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Geburten

perluft

3 600 000

Zunahme der Sterblichkeit 2 700 000 2 000 000

1 000 000 1 840 000

Darunter Kriegsgefallene 2 000 000 1 500 000

800 000 1 400 000 600 000 115 000

Gesamt­

Derluft

6 300 000 5 800 000

Wie dumm ift demgegenüber die Taktik der Nationalen".| eine von Chriftian Doring verfaßte Aufstellung über die Menschen­Sie sind heute genau so verblendet wie vor dem Kriege. Sie verluste bis Mitte 1919: raffeln mit allen Säbeln und regen für die Revanche die Zungen wie Trommelschlägel. Dabei fönnten sie wirklich wissen, daß sie doch das ganze Bolk auf ihre Seite bringen müßten, wenn sie einen neuen Krieg beginnen und siegen wollen. Statt dessen beschimpfen sie Tag für Tag die Mehr­heit des Volkes als Landesverräter und Dolchstößer, als Schufte und Lumpen. Der lauteste Rufer im Streite ist Ludendorff  , der uns in Not und Tod, in Hunger und Stlaverei gebracht hat durch seine findsköpfische Kadetten politik. Daß diesem Manne noch ausgewachsene Menschen nachlaufen, ist das Beschämende für Deutschland  . Für unsere Gegner ist die Ludendorfferei das beste Mittel, die milita­riftische Propaganda gegen Deutschland   immer wieder zu be­fruchten.

Freilich, der wahre Zweck ist dieser: Unter dem natio­nalen" Rummel sollen der Achtstundentag begraben werden, aber Schutzölle auf Lebensmittel und neue Steuern auf alle Gebrauchsgegenstände wieder auferstehen!

*

*

Am Beginn der Katastrophe.

Habsburgische Eroberungspolitik.

... Das österreichisch- ungarische Ultimatum ist nichts als ein

Kriegsvorwand, aber diesmal ein gefährlicher. Wie es scheint,

stehen wir dicht vor einem österreichisch- serbischen Kriege. möglich, sehr möglich, daß wir osteuropäische Brände mit Gewehren löschen müssen, aus Berträgen, oder aus dem Zwange des Tages. Aber es ist ein Standal, wenn die Reichsregierung nicht in Wien  längst verlangt hätte, daß solche Endgebote ihr vorher corgelegt werden. Heute bleibt uns nur eins übrig, zu erklären: Für Kriege der habsburgischen Eroberungspolitik sind wir nicht ver­pflichtet." ( Rheinisch- Westfälische Zeitung", 24. Juli 1914.)

Energie, die erschreckend wirkt...

9

Deutschland  . Desterreich- Ungarn  . 8 800 000 Großbritannien  und Irland Frankreich Italien Belgien Bulgarien Serbien Europäisch. Rußland und Polen  

Rumänien  

850 000

1 500 000

1400 000

880 000

175 000

200 000

155 000

120 000

150 000

320 000

360 000 1 330 000

65 000 159 000 690 000

2 500 000 9 829 000

1 850 000 3 340 000 2 280 000 375 000 275 000

1 650 000

-

Sonntags drauf feiert das ganze Bayerland sein Kriegerfest. Durch alle Städte wälzen sich Umzüge mit schmetternder Musik. In allen Straßen mogen die Fahnen blauweiß und schwarzweißrot. Ich fuhr durch viele Städte, und ich suchte auch nur in einer Straße und nur an einem Fenster die Farben der Republik  . Ich suchte mich müde und fand keine. Aber auf den Bahnhöfen der Deutschen Reichseisenbahn blähten sich stolz die schwarzweißroten Fahnen, die Farben der Reaktion. Es gibt immer noch Leute, die mit boshafter Beharrlichkeit behaupten, daß Bayern   zur deutschen Republik ge­höre!

Bamberg  ! Buntes Treiben durchflutet die Stadt. Zwischen 510 000 hellen Sommerkleidern wie farblos wären die Städte ohne die Frauen! wandeln Schwarzröcke einher, zahlreicher als anderswo und finsterer beinahe. Wo ihre Zahl dichter wird, da ist der Dont nicht weit.

13 000 000 35 380 000

8 300 000 4 700 000 Zusammen: 20 250 000 15 130 000 In dieser Tabelle fehlen noch eine Reihe von europäischen  Staaten, so die Türkei  , sowie alle außereuropäischen Staaten, wie die französischen   und deutschen   Kolonien, die Vereinigten Staaten und Japan  . Döring bemerkt dazu: Rechnet man alle diese Menschenverluste zusammen, so erhält man einen Gesamtverluft von vierzig Millionen( an Geburtenverlust, Zu­nahme der Sterblichkeit usw.). Darunter sind etwa zwölf Millionen Kriegstote.

Die Kriegskoften.

Aber nicht nur die Menschheit wurde dezimiert. Es wurde auch Aber nicht nur die Menschheit wurde dezimiert. Es wurde auch das Vermögen der Völker in Trümmer gelegt. In seinem Buch Die Kriegstosten und ihre Finanzierung" berechnet Professor Borgat die Kriegskosten der einzelnen Mähte folgendermaßen: Verbündete Mächte: Bereinigte Staaten England

Britische   Kolonien. Frankreich  

Rußland Italien  . Belgien

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Und

Serbien  

Nein.

,, Ist das eine Note? Nein. Es ist ein Ultimatum. zwar ein Ultimatum in schärfster Form. Binnen vierundzwanzig Stunden verlangt Desterreich die Antwort. Die Antwort? Die glatte Unterwerfung, die völlige Demütigung Ser­ Biens  . Man hat bisher oft genug( und mit Recht) über Desterreichs Mangel an Energie gespottet. Hier hat man einen Beweis von Energie, der erschreckend wirft! Die Note bietet so ziemlich das Aeußerste, was man einer Regierung sagen kann, und man sagt dergleichen nicht, wenn man nicht in jeder Weise zum Krieg ent­schlossen ist." ( ,, Die Post""( freifonservativ), 24. Juli 1914.)

,, Nun aber wollen wir fie dreschen".

,, Als der Kaiser nach der gestrigen unvergeßlichen Eröffnung des Reichstags im Weißen Saal des föniglichen Schlosses sich von den Abgeordneten verabschiedete, reichte er dem Abg. van Calfer, dem Straßburger Staatsrechtslehrer, als letztem die Hand. Herr van Calter trug seine Uniform als Major der Garde- Landwehr und trat somit Sem Monarchen in der Doppeleigenschaft als Mitglied des Reichstags und Offizier gegenüber.... Der Kaiser sah Herrn van Calter einen Augenblick an, dann nach dem Händedruck machte er mit der Hand und mit geballter Faust eine kurze energische Geste, wie einen Hieb nach unten. Und: Nun aber wollen wir sie dreschen!" rief er vor sich hin, nickte und ging."( Tägliche Rundscheu", 5. August 1914.)

"

Wilhelm zieht das Schwert!

Bevor das Leibregiment der Hohenzollern  , das 1. Garde- Regi­ment zu Fuß, feine Garnison Potsdam   verließ, hat sich der Kaiser, als Chef des Regiments, von seinen Grenadieren mit einer Ansprache verabschiedet, in der u. a. sagt:

,, Und so ziehe ich denn das Schwert, das ich mit Gottes Hilfe Jahrzehnte in der Scheide gelassen habe.( Bei diesen Worten zog der Kaiser das Schwert aus der Scheide und hielt es hoch über seinem Haupte.) Das Schwert ist gezogen, das ich, ohne siegreich zu sein, ohne Ehre nicht wieder ein steden tann. Und ihr alle follt und werdet mir dafür sorgen, daß es erst in Ehren wieder eingestedt werden wird. Dafür bürgt ihr mir, daß ich den Frieden meinen Feinden diktieren tann."

( Hamburger Nachrichten", 17. August 1914.)

Das Stahlbad".

Die Menschenopfer des Weltkriegs. leber die Opfer, die der Weltkrieg gekostet hat, kann man auch jekt, sechs Jahre nach seinem Ende, noch keine genauen Zahlen er­mitteln. Berschiedene Gelehrte haben versucht, die Zahl der Opfer zu berechnen, wobei sie nicht nur die offiziellen Verlustlisten zu Rate zogen, sondern auch die offiziellen Statistiken über das Hinterland. So brachte die Kopenhagener Studienkommission für soziale Folgen des Krieges in den bald nach Kriegsende herausgegebenen Bulletins

Rumänien  . Griechenland  Japan  .

Sonstige Verbündete.

B

Zusammen: Goldmark Mittelmächte:

Deutschland  Desterreich- Ungarn  

Türkei  .

Bulgarien  

In Goldmart umgerechnet

139 430 160 810,80 191 526 201 625,80 19 648 085 863,20 112 286 605 180,- 98 288 682 500,- 53 565 891 300,- 5 021 935 425,20 1737 390 000,-

6 960 000 000,-

1 164 500 000,-

-

174 000 000,-

2 175 000 000,-

632 001 454 205,-

In Goldmart umgerechnet

174 652 500 000,- 89 709 878 610,-

6 220 500 000,-

3 546 120 000,-

Zusammen: Goldmart 274 128 098 610,-

Rund tausend Milliarden oder eine Billion Goldmart haben also die bloßen Kriegskosten der kriegführenden Staaten betragent.

Fahrt durch Süddeutschland  .

Bon Franz Lepinski.

I.

Als hinter den Zäunen der Flieder aufging, schnürte ich meinen Ranzen. Mit hungrigem Herzen und mäßigem Geld fuhr ich davon

-

dem Süden zu.

Im Abenddunst versant die Stadt. Ihr Bulsschlag hatte mich hundertmal begeistert, ihre Lebensfülle mich tausendmal entzückt. Nun war ich ihrer müde. Ihre Geräusche taten mir weh. Ihre Farben beleidigten mich. Und ihr Dunst ließ meinen Atem stoden.

Mit jedem Lichtschein, der aus dem nächtlichen Lande aufblitte, wurde es mir heller zu Mut. Und mit jedem schlafenden Dorf, das am Zugfenster vorbeiflog, sang mir der Rädertaft lauter ins Ohr:

Ich weiß, daß Berge auf mich warten draußen weit..." Der Zug glitt durch die Mark wie ein Bügeleisen über geglätte­tes Linnen. Als die erste Frühe die schlaftrunkenen Gesichter um mich her zu röten begann, fam uns draußen schon die Saale   ent gegen. Sie gab uns ein langes Geleite durch tauige Wiesen, vor­bei an ihren ,, Burgen, stolz und fühn", vorbei an Dornburgs hohen Schlöffern, durch das erinnerungsreiche Jena   welch eine Ironie, daß am Bahnhof Paradies  " meine einstige Raferne liegt!, durch das freundliche Rudolstadt   und das stille Saalfeld  .

-

-

Lange rann uns die Saale   zur Seite. Sie führte uns in die Thüringer   Waldberge hinein wie in ein Traumland. Hangauf, hangab standen die Tannen. Die Dörfer reckten ihre schieferschwarzen Dächer aus Wiesen und Gebüsch hervor, als müßten fie darin er­trinken und fähen das nicht einmal ungern. Und die Luft flimmerte

von Sonne und Blüten.

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II.

Num rollt der Zug ins Maintal   hinab. Der Staffelstein   grüßt. Bayern   tommt das finsterste Land Europas  . Aber der Frühling hat auch über Bayern   Duft und Helle gebreitet. Er läßt seine Sonne scheinen über Gerechte und Ungerechte.

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Dieser Domauf fanftem Hügel breit gelagert trägt die Paradorie eines Uebergangswertes in stolzer Großartigkeit. Einen wuchtig gefügten Unterbau flantieren wei Paar feiner Türme, um die die Morgenfrische einer anderen Zeit weht. Sie springen wie junge Triebe aus dem Koloß ihres alternden Stammes hervor. Das Innere, einheitlicher im Wuchs, ist reich an Altären, Hei­ligenbildern und Holzschnißereien. Eine Schazkammer stroht voller Monftranzen, Kruzifigen, Königsmäntel und Raiserkronen. Um alle diese Schäße liegt gedämpftes Licht und wohltuende Kühle. Da­zwischen gespenstern Gerüche umber wie Reste von Opferfeiern. Ein Meßner jagt uns rudelweise durch die Schazkammer für ein er­fleckliches Eintrittsgeld natürlich. Denn die Kirche hat einen guten

Magen.

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Bamberg   hat noch viele Hügelfieben sollen es sein. Der schönste ist sicher der, von dem die Altenburg   mild herabschaut. Dort oben läßt sich's gut plaudern, wenn über das Frankenland die Nacht hereinbricht.

-

Ueber den Mauern Nürnbergs perlen Rotborntrauben, fühl und still. Drinnen aber geht der Atem dieser Stadt heiß und unruhvoll. Unruhe umwogt auch die großen Steindentmale jener hohen Kultur, deren Kraft und Tiefe aus ruhigeren Quellen floß. Laut und grell zittert der Strom der Großstadt an ihnen vorbei. Das zu sehen, war ich diesmal nicht auf Reisen gegangen. Ein Gang nur noch durch die Feierstimmung der gotischen Kirchen und durch die schlafenden Gänge der Galerien und dann fort. weiter.. Dann rollen uns die Wellen der Donau   entgegen. Im naht. Rein Stadtbild fah ich noch, das diesem an Strenge gleicht.

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Ueber der Stadt steht das Münster  . Breitschultrig überragt das Schiff das Gebränge der Dächer. Und darüber steigt der Turm auf, hochreißend wie ein steingewordenes Maffengebet. Von der höchsten Kreuzblume fann der Weg in den Himmel nicht weit sein.

Bom Balkon des Kaffeehauses am Markt läßt sich's mit dem Münsterturm gut Zwiesprache halten. Bon dort kann der Blick hin auf- und hinabspazieren, fann sich in dem Strebewert der Pfeiler verfangen, sich in dem Gewirr der Wimperge und Krabben verlie= ren, an einer Kreuzblume ausruhen. Man sollte aber zuweilen hinabschauen auf den Markt oder in ein Buch man fönnte sonst der Genickstarre verfallen.

--

Denn Ulm   ist stolz auf den Ruhm, die höchfte Kirche der Welt zu befizen. Wer sich die Mühe nimmt und bis zur letzten Balustrade im Turmhelm hinaufsteigt, dem leuchtet das ein. Der einsame Tür­mer man muß ihn sehen, wenn er die Glocken läutet! Itefert dem Zweifelnden auch an der Hand reichen Bildmaterials den fchlüffigen Beweis für diesen Ruhmestitel.

An jedem Vormittag ist im Münster   Orgelfonzert. Dann wer­den die düsteren Pfeilerbündel lebendig und beginnen zu schwingen wie Saiten, und der Dom wird ein einziges flingendes Orgelwert, auf dem unsichtbare Hände Hymnen von überirdischer Gewalt spielen.

III.

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Fern grüßen die Alpen   mit Schneehäuptern ein andermal! Dann blitt es graugrün zwischen den Höhen. Der Bodensce zieht mit blinkender Fläche herauf. Lindau   schwimmt auf dem Waffer wie ein artiges Spielzeug. Ein Schiff trägt uns nech Meersburg  , der schönsten Stadt am Schwäbischen   Meer. Ais hätte jemand ein Stüd Rothenburg   an dieses Ufer gezaubert, fo mintlig und ecig, mit Türmen und Toren, steigt die Stadt zwischen den Weinbergen auf. An diefen Hängen reift der rote Meersburger  , der schon den mutigen Kämmerer der Herzogin Hadewig von Schwaben manchmal unter den Tisch geworfen haben soll. Ich kann nicht bezeugen, ob der Wein heute noch so kräftig gedeiht. Wohl ein halbes Dutzend Torbogen es ist in der Fremde so heimatlich, durch Torbogen zu schreiten führt der Weg zur Ju­gendherberge, diefer Perle von Jugendherberge. Zwar ist der Stroh­sack nicht weicher und das Kopfkissen nicht reinlicher als anderswo, aber vor der Tür steht das Känzele". Dort sizest du noch eine Stunde vor dem Schlafengehen. Dunkel glänzt der Bodensee   herauf wie flüssig gewordene Nacht. Winzige Lichtlein, einzeln und zu Hauf, irren fern an den Ufern herum. 3ur Rechten die Schar, das ist Ronstanz. Die alte Rastanie fät ihre Blütenfloden in die Dämmerung. Du denfft an dies und an das, vielleicht auch an das große Frauenherz der Annette Droste  , die hier wohl manchmal in solchem Abendfrieden ihre heiße Seele gefühlt haben mag, da

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