Nr. 354 ❖ 41. Jahrgang
Seilage öes vorwärts
Man nennt Amerika zuweilen das Paradies der Frau. Unter gewissen Einschränkungen mag dieser Name richtig sein. Die Frau hat aber selber mit dazu beigetragen, ihre im allgemeinen geachtete Stellung zu schaffen. In einen, Lande, in dem infolge der über- wiegend männlichen Einwanderung die Frau lange Zeit in der Min- verzähl blieb, war das auch leichter als in Europa mit seinem Bal- last an überlieferten Sitten und Anschauungen. Die Amerikanerin war auch klug genug, ihr Uebergcwicht, das sie mit der Zeit er- langte, nur soweit auszunutzen, als nötig war, um völlige Gleich- berechtigung mit dem Manne zu erzielen. Wenn man hin und wieder von extravaganten Dingen aus dem Leben der amerikani- schen Frau hört, so bezieht sich das meistens auf die in überwälti- gendem Luxus ausgewachsenen jungen Damen aus dem Kreise der „Oberen 400", dem Adel Amerikas .• Mann und Iran als kameraöen. Die Durchschnittsamerikanerin ist ihrem Manne nicht nur eine gute Kameradin, sie arbeitet wie er vom Morgen bis zum Abend, schafft mit gleicher Freude wie er: auch hier ein grundlegender Un- terschied zwischen alter und neuer Welt. Hier in Europa steht hin- ter der Arbeit der Zwang, die Notwendigkeit, Geld zu verdienen, um leben zu können, dort mehr die Freude am Schaffen selbst, der Sport des Geldoerdienens, der den Zwang zur Arbeit weniger lästig werden läßt. Man heiratet jüng in Amerika und kann jung heiraten, weil Mann und Frau verdienen: selbst in Kreisen, in denen Wohlhaben- heit herrscht, spekuliert weder Mann noch Frau auf das Taschengeld, die Mitgift oder Erbschaft, die man durch Eltern oder Schwieger- elhern erlangt. So gestaltet sich die Ehe zweier guter Kameraden, die sich vielleicht schon in der gemeinschaftlichen Schulerziehunq oder Universität kennengelernt hatten, zu einer treuen Arbeitsgemein- schast: man steht früh auf. Die Frau bereitet das Frühstück, der Mann macht„Stubendienst". In wohlhabenden Familien über- nimmt die gröbere Arbeit eine aus einem Institut bestellte Kraft oder die in der Miete mitbczahlt« Hauskraft. Hierbei muß bemerkt werden, daß in Amerika nur die Schwarze billiger ist, weiße Hausangestellte können sich nur die Reichen leisten, weil sie sehr teuer sind und die Frau in jedem Berus gleich geachtet ist und als„Lady" gilt. Der Amerikaner wird sich seine Schuhe nie von einer Haus- angestellten, geschweig« von seiner eigenen Frau putzen lassen. Kommt ein Baby, so haben oft zwei Freundinnen eine Schwarze als Kinderwärterinnen für ihre Kleinen. Nach dem Frühstück fahren die Ehegatten zur Arbeit. Die Arbeit geht in dem bekannten Tempo von statten. Pausen, und seien es nur Sekunden, kennt der Ameri- kaner bei der Arbeit nicht. Um 12 Uhr ist Lunchzeit. Man geht in ein naheliegendes Restaurant, denn viel Zeit hat man nicht. Nux wenn die Arbeitsstätte der Frau ganz in der Nähe ist, kann man sich treffen. Meist ißt man in einem der vielen Restaurants mit Selbst- bedienung. Man steht hinter einer unendlich langen Tischplatte, be- stellt, eine halbe Minute später erhält man das Gewünschte. Was man bekommt ist reichlich, gut und nahrhaft. Alkohol gibt es nicht. Man trinkt, wenn überhaupt, Milch, Eiswasser, Gingerale. 3n fünf Minuten ist man fertig, schließt sich der langen Reihe an, die nacheinander an der Kasse vorbeipassiert. seinen Scheck bezahlt und geht. Wieder ins Bureau! Wieder dasselbe atemraubend« Arbeits- tempo bis zum Kontorschluß, 6 Uhr. Dann nach Hause. Nie wird es vorkommen, daß der Mann die Frau in einem öffentlichen Ver- kehrsmittel stehen läßt, wie das bei uns so üblich ist. Nach öer Arbeit. Derjenige der Ehegatten, der dem Heim am nächsten ist, also früher nach Hause kommen kann, besorgt meist die häuslichen Ein- kaufe. Selbstverständlich beschwert man sich nicht mit Dingen, wie sie die deutsch « Hausfrau in ihrer �üchc gewohnt ist: Gemüseputzen, Fischausnehmen und dergleichen. Alles kommt koch- und bratfertig ins Haus. Man benutzt hauptsächlich Konserven, die in Amerika sehr gut und billig sind und sogar das frische Gemüse ersetzen. Ob- gleich das Menu eines bürgerlichen Dinners in Amerikg meist be- deutend reichhaltiger ist als bei uns, so macht doch die Zubereitung viel weniger Mühe. In einer halben Stunde ist man fertig und hat den ganzen Abend vor sich. Nun treibt man Sport, sitzt im Kino, das meist auch zugleich Barietö ist, oder treibt, was einem gefällt. Die Wohnungen in Reiv Pork sind sehr klein und eng. Eine Drei-
zimmerwohnung in New Jork in guter Gegend kostet etwa 2400 Dollar jährlich, aber man kann sich kaum eine Vorstellung von dem Komfort solcher Wohnungen machen, wie ja überhaupt die praktische Amerikanerin durch immerfließendes warmes Wasser, allerlei Ma- fchinen, die ihr den Haushalt erleichtern, verwöhnt ist. Beobachtet man eine Amerikanerin, so weiß sie tausend Tricks, um ihre Mrt - schast schnell und gut in Ordnung zu halten. Der Stolz der Ameri-
In d»r Straßenbahn: Drüben l kanerin bleibt, bei aller praktischen wie geistigen Arbeit, die sie zu leisten imstande ist, nichts von ihrer Weiblichkeit einzubüßen. Der Mann jedoch, der von Jugend auf Achtung vor der Frau gelernt, sieht meistens als seinen Lebenszweck, das in rasendem Arbeitstempo gewonnene Geld für feine Lebenskameradin und seine Kinder zu nutzen. Im allgemeinen ist der Amerikaner gebildeter, als wir glauben: er kennt die internationale Literatur, liebt Musik, aber die Frau ist meist diejenige, die sich mit allem Eifer der Kunst, der Wissenschaft oder Musik widmet, sie hat zu allem Zeit, weil der Haushalt sie nie ganz beschlagnahmt. Die amerikanische Ehe be- wahrt sich jedoch den Charakter steier Kameradschastlichkeit. Die Frau sitzt nicht bei den Kindern zu Hause, während der Mann sich im Wirtshaus oder in den Dielen amüsiert. Di« Ehe erscheint im Durchschnitt nicht als Sklaverei. Man lebt für einander, man be- weist es in Arbeit und Kameradschaftlichkeit, aber dabei wahrt' Mann
In der Straßenbahn: Bei nnsl
s! Die Rebellion. Roman von Joseph Roth . Wer ihn sah, fühlte die Notwendigkeit, ihm beizustehen, und die Ohnmacht zugleich. Schmerzlich war die Erkenntnis zugleich� daß man ihm nicht helfen konnte und beschämend. Aus Scham hätte man selbst zittern mögen. Die Krankheit übertrug sich auf den Betrachter. Schließlich zog man sich zurück, entwich, und konnte dennoch das Bild des zitternden Riesen nicht vergessen.«'.., Drei Tage vor der Ankunft der Kommission begab sich Andreas in die Baracke Bossis, den er immer gemieden hatte. Zwanzia Lahme und Einbeinige waren um den Schmied ver- sammelt und sahen ihm in einer leidenschasllichen Stille zu. Vielleicht hofften sie auf die ansteckende Wirkung des Zitterns. Jedenfalls verspürte bald der eine und bald ein anderer ein heftiges Zucken in Knien, Ellenbogen und Handgelenken. Sie gestanden es einander nicht. Einzelne schlichen davon und probierten, zu zittern, wenn sie einen Augenblick allein waren. Der mißtrauisch- Andreas, der Dojsi aus ganz unbestimmten Gründen nicht leiden mochte, zweifelte zuerst an der Krank- heit. Ret? erfaßte ihn und zum erstenmal Bitterkeit gegen die Regierung, die just Zittcrer belohnen wollte und keine anderen. Zum erstenmal durchdrang ihn eine Erkenntnis von der Ungerechtigkeit derjenigen, die zu befehlen und zu be- stimmen hatten. Plötzlich fühlte er, daß ferne Muskeln zuckten, fein Mund sich verschob, sein rechtes Augenlid zu flackern be- gann. Ein freudiger Schrecken überfiel ihn. Er humpelte davon. Seine Muskeln beruhigten sich Sem Augenlid flackerte nicht mehr. �. Er schlief nicht ein. Im Finster» kleidete er sich an und ohne Krücken, um die Schlafenden nicht zu wecken, die Hände auf den Kopf des Bettes und auf den Tisch stützend, schwang er sein Bein zum Fenster und ließ den Oberkörper nachfolgen. Er sah ein Stück der nächtlichen Wiese und das schimmernde. weiß gestrichene Gitter. Länger als eine Stunde stand er so und dachte an einen Leierkasten. Es ist ein heller Sommernachmittag. Andreas steht im Hof eines großen Hauses, im Schatten eines alten, breiten Baumes. Es mag Zne Linde fein..Andreas dreht die Kurbel seines Kastens und spiekt: Ich habt' einen Kameraden. Oder: i
Draußen vor dem Tor«, oder die Nationalhymne. Er ist in Uniform. Er trägt sein Kreuz. Aus allen offenen Fenstern fliegen Münzen, in Seidenpapier eingewickelt. Man hört den gedämpften Metallklang des fallenden Geldes. Kinder sind da. Dienstmädchen lehnen über die Fensterbrüstungen. Sie achten der Gefahr nicht. Andreas spielt. Der Mond kam über den Rand des Waldes, der vor den Baracken lag. Es wurde hell. Andreas fürchtete, seine Käme- roden könnten ihn entdecken. Er wollte nicht mitten in der fahlen Helle stehen. Er schwang sich wieder ins Bett. Zwei Tage lebte er still und versonnen. Die Kommission kam. Jeder wurde einzeln hereingerufen. Ein Mann stand an der Portiere, welche die Kommission vor den Augen der wartenden Invaliden verbarg. Der Mann schlug jedesmal die Porttere zurück und warf einen Namen hinaus. Jedesmal löste sich ein gebrechlicher Körper aus der Reihe der anderen, schwankte, humpelte, polterte und ver- schwand hinter dem Vorhang. Die gemusterten Invaliden kamen nicht mehr zurück. Sie mußten den Saal durch einen anderen Ausgang verlassen. Sie bekamen eimen Zettel und gingen dann in ihre Baracken, packten ihre Sachen und krochen zur Endstation der Straßenbahn. Andreas wartete unter den anderen, er beteiligte sich nicht an ihrer geflüsterten Unterhaltung. Er schwieg, wie einer, der sich nicht verraten will und der in der Furcht lebt, eine kleine Aeußerung könnte ihn verleiten, sein ganzes großes Geheimnis herzugeben. Der Mann schob den Vorhang zurück und warf den Namen: Andreas Puni in den Saal. Einigemal pochte Andreas Pums Krück« auf den Boden und widerhallte in der eingetretenen Stille. Plötzlich begann Andreas zu zittern. Er sah den Vorsitzenden der Kommission, einen hohen Offizier mit goldenem Kragen und blondem Bart. Bart. Antlitz und Unifgrmkragen vermischten sich zu einer Masse aus Gold und Weiß. Iemapd sagte:„Noch ein Zitterer." Die Krücken in Andreas Hand begannen selbständig über den Boden zu hüpfen. Zwei Schreiber sprangen auf und stützten Andreas. „Lizenz!" befahl die Stimme des hohen Offiziers. Die Schreiber drückten Andreas auf einen Stuhl und eilten an ihre Arbeit. Schon saßen sie gebeugt über raschelnden Papieren i und ihre Federn tanzten.
Mittwoch, 30. Juli 1924
und Frau ihren selbständigen Charakter. Oft geht eine verheiratete Frau ihren eigenen Lebensweg, fei es in Kunst, Wissenschaft oder Politik. Zu allem muß noch ein wesentlicher Unterschied zwischen der Neuen und Mten Welt hervorgehoben werden: der amerikanische Mann versteht nie nur einen Beruf, er ist meist in mehreren er- zogen und geschult. Es kann vorkommen, daß ein Rechtsanwalt Versicherungsagent wird oder Geschäftsmann, und daß ein Inge- nieur, weil irgendeine Unmöglichkeit besteht, in diesem Beruf weiter- zukommen, gleich einen ganz anderen Beruf ergreift. Die Einseitig- keil der Ausbildung wie bei uns, kennt der Amerikaner nicht. So scheint das Zusammenleben zwischen Mann und Frau in Amerika , von Europa aus gesehen, freier und kameradschaftlicher zu fein als bei uns. Drüben gilt das alles als Selbstverständlichkeit und fchsießlich hat jeder auch dort seine eigenen Sorgen und Wünsche.
Die Anzeige. Die Schupo hat nicht viele Freund«, besonders nicht unter denen, die stei wie der Bogel durch die Lande ziehen, von milden Gaben leben, oft frieren, oft hungern, oft einfam sterben. Aber es gibt unter den„Grünen" auch solche, die Pflicht und Menschlichkeit zu vereinen wissen. Endlos rieselt der R»gen herab. Ich habe mich glücklich in eine Straßenbohnrvartehalle in einem unserer westlichen Villenvorort« flüchten können und warte hier das Ende des Regengusses ab. Plötzlich erhalte ich Gesellschaft. Ein alter Mann stürzt zu mir hinein und läßt sich ermattet auf die Bank fallen. Völlig durchnäßt, Kleider und Stiesel zerrissen, das Geficht vor Unterernährung tief «ingefallen, fo preßt sich der Alte scheu in eine Bankeck«. Rur von Minute zu Minute sieht er erregt nach draußen, wo immer noch der Regen fällt, als ob er eine Gefahr von dort erwarte. Immer un, ruhiger wird er, dabei murmelt er unverständliche Worte. Mir tut er leid, ich frage ihn nach der Ursach« seiner Erregung. Und in Bruchstücken, abgehackt, zusammenhanglos, enthüllt der Alte ein Stück menschlicher Gemeinheit.„Habe Hunger— drüben nach Brot gefragt(er zeigt dabei auf eine palastartige Villa), der Portier tele- phoniert zur Herrfchaft— ich höiv nur, wie er deren Antwort wiederholt: Jawohl, Polizei Bescheid sagen, damit sie den Kerl fassen. Ob sie mich hier finden?— Die reichen Leute, um ein Stückchen Brot!" Ich beruhige ihn, fo gut ich kann, aber immer wieder murmelt«r:„Um ein Stückchen Brot" Währenddessen hat draußen der Regen nachgelassen. Plötzlich zuckt der Alte zusammen: „Sie kommen." Und wirtlich, der Partier hat den Bettler nicht aus dem Auge verloren und zeigt ihn jetzt der telephonisch herbei, gerufenen Polizeistoeise. Man merkt es den Beamten an, wie un, gern sie ihr« Pflicht erfüllen. Der ältere weist auf den Portier, der sich beschämt in seinen Garten verzieht, und sagt zu mir wie entschuldigend:„Wir müssen ihn mitnehmen, er ist wegen Bettelns angezeigt." Und den Alten sorgsam führend, nehmen sie die Rich- tung zur Wache. Da mein Weg derselbe ist. folge ich ihnen lang- sam, froh, daß der lange Regen endlich der Sonne gewichen ist. Und siehe, auch das Erlebnis mit dem Bettler findet«inen be- friedigenden Abschluß. Am ersten Bäckerladen machen die Beamten halt, einer geht hinein und kommt m't einem Brot unterm Arm zurück, das er dem Alten gibt. Der andere Beamte drückt ihm ein Geldstück in die Hand, und heidi sind die Beamten um die Ecke verschwunden. Der Bettler aber steht erstaunt da, wiegt das Brot, besieht das Geld, und schaut dann hinauf zum Himmel, von dem die schwarzen Wolken jetzt gewichen sind und aus dessen Blau die Sonne locht. Er hatte erfahren, daß es Beamte gibt, die Pflicht und Menschlichkeit zu verbinden wissen.
Einer Nichtigkeit wegen ins Zuchthaus. Vor dem Ferienschwurgericht des Landgerichts II hatten sich der Heizer R. und der Kartoffelhändler G. wegen Meineides zu verantworten. Eine Bagatelle hat die bisher unbescholtenen Männer insZuchthaus gebracht. R. hatte von feinem Schwieger- vater D. ein Spind geliehen erhalten. Als Differenzen zwischen ihnen entstanden, klagte der Schwiegervater auf Herausgabe des Spindes. R. hatte das Spind aber inzwischen an seinen Schwager G. verkauft. Der Schwiegervater strengte nnn einen Prozeh gegen G. wegen böswilligen Erwerbes an. Er behauptet«, daß er mit
Dann hielt Andreas ein Bündel Papiere in der zappeln- den Hand und humpelte zur Tür hinaus. Als er feine Sachen zu packen anfing, verließ ihn das Zittern. Er dachte nur: Ein Wunder ist geschehen! Ein Wunder ist geschehen! Er wartete im Klosett, bis alle Kameraden verschwunden waren. Dann zählte er sein Geld. In der Straßenbahn machten ihm die Leute Platz. Er wählte den besten der ihm angebotenen Plätze. Er saß gegenüber dem Eingang, neben ihm lag feine Krücke, quer über die Mitte des Wagens, wie ein Grenzpfahl. Alle sahen Andreas an. Er fuhr in das Hospiz, das ihm bekannt war. 3. Der Leierkasten stammt aus der Drehorgelfabrik Drecoli u. Co. Er hat die Form eines Würfels und ruht auf einem hölzernen Gestell, das man zusammenklappen und tragen kann. An zwei Riemen trägt Andreas seinen Kasten auf dem Rücken, wie einen Tornister. An der linken Seitenwand des Instru- ments befinden sich nicht weniger als acht Schrauben. Mit ihrer Hilfe bestimmt man die Melodien. Acht Walzen enthält der Kasten, darunter die Nationalhymne und die Loreley . Andreas Pum hat seine Lizenz in einer Brieftasche, die eigentlich einmal der Ledereinbaud eines Notizbuches war und sich zufällig in einem Misthaufen gefunden hat, an dem Andreas täglich vorbeigeht. Mit der Lizenz in der Tasche wandelt der Mensch sicher durch die Straßen dieser Welt, in denen die Polizisten lauern. Man scheut keine Gefahr, ja, man kennt keine. Die Anzeige des brotneidischen bösen Nachbarn brauchen wir nicht zu beachten. Auf einer Postkarte teilen wir der Behörde mit, worum es sich handelst Wir schreiben knapp und sachlich. Wir sind sozusagen der Behörde gleichgestellt, dank unserer Lizenz. Wir sind von der Regierung ermächtigt. zu spielen, wo und wann es uns gefällt. Wir dürfen an den belebten Straßenecken unseren Kasten aufstellen. Selbstver- ständlich kommt nach fünf Minuten die Polizei. Lassen wir sie ruhig berankommen Mitten in einem Kreis gespannt zu- sehender Leute ziehen wir unsere Lizenz hervor. Die Polizei salutiert. Wir spielen weiter, was uns gerade in den Sinn komipt:„Mädchen, meine nicht!"— und„Schwarzbraunes Mägdlein!"— und„An der Quelle faß der Knabe!"— Für ein mondänes Publikum haben wir einen Walzer aus der vor- jährigen Operette.(Fortsetzung folgt.)