Der Aufwertungsschwindel.
Hergt mit dem Mühlrad im Kopf.
Im Aufwertungsausschuß des Reichstages tam es im Anschluß an die Darlegungen des Geheimrats v. Pechmann zu einer Po= lemit zwischen ihm und dem deutsch nationalen Parteiführer Hergt. Auf die Frage von Hergt betonte v. Pechmann noch einmal, daß er einer Aenderung der dritten Steuernotverordnung widerraten müsse und daß eine Erhöhung der Aufwertung dazu führen würde, daß der Grundbesitz überhaupt feinen Kredit mehr hätte.
Als Sachverständiger für die Lebensversicherung Sprach Geheimrat Riese. Auch er hielt eine Neuregelung der Aufwertung über die dritte Steuernotverordnung hinaus für bedent lich, weil sie neue Unsicherheit und Beunruhigung schaffen würde. Durch die Gründung von Tochtergesellschaften ist die Möglichkeit ause geschlossen worden, haß etwa die Deckungsmittel für die neu en wertbeständigen Bersicherungsabschlüsse zur Aufwertung der alten Bapiermarkversicherungen mit verwandt werden könnten. In der legten Zeit ist das Versicherungsgeschäft sehr rege gewesen, meil mit der Stabilisierung der Valuta das Bertrauen gewachsen ist und die Versicherungsnehmer fich con Papiermart auf Goldmark umstellen. Für den Zentralverband der Haus und Grundbefizer erflärte Stadtrat Humann- München: Die Regelung in der dritten Steuernotverordnung sei unbefriedigend und nehme nur Rücksicht auf die fiskalischen Interessen, nicht aber auf die Gläubiger und die Hausbesizer. Die Hauszinssteuer ist auf die Dauer nicht halt= bar. Ihr Ertrag wird von den Ländern und Gemeinden rein fisfalisch verwandt. Von den 25 Millionen aus dem Ertrag der baye rischen Hauszinssteuer, die für die Fortführung der stodenden Neubauten reserviert bleiben sollten, hat das Landwirtschaftsministerium einfach 12% millionen für sich verbraucht. Der Hausbesig hält eine höhere Aufwertung als 15 Proz. für tragbar, wenn er Freiheit bei der Mietzinsbildung habe. Durch Abbau der Hauszinssteuer muß dann die Instandsetzung der Häuser gewährleistet werden, so daß die Hausbesitzer sich vorbereiten fönnen auf die freie Wohnungswirtschaft, die nicht über Nacht kommen, sondern nur durch allmählichen Abbau der Zwangswirtschaft erreicht werden kann.
Als Vertreter des Deutschen Mieterbundes sprach Rechtsanwalt Groß- Dresden. Wenn die Wirtschaft eine Aufwertung leisten kann, dann ist grundsäglich gegen die Aufwertung nichts einzuwenden, sie muß aber ge re cht fein. Wir bezweifeln aber, daß das zu erreichen ist. Jede Aufwertung ist für die Wirtschaft eine neue Laft und mit großen Zinsenaufwendungen verbunden. Die Mietzinssteuer ist unwirtschaftlich und unsozial. Es ist unmöglich, mit der Aufwertung der öffentlichen Anleihen zu beginnen. Es besteht die große Gefahr, daß die Aufwertung eine neue große Caft für die Mieter mit sich bringt. Dagegen wenden wir uns mit aller Entschiedenheit. Wir verlangen, daß die Mietzinssteuer durch Steuern auf Einkommen und Befiz ersetzt wird. Die Wohnungswirtschaft ist durch eine Wohnbauabgabe zu fördern. Die Bestimmungen über die Mietzinsbildung in der dritten Steuernotverordnung müssen gestrichen werden. Die Grundgedanken des Reichsmietengefezes sind aufrecht zu erhalten. Die Geldanlagen der Hausbefizer dürfen nicht höher aufgewertet werden, als alle anderen Forderungen. Auf Fragen fügt der Sachverständige hinzu, daß die Mieter durchaus tein Privileg wollen. Sie wehren sich nur dagegen, daß der Hausbesih Aufwertungsgewinnler wird.
Es wird sodann festoestellt, daß der Allgemeine Deut. fche Gewerkschaftsbund nicht vertreten ist, da er feine Einladung erhalten habe und gewünscht, daß er seine Stellungnahme dem Ausschuß schriftlich unterbreite.
Als Vertreter des Deutschen Gewertschaftsbundes entwickelt Herr Herschel folgende Gedankengänge: Der Deutsche Gewerffchaftsbund lehne grundfählich die Aufwertung ab. Wenn der Reichstag aber die Aufwertung beschließe, dann müssen erstens die fleinen Sparer bevorzugt werden( Fabriksparkassen und Sogiaperficherungen). Zweitens: die Hauszinssteuer darf nicht zur 2iufwertung tommunaler Anleihen benutzt werden. Drittens dürfen nur ursprüngliche Zeichner Anspruch auf die Aufwertung haben. Wirtschaft und Staat tönnten jedoch eine Aufwertung über das bisherige Maß hinaus nicht tragen. Die Unternehmer sagen immer, die Wirtschaft vertrage teine neue Lohnbelastung. Dann ertrage fie aber, auch teine Erhöhung der Aufmertung um 10 oder 20 Broz. Auch der Staat tönne nicht aufwerten, solange er feine Stentner so ungenügend versorge. Wenn man aber weiter aufwerte, dann müsse man aufwerten bis zur äußersten Konsequenz, allo auch bereits zurückgezahlte Forderungen usw. Niemand fönne bestreiten, daß das ein furchtbares Durcheinander gebe und das Bedenken der neuen Inflation als berechtigt er=
junger Lebewesen enthält unzweifelhaft eine Lebenssubstanz in viel größerer Stärfe als das Blut alter Lebewesen, und wenn es ge= fingen sollte, diesen besonders der Jugend eigenen Stoff festzustellen, so würde man ein wirkliches Lebenseligier gefunden haben, das die Wissenschaft vielleicht dann aus dem jungen Körper entfernen und in einen älteren Körper überführen könnte. Bis jetzt ist freilich die
Feststellung einer solchen Substanz noch nicht gelungen." Bergfon begrüßt Einstein . Das Genfer Völkerbundssekretariat veröffentlicht die Begrüßungsansprache, die in der nicht öffentlichen Sigung der Völkerbundskommission für geiftige Bufammenarbeit Präsident Henry Bergson an die neuen Mitglieder, darunter Pro fessor Einstein , richtete, Bergson erklärte in feiner Rebe u. a., daß Die Kommission glücklich und stolz darauf sei, daß Einstein, der Beltruf genieße, ihr angehöre. Sein Wert sei eine der gewaltigsten Anstrengungen, die der Mensch vollbracht habe, um die Grenzen des menschlichen Denfens weiterzuspannen. Einstein habe das Wert vollbracht, daß seine Theorien, deren Schwierigkeiten die Berufsgelehrten entmuligen könnten, die ganze Welt leidenschaftlich eingenommen und bewegt haben. Bergson erinnerte dann daran, daß Einstein sich über die Beziehungen zwischen den Bölkern Anschauungen gebildet habe, die dem Völkerbundsideai ähneln, und sprach die Hoffnung aus, Einsteins Beteiligung an einer Kommission des Bölkerbundes möge dazu führen, daß der größte Teil der Menschheit, den er zu seinen wissenschaftlichen Spekulationen befehrt habe, auch für dieses Ideal gewonnen werde.
Ein elektrisches Planetarium. Man schreibt aus München : Unter dem großen Kuppelbau des Deutschen Museums ist ein Riefen planetarium zur Aufstellung gelangt, das von der Firma Zeiß in Jena nach den Plänen Dr. Bauersfelds hergestellt worden ist. Es ist ein Riefenprojektionsapparat, in dem 40 fleinere Projektions apparate ineinander greifen. Der Apparat projiziert den ganzen Sternenhimmel an die Kuppeldecke, dann sehen sich, burch einen Elektromotor betrieben, die einzelnen kleineren Apparate in Bemegung und am Kuppelhimmel gehen Sonne und Mond auf und unter, und die Planeten beschreiben ihre Bahnen. In exaktester Berechnung und genauester mechanischer Ausführung läuft lichtbildartig der Sternenhimmel über das Kuppelgewölbe. Diefes einzigartige Meisterwert eines elettrisch bewegten Weltalls im fleinen dürfte in Hauptanziehungspunkt des Deutschen Museums werden.
Die Völker bundtommiffion für geiffige Zusammenarbeit nahm mehrere Entschließungen an, in denen die Schaffung eines internationalen Sataloges für wissenschaftliche Filme, die Einberufung eines internationalen Stine matographenfongreffes zur Aufstellung wissenschaftlicher, künstlerischer und pädagogischer Grundsäge und die Organisierung einer internationalen Aus ftellung für das belebte und unbelebte Lichtbild zu wissenschaftlichen und pädagogischen Zweden empfohlen wird.
Eise amerikanische Schule in Tokio . Eine bedeutsame Rundgebung gegen die antiamerikanische Bewegung in Japan ist der Beschluß der Berwaltung des kaiserlichen Hauses, einen wertvollen Bauplas ohne Entgelt zum Bau einer amerikanischen Schule im Fremdenviertel bon Lokio zur
Verfügung zu stellen. Die Schule soll im Herbst eröffnet werden.
Cine toftbare Spike. Die neue Kathedrale von Liverpool , die soeben eingeweiht worden ist, hat ein außergewöhnlich fostbares Gefchent, eine Spize von feltener Bracht erhalten. 20 Damen haben an diesem Brachtstüd feit 1902, aljo boffe 22 Jahre, ununterbrochen gearbeitet. Stonnten die 20 Damen fich während dieser 22 Jahre nicht näglicher beschäftigen?
-
scheinen laffe. Die Arbeitnehmer hätten die große Befürchtung, daß Gegen den Abbau des Reichswirtschaftsrats.
die Caffen der aufgewerteten Forderungen auf die Maffen durch erhöhte Preise und niedrige Löhne abgewälzt werden. Niemand wolle die Lasten der Aufwertung felber tragen, sondern spreche für die Aufwertung aus den Taschen der anderen.
Im weiteren Verlauf der Bernehmungen kommt Oberlandesgerichtspräsident Dr. Best- Darmstadt zu Wort. Er erläutert jeinen Gefeßentwurf und den des Staatssekretärs Mügel und bittet den Ausschuß, sich auf den Boden seines Entwurfs zu stellen. Niemals gebe es eine dauerhafte Regelung, wenn sie auf der Ungerechtigkeit beruhe, wie das bei der dritten Steuernotverordnung der Fall sei.
Damit sind die Bernehmungen der Sachverständi gen beendet und der Ausschuß tritt in eine Geschäftsordnungsdebatte über die Art der weiteren Verhandlung ein.
Abg. Hergt( Dnat.) meint, es sei zweifelhaft, ob die Berhandlungen des Ausschusses durch die Bernehmung der Sachverständigen geför dert worden seien. Es gehe ihm jeht wie ein mühlrad im Kopfe herum. herum. Es wird schließlich der Vorschlag gemacht, die Barteien follten ihre Anregungen dem Justizministerium zur gefehgeberischen Ausarbeitung unterbreiten, später fönne dann die Generaldebatte folgen. Es wird beschlossen, fo zu verfahren und die allgemeine AusSprache unter Beteiligung der verantwortlichen Minister sobald als möglich zu beginnen.
Die Erstattung der Landabgabe.
Auf unseren letzten Artikel über den Steuersfandal fendet uns das Reichsfinanzministerium eine Entgegnung, die sieben Schreibmaschinenfeiten umfaßt. Wir müssen es uns leider versagen, diese Erklärung im Wortlaut wiederzugeben, da sie mit ihrer Darstellung zahlloser technischer Einzelheiten eine ebenso ausführliche Entgegenung beanspruchen würde. Das aber ist uns aus Raumgründen nicht möglich. Im übrigen wird ja das Verhalten des Reichsfinanzministeriums in dieser Angelegenheit noch Gegenstand parlamentarischer Auseinandersezun gen sein, so daß wir auch aus diesem Grunde mit dem Nichtabdruck keinerlei Beeinträchtigung der Klärung der Angelegenheit vornehmen.
Wir wollen mur auf einen wesentlichen, weil allgemeinen Gesichtspunkt hinweisen. Das Reichsfinanzministerium gibt zu, daß Fälle vorgekommen sind, in denen die Rückzahlungen höher waren, als die Einzahlungen. Es sucht dieses bei der Notlage der Reichsfinanzen unverständliche Verhalten mit der Tatsache zu er klären, daß die genaue Feststellung der eingezahlten Beträge in Gold überaus schwierig sei. Das unterliegt keiner Anfechtung. Das aber hätte sich das Finanzministerium sagen fönnen, bevor es Die Geltungsdauer der Landabgabe um zwei Monate verkürzte und den Rückzahlungsanspruch für Papiermartzahlungen in Gold ge feßlich festiegte.
z.
Wir begnügen uns mit der einfachen Feststellung, daß diefem Entgegenkommen an die Landwirtschaft tein entsprechen des Entgegenkommen an die Lohn- und Gehaltsempfänger gegenübersteht. Jeder Lohnsteuerpflichtige 3. B. genießt eine Steuerfreiheit für ein Einkommen von 600 m. pro Jahr. Angenommen, ein Lohnsteuerpflichtiger ist 11 Monate erwerbslos und hat im zwölften Monat nur ein Einkommen von 60 M., so müßte er eigentlich nicht nur für diesen Monat, sondern solange steuerfrei sein, bis fein Einkommen 600 M. überschreite. Das wäre, um die Worte des Finanzministeriums zu gebrauchen, „ billig". 3u diefer Billigkeit aber hat man sich bisher noch nicht auffchwingen können. Bei Lohn und Gehaltsempfängern gilt eben ein anderer Maß sta b, als bei den großen Agrariern.
Die Flagge des Herrn Jarres. Nur kein Bekenntnis zur Republik!
Die Deutsche Republik hat einen Reichsinnenminister, der sich wirklich vor der Welt sehen lassen kann. In der Volkszeitung" wird mit Recht auf das eigentümliche Verhalten des Herrn Dr. Jarres bei den Borbesprechungen zu der Feier am 3. Auguft aufmertfam gemacht. Schon bei der Beerdigung des in französischer Gefangenschaft gestorbenen Dreyer fonnten wir nachweisen, wie Herr Jarres seinen ganzen Apparat in Bewegung gesetzt hatte, um nur die schwarzrotgoldene Schleife zu vermei= ben. Damals tam man auf den genialen Einfall, ein Blumengebinde in Form eines Eisernen Kreuzes im Namen der Reichs regierung zu überreichen. Die schwarzrotgoldene Fahne hat auch diesmal dem Reich sinnenminister große Kopfschmerzen bereitet. Er hat ausdrücklich bei den Vorbesprechungen gebeten, nicht mit Fahnen zu erscheinen". Und als Begründung dieser eigentümlichen Aufforderung erklärt der Reichsinnenminister, der Streit um die Reichsfahnen" dürfe nicht störend in die Erscheinung treten. In Wirklichkeit macht Dr. Jarres damit nur eine Verbeugung vor den rechtsrabitalen Berbänden, in deren Nähe er sich offenbar wohlfühlt, und er folgt nur dem Drang feines eigenen Herzens. Schwarz- Rot- Gold ist in der Tat nichts für einen Mann vom Schlage des Herrn Dr. Jarres.
Die staatsgefährlichen Kinder.
Die Reichsregierung läßt als Antwort auf unseren Angriff wegen des Ausreiseverbotes für die 500 Kinder der Internationalen Arbeiterhilfe erklären, dieses Verbot sei nur erfolgt, weil es fich bei dem Transport der JAH. lediglich um fommunistische Propaganda gehandelt habe. Daß es sich bei Aktionen der JAH. um kommunistische Propaganda handelt, das wissen wir auch ohne eine offizielle Belehrung der Reichsregierung. Deswegen ist das Ausreiseverbot des Reichsinnenministers doch nach wie vor eine groteste lächerlichkeit. In dem Augenblick, in dem der französische Ministerpräsident durch seine Gefte des Entgegen. tommens und der Versöhnlichkeit demonstrativ befundet, daß er für eine Aenderung des Verhältnisses zwischen Deutschland und Frankreich eintreten will, wäre es felbstverständlich gewesen, doß die Reichsregierung sich über solche kleinlichen und vollständig untergeordneten Gesichtspunkte hinweggesett hätte. Der Trans port der Rinder nach Frankreich hätte gerade in diesem Augenblick port der Kinder nach Frankreich hätte gerade in diesem Augenblick nur gut wirken können. Das Verbot erfolgt bei einem Manne wie Dr. Jarres nicht nur deswegen, weil Jarres überhaupt teine Berständigung zwischen Deutschland und Frant reich will, weil dieser Typ eines bureaufratischen Verwaltungs beamten des alten Regimes im Innern nur Ausnahmerecht und nach außen nur Revanche tennt.
"
Vom Juden gerettet.
Wie der Welt am Montag aus Lauenburg ( Bommern ) geschrieben wird, hielt der bekannte nippel Kunze in Lauen burg einen Vortrag, in dem er wie üblich auf die Juden schimpfte, und fuhr dann nach dem Badeort Leba , wo er beim Baden in eine Untiefe geriet und zweifellos ertrunken wäre, wenn ihn nicht der Badearzt Lebas, Herr Dr. Poiner, aus dem Wasser gezogen hätte. Herr Kunze erkundigte sich noch nachträglich, ob Herr Dr. Posner wirklich Jude sei, und verschwand nach dieser fatalen Fe tellung ohne ein Wort des Dantes.
100
Auf Grund einer Entschließung des Bundesausschusses des 2DG B. haben die Gewerkschaften der Reichsregierung und dem Reichstag folgendes unterbreitet:
Bertretung der wirtschaftspolitischen und sozialpolitischen Interessen ,, Der Abbau des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates hat für die der Arbeiter eine unhaltbare Lage geschaffen, die mit längerer Dauer immer unerträglicher wird. Ueber zwei Drittel der Mitglieder des Reichswirtschaftsrates sind seit Beginn des Jahres ihrer Rechte beraubt und von jeder Mitarbeit ausgeschaltet. Den Ausschüssen, die noch tagen dürfen, ist das Recht der Initiative genommen.
Bienartigungen haben seit länger als Jahresfrist nicht statt. gefunden. Die wichtigsten Wirtschaftsfragen werden entschieden, ohne die in der Verfaffung des Reiches vorgesehene Mitwirkung des Reichswirtschaftsrates. Mehrere Gefeßesvorlagen, die ihm früher zur Begutachtung unterbreitet wurden, hat die Reichsregierung unerledigt wieder zurückgezogen. Die längere Aufrechterhaltung dieses Zustandes ist unvereinbar mit Artikel 165 der Reichsverfassung. Auch der Hinweis auf erforderliche Ersparnisse im Reichshaushalt tann einen solchen Dauerzustand nicht rechtfertigen, da der Vorl. RWR. bereits im November 1923 der Reichsregierung in seinem Gutachten über die endgültige Gestaltung des RWR. den Weg gezeigt hat, eine dem Artikel 165 der Reichsverfassung entsprechende gesetzliche Bertretung mit wesentlich verminderten Roften zu schaffen. Der Bundesausschuß des ADGB. erhebt die dringende Forderung an die Reichsregierung und den Reichstag , dem gegenwärtigen un= würdigen Zustand, den der dezimierte und entrechtete Borl. RWR. darstellt, baldigst ein Ende zu machen und ein dem Gutachten des Borl. RWR. entsprechendes Gesez über den endgültigen Reichswirtschaftsrat ungefäumt zu beschließen, bis dahin aber die für die volle Arbeitsfähigkeit des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates erforderlichen Etatmittel zu bewilligen."
München , 28. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Einer der Führe der Münchener Räterepublif, der zu 5%, Jahren Festung verur teilte Gustav Klingelhöfer , ist jest aus der Haft in Nieder schönenfeld entlassen worden. Für das lezte halbe Jahr der Strafzeit wurde ihm Bewährungsfrist zugebilligt.
Unterbrechung der Micum- Verhandlungen.
Düsseldorf , 28. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Die am Mon tag geführten Verhandlungen zwischen der Sechserkommission des Zechenverbandes und den Vertretern der Micum sind nach mehrstündiger Dauer infolge mangelnden Entgegenkommens der MicumVertreter ergebnislos abgebrochen worden. Nach Fühlungnahme der Vertreter der Sechserkommission mit der Reichsregierung werden die Verhandlungen am Donnerstag vormittag fort gefett.
Paris , 28. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Der amerikanische Staatssekretär des Aeußern, Hughes, ist am Montag in Paris eins. getroffen. Hughes tommt in Begleitung einer größeren Deputation der amerikanischen Anwaltskammer zum Befuche feiner franzöfifchen Kollegen. Wenn auch versichert wird, daß seine Reise feinerlei offiziellen Charakter habe, so nimmt man in gutunterrichteten Kreisen doch an, daß er die Gelegenheit benutzen werde, fich mit den maßgebenden französischen Stellen über die Frage der alliierten Schulden an Amerita zu unterhalten, zumal wenn durch die Annahme des von Ramsay Macdonald neuerdings vorgeschlagenen Kompromisses bis dahin die Frage der französischen Schuld an England eine Regelung gefunden habe.
Deutschland und der Garantiepakt.
Genf , 28. Juli. ( WTB.) Die deutsche Regierung ließ heute dem Böllerbundjefretariat eine Dentichrift überreichen, in der der deutsche Standpunkt zu dem von der legten Völlerbundbersammlung ausgearbeiteten Garantiepakt, d. h. dem Vera trage über gegenseitige Unterstügung dargelegt wird. Verfasser der Deutschrift find namhafte deutsche juristische Persönlichkeiten. Die deutsche Regierung war seinerzeit wie alle anderen Regierungen zur Stellungnahme zum Garantiepaktentwurf aufgefordert worden.
Treibt die Wilhelmstraße Sabotage?
labung Deutschlands erinnert„ Daily Telegraph " an Tattlofigfeiten, durch die Deutschland mehrmals günstige Aussichten zerstört habe, insbesondere durch die Methode, mehr zu fordern in der Erwartung, dadurch möglichst viel zu erlangen. Das Blatt weist als charakteristisch für seine Behauptung auf ein Beispiel aus der jüngsten Zeit hin, das bringend der Aufklärung bedürfe. Macdonald fei bemüht gewesen, ein Gesuch Deutschlands um Aufnahme in den Bölterbund rechtzeitig für die Herbsttagung zustande zu bringen. In der Absicht, den Vorstellungen des britischen Botschafters Nachdrud zu verleihen, fei vom Bölkerbund Sir Erit Drummond nach Berlin gereist. Das Auswärtige Amt habe ihm gegenüber die Auffoffung vertreten, Deutschland benötige den Völkerbund zwar nicht, sei aber um Englands Willen unter folgenden Bedingungen zum Eintritt bereit: Ständiger Sitz im Bölferbundral, Revision des korridors zwischen Deutschland und Ostpreußen , Neuregelung der Kolonialfrage, indem ein Mandat über die Kolonie Ostafrika in dem Sinne gewährt werde, daß deutschen Gesellschaften ausgedehnte territoriale Privilegien zugestanden würden. Diese lettere Forderung hätte Macdonald von der Unbilligkeit der deutschen Haltung überzeugt.
Condon, 28. Juli. ( Eigenèr Drahtbericht.) Angesichts der Ein
Dazu schreibt der Soz. Parl.- Dienst.": Eine Feststellung darüber, ob die Annahmen des ,, Daily Telegraph " zutreffen, war am Montag abend bei den amtlichen Stellen nicht mehr zu erreichen. Infolgedessen verzichten wir heute auf eine eingehende Stellungnahme zu den Veröffentlichungen des englischen Blattes, erklären aber jetzt schon, daß die Haltung der Reichsregierung in einem Augenblid, wo die Einladung Deutschlands zur Debatte stand, mehr als ein Standal bedeuten würde, vorausgesetzt natürlich, daß die Angaben des ,, Daily Telegraph " zutreffen. Im Intereffe Deutschlands möchten wir wünschen, daß das Blatt das Opfer falscher Informationen geworden ist.
*
Die deutsche
München , 28. Juli. ( Eigener Drahtbericht). Delegation nach London wird als Vertreter Bayerns der Staatsrat im Ministerium des Aeußern, Dr. Schmelzte, begleiten.
Das
Ende der Militärrevolte von Sao Paulo . New Hort, 28. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Die revolutio nären Truppen haben Sao Paulo nach hier vorliegenden Nachrichten in der Nacht von Sonntag zum Montag geräumt. Die Regierungstruppen haben die Stadt inzwischen wieder besetzt und bie Verteidigungsstellungen bezogen