soll dieses Gift unschädlich gemacht werden? Und gelingt es, dieses Gift zu beseitigen, bevor es die schwersten Schädigungen im Körper unseres Vaterlandes hervorgerufen hat? Es zeigt sich in Bayern besonders deutlich, und gerade bei der neuesten Debatte, die oben erwähnt wurde, am oller» deutlichsten, daß für die Reaktion der Antisemitismus nichts ist als ein Borspann: ein Borspann für ihre rückschrittlichen Ab- sichten. Die allgemein-antisemitischen Forderung«! schiebt man beiseite und der Antisemitismus hat zu kämpfen für den P a r- tlkularismus und für die Wiederaufrichtung der Throne und der reaktionären Herrschaft gegen die Republik und gegen die moderne Entwicklung: nur dazu braucht man ihn.
Stinnes Erbe. Wegen Lcitungsftörnng sofort entlasse«. Bor einem Berliner Gericht spielte sich dieser Tage eine Verhandlung ab, die den„sozialen Geist' der Industrie- despoten glänzend charakterisiert. Bor dem Richter erscheint eine frühere Telephonistin des Berlages der„D. A. Z." und oerlangt, daß in ihrem Zeugnis als Kündigungsgrund ein Irrtum des Verlages angegeben werde. In der Ber- Handlung stellt sich folgendes heraus: „Dr. Edmund Stinnes ließ sich von Frankfurt e. M. aus mit der„Deutschen Allgemeinen Zeitung' telephonisch verbinden, bekam aber von der Zentral« der„DAZ." nicht die verlangte Ver» bindimg mit der Redaktion. Ohne nach der Ursache dieses Miß- geschicks zu fragen, erteilte Dr. Stinnes telephonisch« An- Weisung, die Telephonistin, welche in der Zentrale die betreffende Leitung zu bedienen hotte, sofort zu entlassen. Der Befehl des Beherrschers der„DAZ.' wurde ohne Säumen aus- geführt. In diesem Fall funktionierte die Leitung tadellos. Skr- qsbens berief sich die Telephonistin daraus, daß sie an der mangeln» den Verbindung nicht schuld sei, sondern daß eine Störung in der Leitung vorgelegen habe. Jede Teleponistin und leder Redakteur der„DAZ." wiffe aus Erfahrung, daß die Frank- furter Leitung oft gestört sei. Aber dieser Einwand half nichts. Dr. Stinnes hatte befohlen und fein Befehl mußt« ausgeführt weichen. Die Entlasiene erhielt ihr Gehakt für die Kün�igungszeit nebst einem Mgangszeugnis, in dem als Ursache der Eritkassmtg ein dienstliches Versehen der Telephonistin an- gegeben war. Mit einem solchen Zeugnis in der Land konnte die Entlassen« wohl kaum«ine neu« Stellung finden. Sie»lagt« deshalb beim Kaufmannsgericht auf Ausstellung eines Zeugnisses. worin als Enllosiungsgrund ein Versehen seitens der ,L>AA.' an» gegeben werde. Dessen weigerte sich aber der Vertreter der„DAS.*, weil eine solche Angabe der Ucbe-rzeugung der Firma widersprechen würde. Die Klägerin bezeichnet« das Boraehen der Firma gegen sie als brutal, um so mehr, als sie durch di« Entlassung a u ch u m ihren Urlaub von 10 Tagen gekommen fei. Auch Hobe man von ihr verlangt,...! sie solle wegÄ» ihrer Enklasiang nicht Nage»«ch nicht»! davon in die Oeffeullichkell bringen. Em Beweis, daß die Angestellten des Herrn Stinnes in der„DAZ.* das Borgehen ihres Gebieters gegen die Telephonistin wohl selber nicht für einwandfrei hasten. Auch der Borfitzende des Kauf- mannsgerichts gab dem Vertreter des Beklagten zu verstehen, daß andere ArbeitgÄier in solchem Falle nicht so gegen eine Angestellte vorgehen würden. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob sich di« Klägerin nicht mit einer Beschwerde an den Angestelltenrat gewandt habe, um ihr« Entlassmig al» unbillige Härte anzufechten, antwortete di« Klägerin, das habe sie nicht tun künnen. denn«inen Ange» stelltenrat gebe es in der„Deutschen Allgemeinen Zeitung* nicht.* Recht und Unrecht waren in diesem Fall so eindeutig ge- klärt, daß der Vertreter des Verlages sich bereiterklärte, der so behandelten Telephonistin eine Entschädigung»- summe zu zahlen. Für die Oeffenllichkeit bleibt übrig, daß Herr Edmund Stinnes wohl zur Genüge charakterisiert ist. Die Firma Stinnes oersteht es offenbar sehr gut, nicht nur den Staat um die Erbschaftssteuer zu prellen, sie weiß auch„sozialen Geist" in ihrer Art zu„betätigen".
Lockstedt. Tentschdölkisches Lob für einen Sozialdemokraten. In der„Deutscheu Zeitung' stimmte dieser Tag« ein begeisterter Deutschvöltischer»in Jubellied an über die Entwicklung der Lockstedter Heid«. Dieser groß« ehemalig« Truppenübung?- platz lag vor vier Jahren»ach öde und wüst da, ist aber inzwischen völlig urbm und zu einer glänzend gedeihenden landwirtschaftlichen Siedlung gemacht worden. Es heißt in der Veschreldung: „Wo man noch vor kurzem in kniehohem Heidekraut oersank. da wogen übermanoshoch di« ährenreichen Kämme eines unübersehbaren Getreidemeeres. Wie an einer für die Augen undurchdringlichen oft zwei Meter hoheu Mauer geht man entlang.' Man liest die ganz« lange Abhandlung mit schmunzelndem ver. gnügen, well das überschwenglich« Lob, das der völkische Lockstedt. schwltmer mit Recht der Lockftedter Heide in ihrer neuen Gestalt darbringt, einem Mann dargebracht wird, dem gegenüber die Döl- tischen sonst mit ihrem Lob recht sparsam sind. Der Schöpfer der Siedlung aus der Lockstedter Heide, der Mann, der monatelang, ja beinahe jahrelang auf das heftigste und zäheste darum gekämpft hat, daß aus dem öden Truppenübungsplatz ein blühender Sied- lungsbezirt mit weiten Getreideanbauslächen geschaffen würde, war niemand anders als— unser Genosse Otto Braun , der jetzige Ministerpräsident und damalig« preußische Landwirtschaft». minister! Er hatte die unglaublichsten Schwierigkeiten bei den Offizieren des Reichswehrministerium» zu überwinden, die sich mit aller Ge- walt dagegen sträubten, daß der Platz für Truppenübungen verloren ginge und für vernünftig« Zwecke der Volksernährung nutzbar ge- macht würde. Wenn es nach den Köpfen der Reichswehroffiziere gegangen wäre, so wäre die Lockstedter Heide noch heute ein« große, dürr« Wüste, auf der höchsten» ein paar magere Heidschnucken grasen könnten. So aber, durch die Arbeit eine» sozialdemokrti» schen Politikers, der all« künstlich aufgetürmten Schwierigkeiten überwunden hat. sind viel« deutsche Volksgenossen auf dem 8000 Hektar großen Terrain angesiedelt und ist ein Stück wirtlichen Reu» lande» zum Wohl« de» Volkes geschassm worden. Den Herren, die vor vier Jahren der Ansicht waren, es sei wertvoller, dies« 3000 Hektar von Syldatenstieseln zerstampfen zu lassen, empfehlen wir angelegentlich, aus Grund der Lektüre der.Deutschen Zeitung', die Besichtigung de» Lockstedter Lagers, wie es sich heute mit seinen wogenden Getreidefeldern darstellt.
Der neueste Universttätskampf. Au» Heidelberg wird uns geschrieben: Bereit» in seiner ersten Vernehmung hatte Dr. G u m b e! sein Bedauern über den unglücklichen von ihm verwendeten Ausdruck aus- gesprochen. In einem längeren Schreiben an den engeren Senat, das die gesamt« Heidelberger Presse gestern unverkürzt wiedergab, hat er dies Bedauern nochmals wiederholt. Die Angelegenheit hat in Heidelberg großes Aufsehen erregt. Eine Entschließung der dar- tigen Ariegsbeschädigienorganlsation hat sich für Gumbel ausge- sprochen. Die Zentrumspress«, die demokratisch« Presse und selbst die volks parteilich« stehen Gumbel nicht feindlich gegenüber. Sie betonen, daß es u n z u l ä s f i g i st, um eines einzigen unglücklichen Ausdrucks willen ein Mitglied der Universität zu entfernen. Die Universität jedoch teilt diesen gemäLigien Standpunkt der öffentlichen Meinung nicht. Das Rektorat schreibt heut« den Zei- langen, daß die Fakultät und der engere Senat sich in ihren Berichten an den Minister für eine Entziehung der Lehrberechti. g ung ausgesprochen haben. Wohl aus demonstrativen Gründen hat di« Umversität einen ihrer größten Säle heule für eine völkische De- mouskrallon zur Verfügung gestellt. Der gestrige Landtag war im wesentlichen dem Fall Gumbel gewidmet. Die Tribünen waren überfüllt, der sozialdemokratische Abgeordnete H ä b l« r hielt eine groß« Red«, in der er den Heidelberger Umversttätsfkundal im Zusammenhang mit den großen Schul- und Hochschulfrügen behandelte und eine eingehende Parallele zwischen der Longmut de» Unterrichtsministeis gegeu Lenard (
Silöer vom Sodensee. Von Leopold Löste. Wir lagern am Ufer, auf einer vorspringenden Landzunge de» kleinen bayerischen Anteils am Badensee . Zur Liitken da» male- risch aus ein« Insel gezwängte Lindau , die südlichste Stadt Deutsch lands . Etwas lveiter hin. am östlichen Kopfende des See», taucht Bregenz auf, Vorarlberg » Hauptort, am Fuße des Pfänder», des Ausläufers des herrlichen Bregenzer Woldes, den man im Hinter- gründe zu den Hochgipfeln der Vorarlberger Alpen aufsteigen sieht. Dann folgt, bevor auf schweizerischer Seite dos Ufer wieder an. steigt, ei» tiefer Einschnitt, die Mündung des Rheines, der sich hier in den See ergießt. Hier zwischen Bregenz und Rheineck , hat der grüne Strom ein breites, flaches Delta angeschwemmt. Eine der Brittkolonien der Lachmöven befindet sich hier. Diese Vögel be» leben überall den See. und oft folgen sie scharenweise bettelnd dm Personen dampfern. Im Hintergrunde des Rhein -Einschnitts der mächtige, schneegekrönt« Gebirgsstock der Ecesaplana, daran an- schließend die Rhätischen Alpen Sraubündens. Dann schiebt sich, uns gegenüber, von Rheineck gegen Rorschach , Romanshorn und weiterhin,«In grüner Bergrücken das ganze schweizerische Südufer entlang. An sich einförmig, aber wirksam al» Folie für die schein- bar unmittelbar hinter ihm austagenden, schneefleck-glitzernden Fels- bürgen des Säntis, des nördlichsten Gebirgsstockes der schweizeri- schen Hochalpen. All« diese Gipfel Vorarlbergs und der Schweiz sind nicht immer und nicht immer auf einmal sichtbar. Wolken und Nebel oerhüllen bald den Blick, bald geben sie immer wechselnde Ausschnitte des Panoramas frei,, so daß das Bild sich fast ständig ändert. Es ändert sich weiter mst jedem Schritt, dm wir machen, dann verschieben die Kämme und Gipfel sich kulissenartig ineinander. In diesem Wechsel des alpinen Bildes liegt ein Haupsteiz des Sees, der hier, von der bayerischen Seite aus gesehen, seinen malerischsten Hintergrund besitzt. Der See, der drittgrößt« Binnensse Mtteleuropas, ist überall in feiner Brest «(bis zu 13,3 Kilometer) zu überschauen. In sein« Längsrichtung aber verschwimmt er mit dem Horizont«, nur hier und da unterbrochen durch die Silhouetten der Dampfer und Segel« boote. Das bayerische Ufer, wie das deutsche Ufer überhaupt, ist eine wellig« Morönm-Landschast, aus der weiter im Westen der aus Scheffels„Ekkehard' allgemein bekannt gewordene Hohentwiel und andere erloschene Vultankegel hervorragen. In der Näh« de» Ufers gleicht die Landschaft mit ihrm unzähligen Gärten, Obst- und an- deren Kulturen einem einzigen Parke, aus dem auf Schritt und Tritt in üppigster Fülle erblühend« Rosenhecken aufglühen. Der See ist grün, aber di« Tönung dieser Farbe wechselt an- dauernd. Selten ist der Spiegel fast glatt, fast immer ist er bewegt. Nach einer Folge heiß«? Sommert ag« erhebt fich die Temperatur
de» Wasser» bi» zu 23 Grad Telsiu», und in den Badeanstalten ist es dann am lebendigftm. gm Wasser umspielen uns Barsche und „Aland * genannte Fische. Die Spezialität des Sees, die Blau- felchen au» dem Geschlecht der Lachse, bekommen wir lebendig nicht zu sehen. Sie bleiben dem Ufer fern, ihre Nahrung ist da, Plankton. Hat man Gelegenheit gehabt, die wasserhellen, zarten Organismen dieses Planktons zu sehen, so begreift man die Zartheit und den Wohlgeschmack de» Fleisches dieser Fische, die für dl« Anwohner de» Bodensees in wirtschaftlicher Hinsicht eine so große Rolle spielen. Eben legt«tn Motorboot an, da» mit seinen Netzen vom Blau» felchen-Fang zurückgekehrt ist. Die oberwärts bläulichen, unten silberweißen, im Mittel etwa fußlangen Fische werden an Ort und Stelle marktfertig gemacht und in Körpe gelegt. Irgendwo im Westen hat sich ein Wetter entladen. In kurzer Zeit rauscht es über den See, und mit weihen Echaumkämmen sagen die Wellen hintereinander her Und branden an die Ufer. Am andern Morgen aber scheint die Sonne wieder, und wir machen, eh« wir vom Bodens«« Abschied nehmen, noch einen Abstecher mit dem Dampfer nach Meersburg , Konstanz und nach der Mainau . Auf dieser berühmten Park-Jnsel bewundern wir di« üppigste Vegetation, di« Deutschland » Klima hervorzubringen vermag. Palmen, Ey« pressen und Bambus Im Freien, gewaltige Bäume, darunter mäch. tige Tulpenbäume, Wellingtonlen und viel« ander« exotisch« Ge> wächs« und deren üppig« Entfaltung gewähren einen südlichen Ein- druck, den die hell«, heiß« Sonne verstärkt. Und dann trug der Dampfer uns noch einmal über den See, zurück nach Lindau , und noch einmal nahm das Auge das ständig wechselnde Panorama auf, um im Berliner Alltagsleben noch lange an wundervoll« Eindrück« zurückdenken zu können.
Seefahrer und Romandichler. ver englische Schriftsteller Joseph Conrad , dessen Abieben schon kurz ge meldet ist. war einer der meist gelesenen britischen Romanautoren, der seine Beliebtheit in der Hauptsache seinen Seegeschichten zu danken hatte. Der Verstorben«, der am ö. Dezember 1357 geboren wurde, war weder Cnglädder von Geburt noch Schriftsteller au» Neigung. Seine Wieg« stand in Polen und sein« Kindheitserinnerungen beschränkm sich auf einen fchneebedeckten Gefängnishof. auf dem Kofaben herumjagten, di« die Gefangenen wie eine Schafherde zusammentrieben. In der Verbannung in Sibirien , wohin des Kind mit der Mutter dem Bater gefolgt war, erwacht« seine Neigung zur See, di« durch die Lektüre englischer Romane geweckt worden war. Um seine Aden» teurerlust zu befriedigen, flüchtete der polnische Junge au» Sibirien und»ahm Dienst als Schiffsjunge auf einem englischen Segelschiff. Als Matrose und Steuermann durchfuhr er alle Meere, lernte die Küsten von Borneo und Sumatra , die weltverlorenen Flüsse de» Kongo und da« Märchenland der Süds«« kennen, und trieb sich in den verrufenen Hafenkneipen von Marseille wie in den noch ver» rufeneren de» fernen Ofden » herum. Er fchlepte auf seinem Rücken Gotreidefäcke und arbeitete von V Uhr morgens bis 5 Uhr abends O
und dem raschen Vorgehen gegen Gumbel zog. Auch der v o l k s- parteilische Abgeordnete betont«, daß der Ausdruck„Feld der Unehre* hätte vermieden werden sollen, sprach sich aber sonst nicht gegen Gumbel au». Em kommunistischer Antrag oerlangte, daß der Landtag die Maßregelung Gumbels mißbillige und die Regietung auffordere, ihn wieder in sein Lehramt«inzusetzen. Dieser dem Haue- haltungsausschuh überwiesene Antrag wurde jedoch sofort übcrhclt durch«in« Erklärung des Kultusministers. Sie lautet:„Nachdem Privatdozent Dr. Gumbel in einem an den engeren Senat der Uni- versität Heidelberg gerichteten und dem Unterrichtsministerium mit- geteilten Schreiben sein Bedauern über die von ihm gebrauchte Rede- wendung ausgesprochen hat, ist durch da» Unterrichtsministerium die Aufhebung der sofortigen Enthebung vom Lehramt verfügt. Der Gang de» gegen Dr. Gumbel eingeleiteten Verfahren» bleibt hiervon unberührt.' Demnach hat das Ministerium also Dr. Gumbel wieder in seine früheren Recht« eingesetzt, doch ist diese Aufhebung der früheren Suspendierung selbst nur wieder als vorläufig zu betrachten. Der Kampf, der bisher innerhalb der Universität geführt wurde, ist gegen Gumbel, da» Ministerium aber hat sich vorläufig für Gumbel entschieden. Es wird interessant sein, welche der beiden Kräfte die Oberhand behalt.
Nationale VürZe. Barbusse und Tuchomlinow. Sest Tagen tobt di« deurschnational« Presse darüber, daß Henry Barbusse in Greifswald vor Arbestern reden sollt«. Natürl.ch war da» eine schmähliche Verletzung der„nationalen Würde'. Aber was ist das? Nun öffnet di«„Deutsche Tageszeitung' ihre stramm nationalen Spalten einem Artikel des Generals W. Suchomlinow, bei Kriegsausbruch kaiserlich ruf. sischer Krieg» mini st erl Jahrelang hat gerade unsere nationalistische Presse Herrn Suchomlinow als den eigentlichen A n- stifter des Weltkriegs bezeichnet, der den Zaren aufgeh.tz:. durch Betrug zur Unterfchr-st der Mobilmachungsorder verleitet und auch sonst schon jahrelang mit Frankreich Ränke gegen Deutschland gesponnen habe. Ein Teil davon ist sicher richtig, Herr Suchomlinow gehört zu den Hauptkriegsschuidigen auf der Ententeseite. Ader daß dieser Mann jetzt in txutsHzn, sogar deutschnationalen Blättern schreibt, das oerletzt nicht die„nationale Würde'! Die „Deutsche Tageszeitung" versichert uns. Suchomlinow sei gar nicht der„Deutschenfresser, als den ihn die Kriegspropaganda hingestellt habe'— nebenbei ein hübsche» Selbstbekenntnis—, sie findet es auch ganz in der Ordnung, daß dieser Mann, der ihr einen „sympathischen Eindruck' macht, seit zwei Jahren in Deutschland Asyl gemeßtl Deutschensresser hin, Deutschenfresser her— Suchomlinow g?. hört« unleugbar zur russischen Kriegspartei. Er darf nichtsdestoweniger in einem deutschnationalen Blatt austreten und öffentlich schreiben, ohne daß die deutsche Würde dadurch irgendwie gefährdet ist! Aber Henry Barbusse, de? zeiUebens Frieden s- freund und Freund des deutschen arbeitenden Volkes war, dar verletzt die national« Würdet Werkwürdig, merkwürdig!
deutfchaationale Schmerzen. Die deutschnationale Reichstagssraktfou hat folgende Interpellation eingebracht: „Am 3. August, dem Gedenktag der Gefallenen, wehte aus dem Palais des alten Kaisers die schwarzrotgoldene Fahne.(Furchtbar! Die Red.) Wo« gedenkt die Reich» regierimz zu tun, 1. um der Reichsverfassung, die am nächsten Sonntag gofeierr werden soll, auch in Preußen zu ihrem Recht zu verhelfen? 2. Um die an ihre: geschichtlicher, Vergangenheit hangenden Bevölterungs- kreise vor Provokationen(!) durch die preußische Staalsregic- rung zu schützen?' Die Deutschnationalen scheinen wirtlich anzunehmen, daß sie mit Frechheit aus irgend jemanden Eindruck machen. Wir hasipt wenigstens noch nie gehört, daß ausgerechnet di« Deutschnat'.onolcn die Bevölkerung vor Ptovotationen schützen wollen.
als Hafenarbeit«? in den Londoner Dock». Zu seinem Vergnügen schrieb er da», wo» er gesehen, nieder, und so entstand sein ersver Seeroman„Almayers Folly*. an dem er sechs Jahr««bei tu. Auf den Rat von John Galsworthy , mit dem Eonrad auf einer Reife noch Australien bekannt geworden war, schickte er das Manu- ftript an einen Verleger nach London . Der Erfolg des Buche?, t«» durchaus nicht zu seinen besten gehört, war enorm. Obgleich Conrad Deutsch. Französisch und RuMch gleich fertig sprach und schrieb, wählt« er als Schrif'stellerfprache da» Englisch « und wurde so der gclesenst« der modernen englischen Autoren. Ja,«r galt in En:- land als besonder, erlesener und vorbildlicher Stilist, dessen Englisch mustergültig war. Aber sein Herz w« nicht bei der Sache.»Schrei- ben ist für mich ein« entsetzlich« Qual.* erklärt» er noch kurz vor seinem Tode.„Ich bin al» Seemann geboren und aufgewachsen, und bis zur Stunde greif« ich nur mit Unlust zu? Feder.' Für die großen transattantlfchen Dampfer hatte«r. der stets auf Ssgelschiffen gefahren war, nichts übrig. „Simson und Dalila" im Renaissance- Theater. De» Dänen Sven Langes Tragikomödie, die diescn alten Stoff in«inen wo- dernen Feuilletonstil übersetzt, ist mehr Kino als Theater. Der neue Simson ist der Dichter Peter Krumbok. die neue Dalila seine Frcn, die Schauspielerin, die Verkörperung des Philisters der Großhändler Meyer. Di« Frau verrät ihren Mann an den Philister, de? dumm. geschmacklos, aber reich ist und dafür vom Dichter mit«iferfüchtige>, Bosheiten traktiert wird. Der zweite Akt nutzt den alten Trick aü»: die Bühne auf di« Bühne zu bringen. In einer Bühnenprobe, in der Krumbaks symbolische Tragödie„Simson und Dalila' gespielt wird, geht das Stuck in die Wirklichkeit über. Krumbak, der den Simson einem talentlosen Mimen vorspielt, fallt den zufällig hin- zukommenden Weyer an, Talila entflieht. Dieser Akt ist wenigstens amüsant und rührt zuweilen an Menschliche». Im Schlußakt lehrt Krumbak. innerlich zerrissen und verstört, tn fein« Wohnung zu< rück, überrascht dos Philisterpaar, das eben von der Premiere ieines Stückes kommt, tötet aber nicht sie— sondern sich. Nur Walte? Franck(als Krumbak) bot höheres Interesse, er vertiefte die zwischen Brutalität und Verstiegenheit schwankend« Gestalt, streift« an» Tragisch« und ließ Blicke in ein von der Liebe zu einer Unwü« digen zerkrawpftes Herz tun. Di« Tschechow « war nur in der Nacktheit des zweiten Aktes sinnberückend, sonst wenig überzeugend Aus dem Großhändler Meyc? modelt« sich Paul Marx«m« sehe ulkig« Figur mit einem Stich in» Groteske zurecht.— r.
Mar viebermavll«leder Atadewiepräfldeat. Zum Pröfidenien der?.-», liner Atademie ist für da» Amt»jahr 1Ö&/S5 wiederum Professor Mar Liedermann gewählt worden. Der Senat der Akademie hat dabei eine AU«nahme von der Bestimmung gemacht, datz ein« Wiederwahl nur nach einer Unterbrechung eintreten kann. vi« Suphsr-on-tiunfiaueflellung, Tharlottendurg. Fasanenstrahe?5. ern Zoo,«iSsfnet am 9. August 192» ein« ÄraphiIauSstellung von Touloas: Lautrer. Liebknecht» Sries« in» Fr arni fisch« aberfetzt. Karl Liebknecht «„Briefe von der Front und au« dem Oi-'ätinm»' find von Franot Trest und Paul VaiZanI-TouIurier in« FranzMche ubersetzt.