Einzelbild herunterladen
 

Die Nationalflagge.

Dom Hinterkopf nach dem Genid herunter und eine zweite Berlegung an der Stirn, und ist so start mitgenommen, daß er fich bisher gar nicht mehr erinnern fann, was mit ihm geschehen ist. Er weiß nur, daß er zuletzt auf der Prezlauer Chaussee in der Nähe des Bahnhofs Pantow- Heinersdorf gewesen ist. Hier muß ihn der Kutscher aufgefunden haben. Dieser, von dem man nur weiß, daß er einen Brotwagen führte, wird ersucht, sich un= verzüglich entweder auf dem Revier in Heinersdorf   oder bei der Dienststelle B. I. 14 im Zimmer 96a des Polizeipräsidiums melden.

Ein netter Landsmann.

Aus der Praxis der Brillantennepper.

Nach bewährtem Muster arbeitete eine internationale Brillan­tennepperbande, durch die ein russischer Kaufmann schwer hinein. gelegt wurde. Der Missetäter war der Techniker David Sztaj­mann aus Chelmen in Rußland  , der seinerzeit zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden war. Gegen das Urteil hatte Sz. Be­rufung eingelegt, die nunmehr vor der Straffammer verhandelt

wurde.

-

den Zauber feiner Sprache und die Fülle seines Wiffens die mannig faltigen Gegner zu entwaffnen. Noch heute lebt und wirkt sein Name unter den Massen, gibt ihnen Ziel und Richtung und ist Hoffnung in dieser leiderfüllten Zeit. Rezitationen von Hasen­clever und Mag Barthel umrahmten die Ausführungen des Redners und gaben der schlichten und ernsten Stunde ein feierliches Gepräge. Unbeirrt mird die sozialistische Jugend ihren Weg durch die Wirr nisse der Zeit suchen und schönem Ziele zustreben.

Sie mußte für ihn stehlen gehen.

Eine Pelzdiebin und ihr geheimnisvoller Freund. Diebesfahrten durch Kleider- und Pelzgeschäfte hatte die Ber fäuferin Franziska D. unternommen. Sie war jetzt wegen zahlreicher Diebstähle vor dem Schöffengericht Mitte angeflagt.

Angefl.: Die

Bor angerer Zeit hatten die Reichsbehörden farbige Flaggen tafeln herstellen lassen, die die fämtlichen im Deutschen   Reiche vor­handenen und üblichen Flaggen amtlichen Charakters zusammen. stellten. Es gehört ein gutes Gedächtnis dazu, um sie alle ausein­ander zu halten. Da gibt es schwarzweißrote Flaggen mit einem ganz winzigen schwarzrotgoldenen Obereck, dann schwarzweißrote mit einem eisernen Kreuz darin, schwarzrotgoldene mit einem heral­dischen Adler. Und alle haben sie ihre besondere Bezeichnung: Handelsflagge, Flagge der Schiffahrtsbehörden usw. In der oberen linken Ecke der Tafel aber ist eine reine schwarzrotgoldene Fahne ab­gebildet, die die Unterschrift trägt: Nationalflagge. Mit der Bezeichnung Nationalflagge ist eigentlich alles das gesagt, was über die Flaggen der deutschen Republik zu sagen ist. Die Nationalflagge ist eben die Flagge, das Abzeichen des Deutschen Reiches und des deutschen Volkes. Es kann neben einer Nationalflagge gar keine andere Flagge geben, und wenn wir immer noch Flaggen amtlichen Charakters haben, die als Grund Schwarz- Weiß- Rot aufweisen, so ist das eigentlich nur wieder ein Beweis für die innere Zerrissenheit unseres Volkes, die sich auch in der Verschiedenheit der Flaggen spiegelt. Die Flagge der deutschen Republik ist und muß bleiben das reine Schwarz- Rot- Gold. Um fie allein geht der Kampf. Wird dieser Kampf fiegreich durchgehalten, so ist es nur eine Frage der Zeit, wann auch Schwarz- Weiß- Rot, der Reft aus monarchischer Zeit, verschwindet. Bon unseren sozialistischen Republikanern sieht bereits ein großer Teil mit Hochachtung und Schäzung auf die Flagge der Republik  ... Und das sind ganz besonders die Parteigenossen, die sich die Zeit genommen und die Mühe gegeben haben, in der Geschichte zu studieren. Sie werden dann nämlich bald gewahr, wieviel Leiden aufrechte deutsche   republikanische Freiheitshelden man dente nur an Frizz Reuter um diese Farben erduldet haben, wieviel unschul­diges Blut um diese Flagge von den deutschen Schergen vergossen worden ist. Aber weite Kreife stehen ihr auch noch ablehnend gegen­über und meinen, es sei ein Aufgeben der Ziele, zu der die reine rote Fahne weist, wenn wir der Flagge des Reiches unseren Gruß der bringen. Hier wird noch Wandlung in der Gesinnung notwendig sein. Besonders die Arbeitersportler, durch kommunistische Blödiane verwirrt, täben gut, auf ihren Festen neben der selbstverständlichen roten Fahne auch der Fahne der Republif ihre Achtung zu erweisen, denn kein Arbeitersportler wird leugnen können, daß es sein Sport unter dieser Flagge leichter hat als unter der alten kaiserlichen Dollars aus der Hand und steckte ihm den Brillantring zu, worauf Knochtetuberkulose und weist psychische Anomalien Fahne.

Der Kampf geht zunächst um Schwarz- Rot- Gold! Müßten die Republikaner   es erleben, daß diese Flagge einmal gestrichen wird, dann würden sie quch bald gewahr werden, wie schnell die Kom­munisten ihre roten Fahnen einmotten und sich geräuschlos ver­trümeln. In solchen wirklich lebensgefährlichen Situationen würden fie es in plötzlicher, aber bestimmter Bescheidenheit den Sozialdemo­fraten freundlichst überlassen, den Ansturm der Reaktion auszuhalten, Italien  , Spanien   und Ungarn   beweisen das. Darum muß am Sonn­tag, den 10. August, dem Tag der Verfassung, ein Meer von schwarz­rotgoldenen Fahnen über Groß- Berlin rauschen.

Die Berliner   Hotels am Verfassungstag. Ein Flaggenverbot des Hotelbesitzervereins.

In allen wahren, demokratischen und republikanischen Ländern ist der Verfassungstag der Tag, an dem sich ein zum Bewußtsein feines Eigenwertes gekommenes Volk von der Despotie des an­geftammten Herrscherhauses" freigemacht hat, der höchste meltliche Feiertag. In Deutschland   scheint es noch ein Weilchen zu dauern, ehe die Bolksmassen die Bedeutung eines folchen Tages begriffen haben. Aber das fommt alles noch. Ziemlich hoffnungslos fcheint aber der folgende Fall zu liegen, der uns durch einen Zufall zur Kenntnis gelangt.

Der Verein Berliner   Hotel und verwandter Betriebe E. B. hat unter dem 30. Juli 1924 ein Rund­schreiben an seine Mitglieder erlassen, in dem es unter Buntt 7 n. a. heißt:

Sehr wichtig! Betrifft Stellungnahme des Gewerbes gegenüber Behörden, insbesondere dem Magiftrat. Der Stand Der Stand hat aber noch weniger Veranlassung, trotz der Behandlung dauernd auf Wünsche und Anregungen von Behörden und vom Magiftrat einzugehen. Bekanntlich haben diese Stellen dauernd Wünsche auf Unterstübung irgendwelcher Veranstaltungen, auf Flaggen an abgebauter

Der russische Kaufmann war auf der Durchreise, und als er am 20. Oktober vorigen Jahres am Fahrtartenschalter des Bahnhofs 300 fich eine Auskunft einholte, trat an ihn ein Mann heran, der sich als Landsmann vorstellte und sich erbot, mit seiner besseren Orts- und Sprachkenntnis dem Fremden in mit seiner besseren Orts- und Sprachkenntnis dem Fremden in Berlin   behilflich zu sein. Beim Verlassen des Bahnhofs trat an sie ein Mann heran, der dem freundlichen Führer in russischer Sprache ein goldenes Fünfrubelstück zum Kauf anbot. Der Kauf wurde auch perfekt und nun fragte der Verkäufer, ob man ihm nicht auch einen Brillanten abfaufen möchte. Der Begleiter des russischen lier abgeschätzt werden müsse. Auf Borschlag des Verkäufers begab Kaufmanns   erwiderte, daß der Brillant vorher erst bei einem Juwe­man sich zu einem in der Nähe gelegenen Jumelierladen. Dort stand vor der Ladentür ein Mann ohne Hut und Mantel, der als der Geschäftsinhaber begrüßt wurde. Der angebliche Juwelier nahm auch gleich eine Lupe aus der Westentasche, und nach eingehender Besichtigung erklärte er, daß der Stein echt und von hohe m Werte sei. Der Unbekannte hatte nun aber aufällig" feine Brieftasche zu Hause gelassen und bedauerte, den vorteilhaften Rauf nicht machen zu können. Er wußte dann aber den Kaufmann zu bewegen, selbst das gute Geschäft abzuschließen. Der Brillanten befizer führte die beiden in einen Hausflur. Der Kaufmann hatte nur etwa 50 Dollar bei sich und sagte, daß das Geld zum Ankauf des Brillanten nicht reiche. Der vermeintliche Reiseführer entfernte sich mit den Worten, er wolle Geld heranschaffen. Nachdem er sich entfernt hatte, nahm der Brillantenbefizer dem Kaufmann seine er verschwand. Plöglich allein geblieben, stieg dem Russen der Ver­dacht auf, daß er hineingelegt iei. Diese Bermutung bestätigte sich auch, denn der Stein" stellte sich als wertlojes Glas heraus. Auf dem Polizeipräsidium erkannte der Russe aus dem Verbrecheralbum in dem Landsmann, der sich ihm genähert hatte, den Technifer David Sztajmann. Er wurde erst nach einiger Zeit wegen eines Taschendiebstahls festgenommen. Bei der Durchsuchung fand man bei ihm 23 faiime Brillanten und ein goldenes Fünfrubel­tüd. Vor der Ferienſtraflammer des Landgerichts III   wollte 63. den Nachweis führen, daß er sich an dem fraglichen Tage in Meh befunden habe. Der Alibibeweis mißlang vollständig. Die Straf. tammer tam zu einer Bestätigung des Urteils. In den Urteilsgründen wurde betont, daß nur hohe Freiheitsstrafen geeig­net seien, das internationale Gaumertum, das Deutschland   geradezu überschwemme, abzuschreden. Der Angeklagte trat denn auch die Strafe gleich an.

Schwarzweißrotes Sommertheater.

W

Ein auswärtiger Bezieher des Borwärts" schreibt uns: Gelegentlich meiner jüngsten Anwesenheit in Berlin   besuchte ich auch das Theater im Admiralspalast   und das Me tropol Theater. Genau wie in der Borfriegszeit und während des Strieges ist auch bei allen jetzigen Aufführungen dieser beiden Unterhaltungsstätten der fchwarzweißrote Militär fimmel Trumpf. Wenn im Admiralspalast   bei der Ausstattungs. revue Drunter und drüber" die Grenadiere des Alten Friz auf­marschieren, bricht ein frenetischer Beifall der monarchistischen Bro­vinzontels und Provinztanten los. Dasselbe Bild im Metropol Theater bei der Operette Mascottchen". Die im Parkett und in den Rängen izenden Militärintereffenten und ehemaligen Etappen offiziere spenden stürmischen Applaus, wenn das Flaggenlied erschallt. offiziere spenden stürmischen Applaus, wenn das Flaggenlied erschallt. Die Kriegsgewinne und der Kasernenhof mit seinem sadistischen Drill schweben diefen politisch unreifen Zeitgenossen als sehnsüchtiges Kulturziel" vor! Angesichts dieser fortgesetten offen­sichtlichen Berhöhnung der Republit darf man wohl

Ich weiß nicht, was ich gestohlen habe," so erklärte die Anfang der zwanziger Jahre alte Angeklagte vor Gericht. Auf den Borhalt von Amtsgerichtsrat Schmidt, daß sie doch verschiedene Belzdiebstähle zugestanden habe, erwiderte fie: Ja, aber alles habe ich selbst nicht gestohlen. Ein Mädchen ist mit mir mitgegangen, die kenne ich nicht mit Namen. Durch die bin ich zum Stehlen angelernt worden." Bors: Was haben Sie mit den Sachen gemacht? habe ich meinem Freund gegeben. Ich mußte für ihn stehlen gehen, denn sonst wollte er mit mir nicht gehen. Bors.: Wer ist Ihr Freund? Angefl.: Den darf ich nicht nennen, denn sonst würde ich ihn verlieren, aber ich habe wirklich die Kleider nicht gestohlen, das war das andere Mädchen, mit der bin ich verwechselt worden." Die Direttrice eines Kostümgeschäftes sagte aus, daß die Angeklagte mit einer Begleiterin in das Geschäft gekommen sei und ein Kleid über­gezogen habe. Sie habe dann erklärt, daß das Kleid ihr nicht gea ftohlener Geschäftsinhaber erklärte, daß die Angeklagte nicht bei ihm falle und fei weggegangen. Gleich darauf wurden zwei Kostüme vermißt. Angefl.: Das war die andere! Ein be­gewesen sei, wehl aber zwei Frauen, die er vorhin auf dem Korridor gesehen habe und die sich, als er aufgerufen wurde, schnell entfernt hätten. Der Vorsitzende schickt darauf sofort einen Justizwachtmeister ben beiden Frauen nach. Nach einiger Zeit wurden sie auch in den Gerichtssaal geführt, und die eine von ihnen war die Schwester der Angeklagten, eine Frau R., gegen die das Verfahren ebenfalls, ge= schwebt hatte, aber vorläufig zur Einstellung gelangte nunmehr meldete sich die Mutter der Angeklagten, eine Frau G., und be hauptete, daß sie wisse, wer die andere" sei. Es sei das eine Else G., die am Planufer wohne und mit der ihre Tochter leicht verwechselt werden könne. Außerdem nannte sie noch ein anderes Mädchen, das auch beteiligt sein könne. Medizinalrat Dr. Thiele hat die Ange­flagte auf ihren Geisteszustand untersucht. Sie leidet an schwerer auf. Sie ist zwar nicht geiftestrant, hat aber gegenüber kriminellen Entgleisungen wenig Widerstandskraft. Für eine feruelle Hörigkeit habe er feine genügende Anhaltspunkte erhalten. Ueber den Freund äußerte sie sich sehr vorsichtig und war besorgt, ihn durch nähere Angaben verlieren zu fönnen. Aus ihren Worten war zu entnehmen, daß sie vor diesem Manne große Furcht habe, denn er habe sie oft geschlagen, wenn die Beute nicht ergiebig genug war. Das Gericht hielt es für erforderlich, da möglicherweise Bandendieb­fiahl in Frage komme, eine restlose Aufklärung zu schaffen, und kam daher zu einer Vertagung Zu dem neuen Termin sollen die Schwester der Angeklagten sowie Else G. und die von der Mutter weiter angegebene Frauensperson geladen werden.

Hamsterei mit Falschgeld.

und

Durch Lebensmittelanfäufe in Ostpreußen   hatte eine Falsch­münzerbande die von ihr hergestellten Fälschungen in großem Um fange unterzubringen verstanden. Der Händler Bruno Walter  , der in Zegel ein Produktengeschäft betreibt, hatte zusammen mit dem Dreher Hugo Lawrenz und dem Dreher Bernhard Döring in einem Keller der Türtenstraße eine Fabrik zur Herstellung von falfen Biertelbollarschahanweisungen Preußen Dollar eingerichtet. Hier wurden die falschen Noten in Hunder ten von Eremplaren fertiggestellt. Döring schickte dann seine 17jährige Schwägerin mit den falschen Noten nach Ostpreußen  , wo fie große Lebensmittelantäufe machen mußte. Er schickte ihr dann auch noch in einem Einschreibebrief eine weitere größere Sendung, mit dem Auftrage, Schweine anzukaufen. Nachdem bereits Hun­Gänse, Wäsche und Schweine bei Bauern auf­derte von Noten abgesetzt worden waren, für die sie Fleisch, vier Personen standen jegt unter Anklage der Falschmünzerei vor getauft hatte, wurde sie am 22. Dezember festgenommen. Die dem Schöffengericht Wedding  , das Walter und Döring zu je zwei Jahren sechs Monaten, Lawrenz zu zwei Jahren Gefängnis ver­urteilte. Die Angeklagte K. erhielt neun Monate Gefängnis, für den noch zu verbüßenden Rest von fünf Monaten erhielt das junge Mädchen, das sich zurzeit in dem Mädchenschuhhaus des Städtischen

dergleichen. Wir erhalten täglich Anregungen feitens gerade des Admiralspalaftes und des Metropol- Theaters noch nicht zum Be. Sugendamtes Pankom befindet, Bewährungsfrist.

unserer hervorragendsten Mitglieder, die darauf abzielen, eine einheitliche Stellung im Verein gegenüber den Wünschen des Magistrats einzunehmen. Wir machen diese Auffassung zu unserer eigenen und ersuchen unsere Mitglieder ergebenst, alle Wünsche und Anträge von Behörden, insbesondere des Magistrats Berlin  , rundweg abzulehnen und demgemäß auch am sogenannten Ber­faffungstage oder an anderen Tagen nicht zu flaggen. Die Verfassung, in der sich das deutsche Unternehmertum und beson ders das Hotel- und Restaurationsgewerbe dank beamtetem Un­verständnis und behördlicher Mißgriffe befindet, ist nicht geeignet, uns zu veranlassen, irgendwelchen Tag feftlich zu begehen und dies durch Flaggen zu befunden. Gerade als Zeichen der Abwehr und des Bedauerns gegenüber den Behörden sollten unsere Be­triebe an diesem Tage und an anderen Tagen ohne festlichen Schmuck bleiben."

mußtsein gekommen, daß derartige künstliche monarchistische Tendenz­fundgebungen eine Beleidigung der verfassungstreuen, auf dem Boden der Republik   und ihrer Farben Schwarz- Rot- Gold stehenden Theaterbesucher find? Und was werden sich die ausländi- fchen Besucher denken, wenn sie hier bestätigt finden, daß der Revanchegeist gewisser Kreise unausrottbar ist? Werden Admi­ralspalat und Metroppl- Lheater fo menig staats­politisches, Verantwortlich feitsgefühl besigen und auch am 10. und 11. August 1924 das gleiche be schämende Schauspiel als vertappte Feinde der Republit bieten? Damit hätten sie aufgehört, neutrale Unter haltungsstätten zu sein!

Jaurès   Gedächtnisabend.

=

Revolverattentat in Nen- Heiligensee.

Das sonst so stille und behagliche Neu- Heiligensee ist durch ein gemeines Verbrechen aufgestört worden. Gegen 14 Uhr hörte der Tischler Karl Möbus in Neu- Heiligensee bei Schulzen­dorf Geräusch in den vorderen Räumen seiner Wohnung und ver mutete Einbrecher. Er stand auf, ging nach vorne und fah, wie zwei Einbrecher, die sein kommen wohl schon gehört hatten, flüch­teten. Er verfolgte sie. Plöglich drehte sich einer der Fliehenden um und gab auf Möbus mehrere Süsse ab. Einer traf ihn in den Bauch. Schwer verlet brach M. zuſammen und wurde dann von herbeigerufener Polizei in das Virchow­Krantenhaus gebracht. Die Einbrecher enttamen.

Ein Ehepaar durch Gas in Lebensgefahr. Als am Donnerstag vormittag die Stieftochter der Heldschen Eheleute ihre Eltern besuchen wollte, fand fie feinen Einlaß in die Wohnung Hafenheide 49. Da ste starten Gasgeruch wahrnahm schlug fie eine Glasscheibe ein und alarmierte die Feuerwehr. Die Behr fand den Glasarbeiter Reinhold Held und dessen Ehefrau im besinnungslosen Zustande auf. Wie sich heraus­stellte, war Gas aus einer undichten Zeitung geströmt und batte bas schlafende Ehepaar betäubt. held und seine Frau

Wenn man sich mit einiger Mühe durch das gebrochene Deutsch  Die fozialistischen Jugendorganisationen des 11. Kreises( Schöne. diefes Rundschreibens hindurchgefunden hat, dann kann man feft- berg- Friedenau): Sozialistische Arbeiterjugend, Jung stellen, daß der Verfasser dieses Rundschreibens zweifellos nicht in sozialisten und Sozialdemokratische Studenten, der richtigen Verfassung war, wenn er die allgemein große Ver- hatten am Mittwoch, den 30. Juli, ihre Mitglieder zu einer Ge faffungsfeier in Zusammenhang bringt mit besonderen Wünschen dächtnisfeier für den großen Bortämpfer des Friedens, Jean des Magistrats. Aus dem Gedantengerümpel ragt aber immerhin Jaurès  , aufgerufen. Rote Fahnen, Blumen und ein Bild mit breiter, deutlicher Gehässigkeit der eine Saz hervor: Am so schmückten den Raum, in dem eine stattliche Schar junger Männer genannten Verfassungstag nicht zu flaggen! Und dann wun- und Mädchen den Ausführungen des Genossen Dr. D. Fried länder lauschten. Er sprach von Jean Jaurès  ' Werben, feinem Menschen, der durch das Studium der deutschen   Philosophie den Weg zum Sozialismus fand. Und dieser Mensch, der jahrelang sich mit der höchsten Kraft für sein Ziel eingesetzt hatte, der noch in den schwierigsten Stunden kraftvolle und mutige Worte für den Frieden und die Abwendung der drohenden Völkerkatastrophe fand, wurde das Opfer eines Wirrkopfs, der dann als irrfinnig bezeichnet wurde und als solcher freigesprochen worden ist. Jaurès   mar der Mann, der es verstand, der Sehnsucht der Arbeiter, Bauern und Soldaten Ausdruck zu verleihen, der es verstand, durch

dern sich die Berliner   Hoteliers, daß keine auswesen und seiner Persönlichkeit, schilderte den geistigen Weg dieses wurden nach dem Urban- Krantenhause geschafft.

ländischen Fremden nach Berlin   fommen. verfrorenheit, vom sogenannten Berfassungstag zu sprechen, wird dem Herrn vom E. B. nicht vergessen werden. Die Deffentlichkeit wird ja sehen, ob die vielen bekannten Berliner   Hotels, in denen es fluge und vernünftige Leute und Leiter genug gibt, am Ber­faffungstag dieser Aufforderung wirklich nachfommen werden.

Kein Tag ohne Straßenbahnzusammenstoß. Auch am Donnerstag stieß ein Straßenbahnzug mit einem Fuhrwerk an der Ecke der Schiller- und Wilmersdorfer Straße   in Charlottenburg   zusammen. Die Berliner   Kutscher, die wegen ihres mangelhaften Fahrens in der ganzen Welt bekannt sind, wissen zum größten Teil nichts von einer Fahrordnung, wonach z. B. die Straßenbahnen stets das sogen. Vorfahrrecht haben.

=

Ueberfall auf einen Kriminalbeamten.

Das Rundfunkprogramm.

Freitag, den 1. August.

Tageseinteilung. Vormittags 10 Uhr: Nachrichten dienst. Be­kanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr: Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht.

Ein noch ganz dunkler Ueberfall auf einen Kriminalbeamten ereignete fich Mittwoch nachmittag in der Nähe des Bahnhofs Bankow Heinersdorf  . Der Kriminalassistent Dehnhoff ver­ließ nachmittags um 3 Uhr seine Dienststelle, um nach Hause zu gehen. Zwischen 4 und 5 Uhr brachte ihn ein unbekannter Kutscher schwer verlegt nach seiner Wohnung zu Niederschönhausen  . Bevor die er­Schrockene Frau, die sich zunächst nur um ihren Mann bekümmerte, noch dazu kam, den Kutscher   nach seinem Namen und nach den Vor­gängen zu fragen, entfernte er sich wieder und fuhr weiter. Dehn­hoff jelbst erhielt eine 10 3entimeter Lange Stichwundenachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichten.

5.30-7 Uhr abends: Unterhaltungsmusik. 7.30 Uhr abends: Vor­trag des Herrn Egon Jacobsohn  :" Ach, wie peinlich!"( Be­herrschung in allen Lebenslagen). 8 Uhr abends: Vortrag des Herrn Exner: Kanusport", 9-10 Uhr abends: Szenen aus Un­ dine  "( Romantische Oper von Lortzing), am Steinway  - Flügel: Kapellmeister Otto Urack, Undine, Marie Flocke- Hagemann, Hans, Erik Schubert, Veit, Artur Kistenmacher, Kühleborn, Hermann Schey  . Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tages­

Selbstmord eines Polizeibeamten. Der 26 Jahre alte Polizei­unterwachtmeister Josef B. von der Inspektion Treptow   hat sich in seinem Zimmer mit der Dienstpistole erichoffen. Die Kugel drang ihm in die rechte Schläfe und trat an der linken Schläfe wieder heraus. Da er noch schwache Lebenszeichen von fich gab, schaffte man ihn nach dem Staatstrankenhause, wo aber nur noch der inzwischen eingetretene Tod festgestellt werden konnte. Das Motiv ist noch unbekannt.

Einfam gestorben. Der 61 Jahre alte Schneider August Schröder wurde in feiner Wohnung im Hause Borsigstr. 32 a tot aufgefunden. Da ein Arzt die Todesursache nicht festzustellen vermochte, ist die Leiche dem Schauhause zur Obduktion überwiesen worden.

Mit ihren Hunden in den Tod gegangen. Die 39jährige Frau Luise N. wurde in ihrer Wohnung im Hause Waßmannstr. 22 burch Gas vergiftet tot aufgefunden. Ihre beiden in der Wohnung befindlichen Hunde waren ebenfalls Opfer des ausströmenden Gases geworden. Der Beweggrund zu der Tat ist noch nicht ermittelt worden.

Ueberfall auf einen Schupobeamten in Barmen. In der vorber bon einem Bassanten überfallen, der eine grüne Uniform trug. gangenen Nacht wurde ein Bosten der Saupo in Barmen plöglich Der Beamte wurde durch einen Brustschuß schwer verlegt. Sechs Personen, die sich versteckt gehalten hatten, ergriffen mit dem Täter die Flucht.