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Zur Reform des Asyls für Obdachlose.

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Der Sommer eilt seinem Ende zu. Nur wenige Monate noch und es kehrt der Winter mit Regen und Kälte wieder. Mit ihm fehrt aber auch die Ueberfüllung in das Asyl für Obdachlose ein. Etwa 2000 Menschen suchen das Haus in der Fröbelstraße jetzt im Sommer Nacht für Nacht auf. Im vorigen Winter find es 5000 ge­wesen wieviel werden es wohl im fommenden sein? Der Bor­wärts" hat vor wenigen Monaten die bösen sanitären und sittlichen Zustände, die dort herrschen, nur annähernd erschöpfend geschildert. Er hat bei dieser Gelegenheit auch verschiedene Vorschläge zur Aende rung der Verhältnisse gemacht. Was ist nun zu ihrer Verwirklichung geschehen? Bor einigen Tagen brachten die Zeitungen die Nachricht, Minister Severing habe in Begleitung des Kriminalkommissars Gennat das Afyl besucht. Offenbar steht dieser Besuch in Verbindung mit den im Asyl geplanten Reformen. Daß eine ganze Reihe von Reformen beabsichtigt sind, ist in der Presse berichtet worden. Die Asyliften sollen in Zukunft zur Arbeit angehalten werden, die Ge­schlechtsfrankenstation soll fort und ihre Räume einer weit aus­gebauten Wohlfahrtsstelle zur Verfügung gestellt werden. Man will den Verfuch machen, wenn möglich, alle Neuankömmlinge durch Für­jorger zu befragen und diejenigen, denen noch zu helfen ist, moralisch durch Zuspruch und materiell durch Kleidung, Arbeit, Fahrkarten usw. zu stützen. So soll verhütet werden, daß Unerfahrene und mehr oder minder unberührte Menschen in den Sumpf des Aſyls. hinein gezogen werden. Werden sich aber dazu die notwendigen Mittel finden? Es müssen Fürsorger angestellt werden, es müssen auch sonst Mittel zur Wohlfahrtstätigkeit vorhanden sein. Wo die her­nehmen? Das Asyl, so wie es sich heute darstellt, ist ein sittlicher Infektionsherd. Die Infizierten tragen die Bazillen über das ganze Reich. Denn es gibt kein zweites ähnliches Obdachlosenasyl im Reiche. Wäre es da nicht recht und billig, wenn Preußen und die Länder dem Asyl Zuschüsse zukommen ließen? Der Sommer geht zu Ende und in einer Beziehung ist die Zeit schon verpaßt. Neue Baraden sind nicht entstanden. Die lleber füllung der Schlaffäle im Winter wird die geplante Wohlfahrtsarbeit unglaublich erschweren. Arbeit aber wird es in Hülle und Fülle geben. Den sozial empfindenden älteren jungen Menschen aus der Jugendbewegung bietet sich hier eine ungeahnte Möglichkeit, tiefe Einblicke in das soziale Elend unserer Zeit zu erhalten und helfend und aufrichtend zu wirken. Mögen sie sich doch bei der Wohlfahrts stelle im Asyl melden. Da es sich hier z. T. um eine Abendtätigkeit handelt, wird sie auch vielen, die am Tage beschäftigt find, möglich fein.

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Auf der Suche nach Rebsdat.

Der Mörder der Frau Rösler wahrscheinlich noch in Berlin . Eine umfassende Fahndung nach dem Mörder der Frau Rösler in der Leibnizstraße, dem Polizeioberwachtmeister Rebsdat, unternahmen die Kriminalkommissare Geißel und Johannes Müller mit den Beamten der Mordkommiffion in Ver­bindung mit der Streisbeamtenschaft unter Kriminalkommissar Her­mann in der Zeit vom Sonnabendmittag bis zum Sonntagmorgen. Es wurden besonders die Bahnhöfe von Groß- Berlin und alle Lokale der Stadtviertel abgesucht, in denen man den Flüchtigen vermutet. Das Ergebnis war die Feststellung, daß Rebsdat am Freitagabend noch in Berlin war und daß er wahr scheinlich auch jetzt noch hier ist. Bei dem Schankwirt in der Schönhauser Allee tehrte am Freitagabend ein bine chrippe dahin un­bekannter Gaft ein. Er setzte sich an einen Tisch, zog und einen Hering aus der Tasche und trant dazu ein Glas Bier. Mehrere andere Gäfte, die dazutamen, trudelten Bier aus und ver­anlaßten diesen Mann, mitzuspielen. Der Unbekannte gewann wiederholt, verlor zu guter Leht aber doch auch eine Lage und er­Plärte jetzt, daß er sie nicht bezahlen könne. Deshalb mußte er, als er aufbrach, feinen Hut zum Pfand lassen. Als nun die Kriminal beamten, die mit dem neuesten Lichtbild des Berfolgten versehen find, dieses Pfand sahen, ergab sich, daß es ein grüner Hut ist, wie ihn Rebsbat zuletzt abwechselnd mit einer blauen Sportmüße trug. Die Wirtsleute und einige Gäste vom Freitagabend erkannten nach der Photographie Rebsdat in dem Manne wieder, der den Hut zu­rücklaffen und ohne Kopfbedeckung gehen mußte. Die große Fahndung wird jegt fortgesetzt. Daß Rebsdat kein Geld mehr gehabt haben sollte, um die verlorene Lage Bier zu be­zahlen, ist kaum anzunehmen. Wahrscheinlich hat er sich gescheut, von dem geraubten Silbergelde, etwas wechseln zu lassen. Der Mörder fieht nach seinem neuesten Bilde und der Beschreibung der Leute, die ihn jetzt fahen, etwas anders aus als ein älteres Bild ihn darstellt. Sein dunkelblondes, ursprünglich dichtes, trauses Haar ist schon so gelichtet, daß er nicht einen Anfang von Blaze, sondern eine fast vollständige Glaze und nur noch wenig haar hat. Die Narbe am rechten Unterarm, auf die schon aufmerksam ge­macht wurde, rührt, wie jeht feststeht, von einer Schußverlegung her.

Polizisten und Alkoholisten.

Ein Vortrag vor Offizieren und Mannschaften. Im ehemaligen Offizierskafino des Augusta- Regiments, von dessen fürstlichem Schmuck nur noch die Gardeſterne aus Stuck an ber Decke übrig geblieben find, in jenem Raum, in dem einst die Edelsten der Nation" dem Alkohol freudig übermäßig Opfer ge­bracht haben, hielt gestern nachmittag vor einer großen Anzahl von Offizieren, Ober- und Unterwachtmeistern der Schupo Dr. Me! aus Wien einen Vortrag über das ein wenig langatmige Thema: ,, Wie entwickeln fich infolge Alkoholgenufjes jene Seelenstörungen, welche zu polizeilichen Interventionen Beranlassung geben?"

Der überaus lobenswerte 3wed feines Bortrags ging dahin, beni Polizisten das Wesen des Trinkers zu erklären, ihn aufzuklären, warum der einzelne unter dem 3 wange des Alkohols die verschiedensten Straftaten begehen muß, und den Beamten endlich zu unterrichten über das Aussehen des Trinters. Dr. Mehl betonte, daß Alkoholein Gift und daß der Rausch eine akute Alkohol­vergiftung ift. Der Betrunkene müsse verschieden je nach seiner Individualität beurteilt werden. Der chronische Trinter weiße ganz besonderes Gepräge verbotener Handlungen auf. Die Streitfucht des Trinters, seine Un ruhe und Unftätigkeit, die Veränderung im Nerven­system des Trinters, alle diese Dinge wurden sehr eingehend behandelt, um dem Polizisten die leider viel zu wenig befannte Lat­fache einzuprägen, daß der Trinter ein franter Mensch ift und unter allen Umständen auch von dem Straßenpolizisten und auf der Polizeimache als Rranter angesehen und behandelt werden muß. Wenn auch die Statistiken, die Dr. Mehl brachte, sowie verschiedene Beispiele sich lediglich auf Wien bezogen, brachten sie doch auch ge­nügend Belehrendes für Berlin . So erwähnte Dr. Mehl, um nur ein Beispiel herauszugreifen, daß in Wien , wenn der Straßenpoli­gift einen Besinnungslosen von der Straße aufgelesen und nach der Bache gebracht hat, in der Annahme, daß es sich um einen Betrun tenen handele, immer erst der betreffende Polizeiarzt geholt werde, dem es obliege, genau festzustellen, ob der Betref­fende nun wirklich infolge von Truntenheit in besinnungslosen Zu­stand gefallen oder aber ob er nicht etwa durch einen Unfall auf der Straße, namentlich im Winter bei Schnee und Glatteis, zu all gekommen und die Besinnung verloren habe. Man fanm hieraus jebenfalls ersehen, daß die Wiener Polizei Schema und Uniformi fat vermeidet, daß sie genau feststellen fäßt, ob der Eingelieferte einfach bis zum Morgen auf der Bache zu bleiben hat, von wo er

dann ernüchtert und nach Feststellung der Personalien entlassen wer­den kann, oder ob er einem Krankenhaus zugewiesen werden muß. Eine Nachahmung dieser Borsorge ist auch in Berlin geboten.

Der Vortrag von Herrn Dr. Mehl war entschieden sehr unter­richtend. Db aber die Ausführungen das erstemal bei den Zu­hörern wirklich Nutzen geftiftet haben, muß bezweifelt werden, weil der Vortragende in der Annahme, ein akademisch vorgebildetes Pu­blikum vor sich zu haben, häufig genug allzu gelehrt medizinisch und psychologisch vertieft zu Werke ging. Die Aufklärung der Schutz­polizeibeamten in dieser Richtung sollte aber, wenn auch in leichter verständlicher Form, fortgesetzt werden.

Er beschwor da=

Weil er mit ihr Arm in Arm gegangen. Zuchthaus und Ehrlosmachung für eine- Unwahrheit. Traurige Familienverhältnisse enthüllte eine Meineidsklage, die das Ferienschwurgericht des Landgerichts II gegen den Architekten Karl A. beschäftigte. Die Anflage ist aus einer Anzeige der ge­schiedenen Ehefrau des Angeklagten hervorgegangen. Es handelt fich hier um zwei zerrüttete Ehen, die geschieden worden sind. Weil der Angeklagte einmal unter Eid bestritten hatte, daß er mit einer befreundeten Frau Arm in Arm gegangen und weil das Gericht zu der Ueberzeugung gelangte, daß er doch mit der betreffenden Frau Arm in Arm gegangen sei, deshalb läßt die moderne Justiz es zu, daß die ganze Schwere der Zuchthausstrafe, mehr noch, der dauernden bürgerlichen Ehrlosmachung auf das Haupt des An­geflagten herabfaust. Es ist ein Urteil, das Aufsehen und Wider­spruch erregen wird. Karl A. war Verwalter eines Hauses, in dem auch der Kauf­mann D. mit seiner Ehefrau wohnte. Zwischen A. und der Frau D entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis, das aber im weiteren Verlauf das Mißtrauen des Ehemanns erweckte. Schließ lich kam es zu einer Ehefcheidungsklage. Gleichzeitig wurde auch von den Eheleuten A. ein Ehescheidungsverfahren eingeleitet, da diese Ehe sich schon seit Jahren unglücklich gestaltet hatte. In beiden Prozessen spielte das Verhältnis zwischen dem Architekten und der Kaufmannsfrau die Hauptrolle. Die D.'sche Ehe wurde schließlich geschieden und Frau D. schuldig gesprochen. Die andere Che wurde wegen beiderseitigen Verschuldens ebenfalls gefchieden. Während der letztere Prozeß noch schwebte, wurde A. in einem Zipil prozeß, den D. gegen seine ehemalige Frau wegen Herausgabe der Möbel angestrengt hatte, als Zeuge vernommen. bei, daß er niemals intime Beziehungen zu Frau D. gehabt hätte. Ferner befundete er unter Eid, daß er, während der Ehefcheidungs: prozeß noch schwebte, mit Frau D. nie Arm in Arm gegangen fei und sie auch niemals gefüßt habe. Die Ehefrau A. hatte aber ihre Nebenbuhlerin auf Schritt und Tritt bewacht und für diese leberwachung auch noch ihre Tochter, ihre Schwester und deren Tochter, und sogar noch eine Freundin aus Neu ruppin herangezogen. Auch den Sohn des Portiers des Hauses, in dem Frau D. wohnte, hatte sie fchon für fich ge­wonnen. In allen möglichen Verkleidungen hefteten sich diese Ber­Dabei wollen sie nun Be­folger an die Fersen der Frau D. obachtungen gemacht haben, die zu den Bekundungen A.'s vor Gericht in Widerspruch standen. In der Verhandlung beftritt der Angeklagte A. jegliches Verschulden. Die 18 Jahre alte Gisela A. erklärte, daß ihre Mutter sie einmal aufgefordert habe, sich mit anzusehen, wie ihr Vater sich mit einer anderen Frau treffe. Um fich unfenntlich zu machen, hätten sie sich dazu verschleiert. So habe sie mit angesehen, wie ihr Vater Frau D. von einem Café abholte und mit ihr Arm in Arm von dannen ging Frau D. bestritt die Behauptungen der Zeuginnen ebenfalls mit großer Entschiedenheit. Staatsanwalt Dr. Conrad hielt auf Grund der geholt häite und auch mit ihr Arm in Arm gegangen sei. Es Beweisaufnahme für erwiesen, daß der Angeklagte Frau D. ab­habe zweifellos ein Verhältnis zwischen ihnen bestanden, wenn es auch nicht erwiesen sei, daß es zu Intimitäten gefommen sei. Er beantragte gegen ihn die Mindest strafe von einem Jahr 3uchthaus und drei Jahren Ehrverlust, erkannte aber auch auf die dauernde Unfähigkeit als Zeuge und Sachverständiger vor Gericht auftreten zu können. Rechtsanwalt Dr. Gollnit bezeichnete die Ehe der A.'schen Eheleute als eine zerrüttete. Bei der Unter­fuchung vor dem Kammergericht sei es dem Angeklagten in erster Reihe darauf angefommen, die ehebrecherischen Beziehungen in Ab­rede zu stellen und er habe auf so harmlose Vorgänge, wie z. B. auf das Arm in Arm gehen ufm., tein Ge= wicht gelegt. Wenn nun aber der Angeklagte nicht glatt frei gesprochen werden könnte. so fönne hier nur ein fahrlässiger Falscheid vorliegen. Nach eineinhalbstündiger Beratung fam das Gericht zu der Ueberzeugung, daß der Angeklagte A. in bezug auf den Bunkt, daß er feit der Ehescheidung nicht mehr mit Frau D. Arm in Arm gegangen sei, wiffentlich eine unwahrheit gefagt habe. In bezug auf die anderen Punkte konnte das Gericht diese leberzeugung nicht gewinnen. Der Angeklagte war daher des wissentlichen meineides schuldig und das Schwurgericht verurteilte ihn unter Berücksichtigung aller Milderungsgründe zu der Mindeststrafe von 1 Jahr Zuchthaus, sowie zu drei Jahren Ehrverluft und der dauernden Unfähigteit als 3enge und Sachverständiger aufzutreten.

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Vorsicht beim Pilzesammeln.

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erscheinende wohlfeile Pilzmerkblatt tann von dort oder im Wege des Buchhandels bezogen werden. Namentlich sind darin auch die Erkennungsmerkmale der Knollenblätterschwämme, der gefährlichsten aller Giftpilze, angegeben und an farbigen Abbildungen erläutert. Auch sind diesen Pilzarten die ihnen ähnlichen eßbaren Pilze gegen­übergestellt.

Gaukonferenz der Arbeitsinvaliden.

Ein tragischer Zwischenfall.

Im Altersheim" Prenzlauer Berg tagte am Sonntag die Gaukonferenz Groß- Berlin des Zentralverbandes der Invaliden und Witwen Deutschlands , zu der 70 De­legierte erschienen waren. Auf Krücken und an Stöcken gehend, ver­härmt und zermürbt waren die Invaliden und Witwen gekommen, um einen erschütternden Protest zu erheben. Protest dagegen, daß in Deutschland , angeblich dem Land des Idealismus" und dem Land der sozialien Gesetzgebung", alle die, die in der Arbeit zu­schanden, zu Invaliden, Krüppeln und Siechen geworden sind, ein Verbandsvorsitzender Kollege Matthes berichtete in einem Refe­erbärmliches Hunger- und Elendsdafein führen müssen. rat über die Anstrengungen des Zentralverbandes und über das mangelnde foziale Berständnis, das die Interessenvertretung der In­validen bei der bürgerlichen Reichstagsmehrheit gefunden hat. Immer nur Worte des Bedauerns, denen feine Tater folgen. Die An= träge der Arbeiterparteien zweds Aufbesserung und Neuregelung zur Invaliden- und Unfallversicherung sind fast immer Eine ganze Mark pro Monat habe man den Invalidenrentnern bewilligen zu können geglaubt, so daß abgelehnt worden. die Invalidenrente ab 1. Auguft statt 13 M. nunmehr 14 M. monat­lich beträgt. Die Unfallverlegten und Hinterbliebenen sind gleich­falls auf das Schwerste benachteiligt, und auch hier muß endlich eine durchgreifende Aenderung und Besserung der Rentenleistungen er­folgen. In der Diskussion kam durch die Kollegen Bläfing, Weifel, Wolf, Müller, Gast, Heermann, Rohde die ungeheure unzu­friedenheit über den vorgenommenen sozialen Abbau zum Ausdrud. Ihre Ausführungen entsprachen der Erregung, die ben Delegierten innewohnte. Anträge an den im September ſtatt­findenden Verbandstag in Dresden wurden beraten und als Dele­gierte für Groß- Berlin die Kollegen Weisel , Lüneburg und Walthe gewählt. Gegen Ende der Gaukonferenz trat ein trauriger Zwischen fall ein, der die ganze Tragik der Arbeitsinvaliden fennzeichnet der 81jährige Gauleiter Ludwig Mittag bradh plöglich wa rend der Verhandlungsleitung infolge Erschöpfung un Anstrengung zusammen und mußte von den Invalider a dem Saal getragen werden. Es stellte sich heraus, daß Koiles mittag von einem schweren Schlaganfall betroffe

worden war.

In einer scharfen Resolution, die am Schluß der Gautonferen einstimmig angenommen wurde, wird Brotest gegen die unsoziale Behandlung der Sozialrentner und Hilfsbedürftigen durch die Reichstagsmehrheit und die Reichsregierung erhoben. Die Arbeits invaliden und-veteranen, die ein Leben reicher, schwerster Arbei: hinter sich haben, müffen, so heißt es, die beschlossene monatlic Zulage von 1 M.(!) für Millionen Invalidenrentner, dere Erwerbsunfähigkeit mit mindestens 66% Proz. behördlich festgestellt ist, geradezu als Hohn auf ihre verzweifelte Lage empfinden. Statt 43 Pfennig stehen diesen Schwerbeschä digten und Schwererwerbsbeschränkten jekt 46 Pfennig täglich zur Verfügung. Es wird an die gesunde Arbeiterschaft appellier. durch ihre berufenen Organe, Gewerkschaften usw., auch für die Arbeitsveteranen und-invaliden die Verdoppelung der Ren­tenleistungen zu verlangen. Die Lage der Unfallverlegten und Hinterbliebenen ist ebenfalls eine verzweifelte, und auch für sie wird ein gerechter Ausgleich gefordert.

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Versuch eines Attentats auf einen D- Zug. Die Strecke Berlin Görlik, die schon einmal vor Jahren bei der Station Schleife in der Nähe von Sprember der Schauplah eines der fürchterlichsten deutschen Eisenbahnunfälle gewesen, hätte um ein haar, und zwar auf der Strede Berlin Rottbus in der Nähe von Lübben , abermals ein in seinen Folger gar nicht abzumessendes Unheil gesehen. Zwischen den Bahnhöfer Brand und Schönwalde waren zwei große eiferne Plai ten, die ein Gewicht von je einem Zentner hatten, und mehrer schwere Steine auf die Schienen gelegt. Die Täter hatten es a den D 3ug D. 191 aus Berlin abgesehen, der aber eine furt Verspätung aufzuweisen hatte. Aus diesem Grunde paffic zuerst der Güterzug 6941 die Strecke. Nur diesem Umftande ist zu danken, daß ein schweres Unglück verhütet wurde. Durch die Geistesgegenwart des Lokomotivführers des Güterzuges wurde der Zug rechtzeitig zum Stehen gebracht. Die Staatsanwaltschaft hat sich sofort der Angelegenheit bemächtigt und die Polizei entfandte ci Aufgebot von Feldjägern. Hunde nahmen eine Spur nach einem f der Nähe liegenden Gebüsch auf. Hier hatten sich die Täter ver steckt gehalten und auf die Folgen ihres Anschlages gewartet unb sind dann im Dickicht des Waldes verschwunden.

Dörr aus der Haft entlassen.

Der Führer der kommunistischen Fraktion im Berliner Stadt­parlament, Stadtverordneter Dörr, gegen den ein Hochberrate­Die in den letzten Jahren beobachtete große Zahl von Bilz- berfahren eingeleitet worden war, ist jetzt auf Anweisung des vergiftungen mahnt zur Borsicht beim Einsammeln von Bilzen . Die Staatsgerichtshofs wieder aus dem Berliner Unter­meisten Unglüdsfälle sind nicht wie vielfach irrtümlich ange- fuchungsgefängnis entlassen worden. Es handelte sich bei dem auf den Genuß verdorbener, sondern giftiger Pilze Verfahren um einen Ende April d. J. in der Roten Fahne" er­zurückzuführen, die nicht auf den Märkten gekauft, sondern von unschienenen Artikel, für den Dörr verantwortlich gemacht wurde, kundigen Personen gesucht worden sind. Es kann nicht weil er in der betreffenden Nummer des fommunistischen Blattes dringend genug gewarnt werden vor dem Einsammeln und dem Genuß von Bilzen, die dem Sammler nicht sicher als unschädlich als verantwortlicher Redakteur aufgeführt war. Inzwischen hat bekannt sind. Ganz irrig ist die leider noch immer weit verbreitete aber Dörr den Beweis dafür angetreten, daß er zurzeit des Ei­Anschauung, daß es allgemein gültige Erkennungszeichen für eßbare icheinens des betreffenden Artikels bereits aus dem Nedaktion oder giftige Pilze gäbe, wie Milchsaft, flebrige Beschaffenheit des verband der Roten Fahne" ausgeschieden war und daß seine Hutes, Braunfärbung eines in das Bilzgericht eingetauchten silbernen Anführung als verantwortlicher Redakteur ohne sein Wissen erfolgte. Löffels, Berfärbung einer mitgefochten Zwiebel. Allein die ge­naue Kenntnis der besonderen Merkmale der ein­einen eßbaren und giftigen Pilze schützt vor fchädlichen Folgen. Zur Verbreitung solcher Kenntnis hat das Reichsgesundheitsamt die wichtigsten eßbaren und die wichtig­sten schädlichen Pilze in einem Pilzmerkblatt zusammengestellt, das eine Reihe von Belehrungen und eine Tafel mit 34 farbigen Abbildungen enthält. Das jetzt in neuer, erweiterter Ausgabe im Verlage von Julius Springer Berlin W. 9, Linfstr. 23/24

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Das Rundfunkprogramm.

Dienstag, den 29. Juli.

Tageseinteilung. Vormittags 10 Uhr: Nachrichtendienst. Be­kanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht. 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr:

Ueberfallene Polizeibeamte.

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In der Sonntagnachi um 11 Uhr wurde der Polizeioberwacht­meister Sch. vom Revier 144 während eines Streifganges durch die Wilhelmstraße durch fünf unerkannt mene Burschen, die er zur Ruhe ermahnt hatte, niederge­schlagen. Einer der Täter warf sich auf ihn und fniete ihm auf der Brust, wobei er ihn mit seinen Fäusten bearbeitete. Schließlich gelang es Sch., fich zu befreien und den Angreifer durch zwei Hiebe mit dem Seitengewehr unschädlich zu machen. Darauf ergriffen die Burschen die Flucht und entkamen. Einen harten Kampf hatte in derselben Nacht der Polizeioberwachtmeister B. zu bestehen. Als er auf einem Streifgange den Helmholzplatz passierte, murde er von ein er Horde junger Burschen überfallen, nachdem er sie wegen groben Unfugs zurechtgewiesen hatte. In der Notwehr machte er von seinem Seitengewehr und auch von seiner Pistole Gebrauch. Mehrere der Angreifer sind durch Schläge mit der Hiebwaffe verlegt worden, zwei derselben fonnten festgenom­men werden. Der Beamte selbst hat Kragwunden und durch Fuß­tritte hervorgerufene schmerzhafte Anschwellungen davongetragen.

7,30 Uhr abends: Vortrag der Frau Frida Baumgarten: Meine Tochter lernt von mir kochen". 9-10 Uhr abends: Männerchor( be­stehend aus ehemaligen Mitgliedern der Staatsoper). 1. Pilger­chor( Beglückt darf nun) aus der Oper Tannhäuser ". von Wagner . 2. Priesterchor aus der Oper Zauberflöte ", von Mozart . 3. Jäger­Bei Einzahlungen auf Zahlfarten und Rentenmartpoftanweisungen chor aus der Oper Freischütz", von C. M. v. Weber. 4. Adagio fowie bei Einlösung von Nachnahmen und Postaufträgen, die auf aus der A- moll- Sonate, von Grieg ( Otto Urack , Cello, Eugen Sentenmart lauten, werden von den Postanstalten fortan bis auf Wiesner, Klavier). 5. Hymne an die Nacht, von Beethoven . weiteres Beträge bis 50 Rentenmark für jede einzelne Sonntag ist's". von Breu. 7. Heimkehr". von 8. a) Träumerei, von Schumann. b) Andante, von Goltermann( Otto noten oder anderen Zahlungsmitteln, die zu Zahlungen Gelbke. Bahlfarte oder Rentenmarkpostanweisung auch in Reichsban!- Urack. Cello, Eugen Wiesner, Klavier). 9. Trinklied aus der Oper Die verkaufte Braut", von Smetana . Anschließend: Dritte Be- an Posttassen zugelassen sind, entgegengenommen. Warum wird kanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetter- benn überhaupt noch ein Unterschied zwischen den Zahlungsmitteln dienst, Sportnachrichten. gemacht?

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