rasselt der Hausmeister mit dem Schloß!— und eine Viertelstunde später kannst du auf deinem Strohsack weiterträumen. Auch auf Reichenau bin ich gewesen, dieser Insel der Se- ligen, die mit einer Pappelschnur ans Ufer gebunden ist. Ein zahn- loser Alter fuhr uns im Kahn hinüber und malte uns Bilder seiner Jugend, von der Philosophie jenes Steinklopfers durchweht, daß diese Welt eine lustige Welt sei. Bon Reichenau sind wir wie weiland das Mönchlein Ekkehard auf den Hohentwiel gefahren, diesem stolzesten Bergkegel im Hegau « r Land. Die Hegauer feierten just in der Stadt Singen ihr Musikfest mit großem Gepränge. Seit Wochen hatten alle Dorf- Musikanten ringsum allabendlich ihre Blasinstrumente zu fleißiger Ucbung erklingen lassen. Nun waren sie alle beisammen: die von Schwitzingen, Witzingen, Blitzingen und Jtzelfingen— und bliesen, daß in der Runde die Klinksteinfelsen bebten. Zum Fest war auch die Herzogin Hadewig von Schwaben höchstselber mit ihrem Gefolge von ihrer Burg herabgestiegen. Im Zuge schritt Ekkehard, den verhängnisvollen Virgil unter dem Arm, das zierliche Hoffräulein Praxedes aus Griechenland , der Herr Kämmerer Spazzo und noch manche Gestalt, die Scheffel aus der Vergangenheit der Geschichte in die immerwährende Gegenwart der Dichtung gehoben hat. Der Dichter selbst, der in Bronze gegossen vom Hohentwiel auf die Stadt herabschaut, soll an diesem Tage eine Unmutsfalt« im Gesicht getragen haben. Er wird feinen Grund dazu gehabt haben. IV. Andern Tags geht die Fahrt in den Schwarzwald hinein. In den Tälern der Ach und der Alb blühen die Wiesen. So blühen sie wohl nirgends auf dieser Erde. So blühen sie nur in Märchen und Träumen. So springen auch die Bäche nur durch Märchenwiesen— und aus den Bildern, die der Sohn dieser Erde, HansThoma, gemalt hat. Sein Heimatdorf Bernau liegt weitläufig in eins dieser Wiesen- täler gestreut. Wir wallfahren von Unterlehen nach Oberlehen; dort steht sein einfaches Wohnhaus. Draußen spielen blond« Kinder, und drinnen in der niedrigen Dorfstube schnitzt«in Nachfahr« Tho- mos' Hirsche und Vögel aus weichem Tannenholz. Von Oberlehen schlingert der Weg nach Jnnerlehen, wo die blendend weiß getüncht« Kirche steht. Für diese Kirch« hat Thoma zwei Heiligenbilder gc- frevelt— einen hölzernen Christus, einen steifbeinigen Johannes und einen papiernen Weihnachtsengel— als ob es Heiligeres gäbe als dieses Tal in seinem Frühlingsglanz. Tannenwälder riegeln Bernau von der Welt ringsum ab. Wenn ein Gott die Welt erdacht hat, dann sind dies« Tannen in seiner glücklichsten Schöpferstunde seinem Schädel entsprungen— Gestaltungen, von Kraft und Anmut, Füll« und Streng«, Düsterheit und Klarheit in gleichem Maß« erfüllt. So laufen sie über Höhen, so säumen sie die Wiesen und Dörfer ein. so klettern sie mit uns den Feldberg hinauf, und so spiegeln sie sich blütenüberladen im Schluch- see, so fassen sie mit zackiger Bort« den Himmel ein. und so stehen sie, schwarz und schweigend, wenn Mvndlicht auf sie fällt. Inmitten solcher Tannen liegt Fr ei bürg, die Schwarzwald - stadt. In ihren Straßen klingt die Melodie des Schwarzwoldes in einer anderen Tonart fort. Wenn du die Stadt betrittst, begrüßt dich ihr Münster in stolzer Zurückhaltung— ein Wunderwerk feinster gotischer Baukunst. Sein Turm steht selber wie eine Schwarzwaldtann«, Anmut und Kühnheit in seinem aufstrebenden Wuchs verschmelzend. Als hätte ein Bau- meister das Urbild der Schwarzwaldtanne weiter gedacht, Über sich selbst hinaus gesteigert und in roten Sandstein geformt. Doch wenn die Abendsonn« in den Fenstern spielt, dann glühen die Mauern wie die Stämme märkischer Kiefern. Viele Bäche und Brunnen hat die Stadt. Wenn du nächtens durch die Straßen wandelst, dann rauscht es und gurgelt es um dich her, als kämen hier all« Schwarzwaldbäch« zu Häuf, als schwömme die Stadt auf glucksenden Wässerlein, die ganze„BSchele-Stadt". V. An einem Iunimorgen geht's heimwärts— mit Widerspruchs- vollen Empfindungen in der Brust. Der Zug rattert durch die weite Eben« des Oberrheins. Wie gm, daß er Zeit läßt. Erlebtem nachzuhängen, Kommendem entgegenzusehen. Im Westen verdäm- mert der Wasgenwald— weht schmerzliche Erinnerung aus bitte- rer Zelt herüber. Im Osten zeichnet der Schwarzwald dunkle Linien am Horizont. Zuweilen öffnen sich sein« Täler wie weite Tor« in noch unentdecktes Land— lassen neue Tannenhäng« ahnen, dunkel und schweigend, neu« Wiesen, wo Margeriten wie Wellenkämm« schäumen und Bäche über Steine stelzen. Schaut sie einer? Schweift ein Menschenblick über ihren Farbenüberschwang? Sollen sie ver- gehen, ohne daß Augen sie umfassen, ohne daß Menschen ihre Her- zen daran ausweiten und ihr« kurze Erdenbahn an die Grenze dessen führen, was dieser Planet an Unlrdischem zu gebären weiß?
Der Zug rattert durch den Tag und durch die Nacht und wieder in den Tag. Wieder durch gebügeltes Land, durch brandige Kiefern- Heiden, durch sandigen Grund— bis der letzt« Tropfen Grün in rauchgeschwärztem Gemäuer versickert und die Zahl der Gleise sich Hundertsach vervielfältigt— bis Berlin kommt.
Zilmsihau.
Die Filme der Woche. DaZ Repertoire der Urausführungsthealer weist eine merkwürdige Er- scheinung aus: eS werden so gut wie nusschliehlich amerikanische Filme gespielt. Nun ist es der Vorzug der deutschen Kultur von jeher gewesen, dah sie für alles in der Welt Sinn und Empfängnis hatte. Aber daß der deutsche Film, der auch einmal Kulturbedcutung erstrebte und damit die Weit erobern wollte, völlig in seinem UrsprnngSIandc ausgeschaltet wird, ist ein betrübliches Zeichen schlechter Konjunktur. Und wenn nur das fremde Gut wenigstens wertvoll wäre! Das.Modell"(im N.T. Kurfür st endam ml ist typisch amerikanisch. Eine Geschichte vom Künstler und einem Modell. Er entdeckt in der armen Stellungslosen, die sich als Modell ausgibt, die Muse, die ihn begeistert und zu den Höhen des Schaffens führt. Aber seine vornehme Familie stellt sich zwischen sie beide, nimmt ihr das Versprechen, die angetragene Ehe nicht ein- zugehen. Trennung— beiderseitiger Schmerz— Wiederfinden— aber sie bleibt ihrem Versprechen treu. Neue Zwischenfälle— ein entehrender Angriff aus das Modell, das in seiner Schicht als Freiwild gilt. Schließlich findet fich das Paar und die Familie gibt ihren Segen. Aber was sür seltsame Künstler, die w einer aufgedonnerten LuxuSwclt leben und ihr Gesetz von deren spießigem Vorurteil empsangen. Weltliche Aengstlichkeit, daß das Modell nicht zu viel Nacktheit zeige. Die ganze verlogene Moral- anständiglcit der Pharisäer erfüllt die Handlung. Und wie sentimental und cdclkitschig i>t das Modell. Corinne G r i s s i t h, die ihre.prämierte Schönheit" ganz dieser Anschauung anpassen muß. Sie ist wirklich in Gestalt und Ausdruck vollendet, nur gar zu süß und schmachtend. Die Männer find alle kalt, und die Künstler genau so langweilig wie die andern. Die Inszenierung ist ganz aus die vornehme Welt eingestellt, nur ein Kontrast- bild zeigt einen Fetzen Elend. Die Photographie ist technisch gut, bietet aber kaum Neues. Die Regenfzene, das nächtliche Straßenbild und das Vergnügungstreiben der NcujahrSnacht haben wir olle schon gesehen. .Fräulein Frau"(im Bafegtheatcr) zeigt auch eine Künstlerehe. Ein junger Musiker hat ein Mädchen geheiratet, das im Hause einer Verwandten daS Aschenputtel war. Ein Familienidhll spielt sich in ländlicher Ruhe ab. Da kommt eines Tages der Vater der Frau mit schwerem Gelde aus Au stralien zurück. Er hat hochfahrende Pläne mit seiner Tochter, die nun Mann und Kind verleugnet, um seine Gunst und daS Wohlleben des Reichtums nicht zu verlieren. Sie führt ein Leben im großen Stil; ein bankerotter Baron soll sie heiraten. Sie gesteht ihm ihre Lage. Aber die Konflikte zwischen ihr und ihrem Mann iverden unüberbrückbar und führen zur Trennung. Sie glaubt, daß ihr Kind, an dessen Krankenbett sie von einer Ballnacht'zu spät kam,«gestorben ist und verfällt körperlich und seelisch. Am schönen Mittelmeer finden sich Mann und Frau und Kind wieder, wo alle zu ihrer Genesung weilen— zufällig. Der Vater ist beglückt und versöhnt. O selige Gartenlaube, daS nennt man Rührung! Hübsche Land- schastsbilder und ein entzückendes Spiel Jco von L e n k e f s y s in der Hauptrolle sind das beste an diesem Film. ä. vr. Zack in der Alhambra . Die Alhambra eröffnet die neue Spielzeit mit einem außerordentlich unterhaltenden Programm. Als Horsdoeuvre bringt sie den spannenden, wenn auch etwas rohen Borkamps zwischen den Federgewichte» Criquii und Frush, einige angenehme Tänze des Balletts Farabont-Vronzi und eine kurze Groteske.Er sprengt die Bank" mit H a r o I d L I o h d, in der das Publikum aus dem Lachen über die akrobatischen Verwicklungen eines Bohemienlebcns in amerikanischer Be- leuchtung nicht herauskommt. AIS Hauptmahlzeit wird dann gleichfalls ein Harold- Llohd-Film.Dr. Jack" serviert, der die Bezeichnung GroteSke nur zum Tell verdient, weil er neben den obligaten Sprüngen und Glieder- Verrenkungen eine ernste Gesühlsnote aufweist. Ich hätte nie geglaubt, daß Lloyd mit seinem unbeweglichen Nußknackergcsicht so ttese Wirkungen erzielen könnte wie in diesem Film, wo er als Arzt ein junges Mädchen aus der falf' nachdem er st
indem er ihren nd
sterblich in sie verliebt hat. Wenn er ein» Mutter heilt, Sohn aus der Ferne herbeizitiert, einen simulierenden jungen, indem er ihn zur Schule schickt, erscheint er als ein gütiger Scelenarzt, und selbst bei den wildesten Sprüngen sewer zur Heilung seiner Liebsten auSgesührten Verkleidung als Wahnsinniger bleibt dem Zu- schauer die warme Sympathie mit einem herzensguten Menschen. f. h. o. »vi«»eis « um die Erde in 18 lagen* geht in ihrem ersten Tell im M o z t< S a a I vor fich. Di« Amerikaner lassen einen Urenkel Jules Vernes� austauchen, der von der Gemütlichkeit seines Großvaters nichts mehr an sich hat, sondern nur Zweierlei kennt, nämlich die Hätz und die Sensation. Eine Wette läßt man der Erdreise noch zn zugrunde liegen, sonst aber beutet man Jules Vernes ' Phantasie beliebig und vornehmlich zu Filmkaiastrophen aller möglichen Art aus. Um die Zuschauer tu bebende Erregung zu versetzen, werden bei der tollen Jagd alle nur denk- baren Verkehrsmittel benutzt. Man sieht Bilder von London und Paris , wie man sie schon des öfteren zu scben bekam, aber Flugzeugausnahmeu von Berlin , wie man sie bislang noch nicht sah. Konstantinopel ist leider ganz und gar Kulisse und noch dazu eine sehr schlechte. Uebcrhaupt ist der Ucbergang von der Kulisse zum natürlichen Anschlußbild nicht glänzend geiuiigcn. Wem es aar zu schwer fällt, seine Neugierde zu bezwingen, der kann sich sosort im Theater am Nollendorsplatz den zweiten Tell der Reise ansehen. Dieser ist mit allergröbsten Mitteln ganz aus den Reißer zugeschnitten. Nicht ein schönes Städtebild taucht aus, alle» ist Kulisse, Kulisse und nochmals'Kulisse. Die Unwahrscheinlichkeiten nehmen in nahezu berauSsordclnder Weise überhand. Eiu Vulkan bricht aus einer Zuckerrohr- Plantage aus, ein Mensch schwimmt mindestens zehn Minuten unter Wasser, wobei sein Hemd trocken bleibt, Leute fallen in einen Krater und in Lava- massen und behatten ihre untadelig saubere Wäsche, und eine Dame hat trotz aller Hätz stets Zeit, ihre Garderobe zu wechseln. Julei Verne«'
Phantasie war unerhört kühn, die Amerikaner bringen kein« vertiefte AuS« gestaltung, Jules Vernes hatte Kultur, die Amerikaner kennen nur ein Gewimmel von UnWahrscheinlichkeiten. Der Tauentzien-Palast verschrieb sich auch einen Amerikaner, und zwar.Spiel und Ehre". Ist Amerika das Ursprungsland, dann ist jedes Manuskript von vornherein der weitgehendsten Rücksicht sicher. Drei bekannte Würzen durchziehen diesmal die sieben Akte, die Sentimentalität, die Moral und der kriminelle Einschlag. In dieser technisch sauberen Arbeit sieht man vor allen Dingen Sportbilder, die man in ihrem vollen Reiz gerne auskostet. Sie sind sehr interessant, da sie in einem uns unbekannten Ballspiel wirklich etwas Neues bieten. Die Zuschauertribünen sind in ihrem vollen Leben ersaßt. So erzielt man Anteilnahme und ein williges Mit- gehen des Publikums. Das Spiel ist verständlich und das starre Gesicht des Hauptdarstellers, so durchaus stirmps im Ausdruck, paßt gut zu der Nolle. e- b. .Schweigsame Lippen", ein italienischer Film, lies über die Leinwand in O s w a l d- L i ch t s p i e I e n. Es ist leine aufregende Angelegcnbcit, aber die Sache ist durch kontrastierende Szenen(die ersten Bilder spielen auf See an Bord eines Kriegsschiffes) abwechslungsreich ausgezogen. Ein junger SchiffSlcutnant ist der leibliche voreheliche Sohn der Gattin feines Kommandanten, eine Tatsache, die die Mutter solange zu verbergen weiß, bis ein Schuß aus dem Revolver des eiscrsüchtigen Gatten sie zum Ge- ständnis zwingt. Die Darstellung zeigt kluge, beherrschte Typen, man glaubt oft Nordländer vor sich zu haben und nicht Italiener . Vieles wird dadurch zu matt, weil man sich nicht zu bewegen wagt und den Affekten nicht nachgibt, anscheinend ein Regiesehler. IC
Sport. Rennen zu Grunewald am Sonnabend, den 2. August: I.Rennen. 1. Favilla(Elslein), 2. Caracas (Hellmann), 3. Thrain (ffiolss). Toto: 33: 10. Platz: 13, 15, 16: 10. Ferner liefen: Teusels- braut, Prinz Karneval, Stummer Teufel, Diogenes._ 2. Nennen. 1. Sternschnuppe(Bleuler), 2. Samadnn(Hugueniu), 3. Lese(F. Kasper). Toto: 23:10. Platz: 14:10. Ferner liesen: Karrara, Mainbcrg, Aufklärung, Dalberg, Escorial. 3. R e n n e n. 1. Sisyphus(Bleuler), 2. Antener(G. Schmidt), 3. Jsonzo(Jentzsch). Toto: 45: 10. Platz: 13, 11, 13: 10. Ferner liefen Magnei, Winnetou , Fliegender Fuchs, Torquato, Arie. 4. Rennen. 1. Hampelmann(O. Schmidt), 2. Perikles (F. Kasper),: 3. Eigilbert(Jentzsch). Toto: 36: 10. Platz: 18, 27: 10. Ferner liefen: Tranmdeuter, DardanoS , Habicht, 5. Rennen. 1. Hohe Pforte(Ch. Korb), 2. Wartburg (Huguenin), 3. Lapis Electrix(W. Tarras). Toto: 24: 10. Platz: 16, 17: 10. Ferner lies: Whatagirl. «.Rennen. 1. Coran (Torke), 2. Marienburg (P. Ludwig!, 3. Oberau II(S. Jentzsch). Toto: 37: 10. Platz: 18. 125, 20: 10. Ferner liefen: Melanie, Parnaß, Queen Mary, Manttnea, Prinz Christian, Magnus, Myron, Allotria, O Straßburg, Königliche Hoheit, Panter. 7. Rennen. 1. Kati(E. Mutter), 2. Sankt Thomas (Kalff), 3. DioSour(W. TarraS). Toto: 69: 10. Platz: 21. 20. 17: 10. Ferner liefen: Roderich, Kadewitt, Pennemätzchen, Parioli, Penelopc, Gripsholm . Wetter für Berlin mid Amgegend. Nach Gewittern wieder aufklarend und Abkühlung bei mäßigen westlichen bis nordwestlichen Winden.— Für veutschland. In Westdeutschland wieder ziemlich heiter. In Ostdeutschland nach Gewittern aufklarend.
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