Markttag im Juli nimmt das Unheil bestimmtere Formen an. Land leute wollen auf gewohntem Wege mit ihren Erzeugnissen in die Stadt. Alle Straßen, die zu ihr führen, sind von feldgrauen Sol daten besetzt. Jedem Wagen tönt ein„ Salt!" entgegen. Jeder wird befragt über Woher, Wohin. Alle sind verdußt, Frauen und Kinder meinen. Alles ist in großer Aufregung. Der ganze Marft ist wie ein aufgescheuchter Ameisenhaufen. Mitten durch dieses angstvoll crregte Treiben fommt der erste Verdächtige", ein Soldat vora, einer hinten, beide mit aufgepflanztem Seitengewehr, um sie herum eine schreiende Kinderschar, die naiv das neue Schauspiel genießt. Auf allen bjöhen in der Umgebung, die den Blid ins meite Land öffnen, find Winterposten der Garnison . Und dennoch mehren sich alle gegen den Gedanken, daß es ernst werden könnte.
Dumpfe Trommeln wirbeln auf dem Marktplag: ein Beutnant verliest eine Proflamation, die den Kriegszustand über das Land verhängt. Ueberall traurige Menschen. Einige Vorsichtige paden ihre Sachen und verlassen mit der Eisenbahn den Boden, der anfängt heiß zu werden. Ein fester Gedanke frißt sich langfam ins Gehirn der Grenzbewohner hinein: wenn die Russen tommen! Niemand weiß, wie das sein wird. Jeder aber empfindet unfagbares Grauen. Das Unbestimmte schafft sich Luft in Gerüchten, Andeutungen, die immer wider, zulegt wahnwißig werden. leberall find Feinde. Ein Bosten erschießt einen Efel. weil er auf seinen Anruf nicht steht. Andere knallen irgend wohin in die Nacht. Und diese eingebildeten Gefahren wachsen sich zu ungeheuerlichen Ereignissen aus, in denen die Russen eine geradezu unglaubliche Kühnheit entwickelt hatten, von Gefechten wird erzählt, von Russen, die in den dichten Wäldern an der Grenze ihr Unwesen treiben, von geheimen Telephonleitungen und anderem mehr. Spionenriecherei wuchert empor, je weniger die Wirklichkeit bekannt ist. Und in diese zur Siedehike aufgeregte Stimmung plagt die Mobilmachung hinein. Der Krieg wird Birklichkeit. Ein Sturm auf die Eisenbahn ist das erste. Wer irgend fann, läßt Hab und Gut im Stich und versucht das nadte Leben zu retten. Bauern laden ihre Heuwagen voll und ziehen in gemächlichem Trott meg von der Grenze. Rindoieh, Schafe laufen nebenher. Reservisten rüden ein. Pferde werden auf die Kasernenhöfe getrieben. Seitengewehre werden geschliffen. Ungeheure Wagenladungen aus den Rammerbeständen der Garnison werden zur Bahn gefahren, stauen sich dort, vermehren den Wirrwarr. Ueberfüllte Züge mit müden, veränaftigter Menschen fahren vorüber. Alte Landstürmer haben die Brüden besetzt. Alles ist in fieberhafter Aufregung, aber nirgends ist Begeisterung. Nicht einmal bei den Soldaten. Der tägliche Tagestroit ist gründlich unterbrochen. Nutzlos steht die Ernte auf den Feldern. Der Tod ist bereit, über sie hinweg zu schreiten.
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Aus einem Brief.
. Es war am 30. Oftober 1918. Wir waren auf der Rückfehr zur Front von übereifrigen Militärpolizisten aus dem D- Bug gewiesen worden und mußten auf der deutsch - belgischen Grenzstation Herbesthal den Bummelzug at warten, der uns weiterbringen sollte. Ilm die Mittagszeit jetzt piöhlich eine lebhafte Unruhe auf dem Bahnhofe ein. Eine Abteilung Felbgendarmen räumt den Bahnhof und jagt uns aus Wartesaal und Bahnsteig hinaus aufs freie Feld. Was ist denn los? Die verschiedensten Mutmaßungen werden laut, bis nach einigen Stunden Bartens das Rätsel gelöst wird: S. M. tommt! Er hat unter dem Druck der Verhältnisse soeben in Berlin die erste parlamentarische Regierung berufen und kehrt jetzt ins Große Hauptquartier zurüc, Also darum diese Vorbereitungen! Die Feldgendarmerie hat in dichtem Kordon den Bahnhof unstellt. Als der Hofzug einläuft, springt aus jeder Tür ein Offizier, Jäger oder bergleichen und salutiert, aus dem vordersten Wagen aber S. M. felbst direkt vom Trittbrett ins Auto, das sofort in rasender Fahrt losfauft, fort über die nahe belgische Grenze. Wilhelm, Du hast Deutschland nicht wiedergesehen, zehn Tage später gingst Du über die holländische Grenze. Das eine aber danke ich Dir: Du hast mich befehrt! Die Kaiserhymne hatte einen Vers, in dem es heißt: Nicht Roß, nicht Reisige sichern die steile Höh'!" Und meiter: ,, Liebe des freien Manns" Und hier? Wie Berbrecher wurden
wir durch die Gendarmen zurückgedrängt; inmitten des Hofzuges ein Banzerwagen mit eingebautem Maschinengewehr! Wie ein hohn fing: es mir in den Ohren: Nicht Roß nicht Reifige..." Du hast das verlorene Ideal meiner Jugend zertrümmert, das sei Dir gedankt. Dieses Stahlbad wünsche ich jedem, der noch in meinen früheren befchränkten Ansichten verharrt. Ich habe mich durchgerungen zu neuen, zu besseren Ansichten, und helfe nach meinen Kräften mitarbeiten an der Errichtung des Hauses, das mir aus den Trümmern des alten Reiches bauen. Es ist noch nicht das ersehnte Haus; daß wir aber aile an seiner endgültigen Bollendung mitmirfen wollen, das sei unser Gelöbnis beim Gedenten der zehnten Wiederkehr der Augufttage von 1914...."
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Verfassungsfeier im Großen Schauspielhaus.
Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold veranstaltet am 10. August, vormittags 11 Uhr, im Großen Schauspielhaus, eine weihevolle Rerfaffungsfeier, bei der Reichstagsabgeordneter Erkelenz und Reichstagsabgeordneter Dr. Breitscheid Ansprachen halten werden. Die Feier wird umrahmt durch Vorträge des Phil harmonischen Orchesters, das u. a. die Ouvertüre zu Weihe des Hauses" von Beethoven , Präludien( sinfonische Dichtungen) von Liszt und die Ouvertüre aus den Meistersingern zum Bortrag bringt. Fräulein Marie Borchardt, Mitglied der Schaubühne, rezitiert aus Athene Deutschland" von Gerhart Hauptmann und aus Faust II. Teil. Zu der Feier sind sämtliche Reichs, Staats- und Kommunalbehörden geladen und haben auch bereits zum Teil ihre Zusage zum Erscheinen gegeben. Für die Beranstaltung werden eine beschränkte Anzahl Karten zum Preise von 1,50 M. zum Verkauf gestellt. Die Karten sind erhältlich: Bildungsausschuß der SPD. , Lindenstr. 3; Sekretariat der Demofratischen Partei, Bernburger Str. 18; Sefretariat der Demokratischen Bartei Zimmerstr. 7/8; Republitanischer Reichsbund, BendlerStraße 12; Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold, Geschäftsstelle Kaifer Wilhelm- Str. 46 II; Buchhandlung des Vorwärts", Lindenstr. 3; Warenvertrieb der Berliner Gewerkschaften, Zimmerstr. 68.
Der Mord im Babelsberger Park.
Zu dem Mord im Schloßpar? Babelsberg wird mitgeteilt, daß der Oberstaatsanwalt von Potsdam auf die Ergreifung der Täter eine Belohnung von 500 Goldmart ausgefeht hat. Die Persönlichkeit des Ermordeten ist nocy nicht festgestellt. Um tielleicht einen Anhalt zu gewinnen, versuchte die Kriminalpolizei, auch Abdrücke von den Fingern des Ermordeten zu nehmen. Das gelang jedoch nicht mehr, weil die Berwefung schon zu weit vorgeschritten ist. Mitteilungen zur Aufflärung mimmt Kriminalkommissar Dr. Riemann im Polizeiprästbium entgegen.
Verkehrsunfälle.
Die Chronik eines einzigen Tages.
Im Verkehrswirrwarr der Großstadt sind Unglüdsfälle niemals gang zu vermeiden. Wir haben im Vorwärts" vor furzem in einem längeren Artikel auf die Gefahren der Straße und ihre psychologischen Ursachen hingewiesen. Bei dem guten Willen aller Beteiligten ließen sich viele Unglücksfälle vermeiden und eine Lifte wie Die folgende, die nur Unfälle eines einzigen Tages enthält, wäre unmöglich. Die Chronit verzeichnet folgende Geschehnisse:
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Die beiden Bränte".
Jahre Gefängnis für einen Zuhälter.
Räuber und Brandstifter.
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2 Wegen Zuhälterei hatte sich vor dem Schöffengericht Schöneberg der Schneider August Köppen zu verantworten. Der Angeklagte gehört zu jener Sorte von Menschen, die sich ein müheloses Ruheleben durch die Ausbeutung von Dirnen verschaffen. Köppen betrieb das gleich im großen. Es genügte ihm nicht nur eine Braut" sondern neben der Frau, die mit ihm als„ Wirtschafterin“ zusammen lebte, hatte er auch noch ein Verhältnis mit einer anderen Frau die, ebenso wie die andere, auf den Männerfang ausging. Vorsich Ein schwerer Zusammenstoß ereignete sich abends um 6½ Uhr tigerweise hatte er sich sein zweites Verhältnis aber in einer anderen vor dem Hause Kurfürstendamm 243. Hier stieß ein Post Stadtgegend auserwählt. Lange Zeit konnte er die Beziehungen zu auto beim Ueberqueren des Fahrdammes mit einem Privat den beiden Frauen im geheimen halten, bis diese jedoch beide durch traftwagen zusammen. Dabei verlor der letztere die Richtung gute Freundinnen von der Sache Wind bekamen. Wut und Eifers und faufte mit solcher Gewalt gegen die Hausmauer, daß sucht veranlaßten beide Frauen, jede für sich, Anzeige zu erstatten. er start beschädigt wurde und abgeschleppt werden mußte. Der Danach sollte Röppen sie durch Drohungen und Schläge gezwungen Radfahrer Heinrich Müller aus der Carmen- Sylva- Straße 7, haben, auf die Straße zu gehen und ihm den Erlös auszuhändigen. der in dem Augenblick des Zusammenstoßes die Unfallstelle passierte, Als die beiden Angeberinnen jezt aber vor Gericht als Belastungs trug mehrere äußere Berlegungen davon und wurde nach zeuginnen auftreten sollten, schien es ihnen wieder leid zu tun, der nächsten Rettungsstelle geschafft. Die Schuld soll angeblich den ihren Beschützer in die Patsche gebracht zu haben. Sie suchten die Führer des Pestautos treffen. Um 1% Uhr nachts wurde der Drohungen als harmlos hinzustellen und behaupteten, daß die in 43 Jahre alte Gärtner Emil Müller aus der Hennigsdorfer der Trunkenheit gebrauchten harten Worte gar nicht ernſt gemeint Straße vor dem Hause Reinidendorfer Straße 50 Durch waren. Das Gericht hielt den Angeklagten jedoch der Zuhälterei eine Pferdebroschte überfahren und nach dem Jüdischen in zwei Fällen für überführt und verurteilte ihn zu zwei Jahrer Krankenhause gebracht. Um 8% Uhr abends wurde in Johan nistal vor dem Hause Johannes Werner Straße 65 ehs Monaten Gefängnis, wobei ein Jahr Untersuchungs haft angerechnet wurde. Von einer zweiten Anflage megen Blute die Witwe Auguste 3eppei aus der Roonftraße 11 in Treptowichan de mußte Köppen freigesprochen werden. Gegen ihn durch eine„ Elektrische" der Linie 70 überfahren. Man schaffte hatte seine dreißigjährige Stieftochter Anzeige erstattet, daß er fie die alte Frau mit schweren Kopfverlegungen nach dem Elisabeth in einer Silvesternacht vergewaltigt habe. Inzwischen war die Stief Hospital. Der Unteroffizier Gustav Tesner von der 1. Kom- tochter nach Amerita ausgewandert und hatte dort ihre Aussage pagnie der Kraftfahr- Abteilung III in Lanfwig wurde nachmittags verweigert. Da nun ein vollgültiges Belastungszeugnis nicht zu er in der Schloßstraße in Stegliz durch einen Postkraft verweigert. Da nun ein vollgültiges Belastungszeugnis nicht zu era wagen überfahren. Man transportierte ihn mit schweren bringen war, fonnte das Gericht in diesem Falle nicht zur Bera Kopf- und Beinverlegungen nach der nächsten Rettungs- urteilung des seine Schuld leugnenden Angeklagten gelangen. stelle und dann in einem Krantenwagen nach dem Lazarett feines Truppenteils. Am Schöneberger Ufer nahe Ser Bendler- Brüde wurde nachmittags der sechsjährige Schüler Gerhard Pfeffertorn, Schöneberger Ufer 10 wohnhaft, durch einen kraftwagen überfahren. Pf. fand mit einer Gehirnerschütterung im Elisabeth- Kranfenhause Auf ahme. Gegen 2 Uhr nachmittags stießen an der Ede der Mart. grafen und Leipziger Straße eine„ Elektrische" der Linie 174 und ein Rollwagen zusammen. Der Führer des letzteren, der 49 Jahre alte Kutscher Karl Sieg, stürzte vom Bod und zog sich eine Ausrenkung des rechten Armes zu. S. wurde nach der Rettungsstelle 14 gebracht. Wie sich herausstellte, war der Führer des Straßenbahnwagens, der 47 Jahre alte August Bär aus Schöneberg , start angetrunten und hatte den Zusammenstoß verursacht. Nur mit vieler Mühe gelang es der Polizei, den Schuldigen vor der erregten Menge zu schützen. Brandenburger Tor fuhr vormittags ein Ententemagen mit dem 18jährigen Radler Herbert Spielberg aus Neutölln zusammen. Der junge Mann wurde vom Rade geschleu dert und am rechten Knie erheblich verlegt. Nach Anlegung von Berbänden auf der Rettungsstelle 9 brachte man ihn Gegen 11 Uhr vormittags stießen ein nach seiner Wohnung. Privatauto und eine Kraftdroschte auf der Kreuzung der Kant- und Fasanenstraße in Charlottenburg zusammen. Dabei der Kant- und Fasanenstraße in Charlottenburg zusammen. Dabei wurde das erstere gegen einen Gastandelaber geschleudert, der vollständig umtrach. Ein Insasse des Autos, der 26Jahre alte Ingenieur Arthur Wurons aus Zehlendorf , erlitt einen Nervenschock fomie Verlegungen an der linken Hand. Er erhielt auf der Rettungsstelle 7 die erste Hilfe und wurde dann nach Hause Morgens gebracht. Die Schuld trifft den Kraftdroschfenführer. wurde die 26 Jahre alte Arbeiterin 3da Oberstädt aus Char lottenburg , als sie die Kreuzung der Berliner und Ringbahnstraße auf ihrem Ra de passierte, durch eine Elettrische" der Linie 99 Dom Rabe geschleudert. Man schaffte fie mit einem Schlüsselbeinbruch nach dem Urbanfrankenhause. Der 35 Jahre alte Saisonarbeiter Richard Knabe aus Lichtenberg war vormittags in der Niederlage der Schultheiß - Bazenhofer Brauerei in Raulsdorf damit beschäftigt, einen„ Anhänger" an einen Last fraftwagen anzutoppeln. Dabei geriet er zwischen die beiden Wagen und trug schwere Brustquetschungen davon, die feine Ueberführung nach dem Hubertus- Krankenhause notwendig
machten.
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Das Rundfunkprogramm. Sonntag, den 3. August.
Vor dem
Zum Gedächtnis der Gefallenen 8 Uhr abends: Ansprache des Herrn Reichskanzlers Dr. Marx. Daran anschließend: Konzert ( Dirigent: Otto Urack , fr. Kapellmeister an der Staatsoper, Berlin ). 1. Ouverture zu„ Coriolan ". Beethoven . 2. Aus ernsten Gesängen", Brahms : a) Denn es gehet den Menschen, b) O Tod( Hans Her mann Nissen , von der Großen Volksoper). 3. Trauermarsch aus der III. Sinfonie( Eroica ) Beethoven . 4. Gedichte: a) Deutsch land und die Welt, Wildenbruch, b) Oesterreichisches Reiterlied. c) Deutsches Reiterlied( Morgenrot). d) Alle eint die Not, Selchow Mahnung, Vesper( Karl de Vogt). 5. Trauermarsch aus der Oper Die Götterdämmerung , Wagner . Das Orchester besteht aus Mitgliedern des Berliner Philharmonischen Orchesters. Montag, den 4. August.
Tageseinteilung. Vormittags 10 Uhr: Nachrichtendienst. Bekanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr: Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht.
5.30-7 Uhr abends: Unterhaltungsmusik 7.30 Uhr abends: Sprachunterricht( Englisch ). 8 Uhr abends: Vortrag des Herrn Sanitätsrats Dr. Frank:„ Gasvergiftung". 9-10 Uhr abends: Konzert. 1. a) Ich wandelte unter den Bäumen, Schumann , b) Schöne Wiege meiner Leiden, Schumann , c) Röselein, müssen denn Dornen sein. Schumann ( Margarete Schlenzka- Kramm). 2. Schottische Fantasie 1. Satz. Bruch, Rózsy Réty( Violine). 3. a) Ansprache des Wolfram von Eschenbach : Blick ich umher" b) Lied an den Abendstern, aus der Oper Tannhäuser", Rich. Wagner ( Koos Bronsgeest, 1. Bariton von der Nationale Opera im Haag). 4. Vorspiel zu Akt III der Oper Die Meistersinger von Nürnberg ", Wagner ( Paul Schmidt auf dem Schiedmayer- Meisterharmonium). 5. a) Stilles Leid I, Trunk. b) Stilles Leid II, Trunk, c) Abendsegen, Trunk( Margarete Schlenzka- Kramm). 6. Allegro a. d. Violinkonzert VIII., Spohr( Rózsy Réty( Violine); 7. Drei holländische Lieder: a) Misterieuse Geschiedenis , Arnold Spoel , b) Het Lied an den Smid, Franz Andelhof. c) Mooï Holland, J. Hakker( Koos Bronsgeest, 1. Bariton v. d. Nationale Opera im Haag). 8. a) Schneeglöckchen, Lud. Schmidt, b) Indische Weisen, Paul Schmidt( Paul Schmidt auf dem Schiedmayer- Meisterharmonium). Am SteinwayFlügel: Dr. Felix Günther. Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sport
nachrichten.
Ein schwerer Raubüberfall wurde am Sonnabend vormittag 10% Uhr in dem Hause Gabriel Mar Str. 9 in Lighten berg verübt. Hier muß die Hausverwalterin Luise Bleuf einen junger Mann, der sich bei ihr unter irgendeinem Borwande meldete, ahnungslos in ihre Wohnung eingelassen haben. Während fie dann an ihrem Schreibtisch saß, versette ihr der Mann hinter f rücs einen so muchtigen hieb auf den Hintertopf, daß sie die Besinnung verfor. Hiernach zog er fie rüdlings auf den Fußboden, marf Betten auf sie, steckte diese in Brand, raubte 1000 Rentenmark, die die Verwalterin an Mieten eingenommen hatte, und entfloh. Die Feuerwehr löschte den Brand und brachte Frau Bleul, die außer der Kopfvera legung ihmere Brandwunden erlitt, nach dem Krantene haus am Friedrichshain , wo sie noch vernehmungsfähig danieder liegt. Die Kriminalpolizei nahm alsbald die Ermittlungen zur Aufklärung und nach dem Verbrecher auf, fand aber noch feine Spur von ihm.
Als das Verhältnis in die Brüche ging. Irmgard M. ist ein hübsches, etwa 22jähriges Mädel und erschien zum erstenmal vor dem Amtsgerichte Mitte als Angeklagte. Sie war der Unterschlagung beschuldigt. Die Angeklagte war in einem Bankgeschäft tätig und hatte nebenbei ein Liebesverhält nis mit einem Herrn 3. Da sie beffer mit Banffachen dank ihrer Tätigkeit Bescheid wußte, übergab ihr der Freund im vorigen Jahre fein ganzes Barvermögen, um es in Börsenpapieren anzus legen. Es wurden auch recht erhebliche Inflationsgewinne erzielt. Eines Tages ging das Liebesverhältnis in die Brüche und als der Freund sein Geld oder seine Papiere heraushaben wollte, maren sie von Irmgard verbraucht. Nun erstattete er Strafanzeige. Dem Richter gegenüber entschuldigte sie ihre Handlungsweise mit ihrer Notlage, da sie ein fnappes Gehalt hatte und auch für ein uneheliches Kind zu sorgen hatte. Die Notlage wollte der frühere Liebhaber jedoch nicht gelten laffen. Er bezichtigte seine frühere Freundin der Verschwendungssucht, denn sie habe in der damaligen teuren Zeit mit seinem Gelde eine Vergnügungsreise nach Nordernen gemacht und sie habe ihn völlig ruiniert, und chne die Hilfe seiner Eltern hätte er nicht gewußt, was er anfangen follte. So wandelte fich seine Liebe in Haß. Troßdem bewilligte das Bericht der Angeflagten im meitesten Maße Milderungsgründe und gab ihr für die erkannte zweimonatliche Gefängnisstrafe Bewährungsfrist.
Ein Wohnungsvermittlungsschwindel. Einen raffinierten Schwindel auf dem Gebiet der Wohnungs vermittlung hatte das 60jährige Fräulein Luise Rosenhart ver übt und war vom Schöffengericht wegen Betruges und Urkunden. fälschung zu sechs Menaten Gefängnis verurteilt worden. Infolge ihrer Berufung hatte die 4. Große Ferienstraftammer des Landgerichts I das Urteil des Schöffengerichts nachzuprüfen. Ein Kaufmann H., der in Mahlsdorf wohnt, fuchte eine Wohnung und war an die Angeklagte geraten, die ihm vorerzählte, daß ein eng fischer Hauptmann Barnley eine Vierzimmerwohnung in der Leffingstr. 12 gegen eine höhere Abstandssumme unter Uebernahme einiger Möbel abzugeben beabsichtige. Sie unterbreitete dem Kaufmann auch einen Mietvertrag und eine Erklärung des Hauswirts, daß er gegen den Umtausch der Wohnung nichts einzuwenden habe. 21s der Wohnungssuchende mit dem englischen Hauptmann in Ber bindung treten wollte, brachte sie ihm ein Entschuldigungs fchreiben von diesem und stellte ihm einen Bekannten, den Land mirt B., als den Bertreter des Hauswirts vor. H. zahlte daraufhin im März v. J. eine erhebliche Summe und erhielt Haus- und Wohnungsschlüssel. Als er sich aber nach der neuen Wohnung begab, stellte sich alles als Schwindel heraus. Es eristierte weber ein englischer Hauptmann B., noch hatte der Hauswirt Auf der irgendwelche Kenntnis von den Dingen. Urfunde war übrigens ein ganz anderer Name als der des Hauswirts angegeben. Das Gericht hielt angesichts des raffinierten Schwindels eine Herabseßung der Strafe nicht für angebracht, da der Border richter bereits das hohe Alter und die bisherige Un bestraftheit der Angeklagten berücksichtigt hatte. Dagegen wurde der vom Schöffengericht zu drei Monaten Gefängnis mit verurteilt gewesene Landwirt B. auf die eingelegte Berufung freigesprochen.
Bezirksbildungsausschus Groß- Berlin. Die Kreise 4, 5, 10, 11, 12, 13, 15, 16 und 17 werden ersucht, umgehend die Fragebogen ausgefüllt nach hier zurückzusenden. Die Ein eichnungslisten für Festkonzerte und Proletarische Feierstunden sind ausgegeben. Einzeich mungen fönnen erfolgen bei allen Abteilungsleitern, sowie in der Buch handlung Vorwärts, Lindenstr. 2. im Jugendfekretariat, Lindenstr. 3 und im Bezirksbildungsausschus, Lindenftr. 3, 2 Sof II.
SSARY
Delft 68
Edel wie
der Name
MASSARY
ROAL 53
Eine Zigarette von Rang
MASSAR