen mit Gefängnis bestraft worden; nun ist er es für Vergewaltigungsversuche an alten Frauen. Es wäre natürlich unzuläffig gewesen, ihm den§ 51 zuzu­billigen und ihn hinterher laufen zu laffen. Ebenso unzulässig er­scheint es aber, ihn ins Gefängnis zu stecken. So steht die Deffentlich­feit immer wieder vor der Frage: Wie schüßt man die Ge= fellschaft vor feruellen Berbrechern? Man tut es in teiner Weise und züchtet fo Ungeheuer mie Großmann und Haar

Reichswehr   als Straßenräuber?

Am Sonntag, den 20. Juli, abends 10% Uhr, gingen 7 Mit­glieder der Sozialistischen Arbeiter Jugend", die mit anderen eine Tagesfahrt gemacht hatten, auf ihrem Heimwege durch die Kirchhofstraße in Fürstenwalde. Sie führten ihren Jugendwimpel mit, wie ihn alle Jugendorganisationen haben. An der Ede Kirchhof- und Holzstraße vor Turnhalle I ſtellten sid, Dom Reiter Regi­ihnen 5 Reichswehrsoldaten ment Nr. 9 entgegen. Sie eriffen sofort nach dem Wimpel und ließen sich froß der in aller Ruhe vorgebrachten Proteste nicht davon

Das Rundfunkprogramm. Freitag, den 25. Juli.

Tageseinteilung. Vormittags 10 Uhr: Nachrichtendienst. Be­kanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr: Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht.

1. Larghetto, Nardini,

5,30-7 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner   Funkkapelle). 7,30 Uhr abends: Vortrag des Herrn Dr. Max Heidler: Etwas vom Staubwischen. 8 Uhr abends: Vortrag des Herrn Regierungsrats Dr. Zacher: Schädlingsbekämpfung vom landwirtschaftlichen Standpunkt". 9-10 Uhr abends: Konzert. b) Canzonetta  , c) Niemand hat's geseh'n, Loewe, Dora Bernstein­Nicolas Lambinon( Violine). 2. a) Die Mutter an der Wiege, Börner. 3. Gedichte, Wedekind, Kurt Gerron  ( Rezitation). 4. a) Die Spröde, Spanisches Volkslied, b) Gondoliera, Brüll, c) Das mit­leidige Mädel, Philipp, Dora Bernstein- Börner. 5. Polonaise A- dur, Wieniawsky, Nicolas Lambinon( Violine). 6. Gedichte, Otto b) Sérénade d'amour, Waldau, Guido Gialdini  ( Kunstpfeifer). Am Sommerstorff, Kurt Gerron  ( Rezitation). 7. a) Winterlied. Koß, Steinway- Flügel: Kapellmeister Otto Urack  . Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetter­dienst, Sportnachrichten.

um mögichist großen Streifen der Berliner   Genoffen die Teilnahme zu ermöglichen, werden zwei Gesellschaftsfahrten veranstaltet. Die eine geht am Sonnabendnachmittag 3,10 Uhr vom Anhalter Bahn­ hof   ab und am Sonntagabend 7 Uhr von Leipzig   zurück. Teil­nehmerkarte einschließlich Fahrt, Festteilnahme, lebernachten, Mit­tag- und Abendessen 18 M. Die zweite Fahrt umfaßt die ganze schließlich Hin- und Rückfahrt, Teilnehmer- und Eintrittskarten, fünf­mal Uebernachten, Mittag- und Abendessen 33 M. Wenn die Teil­nahme Benutzung eines Sonderzuges zur Hinfahrt ermöglicht, Ab­fahrt nachmittags 2 Uhr, Ankunft in Leipzig   5 Uhr und ent­

sprechende Preisermäßigung.

Meldungen nehmen schon jetzt entgegen( bis spätestens 30. Juli): 2. Wunderling, Karlsbad   4( Tel.: Nollendorf 4171), Leonhard Bucht, Frankfurter Allese 313 IV, 5. Blente, Naunynftr. 91, Met­scher und Beiers  , Wittenbergplatz 3, Allgemeiner Verband der Bank­angestellten, Französische Str. 21, Buchhandlung Paul Große, Petersburger Str. 42, Buchhandlung R. Schwarz, Jägerstr. 61, Botwärts- Buchhandlung. Lindenstr. 3, A. Horsch, Zigarrengeschäft, Engelufer 24( Gewerkschaftshaus), Tabafvertriebsgesellschaft, Infel­Straße 6, Wilhelm Klein, Niederschönemeide, Spreeftr. 16, Baul Bolf­mann, Oberschöneweide  , Deufftr. 13, 2. Wunderling, Friedrichs­ hagen  , Bittoriaftr. 16a.

Der Prinz von ysenburg".

Der Hochstapler mit politischem Einschlag. Große Schwierigkeiten bereitete den Behörden die Entlarvung eines Schwindlers, der unter hochtönenden Namen auftrat und lange Zeit zahlreiche Hotels und Autofirmen brandschatte. Der 4. großen Ferienstraftammer des Landgerichts I   wurde der Kaufmann Alexander Rogge vorgeführt, um sich wegen zahlreicher Be­

trügereien zu verantworten.

Der Angeklagte wollte aber unter feinen Umständen Rogge sein. Dazu hatte er seine guten Gründe, denn dieser Rogge hat ein ganz respektables Strafregister aufzumeisen, er ist schon wegen Be­trugs und Rüdfalldiebstahls mehrfach vorbestraft. Unter seinen Bor­strafen ist auch ein Betrugsfall, den er als Angestellter des Restaurants im Reichstag   begangen hat, wo er die Ab­redynungen mit den Kellnern vorzunehmen hatte und dabei große Unterschlagungen beging. Nach Verbüßung dieser letzten Strafe hatte sich Rogge auf das Gebiet der politischen Hochstapelei gelegt. In Bayern   war er in Offiziersuniform aufgetreten und nannte sich Brinz Hans Horst von Nienburg­Braunfels und ähnlich. Im November hatte er im Hotel Bristol in Berlin   Zimmer bestellt und war dann auch dort mit seinem" Auto vorgefahren. Er tat sehr geheimnisvoll und gab an, daß er aus gewichtigen Gründen infognito reisen müsse und wünschte, Oberleutnant Baron   von Ohr aus Nürn berg genannt zu werden. Nachdem er es sich in dem Hotel hatte mehrere Tage gut sein laffen, fuhr er nach Hamburg  . Dort ließ er das Auto im Stich und verschwand wobei er auch wieber vergaß, die Rechnung zu bezahlen. Das Auto hatte er von einer Automobil­firma entliehen und mit Schecks auf eine Mittelstandsbank in Nürn­ berg   die Leihgebühr bezahlt. Hinterher erwiesen sich die Schecks als ungedeat. In Hamburg   entlich er von einer Automobilfirma wiederum ein Auto, argeblich, um einen Staatskommissar aus Würzburg   abzuholen. Diesmal trat er als Polizeileutnant auf. In lustiger Fahrt ging es nun nach Würzburg  , München   und Kassel  . Das Auto schickte er von hier zurüd und tauchte dann in Berlin  auf, wo er sich ein neues Auto entlich, angeblich um aus Koburg  einen Gefangenen abzuholen. Vor Gericht bestritt der Angeklagte mit aller Entschiedenheit, mit Rogge identisch zu sein. Er blieb dabei ,, doß er der Prinz Vienburg   sei und gab als seine Mutter eine Brin­zession Maria Martha v. Hohenlohe- Schillingsfürft an. Diese Rolle spielte er auch weiter, als ihm entgegengehalten wurde, daß sein eigener Bater, der Photograph R. in ihm seinen Sohn wiedererkannt hätte. Eingeräumt wurde von ihm nur, daß er auch den Baß und ben Namen Regges benutzt habe, weil dieser ihm ähnlich sehe. Unter falschen Namen habe er auftreten müssen, da er in geheimen Miffionen als Verbindungsoffizier und Partei­sekretär der nationalsozialistischen Arbeiter­partei zwischen Nord- und Süddeutschland   hin und her reifen mußte. Außerdem werde er vom Staatsgerichtshof wegen feiner bung von Rosa Luxemburg   gesucht. Aus der Beweisauf­Beteiligung am Kapp Putsch und an der Ermor= nahme ergab sich, daß der Bring" jehr häufig zufällig tein

Kleingeld bei sich hatte und dann auch noch die Geschäftsführer der Hotels und Autofirmen anpumpte. Staatsanwaltschaftsrat Latté bezeichnete den Angeklagten als einen Ravalierver­brecher, der nicht bloß mit dem einen gerichtsbekannten großen Unbekannten" arbeite, sondern gleich mit einer ganzen Legion von Unbekannten. Entsprechend dem Antrage des Staatsanwalts fam die Berufungsstraffammer zur Bestätigung der gegen Rogge vom Schöffengericht Mitte erkannten Strafe von 3 Jahren 6 Mona­ten Gefängnis.

Schwer bestrafter Landesverrat.

Vor dem Ersten Straffenat des Rammergerichts unter Vorfiz von Kammergerichtsrat Geh. Justiziat Gräber batten sich der Matrofe ( Verwaltungsgaft) Rölwer und der Angestellte Burgsdorf wegen gemeinschaftlichen vollendeten Landesverrats zu verantworten. Die bei me Dienstbücher über das Marineluftfahrwesen verkauft Angeklagten wurden schuldig befunden, an Frankreich   ge zu haben und wurden zu je acht Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt.

Festnahme eines Wüfffings. Nachmittags wurde der 39 Jahre alte Monteur Sturt Heinide aus der Linienstraße im Walde gegen­über der Strafanstalt Blößensee von Spaziergängern dabei be­troffen, als er mit einem sechsjährigen Mädchen unfittliche Hand­lungen vornahni. Er wurde festgehalten und der Polizei übergeben.