Einzelbild herunterladen
 

Hc. 35$ 41. Jahrgang

1. Heilage ües vorwärts

Lreitag, 1. August 1424

Spitzel �lchtgrofihenjungen.

Don Z«it zu Zeit wirft ein besonders krasser Fall ein grelles Schlaglicht auf eine Erscheinung, die in seltsamen und abstoßenden Formen die Brück« zwischen Polizei und Verbrechertum bildet: Das Spitzeltmm Die große Erregung der Hannoveraner bei dem Falle Haarmann beweist, daß die Erkenntnis von der unheilvollen Wir- kung des Spitzelwesens weit« Volksschichten erfaßt hat, aber es ist noch lang« nicht ollen ins Bewußtsein gedrungen, daß es sich hier nicht um einen Einzelfall, sondern um eine verbreitete gemeinschodliche Einrichtung des Gesellschaftslebens handelt. Rutsches Spitzelwesen. Der Spitzel hat seiner Bestimmung gemäß die Aufgabe, geheime Taten oder Pläne an die Behörden oder an privat« Auftraggeber zu verraten. Zu diesem Zwecke muß er sich in das Vertrauen der bespitzelten Personen einschleichen, und für den Mißbrauch dieses Vertrauens erhält er seine Bezahlung. Es ist klar, daß sich zu einem solchen Gewerbe nur moralisch besonders liefstehende Menschen hergeben, und es ist bezeichnend, daß sogar ganzschwer« Jungen" mit Verachtung auf die Spitzel herabsehen. Die Polizei und andere Behörden behaupten, daß sie nicht ohne die Dienste dieser verkommenen Subjekte auskommen lönnerr und daß ihnen die Spitzel bei der Verfolgung von Verbrechern die wertvollsten Dienste leisteten. In Wirklichkeit liegt die Sache so, daß in der Tai manche Straftoten durch Denunziation von Spitzeln aufgedeckt worden sind, daß dieser Zweck aber auch mit anderen Mitteln erreichbar ist und vor allem, daß der von Spitzein angerichtet« Schoden sehr viel größer ist als der Nutzen ihrer Tätigkeit. Die schlimmsten Früchte hat dos Spitzelunwesen von jeher in der Politik gezeitigt. Wer sich überzeugen will, was hier, nicht in der Aufdeckung von Verbrechen, sondern in ihrer Anstiftung und Ausführung von Spitzeln geleistet wird, der braucht aur die Geschichte Rußlands in den letzten Jahrzehnten zu durch- rnuftern: Die Ochrana , die allmächtige gehnm« poli- tisch« Polizei, unterhielt ein Heer von Spitzeln bei allen revolutionären Organisationen, und umgekehrt gab es auch revolutionäre Eindringlinge bei der Polizei. Bei den bekannten Enthüllungen in der Angelegenheit Azew-Burzew kam es zutage, daß von diesen Polizeispitzeln eine Fülle von Mordtaten angezettelt worden, sind. Großfürsten wurden ermordet, Attentate auf Minister und «.rider« Würdenträger verübt von Spitzeln. Die Beweggründe zu deren Taten sind klar. Di« Polizei und ihre Helfershilfer wollen ihr« eigene llnentbehrlichkeit beweisen, wenn die Reootutionäre selbst nicht genug in dieser Richtung tun. Manchmal geschehen diese Dinge auch, wönn die Spitzel m Verdacht bei den Revolutionären gekomnien sind und sollen ihre«inwandfteie Gesinnung beweisen. Oft kommt es dahin, daß die Subjekte Geld von beiden Seiten nehmen und am Ende selbst kaum noch wissen, in wessen Diensten sie stehen. Unver- gessen ist auch noch in Rußland der Zug des Popen Gapon , der in Petersburg eine ganze Menge in die Bajonette und Knuten der Kosaken hineinführte. Erst zu spät, nachdem viele Opfer gebtutet hatten, erkannte man, einem Spitzel ins Garn gegangen zu sein. Gapon verdient durch die Eigenart seiner Persönlichkeit in diesem Zusammenhange besonders erwähnt zu werden. Er war anfänglich Gefängnisgeistlicher und Hot durch sein brutales Auftreten und feine reaktionären Redensarten das schlimmste Andenken bei den Ge- sangenen hinterlasien. Wi« es geschah, daß er plötzlich in Arbeiter- kreisen eine Rolle zu spielen begann, weiß man noch heute nicht. Es handelt« sich um Organisationen, die von der politischen Polizei nicht allein gegründet, sondern sogar begünstigt wurden, die unter ihrer Aufficht standen und die Arbeiter von der Teilnahme an den illegalen politischen Parteien ablenken sollten. Gapons Popularität wuchs von Tag zu Tag, inrn.er mech Arbeitergruppen gerieten in seinen Bann, er entwickelte sich allmählich zu einem hervorragenden Redner, der alles mit sich zu reißen oerstand. Niemond ahnte aber, daß dieser Pope dbr politischen Polizei Lockspiheldienste leistete. Den regierenden Kreisen um Nikolaus herum galt es, dem Zaren gegen-

über den Arbeitern Schreck einzujagen und ihn so den Konzessionen an die liberalen Elemente, deren Drängen während des russisch - japanischen Krieges immer stärker wurde, abgeneigt zu machen. Andererseits sollte durch ein tüchtiges Blutvergießen den Arbeitern kür die Zukunft die Lust zur Aktivität gegenüber dem herrschenden System genommen werden. Für den 9. Januar war der große Schlag bestimmt,-am 8. jedoch wußte ganz Petersburg bereits, was von der Regierung geplant war. Und am nächsten Morgen wurden

Der Zug des Popen Gapon . di e zehntausende von Arbeiter» Männer, Frauen und Kinder, die ausgerüstet mit Nationalfahnen und Kaiserporträts vor dem Zarenpalais erschienen, zusammen- geschossen. Einige tausend Menschen blieben tot an Ort und Stelle. Gapon führte aber sein verbrecherisches Spiel wester. Nur zu einem gewissen Teile war er von dem Ausgang des 9. Januar befriedigt. Sein Endplan, daß es zu einem bewaffneten Aufftande in ganz Petersburg kommen würde, war ihm nicht gelungen. Ge- glückt war es aber, in den Arbeitertreisen Petersburgs Zwfft her- vorzurufen. Dann erfuhr man aber doch, welche Rolle Gapon ge- spielt hatte. Es wurde über ihn ein Gericht eingesetzt und eine» Morgens wurde er erdrosselt in einer Villa in der Nähe von Peters- bürg aufgefunden. Arbeiterhände hatten an diesem menschlichen Ungeheuer, das das Blutvergießen am 9. Januar verschuldet hott«, das llrtül vollzogen. Die Gärung unter den Arbeitern griff aber immer weiter um sich. Es zeigten sich bereits die Borläuser der ersten russischen Revolution von 190S. ?n DeutschlanS. Aber in Deutschland Hot das Epitzeltum vielleicht weniger Mord- taten angestiftet, doch kaum geringeres Unheil gezeitigt. Noch in der glorreichen Aera Wilhelms mußt« der Staatssekretär des Auswärt!- gen Amtes v. Marschau die berühmt«Flucht in die Oeffentlich- keit" antreten, weil er sich trotz seiner hohen Staatsstellung nicht an- ders vor den Spitzeln retten konnte. Und in unseren Tagen hat der Seeckl-Prozeß gezeigt, daß durch die gegenseitige Bespitzelung der Parteien und der Behörden ein Element der Beunruhigung und des dunkelsten Verbrechertums in das politische Leben hineingetragen wird. Bei den gemeinen Verbrechern vollzieht sich die Wirksamkeit

der Spitzel unauffälliger und nur selten dringt etwas von diesen Dingen in die Oesfentlichkeit. Aber es fft dennoch wahr, daß auch dabei die schwersten Mißstände bestehen. Ein gewerbsmäßiger und erfahrener Einbrecher, dem sein Handwerk zu beschwerlich geworden ist, begiebt sich in Polizeidienst«. Nun ist es fast unmöglich zu unter- scheiden, ob die von ihm der Behörde mitgeteilten Verbrechen nicht zum großen Teil von ihm selbst angestiftet worden sind. Und selbst die Taten, die er etwa noch auf eigene Faust begeht, werden nur zu leicht von der Polizeiübersehen" und so ergibt sich«in Zustand der öffentlichen Unsicherheit, der nach Abhilfe schreit. Am Falle haarmann sieht man, wie leicht die Polizei geneigt ist,«in ihr nützlich erschei- nendes Subjekt so lange zu decken, als es irgend an- gängig ist. Und vor allem: es zeigt sich immer wieder dleselb- Erscheinung, daß die Spitzel, um ihre Tüchtig- keit zu beweisen, selbst Verbrechen anftisten, deren Aufdeckung sie dann als ihr Verdienst in Anspruch nehmen. Der berüchtigte Typus desAchtgroschsa- jungen", der durchaus nicht immer mit diesem Mini- malbetrage abgespeist wird, ist allen alten Sozial» demokraten wohlbekannt. Aber weniger bekannt dürste es fein, daß heute auch im wirtschaftlichen Leben von der Einrichtung des Spitzeltums Gebrauch gemacht wird, wenn die Arbeitgeber einen ihnen ge- nehmen Stteik provozieren wollen. Namentlich in Amerika sind solche Falle bekannt geworden, und es ist dort durch diese verwerflichen Methoden ein sehr bedauerlicher Gefft des Mißtrauens bei den Arbestern erregt worden. Zu den zahlreichen von Spitzeln begangenen Uebeltaten gesellen sich noch häufig« an ihnen ver. übte Racheakte der von ihnen, verratenen Personen. Eine Wirrnis von Verbrechen, Helmtücke, Vertrauens. bruch und Verhetzung tut sich auf, wenn man das Spitzeltum näher beleuchtet! Und wenn dies« durch und durch unmoralische Einrichtung immer wieder als notwendiges Hebel" hingestellt wird, so muß man darauf hinweisen, daß die zur Unterhalwng dieser halunkenzunft aufgewendeten Summen viel bester den zum Teil immer noch sehr unzulänglich besoldeten nnteren Polizeibeamten selber gegeben werden sollten.

Bei den jetzigen Verhältnisten kommt«s oft genug vor, daß die Polizei mangels genügender Mittel mcht schnell genug oder nicht so eingehend wie nötig einem Verbrechen nachspüren kann. Mst dem Gelds, das jetzt in die Taschen von Spitzeln fließt, und Po direkt oder indirekt zur Besoldung einer Berbrechergilde dient, könnt« man dem oft beklagten Nichtzureichen der Spesengelder für die Polizei weit- gehend abhelfen. Vor allem aber darf man nicht länger durch amtliche Beihilf« dieschlechtesten Kerle im ganzen Land" unterstützen und zu immer neuen Missetaten instand setzen.' Dr. St.

Elektrische Beleuchtung der Eiseubahnwagen. Nach dem Eisenbahnunfall von Bellinzona war oon Schweizer Seite gewünscht worden, daß nur noch Wagen mit elekttischer Beleuchtung von den angrenzenden Ländern nach der Schweiz übergehen möchten. Wie d�r Verwaltung der Bundes­bahnen nun mitgeteilt wird, hat die Deutsche Reichsbahn die von ihr für den Uebergang nach der Schweiz zu stellenden Kurswagen auf elektrische Beleuchtung umgebaut, so daß alle mit Gasbeleuchtung versehenen Personen- und Packwagen nunmehr zurückgezogen werden können. In allen von Deutschland zu stellenden Zügen, die noch und durch die Schweiz laufen, werden vom 1. August ab nur noch Wagen mit elektrischer Beleuchtung verkehren. Bemerkenswert ist hieran die Schnelligkeit, mit der hier«in« deutsche Reichsverkehrsbehörde eine notwendige Reform durchgeführt lzal.

B]

Die Rebellion. Roman von Joseph Roth .

Kurz nach Mitternacht kam Klara. Sie entkleidete sich. Andreas ließ eine Augenlidspalte offen und sah sie im Hemd. Sein Blick angelte nach ihrer freien Brust und sein Herz klopfte in der Hoffnung, ein Schulterband würde sich lösen. Dann hörte er Küsse und Umarmungen und schlief ein, von kräf- tigen, breithüftigen Witwen mit vorgewölbten Busen träumend. Ach, er sehnte sich nach einem Weibe und einem eigenen Zimmer und einem breiten Ehebett voll schwellender Wärme. Denn weit vorgeschritten war der Sommer und ließ die Grau- samkeit des Winters ahnen. Allein stand Andreas in der Welt. Den letzten Winter hatte er noch im Spital verlebt. Jetzt drohte die winterliche Straße und erhob sich manchmal vor ihm, steil geneigt, wie eine Rodelbahn. Unser Feind ist die Straße. In Wirklichkeit ist sie so, wie sie uns erscheint, steil und eine schiefe Ebene. Wir merken es nur nicht, wenn wir sie durchschreiten. Aber im Winter man liest es in den Zeitungen vergessen die Portiers und die Ladendiener, dieselben, die uns aus den Häusern und Höfen treiben und deren scheltende Worte uns verfolgen, Asche oder Sand auf das Glatteis zu streuen und wir stürzen, von der Kälte der Beweglichkeit unserer Glieder beraubt. Andreas hätte gerne bis zum Winter eine Frau gehabt. eine jener wehrhaften, starken und streitbaren Portiersfrauen, vor denen er fliehen mußte und deren imposante Stellung er stets dennoch ahnte: er sah sie die Hände in die Hüften stemmen, so daß diese hervorquollen und das Hinterteil sich straffte. massig und weiß unter den Röcken. Solch ein Weib sein eigen nennen das gab Kraft, gab Mut und Sicherheit und machte den Winter zum Kinderspiel. Früh schon weckte ihn der Fluch Willis, den die auf- stehende Klara im besten Morgenschlas gestört hatte. Dann betrat Andreas die morgendliche Straße und hinkte eilig mit den Eilenden, als riefe ihn nicht die freie Lust, in einem beliebigen Hof zu spielen, sondern die Notwendigkeit, einen ganz bestimmten, weitabgelegenen zu erreichen. Er hatte auch , die Stadt nach Bezirken geordnet und eingeteilt, ganz will- kürlich, nach seinen privaten Zwecken und jedem Tag einen

eigenen Bezirk zugedacht. So kam er in immer neue Gegenden, forschend und neugierig, hinkte furchtlos über den glatten Asphalt weiter Straßen und war vorsichtig, hielt heranfahrende Automobile mit seinem erhobenen Stock auf und fluchte hinter bedenkenlosen Chauffeuren. So lernte er die Straße besiegen, die gefährliche Straße, die unser aller Feind ist. Von ihr ließ er sich noch lange nicht unterdrücken. Er besaß die Lizenz. Eine Lizenz von der Regierung, zu spielen, wo und zu welcher Zeit immer es ihm behagte. Er besaß eine Krücke und eine Lizenz und ein« Auszeichnung. Alle jähen, daß er invalid war, ein Soldat, der sürs Vater­land geblutet. Und es gab immer noch Achtung vor solchen Männern. Wehe, wenn man ihn nicht geachtet hätte! Denn wie? erfüllte er nicht eine Pflicht, wenn er auf seinem Leierkasten musizierte? War die Lizenz, die ihm die Regierung gewissermaßen eigenhändig überreicht hatte, nicht eine Verpflichtung und keine Vergünstigung? Indem er spielte, enthob er sie dmer Sorge um ihn und befreite das Land von einer ständigen Steuer. Ja, es war kein Zweifel, daß seine Tätigkeit nur mit jener der Behörden zu vergleichen war und er selbst etwa mit einem Beamten; insbesondere, wenn er die Nationalhymne spielte. 4. Es geschah in der Pestalozzistraße, an einem heißen Donnerstag und im Hof des Hauses Nummer 37(der Kirche aus gelben Ziegelsteinen gegenüber, die. rings um sich, mitten in der Straße einen grünen Rasen geschaffen hatte, als hätte sie ihre Besonderheit vor allen anderen Häusern hervorheben wollen) daß Andreas Pum das Verlangen überwältigte, einen Marsch zu spielen, vielleicht, weil die wachsende ZNattigkeit des Tages und Andreas' eigene eine aufrüttelnde Unterbrechung notwendig machten. Andreas stellte den Wirbel an der linken Seitenwand des Leierkastens aufNotionalhmne" und drehte die Kurbel so hurtig, daß die feierlichen Klänge ihre langsame Pracht ver- loren und hastig zu hüpfen begannen, die Pausen vergaßen und wirklich eine entfernte Aehnlichkeit mit der Melodie eines Marsches erreichten. Fünf Kinder standen im Hof und zwei Dienstmädchen lehnten ergriffen über die Fensterbrüstungen. Eine schwarz- gekleidete Frau trat aus dem Hausflur, lenkte ihre männlichen zielbewußten Schritte in die Richtung, in der sich Andreas befand und blieb hinter ihm stehen. Sie legte eine kräftige

Hand auf die Schulter Andreas Pums und sagte:Mein guter Gustav ist gestern selig geworden. Spielen Sie etwas Melancholisches!" Andreas, obwohl nicht feige oon Natur, erschrak dennoch ob der Ueberraschung, brach ab, so, daß die Kurbel mit aus- wärts ragendem Griff stecken blieb und wandte sich um. Dabei tat es ihm leid, daß die starke und warme Hand zögernd. aber notgedrungen von seiner Schulter glitt. Er sah der Witwe in das gerötete Antlitz. Es göfiel ihm. Wenn er auch nicht Zeit genug fand, ihr Alter abzuschätzen, so durch- strömte ihn doch plötzlich die Erkenntnis, daß die schwarz- gekleidete blonde Frau eine Witwe in jenem Alter war, welches mandas beste" nennt. Aus dieser Einsicht zog Andreas vorläufig noch keine weiteren Schlüsse. Allein, eine dunkle Empfindung breitete sich in ihm aus, daß diese Frau zugleich in den Hof und in sein Leben getreten war. Es war ihm, als beginne es, in seiner Seele zu dämmern. Mit dem größten Vergnügen," sagte Andreas und voll- zog eine leichte Verbeugung mtt dem Kopfe. Als erfordertH ein melancholisches Lied ganz besondere Vorbereitungen, schraubte er mit wichtiger Umständlichkeit den Nationalhymne- Wirbel ab, gab der Kurbel einen Schwung, daß ihr Hand- griff hinunter glitt und der letzte noch steckengebliebene Ton dem Kasten entfloh, ähnlich einem unterdrückten und ab- gebrochenen Gähnen. Hierauf drehte Andreas den viertletzten Wirbel. Er hatte eine Sekunde lang zwischen der Loreley und An der Quelle saß der Knabe geschwankt. Er entschied sich für die Loreley, weil er annahm, daß dieses Lied der Witwe bekannt sein müsse. Diese Annahme bestätigte sich. Die Witwe, die sich in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, um die melancholische Weise bequemer an ihrem Fenster zu genießen, begann zu singen. Sie bemühte sich, den Klängen des Instruments zuvorzu- kommen, so, als triebe sie die Ungeduld und der Ehrgeiz, sich und den Zuhörern zu beweisen, daß sie die Melodie aus- wendig kannte und gleichsam auf den Kasten nicht angewiesen war; während Andreas im Gegensatz zu der Eile der Frau, eine ganze besondere Langsamkeit nötig befand und gemäch- liche Drehungen vollführte, um die Melancholie des Liedes deutlicher wirken zu lassen. Auch befand er sich selbst in jener Stimmung, die uns in entscheidenden Augenblicken unseres Lebens befällt und der wir gerne durch rine hervorragende Feierlichkeit nachzugeben gewohnt sind.(Forts, folgt.) j